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Samstag, 25. August 2018

Peter Wohlleben / Das geheime Netzwerk der Natur (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Mir hat dieses Buch, wie Wohllebens Vorgänger auch, ziemlich gut gefallen. In seiner einfachen, fantasievollen  und empathischen Sprache ist das Buch leicht zu verstehen. Für Wissenschaftler wurde es allerdings wegen seiner leichten Sprache eher belächelt. Doch was ist daran falsch, ein gut lesbares, leicht verständliches Buch zu schreiben, vor allem für Menschen, die nicht vom Fach sind? Auf der Seite 216 las ich mit Verwunderung, dass Wohlleben sich rechtfertigen musste, weshalb seine literarische Sprache zu emotional, zu bildhaft … schlussfolgernd zu unwissenschaftlich sei? Für mich selbst sind Emotionen auch nicht weniger wertvoll als unser Denken, unsere Vernunft …

Man denke dabei an die Auswirkungen des Nationalsozialismus´, woran man sehen konnte, wohin eine emotions- und empathielose Gesellschaft und Politik hingeführt haben.
Die Empathie (ist) eine der stärksten Kräfte im Umweltschutz und kann mehr bewirken als sämtliche Vorschriften und Gesetze. (2017, 117)

Die Wichtigkeit von Empathie trifft aus meiner Sicht nicht nur im Umweltschutz zu, sondern überall, wo man es mit Lebewesen zu tun bekommt.

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Mir war nicht alles neu, was Wohlleben in seinem Buch geschrieben hat, trotzdem fand ich das Buch interessant, ein paar dieser Kenntnisse nochmals aufzufrischen.

Interessant fand ich die Theorie mit der Evolution. Evolution bedeutet keinesfalls eine Veränderung im Sinne von Verbesserung, sondern lediglich eine Veränderung im Sinne von Anpassung. Auch unser menschlicher Körper ist davon betroffen. Zum Beispiel Anpassung des Kauapparats. Durch unsere weiche Ernährung wachsen dem Kiefer keine Weisheitszähne mehr. (Meinem Bruder sind tatsächlich keine Weisheitszähne gewachsen …)

Wohlleben vergleicht die Natur mit einem großen Uhrwerk, da alles in ihr übersichtlich geordnet sei, und alles und jedes habe dort seinen Platz. Selbst die Kleinstlebewesen, die man nur unter einem Mikroskop beobachten kann. Allerdings könne man ein mechanisches Uhrwerk leichter reparieren als das Uhrwerk der Natur. Fehlt beispielsweise bei einer mechanischen Uhr ein Rädchen, so könne man dieses leichter wieder ersetzen, während in der Natur ein fehlendes Rädchen viele weitere Störungen mit sich und nach sich ziehen würde. Er zeigt aufschlussreich, wenn z. B. Wölfe ausgerottet werden, welche Auswirkungen es auf die Natur hat. 

Die Themen zu den Tieren haben mich am meisten interessiert. Das heißt nicht, dass mir die Pflanzenwelt gleichgültig ist. Nein, das ist sie nicht. Für die Bäume hatte ich schon Mitleid, wie viele (natürliche) Feinde auch Bäume haben können und sie nicht in der Lage sind, ihnen aus dem Weg zu gehen oder gar vor ihnen wegzulaufen. Dies wurde mir durch das Buch richtig bewusst, und ich wirklich Mitleid mit ihnen hatte.

Nicht nur wie ein Uhrwerk, nein auch wie ein Netzwerk beschreibt der Autor die Naturabläufe, die zwischen allen Lebewesen bestehen. Alles sei miteinander verknüpft, und einfache und komplizierte Zusammenhänge würden sich daraus ergeben. Nichts würde ohne Sinn geschehen.

Interessiert hat mich auch das Leben der Insekten. Nicht gerade meine Lieblingstiere aber im Sommer hat man ungewollt mit ihnen auch in der Wohnung zu tun, und ich sie schnellstmöglich wieder draußen haben möchte. 
Fasziniert fand ich den Borkenkäfer, da er nicht so schlecht sein soll wie sein Ruf. In den Medien werden sie als Schwächeparasiten angeprangert, die eine Gefahr für alle Bäume darstellen würden. In Wirklichkeit würden die Borkenkäfer nur kranken und angeschlagenen Bäumen zu Leibe rücken. Nur durch die Massenvermehrung können diese Tierchen auch gesunden Bäumen gefährlich werden. Eine Massenvermehrung sei allerdings durch uns Menschen verursacht, durch zu große Plantagen, durch den massigen Schadstoffausstoß und durch den Klimawandel gerät die Käferpopulation aus dem Gleichgewicht.
Einzelne Bäume dagegen, die krankhaft befallen werden, werden als Lebensgrundlage für Ameisenbuntkäfer, für Spechte und viele andere Arten.
Insofern sind Borkenkäfer die Türöffner für solche Totholzbewohner und schaffen für sie im Falle einer in ehemaligen Plantagen vorübergehend ein Schlaraffenland. (…) Insofern sind Borkenkäfer nicht nur Totengräber, sondern auch Geburtshelfer. (81)

Neugierig stimmte mich auch das Leben verschiedener Insekten in der Nacht. Insekten können von Menschen erzeugtes künstliches Licht nicht von dem Mondlicht unterscheiden. Vor allem die Nachtfalter sind irritiert, wenn sie gegen eine leuchtende Lampe knallen, weil sie die Lampe mit dem Licht des Mondes verwechseln. Immer wieder umkreisen sie bis zu ihrer Erschöpfung die Lampe. Deshalb sind diese nachtaktiven Insekten so versessen darauf, in ein leuchtendes Zimmer zu flattern, während es draußen dunkel ist. Wohlleben bezeichnet die leuchtende Lampe als ein Kunstmond. Ich fand diesen Begriff sehr passend und schön.

Glühwürmchen, auch Leuchtkäfer genannt
Diese Käferchen benötigen bis zur Geschlechtsreife ca. drei Jahre. Erst wenn diese Tierchen erwachsen sind, ist deren Leben auf nur wenige Tage beschränkt. Während das Leben der Männchen nach der Paarung zu Ende geht, stirbt das Weibchen nach der Eiablage. In ihrem Sexualtrieb leuchtet das Hinterleib der Käferdame zwecks Partnersuche in der Nacht, da sie selbst, verglichen mit ihrer männlichen Gattung, nicht fliegen kann, weshalb sie das Licht benötigt, um auf sich aufmerksam machen zu können. Interessant finde ich, dass die Glühwürmchen das Licht nicht selbst erzeugen können. Im Hinterleib befindet sich eine Kammer mit Bakterien, die dafür sorgen, dass zum Leuchten Chemikalien freigesetzt werden.

Das verwesende und das weniger verwesende Fleisch / Mein Widerspruch
In dem Kapitel Leichenschmaus behandelt Wohlleben Aasfresser, die verwesende Kadaver als delikate Nahrung zu sich nehmen und wir dabei Ekelgefühle entwickeln und vergessen, dass der Mensch selbst auch Leichen konsumiert. Wohlleben sieht allerdings einen Unterschied zu den verwesenden Tieren in der Natur und den geschlachteten Tieren, die auf unserem Teller landen. Der Grad der Verwesung sei bei geschlachteten Tieren nicht so gravierend wie der in der Natur. Hier muss ich widersprechen, denn beim geschlachteten Tier werden dem Fleisch künstliche Zusatzstoffe hinzugefügt, um den Verwesungsprozess zu stoppen oder gar zu verdecken. Das geschlachtete Tier landet schließlich im Kühlfach und bleibt dort bis das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Das kann bis zu 14 Tagen dauern. Niemand kann mir weismachen, dass das getötete Tier hier keinem Verwesungsprozess ausgesetzt ist. Das angeblich rötliche Fleisch in der Fleischtheke ist nicht die Naturfarbe des getöteten Tieres, es sind eher die Farbstoffe. Die beigemengte Chemie sorgt dafür, dass das Fleisch gut aussieht und dass es nicht nach Fäulnis riecht. Demgegenüber verzehrt auch der Mensch verwesendes Fleisch und dies ist genauso eklig wie die verwesenden Kadaver in der freien Wildbahn. Denn das Fleisch aus dem Schlachthaus setzt sofort den Fäulnisprozess ein, das Fleisch verliert seine natürliche Farbe, wird grau, sobald das Tier tot ist. 

Die empathische bzw. die nonverbale Tierkommunikation
Interessant finde ich, dass auch Wohlleben die Erfahrung mit der Kommunikation mit Tieren gemacht hat. Das hat nichts mit Naivität zu tun, aber man wird schnell als naiv bezichtigt, weshalb man, um dies zu vermeiden, nicht mit jedem über diese Thematik sprechen kann. Ich war mutig, und habe dem ein ganzes Label auf meinem Blog gewidmet, weil ich jede Menge Erfahrungen mit meinen eigenen Haustieren damit machen konnte.

Wohlleben teilt uns seine Erfahrung einer dankbaren Krähe namens Koko mit, die im Winterhalbjahr regelmäßig vor seinem Haus geflogen ist, wenn sie dort Körner gefüttert bekommen hat:
Dass die Krähe nonverbal mit uns kommunizierte, hatte ich völlig übersehen. Sie flog eines Tages mit einer Eichel im Schnabel an mir vorbei und versteckte sie vor mir im Gras. Als sie jedoch sah, dass ich sie dabei beobachtete, holte sie die Eichel wieder heraus und flog noch ein Stückchen weiter, um sie endgültig meinen Blicken zu entziehen und sicher zu vergraben. Erst dann kam sie wieder herübergeflogen, und holte sich ihre morgendliche Körnerportion.

Darüber sind noch mehrere Seiten in Wohllebens Buch gedruckt, auf die ich gerne von Seite 115 bis 117 verweisen möchte, um weitere Details zu entnehmen.

Das geheime Netzwerk der Natur: Wie Bäume Wolken machen und Regenwürmer Wildschweine steuernCover und Buchtitel?   
Sehr ansprechend. Dadurch, dass dies ein Fachbuch über die Natur ist, gibt es nicht viel zu interpretieren. Den Titel finde ich passend, weil sich das Leben in der Natur tatsächlich im Geheimen abspielt, sich vieles im Stillen zuträgt, im Dnkeln, wo wir mit dem bloßen Augen nicht hinkommen. 
Allerdings stört mich der Spielgelaufkleber ein wenig. Das Politmagazin Spiegel bewertet die Bücher nicht, sondern es richtet sich lediglich nach den Verkaufszahlen. Platz 1 bedeutet demnach nicht, dass das von Spiegel das bestbewertete Buch ist, sondern das meistverkaufte Buch. 

Mein Fazit?
Immer mal wieder eine Wohltat, neben belletristischen Büchern auch ein Fachbuch zu lesen, wobei ich beruflich auf meinem Gebiet reichlich mit Fachliteratur eingedeckt bin.

Eine sehr schöne Buchbesprechung von Tina zu dem Buch, die viel umfangreicher ist als meine, ist  hier nachzulesen.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Authentizität der Geschichten im Buch
2 Punkte: Tolle Recherchen über die Natur und den Lebewesen
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.

Vielen Dank an den Ludwig Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
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Samstag, 16. Dezember 2017

Nina Messinger / Du sollst nicht töten (1)

Du sollst nicht töten! - Messinger, NinaEine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wie furchtbar traurig dieses Buch in manchen Kapiteln doch ist, aber es ist ein ganz wichtiges Buch, das gleichzeitig aufklärt und auch Mut macht. Ich habe es sehr gerne gelesen, auch, weil Weggucken die Probleme dieser Tiere nicht helfen wird. Nina Messinger leistet mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag für die Tiere und für die Menschen.  Fragen über Fragen, auf die es nicht so einfach ist, Antworten darauf zu finden. Das Leben auf Erden ist für viele Tiere die Hölle. Ich bin sicher, dass die meisten Menschen sehr wohl Bescheid wissen, wie grauenvoll die Tiere weltweit hier behandelt und getötet werden. Warum haben sie immer noch Appetit auf Fleisch?
Ganz klar, Fleisch hat auch Suchtpotenzial, dafür sorgen schon die Stoffe, die von der Lebensmittelindustrie dem Fleisch chemisch beigemengt werden ...
Lt. der Autorin werden ca. 1600 Tiere pro Sekunde weltweit getötet. Ein Treblinka ohne Ende. Eine pausenlose Tötungsmaschinerie, und wir gucken dabei bewusst oder unbewusst zu ... 

Wo bleibt unsere Empathie, wenn wir darüber in den Schlagzeilen lesen? Oder wenn wir uns dazu Dokumentationen anschauen? Es finden auf so vielen Kanälen Aufklärungsarbeiten statt. Mitgefühl ist uns doch angeboren. Kleinkinder würden nie freiwillig Fleisch essen, wenn sie wüssten, dass ein getötetes Tier auf deren Teller liegt …

Ich musste einzelne Kapitel querlesen, weil die Artikel zu heftig waren ...

Sich erneut bewusst zu machen, dass in jeder Sekunde so viele Tiere gequält und getötet werden, stimmt mich unendlich traurig und einsam, weil ich kaum mit jemanden darüber sprechen kann … Dieses Buch hat mir ein wenig die Einsamkeit genommen. Die Autorin hat darin die Namen berühmter Menschen aufgelistet, die sich vegetarisch ernährt haben. Menschen aus dem Abendland, Menschen aus vorherigen Jahrhunderten, Menschen aus unserer Zeit. Schon immer gab es Menschen, die eine Pflanzenkost vorgezogen haben, weil sie es als grausam empfunden haben, Tiere für den Gaumen zu töten oder töten zu lassen, obwohl es damals noch keine Mastbetriebe und keine Legebatterien gab. Ein paar dieser VegetarierInnen möchte ich hier festhalten:

Johann Wolfgang von Goethe
Richard Wagner
Voltaire
Immanuel Kant
Plutarch
Reinhard Mey
Rainer Maria Rilke
Dustin Hoffmann
Leonardo da Vinci
Albert Einstein
Franz Kafka
Pythagoras
Seneca
Paul McCartney
Friedrich Nietzche
Horaz
Leo Tolstoi
Platon
Arthur Schopenhauer
Nena
Mutter Theresa

Mein Hauptinteresse gilt eigentlich gar nicht mal die gesunde oder ungesunde Ernährung, darum geht es nämlich auch hauptsächlich in diesem Buch, mir geht es einzig und allein um das Tierleid, das bekämpft werden sollte. Denn wäre Fleisch tatsächlich so gesund, wie es von der Fleischindustrie angepriesen wird, dann würde es das Abschlachten der Tiere rechtfertigen. Deswegen reden ja viele unreflektierte VerbraucherInnen vom Fleisch glücklicher Rinder und vom Ei glücklicher Hühner ... Kein Tier ist glücklich, wenn es getötet wird oder wenn es auf Akkord produzieren soll …

Außerdem, wenn ich mir unsere pflanzlichen Lebensmittel betrachte, werden diese ebenso in Massen gezüchtet und mit giftigen Präparaten bespritzt. Aktuell steht ja noch dieses umstrittene hochgiftige Pflanzenschutzmittel Glyphosat im Brennpunkt, dass man gar nicht mehr weiß, was man heutzutage noch essen soll. Selbst Bioprodukte stimmen mich kritisch, denn wenn das Glyphosat ins Trinkwasser gelangt, dann werden auch die Bioprodukte vergiftet werden. Unabhängig davon, wie viele Tiere vor uns noch sterben werden, die sich rein pflanzlich ernähren, daran möchte ich gar nicht denken.

Außerdem sind pflanzliche Bioprodukte viel zu teuer, nicht jeder Mensch kann sich diese leisten. Eine Zweiklassengesellschaft auch in Sachen Lebensmittel und Ernährung; das darf nicht sein. Lebensmittel müssen für alle Menschen bezahlbar sein, wenn wir eine gesunde Gesellschaft haben wollen, die das Gesundheitssystem nicht außergewöhnlich belastet …

Wieder zurück zum Buch. Auf manche von mir im Stillen gestellten Fragen konnte ich eine Antwort finden. Sehr oft muss man sich von manchen Fleischkonsumenten dumme Sprüche gefallen lassen, dass die, die kein Fleisch essen, auch kein Gemüse und kein Obst essen dürften, da die pflanzlichen Lebensmittel auch Lebewesen seien. So konnte mir die Autorin helfen, darauf eine plausible Antwort zu finden:
Früchte, Getreide und viele Gemüsearten werden ferner erst dann geerntet, wenn sie auch von Natur aus sterben würden. So fällt der Apfel, die Nuss ohne menschliches Zutun vom Baum, wenn er/sie reif ist. Der Verzehr von Pflanzen steht somit im absoluten Einklang mit den Naturgesetzen. (40)
Fleisch ist im Gegensatz zur pflanzlichen Nahrung tot und energielos. Getreidekörner können bei guter Lagerung auch nach vielen Jahren noch keimen, Früchte können nachreifen, eben weil in Pflanzen Lebensprozesse stattfinden. Beim Fleisch ist dies nicht mehr der Fall, oder haben Sie schon mal ein Kalbsschnitzel nachwachsen gesehen? (70)

Fleisch dagegen, sobald das Tier geschlachtet wird, fängt an zu verwesen, weil es totes Fleisch ist. Um den Verwesungsprozess hinauszuzögern und damit es für lange Zeit im Fleischregal eines Supermarktes gelagert werden kann, wird das Fleisch mit vielen versteckten chemischen Zusatzstoffen versorgt, auch roter Farbstoff und künstliche Geschmackverstärker werden hinzugefügt, denn sonst, so die Autorin, hätte das Fleisch eine eher graue Farbe und würde abscheulich schmecken. Schon alleine diese Vorstellung finde ich eklig und so betrachte ich den Gebrauch des Begriffs, Leichen auf dem Teller zu haben, als gerechtfertigt …

Auch wenn wir selbst das Tier nicht abschlachten, so sind wir aber als VerbraucherInnen diejenigen, die das Töten der Tiere in Auftrag geben, sodass wir indirekt, in passiver Form, an dem Töten beteiligt sind.

Ich versuche oft in meinem Bekanntenkreis über diese Problematik zu sprechen, wenn mich Videos zu dieser Thematik erreichen, und ich diesen Schmerz schlecht aushalten kann, dann bekomme ich häufig zu hören, dass man sich das nicht anschauen dürfe:
Wer feige wegschaut bei anderer Schmerz und Pein, glaubst du wirklich, das kann ein Mensch sein? Möchtest du wirklich spurlos wieder vergehen, nichts erreicht, nichts hinterlassen, ohne deine Aufgabe zu verstehen? Hilf mit, die Erde für alle Lebewesen lebenswert zu machen, hab Mut, lass dich nicht beugen und hilf den Stummen und Schwachen. (245) 
(Nina Messinger)


Mein Fazit zu dem Buch?

Ich könnte das ganze Buch zitieren ... Ich kann jedem empfehlen, dieses Buch selbst zu lesen. Es geht hier nicht nur um die Gewalt an Tieren. Messinger stellt eigentlich die Lebensmittel, vegane und nicht vegane, in den Mittelpunkt und beantwortet Fragen, wie gesund Fleisch tatsächlich ist? Wie viele Proteine benötigt der Mensch in Wirklichkeit? Sie geht auch auf die Intelligenz und auf die Einfühlbarkeit der verschiedenen Tiere ein. Zusätzlich hat die Autorin schöne Zitate mit eingefügt, die auch Mut machen, denn
Messinger klagt nicht an, sie informiert lediglich die LeserIn in sachlicher Form über diese umstrittenen Themen zum Fleischverzehr. Mit ihrem Buch macht sie auch Mut, einen friedlichen Weg zu gehen, sich für eine gewaltfreie Ernährung einzusetzen. In den hinteren Kapiteln findet man interessante Interviews verschiedener Menschen, die einen Namen in der Öffentlichkeit haben, wie z. B. Theologen, Ärzte, Ernährungswisssenschaftler u.v.m.
Wenn du keinen Menschen töten kannst – gut;
Kannst du kein Vieh und keine Vögel töten, noch besser; Keine Fische und Insekten, noch besser. Bemühe dich, so weit wie möglich zu kommen. Grüble nicht, was möglich ist und was nicht –
tue, was du mit deinen Kräften zustande bringst – darauf kommt es an.
(Leo Tolstoi)

Viele leckere vegane Rezepte hat Nina Messinger in ihrem Buch mit abdrucken lassen. Damit möchte sie zeigen, dass eine vegane Ernährung keinesfalls einseitig und fade schmecken muss. Und wer es richtig macht, die oder der muss auch keine Mangelerscheinung befürchten, denn in Pflanzen und in Früchten sind alle Mineralstoffe, Vitamine und Proteine enthalten, die wichtig und lebensnotwendig für Körper und Geist sind. 

Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar beim Verlag Smaragd bedanken. 

·         Taschenbuch: 272 Seiten
·         Verlag: Smaragd Verlag; Auflage: 2. Auflage (2012)
·         Sprache: Deutsch, 17,80 €
·         ISBN-10: 3941363476

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Smaragd.

___________
Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

Gelesene Bücher 2017: 56
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Sonntag, 19. November 2017

Richard David Precht / Tiere denken (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch wirkt recht tiefgründig, bietet viel Stoff zum Nachdenken. Sieht nach gründlicher Arbeit aus, allerdings kann ich nicht sagen, ob Prechts Thesen, die nicht nur aus vielen philosophischen Gedanken bestehen, sondern auch aus factualen, nicht auch etwas zu populistisch sind. Auch weiß ich nicht, wie sehr das Buch ernst zu nehmen ist, denn ich habe von anderen LeserInnen auf Facebook erfahren, dass Prechts Haltung zum Tierkonsum recht zwiespältig sei. Darunter befanden sich einige enttäuschte Gesichter, die im Tierachutz aktiv sind. Precht würde sich selbst nicht an seine Theorien halten, weshalb sie durch diesen Vertrauensbruch keine Bücher mehr von ihm lesen können.

Was für mich am wichtigsten war, das sind die vielen Fragen, die ich mir im Laufe der letzten Jahre im Hinblick der weltweiten misslichen Lage in der Tierhaltung gestellt hatte. Viele Fragen konnte ich in diesem Buch wiederfinden, wie z. B. wie sich der Mensch definiert verglichen zum Tier? Wie definiert der Mensch das Tier? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Warum muten Menschen den Tieren grausame Lebensformen zu? Wie könnte die Zukunft aussehen? Löst sich diese Massentierhaltung wieder auf? Wird es eine gerechtere Lebenshaltung für Tiere geben?

Recht häufig fragte ich mich, warum Gott diese entsetzlichen Qualen an Tieren zulässt? So sind es gerade die Tiere, die vor dem Gesetz am schutzlosesten sind. Antworten dazu finde ich nicht hier, weshalb ich sehr häufig auch spirituelle Bücher zurate gezogen habe, Bücher aus der Esoterik. Ich hoffe, ich werde deswegen nicht angeprangert ... 

Viele Fragen blieben aber auch ungeklärt. Die schizophrene Haltung von Tierkonsumenten, die einerseits empathisches Verständnis ihrem Haustier gegenüber aufbringen, und anderseits wiederum Tiere verspeisen, und sie damit stillschweigend das Morden in den Schlachthäusern unterstützen.

Mir hat es gefallen, dass der Autor zum Beginn eines neuen Kapitels ein passendes Tierzitat eingefügt hat. Ich habe mir viele Zitate  rausgeschrieben. Zitate von großen Meistern und Denkern aus dem Abendland bis hinein in die Gegenwart …
Ich wusste gar nicht, dass selbst Platon über beseelte Planeten nachgedacht hat und diese in Erwägung gezogen hat, dass die Seelen immer wiederkehren könnten. Immerzu in andere Körper, in andere Tier-oder Menschenrassen. Die esoterische Tierkommunikatorin Diana Cooper hat in ihrem neusten Buch Die Botschaft der Tiere genau das beschrieben, und ich sie nicht für voll genommen habe ... So viele Reisen auf den verschiedenen Planeten wurden von Wissenschaftlern unternommen und kein Astronaut ist zurückgekehrt und hat von Lebewesen auf den Planeten berichtet ... 

Prechts Buch beginnt mit einem Vorwort, anschließend mit einer Einleitung, bis man zu den Hauptthemen gelangt. In mehreren Kapiteln folgt die Evolutionstheorie. Man bekommt es z. B. mit den Ansichten von dem bekannten Naturforscher Charles Darwins zu tun. Im Anschluss daran werden die verschiedenen Weltreligionen beschrieben, welche Rangordnung bzw. welche Wertigkeit diese den Tieren entgegenbringen. Anschließend behandelt Precht die Tierethik und wie sie erneuert werden sollte, damit das Tier einen höheren Stellenwert bekommen könnte. In den Schlusskapiteln entwickelt der Autor eine Vision darüber, wie der Massentierbetrieb auslaufen und abgelöst werden könnte durch neuere Verfahren wie z. B. die Herstellung von Kunstfleisch, wofür kein Tier mehr sterben müsse. Diese Vorstellung hat mir sehr gut gefallen, auch wenn viele Fleischkonsumenten es sicher verwerfen würden. Aber die nächste Generation könnte davon profitieren ...  Dann gäbe es keine Nutztiere mehr. Welch eine Befreiung für die vielen armen Tierseelen.

Precht entwickelt noch eine weitere Vision, wohin die Entwicklung noch gehen könnte; dass Tiere so gezüchtet werden, damit sie keine Schmerzen in der Haltung und beim Schlachten mehr empfinden würden. Was ich davon halte? Jedes Lebewesen möchte leben und Tiere sind gerne auf der Welt. Ich bin für den Erhalt von Leben. Tierkinder entwickeln eine so große Lebens- und Spielfreude, die sich nicht sonderlich von denen der Menschenkinder unterscheiden lassen.

Was die Tierversuche betreffen, so fand ich dieses Kapitel schockierend; ich war nah dran, dieses Kapitel zu überspringen. Ich war in noch keinem Tierversuchslabor. Aber man liest genug darüber.
Auch hier weiß ich nicht, ob die Thesen, die der Autor in seinem Buch einbringt, richtig sind. Affen, die bei vollem Bewusstsein Elektroschocks über sich ergehen lassen müssen, noch schlimmer, wenn ihnen auch noch der Kopf durchgesägt wird, um an das Gehirn zu gelangen. Grauenvolle aber keineswegs neue Bilder, die ich am liebsten wieder vergessen möchte.
Welchen Sinn machen Tierversuche, wenn die Tiere sowieso ein anderes Immunsystem besitzen als Menschen, oder wenn das Gehirn eines Tieres anders beschaffen ist als das von Menschen? Das Tier als eine Sache, als ein Objekt zu betrachten, das keine Gefühle kennen würde? Für mich total absurd, denn man kann doch sehen, dass Tiere leiden, wenn ihnen Schaden zugefügt wird. Wie kann man daran zweifeln, dass Tiere fühlende Geschöpfe sind? In der Schweineindustrie bekommen die kleinen Schweinchen ohne Narkose ihre Hoden entfernt. Diese kleinen Ferkel quicken sehr laut vor Schmerzen und zappeln in den Händen ihrer Peiniger. Jeder kann sehen, dass diese Tiere Schmerzen empfinden. Das muss man doch wissen, Menschen, die mit Tieren arbeiten. Das ist für mich mutwillige Boshaftigkeit den Tieren gegenüber. 

Ich wäre dafür, die Tierversuche abzuschaffen. Viele sind völlig nutzlos wenn ich an die Kosmetik denke. Für die Medizin sollen doch die Triebtäter und Mörder hingehalten werden ...

Das Leben in einem Zoo? Alles nicht wirklich artgerecht. Hierin habe ich auch nichts Neues erfahren, bin selbst recht kritisch, wenn ich durch Tierparks laufe, denn artgerecht ist nur die Freiheit.


Mein Fazit zu dem Buch?

So wirklich weiser bin ich nun nicht geworden. Vieles habe ich vorher selbst schon auch gewusst, trotzdem habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen, aber immer als Laie. Ich weiß nicht, wie Chemiker, Biologen, Naturwissenschaftler dieses Buch bewerten würden. Wahrscheinlich viel kritischer, als ich es getan habe.

Dass hochentwickelte Tiere häufig die besseren Menschen abgeben würden, philosophisch gedacht, und Menschen die schlechteren Tiere, daran habe ich noch nie gezweifelt. Ist es doch der Mensch, der den Planeten Erde bis zur völligen Zerstörung ausbeutet. Mitgefühl von menschlicher Seite ist, wenn man die globale Entwicklung in der Umweltpolitik und bei den Verbrauchern im Umweltverhalten betrachtet, nicht zu erwarten. 


Weitere Informationen zu dem Buch

ORIGINALAUSGABE
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 512 Seiten
ISBN: 978-3-442-31441-6
€ 22,99 [D] | € 23,70 [A] | CHF 30,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: Goldmann

Erschienen: 17.10.2016

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Der Mensch ist, was er isst.
Doch der Mensch ist nicht nur, was er isst, 

denn unabhängig von dem, isst der Mensch, 
was er glaubt zu sein.
(Richard David Precht)


Gelesene Bücher 2017: 52
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Samstag, 15. Juli 2017

Peter Wohlleben / Das geheime Leben der Bäume

Klappentext
Ein neuer Blick auf alte FreundeErstaunliche Dinge geschehen im Wald: Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis. Unglaublich? Aber wahr! – Der Förster Peter Wohlleben erzählt faszinierende Geschichten über die ungeahnten und höchst erstaunlichen Fähigkeiten der Bäume. Dazu zieht er die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso heran wie seine eigenen unmittelbaren Erfahrungen mit dem Wald und schafft so eine aufregend neue Begegnung für die Leser: Wir schließen Bekanntschaft mit einem Lebewesen, das uns vertraut schien, uns aber hier erstmals in seiner ganzen Lebendigkeit vor Augen tritt. Und wir betreten eine völlig neue Welt ...


Autorenporträt
Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung. Um seine ökologischen Vorstellungen umzusetzen, kündigte er und leitet heute einen umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifel. Dort arbeitet er an der Rückkehr der Urwälder. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz. Mit seinen Bestsellern Das geheime Leben der Bäume und Das Seelenleben der Tiere hat er Menschen auf der ganzen Welt begeistert.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
·         Verlag: Ludwig Buchverlag (25. Mai 2015)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3453280679

Von Wohlleben habe ich auch das Buch Das Seelenleben der Tiere gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Bin nun neugierig auf diesen vorliegenden Band. 

Dass Tiere kommunizieren, das wusste ich, dass aber Bäume miteinander kommunizieren, das ist mir neu, aber nicht unvorstellbar. Deshalb bin ich gespannt auf neue Erkenntnisse. 



Samstag, 1. Oktober 2016

Peter Wohlleben / Das Seelenleben der Tiere (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich habe das Buch gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mir viele Textstellen markiert, um sie in meiner Buchbesprechung festzuhalten. Dass Tiere sehr wohl fühlende und intelligente Wesen sind, zeigt der Autor an vielen verschiedenen eigenen Beobachtungen und an mehreren Studien. Viele Menschen in meinem Umfeld, vor allem die, die sehr gerne Fleisch konsumieren, möchten das gar nicht wissen. Viele würden auch solche Bücher erst gar nicht mal lesen. Vielleicht könnte ich durch diese vielen Zitate ein wenig Anreize schaffen, sodass vielleicht doch noch ein paar LeserInnen bereit wären, das Buch zu lesen, um den Tieren gegenüber eine gerechtere Haltung einzuüben.
Viele Untersuchungen wurden auch an Schweinen vorgenommen, speziell an Wildschweinen und es stellte sich heraus, dass sie sehr intelligente Geschöpfe sind.
Wenn die Forschung so viel über die Intelligenz von Schweinen weiß, warum setzt sich dieses Bild schlauer Borstentiere nicht in der Öffentlichkeit durch? Ich vermute, es hängt mit der Verwendung von Schweinefleisch zusammen. Wenn jedem klar wäre, was für ein Wesen er da auf dem Teller hat, dann würde vielen der Appetit vergehen. (2016, 43)
Man hat mit den Schweinen weitere Experimente durchgeführt, inwieweit sie fähig seien, sich Manieren, die man ihnen beibringt, anzueignen und ob sie auf Namen reagieren?
Hier übten sie mit kleinen Schulklassen von acht bis zehn Jährlingen einen individuellen Namen ein. Besonders gut konnten sich die Jungspunde dreisilbige weibliche Namen merken. Nach dem einwöchigen Training kamen die Tiere wieder in eine größere Gruppe in den Stall zurück, und nun wurde es bei der Futterausgabe spannend: Jedes Tier wurde einzeln aufgerufen, wenn es an der Reihe war. Und tatsächlich: Es funktionierte! Sobald etwa Brunhilde aus dem Lautsprecher ertönte, sprang nur das aufgerufene Tier auf und rannte zum Trog, während alle anderen weiter ihrer aktuellen Beschäftigung nachgingen, was bei etlichen einfach nur Dösen bedeutete. Die gemessene Herzfrequenz der übrigen Schweine erhöhte sich nicht, nur das gerufene Tier zeigte eine gesteigerte Pulsrate. Eine immerhin neunzigprozentige Trefferquote erzielte dieses neue System, das Ordnung und Ruhe in die Ställe bringen kann.  (101)
Auf Seite 102 berichtet der Autor von einer Studie, die an Affen durchgeführt wurde. Die Studie nannte man Spiegeltest. Die Affen bekamen auf der Stirn einen Farbfleck aufgemalt und als sie sich in dem Spiegel erblickten, haben die Affen sich den Farbfleck von der Stirn wieder weggemacht.
Den selben Test hat man mit den Schweinen durchgeführt, mit demselben Ergebnis, allerdings waren das keine Schweine aus dem Schweinemastbetrieb.
Schweine verstehen den Spiegel (…) nicht nur für das Betrachten ihrer eigenen Körper zu nutzen. Donalds M. Broom und sein Team von der University of Cambridge versteckten Futter hinter einer Absperrung. Danach wurden Schweine so positioniert, dass sie das Futter nur in einem von ihnen aufgestellten Spiegel sehen konnten. Sieben von acht Schweinen verstanden bereits nach wenigen Sekunden, dass sie sich umdrehen und hinter die Absperrung mussten, um an den Leckerbissen zu gelangen. Dazu mussten sie nicht nur sich selbst im Spiegel erkennen, sondern sich auch Gedanken über räumliche Zusammenhänge ihrer Umgebung und ihres eigenen Platzes darin machen. (103)
Und die Frage, ob Tiere überhaupt empfindsame Wesen seien und zu tieferen Gefühlen fähig sein könnten, wurde deutlich bejaht. Nicht nur dies. Tiere sind sehr wohl auch in der Lage, bei einem Todesverlust tiefe Trauer zu empfinden. Dazu ein Zitat aus dem Leben von Wildtieren:
Manchmal passiert etwas Schlimmes für die Leitkuh: Ihr Kalb stirbt. Früher lag die Ursache dafür meist in einer Krankheit oder einem Wolf, der seinen Hunger stillte, heute ist es jedoch oft ein Schuss aus der Büchse eines Jägers. Für Hirsche setzt dann derselbe Prozess ein wie bei uns Menschen. Es herrscht ungläubige Verwirrung, dann setzt Trauer ein. Trauer? Können Hirsche so etwas überhaupt empfinden? Sie können nicht nur, sondern sie müssen es sogar: Trauer hilft, Abschied zu nehmen. Die Bindung von Hirschkuh zu Kalb ist so intensiv, dass sie nicht von einer zur anderen Sekunde aufgelöst werden kann. Die Hirschkuh muss erst langsam verstehen lernen, dass Ihr Kind tot ist und dass sie sich von dem kleinen Leichnam lösen muss. Immer wieder kehrt sie zum Ort des Geschehens zurück und ruft nach ihm, selbst wenn das Kalb schon vom Jäger wegtransportiert wurde. (107)
Im umgekehrten Fall, wenn die Leitkuh stirbt, und das Kalb zurückbleibt, kann das verwaiste Kalb ohne die Mutter nicht überleben. Es wird auch vom Rudel nicht aufgenommen und bleibt sich selbst überlassen. Ohne die Mutter habe das Kleine kaum Überlebenschance.

Die Menschen haben tiefes Mitgefühl für Menschenkinder, wenn ihnen ein ähnliches Schicksal ereilt. Warum aber, so frage ich mich, sind viele Menschen nicht in der Lage, dieses Mitgefühl auch für Tiere aufzubringen?
Der Autor geht zudem auch der Frage nach, inwieweit Tiere Mitgefühl für andere Lebewesen entwickeln können? Dazu folgendes Zitat:
Ein besonders führendes Beispiel, dass (…) Tiere zu solch artübergreifendem Mitgefühl fähig sind, kommt aus dem Budapester Zoo. Dort filmte ein Besucher Aleksander Medves einen Braunbär in seinem Gehege, als in den Wassergraben plötzlich eine Krähe fällt. Diese strampelt entkräftet und droht zu ertrinken, als der Bär eingreift. Er nimmt vorsichtig ein Flügel ins Maul und zieht die Krähe wieder an Land. Dort bleibt der Vogel wie erstarrt liegen, ehe er sich wieder berappelt. Der Bär beachtet diesen Frischfleischhappen, der ja durchaus zu seinem Beuteschema gehört, nicht mehr weiter, sondern wendet sich wieder dem Futter Gemüse zu. Zufall? Warum sollte der Bär so etwas machen, wenn offensichtlich weder der Fress- noch der Spieltrieb zum Zuge kam?
Vielleicht hilft neben der direkten Beobachtung auch Einblick in das Gehirn bei der Beantwortung der Frage, ob bei einer Art Mitgefühl möglich ist.  Dazu untersucht man, ob Spiegelneuronen vorhanden sind. Dieser spezielle Zelltyp wurde 1992 entdeckt und zeigt eine Besonderheit: Normale Nervenzellen feuern immer dann elektrische Impulse, wenn der eigene Körper bestimmte Aktivitäten ausführt. Spiegelneuronen hingegen werden aktiv, wenn ein Gegenüber die entsprechenden Handlungen vollführt, reagieren also genau so, als ob der eigene Körper betroffen wäre. Ein Klassiker ist das Gähnen: Wenn Ihr Partner dazu den Mund aufmacht, stellt sich bei ihnen auch das Bedürfnis danach ein. (119f)

Dazu die Haltung des Autors:
Mein Wunsch ist es vielmehr, dass ein wenig mehr Respekt im Umgang mit unserer beliebten Mitwelt einkehren möge, seien es Tiere oder auch Pflanzen. Das muss keinen Verzicht auf eine Nutzung bedeuten, wohl aber gewisse Einschränkungen und zum Komfort und auch der Menge der biologischen Güter, die wir konsumieren. Wenn das Ganze aber belohnt wird mit fröhlicheren Pferden, Ziegen, Hühnern und Schweinen, wenn wir dafür zufriedene Hirsche, Marder oder Rabenvögel beobachten können, wenn wir Letztere gar eines Tages dabei belauschen, wie sie ihren Namen rufen - dann werden in unserem Zentralnervensystem Hormone ausgeschüttet und verbreiten ein Gefühl, gegen das Sie sich gar nicht wehren können: Glück! (229)
Ich selbst bin der Meinung, wenn Menschen diese Glücksgefühle für Tiere aufbringen können, verspüren sie ganz von selbst keine Lust mehr, Tiere für sich, für den eigenen Gaumen, töten zu lassen.


Mein Fazit zu dem Buch?

Mir ist bewusst, wie viele Millionen Tiere weltweit tagtäglich getötet werden und dadurch so viel Blut auf unserem Planeten vergossen wird, so hat mir dieses Buch ein wenig Hoffnung gemacht. Ich wünsche mir sehr, dass es viele LeserInnen finden wird.
Man wird sehr zum Nachdenken angeregt, wobei mir andererseits Vieles schon bewusst gewesen ist. Meine Hypothesen konnte ich in dem Buch bestätigt finden.
Ein Buch, das die Welt ein bisschen besser machen kann. Ein besseres Zusammenleben für Tier und Mensch.

Zehn von zehn Punkten.


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Gebundenes Buch mit SchutzumschlagI
SBN: 978-3-453-28082-3
Erschienen: 13.06.2016

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