Samstag, 21. Oktober 2017

Hanna Caspian / Die Kirschvilla (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich muss sagen, mich hat das Buch überrascht. Es hat besser abgeschnitten, als ich erst gedacht habe. Schon der Titel klingt recht trivial und das Cover sieht auch nicht besonders anspruchsvoll aus. Selbst meine Lesefreundinnen haben mich wiederholt auf das Buch angesprochen, dass es so gar nicht die gewohnte Art an Lektüre sei, die ich sonst immer lesen würde. Nun ja, in letzter Zeit habe ich insgesamt recht merkwürdige Bücher gelesen ... Und sicher haben sich manche schon über meinen abstrusen Lesegeschmack der letzten Tage gewundert. Manchmal muss man eben auch mal in andere Gefilde treten, um Neues zu erleben, selbst wenn die Theorien so völlig aus dem Rahmen fallen.

Das Buch hat mir deshalb gut gefallen, weil es auch gut geschrieben ist. Bis auf wenige Ausnahmen fand ich den Schreibstil gar nicht mal trivial. Und auch die Charaktere der Figuren waren recht differenziert gestaltet, und die gesamte Familienthematik in dem Roman fand ich spannend dargestellt. Ich habe mich in keiner Zeile gelangweilt und jede Seite las ich mit großem Interesse.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Isabell und ihre Großmutter Pauline treten ein Erbe in Köln an – Paulines Geburtshaus. Doch die alte Villa am Rheinufer birgt dunkle Geheimnisse. Bald sieht sich Isabell mit der Frage konfrontiert, ob ihr Liebesglück mit den Geheimnissen ihrer Familie zusammenhängt. Denn ausgerechnet Julius, Isabells neue Liebe, scheint tief in die schmerzliche Familientragödie verstrickt. Doch schließlich geben zwei Tagebücher aus den 1920er-Jahren, die die Zeit überdauert haben, Auskunft über die schockierenden Geschehnisse am Rheinufer – und über Wahrheiten, die niemand gerne über seine Familie erfährt.

Allerdings war der Ausgang mancher Episoden für mich vorhersehbar, auch wenn die Autorin sich große Mühe gegeben hat, mich als Leserin ein wenig zu überraschen oder mich auf die falsche Fährte zu locken. Ich wusste sehr wohl, dass Pauline, die Großmutter von Isabell, nicht das Kind von C. ist. Trotzdem fand ich die ganze Geschichte interessant. Diese Familiendynamik hat mich doch gefangen genommen. Und die vielen Fäden, die die Autorin gekonnt in ihren Händen hielt, und sie diese so bewegen konnte, ohne sich zu verheddern.  Ein Erzählstoff, der sich über vier Generationen bewegt, da ist man doch gefordert, geistig den Überblick nicht zu verlieren.

Man kann nur froh darüber sein, dass es solche Familien, wie sie in diesem Buch beschrieben wird, mit dieser schweren Belastung, nicht zu häufig in der Gesellschaft gibt. So eine große Last, die alle Familienmitglieder zu tragen hatten, da fragte man sich als stille Leserin schon, ob die Autorin nicht zu dick aufgetragen hat? Die Charaktere zumindest wirkten alle sehr authentisch.

Das einzige triviale an der ganzen Geschichte war neben dem Buchtitel und das Cover der Fluch, der auf der Familie zulasten droht. Für mich gibt es keine Flüche. Jeder Mensch ist für die Gestaltung seines Lebens selbst verantwortlich. Dieser gewalttätige August Korte, der schon krumme Geschäfte machte, noch bevor er mit seiner sechsköpfigen Familie in die Villa eingezogen ist, hat die Villa durch Glücksspiele gewonnen, und der Verlierer kündigte ihm an, dass die Villa ihm kein Glück gebracht habe, und sie werde ihm, August und seiner Familie, auch kein Glück bringen ...

Menschen, die Eigentum durch Glücksspiele gewinnen oder verlieren, und damit nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben der Familie aufs Spiel setzen, das sind Menschen mit großer Charakterschwäche und das hat nichts mit Flüchen zu tun. Aber fiktional haben die AutorInnen das Recht, ihre Themen so  zu kleiden, wie es ihnen beliebt. Aber der Erzählstoff muss authentisch, differenziert und darf nicht kitschig und sentimental wirken. Zumindest nicht für mich. Und dies alles erfüllt die Autorin mit ihrem Buch. 


Mein Fazit ?

Toller Erzählstil, interessante Kulissen, jede Menge Erzählperspektiven, auch das Hin- und Herspringen von nichtchronologischen Abläufen von Vergangenheit und Gegenwart hat mir sehr gut gefallen, da ich mich geistig gefordert gefühlt habe. Ich würde das Buch jederzeit wieder lesen.


2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Elf von zwölf Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich beim Heyne-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken.

ORIGINALAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-41955-1
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: Heyne

Erschienen: 12.09.2016

Und hier geht es auf die Heyne Verlagsseite.
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Gelesene Bücher 2017: 47
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Donnerstag, 19. Oktober 2017

Hanna Caspian / Die Kirschvilla

Klappentext
Isabell und ihre Großmutter Pauline treten ein Erbe in Köln an – Paulines Geburtshaus. Doch die alte Villa am Rheinufer birgt dunkle Geheimnisse. Bald sieht sich Isabell mit der Frage konfrontiert, ob ihr Liebesglück mit den Geheimnissen ihrer Familie zusammenhängt. Denn ausgerechnet Julius, Isabells neue Liebe, scheint tief in die schmerzliche Familientragödie verstrickt. Doch schließlich geben zwei Tagebücher aus den 1920er-Jahren, die die Zeit überdauert haben, Auskunft über die schockierenden Geschehnisse am Rheinufer – und über Wahrheiten, die niemand gerne über seine Familie erfährt.

Autorenporträt 
Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen. Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet sie dort, wo auch ihr neuer Roman spielt – in unmittelbarer Nähe zum Rhein.

Der Buchtitel klingt ein wenig trivial, ist es aber nicht. Habe allerdings gerade mal fünfzig Seiten gelesen. Mal schauen, wie sich die Thematik noch weiter entwickeln wird. 

Im Wechsel werden zwei unterschiedliche Perspektiven beschrieben. Eine historische Perspektive von 1924 aufwärts, und eine in der Gegenwart, 2014. Das finde ich gut und recht spannend.


Weitere Informationen zu dem Buch

ORIGINALAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-41955-1
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: Heyne

Erschienen: 12.09.2016




Dienstag, 17. Oktober 2017

Frankfurter Buchmesse 2017


Gastland Frankreich

Freitag,   13.10.2017 
Sonntag, 15.10.2017

Und wieder ist ein Jahr vergangen und wir befinden uns erneut auf der Frankfurter Buchmesse.
Ich war mit Tina und ihren Kindern da. Tina hatte für uns einen schönen Messeplan erarbeitet, dem ich mich vertrauensvoll angeschlossen habe, da wir beide doch ähnliche literarische Interessen haben. Durch einen ernsten Krankheitsfall in der Familie konnte ich mich dieses Jahr selbst gar nicht auf die Buchmesse vorbereiten, und auch nicht an allen Tagen, wie ich es vorhatte, daran teilnehmen. Es hätte auch noch schlimmer kommen können und bin deshalb doch froh und dankbar, dass ich wenigstens an zwei Messetagen, Freitag und Sonntag, da sein durfte. 
Wir waren um zehn Uhr schon da und konnten total relaxt die erste Lesung angehen, da sie erst um 11:00  Uhr begann. Wir lauschten Claus Cäser Zehrers Debüt Das Genie, eine Romanbiografie mit dem 
Fokus auf ein Erziehungsexperiment.

Bevor die Idee überhaupt entstanden ist, hat der Autor viel im Internet recherchiert, bis er auf die Persönlichkeit William James Sidis gestoßen ist, die 1898 bis 1944 in New York gelebt haben soll und über den bisher noch keiner geschrieben hat. Ein hochbegabtes Kind, das mit mehreren Muttersprachen konfrontiert wird. Die Eltern kamen einst aus Russland und emigrierten nach Amerika. Der Vater des Jungen sprach 27 Muttersprachen und er machte seinen Sohn durch spezielle Erziehungsmethoden, genannt die Sidi-Erziehungsmethode, zum Genie. Mit zwei Jahren wurde das Kind von den Eltern wie ein Erwachsener behandelt. Es beherrschte in den Jahren seiner Kindheit mehrere Muttersprachen. Mit sieben Monaten

 hat das Kind die siebenjährige Grundschule durchlaufen, und mit acht Jahren besuchte es schon die High-School.

Der Vater des Jungen war ein Idealist, und preist an, dass man jedes Kind mit einfachen Erziehungsmethoden zu einem Genie machen könne. Die Welt brauche Genies. Wären alle Menschen Genies, dann gäbe es auch keine Kriege mehr. Der Vater war ein radikaler Pazifist, von Beruf Psychologe, lehnte aber die gesamten Freudtheorien ab.

Das Kind hat hohe gesellschaftliche und erzieherische Erwartungen zu erfüllen.
Kritische Fragen entstehen, ob dem Kind auch Sozialkompetenzen beigebracht wurden? Ist das Kind gesellschaftsfähig?

Eine Tragikomödie. Ein intelligentes und unterhaltendes Buch, satirisch, humorvoll.

Wir, Tina und ich, sind wahnsinnig neugierig auf dieses Buch geworden …  Ich habe es mir gleich in der Frankfurter Bahnhofsbuchhandlung nach dem Messebesuch gekauft.

Das Buch ist im Diogenes Verlag erschienen.

Danach sind wir ins Agora Lese-Zelt gegangen, um der Lesung der Jugendbuchautorin Ann-Katrin Heger zu folgen. Tinas Kinder waren daran interessiert. Die Jugendbuchautorin stellte ihr neustes Buch zu den drei Ausrufezeichen (!!!) vor. Ich selbst kenne diese Jugendbuchautorin nicht, und habe mir zu der Lesung keine Stichpunkte gemacht. Aber die junge Autorin wirkte recht sympathisch. 

Im Anschluss daran, 13:00 Uhr bis 13:20 Uhr, gingen wir zu Daniel Kehlmann, der sein neustes Buch Tyll im Spiegel-Forum vorgestellt und daraus gelesen hat. 

Tyll ist ein historischer Roman, der den Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert behandelt hat.

Leitfigur: Tyll Uhlenspiegel, eine fiktionale Figur, die wenig mit Till Eulenspiegel zu tun hat. Es würde nur eine einzige Episode geben, die mit Till Eulenspiegel identisch sei, alle anderen seien fiktiv. 
Der Stoff: Es wird die Gewalt aus dem 17. Jahrhundert behandelt. Die damalige Gesellschaft sei sozialundurchlässig gewesen, z.B. ein Bauer würde
niemals einen Fürsten treffen, und ein Bäcker niemals einen Müller …

Daniel Kelhmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller, lebt in New York. Er hatte 

 dort ein einjähriges Stipendium erhalten und an der Public Library recht ausführlich für seinen Stoff recherchiert, wo er Zugang zu allen Büchern hatte. Kehlmann habe an der New Yorker Universität einen Lehrauftrag erhalten und doziert dort deutsche Literatur.

Auf die Frage hin, in welchem Land seine Heimat sei, so antwortete er, in dem Land, in dem er geboren und seine Kindheit zugebracht habe, und das sei Wien.
In Amerika wird Kehlmann wiederholt auf die rechten Popolisten in Europa angesprochen. Das ist ist aus meiner Sicht nicht zu verstehen, wie wenig selbstkritisch und wie wenig politisch viele Amerikaner sind, und so macht Kehlmann sie darauf aufmerksam, dass die rechten Populisten nur 13% der Gesellschaft ausmachen würden, während die Mehrheit der Amerikaner Drump gewählt hätten. Anschließend sind wir auf einem interessanten Cartoon gestoßen. Wenn man genau auf das TRUMP-Schriftbild schaut, dann sind zwei K...cl. zu erkennen.  Am besten das Bild anklicken. 


Daniel Kehlmanns neustes Buch, das ich mir unbedingt anschaffen möchte, klingt wirklich recht spannend und macht sehr neugierig. 

Wir hatten noch etwas Zeit, bevor Tina und ich zur nächsten Lesung marschierten. In der Zwischenzeit haben sich Tinas Kinder recht kreativ betätigt. Auf einem Messetisch waren mehrere Schachteln Streichhölzer ausgelegt. Hier kann man das Kunstwerk der Kinder,  im Alter zwischen zehn und 13 Jahren, bewundern:


Nun trennten sich ganz ungewollt unsere Wege, da wir uns aus den Augen verloren haben. Ich lauschte Uwe Timms Ikarien im Lesezelt, während Tina zur Lesung von Robert Menasse ging, der aus Die Hauptstadt gelesen hat. So langsam ließ bei mir die Konzentration nach, weshalb ich aufgehört habe, mir Stichpunkte zu machen. 

Uwe Timm Ikarien
Vergangenheitsbewältigung

Ikarien ist Timms neustes Buch, aus dem der Autor lim ARD-Forum liest. Der Roman behandelt die Geschichte eines Jungen mit Down-Syndrom, der im Nationalsozialismus von den Eltern in einem Mietshaus vor den Nationalsozialisten versteckt wurde. Erst nach Kriegsende 1945 geht der Junge zum ersten Mal auf die Straße.
Fragen: Wie kommt es, dass die Nachbarn den Jungen nicht angezeigt 
haben? 

Und wieso habe der Autor mit der Veröffentlichung seines Buches solange benötigt? 1945 war das Land noch nicht ganz befreit, Befreiung galt nur für die Opfer. Auch dieses Buch möchten Tina und ich gemeinsam lesen. Wir sind sehr gespannt, wie sich das Buch lesen wird und ob mir der Stoff, wie er präpariert ist, zusagen wird.


Und nun geht es weiter mit Peter Wohlleben, s. u., der als Förster bekannt für seine Naturbücher ist. Zwei von seinen Büchern habe ich gelesen, und habe diese auch hier im Blog vorgestellt und besprochen. 



Leider kamen wir zu spät, habe mir zu seinem neuen Buch keine Notizen gemacht, dennoch fand ich es interessant, ihn live zu erleben und habe mir gleich sein neustes Werk vorgemerkt. Mal schauen, was ich noch zusammen bekomme: Wohlleben fordert Familien auf,  ihre Kinder bei den Waldspaziergängen nicht zur Ruhe zu ermahnen; im Gegenteil, sie sollen ihre Kinder eher ermuntern, laut zu sein, denn dann würden sich die Waldtiere sicher fühlen. Auf die Frage hin, welches Tier Wohlleben gerne sein würde, nannte er den Wolf, obwohl der Wolf in der Mythologie als der "böse Wolf" keinen guten Ruf genießt. Da Hirsche junge Bäume fressen würden, wären die Jungbäume durch den Wolf beschützt ... Und dann die Krähe, mit der Wohlleben gerne Kaffee trinken gehen würde, weil diese Rabenvögel sehr intelligente Vögel seien. 

Gastland Frankreich

Es hat uns nicht angesprochen. Wir fühlten uns von den vielen Holzregalen regelrecht erschlagen. Wir sind nicht lange geblieben. Auch Essen sind wir diesmal nicht gegangen, da die Franzosen nur Menüs in der Preisklasse zwischen 20,00 € und 30,00 € anzubieten hatten. Kleine Gerichte gab es keine. Das war uns zu teuer, und so haben wir auch hier das Gastland schnell wieder verlassen.  Aber in der Halle, in der die Franzosen gastierten, gab es kleine nationale Snacks wie Käse, Wurst ... und Weißbrot.

Gegen 17:00 Uhr fuhren wir am Freitag alle nach Hause. Tina hatte einen recht langen Anfahrtsweg von etwa zwei Stunden. Toll, dass sie trotzdem mit ihren Mädels gekommen ist. Das nennt man Bücherliebe und nun ist der Samen ganz sicher auch in ihren Kindern gelegt. 

Messebesuch am Sonntag, 15.10.2017, 9:50 Uhr




Da ich mit meinem Kopf nicht wirklich frei bin, noch immer Krankheitsfall in der Familie, habe ich beschlossen, heute keine Lesungen zu besuchen, sondern nur durch die Hallen zu schlendern. Ich suchte alle Verlage auf, die mich interessierten. Und schon damit ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Bin, wie jedes Jahr auch, wieder auf so viele interessante Bücher gestoßen. Freue mich riesig darüber.

Als erstes ging ich nochmals zu den Franzosen. Nun wollte ich doch wissen, was war es
genau, was uns am letzten Freitag so abgeschreckt hat? Und bin dabei an interessante Stände gestoßen. Kinder, die für die BesucherInnen französische Cartoons mit verschiedenen Rollen ins Mikrophon lasen, fand ich sehr schön. Das waren Kinder aus dem Französischen Gymnasium, Lycee Francais Victor Hugo, das sich in Frankfurt am Main befindet. Das waren sehr junge Kinder, vielleicht gerade mal fünfte Klasse, und die perfekt französisch gesprochen haben. Wahrscheinlich kommen die Kinder von Haus aus aus zwei Sprachen. Auch befand sich ein Commic-Künstler darunter, s. Bild unten, die Kinder habe ich nicht fotografiert.



Ich habe mich weiter in der Halle umgeschaut, und so fand ich sehr schöne Plakate, die für den Schulunterricht hergestellt und didaktisch eingesetzt wurden. Auf jedem Plakat befand sich ein Buchstabe. Damit sollten die jüngeren Kinder das Alphabet lernen.



Foto links: Ein Baum voller Buchstaben, mit einem Denker unter der Krone. Das Foto rechts soll den Buchstaben V darstellen ... Weiter durch die Hallen ... Da heute Bücher verkauft werden durften, habe ich natürlich ordentlich zugegriffen. Mir fehlt jetzt noch ein Buch aus der Sammlung, das ich mir im Laden kaufen werde. Unbedingt möchte ich mir noch das Buch von Robert Menasse anschaffen. Auch dieses Werk Die Hauptstadt werden Tina und ich gemeinsam lesen. Es ist ein politisches Buch über Europa. Menasse liebt Europa, und bekennt sich zum Europäer, und geht in seinem Werk auf die Probleme und auf die Ressourcen Europas ein. 


Eine Lesung musste ich mir dann doch noch zumuten, auch wenn ich gar keine Bücher von diesem Autor lesen werde, da er hauptsächlich kriminalistische Bücher schreibt, und ich meist keine Krimis lese. Dennoch darf man neugierig sein und sich freuen, den Autor persönlich erleben zu dürfen, über den man ja schon viel gelesen hat. Stichpunkte habe ich mir keine gemacht. Der Autor wirkte sehr sympathisch, wie die anderen AutorInnen auch. Ich habe nicht eine einzige AutorIn auf der Buchmesse erlebt, die mir unsympathisch war. Die AutorInnen besitzen alle Charisma. 


Im Anschluss daran habe ich die ARD-Fotobox entdeckt. Kostenlos durfte man sich fototgrafieren lassen. Man bekam auch die Garderobe gestellt, mit deren Hilfe man sich zu verschiedenen Märchenfiguren hat kostümieren können. Für Kinder und für Erwachsene gleichermaßen. Das wäre etwas auch für Tinas Kinder gewesen ...  Ich habe mir zwei Fotos machen lassen, die ich aber hier nicht reinstellen möchte. Ich hebe sie mir für später zum Erinnern auf.


Und hier ein Link, der zu ARD-Fotobox führt.

Am letzten Freitag vermisste ich die vielen jungen Leute, die sich jedes Jahr für die Buchmesse kostümieren. Heute waren sie wieder da. Sie kommen meist nur an den Wochenenden, da es sonst wegen der hohen Eintrittspreise zu teuer werden würde. 

Wie schön, dass es diese maskierten BesucherInnen auf der Buchmesse gibt. Sie alle stellen verschiedene Literaturfiguren dar. Man bekommt immer den Eindruck, sie seien aus den Buchseiten herausgefallen, um sich auf eine temporäre Reise in eine Welt außerhalb des Buches zu begeben. Auch Literaturfiguren haben schließlich ihren Urlaub wohl verdient und möchten noch etwas anderes erleben als nur Buchiges 😂.



Das war es nun auf der diesjährigen Buchmesse 2017. Moment, meine Schätze muss ich hier noch reinstellen. 


Das kulte Comixbuch Tick, Trick und Track fand ich toll, da sich daran viele Kindheitserinnerungen festmachen lassen. Wir, meine Geschwister und ich, haben früher viele Micky Maus Heftchen gelesen. Jede Woche kamen neue heraus. Immer hat uns unsere Mutter welche mitgebracht, wenn sie von der Arbeit kam, und wir sie untereinander ausgetauscht hatten, wenn wir mit unserem Heft durch waren. Wir waren zu dritt, und kamen in den Genuss, drei Heftchen zu lesen. 

Die Ducks feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum, deshalb diese schicke Sonderausgabe. Ich bin gar nicht so versessen drauf, das Buch gleich zu lesen. Ich wollte es nur haben. Irgendwann möchte ich es lesen, wenn der Zeitpunkt geeignet ist. 


Und dies waren nun meine Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2017. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr mit dem Gastland Georgien. 




Au revoir ... 




Montag, 16. Oktober 2017

Milan Meder / I hate you sweetheart

Klappentext
Macho versus Genie. Feuer gegen Wasser. Die Auseinandersetzungen und Machtkämpfe sind dramatisch. Ein größerer Gegensatz zwischen Mann und Frau ist nicht denkbar. Das sind die Gedanken von Johanna und Johannes. So denken auch ihre Freunde. Dann kommt die große Wendung. Johannes versucht Johannas Herz zu erobern. Johanna sträubt sich. Einen größeren und arroganteren Kotzbrocken gibt es für sie nicht.
Johannes ist bis zu einem gewissen Punkt hartnäckig. Er will sein Ziel erreichen.Johanna denkt nicht im Traum daran.In Johannes verändert sich etwas. Zufrieden mit jeder leichten Beute, beginnt er jetzt mit einem geduldigeren Kampf.Leider wird die Sache damit schlimmer.... wird er am Ende sein Ziel erreichen?

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Es ist eine Liebesgeschichte auf wenigen Seiten geschrieben. Gleich auf der ersten Seite beginnen die Dialoge dieser Geschichte. Es spricht eine junge Frau namens Johanna, vielmehr nimmt man an ihren Gedanken teil. Eine Studentin, die in ihrer Traumstadt Freiburg Pädagogik und Medizin studiert.

Sie wird Zeugin, als ein Medizinstudent von zwei anderen Männern verfolgt wird, und so bezeichnet sie diese beiden Verfolger als Machos, ohne die Hintergründe zu kennen. Sie zeigt sich hilfsbereit dem Opfer gegenüber. Sie stellt sich Fragen, weshalb der Student verfolgt wurde, und ob sie in eine Mobbingszene geraten sei oder ob die beiden nur ihre Aufmerksamkeit haben wollten?

Sie zeigt Zivilcourage und setzt sich für das Opfer ein. Doch die Fragen werden lediglich überhört, einer, namens Johannes, konstatiert stattdessen ihre Schönheit. Sie erwiderte ihm daraufhin, dass er ein schwanzgesteuertes Monster sei. Zwar hatte sich Johannes über diese Äußerung geärgert, aber er ging auf diese Beleidigung nicht ein, stattdessen stellte er sich mit seinem Vornamen vor.

Auf den folgenden Seiten finden abwechselnd die Erzählperspektiven zwischen Johanna und Johannes statt. Johanna mag eigentlich keine Machos, und Johannes mag nur schöne Frauen, er ist es gewöhnt, jede zu bekommen … Johannes bezeichnet sich selbst als einen Triebmenschen. So schlecht hat Johanna angeblich mit der Personenbeschreibung nicht gelegen, und das stimmt Johannes nachdenklich.

Sie begegnen sich sieben Jahre später erneut durch Zufall. Johanna ist mittlerweile mit ihrem Studium fertig und lebt in einer festen Beziehung. Ihre nächsten Pläne wären, wie die vieler anderer Menschen auch, den klassischen Weg einzuschlagen. Nach der Berufsausbildung heiraten, ein Haus bauen und Kinder bekommen.

Merkwürdigerweise fühlt sich Joanna nach diesem Treffen zu Johannes sehr stark hingezogen, und Johannes zu ihr. Was ist mit Johannas Emotionen los? Am Ende stellt sich heraus, weshalb Johannes und sein Mittäter den Studenten verfolgt hatten.


Wie hat mir diese kurze Liebesgeschichte gefallen?

So dramatisch fand ich die Geschichte jetzt nicht, und die Machtkämpfe, wie sie im Klappentext stehen, fand ich auch nicht so schlimm. Die Gegensätze hätten deutlicher hervorgebracht werden sollen. Die Szenen habe ich als sehr seicht empfunden und die Charaktere der ProtagonistInnen hatten auch nicht so viel Tiefgang, wenn man bedenkt, dass Menschen von Natur aus sehr facettenreich sind. Die Szenen habe ich nicht wirklich als authentisch empfunden. Manche Begriffe fand ich nicht richtig gewählt, wie z.B. Macho und Triebtäter. Warum ist Johannes ein Triebtäter? Triebtäter sind kriminalistisch, vergewaltigen Frauen, etc. und man ist auch nicht per se ein Macho, nur weil man einen Mann verfolgt ... 

Ansonsten fand ich die Geschichte von der Idee her nicht schlecht, sie ist aber auf jeden Fall ausbaufähig. Man kann mehr aus ihr machen, sie fantasievoller gestalten. Man muss mehr aus ihr machen, wenn anspruchsvollere Literatur daraus werden soll. Aber vielleicht hat der Autor diesen Anspruch gar nicht, und findet seine Geschichte so wie sie ist perfekt, dann kann die Geschichte so bleiben, wie sie ist. Sie wird ihre Leserschaften finden, davon bin ich überzeugt, da es für jeden Schreibtyp die passenden LeserInnen gibt.

Auf jeden Fall wünsche ich Herrn Medin dabei viel Erfolg.


Wie kam dieses kleine Heftchen zu mir? 

Der Indie-Autor hatte mir eine Anfrage gestellt, seine Liebesgeschichte zu lesen.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 28 Seiten, 3,99 €
·         Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (17. August 2017)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3744888738

Dieses Heftchen kann man mitunter auch auf Amazon bestellten. 




Freitag, 13. Oktober 2017

Anthony Doerr / Memory Wall (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Eine sehr interessante und außergewöhnliche Novelle. Eigentlich dachte ich erst, man bekommt es hier mit einer reinen Demenz-Erkrankung zu tun á la Martin Suter Small World. Nein, gar nicht. Die Demenz ist hier auch symbolisch zu verstehen. Als ein Symbol der Vergänglichkeit. Die Handlung spielt im Süden von Afrika, in Kappstadt, in einer Zeit, in der die Apartheid gesetzlich abgeschafft wurde.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
Was geschieht mit uns, wenn wir sie verlieren, und welche Möglichkeiten tun sich auf, wenn andere unsere Erinnerungen wiederbeleben können? Der 74-jährigen Alma Konachek, die in einem Vorort von Kapstadt lebt, widerfährt genau dies. Sie verliert ihr Gedächtnis. Unbekannte brechen mehrfach in ihr Haus ein, auf der Suche nach Hinweisen zu einem spektakulären Fossilienfund ihres plötzlich verstorbenen Mannes. Denn Alma hat eine Wand voller Fotos, Gedächtnisstützen, Speichermedien, in der sich irgendwo der fehlende Hinweis zu dem gesuchten Fossil befindet. In dieser lichten, wunderschönen Novelle gelangt schließlich ein Junge in den Besitz des Geheimnisses dieser alten Frau und ihres Mannes, einer Episode aus ihrer Vergangenheit mit der Macht, ein Leben zum Guten zu wenden. Der Junge reist dazu in die Karoo-Wüste und setzt sich dieser wilden Landschaft aus. Wie alle Werke Doerrs zeugt auch dieses von der Größe des Lebens – von der geheimnisvollen Schönheit der Fossilien, Wolken, Blätter - vom atemberaubenden Glück, in diesem Universum zu leben.

Verblüfft haben mich die vielen Kassetten, auf denen das Leben der Alma Konachek und das ihres verstorbenen Mannes zum Erinnern abgespielt sind. Alma vergisst alles immer sofort wieder. Sie nimmt an einem Demenz-Projekt von Dr. Amnesty teil, an dem sie nicht wirklich erfolgreich ist, da die Krankheit immer weiter fortschreitet, statt sie aufzuhalten. Ihr wurden Plots implantiert, mit dem Ziel, ihr Leben auf den Kassetten wiederzuerkennen. Eine recht interessante aber eine utopische Idee wie ich finde.

Die Novelle birgt auch Kriminalistisches, denn es dringen Männer in Almas Villa ein, um bestimmte Videos zu stehlen, da Almas Mann, ein Sammler von Fossilien und von Beruf Paläontologe, vor seinem Tod noch wichtige Entdeckungen gemacht hat. Die Einbrecher wollen mit Hilfe der Videos diesen Entdeckungen auf die Spur kommen …

Da dies eine recht kurze Novelle ist, alles Weitere zum Selberlesen.

Mir hat die Erzählung nicht nur inhaltlich sehr gut gefallen, auch der Schreibstil hat mir zugesagt.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von zwölf Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 135 Seiten, 14,99 €
·         Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (10. Februar 2016)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3406689612

Und hier geht es auf die Verlagsseite von C.H.Beck
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Gelesene Bücher 2016: 72
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