Eine
Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch hat mir
sehr gut gefallen. Ich mag Bücher, in denen so viele schöne intellektuelle
Gedanken zu finden sind. Nun ja, schön ist ein wenig übertrieben. Schön
tiefgründig und schwermütig, das passt eher. Aber trotzdem schön, weil diese
Gedanken das Leben gewöhnlicher
Menschen hinterfragen.
Im Mittelpunkt dieser
Romanerzählung stehen eine 54-jährige lesende französische Concierge namens Renée
Michel und die zwölfjährige Paloma, die für ihr Alter sehr weit ist. Mit ihrer
Intellektualität verblüfft sie sogar ihre Eltern. Paloma stammt aus einer
reichen Familie, während Renée Michel aus einfachen Verhältnissen kommt und sie
dadurch gesellschaftliche Nachteile hinzunehmen hat.
In dem Haus, in
dem Renée Michel arbeitet, wohnen alles wohlhabende Leute. Und diese Menschen
nehmen die Concierge nur in ihrer Hausmeisterfunktion wahr. Sie alle kennen
nicht einmal ihren Vornamen …
Paloma beschließt
zu ihrem nächsten Geburtstag Selbstmord zu begehen, da sie nicht wie alle
anderen erwachsenen reichen Menschen enden möchte. Sie ist sich bewusst, dass
sie mit ihrer Geburt Glück hatte, in einer reichen Familie geboren zu sein.
Auch ihre Intelligenz ist ihr bewusst, sieht es aber nicht als eine Eigenleistung
an, sondern auch hier als eine Begünstigung ihrer Geburt. Sie weiß, dass es
vorprogrammiert ist, dass sie und ihre ältere Schwester später auch viel Geld
haben würden. Von reichen und intelligenten Menschen umgeben zu sein, empfindet
Paloma als eine Last. Denn diese Menschen schaffen es nicht, mit ihrer
Intelligenz und ihrem Vermögen etwas Besonderes aus ihrem Leben und der Welt zu
machen. Das Leben der Erwachsenen bezeichnet sie somit als banal und trivial. Paloma
vergleicht das Leben der reichen Leute mit einem Fisch in einem Wasserglas. Sie
leben in einer Sicherheit, die, sich immer im Kreise drehend, einengend ist ...
Renée Michel
erweist sich auch als eine sehr intellektuelle Frau, doch niemand nimmt sie in
ihrem Wesen wahr, denn hinter einer sog. einfachen Frau vermutet kaum einer
eine lesende Person. Kontakt pflegt sie nur zu Manuela, die die Wohnung der
Reichen putzt. Renée ist eine Leseratte. Sie besitzt eine Lesestube voller
Bücher. Diese Stube ist allerdings für andere Tabu. Sie lässt niemand in dieses
Zimmer rein und hält es stets verschlossen. Auch wohnt ein Kater bei ihr, der
nach Leo Tolstoi benannt wurde. Durch die Kontaktarmut der Hausbewohner
entwickelt Renée nach außen hin eine harte Schale, bis auf einmal zwei Menschen
in ihr Leben treten ...
Paloma versteckt
sich oft in der Wohnung, bis alle Verstecke ausgeschöpft waren und sie sich
Renée Michel nähert, und sie bei ihr einen näheren Kontakt sucht. Paloma
erkennt recht schnell, dass Renée kein gewöhnlicher Mensch ist. Paloma schafft
es zu ergründen, was sich hinter der verschlossenen Zimmertüre verbirgt. Es
entwickelt sich trotz des Altersunterschiedes eine kleine Freundschaft zwischen
ihnen. Eines Tages geht Paloma zu ihren Eltern und teilt ihnen ihren
Berufswunsch mit. Sie möchte später Concierge werden …
Renée ist seit
fünfzehn Jahren Witwe und als ihr Mann starb, nahm kaum einer aus dem Haus
Notiz, als schließlich ein reicher Bewohner stirbt, zeigen sich die
BewohnerInnen in dem Haus recht betroffen.
Als ein Japaner
namens Ozu in dem Haus mit seinen zwei Katzen einzieht, erkennt er sehr schnell
in der Concierge den hohen Bildungsgrad. Er und Paloma sind die einzigen beiden
Menschen, die es schaffen, hinter ihre stählerne Fassade zu schauen …
Mehr verrate ich
mal nicht.
Mein Fazit zu dem Buch?
Nach meinem Geschmack ein sehr schönes Buch. Ich habe mich ein wenig in Paloma gesehen, als ich so
alt war wie sie. Auch ich machte mir viele philosophische Gedanken, hatte Angst
vor dem Erwachsenwerden, Angst, so zu werden wie sie. Auch ich hatte niemanden,
mit denen ich diese Gedanken austauschen konnte. Oftmals waren diese Gedanken
schwer auszuhalten, weil ich nicht darüber sprechen durfte. Ich lernte diese
Gedanken für mich zu behalten ...
Mich hat in dem
Buch der Sozialrassismus zudem noch betroffen gestimmt. Nicht, dass er mir neu
wäre, aber trotzdem stimmt er mich immer wieder auf´s Neue nachdenklich, weil
er mir zeigt, wie wenig sich in einer Gesellschaft zu verändern mag. Die
verschiedenen Klassen sind unter sich und eine Vermischung dieser ist einfach nicht
möglich, obwohl schon viele AutorInnen in ihren Büchern auf diese Problematik
aufmerksam gemacht haben. Diese Engstirnigkeit und diese mangelnde geistige
Flexibilität sind manchmal wirklich schwer zu ertragen. Für was besitzt man eine
intellektuelle Bildung, wenn man diese nicht anzuwenden weiß und gewisse Menschen aus
dem Umfeld diskriminierend ausgrenzen? Das genau ist, was Paloma so schwerfällt
zu verstehen und die Angst, zu werden wie ihre Eltern, konnte ich sehr gut
nachvollziehen. Ihr fehlten Vorbilder, und sie fand diese in der belesenen
Renée Michel und in dem belesenen Japaner Ozu, während die Mutter sich seit
zehn Jahren in einer Psychotherapie befindet und Antidepressiva schluckt.
Ich habe vor, mir
den Film, den ich vor vielen Jahren gesehen habe, nochmals anzuschauen. Ich
finde, dass er sehr nah am Buch gedreht wurde.
Ich vergebe dem
Buch zehn von zehn Punkten aber es ist nur an Menschen zu empfehlen, die tiefgründige Gedanken mögen.
Lesen mit Anne-Marit Strandborg
Leider konnte Anne mit dem Buch nicht so viel anfangen, und sie brach es schließlich nach dreißig Seiten ab. Sie wird sich den Film anschauen, und es nochmals mit dem Buch versuchen. Die Lesegeschmäcker sind nicht immer gleich. Ging mir auch mal mit einem anderen Buch so.
Lesen mit Anne-Marit Strandborg
Leider konnte Anne mit dem Buch nicht so viel anfangen, und sie brach es schließlich nach dreißig Seiten ab. Sie wird sich den Film anschauen, und es nochmals mit dem Buch versuchen. Die Lesegeschmäcker sind nicht immer gleich. Ging mir auch mal mit einem anderen Buch so.
Weitere Informationen zu dem Buch
· Taschenbuch: 384 Seiten
· Verlag: dtv Verlagsgesellschaft; Auflage: 12. auflage (1. Oktober 2009)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3423138149
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