Lesen mit Anne ...
Eine Buchbesprechung zur
o. g. Lektüre
Nun bin ich mit dem Buch durch,
das sich als eine Biografie zu einem versierten Bankräuber namens Willie Sutton
erwiesen hat, der tatsächlich existiert hat. Geboren ist Sutton im Jahre 1901
in Boston, Bundesstaat New-York. Eine sehr interessante Persönlichkeit, die ein
wenig den Geist des Robin Hoods besitzt.
Diese Lektüre hat mich nicht mehr
losgelassen. Habe jede Seite mit vollem Interesse verfolgt. Der Autor hat mich mit
diesem Buch schlichtweg geschwängert an Gedanken, lol. Das sind so viele, die
ich hier nicht alle festhalten kann. Ein tolles Buch zu Amerika und seiner
Gesellschaft. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten … Von wegen. So einfach ist das dann doch nicht. Das Land, das es nur mit den Wohlhabenden gut meint. Das
angeblich freie Amerika produziert sowohl Gewinner als auch Verlierer, wobei
die Gewinner die Wohlhabenden sind, die ihren Wohlstand zu vermehren wissen. In der Zeit der
Depression, dem Bankencrash, der Weltwirtschaftskrise. Amerika, das parallel dazu mehr als 14
Mio. Arbeitslose bis zum Ende der 1930er Jahre zählte.
Das Buch erinnert mich deutlich
an den deutschen Autor Hans Fallada. Die Nöte der Menschen, die aus den unteren
Gesellschaftsschichten stammen, haben es schwer, zu überleben.
Zur Erinnerung gebe ich erneut
den Klappentext rein:
New York, Weihnachten 1969. Willie Sutton packt seine Bücher ein und räumt die Zelle. Endlich Freiheit. Nach siebzehn Jahren. Doch die Zeit hat ihre Bedeutung verloren. Mit einem Fotografen und einem Reporter fährt er durch das verschneite New York auf den Spuren seiner legendären Vergangenheit: Die Kindheit im irischen Viertel, der erste Raub, dann 200 Banküberfälle, ohne je einen einzigen Schuss abzufeuern - und immer wieder Bess, die ihm das Herz brach. Wie ein Puzzle setzt sich Seite für Seite Suttons Leben zusammen. Was dabei Wirklichkeit und was Erfindung war, werden wir nie erfahren. Aber was macht das schon.
In der Welt gibt es keinen Platz
für mittellose Menschen. Willie gehört dazu. Nachdem er die Schule beendet
hatte, er ging nicht auf eine weiterführende Schule, obwohl er Klassenbester
war, da sich die Familie diese nicht leisten konnte, versuchte er auf dem
freien Arbeitsmarkt eine Anstellung zu finden.
Immer mal wieder kurze
Arbeitsstellen, mit immer neuen Entlassungen, obwohl Willie fleißig war, doch
die miese wirtschaftliche Lage konnten neuen Angestellten nur befristete
Verträge anbieten.
Willie wälzt sämtliche
Stellenangebote durch, doch alle verlangen beste Referenzen und
Berufserfahrung. Selbst zum Tellerwäscher werden Kompetenzen und Referenzen eingefordert
… Wie soll ein Schulabgänger Berufserfahrung nachweisen können? Wie, wenn
ein Berufsanfänger diese Chance nicht mal bekommt?
Für mich zählt Willie zu den
Verlierern der Gesellschaft. Schon seine Kindheit verlief schräg. Seine erste
Liebe mit Bess erweist sich auch als recht kompliziert, die genauso wenig
Beständigkeit zeigt … Willie fühlt sich zu einer Prostituierten namens Wingy
hingezogen, der eher in ihr eine Freundschaft sucht und kein Liebesleben ...
Den ersten Raubüberfall verursachte
Willie durch Bess, die ihn dazu brachte, den Tresor ihres Vaters zu knacken …
Willie entwickelte sich zu einem
Serientäter. Dadurch, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, erwarb er
viel Sympathie unter dem Volk. Während seiner Einbrüche gab es keine Toten und
auch keine Verletzten. Und mit dem erworbenen geraubten Geld bereicherte er
auch andere bedürftige Menschen. Er lebte nach dem Motto, wenn die Reichen mir
keine Arbeit geben können, dann muss ich mir holen, was andere zu viel haben.
Die Einbrüche machte Willie zu
seiner Berufung … Er war damit nicht allein. Er hatte Komplizen. Doch Willie
erwies sich als der Sanfteste von allen …
Er wusste, dass seine Einbrüche
nicht rechtens waren, sie waren falsch, jawohl, das wusste er, aber es sei auch
falsch, dass er Hunger hatte, und kein Geld, um sich Nahrung zu beschaffen.
Willie war nicht nur ein Räuber,
nein, er war auch eine echte Leseratte. Er konnte ganze Stunden in Bibliotheken
zubringen. Er war auch ein Fan von Marcel Proust. Er las alle seine Bände im
Knast. Die Journalisten berichteten darüber in den Zeitungen, und so wurden die
Buchläden von Lesern bestürmt, die, beeinflusst durch Willie, nun auch alle Proust
lesen wollten ...
Als die Bücher im Knast knapp
wurden, lernte er ganze Bücher auswendig, um sie für immer im Kopf zu behalten.
Eine starke Leistung …
Mein Fazit?
Das Buch liest sich wie ein
Krimi, nur ist es besser als ein Krimi. Viel authentischer, während Krimis
oftmals szenisch zu künstlich dargestellt werden, weil die Aktionen eher erfunden sind. Moehringer ist durch seine journalistische Tätigkeit näher an kriminalistiche Fälle. Man merkt dem Autor seine
Professionalität und seine Erfahrung an. Und er ist nicht irgendein Journalist. Nein, er
ist aus meiner Sicht ein ganz besonderer, schreibbegabter und ein empathischer, menschlicher noch dazu, der den
Menschen, die es schwer in der amerikanischen Gesellschaft haben, seine Stimme
leiht.
Anne ist ebenso von dem Buch angetan. Wir werden uns am kommenden Freitag telefonisch austauschen ...
Annes Buchbesprechung
Anne ist ebenso von dem Buch angetan. Wir werden uns am kommenden Freitag telefonisch austauschen ...
Annes Buchbesprechung
Geeignet ist das Buch nicht, so
seid gewarnt, für VeganerInnen ... Tieren gegenüber findet man recht heftige Szenarien, die mich schon regelrecht geschüttelt haben, aber Realität pur. Weltweit werden Tiere brutalst geschändet und jedes Land auf eine besondere Art und Weise. Auch die tierhafte Nahrung hat mich geschüttelt.
Das Buch erhält von mir zehn von
zehn Punkten …
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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)
Gelesene Bücher 2015: 55
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