Freitag, 29. November 2013

Wolfgang Herrndorf / Tschick (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Das Buch hat mir nicht besonders gut gefallen. Was sind die Gründe?

Ich gebe noch einmal den Klappentext rein, damit ich nicht alles neu schreiben muss:
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine unvergessliche Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz.

Zum einen unterschätzt der Autor dreizehnjährige Gymnasiasten. Ich finde schon, dass Kinder in dem Alter selbst schon recht intelligent sein können und ich ihnen mache unkluge oder zu unreife Verhaltensweisen nicht zutraue. Dass zwei Dreizehnjährige sich mit einem gestohlenen Auto von Berlin aus auf dem Weg machen nach Russland, so ganz ohne Kompass und Altlas, und so ganz nach dem Zufallsprinzip und mit Orakeleien ihren Weg folgen, halte ich nicht für realistisch.

Es sind Sommerferien, Maiks Mutter kommt in ein Sanatorium für mehrere Wochen, der Vater nutzt die Zeit und verreist mit seiner Angestellten und Geliebten, sodass Maik, obwohl er minderjährig ist, die Zeit alleine zu Hause fristen würde, wäre da nicht Tschick gewesen, der ihn in ein Abenteuer treibt. Der Vater verletzt nach dem Kinder- und Jugendschutzgesetz die Aufsichtspflicht und macht sich eigentlich strafbar und deswegen ist mir das Buch wenig authentisch gewesen. Hinterlässt dem Jungen zweihundert Euro, mit denen er klar kommen muss. Maik kommt aus einer wohlhabenden Familie, mit Swimmingpool und noblem Haus.
Tschick dagegen, ein deutsch-russisches Kind, kommt eher aus einer mittellosen Familie.

Zwischen Tschick und Maik entwickelt sich trotz ihrer Unterschiedlichkeit eine tiefe Freundschaft. Die gemeinsame Erfahrung schweißt die beiden während ihres Abenteuers  zusammen. Diese Episoden fand ich recht schön. Aber alles Weitere schien mir wenig glaubhaft. Die beiden Minderjährigen fahren in ein Dorf rein, das total verlassen ist. Kein Mensch lebt mehr dort, die Häuser stehen alle leer, bis auf ein Haus nicht, in dem ein älterer Mann lebt, der die beiden mit einem Gewehr bedroht. Als der alte Mann sieht, dass die beiden Autofahrer recht junge Leute sind, und sie keine Gefahr darstellen, lädt er die beiden in sein Haus ein. Die beiden Jungen fragen nicht mal, warum das Dorf verlassen ist und wo sie sich befinden.

Am Ende des Abenteuers werden die beiden Jugendlichen dem Jugendrichter vorgestellt, als ihre Delikte ans Licht kommen. Maik bezieht von seinem Vater eine ordentliche Tracht Prügel, die eigentlich dem Vater gehört, da er den Jungen alleine gelassen hatte.

Das Buch erhält von mir sechs von zehn Punkten.
Zumindest ist jetzt meine Neugier gestillt. Trotzdem würde mich noch die Meinung von Jugendlichen interessieren, was sie von dem Buch halten und möchte die jungen LeserInnen dazu einladen, mir ihre Meinung zu schreiben.

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