Lesen mit Whatchareadin, Leserunde
Und hier geht es zu den Fragen an die Autorin.
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Ein Buch, das regelrecht nach Menschlichkeit
schreit, nach Mitmenschlichkeit, es schreit nach Liebe und nach Zugehörigkeit.
Hier geht es zum Klappentext, der viel zu ausführlich ist.
Hier geht es zum Klappentext, der viel zu ausführlich ist.
Die Handlung
Die beiden mutterlosen, jungen siamesischen
Zwillinge, 16 Jahre alt, werden von der Großmutter versorgt. Die Großmutter
bezieht Altersrente. Das Geld muss für sie drei gut eingeteilt werden, denn sonst
reicht die Rente nicht aus. Die Mutter der Mädchen ist kurz nach der
Geburt gestorben. Der leibliche Vater, Rostom Mortschiladze, Hochschulprofessor, ist bis dato unbekannt. Es gibt noch
einen Cousin von der Mutter namens Zaza, der ab und zu Besorgungen für die Mädchen macht …
Die Großmutter war in ihrer Erwerbstätigkeit Lehrerin
und brachte den Mädchen Lesen und Schreiben bei …
Die siamesichen Zwillinge gehen keinerlei Außenaktivitäten nach,
und da sind Bücher ein idealer Zeitvertreib. Zum Selbstschutz sind die Mädchen
von der Außenwelt abgeschnitten, um nicht in den Fängen der Ärzte zu gelangen.
Die Welt kennen die Mädchen nur aus dem Fernsehen. Als sie noch klein
waren, und die Großmutter das Haus wegen diverser Alltagspflichten verlassen
musste, wurden sie von ihr an einem Tisch angebunden, damit sie keinen Blödsinn
machen konnten.
Die Mädchen sind körperlich eingeschränkt aber
geistig völlig gesund. Sie schreiben beide Tagebücher, um ihre tristen Tage darin
festzuhalten. Das Tagebuch soll als ein Beweisstück dienen, dass sie existiert
haben, wenn sie eines Tages nicht mehr leben sollten. Sie halten darin ihre
tiefsten und intimsten Gedanken fest. …
Sie heißen Diana und Lina. Auch wenn sie äußerlich
kaum voneinander zu unterscheiden sind, aber ihre Charaktere sind verschieden. Lina
scheint die emotionalere von beiden zu sein, während Diana mehr von der Ratio geleitet
wirkt. Lina schreibt Gedichte …
Plötzlich wird die Großmutter krank, die sich immer
mehr zu einem Pflegefall entpuppt, während die Zwillinge rund um die Uhr für sie bis
zur Erschöpfung sorgen, bis sie schließlich stirbt. Lina und Diana sind nun
völlig auf sich selbst gestellt. Wohin mit dem Leichnam der Großmutter?
Parallel bekommt man Einblicke in das Leben des
Vaters der Mädchen, der bis dato nichts über deren Existenz wusste. Es findet
eine DNA-Analyse statt. Er kann nicht glauben, dass diese „missratenen“ Kinder
aus seinen Genen stammen sollen. Es findet ein Prozess der Auseinandersetzung
statt ...
Mit dem Tod der Großmutter erleiden die Mädchen verschiedene Schicksalsschläge, die ihr Leben komplett in eine andere Richtung lenken ...
Für mich besondere und fragwürdige Szenen
Achtung Spoiler
Ich habe nicht so ganz verstanden, weshalb die
Großmutter die Mädchen nicht auf das Leben vorbereitet hat. Sie musste damit
rechnen, dass sie nicht ewig für sie sorgen konnte, und dass sie spätestens nach
ihrem Tod alleine sein würden. Von welchem Geld sollten sie leben? Nicht einmal
Einkäufe konnten sie tätigen ... Traurig fand ich zudem, dass Diana und Lina
sexuell nicht aufgeklärt wurden, weil die Großmutter die Sexualität wie ein
Tabu behandelt hat. Dadurch konnten die Mädchen kein sexuelles Bewusstsein entwickeln,
keine ausreichend entwickelte sexuelle Identität. Das brachte die Mädchen
später in große Schwierigkeiten. Diese Fragen sind allerdings der Großmutter gegenüber nicht vorwurfsvoll gemeint, denn sie hat auch Großes geleistet, in dem sie ihren beiden Enkelinnen ein Zuhause gegeben hat und für sie bestmöglich gesorgt hat.
Das Schreibkonzept
Das Schreibkonzept finde ich sehr interessant. Aber ich habe vergessen, darauf zu achten, aus wie viel Teilen das Buch besteht. Ich war so in meinem Lesesog drin ... Auf der allerersten Seite findet man einen kleinen Bibelvers ...
Inhaltlich bekommt man es mit drei Perspektiven zu tun. Die beiden unterschiedlichen Tagebücher von Diana und Lina und die Perspektive des Erzeugers, des leiblichen Vaters, der vom Staatsanwalt kontaktiert wird. Die Perspektiven wechseln einander ab. Dass die Mädchen nicht lange leben, wird schon recht früh deutlich. Die Gegenwart, in der Lina und Diana über ihr Leben schreiben, während in der Perspektive des Vaters die Mädchen bereits schon tot sind. Aber erst am Ende erfährt man, woran Lina und Diana gestorben sind.
Inhaltlich bekommt man es mit drei Perspektiven zu tun. Die beiden unterschiedlichen Tagebücher von Diana und Lina und die Perspektive des Erzeugers, des leiblichen Vaters, der vom Staatsanwalt kontaktiert wird. Die Perspektiven wechseln einander ab. Dass die Mädchen nicht lange leben, wird schon recht früh deutlich. Die Gegenwart, in der Lina und Diana über ihr Leben schreiben, während in der Perspektive des Vaters die Mädchen bereits schon tot sind. Aber erst am Ende erfährt man, woran Lina und Diana gestorben sind.
Meine Meinung
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Einmal angefangen
konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ein Buch, das sehr nachdenklich
stimmt. Die Worte der Mädchen sind dermaßen ausdrucksstark, dass sie mich ganz
tief in meiner Seele berührt haben. Ich weiß, dass in den ehemaligen
Ostbklockstaaten behinderte Menschen bis heute noch gesellschaftlich nicht
toleriert werden. Behinderte
Menschen werden häufig weggesperrt und in die Obhut des Staates übergeben. Man nimmt sie aus der Familie raus und sperrt sie in staatlich, geschlossene Einrichtungen und bleiben sich selbst überlassen. Sie bekommen
lediglich Nahrung und einen Schlafplatz. Integration und Inklusion, wie wir dies hierzulande kennen, sind dort Fremdwörter. Deshalb sind solche Bücher wie das
vorliegende Buch sehr, sehr wichtig.
Aber nicht nur die gesellschaftlichen Probleme zeigt das Buch gekonnt auf. Auch Probleme, die diese Mädchen miteinander haben, fand ich mehr als brisant. Die Vorstellung, keine Privatsphäre zu haben, ist für mich unvorstellbar. Diese beiden Mädchen würden gerne mal für sich sein, aber dadurch, dass sie körperlich miteinander verwachsen sind, gibt es diese Form, sich mal aus dem Weg zu gehen, nicht. Die Sehnsucht nach Freiheit, das Gefühl in beiden Körpern gefangen zu sein, wird in den Tagebüchern immer wieder hervorgebracht.
Aber nicht nur die gesellschaftlichen Probleme zeigt das Buch gekonnt auf. Auch Probleme, die diese Mädchen miteinander haben, fand ich mehr als brisant. Die Vorstellung, keine Privatsphäre zu haben, ist für mich unvorstellbar. Diese beiden Mädchen würden gerne mal für sich sein, aber dadurch, dass sie körperlich miteinander verwachsen sind, gibt es diese Form, sich mal aus dem Weg zu gehen, nicht. Die Sehnsucht nach Freiheit, das Gefühl in beiden Körpern gefangen zu sein, wird in den Tagebüchern immer wieder hervorgebracht.
Ungeklärte Fragen?
Wo hat die Autorin ihren Stoff her? Darauf wird es
sicher eine Antwort auf Whatchareadin geben, da die Autorin sich bereit erklärt
hat, im Chat persönlich auf unsere Fragen einzugehen.
Mit dem Cover bin ich nicht ganz klargekommen. Es gibt viele Unstimmigkeiten; Das Cover entspricht nicht der Beschreibung aus dem Buch, was das Alter und die Verwachsung der Körper
betreffen. Wieso hat der Verlag Probleme, die Behinderung der Schwestern auf dem Cover darzustellen????
Auch die Äußerlichkeiten waren nicht stimmig. Diana und Lina haben eine helle Haut und blonde Haare. Verlage aus Deutschland, Österreich und aus den nordischen Ländern scheinen blonde und hellhäutige Menschen in der Literatur für sich gepachtet zu haben. Sehr wohl gibt es in Süd und in Südosteuropa auch Haut- und Haarfarben in mehreren Nuancen … Den Buchtitel fand ich treffend ausgewählt. Zu zweit einsam? Einsamkeit? Zweisamkeit?
Ich zitiere Wikipedia: Die in Siam (heute Thailand) geborenen Brüder Chang und Eng Bunker (1811–1874), auf welche die Bezeichnung Siamesische Zwillinge zurückgeht.
Aufgepasst: Die Doppelfehlbildung auf dem Foto ist eine Art. Es gibt viele verschiedene Arten. Die beiden Mädchen Diana und Lina sind ab der Hüfte nach unten hin mit einem Körper verwachsen.
Begriffsdefinition, hier auf Wikipedia
Auch die Äußerlichkeiten waren nicht stimmig. Diana und Lina haben eine helle Haut und blonde Haare. Verlage aus Deutschland, Österreich und aus den nordischen Ländern scheinen blonde und hellhäutige Menschen in der Literatur für sich gepachtet zu haben. Sehr wohl gibt es in Süd und in Südosteuropa auch Haut- und Haarfarben in mehreren Nuancen … Den Buchtitel fand ich treffend ausgewählt. Zu zweit einsam? Einsamkeit? Zweisamkeit?
Was hat mich zu diesem Buch veranlasst?
Die Neugier. Ich war gespannt, wie diese Menschen mit ihrem Anderssein ihr Leben verbringen. Während des Lesens habe ich mich gefragt, ob die Mädchen ihr Leben bewältigen können, oder ob sie sich selbst aus der Welt ausstoßen werden, weil die Gesellschaft keinen Platz für behinderte Menschen bereithält. Diana und Lina wirkten auf mich arg suizidal.
Und hier ein Bild zum Thema Siamesische Zwillinge
Ich zitiere Wikipedia: Die in Siam (heute Thailand) geborenen Brüder Chang und Eng Bunker (1811–1874), auf welche die Bezeichnung Siamesische Zwillinge zurückgeht.
Aufgepasst: Die Doppelfehlbildung auf dem Foto ist eine Art. Es gibt viele verschiedene Arten. Die beiden Mädchen Diana und Lina sind ab der Hüfte nach unten hin mit einem Körper verwachsen.
Begriffsdefinition, hier auf Wikipedia
Mein Fazit?
Ein Appell für mehr Toleranz, Differenz und Vielfalt.Und hier geht es zu den Fragen an die Autorin.
Meine Bewertung?
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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Elf von zwölf Punkten
Weitere Informationen zu dem Buch
Weitere Informationen zu dem Buch
Vielen Dank an den Buchverlag und an Watchareadin für das Leseexemplar.
· Gebundene Ausgabe: 180 Seiten
· Verlag: Septime Verlag (19. Februar 2018)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3902711744
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Gelesene Bücher 2018: 24
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86