Lesen mit Tina
Quelle: Pixabay |
Zu dem ausgelesenen Buch habe ich eine ambivalente Haltung,
da es mir anfangs, als es um die historische Liebesgeschichte ging, gut
gefallen hat. Ich habe die Abläufe in diesem recht fragwürdigen Beziehungsgsgeflecht
interessiert verfolgt, doch dann hat es schlagartig gekippt, als es um die
Liebesgeschichte aus der Gegenwart ging. Ich werde mich hier sehr kurz halten, weil ich nicht noch mehr Zeit, die eh schon knapp ist, damit zubringen möchte. Ich hatte gestern Abend hier gesessen und gegrübelt, ob ich diesmal auf eine Besprechung verzichten soll. Ich habe einfach nicht diese Geduld, über das Buch zu schreiben. Ich habe mich für ein paar Sätze entschieden.
Zum Schreibkonzept
Das Schreibkonzept fand ich interessant, etwas
verspielt, hat mir gut gefallen. Es beginnt mit einem Prolog, und man befindet
sich in der Gegenwart von 2003. Nach ein paar Seiten wird man mit dem ersten
Teil in die Geschichte von 1960 geführt. Es wechseln die ProtagonistInnen und
um die 380 Seiten später gelangt man wieder in die Gegenwart mit denselben Hauptfiguren
wie aus dem Prolog. Am Ende schließen diese zwei Epochen und werden
zusammengeschmolzen, in der Form, in der die ProtagonistInnen historisch- und gegenwärtig
zusammentreffen. Das Buch beinhaltet 26 Kapitel und vor jedem Kapitel bekommt
man als Leserin kurze Liebesverse bzw. kurze schriftliche Liebesbotschaften von
anonymen Paaren zu lesen, die vom Kontext her etwas auf das jeweilige neue
Kapitel vorbereiten sollen.
Die Handlung
Eigentlich steht schon alles im Klappentext und muss
nicht neu erfunden werden. Besser kann ich es sowieso nicht ausdrücken. Deshalb
zitiere ich ihn jetzt.
Du sollst wissen, dass du mein Herz in deinen Händen hältst
1960. Jennifer Stirling müsste eigentlich glücklich sein: Sie führt ein sorgloses Leben an der Seite ihres wohlhabenden Mannes. Doch ihr Herz gehört einem anderen – und er bittet sie, alles für ihn aufzugeben.
London 2003. Die junge Journalistin Ellie Haworth weiß, dass ihr Job an einem seidenen Faden hängt. Händeringend sucht sie nach einer zündenden Story für die Jubiläumsausgabe ihrer Zeitung. Stunden um Stunden brütet sie im Archiv über einem dicken Stapel Vermischtes, da fällt ihr Blick auf einen handgeschriebenen Umschlag, der Brief darin trägt das Datum 4. Oktober 1960. «Meine einzige, wahre Liebe …», so beginnt er. Ein Liebesbrief voller Sehnsucht und Hoffnung. «Ich werde die Stelle annehmen. Am Freitagabend werde ich um 7:15 Uhr am Bahnhof Paddington sein, Gleis 4, und nichts auf der Welt würde mich glücklicher machen, als wenn du den Mut fändest, mit mir zu gehen. (…) Ich werde ab Viertel vor sieben auf dem Bahnsteig warten. Du sollst wissen, dass du mein Herz, meine Hoffnungen in deinen Händen hältst. B.»
Meine Meinung
Eigentlich lese ich nicht so gerne Liebesromane,
aber bei Jojo Moyens wollte ich eine Ausnahme machen, da sie immer auch andere
tiefer gehende Themen mit einfließen lässt. Die erste Geschichte in diesem Buch
fand ich noch lesenswert, habe etwas Mitleid mit Jennifer Stierling gehabt, aus
der Geschichte von 1960, die es vom Elternhaus nicht leicht hatte, einen Mann
zu heiraten, den sie auch liebte. Sie sollte einen reichen Mann heiraten, und
so ging Jennifer mit Larry eine Zweckehe ein, statt eine Liebesehe. Ich fand es
spannend, wie sie versucht hat, aus ihrer Stellung auszubrechen, um mit einem
anderen Mann ein glückliches Leben zu führen.
Anders bei der Frau aus dem Teil von 2003. Hier war
ich nah dran, das Buch wieder abzubrechen. Sehr klischeehaft, wenig
differenziert, was das Frauenbild betrifft und ziemlich banal, was Ellies
Gedanken zu anderen Frauen betreffen. Die Frau wird hier auf alte Stereotype
reduziert; Sexualität, Heim, Familie ...
Eine selbstbewusste Frau, die eine autonome Lebensform ohne Partnerschaft gewählt hat, gibt es in diesem Buch nicht. Eine ungebundene Frau gilt hier ab einem bestimmten Lebensalter als eine Versagerin. Was versucht uns hier die Autorin für ein antiquiertes Weltbild/Frauenbild zu verkaufen?, wogegen viele Pionierinnen vor unserer Zeit gekämpft haben, für ein freigewähltes ungebundenes und selbstbestimmtes Leben auch ohne Partner führen zu können.
Eine selbstbewusste Frau, die eine autonome Lebensform ohne Partnerschaft gewählt hat, gibt es in diesem Buch nicht. Eine ungebundene Frau gilt hier ab einem bestimmten Lebensalter als eine Versagerin. Was versucht uns hier die Autorin für ein antiquiertes Weltbild/Frauenbild zu verkaufen?, wogegen viele Pionierinnen vor unserer Zeit gekämpft haben, für ein freigewähltes ungebundenes und selbstbestimmtes Leben auch ohne Partner führen zu können.
Heute war Tina bei mir zu Besuch und wir haben dieselbe
Meinung zu dem Buch, nur ist Tina etwas diplomatischer und viel geduldiger als ich, weshalb ich
jetzt gerne meine Buchbesprechung hier mit ihrer verlinke.
Meine Bewertung?
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
0 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte 1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 0 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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Sechs von zwölf Punkten
Fazit?
Aber nun, nach dem dritten Roman von Moyes bin ich
absolut gesättigt von der Autorin und werde keine Bücher mehr von ihr kaufen.
Schon der letzte Roman hatte mich nicht richtig befriedigen können, weshalb ich
sie jetzt aus meiner Liste streichen werde. Ein Band steht noch ungelesen im
Regal, den ich verschenken werde.
Weitere Informationen zu dem Buch
· Broschiert: 592 Seiten
· Verlag: Rowohlt (4. Oktober 2013)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3499267764
Und hier geht es auf die Verlagsseite von Rowohlt.
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Trau nie etwas, das selbst
denken kann,
wenn du nicht sehen kannst,
wo es sein Hirn hat.
(Aus Harry Potter, BD 3, S.
203)
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