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Sonntag, 23. Januar 2022

Anthony Doerr / Wolkenkuckucksland (1)

 Fremder, wer immer du bist, öffne dies, und siehe, was dich erstaunen wird.
(Ein Schatz aus Anthony Doerrs Geschichte, ein Schatz, der magisch bis in die Hände der Leser*innen reicht.)

Ein sehr außergewöhnliches und mitreißendes Buch. Ein sehr wichtiges Buch. Ein Buch, das aus verschiedenen Zeitebenen zusammensetzt ist; Vergangenheit, Gegenwart, nahe Zukunft und fernere Zukunft.

Zeitweise, in einer bestimmten Geschichte, habe ich das Buch ein kleinwenig als dystopisch erlebt ... Zu Recht, denn wenn man sich die Gegenwart mit der katastrophalen Umweltproblematik anschaut, bekommt man tatsächlich das flaue Gefühl, dass der Mensch sich selber abschafft, weshalb sich eine Crew von Menschen in ein Raumschiff begibt, um nach weiteren bewohnbaren Planeten zu suchen.

Warum? Um andere Planeten auch noch auszulöschen?

Die Menschen sollte man am besten als Ausrotter verstehen, (...). Jeden Lebensraum, in den wir vordringen, zerstören wir, wir haben die ganze Erde überrannt, und als Nächstes rotten wir uns selbst aus. (365)
Haben wir nicht jetzt die Möglichkeit, unseren Planeten zu retten, statt nach neuen zu suchen?

Aber nein, nicht ganz so trist, denn das Buch ist gleichzeitig auch ein Wachrüttler und ein Hoffnungsträger zugleich, so wie ich eigentlich Anthony Doerr als Literat und Buchautor auch kenne. Es liegt an uns, ob wir seine Warnungen ernst nehmen möchten oder ob wir sie mit dem Schließen der letzten Buchseite einfach nur ignorieren.

Ein wunderbares, opulentes Kunstwerk, das man zwei Mal hintereinander lesen müsste.

Hier geht es zum Klappentext, Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten. Hierbei ist ein interessantes Video persönlich vom Autor zu seinem neusten Werk hinzugefügt.

Die Handlung
Die Handlung besteht aus vier Erzählsträngen. Wolkenkuckucksland ist eine mythologische Geschichte, die einst von Antonius Diogenes verfasst wurde. Der Protagonist dieser Erzählung ist der arme und unzufriedene Schäfer Aethon, der von einem besseren Leben träumt. Seine einfache Existenz empfindet er als monoton und eintönig, und sehnt sich nach Höherem, bis er sich auf eine Reise begibt, als er von dem Wolkenkuckucksland hört, in welches er unbedingt hinfliegen möchte. Aber wie, wo er doch keine Flügel besitzt, um dahin zu gelangen? Denn zu vergleichen wäre diese Zauberstadt mit dem Land von Arkadien, wo Milch und Honig in den Mund fließen. Aethon erzählt:

Als ich das Tor des Dorfes passierte, kam mich an einem garstigen alten Weib auf einem Baumstumpf vorbei. Die alte sagte: >> Wohin, Dummkopf, es wird bald dunkel, es ist keine Zeit, um draußen auf der Straße unterwegs zu sein <<. Ich sagte: >> Ich habe mich mein ganzes Leben danach gesehnt, mehr zu sehen, meine Augen mit neuen Dingen zu füllen, aus dieser vermatschten, stinkenden Stadt herauszukommen, weg von den ewig blökenden Schafen. Ich reise nach Thessalien, dem Land der Magie, um einen Zauberer zu finden, der mich in einen Vogel verwandelt, einen starken Adler oder eine kluge, kräftige Eule. << 

Sie lachte und sagte: >> Aethon, du Trottel, alle wissen, dass du nicht bis fünf zählen kannst, und doch glaubst du, die Wellen des Meeres zählen zu können. Du wirst deine Augen nie mit etwas anderem als deine eigene Nase füllen. <<

>> Sei still, Alte, sagte ich, >> denn ich habe von einer Stadt in den Wolken gehört, wo dir die Drosseln gebraten in den Mund fliegen, Wein in Rinnen entlang der Straßen fließt und immer ein warmer Wind weht. Sobald ich ein mutiger Adler oder eine kluge, kräftige Eule geworden bin, werde ich dort hinfliegen. << (2021, 64)

Spätes Mittelalter
In Konstantinopel bekommen wir es mit zwei Waisenkindern zu tun, die bei den Nonnen untergebracht sind. Anna und Maria, zwei Schwestern, müssen im Kloster harte Handarbeit verrichten, um ihren Unterhalt zu verdienen, während die kleine Anna sich eher zu Büchern hingezogen fühlt. Auf eigene Faust sucht sie sich heimlich einen Lehrer, Licinius, der ihr die Schriftsprache beibringen soll. Sie ist für die Handarbeit einfach nicht geschaffen. … Später rettet Anna mit einem Freund namens Himerius in einer alten Grotte auf einem Berg uralte, teilweise vergammelte Bücher, die von italienischen Sammlern abgekauft und restauriert werden …

Parallel dazu lernt man den Zeitgenossen Omeir kennen, der mit einer Lippen-Gaumenspalte auf die Welt kommt, und er dank seines Großvaters am Leben bleiben durfte, und nicht in einem Fluss ertränkt wurde.

Omeir ist ein ganz besonderer Mensch. Fein- und sanftmütig von seinem Wesen her. Er ist nicht nur menschen-, sondern auch tierliebend und setzt sich für misshandelte Ochsen ein.  Omeir führt insgesamt ein recht bescheidenes und ein demutvolles Leben. Er weiß sein Leben als ein Mensch mit einem entstellten Gesicht mehr als zu schätzen …

Viele politische Unruhen finden über mehrere Jahre durch den Sultan statt, der Konstantinopel erobern wollte; Kriege, Schlachten, ganze Dörfer werden ausgeplündert.

Anna begibt sich auf die Flucht, und ihre Fluchtwege führen sie zu Omeir …

Die Gegenwart findet 2020 in einer Bibliothek in Lakeport statt. Eine Schulklasse studiert darin unter der Leitung von Zeno Nini das Theaterstück von Wolkenkuckucksland ein ... In dieser Bibliothek findet ein Amoklauf eines jungen Attentäters namens Seymour statt, der eine schwere Kindheit zu verwinden hatte. Aber auch die Kindheit von Zeno Nini, mittlerweile über 80 Jahre alt, ist von Leid und Verlust geprägt ...

Die nahe und weite Zukunft führt uns bis ins Jahr 2064 nach Argos.
Die Hauptfigur ist hier die junge Konstanze, die in Argos aufwächst. Eine computergesteuerte Lebenswelt im All auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten findet man hier vor. Selbst die Mahlzeiten sind computergeneriert. Konstanze reist virtuell und dreidimensional durch den Atlas und lernt darin den Planeten Erde kennen, der ihr lediglich von ihrem Vater überliefert wurde. In Argos bricht ein Virus aus, Omikron, und die Mannschaft wird auf unbestimmte Zeit in Quarantäne verfrachtet.

(Na, woher kennen wir das wohl????)

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Es waren jede Menge Szenen.
Ich höre noch die Schläge, die die kleine Anna von der Ordensschwester auf ihren Fußsohlen bezogen hat. Sie sind dermaßen massiv, dass ich sie regelrecht spüren konnte, als würden sich mir die Schwielen nur allein vom Lesen unter meinen Füßen bilden.

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Auch recht viele. Dass Omeirs Leben gerettet wurde. Dass Anna ihren eigenen Weg hat finden können. Dass Zenos Vater alles getan hat, trotz seiner Mittellosigkeit, für seinen Jungen bestmöglich zu sorgen ... 

Welche Figur war für mich eine Sympathieträgerin?
Es waren fast alle Figuren. Am meisten aber Omeir,  Anna und Zeno. Aber auch Zenos Vater, der schicksalsbedingt nur kurz in der Geschichte wirkte, stellte sich für mich rückblickend nicht einfach nur als eine Nebenfigur heraus. Auch er hat mich innerlich beeindruckt. Sie alle zusammen entpuppten sich für mich zu wertvollen Lichtträgern.

Welche Figur war mir antipathisch?
Die Ordensschwestern, die die Kinder mit heftigen Prügelstrafen gezüchtigt haben. Auch wenn dieser Erziehungsstil zur damaligen Schwarzen Pädagogik gezählt hat, reicht es mir als Entschuldigung nicht aus und bleibt für mich ein unverzeihliches und nicht wieder gut zu machendes Vergehen. Die Verletzungen heilen äußerlich, innerlich bilden sich unsichtbare Narben.
 
Zu jeder Zeit gab es Menschen, die Kinder gut und liebevoll behandelt haben. Unabhängig davon, wie die Gesetzeslage bestimmt war. Man benötigt kein Gesetz, das einem eine gute Behandlung an schwachen Mitgeschöpfen vorschreibt. Man spürt auch ohne Gesetze, wenn wehrlosen Wesen Schmerz zugefügt wird. Und aus diesem Grund war mir der junge Omeir so sympathisch, der sich gegen die Tiergewalt eingesetzt hat. Dasselbe hätten die Ordensschwestern, erwachsene Frauen, die Recht von Unrecht unterscheiden hätten sollen, auch tun können. Gerade die Ordensschwestern, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als die Liebe in ihren Gebeten zu zelebrieren. Welch eine Diskrepanz und welch eine abgebrühte Heuchelei.

Für Menschenrechte, Tierrechte und Kinderrechte benötigt man eigentlich keine vorgegebene Legitimation. Man spürt den Schmerz des Anderen, wenn man emotional nicht abgestumpft ist, auch ohne juristische Vorschriften. Und das bezieht sich nicht nur auf das Mittelalter. Auch heute gibt es Gesetze, die bestimmte schutzlose Mitseelen nicht ausreichend vor Gewalt schützen ... Wir sind heute auch keine besseren Menschen, wenn ich an die vielenTierqualen denke. 

Meine Identifikationsfigur
Anna.

Cover und Buchtitel
Das Cover fand ich persönlich sehr ansprechend, passend 
zum Buchtitel, der uns in die griechische Mythologie führt und damit auch ins Reich der Lüfte, in denen sich diese symbolträchtige Zauberstadt befinden soll. Darüber und über Aethon könnte ich eine ganze Interpretation samt einer Charakteranalyse schreiben. 

Zum Schreibkonzept
Die o. g. Geschichten sind auf satte 532 Seiten in 22 Kapiteln gepackt. Jede Menge Kopf- und Seelennnahrung bekommt man hier serviert.

Auf der ersten Seite ist eine Widmung an alle Bibliotheken gewidmet. An die vorhanden Bibliotheken und an die, die noch kommen werden. Dass die Bücher niemals aussterben, habe ich durch die Geschichten als einen Appell empfunden.

Auf der folgenden Seite gibt es einen kleinen Vorspann, der sich auf die mythologische Erzählung dieses Buchtitels bezieht.

Weiter geht es mit dem Prolog, der an die Nichte des Autors gewidmet ist.
Daraufhin folgen die o. g. Geschichten, die in einem wechselnden Sprechkanon ausgestattet sind.

Das Buch endet mit der üblichen Danksagung.

Meine Meinung
Meine Meinung fülle ich mit wichtigen Zitaten, damit ich sie nachlesend immer griffbereit habe, wenn ich sie als Zitate noch anderweitig benötigen sollte.

Trotz der großen, von Menschen verursachten Umweltproblematik, hat mich dieses Buch verzaubert. So viele schöne Geschichten, wenn auch sehr traurige, aber ein Mix verschiedener Variationen, ein Mix zwischen Realität und Fiktion, die durch Aethons surreale Lebensgeschichte bis tief ins Magische triften. Sich vorzustellen, wie Aethon sich in einen Vogel verwandeln möchte, um seinem Alltag zu entrinnen, um in eine bessere Welt fliegen zu können, hat mich tief berührt. Aber das sind typische griechische Mythologien, die mich immer wieder von Neuem faszinieren.

Das gesamte Buch stimmt dermaßen nachdenklich, dass man damit nicht wirklich abschließen kann. Zerstörung des eigenen Planeten durch Umweltprobleme; eigentlich sind uns ja diese Probleme bewusst. Aber warum machen wir trotzdem weiter wie bisher? Betroffen hat mich gestimmt, als die junge Generation auf die Zerstörung unseres Planeten die ältere Generationen mit folgenden Worten damit konfrontiert:

Ihr sterbt an Altersschwäche, wir an der Zerstörung des Planeten. (Leider habe ich mir die Seitenzahl nicht gemerkt.)
Diesen Satz muss man mal auf sich wirken lassen.

Drei weitere Zitate mit Seitenzahl:

Ein Beispiel einer zehnten Klasse, die im Englisch-Unterricht die Aufgabe bekam, etwas Lustiges aus den Sommerferien aufzuschreiben. Daraufhin die Reaktion der Schüler*innen mit einer leisen Protestreaktion:
Sie sagten, wir sollten was Lustiges aufschreiben, was wir im Sommer gemacht haben, um unsere Grammatik-Muskeln zu dehnen, also okay, Mrs Tweedy, in diesem Sommer haben Wissenschaftler verkündet, dass die Menschen in den letzten 40 Jahren 60 Prozent der wildlebenden Säugetiere, Fische und Vögel auf dieser Welt getötet haben. Ist das lustig? Und in den letzten 30 Jahren haben wir 95 Prozent des ältesten, dicksten Eises in der Arktis zum Wegschmelzen gebracht. Wenn wir alles Eis in Grönland zum Schmelzen bringen, nur das in Grönland, nicht vom Nordpol, nicht das in Alaska, nur das in Grönland, (...), wissen Sie, was dann passiert? Dann steigen die Meeresspiegel um 7 Meter an. Damit gehen Miami, New York, London und Shanghai unter, dann können Sie mit ihren Enkeln aufs Schiff, Mrs Tweedy, und Sie sagen, wollt ihr was essen, und die so, Grandma, kuck mal da, unter Wasser, da ist die Freiheitsstatue, da ist Big Ben, da sind die toten Leute. Ist das lustig? Dehne ich da meine Grammatik-Muskeln? (303)

Zwei Seiten später eine weitere Szene junger Menschen:

Wir haben bereits die meisten Tiere umgebracht, die Ozeane aufgeheizt, der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist der höchste seit achthunderttausend Jahren. Selbst wenn wir sofort alles stoppten, so als würden wir heute Mittag alle sterben - keine Autos mehr, kein Militär, keine Hamburger - wird es noch über Jahrhunderte wärmer werden. Wenn wir alle mal fünfundzwanzig sind? Dann wird sich der CO2-Gehalt noch mal verdoppelt haben, was heißere Feuer bedeutet, schwerere Stürme, schwere Überschwemmungen. Getreide zum Beispiel wird in zehn Jahren nicht mehr so gut wachsen. 25 Prozent von dem, was Kühe und Hühner fressen; ist, ratet mal, was? Getreide. (...) und was noch, wenn mehr CO2 in der Luft ist? Dann können Menschen nicht mehr so gut denken. Wenn wir also 25 sind, werden viel mehr Menschen hungern, Angst haben und auf der Flucht aus brennenden oder überfluteten Städten im Verkehr feststecken. Glaubt ihr, dass wir dann da in unseren Autos die Klimaprobleme lösen? Oder wenn wir aufeinander einschlagen, einander ausplündern, vergewaltigen und gegenseitig auffressen? (305) 

Weiter geht es mit jungen Umweltaktivisten, die sich protestierend an die Reichen wenden:

Sie nennen uns militant und Terroristen. Sie sagen, dass Wandel Zeit braucht. Aber wir haben keine Zeit mehr. Wir können nicht länger in einer weltweiten Kultur leben, in der es den Reichen erlaubt ist, zu glauben, dass ihre Lebensweise ohne Folgen ist, dass sie benutzen können, was immer sie wollen, und wegwerfen können, was immer sie wollen, dass sie gegen Katastrophen immun sind. Ich weiß, es ist nicht einfach, sich die Augen öffnen zu lassen, es macht keinen Spaß. (365)

Mich stimmt nachdenklich, dass selbst Eltern, viele von ihnen ihr Verhalten nicht hinterfragen. Menschen, die Kinder haben. Sie fahren ihre Kinder z. B. überall hin mit dem Auto etc. und ich mich frage, was sie ihren Kindern für Werte vorleben? Haben sie keine Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und die ihrer Kindeskinder?

Aber der Autor maßregelt nicht. Ich wiederhole nochmals. Das Buch ist auch ein Licht- und Hoffnungsträger. Es liegt ganz alleine an uns, ob wir diese nutzen.

Jede Menge Weisheit ist zudem noch in den Geschichten zu finden.

Und das Besondere: Das Buch ist in allen Geschichten ein Buch über Bücher. Wer dieses Genre liebt, ist damit auch wunderbar beraten.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch die Anfrage des Verlages an mich. Und dafür danke ich sehr, denn von mir aus hätte ich mich in meiner Zeitnot an diesen dicken Schmöker selbst nicht herangewagt. Danke an den C.H.Beck-Verlag für diesen so genialen Stoß.

Wie kam der Autor zu seinem Stoff?
Anthony Doerr hat aus Literatur Literatur gemacht.

Am meisten verdankt dieses Buch eine mehr als tausendachthundert Jahre alten Roman, den es nicht länger gibt: Wunderdinge jenseits von Thule von Antonius Diogenes. Nur ein paar Papyrusfragmente sind von ihm geblieben, aber eine im neunten Jahrhundert vom byzantinischen Patriarchen Photios I. verfasste Zusammenfassung und zeigt, dass es sich bei den Wunderdingen um eine wahrhafte Globetrotter-Erzählung handelte, voller miteinander verbundener Sub-Plots und aufgeteilt in vierundzwanzig Bücher. Offenbar arbeitete Diogenes` Roman mit gelehrten wie fiktionalen Quellen, vermischte bestehende Genres, spielte mit Realität und Fiktionalität und enthielt womöglich die erste literarische Reise in den Weltraum. (559)

Mein Fazit
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das neugierig stimmt und Lust macht, immer wieder in die verschiedene Welten einzutauchen, die, trotz der großen Zeitabstände, alle miteinander verwoben sind. Die Verknüpfungen zueinander soll allerdings jeder selbst herausfinden.

Ein Buch, das mich sowohl mental als auch seelisch nicht wieder losgelassen hat. Ich hätte eigentlich noch etwas Zeit verstreichen lassen sollen, um diese Besprechung zu schreiben, weil ich noch nicht ganz durch bin mit der innerlichen Verarbeitung der vielen tiefen, tiefen, tiefen Eindrücke. Wäre dies nun ein TV-Film gewesen, dann hätte ich ihn mir sicher drei mal hintereinander angeschaut, wie ich das häufig mit guten Filmen mache. Und ein paar Tage später nochmals schauen. 

Fremder, wer immer du bist, öffne dies, und siehe, was dich erstaunen wird.

Herzlichen Dank nochmals an den C.H.Beck-Verlag für das geniale Rezensionsexemplar. ich bin total beglückt. 

Meine Bewertung

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwei Zusatzpunkte wegen des Lesehighlights.

14 von 12 Punkten

 _______________

Gelesene Bücher 2022: 01
Gelesene Bücher 2021: 17
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre:
Benedict Wells: Hard Land
Ovid - Metamorphosen
Rachel Joyce: Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Paolo Coelho: Schutzengel

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)


Sonntag, 26. Dezember 2021

Ryan Ellis / anamon - Das Geheimnis der Seelenverbindungen (1)

Bildquelle: Pixabay
  Für alle Seelen,  
 mit denen ich in Liebe verbunden war,
bin und sein werde.
(Ryan Ellis)

Und wieder habe ich ein wundervolles Buch beenden dürfen. Viele Themen, die mich in letzter Zeit stark beschäftigt haben, konnten mich darin begleiten, diesen Denkprozess auf einer anderen Ebene etwas zu vertiefen und fortzusetzen. In den ersten Kapiteln fand ich nichts Neues, in den folgenden Kapiteln zwar auch nicht, da viele Ideen und Gedanken sich mir erst kürzlich durch das viele Reflektieren erschlossen haben und mir das Buch dadurch aber immerhin Bestätigung hat liefern können.

Viele Themen sind für die meisten von uns wegen der Transzendenz zu abstrakt und dadurch nicht greif- und auch nicht glaubwürdig. Ich hoffe dennoch, etwas von diesem Wissen weitergeben zu können. Themen, die nicht völlig abgehoben sind von den Werten irdischer / materieller und kapitalistischer Art, weshalb ich ein wenig selektiv schreiben werde.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Was sind die Themen in diesem Buch?
Das Buch behandelt Themen wie Seelenverbindung, Individualseele, Kollektivseele, Seelenverwandtschaft bzw. Seelenfamilie. Es geht um die individuelle Lebensbestimmung einer jeden Seele, Entwicklung und Stagnation, Werte und Werteverschiebungen, Licht, Liebe, Alter, Tod, Reinkarnation und vieles andere mehr.

Und dennoch fällt es mir schwer, trotz meines eigenen Wissens, über dieses Buch zu schreiben. Ich bin ein wenig blockiert, mein Wissen fließt nicht so richtig, der Unsicherheit wegen. Und dennoch wage ich es, weil ich diese Thematik auf einer überdimensionalen Ebene zu schreiben für wichtig erachte auch für andere Menschen, die offen dafür sind. Immerhin wurde die Buchvorstellung recht häufig angeklickt.

Mehrere Schreibversuche gestartet
Ich habe in den letzten acht Tagen mehrere Schreibversuche gestartet und habe mich nun für zwei Themenpunkte aus dem Buch entschieden, und ich einen davon, zweiter Themenpunkt, meinen psychisch kranken Klienten*innen widmen möchte. Das Thema lautet: Der Wert eines Menschen spirituell betrachtet angelehnt an Leistungs- und Prestigedenken. Aber gewidmet ist diese Buchbesprechung auch anderen Menschen.

Der erste Themenpunkt behandelt in kurzer Form die Seelenverwandtschaft bzw. die Gruppenseele. Weshalb wir uns zum Beispiel zu bestimmten Menschen ganz besonders hingezogen fühlen, obwohl äußere Anreize und Annäherungen dagegensprechen.

Woher hat der Autor sein Wissen?
Der Autor Ryan Ellis hat Kontakt zu einer Seele, mit der er über viele Inkarnationen verbunden war und sogar noch ist. Zu einem seiner damaligen Söhne namens Simon, der zurzeit nicht als Mensch auf der Erde wandelt, sondern zu ihm als eine Lichtgestalt aus anderen Sphären, für unser menschliches Auge nicht sichtbar, spricht.

Bereits als Kind hatte ich spezielle Fähigkeiten, die ich über Jahre hinweg von meinem Umfeld zu verheimlichen versuchte. Ich konnte anstehende Ereignisse aus dem Detail voraussehen und wusste meist ganz genau, was andere Menschen gerade dachten oder tun wollten. 

In meinem jetzigen Leben verstrich sehr viel Zeit, bis sich Simon und ich wiederfanden. Unsere Seelen sind in meiner aktuellen Inkarnation nicht gleichzeitig hier auf diesem Erdenplaneten. Ich lebe zum jetzigen Zeitpunkt eines meiner Leben, und Simon begleitet und unterstützt mich mit seinen Botschaften aus einer anderen für uns unsichtbaren Dimension. (2018, 18)

Zum Themenpunkt 1

Seelenverwandtschaft
Wie definiert der Autor überhaupt eine Seele?

Unsere Seele ist aus der Universalseele entstanden, die in vielen Religionen auch als die >Göttliche Seele< bezeichnet wird. Jede Einzelseele kommt aus dem Licht und wird irgendwann wieder ins Licht zurückkehren. (120)
Doch die Einzelseele sei immer gebunden an einer Gruppe, an einer Seelenfamilie, die sich in ihrer Einheit und in ihren Merkmalen durch viele gemeinsame Inkarnationen widerspiegeln.
Die Seele entscheidet zusammen mit anderen Lichtwesen, wann, wo, wie und unter welchen Umständen sie inkarnieren und ihr Leben leben darf.
Zusammen mit der Seelenfamilie wird ein Lebensplan erstellt, in dem sämtliche Aufgaben und Schicksale bestimmt sind, an denen die Seele wachsen soll. Dies bedeutet aber nicht, dass alles festgeschrieben ist und die Seele keinen eigenen Willen auf der Erde hat.
Die Seele sucht sich für eine Information nicht nur schöne, sondern auch herausfordernde und schwierige Lebenskonstellationen aus, um sich und anderen verbundenen Seelen dadurch die Möglichkeit zu bieten, sich weiterzuentwickeln oder Karma abzutragen. Vieles, das sie im Leben als Schicksal bezeichnet, ist in eurem Lebensplan so vorgesehen, vorausgeplant und hat mit der Weiterentwicklung eurer Seele und mit euren Seelenverbindungen zu tun. (83)

Die Entwicklung einer Einzelseele würde dadurch auch der gesamten Seelenfamilie diesseits und jenseits zugutekommen, weshalb die Seelenfamilie an der Entwicklung jener Seele interessiert ist. Erst wenn die Seele ihre vollständigen Entwicklungen durch zahlreiche Inkarnationen erreicht habe, würde sie sich von der Seelenfamilie lösen und ganz ins Licht gehen.

Die Seelengruppe

Im Verlaufe deines Lebens begegnest du viele Seelen, die dir gegenüber alle verschiedene Aufgaben haben. Sie gehören deiner Seelengruppe an, weil sie das Potenzial in sich tragen, deine Seele auf ihre wichtige Entwicklung und auf ihr weiteres Wachstum vorzubereiten. Sie erscheinen also aus einem bestimmten Grund in deinem Leben, damit du dich in ihnen spiegeln und dadurch deine positiven und negativen Eigenschaften entdecken und an ihnen arbeiten kannst. So gesehen, sind die Seelengruppen ein zentrales und bedeutendes Instrument, um der Einzelseele ihr Spiegelbild vorzuhalten und damit für ihre weitere Entwicklung zu sorgen (91f).  

Der Autor spricht von Seelengruppen, die gemeinsam Gutes in der Welt bewirken, gemeinsame Ideale entwickeln und sie ihr Wissen positiv in das Weltgeschehen hineinzutragen in der Lage sind.

Seelengruppen dieser Art können sich aber leider auch für negative Ziele verbinden, wie dies auf eurem Planeten schon oft aus religiösen oder rassistischen Motiven der Fall war. Diese negativen Muster prägen sich tief in die Seelen aller Beteiligten ein und können nur wieder gelöst werden, wenn jede einzelne Seele der beteiligten Seelengruppe gereift und sich der schwerwiegenden Folgen ihrer Gedanken, Worte und Handlungen bewusst geworden ist. (90) 

Doch ein Gut und Böse gibt es in dem Sinne nicht, wie wir Menschen diese definieren. Wir würden alle diese Pole, auch Licht und Schatten, Negatives und Positives, in uns tragen, um durch Erfahrung zwischen dem einen und dem anderen unterscheiden zu können. Schattenbehaftete Wesen, damit sind nicht Menschen krimineller Handlungen gemeint, sondern Menschen, die keine kriminelle Tat verübt haben, die immer brav und gesetzestreu ihr Leben gestaltet haben, können trotzdem am Licht vorbei gelebt haben, wenn sie damit der Anpassung wegen der eigenen Seele und die Seele anderer geschadet haben.

Aber der Mensch hat die Wahl, er kann entscheiden, welchem Pol er mehr Nahrung zufügen- und welchen er vernachlässigen möchte. Er hat die Wahl, sich für das Licht oder für den Schatten zu entscheiden.

Irgendwo habe ich mal gelesen: Nicht das Böse ist böse. Böse ist, wenn man nichts dagegen tut.

Es ist von großer Bedeutung, dass die Seele sowohl die Licht-  als auch die Schattenseite kennen muss. Damit du als Mensch beide Seiten erfahren und deren Auswirkungen auf deine Seele spüren kannst, musst du sie erleben. Das kannst du nur in einem menschlichen Körper. Die Seele muss also die Dunkelheit erfahren, damit sie diese in Licht verwandeln kann. So erkennt sie, da sie sich immer für das Positive oder das Negative entscheiden kann und dadurch an Licht gewinnt oder verliert.
Demnach kann jeder Mensch gleich damit aufhören, das Dunkle im anderen zu suchen und sich dagegen als einen nur Gutmenschen hinzustellen. Doch Furcht müssen wir vor unseren eigenen Schwächen keine haben, denn ...

… (e)ntscheidend für deine seelische Entwicklung ist natürlich, dass du dich immer mehr für das Licht entscheidest und dadurch immer heller leuchtest, bist du irgendwann so hell erstrahlst, dass der Schatten, die Dunkelheit für dich gar nicht mehr sichtbar ist. (123)

Jeder Mensch hat Schwächen, ist meist nur floskelhaft gemeint und nicht wirklich ernst zu nehmen. Man will die eigenen Schwächen in konkreter Form bei sich nicht wirklich wahrhaben, um daran zu arbeiten. Man sucht und sieht sie individuell deshalb nur beim anderen oder kollektiv in anderen Menschengruppen. Deshalb existieren so viele Fehlurteile und Bewertungen anderen gegenüber, ohne zu berücksichtigen, was andere Menschen tatsächlich sind; gut wird gesellschaftlich und politisch oft als schlecht gedeutet und schlecht häufig als gut.

Deshalb schwenke ich nun zum zweiten Punkt über: Was genau versteht nämlich der Autor unter Schattenseiten? Was ist böse? Wir denken dabei an die zeitlosen Klassiker wie z. B. Morde, Vergewaltigungen, Diebstahl etc. .

Leistungs- und Prestigedenken
Nein, damit sind ganz andere Kategorien gemeint. Kategorien, die wir als erfolgsorientierte Menschen nicht vermuten würden. Berufliche Zwänge, Leistungs- und Machtdenken bzw. Profitgier … , um nur ein paar Beispiele zu nennen, sind alles Tugende, wofür man in der irdischen Welt sogar noch Achtung erntet. Menschen, die das nicht besitzen, werden häufig in unserer Gesellschaft als Versager*innen bezeichnet. Oft lassen wir uns blenden von Äußerlichkeiten und nur wenige schaffen es, hinter die wahre Fassade eines Menschen zu blicken.

Begegnest du einer solchen Person, so nimmst du nur noch die Rolle wahr, in der sie auftritt. Das richtige Leben dieses Menschen bleibt dir verborgen. Nur die nach außen gewandte Seite zu leben und anderen Wesen zu zeigen, ist sehr gefährlich. Deine Leidenschaften und deine persönlichen Gefühle werden damit beständig unterdrückt. (164)
Aber genau das lernen wir in unserer Ausbildung, in unserem Beruf und in anderen nach außen gesteuerte Aktivitäten. 

Die Seele birgt eine potenzielle Tiefe, der die Oberflächlichkeit der heutigen Arbeitswelt nicht mehr gerecht werden kann. Alles verläuft so oberflächlich und profitorientiert, und die Geschwindigkeit der Abläufe der Arbeitsprozesse nimmt ständig zu. Überall, wo die Dinge sich zu schnell verändern, kann sich nichts mehr stabilisieren und somit auch nichts mehr wachsen. (Ebd) 

Wie steigt man aus, aus diesem Karussell?-, ohne in das andere Extrem zu verfallen. Und damit meine ich nicht nur Menschen im Lohnsektor haftend. Antworten hierbei kann allerdings nur jeder für sich selbst finden.

Je mehr einem Menschen gelingt, seine äußere Rolle perfekt wie eine Schaupuppe zu polieren, umso mehr stuft er sich selbst als besonders erfolgreich ein, merkt aber nicht, wie sehr seine innere Rolle, sein innerer Mensch, seine eigentliche Seele immer mehr verkümmert.

In der Welt, in der du lebst, verkaufen sich unglaublich viele Wesen zu einem hohen Preis, um sich nicht einem System oder bestimmten Menschen unterordnen zu müssen. Das heißt, sie verkaufen sprichwörtlich ihre Seele für Ruhm und Reichtum und verlieren dabei jegliche Achtung vor sich selbst. 

Auch unser Privatleben wird häufig von Leistungs-, Konkurrenzverhalten und von Erfolgsstreben dominiert. Fast jeder misst sich mit dem anderen, dass es kaum noch möglich ist, Hobbys mit seinem Gegenüber zu genießen, wenn gemeinsame Ideale dadurch nicht mehr richtig ausgetauscht werden können. Es hagelt vor allem in den sozialen Netzwerken verbale Prügel mit den Gepflogenheiten eines kalten, arroganten, überheblichen Ton Personen gegenüber, die andere Sichtweisen vertreten und so entwickeln diese Ideale schon fast eine Eigendynamik, die von materiellen Werten nicht mehr zu unterscheiden ist; getragen unter einem Deckmantel wie z. B.: Ich kann mehr, ich weiß mehr, sodass Wissen und Ideale schon fast wie Besitztümer zelebriert werden. 

Wissen mit anderen teilen und gemeinsam vermehren / Die Welt damit besser machen

Und dabei geht es doch in erster Linie darum, das Wissen mit anderen Wissenden zu teilen, es gemeinsam zu vermehren, um die Welt mit gleichschwingenden Wissenspartner*innen etwas besser, wohliger und geborgener für alle zu machen. Wissen wird meist noch zu Selbstzwecken instrumentalisiert, um in erster Linie ausschließlich sich selbst darzustellen. Viele füttern damit nur ihr Ego, statt es teilend in die Welt für die Allgemeinheit zu tragen, ohne sich damit profilieren zu müssen. 

Deine Seele zu verkaufen, beinhaltet den Aspekt, dass dir materielle Werte und Erfolg bedeutend wichtiger sind als deine seelische Entwicklung. Du solltest dabei immer im Auge behalten, dass du bei der Rückkehr in unsere Dimension nichts Materielles mitnimmst und bei uns vorzeigen kannst. Es ist nur von Bedeutung, wie sich deine Seele entwickelt hat. (164ff)

Um Missverständnissen vorzubeugen; es ist nicht verkehrt, z. B. Vermögen und Reichtümer anzuhäufen; es ist nicht verkehrt, berufliche Ziele erfolgsorientiert zu verfolgen; solange man dabei nicht die eigene Seele verliert, stattdessen sich und anderen gegenüber menschlich und fürsorglich bleibt, besonders Mitseelen gegenüber, die andere Ziele verfolgen und nicht in diesem Macht- und Leistungsstreben eingebunden sind, wie z. B. kranke Menschen, und Menschen, die wirtschaftlich im Hilfebezugssystem eingebunden sind.

Es geht um das Wie, wie wir agieren. Wie wir uns in der Welt präsentieren. Ich greife noch einmal den Aspekt auf, die Seele an den Teufel verkaufen, was auch literarisch häufig besetzt ist.

Gegenstand vieler volkstümlicher Sagen und Legenden ist der sogenannte "Teufelspakt", ein mythologisches Handelsbündnis zwischen dem Teufel und einem Menschen. Dabei wird dem Teufel gegen Reichtum, Macht, Talent (...) seine Seele verkauft. (162)

Letzten Endes sind wir alles eine Familie und sollten zueinanderhalten und niemanden aus einer Gemeinschaft durch Vor- und Fehlurteile verstoßen. Gruppenseelen kommen schließlich zustande, wenn diese Seelen gemeinsame Schwächen abzutragen haben bzw. gemeinsame Stärken entwickeln konnten. Das macht sie zu Verwandten einer Seelengruppe.

Menschen, die an sich arbeiten, ihre eigene Seele rehabilitieren, rehabilitieren damit auch ein Stück die Seelen ihrer Seelenfamilie, sie heilen somit implizierend peu a peu auch die Welt und den Kosmos. Wer aber Schmerz weiter gibt, weil er ihn durch Anpassungsdruck o. Ä. selbst erfahren hat, wird in positiver Form nichts verändern können, sondern weitet den Schmerz eher noch aus, indem er seine Verletzung unbewusst durch Gegenverletzungen vermehrt. 

Zu glauben, wir wüssten längst über alles Bescheid, ist der größte Irrtum der Menschheit. Eigentlich wissen wir noch rein gar nichts, sonst würden sich viele Dinge auf unserem Planeten nicht ständig wiederholen, und die Menschen würden sich gegenseitig mehr Respekt erweisen. Es wüssten mehr Menschen über die universellen Gesetze Bescheid und wären fähig, sie im täglichen Leben anzuwenden. Würden sich die Menschen mehr mit dem Kommen und Gehen unserer Seele auseinandersetzen, können sich die Menschheit von den Kriegsschauplätzen und den Hungersnöten verabschieden. Es gebe weniger Kriminalität und Gewalt, und es könnte sich eine neue, intelligente und feinfühliger Menschheit entwickeln. (96f)

Cover und Buchtitel 
Ich finde das Cover wunderschön. Die vielen Lichtverbindungen betrachte ich als die körperlosen Seelen in anderen Sphären, die als Seelenfamilie miteinander diesseits und jenseits verbunden sind. Und die Farbkombination drumherum finde ich recht gelungen, da sehr ansprechend.

Zum Buchtitel:

>anamon< ist ein uraltes Wort aus der keltischen Mystik und bedeutet >Seele< aber zugleich auch so viel wie >Lebenshauch< oder >Lebenskraft< , jene geheimnisvolle Kraft, welche die ganze Schöpfung durchdringt. (22) 

Zum Schreibkonzept
Das Buch beginnt auf der ersten Seite mit einer Widmung für alle Seelen, mit denen der Autor in Liebe in den verschiedenen Sphären verbunden ist.

Es beginnt mit einer Einleitung, gefolgt von einem Prolog, darauffolgend acht Kapitel, die alle mit Unterkapiteln bestückt sind. Am Ende folgt ein Epilog.

Der Schreibstil ist flüssig, gut verständlich und nicht zu ausschweifend gewählt.
Im inneren Klappentext sind zudem zwei wundervolle Zitate aufgeführt.

Meine Meinung
Obwohl dies nicht mein erstes Buch zur Grenzwissenschaft gewesen ist, das ich rezensiert habe, und auch nicht das letzte, habe ich mir mit diesem Buch, wie oben schon geschrieben, etwas schwergetan, und so habe ich viele wichtige Themen nicht aufgreifen können aus der Befürchtung heraus, hier verlacht zu werden, wobei ich mich durch die Themenkürzung noch immer nicht in Sicherheit wiege. Aber aus Liebe zu meinen Mitseelen, die ich auf dieser Seite erwähnt habe, musste ich es wagen und über meinen eigenen Schatten springen, um über das Buch zu schreiben. 

Diese Buchbesprechung ist besonders Menschen gewidmet, die es nicht schaffen, sich einen eigenen Wert zuzusprechen, weil die hiesige Bevölkerung ihnen aufgrund ihrer Ausklammerung aus der Leistungsgesellschaft den Eigenwert nicht zugesteht. 

Es sind gerade die psychisch kranken Menschen, die aufgrund ihrer schweren Lebenssituation besonderen Respekt und Hochachtung verdienen, weil sie lernen, sich mit sich, der Erkrankung und der gesellschaftlichen Ausgrenzung auseinanderzusetzen. Ich bin sicher, sie bekommen später einen Ehrenplatz, wenn die Lebenszeit auf dem Planet Erde abgelaufen ist. Spirituell gesehen sind das ganz besondere Menschen, die häufig in ihren Kompetenzen und in ihrer Wertigkeit übersehen werden. 

Gewidmet aber auch Menschen, die wegen ihres
 Perfektionsstrebens eine innere Lücke zu füllen versuchen und es dadurch häufig zu einer Vernachlässigung der eigenen inneren Seele führt. 

Diese Buchbesprechung ist allerdings noch einem anderen Menschen gewidmet, der ich die Suche nach dieser speziellen Buchthematik überhaupt zu verdanken habe, ich sie aber aufgrund ihrer massivst unpersönlichen Art nicht mit Namen erwähnenn möchte, und ich mich ihr dadurch nur anzupassen versuche.

Mein Fazit
Ein sehr lesenswertes Buch für alle interessierte und suchende Menschen, die in zwischenmenschlichen Bereichen Warum - Fragen stellen und entsprechende Antworten suchen.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch Eigenrecherche auf der Suche nach Antworten auf Fragen, weshalb man sich zu bestimmten Menschen / Seelen hingezogen fühlt. Es gibt Menschen, die ich gleich duzen müsste, obwohl ich eine distanzierte Persönlichkeit bin, die sich i. d. Regel nur langsam anderen nähert, wirken diese Seelen wiederum auf mich so altvertraut, und ich dabei, ich oute mich mal, in eigener Erfahrung einmal kürzlich ins Fettnäpfchen getreten bin, aber glücklicherweise ohne dass es mir nachgetragen wurde. Es konnte im Nachklang auch geklärt werden. Ein
 großes Dankeschön dafür. Trotzdem war ich mehr als peinlich berührt und bin es noch, wenn ich rückblickend darüber nachdenke.

Zur Seelenfamilie und zu anderen wohlwollenden und weniger wohlwollenden Seelenverbindungen gibt es in dem Buch noch zahlreiche weitere lesenswerte Themen aus den Unterkapiteln zu entnehmen.

Meine Bewertung

Sachbuch

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck und Verständlichkeit
2 Punkte: Sehr gute Umsetzung der Thematik.
2 Punkte: Sehr gute aufklärerische und kritische Verarbeitung
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden.
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von 12 Punkte

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Gelesene Bücher 2021: 17
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre:
Ralf Hungerland: Seelenreisende - Mediale Reisen in die Welt der Seele
Benedict Wells: Hard Land
Eva Marquez: DNA-Aktivierung durch die Sprache des Lichts
Ovid - Metamorphosen
Rachel Joyce: Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Eva Marquez: Kontaktaufnahme mit der kosmischen Familie
Paolo Coelho: Schutzengel
Lewis Caroll: Alice hinter den Spiegeln - Ein Hörspiel

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)


Sonntag, 17. Oktober 2021

Sy Montgomery / Rendezvous mit einem Oktopus - Extrem schlau und unglaublich empfindsam: Das erstaunliche Seelenleben der Krake (1)

 Wer dieses Buch gelesen hat,
versteht die Seele der Ozeane.
(Peter Wohlleben)

Bildquelle: Pixabay

Eigentlich bin ich schon längst durch mit diesem Buch. Gehört und gelesen … Es hat sich nur ein anderes Buch dazwischengeschoben, und so kam Sy Montgomery ein wenig zu kurz. Pardon. Ich liebe diese Autorin, und sie hat es eigentlich nicht verdient, wie ein fünftes Rad am Wagen beiseitegelegt zu werden. Aber es gibt noch ganz viel von ihr an ungelesener Literatur, der ich mich noch anschließen werde. Montgomery bekommt dadurch noch meine volle literarische und ungeteilte Aufmerksamkeit gezollt.

Und mit den Oktopoden habe ich sicher alles Notwendige erfahren können. Mir hat aber das Nachwort von Donna Leon dieses Mal sehr viel gebracht, die das Buch auf wenigen Seiten nochmals zusammengefasst hat, sodass ich dadurch wieder an bedeutsame Fakten erinnert werden konnte, die mir für meine Buchbesprechung sehr hilfreich sein werden.

Donna Leon scheint immer häufiger ein Nachwort zu Montgomerys Bücher zu verfassen. Bei dem letzten Buch, Einfach Mensch sein - von Tieren lernen, schien ich mit ihrem Nachwort reichlich gesättigt gewesen sein, da es mir zu ausführlich erschien. Ich kannte ja die Fakten als aufmerksame Leserin alle schon zu Genüge, und musste sie in dieser ausführlichen Form am Ende nicht nochmal haben. Aber ich freue mich natürlich sehr, dass eine Autorin wie Donna Leon, die sonst Krimis schreibt, auch ein Nachwort verfasst und damit inhärentes Interesse für Bücher dieser Art hat aufbringen können.

Stockfoto

Aber nicht nur Oktopoden kommen in diesem Werk zu Wort, sondern jede Menge andere Seebewohner, von denen ich zuvor keine Ahnung hatte, dass es sie überhaupt gibt: Z. B. Sonnenblumenseesterne oder Seehasen ... Einige Youtube – Filmchen haben mich während des Lesens dieser Lektüre noch ergänzend begleitet.

Die Oktopoden in diesem Buch haben alle Namen, wie: Athena, Octavia, Kali …
Ich fokussiere meine Buchbesprechung hauptsächlich auf die Intelligenz der Tiere.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Erst einmal möchte ich ein paar Fakten benennen.

Was sind Oktopoden und wie sind sie beschaffen?

Synonyme dazu sind:

Kraken, Tintenfische, Kalamares, Polyp, Achtfüßer, Zephalopoden, Kalmar, Sepia, Nautilus, Neunauge, Tinktur ...

Sind sie nicht reich, diese Tierchen an schicken Wortformulierungen? Nicht nur in ihrer Art, sondern auch in der Auswahl von Begriffen. Für den Menschen gibt es nicht so viele Synonyme, die sie so gut kleiden und beschreiben. Ich habe mal verglichen.

Erdbewohner, Einwohner, Geschöpf, Kreatur, Zweibeiner, Homo sapiens, Sterblicher, Staubgeborener …
Die meisten davon klingen lange nicht so elegant wie die von den Oktopoden. Und Staubgeborener ????

Wie schön phänomenal dagegen die der Tintenfische klingen, wenn man mal über jeden einzelnen Begriff sinniert und meditiert, und ihn sich dadurch bewusst werden lässt, ohne ihn erst so selbstverständlich hinzunehmen ... Und so gehen innerlich ganze Welten von Ozeanen auf. Dann möchte man real selbst mal für einen Augenblick ein Tier dieser Art in der Seewildnis sein.

Doch es gibt auch eine Schnittmenge beider Wortgruppen, die diese zwei Wesen verbindet. Die beiden schönsten Ausdrucksformen hierbei sind Kreatur und Geschöpf ... Darin passen sowohl die Menschen, als auch die Oktopoden. Sich dies bewusst zu machen, zeigt, dass wir alle, so unterschiedlich wir auch sind, in einem Boot sitzen. Nicht nur linguistisch gibt es Gemeinsamkeiten, sondern auch im Kern unseres Wesens zusammen mit den Tieren.

Meditation
Meditation ist das Schönste, was es gibt, denn man kann sich in allem hineinversetzen, selbst in einen Stein.
In einen Oktopus, und sich mit ihm verbinden und Teil von ihm  werden. Mit jeder Seite des Buches hat meine Seele mitgelesen und mitgeschwungen, so genial waren die Beschreibungen darin, die ich häufig meditativ verlassen musste, so wie ich sie betreten hatte.

Die Beschaffenheit dieser Meerestiere
Ein Oktopus besitzt je nach Art acht bis zehn Arme, auch Tentakel genannt. Verlieren sie einen Tentakel durch eine Verletzung, dann wächst ihnen dieser wieder nach.

Julie Kalupa, Taucherin und Medizinstudentin an der University of Wisconsin, schreibt, dass ein Pazifischer Riesenkrake in der Lage ist, bis zu einem Drittel eines verlorenen Armes innerhalb von nur sechs Wochen nachwachsen zu lassen. Im Gegensatz zu dem nachgewachsenen Schwanz einer Eidechse, der unweigerlich immer minderwertiger ausfällt als das Original, ist der nachgewachsene Arm eines Kraken so gut wie neu und vollständig ausgestattet mit Nerven, Muskeln, Chromatophoren und perfekten, unberührten Saugnäpfen. Selbst die hoch spezialisierte Spitze des männlichen Begattungsarms, der Ausführungskanal.

Warum haben Oktopoden blaues Blut?
Im Vergleich zu vielen anderen Fischarten und zu uns Menschen haben Oktopoten blaues Blut, weil Kupfer statt Eisen der Sauerstoffträger in deren Körper ist.

Die Anzahl der Saugnäpfe
Eine Riesekrake besitzt etwa 1600 Saugnäpfe, die es auch schafft, mit jedem Saugnapf ca. 15 Kilo zu heben.

Schon ein einziger von Athenas Saugnäpfen reichte aus, um meine ganze Aufmerksamkeit zu fesseln – und sie hatte 1600 davon. Jeder einzelne war ein Multitasking-Talent und konnte saugen, schmecken, zupacken, festhalten, zupfen und wieder loslassen. Jeder Arm des Pazifischen Riesenkraken hat zwei Reihen mit Saugnäpfen, die kleinsten sitzen an den Spitzen, die größten (mit einem Durchmesser von 7,5 Zentimetern bei einem großen männlichen Tier, bei Athena waren es etwa 2 Zentimeter) ungefähr auf einem Drittel der Armlänge, vom Mund aus gemessen. Jeder Saugnapf hat zwei Kammern. Die äußere ist wie eine breite Saugglocke geformt und besitzt Hunderte feiner, sternförmig von der Mitte zum Rand verlaufender Grate. Die innere Kammer ist ein kleines Loch in der Mitte des Napfes, das die Saugkraft erzeugt. Die gesamte Konstruktion ist so biegsam, dass sie sich an die Konturen jedweden Objekts anpassen kann, das der Saugnapf erfasst. Die Näpfe können sich auch zusammenziehen und mit ihren Lippen einen Pinzettengriff bilden, wie wir es mit Daumen und Zeigefinger können. Jeder einzelne wird von eigenen Nerven gesteuert, und der Oktopus kann sie individuell und unabhängig voneinander steuern. Alle Saugnäpfe sind erstaunlich stark. James Wood, verantwortlich für die schon lange bestehende Biologie-Website »The Cephalopod Page«, hat ausgerechnet, dass ein Saugnapf von etwa sechs Zentimetern Durchmesser fast sechzehn Kilogramm Gewicht anheben kann. Wenn alle Saugnäpfe diese Größe hätten, läge die gesamte Saugkraft eines Oktopus bei 25 000 Kilogramm. Ein anderer Wissenschaftler hat ausgerechnet, dass man die Zugkraft einer Vierteltonne benötigt, um den Griff des wesentlich kleineren Gewöhnlichen Kraken zu lösen. »Taucher«, sagte Wood, »sollten sehr vorsichtig sein.« (28f)

Gehirn / Neuronen / Intelligenz
Nach meiner Online Recherche war es möglich herauszufinden, dass die Kraken z. B. mehrere Gehirne besitzen, die Anzahl war neun, konnte aber als noch nicht sicher evaluiert werden, dagegen waren drei Herzen konstatierbar. Und diese Tiere besitzen jede Menge Neuronen:

Im Vergleich:

Gemessen an anderen wirbellosen Tieren haben Kraken ein riesiges Gehirn. Octavias hatte die Größe einer Walnuss, dieselbe Größe wie das Hirn eines afrikanischen Graupapageis. Alex, ein solcher, von Dr. Irene Pepperberg trainierter Vogel, konnte einhundert englische Wörter sinnvoll anwenden. Er bewies Verständnis für Formen, Größe und Material, er konnte rechnen und Fragen stellen. Er konnte seine Trainer absichtlich täuschen – und um Entschuldigung bitten, wenn man ihm auf die Schliche kam. Die Größe des Gehirns allein ist natürlich nicht ausschlaggebend. Schließlich kann alles miniaturisiert werden, wie die Computertechnologie deutlich zeigt.

Eine andere Komponente, die Wissenschaftler zur Erforschung von Intelligenz untersuchen, ist die Anzahl der Neuronen, der Säulen des Denkens. Auch hier ist der Tintenfisch beeindruckend. Er besitzt 300 Millionen Neuronen.

Eine Ratte hat 200 Millionen, ein Frosch vielleicht 16 Millionen und eine Schlammschnecke aus der Familie der Süßwasser-mollusken höchstens 11 000. Das menschliche Gehirn hingegen besitzt 100 Milliarden Neuronen, doch ist es nicht wirklich mit dem eines Tintenfisches zu vergleichen. » (80f)

Vergleich mit dem menschlichen Hirn:

Das menschliche Gehirn ist in vier Bereiche eingeteilt, und jeder davon ist für andere Funktionen zuständig. Das Hirn eines Oktopus besteht aus – je nach Spezies und Zählmethode – fünfzig bis fünfundsiebzig verschiedenen Bereichen, aber die meisten Neuronen eines Oktopus sind nicht im Gehirn angesiedelt, sondern sitzen in den Armen. Die extremen Multitasking-Anforderungen, mit denen Oktopoden konfrontiert sind, mögen zu dieser Entwicklung beigetragen haben: Er muss all seine Arme koordinieren, Farbe und Form verändern, er muss lernen, denken, entscheiden und sich erinnern – und zur gleichen Zeit die Flut an Geschmacks- und Tastinformationen, die sich von jedem Zentimeter Haut in sein System ergießen, verarbeiten und darüber hinaus das Wirrwarr visueller Reize sortieren, die seine gut entwickelten, den menschlichen sehr ähnlichen Augen liefern. (81f)

Die erstaunliche Intelligenz dieser Tiere konnte mit verschiedenen Testinstrumenten untersucht werden. Eine davon war die Methode mit Plexiglaswürfeln:

Im Labor der Arthur D. Little Corporation entwickelte er eine Serie von drei durchsichtigen Plexiglaswürfeln mit unterschiedlichen Verschlüssen. Der kleinste Würfel wird durch einen Riegel verschlossen, den man wie bei einer Pferdebox umlegen und mit einem Bolzen fixieren muss. Nun kann man einen lebenden Krebs – das Lieblingsfutter der Kraken – hineingeben und den Deckel unverschlossen lassen. Der Oktopus wird den Deckel öffnen. Verschließt man aber den Deckel, wird der Oktopus garantiert dahinterkommen, wie der Deckel zu öffnen ist. Dann ist es an der Zeit, den zweiten Würfel einzusetzen. Dieser hat einen Riegel, der gegen den Uhrzeigersinn auf eine Klammer gedrückt wird. Man setzt den ersten Würfel mitsamt dem Krebs in den zweiten und verschließt ihn. Der Oktopus wird das Rätsel lösen. Schließlich nimmt man den dritten Würfel hinzu. Dieser hat zwei verschiedene Riegel: Der eine ist ein Bolzenriegel, der andere ist ein Hebelverschluss und fixiert den Deckel wie bei einem altmodischen Einweckglas. Bill erzählte mir, dass der Oktopus, sobald er das System »kapiert« hat, alle vier Schlösser in drei bis vier Minuten öffnen kann. (34) 

Hirnlose Fischarten / Seesterne und Seeanemonen
Erstaunlich fand ich allerdings noch, dass es Meerestiere gibt, die überhaupt kein Gehirn besitzen und dennoch als intelligent beschrieben werden. Dass sind die Seesterne, die so ein Organ nicht benötigen, um sich zu orientieren, um für sich zu sorgen, um als überlebensfähig durch die Meere zu ziehen.

Diese Tiere haben kein Gehirn und das simpelste aller Nervensysteme. Dennoch sagt ihr Verhalten viel über sie aus. In seinem Buch über Gefühle und Bewusstsein > Ich fühle, also bin ich < erwähnt der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio auch Seeanemonen. Er behauptet nicht, dass Seeanemonen ein Bewusstsein besitzen, aber er schreibt, wir können in ihrem simplen, hirnlosen Verhalten »das Wesen von Freude und Traurigkeit, von Annäherung und Abwendung, von Verletzlichkeit und Geborgenheit« erkennen. (187)

Und hier ein Beispiel zu einem Seestern aus einem  pädagogischen öffentlichen Forschungsprojekt einer Schulklasse:

»Der Seestern hat zwar kein Gehirn, aber dumm ist er nicht. Schaut nur!« Wilson tut ihm den Gefallen und reicht ihm einen Kapelan. Der Seestern klebt direkt vor den Augen der Kinder mit der Bauchseite an der Glaswand und fängt nun an, sein Futter von einem der dünnen, röhrenförmigen Füßchen zum nächsten zu befördern. Während die Kinder mit offenem Mund zuschauen, transportiert der Seestern den Fisch die vollen zwanzig Zentimeter von der Armspitze zu seiner Mundöffnung, durch die er dann seinen Magen nach außen stülpt. »Er sabbert seine Magensäure direkt auf das Futter, um es aufzulösen«, (…). (235)

Und zum Schluss noch ein Zitat zu der Frage, ob diese Tiere ein Bewusstsein besitzen? Die Autorin gebraucht hier Begriffe wie Universelles Bewusstsein und Universelle Intelligenz, weil es deutlich macht, dass jede Beschaffenheit und jede Kreatur auf unserem Planeten ihren Platz und ihren Sinn hat:

Beim Streicheln eines Tintenfisches gerät man leicht ins Träumen. So ein Augenblick tiefsten Seelenfriedens, den man mit einem anderen Lebewesen teilt, besonders einem wie dem Tintenfisch, der so ganz anders ist als wir, macht uns demütig. Was für ein inniges Einvernehmen herrscht da zwischen uns. Gemeinsam erleben wir dieses Wunder, die Verbindung mit einem universellen Bewusstsein – das Gefühl, zum ersten Mal um 480 v. Chr. von dem griechischen Vorsokratiker Anaxagoras beschrieben, dass wir alle die gleiche Intelligenz besitzen, die das gesamte Leben beseelt und ordnet. Die Idee eines universellen Bewusstseins durchflutet sowohl westliches wie östliches Gedankengut und schlägt sich im Konzept des kollektiven Unbewussten des Psychiaters C. G. Jung, in der einheitlichen Feldtheorie sowie den Recherchen des 1973 vom ehemaligen Apollo-14-Astronauten Edgar Mitchell gegründeten Institute of Noetic Sciences nieder. (140)

Dazu kritische Zeilen zu christlichen Priestern

Auch wenn einige der methodistischen Pastoren meiner Jugendzeit sich nun empören mögen, so schätze ich mich doch glücklich, diesen ewigen, unendlich weiten Ozean intelligenter Energie mit einem Tintenfisch gemein zu haben. Und wer könnte mehr über den ewigen, unendlich weiten Ozean wissen als ein Tintenfisch? Und was könnte mehr zur tiefsten inneren Beruhigung beitragen, als von diesen Armen umfasst zu werden, umgeben zu sein von dem Wasser, in dem das Leben selbst entstand? Während Wilson und ich an diesem Sommernachmittag immer noch Kalis weichen Kopf liebkosen, schweifen meine Gedanken ab, und mir fällt ein Satz aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper ein. Darin schreibt er von dem »Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt«. (140f)

Cover und Buchtitel  
Wunderschöner Buchtitel, absolut passend zum Inhalt. Sehr ansprechend.

Zum Schreibkonzept
Ein Mix zwischen wissenschaftlicher, narrativer und autobiografischer Sprache. Dadurch sehr flüssig und verständlich geschrieben.

Das Buch besteht mit dem Nachwort aus neun Kapiteln. Hinzu kommen: Dank, Auswahlbiografie und ein Register.

Eine Widmung auf der ersten Seite für die 17- jährige Anna, die in dem Buch auch eine wichtige Rolle spielt. Auf dem hinteren Buchdeckel ist ein wunderschönes Zitat von Peter Wohlleben abgedruckt, das ich nach oben gesetzt habe.

Meine Meinung
Ich fand es schön, dass ich das Nachwort von Donna Leon nun doch nicht benötigt habe. Ich hatte genügend eigene Stichpunkte, die ich wegen der Überlänge meiner Besprechung nicht mal alle verwerten konnte. Hauptsächlich auf die Intelligenz der Tiere bezogen, um zu zeigen, welche Ergebnisse die Forscher*innen hier erzielen konnten, während die Tiere von uns größtenteils, angefangen bei dem kleinen, einfachen Menschen, dem das Bewusssein fehlt, dass Tiere für uns Menschen nicht zum Verzehren geschaffen sind, bis hin zum größten Wissenschaftler, der glaubt, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, häufig als hirn- und emotionslos abgestempelt-, und sie dadurch wie Objekte behandelt werden, die man bis zum Exzess und bis zum Ausbluten ruhig ausbeuten könne.

Etwas leid haben mir die Oktopoden hier aber schon getan, weil sie zu Studienzwecken aus ihrer Lebenswelt entrissen wurden und sie ihr Leben in einem Aquarium fristen mussten. Aber ich bin auch getröstet, weil es die Tiere hier gut haben und sie sogar eine höhere Lebenserwartung verbuchen können, als draußen in der freien nassen und wilden Naturbahn. Und diese Tiere wurden nicht geschlachtet, sondern respektvoll bis zu ihrem natürlichen Tod behandelt. Einige von den Kraken wurden aber auch nach kurzen Studien wieder frei gelassen. Wieder andere wurden methodisch einer Feldforschung direkt auf dem Meeresboden erforscht.

Ich bin so mit Freude beglückt, dieses Buch, das die Exoten unter den Tieren behandelt, vorgezogen zu haben, statt mich erst mit den bekannten Haustieren wie Hund, Katze oder Pferd .... zu befassen, denn darüber hat die Autorin auch noch jede Menge Bücher geschrieben. Und weil ich mich nun mit einem tieferen Bewusstsein dieser Meerestiere gegenüber beschenkt fühle. 

Die Tintenfische sind nun tief in mir verankert. Immer wenn ich sie zu sehen bekomme, ob im Dokufilm in freier Wildbahn, oder aber auf dem Speiseteller anderer Leute, werde ich Octavia, Athena und Kali gedenken. 

Weitere Pläne mit anderen Exoten:

Dies wäre der folgende Band: Vom magischen Leuchten der Glühwürmchen. 

Leider gibt es das Buch (noch) nicht als Hörbuch. Die Hörbücher helfen mir so sehr meine beknappte Zeit ein wenig zu überbrücken, da sie sich bei mobilen Aktivitäten gut einsetzen lassen.

Mein Fazit
Ich hoffe, ich konnte ein wenig die Neugier wecken. Doch vieles, was die Autorin beschrieben hat, habe ich unerwähnt gelassen. Das eine oder andere Statement werde ich noch in die Kommentare setzen, sollte ich noch dafür im Nachtrag etwas Zeit finden. Aber jede Menge weiterer Stoff dieser Lektüre zur Weiter- und zur Selbstentdeckung sollte auf jeden Fall noch gegeben sein, wie z. B. die Lebenserwartung dieser Tiere, die außergewöhnliche Fortpflanzung und Paarung, den sog. Kannibalismus untereinander u. v. a. m. 

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Es lag seit über einem Jahr auf meinem SuB.

Meine Bewertung 

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (sachlich, fantasievoll, distanziert, narrativ)
2 Punkte: Differenzierte, facettenreiche Charaktere 
2 Punkte: Authentizität der Geschichte; autobiographische Erzählweise
2 Punkte: Erzähl-und Schreibstruktur, Gliederung: Ungebunden
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein.

Zwei Zusatzpunkte wegen des Lesehighlights.
Daher 14 Punkte

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Gelesene Bücher 2021: 11
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre: Sten Nadolny /Weitlings Sommerfrische
Marcel Proust: Der geimnisvolle Briefeschreiber
Leo Tolstoi: Wo Liebe ist, da ist auch Gott
Marcel Proust: In Swanns Welt
Rachel Joyce: Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Sy Montgomery: Rendezvous mit einem Oktopus

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)