Zweite von zwei Buchbesprechungen
Da ich meine Meinung zu dem Buch in der ersten
Buchbesprechung schon kundgegeben habe, mache ich mich nun dran, die schönen und
poetischen Textpassagen herauszuschreiben. Diese vorliegende Buchbesprechung ist allerdings
nicht für LeserInnen geeignet, die das Buch selber lesen möchten …
In dem Buch findet man jede Menge weise Sprüche von mehreren
Autoren. Immer vor dem Beginn eines neuen Kapitels.
Auch zu dem Leben Einsteins fand ich manches recht
interessant und ein wenig widersprüchlich. Das hat mich
nicht wirklich gestört. Das Widersprüchliche gehört zum Menschsein einfach
dazu. Ich hätte mir aber gewünscht, dass die Autoren im Anhang eine Bemerkung
hinterlassen hätten mit dem Hinweis, wie sie recherchiert haben, um über den
Physiker zu schreiben. Was ist neben dem Kriminalistischen Wahrheit? Was ist
Dichtung?
Zur Erinnerung
gebe ich noch mal den Klappentext rein:
Kurz vor seinem Tod machte Albert Einstein eine
revolutionäre Entdeckung. Er fand heraus, was die Welt im Innersten
zusammenhält. Doch er behielt diese Wahrheit für sich. Einsteins junge Biografin
Sarah und Drehbuchautor Javier suchen nach dem Geheimnis des Genies. Ihre
magische Reise in die Vergangenheit führt sie um die halbe Welt. Sie stoßen auf
ein Mädchen, das Einstein viel bedeutete und seinem Leben eine neue Wendung
gab. Wer war die Unbekannte?
Der Protagonist des Romans ist der Drehbuchautor Javier
Costa. Verschiedene andere Romanfiguren sind ebenfalls beteiligt, um an Einsteins letzte Erkenntnis zu gelangen, auch wenn
die Figuren völlig unabhängig voneinander sind. Die beiden Autoren ziehen dies ein
wenig wie einen Krimi auf. Denn wer es schafft, an die letzte Erkenntnis zu gelangen, der kann damit an die Öffentlichkeit
gehen, ein Patent anmelden und reich dabei werden.
Eine weitere protagonistische Figur ist Sarah Brunet, gibt
sich als junge Französin aus und ist Biografin Einsteins. Beide, Sarah und
Javier, entwickeln sich zu einem gemeinsamen Team, woraus sich auch eine
Liebesgeschichte zwischen diesen beiden auftut, die für eine große Überraschung
sorgt. Wer ist Sarah Brunet denn wirklich? Diese Frage stellt sich Javier
irgendwann, als er merkt, dass es im Internet keine Sarah Brunet zu googeln
gibt. Sarah Brunet ist Doktorandin und aufgrund ihres beruflichen Status müsste
sie schon etwas an wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht haben, aber Google
kennt sie einfach nicht.
Eine ominöse Figur ist auch Sarahs achtzehnjährige Schwester
Lorelei. Javier findet erst sehr viel später heraus, dass Lorelei Sarahs
Schwester ist. Sie hat blaue Haare und sorgt dafür, andere Wissenschaftler, die
an dem Einstein Projekt beteiligt sind, aus dem Verkehr zu ziehen, bringt damit
aber auch Javier in lebensbedrohliche Gefahren. Lorelei nimmt ein wenig die Figur
einer Psychopathin an. Sie schickt die Leute in den blauen Tod auf eine ganz mysteriöse Weise.
Dies fand ich ein wenig oberflächlich. Später und bis zum
Schluss des Romans bleibt Lorelei unerwähnt, und so vermisste ich irgendwie den
roten Faden dazu. Auch die vielen Morde blieben nicht weiter Thema. Tauchten
thematisch im Text einfach nicht mehr auf. Es ist so, als haben die Autoren
aufgehört, über Lorelei zu erzählen.
Der Schluss bringt eine Wende, was Sarah Brunets Identität
betrifft und sorgt somit für Überraschung.
Javier und Sarah begeben sich weltweit auf die Suche nach
Einsteins Angehörigen. Einsteins Frauen, zur Adoption freigebegebe Tochter und seine Enkelin …
Und nun zu Einsteins Leben und Theorien:
Einstein gilt zwar als eine Größe in der Wissenschaft, aber er ist
auch Mensch. Er war mehrmals verheiratet und seine Tochter aus erster Ehe gab
er zur Adoption frei, um seinen Ruf als Professor nicht zu gefährden. Es war
damals nicht üblich, uneheliche Kinder in die Welt zu setzen. Auch bei Einstein
kam es vor, dass er seine Frauen als billige Hausmägde benutzte. Es findet dazu
ein Dialog zwischen Javier und Sarah statt:
Sarah:
Zum Beispiel hat Einstein,
als die Beziehung schon schlecht lief, seiner Frau drei Bedingungen für eine
Fortsetzung ihres Zusammenlebens gestellt: Sie sollte auf jegliches
persönliches Verhältnis mit ihm verzichten, das Zimmer immer widerspruchslos
verlassen, wenn er es verlangte, und sich darum kümmern, dass seine Bettwäsche
stets in Ordnung war.
Javier zeigt sich Sarah gegenüber enerviert, zu Recht, wie
ich finde:
„Also, das hat mich an
Intellektuellen wie dir schon immer genervt. Einen Mann von der Straße würdet
ihr wegen einer unglücklichen Bemerkung, die ihr sofort als Machospruch deuten
würdet, bei lebendigem Leibe aufspießen. Aber Genies wie Picasso oder Einstein
verzeiht ihr, wenn sie ihre Frauen schlecht behandeln und an den Rand des
Selbstmords treiben. (…) Man kann zwar eine Eins in Physik haben, aber eine Sechs
in Herzenskunde." (197f)
Interessant fand ich auch, dass Einstein, wie man weiß, die
Atombombe zwar erfunden hatte, aber kurze Zeit darauf wurde er Gegner der
Atomwaffe. Ihm wurden plötzlich die fatalen Folgen beim Abwurf der Atombombe
bewusst.
Einmal hatte ich den Kommentar eines
Militärs gehört, der gesagt hatte, auf der Welt müsse es mehr gute Menschen
geben als gemeinhin vermutet, da von den ungeheuren Mengen existierender
Atombomben bisher nur zwei abgeworfen worden seien.Das Problem sei
allerdings, dass diese Bomben weiterhin existierten und die weltweiten
Konflikte natürlich nicht einfacher geworden seien. (308)
Nach Einsteins Tod wurde veranlasst, dass sein Gehirn zu
Forschungszwecken benutzt wurde. Den Untersuchungen zufolge unterschied sich Einsteins
Gehirn nicht besonders von dem Gehirn normaler Menschen.
Sarah und Javier befinden sich in Amerika und finden
Einsteins Enkelin als eine alte Frau auf, die in den Bergen wie eine Eremitin in einer Höhle lebt. Sie ist bekannt als die Steinfrau. Eine sehr weise Frau.
Javier und Sarah nehmen Kontakt zu ihr auf und erfahren von ihr mancherlei.
Albert Einsteins Gehirn
sah genauso aus wie das jedes anderen Menschen. Deshalb muss seine
Einzigartigkeit anderswo gelegen habe, wenn schon nicht dort. Und ich weiß
auch, wo. (…) Das Geheimnis liegt im Herzen.
Javier wurde skeptisch:
Als Spezialist in
Populärwissenschaften hatte ich meine Zweifel an den Behauptungen von Einsteins
Enkelin, und ich scheute mich nicht, meine Bedenken zu äußern. Die Steinfrau
sah mich freundlich an und entgegnete:"Ich werde dir
einen endgültigen Beweis dafür geben, dass nicht das Gehirn unser Schicksal
lenkt. Weißt du, welches von allen lebenswichtigen Organen nicht an Krebs
erkrankt?""Das Herz",
antwortete ich beeindruckt."Genau. Und dafür
muss es einen guten Grund geben." (342)
Das war mir bisher noch gar nicht bewusst gewesen, dass das
Herz als das einzige Organ keinen Krebs bekommen kann.
Das Herz würde schon anfangen zu schlagen, selbst wenn es noch die Größe eines kleinen Punktes habe.
Das Herz bleibt nun bis zum Schluss des Buches Bestandteil
des Themas und führt uns zur Liebe:
Es gibt kein
Heilmittel gegen die Liebe, aber Liebe ist das Heilmittel gegen alle Übel. (Autor
zitiert Leonard Cohen).
Herz, Liebe, Licht. Im Herzen liegt die Liebe, in der Liebe
das Licht ...
Liebe ist Licht, denn
sie erleuchtet dem, der sie schenkt und empfängt. Liebe ist Schwerkraft, denn
sie bewirkt, dass Menschen sich von anderen Menschen angezogen fühlen. Liebe
ist stärker, denn sie vervielfacht das Beste, was wir haben, und ermöglicht es
der Menschheit, nicht in ihrem blinden Egoismus zu erlöschen. Liebe offenbart
und enthüllt. Aus Liebe lebt man und stirbt man. Liebe ist Gott, und Gott ist
Liebe. (…)
Dass Gott Liebe sein soll, fand ich ein wenig oberflächlich,
zu abgedroschen, da im ganzen Buch nicht von Gott die Rede ist, taucht jetzt
der Begriff Gott zum ersten und zum letzten mal auf, in einem einzigen
Satz. Mich hätte interessiert, welche tiefere Einstellung denn Einstein zu Gott
hatte?
Nun weiter im Zitat:
Wenn wir wollen, dass
unsere Spezies überlebt, wenn wir einen Sinn im Leben suchen, wenn wir die Welt
und jedes fühlende Wesen, das in ihr lebt, retten wollen, ist Liebe die einzige
und letzte Antwort.Vielleicht sind wir
noch nicht so weit, eine Liebesbombe zu bauen, ein Artefakt, das stark genug
ist, Hass, Egoismus und Geiz, alles was unseren Planeten verwüstet, zu
zerstören. Doch jedes Individuum trägt einen kleinen, aber mächtigen Liebesgenerator
in sich, dessen Energie darauf wartet, freigesetzt zu werden.Wenn wir eines Tages
gelernt haben, diese universelle Energie zu schenken und zu empfangen, (…)
können wir nachweisen, dass Liebe alles besiegt, alle Grenzen überwindet und
alles vermag, denn Liebe ist die Quintessenz des Lebens. (373f)
Das fand ich ein wunderschönes Zitat …
Was die Welt im Innersten zusammenhält, dieses Zitat ist mir
von Goethes Faust wieder eingefallen, als ich das vorliegende Buch durch hatte.
Es ist die Liebe …
Nicht die Liebe, wie SchlagersängerInnen sie anpreisen, wie z. B. diese im Partner zu finden, der uns glücklich machen soll. Nein, hier geht es um die Liebe, die in uns selber liegt und wer sie nicht in sich spürt, müsse sie in sich noch entdecken...
Die Welt wäre schon längst untergegangen, die Atombomben
schon längst geworfen und die Menschheit schon längst vernichtet.
Einstein hat auch an das Gute im Menschen geglaubt ... Ohne dieses Gute wäre die Menschheit schon längst verloren.
Dies führte Einstein zu der Quintessenz, dass jedes echte Wissen aus dem Herzen stammen würde, und nicht, wie WissenchaftlerInnen zu glauben geben, dass alles Wissen alleine der Verstand hervorbringen würde.
Ich hätte mir gewünscht, die Autoren hätten noch einen Anhang beigelegt, indem sie den LeserInnen mitgeteilt hätten, aus welchen Quellen die Theorien zu Einsteins Leben und Wirken sie erworben hätten. Das habe ich vermisst.
Und weil mir auch das Fiktive, Kriminalistische wenig authentisch war, erhält das Buch von mir sechs von zehn Punkten. Siehe auch erste Buchbesprechung ...
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Die Welt ist viel zu
gefährlich, um darin zu leben- nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern
wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen.
(Albert Einstein)
Gelesene Bücher 2014: 16
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
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