Montag, 11. Februar 2019

Paolo Cognetti / Sofia trägt immer schwarz (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Leider kommt dieses Buch von Paolo Cognetti nicht an seinen Vorgänger Acht Berge ran. Dieser Band hat mich etwas gelangweilt und auch der Stoff war sehr klischeehaft bearbeitet worden.

Aber es war nicht alles schlecht. Meine Anfangsvermutung, dass es sich hier wieder um Armut und um den katholischen Glauben dreht, hat sich nicht ganz bestätigen können.

Die Familie, um die es hier geht, ist eine gutbürgerliche, italienische Durchschnittsfamilie aus Mailand mit ihren eigenen Problemen.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.


Die Handlung
Man lernt hier eine mailändische Kleinfamilie kennen, die aus drei Personen besteht. Als klassisches Modell von Vater, Mutter und Kind. Die Hauptperson ist Sofia Muratore, 1978 geboren, die schon als kleines Mädchen gegen ihre Eltern rebelliert, da sie sich unentwegt streiten, sie es aber nicht schaffen, sich im schlimmsten Fall scheiden zu lassen, weil ihr Glaube es nicht zulässt. Die Mutter, Rosanna, ist Malerin ohne Universitätsabschluss, der Vater, Roberto, ist Maschinenbauingenieur bei Alfa Romeo, und schafft es nicht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Rossanna leidet unter schweren Depressionen, sehnt sich als Frau nach einem autonomen Leben, ist aber wirtschaftlich völlig von ihrem Mann abhängig. Die Handlung spielt im Lagobello, ein Vorort von Mailand, in den 1980er und 1990er Jahren. Sofia hat Angst, zu werden wie ihre Mutter und durchläuft im Laufe ihrer Jugend mehrere Identitätskrisen. Robertos Schwester Marta hat sich gegen eine Ehegemeinschaft entschieden und lebt ein Leben, von dem Rossanna nur träumen kann. Marta lehnt die Ehe als Institution ab. Rossanna hatte ihr Studium an der Kunstakademie nicht abgeschlossen, da sie schwanger wurde. Sie versuchte aber auch später nicht, ihr Studium nachträglich zu beenden, und flüchtet stattdessen immer wieder in eine schwere Depression. Schon Virginia Woolf, die vom Autor zitiert wird, träumt als Frau von einem Zimmer für sich allein. Nur hat Viginia Woolf in einer anderen Zeit gelebt ...  Roberto dagegen, der auch unglücklich mit Rossanna ist, verliebt sich in seine Kollegin Emma und geht mit ihr heimlich eine zweite Bindung ein. Auch Emma möchte gerne emanzipiert sein, und lehnt den Ehebund  ab … Mehr möchte ich nun nicht verraten, vor allem auch nicht, wie sich Sofia weiter entwickeln wird, und wie sie es schafft, aus ihrem verhassten Elternhaus zu entrinnen ...

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Dass Emma sich auf die Beziehung mit Roberto eingelassen hat, obwohl er verheiratet und Familienvater ist. Und dass Roberto und Rossanna sich ihren Problemen ausgeliefert hatten, ohne etwas dagegen zu tun ... Immerhin gibt es die Möglichkeit zu einer Paartherapie ... 

Welche Szenen haben mir besonders gut gefallen?
Sofia, 12 Jahre alt, sollte in der Schule einen Aufsatz über ihren Vater schreiben. Sie schrieb, dass sie keinen habe, und überhaupt sei sie ein adoptiertes Kind. Die Lehrerin stimmte dieser Aufsatz stutzig, kopierte ihn und schickte das Exemplar an die Eltern. Als ihr Daddy den Aufsatz gelesen hatte, war er schockiert. Durch den Aufsatz wird ihm bewusst, dass er durch seinen Beruf zu wenig für sein Kind da sei. Wie oben schon gesagt, schafft er es nicht, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Was macht er? Er nimmt Sofia mit in seine Firma, in der er der Chef ist. Er wollte Sofia zeigen, was er beruflich macht und weshalb er so wenig zu Hause sei. Mir hat diese Szene sehr gut gefallen.

Zweite Szene: Rossanna bittet Marta bei der Wohnungssuche um Hilfe. Eigentlich sucht sie ein Atelier, um für sich und für ihre Kunst alleine sein zu können. Die Mieten sind allerdings überteuert, der Vermieter spürt, dass Rossanna sich die Miete nicht leisten kann und betrachtet sie von oben herab. Sowohl Rossanna als auch Marta sind sehr feinfühlig, nehmen die abwertende Haltung des Vermieters wahr, und veräppeln ihn, in dem sie die Wohnung auf Schwachstellen monierten. Sie gaben ich als reiche Leute aus, für die diese Wohnung zu schade sei. Sie schaffen es, den Vermieter in eine andere Haltung zu versetzen und so entschuldigte er sich bei den beiden Frauen. Als sie wieder draußen auf der Straße waren, prusteten sie beide vor Lachen los.

Welche Figur war für mich Sympathieträger?
Ich stehe dieses Mal ziemlich neutral den Figuren gegenüber, da mir die tieferen psychologischen Hintergründe fehlen.

Welche Figur war mir antipathisch?
Robertos Geliebte Emma.

Meine Identifikationsfigur
Marta Muratore und Sofia als Kind und Jugendliche.

Cover und Buchtitel
Hat mir gut gefallen. Ein schönes Motiv auf dem Buch. Interessant fand ich auch das italienische Cover, siehe oben. Dazu habe ich mir die Rezensionen der italienischen Leser*innen durchgelesen. Viele machten dieselben Beobachtungen und waren derselben Meinung wie ich, dass die Charaktere und die Thematik zu oberflächig und zu klischeebehaftet waren ...
Der Buchtitel wird einem recht schnell klar, weshalb Sofia immer schwarz trägt.

Zum Schreibkonzept
Auf den 234 Seiten wird die Geschichte in zehn Kapiteln gepackt. Hinten findet man die Anmerkungen des Autors, anschließend folgt eine Seite zu den Zitatnachweisen, und zum Schluss ist das Inhaltsverzeichnis mitabgedruckt. Irritiert hat mich auf der ersten Seite das Gedicht von Sylvia Plath, in dem es um das Sterben als eine Kunst geht. Auf den ersten Seiten der Geschichte konnte ich das Gedicht noch gut in dem Kontext zuordnen, da der kleine Oscar keine Eltern mehr zu haben scheint, zumal die Mutter an Krebs gestorben ist oder noch sterben wird. Hier dachte ich, diese Thematik wird das ganze Buch füllen, war aber nicht. Man verlor den Oscar wieder aus den Augen, und somit auch die Thematik über das Sterben. Nun, wo ich die ganze Geschichte kenne, finde ich den Vers von Sylvia Plath völlig deplatziert. Viele Seiten später stirbt zwar eine weitere Bezugsperson, aber im Durchschnitt wird hier nicht mehr gestorben, um den Vers erklärbar zu machen. Ein Vers über die Emanzipation eines Ehepaares, speziell über die einer Ehefrau, wäre hier angebrachter gewesen.

Meine Meinung
Leider sind mir in dem Buch viel zu viele Klischees. Die Franzosen werden hier idealisiert, obwohl auch sie ihre Ghettos haben … Süditaliener werden durch das inszenierte Nord/Südgefälle abgewertet, werden als die ewigen Verlierer gebrandmarkt ...

Auch wenn Cognetti selbst Italiener ist, scheint ihm vielleicht entgangen zu sein, dass es im Süden Italiens die Drei- bis Vierkopffamilie gängig ist. Die Geburtenrate Italiens ist seit über zehn Jahren stark zurückgegangen. 2016 wurden nur 1,35 Kinder im Durchschnitt geboren. Die wenigsten Kinder bekommen Italienerinnen aus Sizilien und Sardinien. Das Argument, dass man sich durch die desaströse Familienpolitik des Landes nicht mehr Kinder leisten könne, hinkt meiner Meinung nach. Italien war nie besonders reich, trotzdem hatten sie früher ihre Kinder bekommen. Auch in Spanien ist die Geburtenrate seit vielen Jahren rückläufig. Beide Länder, Spanien und Italien, liegen noch vor Deutschland, was der demografische Wandel betrifft, dass es mehr alte als junge Menschen gibt. Beide Länder sind auf den Zuzug von Migrant*innen angewiesen, um die Sozialkassen aufzufüllen. Cognetti aber stellt in seinem Buch die Dreikopffamilie als besonders nordisch dar.

Hier geht es zu einem Artikel vom Neue Züricher Zeitung über das klischeebehaftete kinderliebende Bambini-Land Italien. Erstens mal war Italien noch nie kinderliebender als andere Länder. Auch in diesem Land gab es eine Zeit, in der die Schwarze Pädagogik als Erziehungsstil dominierte. Und noch in den 1960er und 1970er Jahren hatten die Italienerinnen nicht mehr Geburten als hier in Deutschland. In den 1960er Jahren zählte auch Deutschland zu den geburtsstarken Ländern. Und niemand würde einfallen, Deutschland als das Bambini-Land zu bezeichnen.  

Gestört hat mich noch, dass Cognetti einen Süditaliener mit schwarzem Schnauzbart mit einem sizilianischen Mafioso verglichen hatte. Von einem emanzipierten Autor erwarte ich, sich frei zu machen von solchen rassistischen Zuschreibungen, die ihm sicher nicht bewusst sind und unbeabschtigt erfolgen, denn mir hat gefallen, als er eine Erklärung hat finden können, weshalb Italien eigentlich als ein reiches Land ständig in den Miesen steckt ...

Wer es noch nicht weiß, viele Italiener*innen betreiben Rassismus mit dem eigenen Volk. Die italienischen Medien sind voll davon. Die Regierung spaltet den Norden mit dem Süden, spaltet in Arme und Reiche, in hell und dunkel, was die Haut- und die Haarfarbe betreffen … Und wenn man sich die Bücher anschaut, in denen Italien mit seinen Landsleuten beschrieben werden, findet man immer wieder dieselben Themen, dieselben Klischeebilder. Der Norden ist westlich, der Süden archaisch, man erfährt wenig Neues, obwohl es auch dort Entwicklungen gegeben hat ...

Mein Fazit
Schade, dass mich das Buch nicht so packen und überzeugen konnte. Der Autor hätte mehr daraus machen können. Außerdem wusste ich anfangs nicht, wohin mich die Geschichte führen sollte. Wer war der kleine Oscar? Ich weiß schon gar nicht mehr, ob seine Eltern tot sind oder ob die Mutter an Krebs erkrankt ist und die Chemo abgebrochen hat? Später verliert man Oscar, er taucht nicht mehr auf. Auch manche späteren Szenen fand ich nicht passend und aus dem Zusammenhang herausgerissen. Außerdem hat es mir an psychologischer Tiefe gefehlt. Die Charaktere waren mir nicht tiefgründig genug. Und die Struktur etwas unsortiert.

Ich benötige jetzt eine Cognetti Pause, bin nun auf langer Sicht von ihm gesättigt, vielleicht waren meine Erwartungen durch die Acht Berge zu weit nach oben geschraubt. Doch in dieser Lektüre sagt mir sein Welt- und Menschenbild definitiv nicht zu.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere, psychologischer Tiefgang
1 Punkte: Authentizität der Geschichte, Inhalt konnte überzeugen, roter Faden
0 Punkte: Literaturwissenschaftliches, gut recherchiertes Buch
0 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
6 von 12 Punkten

Vielen herzlichen Dank an den Penguin-Verlag für das Bereitstellen des Leseexemplars.
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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

Gelesene Bücher 2019: 07
Gelesene Bücher 2018: 60
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Donnerstag, 7. Februar 2019

Paolo Cognetti / Sofia trägt immer schwarz

Klappentext    

Der neue Bestseller des internationalen Erfolgsautors von »Acht Berge«
Sofia Muratore wäre so gern glücklich und trägt doch immer Schwarz. Sie hat zwei ungleiche Augen und fühlt sich wie ein »Luftballon hinter Gittern«. Mit zehn Jahren rasiert sie sich aus Protest die Haare, mit sechzehn hat sie von allem genug. Sie erträgt die Krisen der Eltern nicht, will Schauspielerin werden, wird aber nur magersüchtig. Sie zieht von Mailand nach Rom und dann nach New York. Sie verliebt sich, taucht ein in das Leben anderer und verflüchtigt sich sofort wieder wie Gas. Überhaupt ist Sofia immer auf der Flucht, vor ihren Freunden, Liebhabern, den Eltern und sich selbst – in der Hoffnung, anderswo endlich zur Ruhe zu kommen. 

Autorenporträt
Paolo Cognetti, 1978 in Mailand geboren, verbringt die Sommermonate am liebsten in seiner Hütte im Aostatal auf 2000 Metern Höhe. Er hat Mathematik studiert, einen Abschluss an der Filmhochschule gemacht und Dokumentarfilme produziert, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Auf Italienisch sind von ihm schon Erzählbände und zwei Romane veröffentlicht worden. »Acht Berge« erhielt u.a. den renommiertesten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega, erscheint in 40 Ländern und hat sich weltweit rund 700.000 mal verkauft.

Meine ersten Leseeindrücke

Ich habe erst 27 Seiten gelesen und ich glaube, dass mich dieses Werk nicht so fesseln wird, wie Cognettis Vorgänger Acht Berge. So ein wenig langweile ich mich, vor allem, wenn immer wieder über die Religion gesprochen wird. Wieso tauchen in italienischen Büchern immer dieselben Themen auf? Katholizismus, Aberglaube, Armut ... Themen, über die gerne schrieben wird, und über die immer wieder gerne gelesen wird. In Deutschland gibt es auch recht viele Gläubige und viele Kirchgänger*innen, nur wenige deutsche Auto*innen schreiben darüber. Viele Familien sind auch in Deutschland arm und leben unter dem Existenzminimum, und auch darüber schreibt kaum jemand ...

Aber gut, vielleicht ist es noch zu früh für ein spätes Urteil. Und wenn keine Wandlung stattfinden wird, dann lese ich trotzdem weiter, da das Buch nicht besonders dick ist. Es ist aushaltbar.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
·         Verlag: Penguin Verlag (24. September 2018)
·         Sprache: Deutsch, 18,00 €
·         ISBN-10: 9783328600275

Hier geht es zu der Verlagsseite von Penguin.

Hier geht es zur Buchbesprechung. 



Sonntag, 3. Februar 2019

Kent Haruf / Abendrot (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  
  
Seit dem letzten Sonntag bin ich mit dem Buch durch. Aus Zeitmangel habe ich meine Rezension noch nicht schreiben können. Ich musste mir durch den Stress eine kleine Auszeit nehmen. Aber ich hatte den ganzen letzten Sonntag gelesen, sodass ich es zeitig ausgelesen hatte ...

… denn es hat mich dermaßen fasziniert, hat mich gefangen genommen,  sodass ich unbedingt wissen wollte, welche Entwicklung diese Geschichte samt ihren Figuren bis zum Schluss eingeschlagen hat. Einige Persönlichkeiten sind mir durch die ersten beiden Bände vertraut gewesen, andere wiederum sind neu hinzugekommen.

In diesem Buchband werden mehrere Familien behandelt, die in ihrer Lebenswelt problematisch und konfliktbehaftet aufgefallen sind. Auch die innere und äußere Einsamkeit spielt hier bei vielen, bei Jung und Alt, eine große Rolle. Oftmals hat man hier den Eindruck, dass die Kinder seelisch stärker sind als die Erwachsenen, obwohl man ihnen die unbeschwerte Kindheit genommen hat. Die Auswirkung der verlorenen Kindheit bekommen sie aus meiner Sicht häufig erst später, wenn sie erwachsen sind, zu spüren.

Da wir dieses wunderbare Buch in der Leserunde auf Whatchareadin gelesen haben, werde ich mich hier kurzhalten.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Ich beginne mal mit der mir bekannten Personengruppe, mit der Wahlfamilie:

Victoria Roubideaux und die McPheron-Brüder
Das sind die auf der Farm lebenden McPheron-Brüder, Harold und Raymond. Victoria Roubideaux und ihr Kleinkind Katie lebten noch bei ihnen. Die beiden Brüder haben sich sehr liebevoll um Victoria und Katie gekümmert. Victoria musste allerdings mit ihrer Tochter die Zelte abbrechen, um in Fort Collins ihr Studium anzutreten. Durch ein schweres Unglück eines der Brüder kommt Victoria mit ihrer Tochter wieder zurück auf die Farm, um für den zurückgebliebenen Bruder zu sorgen. Dieser tragische Unfall hat auch uns Leser*innen schwer getroffen. (Um die Spannung nicht zu nehmen, halte ich mich bedeckt, welcher McPheron verunglückt ist). Die beiden Brüder lebten von der Gesellschaft zurückgezogen und hatten nur einander. Seit dem 14. Lebensjahr lebten sie elternlos auf dieser Farm. Die Mutter verstarb recht früh, der Vater ist unbekannt. Eine eigene Familie haben beide Brüder nie gegründet ... 

Zur Erinnerung
... Bis ein junges Mädchen namens Victoria, vermittelt durch eine Bezugsperson, bei ihnen auftaucht. Die Brüder nahmen das Mädchen bei sich auf und gaben ihr bei ihnen ein neues Zuhause. Da die junge Victoria, damals noch schulpflichtig, schwanger war, wurde sie von der eigenen Mutter verstoßen und von den fremden alten Männern aber aufgenommen … 

Die sozialschwache Familie Wallace
Betty und Luther Wallace leben mit ihren beiden Kindern Richie und Joy Rae in einem Wohnwagen und werden regelmäßig von der Sozialarbeiterin Rose Tyler betreut. Beide Eltern sind kognitiv eingeschränkt und besonders Luther wirkt sehr naiv. Da die Familie nicht selbst für ihren Unterhalt aufkommen kann, bekommt sie vom Sozialamt Essensmarken ausgestellt. Die Eltern haben schon ein Kind an eine Pflegefamilie verloren. Das älteste Mädchen namens Donna wurde den Eltern aus der Familie genommen, da hier eine Kindeswohlgefährdung vorgelegen hat. Besonders die Mutter, die unter massiven psychosomatischen Beschwerden leidet, vermisst ihre Tochter schmerzlichst und sie versucht immer wieder, Kontakt zu ihr aufzunehmen, obwohl sie die Erlaubnis dazu nicht hat ...

Eines Tages taucht Bettys Onkel auf, ein Versager auf allen Ebenen, verliert einen Job nach dem anderen, hat keinen festen Wohnsitz und säuft Alkohol was das Zeug hält und nistet sich in dem schon beengten Wohnwagen ein, und lebt auf den Kosten dieser armen Familie. Der Onkel ist zudem gewalttätig und gefährdet die Existenz von Richie und Joy Rae …

Familie Kephart
Der elfjährige Dj lebt bei seinem Großvater Walter Kephart. Auch Dj verlor seine Mutter recht früh, sodass er seitdem bei dem Großvater lebt, was Dj zu schätzen weiß. Er übernimmt sämtliche Verantwortung für den kränklichen Großvater, der rau wirkt und niemals ein liebes Wort für den Jungen übrighat. Neben der Schule schmeißt Dj den Haushalt, kocht, putzt und geht anderen Nebenjobs nach. Auch hier erlebt das Kind keine unbeschwerte Kindheit.

Familie Wells
Die mittlerweile alleinerziehende Mary Wells wurde von ihrem Mann verlassen, der in den hohen Norden gezogen ist. Mary hofft, dass ihr Mann wieder zurückkommt. Sie leidet psychisch massiv unter dem Verlust ihres Mannes. Eine neue Beziehung mit einem anderen Mann zog sie noch weiter in die Tiefe, da auch diese zum Scheitern verurteilt war …  Die beiden Mädchen Dena und Emma sind dadurch häufig auf sich allein gestellt …

Dies sind für mich die wichtigsten Figuren, wobei andere, die ich nun nicht erwähnt habe, auch bedeutend sind, siehe Diskussion aus der Leserunde.
 
Cover und Buchtitel
Gefällt mir gut, das Cover sieht wie ein Gemälde aus. Auf dem Bild könnte die Ranch von den McPheron-Brüdern abgebildet sein. Über den Buchtitel muss ich noch ein wenig nachdenken.

Zum Schreibkonzept
Eine Widmung auf der ersten Seite und ein religiöser Dichtvers auf der folgenden, geschrieben von Henry F. Lyte, der mir sehr gut gefallen hat. Hier bittet jemand um den Beistand Gottes für die Hilflosen. Passt wunderbar zu dem Buch.
Das Buch ist auf den 416 Seiten in vier Teilen gegliedert. Die Anzahl der Kapitel sind fortlaufend, insgesamt 46. Auf der letzten Seite befindet sich eine Danksagung.

Meine Meinung
Wie die beiden anderen Bände fand ich auch den vorliegenden sehr authentisch und sehr empathisch geschrieben. Kent Haruf schafft es immer wieder, sich seelisch und mental in seine Figuren hineinzufühlen und für sie zu sprechen. Er verurteilt niemand, er beschreibt die Dinge und die Menschen so wie sie sind. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn man hier den Eindruck gewinnen kann, dass es zu viele Verlierer*innen gibt, so muss ich sagen, Nein, das tut es nicht, es gibt bei vielen der Figuren positive Wandlungen, die so wohltuend sind, weil der Autor auch an das Gute im Menschen glauben lässt. Demnach ist es auch ein Buch über Freundschaft.

Mein Fazit
Ein Autor, den ich gerne bei mir auf meinem Blog stehen habe. Leider ist Kent Haruf nicht mehr am Leben. Neue Bücher kann er daher keine mehr schreiben. Insgesamt aber hat er sechs Bücher geschrieben, drei davon sind im Diogenes Verlag erschienen, und ich hoffe, dass der Verlag die anderen drei Bände auch noch vom Amerikanischen ins Deutsche übersetzen wird. Dadurch, dass man schlecht aufhören kann zu lesen, hat dieses und die beiden anderen Bücher Lied der Weite und Unsere Seelen bei Nacht, absolutes Suchtpotenzial. 

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Sehr gute Übersetzung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten

Hier geht es zur Leserunde von Whatchareadin.

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Bereitstellen des Leseexemplars und auch an Whatchareadin ein großes Dankeschön für das Auswählen dieses wunderbaren Buches.
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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

Gelesene Bücher 2019: 05
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 27. Januar 2019

Kent Haruf / Abendrot

Klappentext  
Aus dem Amerikanischen von pociaoHolt, eine Kleinstadt im Herzen Colorados. Zwei alte Viehzüchter müssen den Wegzug ihrer Ziehtochter verkraften. Ein Ehepaar kämpft in seinem verwahrlosten Trailer um ein Stückchen Würde und um seine Kinder. Ein elfjähriger Junge kümmert sich rührend um seinen kranken Großvater. So hart das Schicksal auch zuschlägt – die Menschen in Holt sind entschlossen, dem Leben einen Sinn abzutrotzen. Und begegnen einander dabei neu.

Autorenporträt
Kent Haruf, geboren 1943 in Colorado, war ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde unter anderem mit dem Whiting Foundation Writers’ Award, dem Wallace Stegner Award und dem Mountains & Plains Booksellers Award ausgezeichnet. Sein letzter Roman, ›Unsere Seelen bei Nacht‹, wurde zum Bestseller und mit Jane Fonda und Robert Redford in den Hauptrollen verfilmt. Haruf starb 2014.

Meine ersten Leseeindrücke

Wow, alle drei Haruf-Bände sind brillant. Ich kann mit dem Lesen einfach nicht aufhören. Ein wunderbares Buch. Ich befinde mich derzeit auf der Seite 251.

Zwar sind die Themen, mit denen die Figuren behaftet sind, recht schwermütig, aber sie sind so authentisch beschrieben, dass man nicht anders kann, als mit viel Interesse weiterzulesen, und zu hoffen, dass das Ende Licht in diese Dunkelheit bringen wird.


Der dritte Band von Kent Haruf, die von oben bis unten aufeinander aufbauen.

  • Unsere Seelen bei Nacht
  • Lied der Weite
  • Abendrot

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
·         Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (23. Januar 2019)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3257070454

Hier geht es zu der Verlagsseite von Diogenes.

Hier geht es zur Buchbesprechung.



Mittwoch, 23. Januar 2019

Rosemarie Marschner / Das Bücherzimmer (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  

Gleich vorneweg gesagt, wow was für ein Buch. Supergut geschrieben, die Thematik ist zwar eine ernste, aber historisch gesehen sehr gut recherchiert, sehr gut in eine literarische Sprache gepackt, es gibt sehr empathische Figurenbeschreibungen mit differenzierten Charakteren. Ich habe die ganze Geschichte sehr authentisch erlebt. Von der ersten bis zur letzten Seite hat die Autorin mich und Tina gepackt. Dies ist das erste Werk von Rosemarie Marschner, das ich gelesen habe. Ich werde mir diesen Namen unbedingt merken.

Den Nationalsozialismus mal aus der Perspektive der Österreicher betrachtet, immerhin ist Adolf Hitler Linzer, fand ich hoch interessant. Außerdem noch spannend waren die komplizierten verstrickten Familienbiografien und das Einzelschicksal eines jungen Mädchens. Auch wenn dieses Buch als ein Frauenbuch deklariert ist, möchte ich sagen, dass dies kein Schnulz-Liebesromanbuch ist. Es ist ein Buch über starke Frauen, aber auch ein Buch über starke gesellschaftliche Zwänge, wo man Frauen, die nicht der Norm entsprechen, ihre Existenzberechtigung nimmt …

Hier geht es zum Klappentext, zum Autor*inporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Mira Zweisam hat 1918 ein uneheliches Kind namens Marie auf die Welt gebracht. Dadurch ist Mira von der Dorfgemeinschaft abgeschnitten, da sie Schande über sie gebracht habe. Mira wird ausgegrenzt, sodass sie zusammen mit ihrem Kind ein einsames Leben fristet. Es gibt nur einen Angehörigen, es ist der Bruder von Mira, der Kontakt zu ihr und der Marie hält. Auch ist er der Vormund von Marie. Er entscheidet über Maries Zukunft.

Marie wächst auf dem Land auf. In der Schule ist sie Musterschülerin. Der Lehrer setzt sich für das Kind ein, damit sie nach der Schulpflicht eine höhere Schule besuchen kann. Sowohl die Mutter als auch der Vormund lehnen ab, denn mit Marie sind andere Pläne vorgesehen.

Mit 14 Jahren wird Marie fortgeschickt, und man weiß als Leserin noch gar nicht wohin. Man erfährt, wie Marie von der Mutter an den Bahnhof begleitet wird und ohne große Abschiedszeremonien geht die Mutter wieder zurück nach Hause. Schwer trägt sie den inneren Abschiedsschmerz, den sie der Tochter nicht zeigen möchte, um ihr die Trennung zu erleichtern. Marie ist nun auf sich selbst gestellt. Mit einer fremden Adresse in der Hand fährt sie nach Linz, um dort die adlige Familie Horbach in der Villa aufzusuchen. Bei dieser Familie wird sie als Dienstmädchen eingestellt werden ... Marie steht am Tor der Horbachs, und man wollte ihr erst nicht aufmachen, da man sie mit einer Bettlerin verwechselt hat …

Marie lernt die gleichaltrige Elvira kennen, das einzige Kind der Horbachs. Elvira besucht eine Privatschule. Marie würde alles geben, selbst auch noch eine Schule besuchen zu dürfen. Elvira verhält sich ihr gegenüber überheblich und behandelt sie von oben herab, schikaniert sie vor ihren Freund*innen, vor dem Geschwisterpaar Ohnesorg, die sich allerdings recht einfühlsam Marie gegenüber verhalten und weisen Elvira in ihre Schranken ….
Am Beispiel von Elvira hatte Marie beobachtet, dass ein Leben, selbst ein ganz junges, eine klar festgelegte Linie haben konnte. Von Elvira wurde erwartet, dass sie ihre Schule abschloss und dann eine passende Ehe ansteuerte. Künftige Bewerber zeigten sich bereits. Sie würde heiraten und dann das gleiche Leben führen wie ihre Mutter. Ein Leben, das zumindest gesichert und behaglich war. (2012, 47)
Nach einem behaglichen Leben träumte auch Marie. Auch sie hatte Bewerber. Sogar einen, der wirklich zu ihr gepasst hätte, wenn das Schicksal sie zusammen geführt hätte. Zusätzlich hat sich in Marie ein junger Bäcker verliebt, der ihr später mit seinem Motorrad bis aufs Land folgt, als sie von jetzt auf gleich ihre Zelte bei den Horbachs abbrechen musste …

In dem Haushalt ist Amelie eingestellt, die für das Kochen und für die Wäsche zuständig ist. Amelie ist Maries Vorgesetzte, und erlebt durch sie verschiedene nachdenkenswerte Ereignisse.

Die Horbachs geben jeden Mittwochnachmittag eine Gesellschaft. Marie bekommt frei, weil die feine Dame Beate Horbach Marie nicht dabeihaben möchte. Sie weiß nicht sehr viel mit der freien Zeit anzufangen, mit diesen vielen Stunden draußen umzugehen. Sie kommt sich als Landmädchen in der großen Stadt verloren vor. Sie trauert um ihr Zuhause, sehnt sich nach der Mutter und nach deren Zärtlichkeiten zurück. Sie gerät immer wieder in eine Identitätskrise, und bekommt die Nachteile, die sie in der Gesellschaft als ein uneheliches Kind einzustecken hat, deutlich zu spüren. Marie schaut anderen zu, was sie in ihrer Freizeit treiben, wo sie ausgeschlossen ist, wie z. B. vom Tennisspiel oder vom Besuch der öffentlichen Badeanstalten. Als Dienstmädchen stehen ihr Aktivitäten dieser und anderer Arten nicht zu.

Nicht nur, dass sie ein Bauernkind ist. Sie fühlt sich auch schuldig, ein Bastardkind zu sein, denn als solches wird sie häufig bezeichnet.

Elviras Großvater, ein emeritierter Notar, der sich häufig in seiner Bibliothek verkriecht, entdeckt in Marie eine literarische Begabung. Marie findet in dem Haus eine große Bücherstube und ist von den vielen Büchern recht angetan. Es stellt sich schnell heraus, dass Marie lesen kann, und auch an den Zeitungen interessiert ist …

Der Notar engagiert Marie zu seiner Vorleserin. Durch seine Mithilfe schafft sie es, dass Marie auf seinen Namen einen Bibliotheksausweis ausgestellt bekommt und, sodass sie sich aus der Stadtbücherei Bücher ausleihen konnte ... Es entsteht zwischen dem Notar und Marie eine stillschweigende Bindung. Jeden Nachmittag sollte Marie dem Notar in der Bücherstube vorlesen. Jeden Tag empfand Marie so viel Vorfreude auf diese eine einzige Lesestunde …

Eines Tages holt der Onkel Marie wieder nach Hause, da die Mutter durch eine schwere Erkrankung im Sterben liegt. Die Anstellung bei den Horbachs wird gekündigt.

Nach dem Tod der Mutter fühlt sich Marie alleine auf der Welt. Einsam und verlassen … Der Bäckerjunge Franz Janus schafft es, Marie für sich zu gewinnen. Die Nöte, nirgendwo richtig dazuzugehören, treibt Marie in die Arme dieses jungen Mannes ...

Nachdem der Vormund mit Franzens Eltern alles Notwendige geklärt hat, zieht Marie mit der Familie Janus nach St. Peter, ein Vorort von Linz. Der Familie wurde Maries Herkunft verschwiegen ... Nun hat Marie endlich eine Familie, in der sie dazugehört, doch der Schein trügt. Sie wird von der Schwiegermutter schwer ausgenutzt und zieht einen Keil zwischen diesen beiden Jungvermählten, der sich über mehrere Jahre hinzieht … Imma Janus ist von Hitler angetan und erwirbt einen Parteiausweis und weiß sehr genau ihre politischen Vorteile gegen Marie auszuspielen ...

Welche Szene hat mir gar nicht gefallen?
Ich fand viele Szenen sehr traurig, aber sie haben zu den Ereignissen dazugehört. Allerdings hat mich diese adlige Familie angewidert. Gerade die vornehmen Damen von alt bis jung wissen oftmals nicht ihre Zeit sinnvoll zu nutzen. Beate Horbach, Elviras Mutter, musste sich oft vom Nichtstun erholen. Ihr Job bestand lediglich daraus, die feine Dame zu spielen. Schlimm fand ich, dass die ältere Hauswirtschafterin Amelie sehr krank wurde, und sie die Horbachs ohne Vorwarnung verlassen hat. Man hat sie tot in einem Fluss gefunden, zusammen mit den vielen Kochbüchern der Beate Horbach. Amelie brauchte diese schweren Bücher, die sie alle in ihren Koffer gelegt hatte, sie eine Schnur um den Koffer, und diese wiederum um die Füße gebunden hatte, damit der Koffer sie bei dem Sturz von der Brücke in die Tiefe reißen konnte. Sie hat einen Suizid begannen, und niemand außer Marie trauerte um Amelie. Beate Horbach schimpfte über sie, da sie ihre Kochbücher gestohlen hätte. Könnte man Tote anzeigen, dann hätte sie die gestohlenen Bücher zur Anzeige gebracht. Auch Amelie hatte keine Angehörigen auf der Welt. Deshalb fand ich auch ihr Schicksal sehr traurig.
Es gibt noch viele andere Szenen, die im Umgang mit anderen Figuren grausam waren …

Zur politischen Lage
Auch in Österreich feierte Hitler seine Verehrer aber viele erkannten, dass es ein Fehler war, sich in Hitlers Politik zu begeben. Außerdem wurden nicht nur Juden aus ihren Häusern vertrieben. Es gab viele Österreicher, die ähnlich wie die Juden Land und Haus abgesprochen bekommen haben. Weitere Details sind dem Buch zu entnehmen.

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Mir hat gefallen, dass Susanne Ohnesorg Marie die Freundschaft angeboten hatte, obwohl Elvira sie schikaniert hatte.

Welche Figuren waren für mich Sympathieträger?
Marie und Mira Zweisam.

Welche Figur war mir antipathisch?
Emmi Janus.

Meine Identfikationsfigur
Marie Einsam.

Cover und Buchtitel
Hat mich beides angesprochen.

Zum Schreibkonzept
Auf den 414 Seiten ist dieses Buch in drei Büchern unterteilt. Und jedes Buch beginnt erneut mit dem ersten Kapitel … Zu Beginn der Lektüre bekommt man einen Prolog zu lesen, aber ohne dass es mit einem Prolog betitelt wurde. Hier ist Marie eine alte Frau, die ein Testament an ihren Neffen Thomas hinterlassen hat, der nun auf ihren Spuren wandelt. Mit dem ersten Kapitel lernen wir Maries Kindheit und Jugend kennen, später Marie als eine junge Erwachsene. Ganz zum Schluss findet man eine Anknüpfung zur alten Marie aus dem Prolog. Ich habe allerdings bei so vielen Kapiteln ein Inhaltsverzeichnis vermisst. Im Austausch mit Tina war es ein wenig mühsam, da sie das Buch auf einen eReader gelesen hat, und dort keine Seitenzahlen angegeben wurden. Tina war hundert Seiten weiter als ich, was sich erst später herausgestellt hat. Ich hatte keine Ahnung, auf welcher Seite sich ihr Kapitel befand. Nach vielem Rumgeblättere habe ich es schließlich aufgegeben zu suchen. Wir haben uns schließlich dann erst ausgetauscht, nach dem wir beide mit dem Buch durch waren.

Meine Meinung
Vorsicht Spoiler
Was mich und Tina ein wenig gewundert hat, ist, dass Marie einen Enkel besaß, wir aber nicht wissen, wer ihr Kind war? Dem Kontext erschließend hat Marie nach ihrer Scheidung nicht neu geheiratet, obwohl sie einen jungen Mann kennengelernt hat, zu dem sie sich diesmal hingezogen gefühlt hat.

Mein Fazit
Auch wenn wir jetzt nicht wissen, woher dieser Enkel stammt, und die Autorin uns eigentlich eine Antwort schuldig bleibt, kann ich mit dieser Lücke trotzdem leben, weil alles andere den Stoff aufgewertet hat. Sie muss ihre Gründe gehabt haben. Ein superspannendes Buch, das von mir trotz dieser Lücke die volle Punktzahl erhält.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte, sehr gut recherchiert.
2 Punkte: Sehr gute Übersetzung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten

Hier geht es zu Tinas Buchbesprechung.

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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

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