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Donnerstag, 12. August 2021

Mohandas K. Gandhi / Mein Leben oder die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit (1)


Wahrheit ist wie ein riesiger Baum, der, je besser man ihn hegt, 

umso mehr Früchte trägt er. 

Und immer mehr und immer mehr, 

bis ins Unendliche.

 Je tiefer man im Stollen der Wahrheit schlürft, 

desto mehr Möglichkeiten zu dienen finden sich.

 (M. Gandhi, 221)

Was für eine interessante Autobiografie. Mir war bewusst, dass Gandhi eine Größe von Mensch war, aber jetzt, nach diesem Werk, ist er für mich mehr als das. Schon während des Lesens dachte ich einen Heiligen vor mir zu haben, und war positiv überrascht, als ich das Endkapitel erreicht habe, ein sog. Schlusswort des Herausgebers Ilija Trojanow: Ein Mensch ist größer als ein Heiliger. Genauso habe auch ich ihn wahrgenommen. Jesus hat die Füße von seinen Jüngern gewaschen, Gandhi dagegen ist in die Häuser und hat die Füße von Kranken gewaschen, um bei diesem Gleichnis zu bleiben …  Jesus hat missioniert, Gandhi hat vorgelebt.

Es ist ein sehr tiefgreifender, narrativer Lebensbericht, der ganz sicher noch lange nachwirken wird. Er liest sich fast wie ein nicht enden wollendes Memorandum. Des Weiteren habe ich das Buch zusätzlich als ein großes Weisheitsbuch erlebt. 

Da dieser erfahrene Selbstbericht sehr umfangreich ist, habe ich mir überlegt, nur auf ein paar Punkte einzugehen, die für mich besonders wichtig waren, und habe sie wie sonst auch mit Zitaten belegt. Gerne wäre ich auf viele andere Aspekte eingegangen, wie z. B. den Rassismus und damit verknüpft auf ein paar politische Ereignisse. Da ich sie allerdings als bekannt voraussetze, erspare ich sie mir wegen der Überfrachtung an Themen und verweise stattdessen auf das Buch. Da mir die Tiere so sehr am Herzen liegen, habe ich ihnen hier durch Gandhis vorbildhaftes Leben einen großen Raum schenken wollen, vor allem auch weil gestern wieder jede Menge traurige Tierschicksale mir zu Ohren gedrungen sind.

Leider konnte ich nicht alle wunderbaren Zitate hier im Text  einbauen und habe beschlossen, die wichtigsten noch nachträglich in die Kommentare zu setzen, siehe hier, damit sie nicht völlig versanden.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten. 

Zum Inhalt
Gandhi berichtet recht unbefangen und authentisch über sein Leben. Allerdings mit dem Hintergrund, Vorbild für andere Menschen sein zu wollen, sich z. B. mit der sog. Wahrheit und mit den eigenen Schwächen zu befassen, jedoch ohne Überheblichkeit und so ganz ohne die Fasson eines Lehrmeisters. 

Ich hoffe und bete, dass niemand die in den folgenden Kapiteln eingefügten Ratschläge als verbindlich ansieht. Die aufgeführten Experimente sollen als Beispiele dienen, vor deren Hintergrund jeder seine eigenen Experimente durchführen kann, je nach Neigung und Belastbarkeit. Für diesen Zweck sind die autobiografischen Beispiele hoffentlich nützlich, denn ich werde nichts Erwähnenswertes verschweigen oder herunterspielen. Der Leser soll von all meinen Fehlern und Irrtümern erfahren. Ich habe die Absicht, Experimente im Licht von Satyagraha (Übers. das Festhalten an der Wahrheit, Anm. d. Verf.) zu beschreiben. Es geht nicht darum, dass ich gut dastehe. Ich versuche, mich selbst so unerbittlich zu beurteilen wie die Wahrheit - etwas, was ich mir von anderen auch wünsche. (16)

Mein Leben ist meine Botschaft. (M. Gandhi)

Schon sehr früh begriff er sich als Wahrheitssuchender und setzte sich gewissenhaft damit auseinander, wobei ich mich beim Lesen häufig fragen musste, was Gandhi unter Wahrheit versteht? Subjektive, triviale, objektive, göttliche Wahrheit? Davon gibt es noch reichlich weitere Instanzen mehr ... Aber wenn man Gandhi gelesen hat, dann heben sich alle diese Instanzen auf, denn er selbst suchte die Wahrheit in seinem eigenen Inneren, so wie er in seinem Inneren Gott gesucht hat. Wahrheit war verbunden mit Gewissen. Er selbst bezeichnete sich als ein Diener der Wahrheit, als er sie schließlich in sich gefunden hatte

Kapitelweise und in kurzen Kolonnen erfährt man über die Herkunft der Eltern, über seine eigene Kindheit, zu der auch die Kinderehe zählt. Gandhi wurde im Alter von zwölf Jahren mit dem gleichaltrigen Mädchen namens Kasturba verehelicht. Ein recht spannendes Kapitel, und ohne verurteilen zu wollen, dennoch schwer zu begreifen, wie man sich als Bürger*in einer westlichen Welt eine Ehe unter zwei Minderjährigen sich vorzustellen hatte.

Man liest über sein Jurastudium in England und über seine spätere Berufspraxis als Anwalt in Südafrika. 

Wie ich in den Kommentaren schon geschrieben habe, hat Gandhi massiven Rassismus erleben müssen. Selbst in Südafrika, wo eigentlich die Weißen hätten Fremde sein sollen, waren sie die Herren. Hier wurden alle Farbigen von den Menschenrechten ausgeschlossen.

In den späteren Kapiteln liest man, wie Gandhi es geschafft hat, sein eigenes Land, das von den Engländern fremdbesetzt wurde, mit dem zivilen Ungehorsam in die Freiheit zu führen.

Was hat mir neben seinem politischen Leben besonders an dieser Biographie imponiert?
Davon habe ich mir fünf Punkte angelehnt an Zitaten herausgearbeitet.

1) Kritische Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen
Durch die Kinderehe hatte Gandhi sich schon recht früh mit den Geschlechterrollen befasst. Frauen hatten zu dienen, Männer zu regieren. Frauen erhielten keine Schulbildung .... Gandhi sah darin ein Problem, denn er wollte eigentlich eine kluge und gebildete Frau an seiner Seite haben. In den späteren Jahren hatte er sogar versucht, selbst seine Frau zu bilden, sie zu alphabetisieren. Kasturba aber, die gut ihren Auftrag als eine gehorsame Ehefrau verstand, weigerte sich, denn sie hatte mit ihrer traditionellen Frauenrolle keine Probleme. Sie war glücklich in ihrer schlichten Art und stellte wenige Ansprüche. Dies war ihre Form, sich der Ehe demutsvoll hinzugeben. Dies war ihre Vorstellung von Glück. 

Man sollte jetzt allerdings nicht denken, dass wir ständig erbittert stritten, denn meine Strenge beruhte ja auf Liebe. Ich wollte aus meiner Frau die ideale Ehefrau machen. Sie sollte ein reines Leben führen, lernen, was ich lernte. Mein Wunsch war, dass wir ganz miteinander verschmolzen. 

Ob Kasturba diesen Wunsch ebenfalls hatte, weiß ich nicht. Sie war Analphabetin, von Natur aus schlicht, eigenständig, behaglich und, zumindest mir gegenüber, zurückhaltend. Ihre Unwissenheit störte sie nicht, und ich kann mich nicht entsinnen, dass mein Lernen Sie jemals zu einem ähnlichen Abenteuer angespornt hätte. Vermutlich stand ich mit meinem Wunsch alleine da. Meine Leidenschaft konzentriert sich ganz auf diese eine Frau, und ich wollte Erwiderung. Doch auch ohne Gegenseitigkeit war nicht alles ein einziges Elend, denn zumindest eine Seite liebte. (29)

2) Kritische Auseinandersetzung mit sich selbst, dem Menschenbild und der Wahrheit

In meinem Leben bin ich verschiedentlich in engen Kontakt mit Menschen gekommen, die unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Gemeinschaften angehören, und nach meinen vielen Erfahrungen mit ihnen darf ich behaupten, dass ich zwischen Verwandten und Fremden, Landsleuten und Ausländern, Weißen und Farbigen, Hindus, Muslimen, Parson, Christen und Juden nie einen Unterschied gemacht habe. Mein Herz ist zu solchen Unterscheidungen unfähig, etwas, was ich nicht als Tugend reklamieren kann, da es meine Natur ist und nicht durch Bemühungen errungen wurde - im Gegensatz zur Gewaltlosigkeit, Enthaltsamkeit, Besitzlosigkeit und anderen Kardinaltugenden, um deren Umsetzung ich ständig kämpfen muss. (272) 

Gandhi spricht mir auch zu dieser Thematik so sehr aus der Seele. 

Gandhis Wahrheitsbegriff und wie er ihn lebt

Gewaltlosigkeit bildet die Grundlage für die Suche nach der Wahrheit. Tagtäglich stelle ich fest, dass die Suche vergeblich ist, wenn sie nicht auf Gewaltlosigkeit basiert. Es ist völlig in Ordnung, gegen ein System Widerstand zu leisten, es anzugreifen, aber gegen dessen Urheber Widerstand zu leisten, ihn anzugreifen, kommt dem Widerstand und dem Angriff auf die eigene Person gleich. Keiner von uns ist besser als der andere, wir sind alle Kinder desselben (Ursprungs, Anm. d. Verf.), und als solche besitzen wir unendliche göttliche Kräfte. Einen einzigen Menschen gering zu schätzen bedeutet, diese göttlichen Kräfte gering zu schätzen und damit nicht nur diesen Menschen, sondern der ganzen Welt zu schaden.

Der Mensch und seine Handlungen sind zwei unterschiedliche Dinge. Während eine gute Tat mit Lob und eine schlechte mit Tadel bedacht werden sollte, verdient der Handelnde, ob er nun ein guter oder schlechter Mensch ist, Respekt oder Mitleid, je nachdem. Dieser Grundsatz, so leicht er zu verstehen ist, wird nur selten umgesetzt, darum breitet sich das Gift des Hasses in der Welt aus. (271f)

3) Kritische Auseinandersetzung mit den Weltreligionen, hier am Beispiel der christlichen Tradition
Häufig wurde Gandhi von den Engländern bekehrt, missioniert und belehrt. Immerzu wurde er aufgefordert, Fleisch zu essen, weil dies zur europäischen und zur christlichen Tradition zählen würde. Als er als junger Mensch zum Studieren nach England reiste, musste er sich sogar mehrmals anhören, dass er kein richtiger Mann werden würde, wenn er weiter Fleisch ablehnen werde … 

Gandhi hinterfragte hierzu auch die christliche Religion und konnte nicht verstehen, weshalb Tiere an Festtagen für Opfergaben getötet werden mussten? Er betrachte nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere als seine Schwestern. 

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll als das eines Menschen. Ich würde ein Lamm nicht dem leiblichen Bedürfnis eines Menschen opfern wollen. Je hilfloser ein Geschöpf, desto mehr Anspruch hat es darauf, durch den Menschen vor der Grausamkeit des Menschen geschützt zu werden. (236) 

4) Kritische Auseinandersetzung mit der Ernährungs- und Lebensweise / Gewaltfreie Ernährung
Gandhi lehnte alle Formen von tierischen Lebensmitteln ab und lebte tatsächlich vegan. In den Büchern steht überall, dass er Vegetarier war. Nein, das muss richtiggestellt werden. Er lebte vegan. Er achtete die Tiere dermaßen, dass er nicht einmal Milch, Käse und Eier sich einverleiben wollte. Wegen der schlechten konventionellen Haltung hatte er ein lebenslanges Gelübde abgelegt.

Gandhi durchlebte dadurch ganz konsequent eine gewaltlose Ernährung, die allerdings auch seiner eigenen Gesundheit dienlich wurde.

Er erkrankte im Laufe seines Lebens mehrfach schwer. Europäische Ärzte empfahlen ihm immer wieder zu einer Fleischkur, um wieder zu Kräften zu kommen. Er blieb hart und wenn es sein Leben gekostet hätte. Keine Tiersubstanzen sollten seinen inneren Körper passieren. Er heilte sich selbst mit veganen Lebensmitteln und mit Wasserkuren.

Ob richtig oder falsch, es gehört zu meiner religiösen Überzeugung, dass der Mensch Fleisch, Eier und dergleichen nicht essen darf. Selbst wenn es um die Erhaltung des Lebens geht, sollte es Grenzen geben. Gewisse Dinge sollten wir selbst dann nicht tun, wenn es um unser Leben geht. Religion, wie ich sie begreife, verbietet mir und meiner Familie selbst in solchen Krisen, Fleisch und dergleichen zu essen. (246)

Gandhi lebte konsequent. Auch die Allopathie lehnte er ab. Selbst seinen achtjährigen Sohn namens Manilal, der mit einer schweren Infektion sterbenskrank im Bett lag, konnte er mit einfachen Mitteln wie der Wasserheilkunde und einem besonderen fleischlosen Diätplan gesund kurieren.

Heute ist keiner meiner Söhne so gesund wie Manilal. Wer kann sagen, ob sich seine Genesung Gottes Gnade, der Wasserheilkunde oder dem besonderen Diätplan und der aufmerksamen Pflege verdankt? (248)

Gandhi hat immer sehr gesund gelebt und damit auch sein Immunsystem gestärkt. Er hatte sogar Pestkranke gepflegt, ohne sich selbst angesteckt zu haben. 

5) Kritische Auseinandersetzung mit der Haltung von sog. Nutztieren
Indien als das Land, in dem die Kühe heiliggesprochen werden? Mag vielleicht von der Religion her als Anspruch dienen, aber in der Realität wurden die Tiere dennoch schwer misshandelt, wogegen sich Gandhi eingesetzt hatte. Durch den Missbrauch an den Tieren lehnte er alle Milchprodukte ab. 

Zum Schutz der Kuh gehört in meinen Augen Zuchtprogramme, Verbesserung des Bestands, wenig Schläge für die Ochsen, Entwicklung von Muster Molkereien usw. Die Marwadi-Freunde hatten ihre volle Unterstützung zugesichert, aber weil ich mich nicht in Champaran niederlassen konnte, wurde nichts aus dem Projekt. (...) Der Ochse in Champaran muss immer noch bis zur völligen Erschöpfung arbeiten, und der sogenannte Hindu prügelt das arme Tier immer noch grausam und bringt Schande über seine Religion. (403) 

Dies waren ein paar für mich wichtigste Punkte. 

Cover und Buchtitel 
Cover und Buchtitel sind selbsterklärend und wunderbar ansprechend.

Zum Schreibkonzept
Thematisch ist das Buch sehr gut gegliedert. Es beginnt mit einem Vorwort und endet mit eins dafür vorgesehenem Kapitel Abschied. 

Das Buch besteht aus fünf Teilen mit insgesamt 168 Kapiteln.
Ganz zum Schluss findet man einen Anhang und ein Glossar, in dem die vielen fremden Begriffe übersetzt sind.
Der Schreibstil liest sich flüssig.

Meine Meinung
Sich mental neben Gandhi zu stellen kommt man sich als Mensch recht mickrig vor. Muss man aber nicht, denn auch Gandhi hatte neben seinen hohen moralischen Ansprüchen Ecken und Kanten und verweise hierzu auf das Buch, damit sie jeder selbst entdecken darf.

Mein Fazit?
Es gab doch einiges, was ich von Gandhi nicht wusste, und sich mir vieles durch diese thematisch doch recht umfangreiche Lektüre neu ergänzt und gefügt hat. Ich frage mich nun nach dem Lesen dieser Lektüre ein weiteres Mal:

Wer war Mohandas K. Gandhi?
Die Antwort kurz zusammengefasst:

Gandhi war nicht nur Anwalt, Ehemann und Vater von vier Kindern. Er war auch Pazifist, passiver Widerstandskämpfer, Veganer, Freidenker in politischer und religiöser Hinsicht, Tierschützer, Asket, Universalist, selbstkritischer- und selbstreflektierender Moralist; er war Weltmensch, Suchender, er war Samariter, und ein Naturalist im Gesundheitswesen. 

Eine Hommage an die Menschweit weltweit.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch die Anfrage beim Verlag, da mich die erste gelesene Gandhi-Biografie, siehe hier, zum Weiterforschen angeregt hatte. 

Vielen herzlichen Dank an den C. H. Beck-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar und ich entschuldige nochmals die Verspätung meiner hinterlegten Rezension.

Meine Bewertung

Autobiografie

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck und Verständlichkeit
2 Punkte: Sehr gute Umsetzung der Thematik.
2 Punkte: Sehr gute aufklärerische und kritische Verarbeitung
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden.
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von 12 Punkten

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Gelesene Bücher 2021: 07
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Auditive Bücher: Sten Nadolny /Weitlings Sommerfrische
Aljoscha Long u. a. / Mit dem Herzen siehst du mehr
Leo Tolstoi: Wo Liebe ist, da ist auch Gott
Marcel Proust: Der geimnisvolle Briefeschreiber
Amélie Nothomb: Klopf an dein Herz
Marcel Proust: In Swanns Welt

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)



Sonntag, 1. August 2021

Antworten-Antworten-Antworten auf E-Mail Zuschriften

Bildquelle: Pixabay

Endlich Urlaub, ab Montag, den 02.08.21 bis einschließlich Freitag, den 13.08.21. Ich freue mich so sehr darauf, dass ich mir vorgenommen habe, somit das Wochenende zu nutzen, um auf Beiträgen zu antworten, bevor der Urlaub mit Gandhi beginnen kann ... 

Hallo, ihr Lieben,
guten Abend. Ich möchte mich ganz herzlich für die vielen Zuschriften via E-Mail bei euch bedanken. Ich scheine wohl mit meinem letzten Posting, siehe hier, eine Lawine losgetreten zu haben, die mein Postfach zum Füllen gebracht hat. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Spannend euch zu lesen. In den Mails waren viele Fragen, auf die ich nicht alle eingehen kann. Ich möchte später im ersten Part mal ein paar Statements zusammenfassen, die sich wiederholt haben und im zweiten Part fünf konkrete Fragen aufgreifen, die sich ebenso wiederholt haben, ich aber dennoch eine Auswahl treffen musste, da ich nicht alle Fragen hier auf meinem Blog beantworten möchte. Aus dem einfachen Grund, weil sie mir zu persönlich sind, ich aber verstehe, wenn euch diese Fragen an mich sehr bewegen. Aufgrund der Datenschutzbestimmung gebe ich die Fragen nur im Telegrammstil und anonym wieder. 

Viele Zuschriften und Fragen zu Tierthemen waren ebenfalls dabei. Famous; dies zeigt, dass ich mit diesem Themengebiet auf großes Interesse stoße und damit nicht nur für mich weiter machen werde. 

Eine Bitte habe ich: Versucht doch bitte in die Kommentare zu schreiben, dann haben auch andere etwas davon und ich spare mir Arbeit, diese Mails zu komprimieren. Ihr könnt anonym schreiben, wenn ihr Probleme habt, euren Namen zu nennen. Auch Kritiken sind erwünscht, aber bitte höflich. 

Ihr benötigt auch keine Homepage, keine Website, um Kommentare zu posten. Viele besitzen tatsächlich keine Website und sind auch aus diesem Grunde zurückhaltend, wie ich mir habe schreiben lassen.

Bestimmte Themen dürfen auch persönlich sein, weil wir Menschen sind /

Objektivität nicht um jeden Preis
Es geht hier um Literatur und um bestimmte Tierthemen und nicht um unser tiefstes privates Liebes- oder Familiengeheimnis, das öffentlich ausgeschüttet werden soll. Wenn ich sehe, welch ein Furore z. B. auf FB über intime private Fotos u. a. gemacht wird, grenzt das m. E. nach schon an Voyeurismus, während bei wichtigen Themen Zurückhaltung gepflegt wird, so wundere ich mich häufig, wo hier die Schamgrenze zwischen wirklicher Peinlichkeit und Seriosität gezogen wird? Habt also Mut. Ich bin der Meinung, dass man mit jedem einzelnen tollen, tiefsinnigen Gedanken, den man in die Welt hinausträgt, damit à la Charles Dickens den Planeten ein klitzeklein wenig nicht nur besser, sondern auch wärmer machen kann. Und ihr tragt dazu bei, die Welt draußen im Austausch mitzugestalten. Deshalb kommt raus aus Eurer Komfortzone und traut euch.

Mich haben eure Beiträge viele Tage beschäftigt und habe lange gebraucht, sie zu verarbeiten, weil auch fast täglich neue reinkamen und ich viel in mich gegangen bin und mich gefragt habe, wie ich damit umgehen soll, weil ich sie nicht unbeantwortet lassen möchte. 

Es befanden sich aber auch viele skurrile E-Mails darunter, die mich schmunzeln ließen und andere haben mich dagegen verwundert, und ich mich fragen musste, wie ist z. B. dieser Mensch nur auf meinen Blog gestoßen, weil er so gar nichts mit Literatur, geschweige denn mit Tieren zu tun haben muss???? Aber dazu später mehr an einem Beispiel. 

Beginnen wir mit Part I

Zusammengefasste Eindrücke

Enthusiasmus und beseelte Buchbesprechungen
Zu den allgemeinen Statements hat mich am meisten gefreut zu lesen, dass in meinen Texten die Liebe zu den Tieren und zu den Büchern hindurchdringen würde und ich damit viele in der Leselust angesteckt hätte. Eine schrieb, dass man an meinen Texten den Enthusiasmus herauslesen könne, eine andere schrieb von beseelten Buchbesprechungen. 

Welch eine Freude für mich, dies zu lesen. Dies ist ein wunderbares Feedback, ganz herzlichen Dank dafür. Das macht Mut weiterzumachen trotz der derzeitigen prekären Zeitsituation. 

Ich bin außerdem kein Mensch, der in Schablonen denkt und schreibt.  Hierbei zitiere ich meine Bücherfreundin 

 Anne-Marit: 

Das ist dann wie eine Vorlage, in der der Haupttext identisch ist und nur die Namen der Protagonist*innen und die Schauplätze angepasst werden. Das Menschliche verflacht immer mehr. 

Weder Rezensionen noch Bewertungen möchte ich schablonieren, und wenn doch, dann kreiere ich vor allem für die Buchbewertungen mein eigenes Raster, weil ich besondere Kriterien für wichtig erachte, auf die sonst zu wenig geschaut wird. Ich gucke eben durch eine andere Brille, da ich die verschiedenen Lebenswelten innerlich sehr intensiv wahrnehme. 

Gute Buchempfehlungen
Andere haben geschrieben, dass sie auf meinem Blog viele wunderbare Bücher gefunden hätten, sogar Buchgeschenke für Freund*innen oder Familienmitglieder und fanden es schade, dass der Blog plötzlich so still wurde. 

Autor*innen als Multiplikator*innen und als unsere Transferpartner*innen
Wenn ich Feedbacks dieser Art lese, dann betrachte ich die Autor*innen als unsere o. g.  Partner*innen und so schwelge ich vor mich hin, denn der Dank gilt eigentlich nicht mir, sondern ihnen, dass ich geistige Ideen, die die Autor*innen mit ihren Büchern an mich weitertragen- und wiederum ich sie mithilfe meines Blogs in euch weitergeben konnte, ohne es gewusst oder geahnt zu haben, erfüllt mich mit ganz viel Freude und Liebe, denn es sind die Autor*innen, die helfen, dass neue Gedanken und neue Ideen in uns entstehen. Sie helfen uns, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sie sind es eigentlich, denen Dank gebührt, denn sie machen unseren Kopf und unsere Seele schwanger mit ihrer elektronischen Feder und mit ihren Worten. Sie verhelfen uns zu einem neuen gedanklichen und seelischen Outfit, wenn man nur offen dafür ist. Dankeschön an euch und an die tollen Schreiberlinge von Schriftsteller*innen. 

Part II

5 Zusammengefasste Fragen

Frage 1

Warum sind Sie aus FB ausgetreten? Dort gibt es jede Menge Leserunden. Von Langeweile keine Spur.
Das stimmt. Aber die Leserunden haben mich angestrengt. Es waren zu viele Teilnehmer*innen. Und viele waren nicht mal berufstätig. Wenn man den ganzen Tag arbeitet, man dazu noch zehn Stunden außer Haus ist, und man sich abends an den Bildschirm setzt und sieht, wie viele Runden in der Zwischenzeit schon diskutiert wurden, dann ist man einfach zu müde für eine Leserunde in dieser Form, um sich auf das Tempo der anderen einzustimmen. Nicht zu müde, um über ein Buch zu sprechen, aber zu müde, noch zusätzlich die vielen Kommentare der Mitdiskutant*innen zu lesen, zu verdauen und darauf noch schriftlich zu antworten. Und wenn man das nicht gemacht hat und man einen Gedanken eines anderen, ohne es zu wissen, wiederholt hat, tja, dann kam häufig der große Zeigefinger á la, das wurde doch schon gesagt, siehe hier und siehe da ...  Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf Instruktionen dieser Art, sodass ich dann immer passiver wurde und schließlich mit letzter Konsequenz ausgetreten bin. Zu viele Eindrücke, für die ich nicht genügend Zeit hatte, sie tatsächlich innerlich zu verarbeiten. Zu viele Kommentare lesen, zu viele Kommentare beantworten, wann sollte dann noch die Zeit bleiben, das Buch selbst zu lesen? Dies grenzt dann schon an einem geistigen Burnout, wenn man nicht mehr aufnahmefähig ist, und trotzdem weitermacht, ohne einen Sinn mehr darin zu sehen. Es waren außerdem nicht die Leserunden, die mich gelangweilt haben, sondern das gesamte profane FB-Setting. 

Ich habe versucht, zusammen mit Anne auf FB im Kleinen über Literatur zu diskutieren, und hier wurde es dann aber still, weil wir uns nicht in den Foren eingebracht haben. Nur noch oberflächliches Gefasel außerhalb dieser. 

Was habe ich doch häufig das Proust-Establishment bewundert? Damalige Menschen, die sich schon in den Matineen getroffen haben, um sich angeblich literarisch auszutauschen, weil sie so vermögend waren und dadurch keiner Erwerbstätigkeit nachgehen mussten, waren zu beneiden. Sie verfügten über Zeit, über sehr viel Zeit und haben aber trotzdem das meiste davon snobistisch und elitär in Tratsch und Klatsch verschwendet, daher der Titel Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Das hat Proust ziemlich gut erkannt. Viele von ihnen besaßen über Generationen hinaus eine große Privatbibliothek, wobei einige davon nicht mal in die Bücher geschaut haben, um dies mal ganz plastisch und salopp auszudrücken. 

Nein, in den Leserunden haben wir alle in die Bücher geschaut und sie auch alle gelesen, nur war das Zeitkontingent unterschiedlich bei uns ausgestattet. Sonst sind Leserunden tatsächlich eine wirklich prima und spannende Sache. 

Leserunden nach einem anspruchsvollen und gefüllten Berufsalltag
Ich arbeite den ganzen Tag mit Menschen; Kommunikation, Beratung, Krisengespräche, Telefonate, Klientenbeschäftigung, Administration, Teamsitzungen ...  somit ist mein Bedarf nach Kommunikation in jeglicher Form abends häufig noch zusätzlich erschöpft und gesättigt. Man will nicht mehr so viel reden und nur noch für sich sein, um zu reflektieren und nachzudenken. Um in Ruhe zu lesen. Mir macht mein Beruf Freude, das soll nicht frustriert klingen, denn mit den Menschen zu arbeiten ist wundervoll.

Leserunden in kleiner Form
Hier habe ich mich wohl gefühlt, aber nicht im Netz, sondern im Austausch mit lebenden und sehr sympathischen Literatinnen, die ich allerdings aus diversen Foren kennengelernt habe, mit denen sich auch eine Freundschaft gebildet hat. Da wir alle beruflich sehr eingespannt waren und uns auch mehrere Kilometer trennten, konnten diese Besuche nicht soooo häufig getätigt werden. Ein paar Mal im Jahr, aber sie waren immer schön und ausgiebig. Ich habe sie ein wenig als proustisch erlebt, weil uns die Buchthemen nie ausgegangen sind. Solche Gespräche lassen sich nicht mit jedem Menschen führen. Menschlich und intellektuell, bis schließlich der Sars-Virus ausgebrochen ist, und die Treffs explosionsartig weggefallen sind. Auch hier wieder ein deutlicher Umbruch, der bis in die Literatur- und andere Kulturszenen Kreise gezogen hat. 

In einem einzigen Forum, das sich Yourbook.shop nennt, gibt es mich nur noch in passiver Form, habe aber schon die Intention, dort zurückzukehren, wenn mein knappes Zeitlimit sich wieder zurückbilden sollte. Ich kann dieses Forum sehr empfehlen. 

Frage 2

Ist das für einen Bücherfreak wie Sie so einfach, von den Büchern abzulassen?
Ja, das klingt so, als wäre das so einfach. Aber das ist es überhaupt nicht. Mir blutet schon das Herz, wenn ich auf meinen SuB (Stapel ungelesener Bücher) schaue, oder wenn Anne über ihre Bücher spricht, empfinde ich eine große Wehmut. Aber es gibt Menschen, die Mut machen und sagen, dass das alles wieder kommen könne. Menschen, die selbst solch eine Phase mehrmals sogar im Laufe ihres Lebens durchgemacht haben, konnten sich sehr gut in meine Haut hineinversetzen. Ich bin gezwungen, den Fokus nun an anderen Stellen zu verschieben. Es sind z. B. auch meine Tiere, die mich dazu bewegen und mich mehr als zuvor brauchen. Ich habe hier zwei fellige Sorgenkinder zu versorgen, die meine ganze Hinwendung benötigen. Man kann das nicht beschreiben, wie diese Hinwendung gefüllt ist, aber auf jeden Fall ist das mehr als nur Futter hinstellen, kurz mal über das Fell gestreichelt und sie mal beim Namen zu rufen. Es ist eine seelische Hingabe, die Zeit fordert. Man muss lernen loszulassen, weil es wie von selbst zu einer Prioritätenverschiebung hinzielt. Und je mehr man sich dagegenstemmt, desto schwerer wird es. Also musste ich lernen und lerne noch anzunehmen und die neue Situation zu akzeptieren, um mich für andere Themen, die derzeit aktuell sind, mehr zu öffnen. 

Frage 3

Der Beitrag zum Umgang mit den eigenen Erfahrungen mit Tierkommunikation, gelöscht?
Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Beitrag vermisst wird. Nein, ich habe ihn nicht gelöscht, ich halte ihn vorerst halb geschlossen, weil ich erst meine Katzen befragen möchte, ob das ok für sie ist, wenn ich öffentlich über sie schreibe. Ich bin noch nicht dazu gekommen. 

Frage 4

Die Bitte, mehr über eigene Tierbeiträge zu schreiben
Über die Erfahrungen mit Tieren meines Umfeldes schreibe ich nicht gerne ins Blaue hinein. Nur punktuell und hauptsächlich angelehnt an Literatur, wie ich dies hier schon öfters praktiziert habe. 

Frage 5

Tierkommunikation professionell vertiefen?
Vor mehreren Jahren hegte ich tatsächlich mal diesen Wunsch, mich zu einer Tierkommunikatorin ausbilden zu lassen, wovon ich dann aber wieder völlig desillusioniert abgekommen bin, da ich in der weiten Vergangenheit zu viele nicht nachahmenswerte Vorbilder erfahren hatte und ich nicht dachte, dass ich nach einer möglichen Ausbildung die Praxis besser als sie umsetzen könnte. Diese enttäuschenden Erlebnisse wollte ich, ohne die Namen der sog. Profis zu nennen, schriftlich verarbeiten und andere Suchende davor schützen, nicht in die selbe Falle zu treten. Ich selbst traue es mir durch diese negativbesetzten Erlebnisse ehrlich gesagt nicht mehr wirklich zu, obwohl ich gegenwärtig tolle Erfahrungen hierzu und aber auch durch den Lehrgang habe erzielen können. Es existieren aber auch jede Menge Erfahrungen damit aus mehreren Jahren durch Eigenexperimente anhand von Büchern, die ich in meinem Schreibprojekt festgehalten habe. Vielleicht lerne ich wieder diesem Medium mit frischen Erfahrungen und mit neuen Kenntnissen zu vertrauen. Mir ist vieles nicht unbekannt und so bringe ich selbst fundiertes theoretisches Wissen mit. Die theoretischen Kenntnisse sind allerdings niemals ausgeschöpft und so bleibe ich weiterhin wissensdurstig und vor allem auch auf praktischem Gebiet. Die Praxis ist viel komplizierter als die Theorie, wo hier noch manche Übung und vor allem auch Austausch vonnöten ist und man hierfür aber immer Zeit und Ruhe benötigt.

Eigentlich habe ich schon recht früh begonnen, mit Tieren zu kommunizieren, nur war mir dies in meiner Jugend nicht bewusst. 

Ein Beispiel zur Anschauung und zum Mutmachen ...

... über eine Katze aus der damaligen Zeit. Als Kind habe ich mal in den Schulferien eine Woche bei meiner Verwandtschaft in Mannheim zugebracht, die eine siamesische Katze besaß. Während sie tagsüber bei der Arbeit war, verbrachte ich, 12 Jahre alt, alleine die Zeit mit dieser Katze, die total intelligent war. Ich habe mit ihr Verstecken gespielt und sie hat tatsächlich mitgemacht. Mehrere Runden und sie hat mich immer und überall gefunden. Eine Woche lang dasselbe Spiel. Immer wieder neue Verstecke ausprobiert. Frappierend war, dass diese Katze die Spielregeln verstanden hatte, die ich unbewusst nonverbal vermittelt habe und sie sich dadurch darauf einlassen konnte. Als ich wieder zu Hause war, rief mich nach ein paar Tagen meine Tante an und teilte mir mit, dass die Katze stundenlang vor der Haustüre sitzen würde, um auf mich zu warten. Die Katze war super, nicht ich. Ich habe nichts getan, ich habe mich nur mit ihr beschäftigt. Mehr als nur den Napf füllen und mal kurz gestreichelt und hallo sagen oder das Tier als Schoßpuppe gebrauchen, unbewusst habe ich das Tier wie eine Person behandelt, die mehrere Begehren hatte als nur das Stillen der Grundbedürfnisse, und das hat die Katze geliebt und später vermisst, als ich nicht mehr präsent war. Und ich habe diese Spiele mit ihr auch geliebt. Ich befand mich noch selber im Spielalter, wie sehr ich lachend diese Aktionen mit der Katze so sehr genossen hatte, wenn sie mich in meinen Verstecken aufgestöbert hatte. Tiere haben so viele Potenziale, die leider häufig brach liegen, weil man ihnen gewisse Fähigkeiten nicht zutraut, weil der Mensch denkt, dass besondere Fähigkeiten nur allein den Menschen gehören. 

Mit diesem Beispiel möchte ich euch nur ermuntern, euch wahrhaftig mit euren Tieren zu beschäftigen. Und zwar mit Herz und Verstand. Beispiele könnte ich noch mehr benennen, auch mit vielen Katzen anderer Haushalte, belasse es aber dabei. 

Die Lebens- und die Gedankenwelt mit den Augen des Tieres betrachten
Das bedeutet, weg von Zensierungen und Bewertungen aller Art, und weg von den eigenen Maßstäben, stattdessen hin zu dem Gegenüber. Würden wir dies im Alltag auf alle Lebewesen umsetzen, auch auf unsere Mitmenschen, dann gäbe es garantiert weniger Kriege auf der Welt. 

Und zum Schluss mit der fünften Frage ein skurriles Beispiel, das sowohl mit den Tieren als auch mit den Büchern zu tun hat, das ich ohne Kommentar stehen lassen möchte. 

Frage 5

Nichts Besseres zu tun, als sich um Bücher oder Tiere zu kümmern? Es wäre besser, mehr was für die Nöte der Menschen in Deutschland zu tun.

So, Leute, das muss genügen. Ich danke nochmals von Herzen und bitte nicht traurig sein, wenn ich nicht alle Fragen hier beantwortet habe. 

Euch allen eine wundervolle Zeit und bis zum nächsten Mal!

Beste Grüße, Mira


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Gelesene Bücher 2021: 06
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Zum dritten Mal: Sten Nadolny / Die Entdeckung der Langsamkeit
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Rachel Joyce: Mister Franks fabelhafte Welt für Harmonie
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Amèlie Nothomb: Klopf an dein Herz
Geo Podgast Staffel 2 / 26 Folgen zu Wissenschaft und Technik

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Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)


Sonntag, 18. Juli 2021

Ein kurzes Update


Da ich über E-Mail wiederholt gefragt wurde, weshalb ich keine Beiträge auf meinem Blog mehr schreiben würde, gebe ich jetzt mal ein kurzes Update von mir. 

Nein, ich bin nicht verschollen und befinde mich auch noch unter den Lebenden :-). Ich brauche lediglich eine Pause, eine Neuorientierung, auch auf meinem Blog. Mir fehlt es außerdem an Zeit, und ich dadurch meine Energien besser bündeln muss, und die ich nicht mehr in Zuckerberg & Co investieren möchte. Aus diesem Grund bin ich aus sämtlichen sozialen Netzwerken ausgetreten, weil sie mich vom Wesentlichen ablenken. Mir sind echte Kontakte wichtiger geworden. Und über Literatur und andere interessante Themen tausche ich mich als ganzer Mensch lieber bei einem gemeinsamen Abendessen in einer Lokation mit netter Atmosphäre aus. 

Meine Bücher und mein Blog sind mir nach wie vor wichtig aber es gibt so viele andere Themen, die sich mir noch zusätzlich aufdrängen. Das kennt sicher jeder von sich selbst auch.

Aber ich versuche wieder zu lesen, befinde mich gerade an der Gandhi-Biografie, die ich ein drittes Mal erneut begonnen habe, da ich zwischenzeitlich viele Unterbrechungen durch unglückliche Umstände zu verwinden hatte. 

Gandhis Leben - Eine wunderbare Autobiografie
So ein tolles Buch, wo wir Menschen, viele von uns als sittenstrenge Lehrmeister*innen unterwegs, aus der westlichen Welt uns Manches aus Gandhis Leben abschneiden könnten. Mit einer ausgeprägten Kultursensibilität verfolge ich sein schweres aber auch sein großartiges Leben ... Gandhis Vater, der mir imponiert hat, ist z.B. voller Barmherzigkeit nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch gegenüber den Tieren. Ich freue mich schon, darüber rezensieren zu können.


Zu viele Interessen
Mich interessieren so viele Themen, sodass ich aus Zeitgründen mehrere Bücher verschiedener Genres gleichzeitig lese, ich aber nicht jedes Buch rezensieren möchte. Vor allem der Tierschutz hat durch die aufgestockte Priorisierung an Wichtigkeit zugenommen.

Tierliebe ist kein Hobby, weil Menschenliebe auch kein Hobby ist
Tiere, wie viele von mir wissen, liegen mir auch sehr am Herzen, sodass ich über diese Wesen mehr und immer mehr wissen möchte. Unser Planet ist voller Tiere und aber auch voller Schmerz ganz besonders ihnen gegenüber. Die philosophische Seite bzw. die ethische Seite zieht mich an, hierin weiter zu forschen, um mehr Wissen zu erlangen. Mein Leseprojekt zu Den Tieren eine Stimme geben möchte ich hier auf meinem Blog später noch weiter ausweiten, aber nicht, weil Tiere mein Hobby sind, sondern weil es meine Pflicht ist, Tiere als meine Mitgeschöpfe zu betrachten. Sie haben unsere ganze Liebe und Anteilnahme verdient.


Lehrgang - Ein Webinar Basiskurs zur Tierkommunikation
In dem ganzen Stress habe ich Ende Juni abends an einer zweiwöchigen online Fortbildung zur Tierkommunikation teilgenommen, und das war immens anstrengend, weil zwischendrin sich just zu dieser Zeit mir so viel anderes und Unvorsehbares noch aufgestülpt hatte, obwohl ich die erste Woche davon extra für das Webseminar mit Urlaub belegt hatte. Nicht auszudenken, wie es ohne diesen Urlaub geworden wäre. Trotzdem war die Fortbildung aus der Retrospektive betrachtend schön, sowohl für mich und im Nachklang ebenfalls für meine Tiere sehr ertragsreich, auch wenn ich Manches durch die Zeitnot verpassen musste.

Das heißt für mich, dass ich speziell  auch diese Thematik peu a peu  ausbauen möchte. Das impliziert somit, dass ein Großteil meiner Freizeit den Tieren gewidmet sein wird. Ich möchte damit einen Beitrag leisten, die Welt mit meiner Tierliebe auch hier auf meinem Blog gerechter zu gestalten. 

Wenn ich alle Rezensionsexemplare gelesen und besprochen habe, werde ich demnach mehr Literatur über die Tiere heranziehen. Mein Blog hatte in meiner aktiven Zeit durch die hohe Besucherschaft eine große Reichweite gewonnen, die ich wieder erlangen möchte, sodass sie auch den Tieren gewidmet und ihnen nützlich sein wird, wenn sie thematisch in den Blickwinkel gesetzt werden. Ich rechne aber damit, dass ich mir dadurch eine andere Leserschaft anziehen werde.

Kommende Urlaubszeit
Doch bald beginnt für mich eine zweiwöchige Urlaubszeit, gleich Anfang August, dann strebe ich das Ziel an, endlich mal wieder ein Buch in einem Rush auszulesen; dies bedeutet für mich, in Ruhe lesen, ohne von großen Unterbrechungen gestört zu werden ... und das wird Gandhis Buch sein, der von der Seitenzahl her etwas umfangreich ist. Ich sehe zu, dass auch nach meinem Urlaub alle Rezensionsexemplare zeitnah gelesen werden. Ich bitte die Verlage dennoch weiterhin um Geduld, für den Fall, dass meine guten Absichten sich doch nicht als realisierbar erweisen sollten ...

In Gandhi bin ich gerade im zweiten Teil angekommen.

Ausstieg aus dem Lesemarathon
Und danach, wenn dies geschafft ist, steige ich auch aus dem mir selbst aufgestülpten Lesemarathon aus. Dieser Lesemarathon hat mich zusätzlich noch immens gestresst. Dies bedeutet für mich, mit meinem eigenen Lebe- und Lesetempo aufzuhören, gegen den eigenen Strom zu schwimmen. Wenn ich ein Buch lese, geht so viel in mir vor, und dasjenige es verdient hätte, beachtet zu werden, statt es für das nächste Buch zu schnell abzuhaken. Nicht die Lesequantität zählt, sondern die Lesequalität, und genau hierauf möchte ich mich fokussieren. 

Pausierung mit Prousts Briefen
Prousts Briefe weiter zu lesen empfinde ich von meinem Lese- und Schreibanspruch her als zu zeitintensiv, sodass ich schweren Herzens gezwungen bin, ihn temporär wieder zur Seite zu legen, zumindest bis ich alle Rezensionsexemplare gelesen und hier besprochen habe. Marcel Proust ist mein großes literarisches- und Lebevorbild geworden.
Ich habe ihn so sehr lieben gelernt, dass er zu meinem Buddha avanciert ist. 

Dritte Proust-Satire?
Auch plane ich eine dritte Proust-Satire zu schreiben. Evtl. eine humoristische Diskussion über die verlorene Zeit und in der Hoffnung, ähnlich wie bei Proust, über die wiedergefundene Zeit ein wenig paraphrasieren zu können. Ich ahne schon, wie diese wiedergefunde Zeit aussehen könnte. Aber dies ist erst möglich, wenn ich sie auch wirklichkeitsnah und nicht nur ideell wiedergefunden habe. Dieser Einfall ist dabei noch weiter zu reifen ... Es ist nur der Samen, der gerade vor mir liegt. 

Habe ich meine Zeit tatsächlich in den ganzen sozialen Netzwerken verplempert? Ist das die moderne verlorene Zeit, gemessen an der proustischen Zeit der Menschen in den Soirees? 

Wie spart man Zeit?
Tagtäglich frage ich mich, wie sich Zeit für die tägliche Aktivitäten einsparen lassen kann? Am liebsten möchte ich sie einfangen und festhalten, sie in Flaschen abfüllen, sie sozusagen konservieren für Notzeiten oder für Fastenzeiten wie jetzt. Oder eine Möglichkeit finden, Zeit ähnlich wie auf einem Sammelkonto einsparend zur Bank zu tragen, um auf diese gesparte Zeit zugreifen zu können, wenn es wieder eng werden sollte. Nein, es gibt aber keine Zeit-Abfüllgläser und auch keine Zeit-Sparkonten, und so versuche ich einen Zeitgewinn durch eine ganz  pragmatische Schlafreduktion
 zu erzeugen, in dem ich der Zeit etwas von meiner Zeit opfere, um damit im Umkehrschluss das Gefühl zu haben, mehr Zeit von ihr zurück zu bekommen, in dem ich sie nicht verschlafe. 

Zeitersparnis auch durch ein langsameres Leben?
Klingt ein wenig dialektisch, aber ich glaube, dass genau darin die Weisheit liegt. Lernen, loszulassen von Dingen, die man vor allem von Außen als wichtig auferlegt bekommt und dafür wieder zurück zum eigenen Lebensrhythmus finden, sehe ich irgendwie schon als eine Zeiterspanis an. ich höre gerade zum dritten Mal Sten Nadolny Die Entdeckung der Langsamkeit. Und dies bedeutet, wieder nach innen zu gehen, und selbst bestimmen, was wichtig ist, ist meine Devise geworden. Weg von dieser Viel- und  Schnelllebiegkeit. Sich frei machen von den Vorstellungen á la Mainstream unserer Gesellschaft. Denn dieser ganze Mainstream - Quatsch langweilt mich mittlerweile bis ins tiefste Mark. Alle tun das Gleiche, alle denken das Gleiche, alle reden das Gleiche, um dies mal übertrieben und ganz salopp auszudrücken. Alle finden das Gleiche gut, alle finden das Gleiche schlecht ... Nur die Wenigsten hinterfragen noch Sitten und Bräuche, geschweige denn sich selbst.


Facebook
Ich habe hier viele nette Leute kennengelernt, und alte Freund*innen  aus aller Welt sowie auch ehemalige Studienkolleg*innen aus der Goethe-Universität wieder gefunden. Welch eine Freude. Es war dadurch auch eine wirklich schöne Zeit gewesen. Doch nun befriedigt es mich dort nicht mehr, weil ich mich verändert habe. Intellektuelle Gleichgesinnte hatte ich ursprünglich mit meinem Beitritt gesucht. Aber mit der Zeit ist es mir ein zu großes oberflächliches Getue geworden, das größtenteils der Plattform geschuldet ist. Das füllt mich nicht mehr aus. Es hat sich für mich schleichend zu einem Nonsens entwickelt. Deshalb musste ich gehen ...  Eine prozessuale Entwicklung, die lange in mir gegärt hat. Nun habe ich es geschafft und bin ganz stolz darauf. Und jetzt bin ich neugierig, was sich für mich nach Facebook & Co für neue Welten auftun werden. Vor allem eine neue innere Welt, von der ich mich treiben lassen möchte. Zuckerberg wurde reich mit meinen Besuchen aber ich arm mit Zuckerberg. Er wurde definitiv zu meinem Zeit- und Krafträuber. 
Das soll nun vorbei sein. 

So, ihr Lieben, nun wisst ihr, dass ich noch lebendig bin. Vielleicht sogar noch lebendiger als zuvor. Und ihr wisst, wo ich zu finden bin. 

Ich grüße euch und passt alle gut auf euch auf, vergesst aber nicht, euer eigenes Leben zu leben, denn das ist es, worauf es in Wirklichkeit ankommt.

Ars vivendi!

Eure Mira!


Sonntag, 17. Januar 2021

Sy Montgomery / Einfach Mensch sein - Von Tieren lernen

 Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 


Ein wundervolles Buch, das ich vor ein paar Tagen ausgelesen habe. Meine ersten Leseeindrücke haben sich bis zur letzten Seite halten können, sodass ich vorab zwei weitere Werke von der Autorin mir bestellt habe, die ich am Ende noch vorstellen werde.

Das Schöne an der sehr feinfühligen Autorin ist, dass sie ihre Tierliebe nicht auf die üblichen Tiere wie Hunde und Katzen, etc. begrenzt, sondern sie sogar auf viele Exoten ausweitet. Ich konnte viel von ihr lernen, speziell was ihre Liebe auch zu Spinnen und Insekten betrifft.

Ein Buch über den respektvollen Umgang mit anderen Lebewesen, die uns, wenn wir es zulassen, so auch die Autorin, vom inneren Wesen her recht ähnlich sind. 

An einem einzigen Beispiel habe ich durch die Autorin das Bedürfnis verspürt, auch über meine eigene Erfahrung mit meinen Vierbeinern zu schreiben. Seelenverwandte? Finde ich draußen in der realen Welt unter den Menschen sehr wenige. Und dabei gibt es sie sehr wohl. Das hinterlässt für mich einen tröstlichen Charakter.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Sy Montgomery erzählt in einem narrativen Schreibstil von ihrem Leben mit Tieren, dessen Weichen schon recht früh entgegen der Mutter in ihrer Kindheit gelegt wurden. Während ihre Mutter aus ihr ein adrettes Mädchen zu formen versucht hatte, geht sie dennoch ihren eigenen Weg. Sie fühlt sich zu Tieren dermaßen hingezogen, dass sie diese zu ihren einzigen Spielgefährten machte. Begonnen hatte alles mit einer Scotchterrier – Hündin namens Molly. In dieser Kindheit träumte sie schon ihren Traum, aus ihrem Umfeld auszuziehen, um mit den Tieren in der Wildnis leben zu können. Obwohl ihre gut situierten Eltern mit ihr andere Pläne hatten, begannen ihre Träume mit 26 Jahren Gestalt anzunehmen, indem sie beschloss, ihren eigentlichen Beruf als Journalistin aufzugeben und in die Tierforschung zu gehen, um das Verhalten verschiedener Tierarten zu ergründen.

Vorbilder fand sie schon in ihren Kinderbüchern. Sie las Jane Goodall, die berühmte Primatologin und Verhaltensforscherin. Weg von den verborgenen Beobachtungen, und rein in die Sukzessive, um auf die Tiere zuzugehen und deren Verhalten aus der Nähe zu beobachten. Der Terminus  wäre  hierzu Empirie bzw. Feldforschung. Dies waren Goodalls Methoden, die Montgomery übernommen und in ihre Arbeit integriert hatte. 

Sy Montgomery bereiste dadurch mehrere Kontinente, um ihre Forschungsprojekte anzugehen. Doch sie führte als Tierforscherin auch ein Privatleben mit eigenen Tieren wie Hühner, Border – Colly, ein Schwein etc. und auch alle ihre Tiere bekamen einen Namen ... Doch selbst die Goliath – Wolfsspinne aus der Forschung erhielt den Namen Clarabelle und der Oktopus hieß Octavia.

Ihre eigenen Tiere nahm sie bei sich auf, die gehandicapt waren …

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Mir hat nicht gefallen, dass Sy Montgomery von den Eltern enterbt wurde, nachdem sie einen Mann ihrer eigenen Wahl geheiratet hat. Ihr Mann ist Schriftsteller von Beruf und in den Augen ihrer Eltern nicht angesehen genug. Weitere Beispiele hierzu siehe unten.

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Es waren jede Menge Szenen, doch bei einer Szene musste ich an Goethe denken, der das Buch über die Wahlverwandtschaft geschrieben hat, weshalb ich diese Szene unbedingt aufschreiben möchte, denn man kann durchaus auch Tiere zu Wahlverwandten machen, wenn man erkennt, dass diese Geschöpfe wie man selbst auch beseelte Wesen sind.

Die Autorin selbst hat sich mehr zu Tieren als zu Menschen hingezogen gefühlt. Wie ich oben schon geschrieben habe, war ihre Zuneigung zu Tieren schon mit der Geburt mitgegeben. Ihren damaligen ersten Hund erhielt sie im Alter von drei Jahren. Diese Hündin bezeichnete sie als ihre Schwester. Deshalb die Bezeichnung Wahlverwandtschaft, die mich an Goethe zurückdenken ließ, in der die Seelentiefe bei der Wahlverwandtschaft stärker ausgeprägt sein kann als bei der Blutsverwandtschaft. An diesem Beispiel wird deutlich, dass die innere Entwicklung eines Menschen nicht unbedingt von der Erbmasse abhängig gemacht werden muss. Natürlich ist die physische Anatomie davon ausgenommen. Obwohl man die Gene der Eltern in sich trägt, ist man dennoch mit völlig anderen Vorlieben und Bedürfnissen ausgestattet.

Nach einem bewegten Leben voller Umzüge erdete er mich. Und nachdem meine Eltern mich verstoßen hatten, war es Christopher, der aus einem bunten Gemisch von Wahlverwandten eine richtige Familie entstehen ließ, die nicht den Genen zu verdanken ist, sondern allein auf Zuneigung beruht. (77)

Welches Einzelkind kommt schon auf die Idee, sein Haustier als ein Geschwister zu betrachten?

Viele kleine Mädchen vergöttern ihre älteren Schwestern. Mir ging es nicht anders. Nur dass meine ältere Schwester eine Hündin war. Hilflos stand ich da, in dem Rüschenkleidchen und den Spitzensöckchen, in die meine Mutter mich gesteckt hatte. Ich wollte sein wie Molly: wild. Unerschrocken. Nicht zu halten. (15)

Probleme bereitete es der Mutter, da ihr sog. Prinzessinnenkind sich zu einem Wildfang entpuppte.

Dass andere Menschen meine Vorstellung von unserer Beziehung nicht teilten, merkte ich erst, als meine Mutter anfing, uns beide zu zähmen. (27)

Die Autorin hat schon recht früh begriffen, dass Tiere eine Persönlichkeit besitzen, Individuen sind, auf ihre Lebensweise bezogen sogar denken können und auch Gefühle haben. Was sie als Kind unbewusst schon wusste, schärfte sich in ihr durch die Tierforschung noch verstärkt ein. Sie schaffte es sogar mit Spinnen, Quallen … eine Beziehung aufzubauen.

Nähere Bekanntschaft mit jemand aus einer anderen Spezies zu machen, bereichert einen Menschen auf erstaunliche Weise. Alle Tiere, denen ich - und sei es nur flüchtig - begegnet bin, haben mein Leben verändert. (...) Ich (kann) davon erzählen, dass es immer und überall Lehrmeister gibt, mit vier, zwei, acht oder auch gar keinen Beinen, einige mit Skelett, andere ohne. Alles, was wir tun müssen, ist, sie als Lehrer zu erkennen und uns zu öffnen für ihre Wahrheiten. (10f) 

Sehr anschaulich fand ich auch das Exempel mit den Emus, die Montgomerys erstes Forschungsprojekt in Australien abgaben. Ich fand es phänomenal, wie diese Tiere mit ihr auf einer nonverbalen und telepathischen Art kommuniziert haben. In Hawaii und Kalifornien untersuchte Montgomery sogar die Tiersprachen. Und hier, bei den Emus, erschien es mir so, als hätten diese Tiere in ihren Gedanken gelesen, ihre Fragen aufgeschnappt und sie die Tierforscherin in eine Richtung gelenkt haben, die Montgomery zu Antworten verhalfen. Außerdem erinnerten mich ein paar Szenen dazu an den italienischen Biologen Stefano Mancuso, der über die außergewöhnliche Reise der Pflanzen geschrieben hat.

Sind Emus möglicherweise Samenverbreiter? Welche Pflanzen fressen sie? Können die Samen aus den Emus-Ausscheidungen besser keimen? (2019, 42) 

Die Antwort darauf findet man auch bei Mancuso, welchen Einfluss Tiere bei der Migration von Pflanzen haben. Fand ich genial, sie hier nochmals zu finden.

Hier im Nebelwald hatte ich jene Urkraft wiederentdeckt, die uns geistig und körperlich gesund erhält: ungebrochenen, köstlichen Lebenshunger. (140)

Welche Figur war für mich eine Sympathieträgerin?
Sy Montgomery und ihr Gatte Howard.

Welche Figur war mir antipathisch?
Das war mir die Mutter, die ich aber nicht verurteilen möchte. Sie konnte eben nicht aus ihrer Haut und versuchte nur ihr Prestigeverhalten an ihre Tochter weiterzugeben, damit diese ein bestmögliches Leben mit allen Privilegien führen könne. Irgendwie tun doch die meisten Menschen in allen Kulturkreisen dasselbe. Gesellschaftliche Normen und Regeln einhalten, um dazuzugehören, um von der Gesellschaft nicht ausgestoßen zu werden. Den Maßstab an Werten an die nächste Generation weiterzuvererben, sehen viele in der Erziehung als ihre Hauptaufgabe an. Glücklicherweise gibt es aber Menschen, die man nicht einfach in eine vorgegebene Richtung erziehen kann. Still oder rebellisch, egal wie, gehen sie doch ihren ureigenen Weg, der von ihrer Anlage her für sie bestimmt ist. Wem es nicht sofort gelingt, erreicht sein eigenes Leben über Umwege. Aber besser Umwege gehen, als kein eigenes Leben zu haben. 

Meine Identifikationsfigur
Sy Montgomery. Sie hat alles für ihre Tiere getan. Hat mich an meinen Momo erinnert, den ich als einen heimatlosen Kater zu mir genommen habe. Er war traumatisiert und litt unter Verlustängsten. Dadurch bin ich nicht mehr in den Urlaub gefahren. Zehn Jahre lang. Und viele konnten nicht verstehen, dass ich wegen eines Tieres auf meine Reisen verzichtet habe. Immerzu haben sie mich bezichtigt, dass das nur eine Ausrede sei, und meinten, dass mein Kater nur vorgeschoben wäre, dass mir die Reisen in Wirklichkeit nicht wichtig genug seien. Das waren aber alles Menschen, die selbst keine Haustiere hatten. Nun lese ich Montgomery und mir fällt es wie Schuppen vor den Augen. Nein, das waren keine Ausreden, mein Kater war nicht vorgeschoben. Bekanntlich hätte die Autorin in meiner Lage dasselbe getan, da auch sie für ihre Tiere Bürden auf sich genommen hat. Und sie hätte mir geglaubt, dass ich aus Liebe zu meinem Kater gerne auf meine Reisen verzichtet habe. Warum müssen Menschen andere Lebensweisen immer so kritisch hinterfragen und zerreden? Im Grunde genommen verstehen sie es nicht. Alle Jahre diese störenden wiederkehrenden Fragen in saisonalen Urlaubszeiten wie z. B. Bist du weggefahren? (…) Und jedes Jahr kam dieselbe peinliche absagende Antwort. Und schon war ich abgeschrieben. Man hat sich lieber mit anderen ausgetauscht, die große Reiseerlebnisse aus ihren Urlaubsorten mitbrachten. Wegen der Tiere auf etwas zu verzichten? Uns werden häufig anthropomorphe Verhaltensweisen vorgeworfen in der Form, dass wir Tiere vermenschlichen würden. Das mag bei einigen Menschen wohl der Fall sein, die mit ihren Haustieren irgendeine innere Lücke kompensieren. Aber echte Tierliebe hat nichts damit zu tun. Denn in der Tierliebe geht es ausschließlich darum, den Tieren ein glückliches und erfülltes Leben zu ermöglichen. Dass Tiere den Menschen bei guter Behandlung mit einer tiefen, freundschaftlichen Geste bereichern, ist außer Zweifel. Selbst mit einem Oktopus erlebte die Autorin eine besondere Beziehung, weil sie fähig war, sich ganz auf dieses Tier einzulassen.

Wer Tiere nur als Lückenfüller benutzt, ist zu solch einer Fähigkeit schon gar nicht in der Lage.

Cover und Buchtitel  

Auf dem gebundenen Cover sind die Hühner abgebildet, die Montgomery von einer Freundin geschenkt bekam. Es waren acht Hühner, die sie als Die Ladys bezeichnet hatte. Das Cover auf dem Taschenbuch trägt einen Hund, der Tess darstellen müsste.

Der Buchtitel hält auch, was er verspricht.

Bald erkannte ich, dass ich in meinem Bemühen, einfach Mensch zu sein, noch viele Lektionen zu lernen hatte. (192) 

Ihre Lehrmeisterinnen waren die Tiere. Selbst von dem kleinen Ferkelchen namens Christopher Hogwood, das bei ihr und ihrem Mann bis zu seinem Lebensende glücklich leben durfte, konnte Montgomery Weisheiten entlocken:

Er war ein großer dicker Buddha, der uns lehrte zu lieben, was das Leben uns gibt. (66)

Sich innerlich öffnen können ist dabei eine Kunst, denn …

(U)nsere Welt bietet eine unermessliche Vielfalt, welche die menschlichen Sinne kaum zu erfassen vermögen. Das hat mir (auch) die Freundschaft mit einem Oktopus gezeigt. (173)

Zum Schreibkonzept
Eine Kurzwidmung zu Beginn des Buches ist enthalten. Anschließend folgt ein Inhaltsverzeichnis. Weiter geht es mit einer recht interessanten Einleitung, die sehr vielversprechend ist. Daraufhin folgen elf weitere Kapitel. Das Buch endet mit einem Nachwort und einer Danksagung. Mit jedem neuen Kapitel ist eine Illustration mit dem betreffenden Tier und einem Spruch abgebildet. Weitere Illustrationen findet man auch mitten in den Geschichten. Sehr schön gemacht. Der Schreibstil ist ein empathischer. Hier bestätigt mir die Autorin, dass die emotionale Intelligenz genauso wichtig ist wie die kognitive. Sy Montgomery ist nicht einseitig gebildet, Kognition oder Emotion, sondern als Wissenschaftlerin auf beiden Ebenen, sowohl Kognition als auch Emotion. Welch ein enormer Reichtum.

Das Nachwort ist von Donna Leon, die das ganze Buch nochmals zusammengefasst hat. Warum eigentlich?

Meine Meinung
Ich habe dieses Buch sehr genossen zu lesen. Nicht nur was das Zwischenmenschliche im Zusammenleben mit den Tieren betrifft, spannend fand ich auch das Fachwissen, an dem uns die Autorin ebenso teilhaben lässt. Gerade was die Berichte zu anderen Tierarten betreffen, habe ich viel Neues dazulernen können.

Mein Fazit
Mein Fazit schließe ich mit einem Zitat:

Um das Leben jeglicher Tiere zu verstehen, braucht man nicht nur ein gehörig Maß an Neugier, Wissen und Verstand. (...) Ich würde nicht nur mein Gehirn öffnen müssen, sondern auch mein Herz. (57)

Wer also Tiere verstehen will, muss es mit Herz und Verstand tun. Gilt aber auch im Umgang mit Menschen im eigenen Land und in anderen Ländern.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Nun, eigentlich war es Tina, die mir dieses Buch empfohlen hat. Sie selbst besitzt die Taschenbuchausgabe. Ich kannte die Autorin Sy Montgomery bisher überhaupt noch nicht. Und bin der Tina unsagbar dankbar für diesen Wink, denn durch die Autorin verstehe ich mein Verhalten zu meinen Tieren nun viel besser, sodass ich mir vorgenommen habe, die Autorin mit zu meinen Lesefavoriten anzureihen und habe vor, alle Bücher von ihr nach und nach zu lesen. Eine wunderbare Möglichkeit, mein Leseprojekt Den Tieren eine Stimme geben mit dieser Autorin weiter zu füllen.

Mit der Autorin setze ich in den nächsten Monaten mit zwei weiteren Werken fort. Ich habe mich für die Bücher entschieden, die die Exoten behandeln, weil ich so gerne mehr dazulernen möchte. Später schaffe ich mir noch die Bücher zu dem Schwein Chris, zu ihren Hunden und zu den Katzen an. 


Meine Bewertung / 14 Punkte

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Empathisch und sachlich)
2 Punkte: Differenzierte, facettenreiche Charaktere in Mensch und Tier
2 Punkte: Authentizität der Geschichte; autobiographische Erzählweise
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

2 Sonderpunkte wegen des Lesehighlights.

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Gelesene Bücher 2021: 02
Gelesene Bücher 2020: 25
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.