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Sonntag, 25. August 2019

Proust und seine Abhängigkeit zur Mutter

Weiter geht es mit den Proust - Briefen 
Seite 250 bis 259.

Auf den folgenden Seiten ist Anne und mir aufgefallen, wie sehr der erwachsene Proust, mittlerweile Ende zwanzig, von der Mutter seelisch und aber auch in finanzieller Hinsicht abhängig ist. Außerdem ist er nicht in der Lage, banale Alltagsentscheidungen selber zu treffen. In Prousts Alter sind viele Menschen mit der Familiengründung beschäftigt, viele besitzen sogar schon eine Familie und die ohne Familie leben außerhalb des Elternhauses ein autonomes Leben. Marcel hängt symbolisch betrachtet noch am Rockzipfel seiner Mutter, so wirkt er auf mich.

Ja, und dann ist da noch der Vater, der Prousts Atemwegserkrankung für reine Einbildung hält ... Der Vater scheint nicht so viel Verständnis zu haben, wie die Mutter es hat. Prousts schwere Erkrankung als eine Einbildung abzutun, das wäre verglichen mit der Fürsorge seiner Mutter das andere Extrem. Dem Vater, der von Beruf Arzt ist, scheint die Erkrankung mittlerweile kalt zu lassen... 

Zu gut die Mutter, zu streng der Vater? Aber ist es denn falsch, ein Kind, das aus der Kinderstube entwachsen ist, noch zu lieben so wie es ist? Schön fand ich den Vergleich, den Proust mit der Wärme von Sonnenstrahlen macht. Er bezeichnet diese Art von Wärme nämlich als mütterlich, siehe Zitat unten. Und neben der Atemwegserkrankung leidet Proust auch unter Gelenkschmerzen an der Hand.

An Jeanne Proust
September 1899, Proust ist hier 28 Jahre alt

Proust befindet sich in einem Hotel, macht einen Erholungsurlaub in Evian-les-Bains, am Genfer See. Da die Mutter sehr krank war, verbrachte auch sie hier ihren Urlaub, um sich zu regenerieren. Sie reist aber früher ab als der Sohn.

Proust schreibt seiner Mutter einen sehr langen Brief. Er schien wieder recht nahe an einem Asthmaanfall gelegen zu haben und meldet der Mutter den Krankenbericht. Proust wollte erst zusammen mit seinen beiden Freunden nach einer Abendgesellschaft mit einem Automobil wieder zurück ins Hotel fahren. Die ersten Autos waren damals nicht abgedichtet, sie waren ohne Überdachung. Demzufolge waren es offene Autos, und alles andere als windgeschützt und so konnte Proust nicht mitfahren, sonst würde er einen neuen Anfall riskieren. Proust weiß, dass die Fahrt mit einem Automobil für ihn lebensbedrohlich ist, weshalb er schließlich sich für die Zugfahrt entschieden hatte. Nur seine beiden Freunde nehmen ihm das nicht ab.
Da es bei unserer Ankunft in Genf kühler wurde und Wind aufkam, habe ich gedacht, dass eine Fahrt im Automobil von Genf nach Evian einen Anfall heraufbeschwören könnte, und mich von beiden in Genf verabschiedete, wo ich zu Abend gegessen habe und dann den Zug nahm. Und bei dieser Gelegenheit: Da sie mich mit dem Automobil zurückbringen wollten, sagte Constantin, ich würde mir nur einbilden, dass mir die frische Luft nicht bekäme, denn Papa sage jedermann, es fehle mir nichts und mein Asthma beruhe auf reine Einbildung. (…) Ich schreibe dir sehr unleserlich, weil ich, ganz entzückt und getröstet ob des wunderbaren Sonnenscheins, auf einer Bank sitze und auf den Knien schreibe, ganz umhüllt und strahlend von dieser wohltuenden Wärme, die ich fast schon mütterlich nennen würde, wenn die Abwesenheit meiner Mama mich den Unterschied und die Unangemessenheit des Ausdrucks nicht so stark empfinden ließ.

Zudem schreibt er, dass er aus dem Brief seiner Mutter erfahren habe, dass Dreyfus begnadigt wurde. Darüber habe ich schon in der letzten Besprechung geschrieben.

Proust bittet seine Mutter um Hilfe, denn er weiß nicht, wie viel Trinkgeld er dem Zimmerservice zukommen lassen soll. Diese Haltung hat mich und Anne sehr verwundert.
Wenn du mir sagen möchtest, was ich dem Zimmermädchen geben soll, reicht es nicht mehr, mir zu schreiben, Du musst es mir umgehend telegraphieren. Ich werde schon verstehen, dass es um sie handelt. Ich habe nicht mehr den Anflug von Schmerzen im Handgelenk. Aber sag es nicht weiter. Ich will die Schmerzen für unangenehme Briefe noch ausnutzen.

Was mag er wohl damit gemeint haben, er wolle die Schmerzen am Handgelenk für unangenehme Briefe noch ausnutzen? Hat er doch etwas Manipulatives seinen Mitmenschen gegenüber?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Schmerzen am Handgelenk vom vielen Schreiben herrühren.

Weiter erfährt man, dass Proust auch ein Wohltäter gewesen sein muss, da er einem mittellosen Sohn eines Dachdeckers namens Poupetiere finanziell unterstützt hatte, und er seine Freude darüber der Mutter indirekt bekundet hatte, und bezeichnet diese Tat als das größte Glück.
Was Poupetiere angeht, so habe ich nicht mehr die Zeit, Dir meine Freude auszudrücken. >Das größte Glück bleibt stumm.< (253)

Das größte Glück bleibt stumm. Finde ich wieder ein sehr weiser Gedanke. Vielleicht muss man ja auch nicht immer über alles sprechen, obwohl es Proust schwerfällt, nicht zu sprechen. Er schreibt selbst an seine Mutter, dass er das Herz auf der Zunge tragen würde.

An Jeanne Proust
Ende September 1899

Auf der nächsten Seite schreibt Proust erneut seiner Mutter. Noch immer befindet er sich im Kurort. Proust hat von der Mutter 300 France zugeschickt bekommen. Er zieht Bilanz, rechnet minutiös der Mutter vor, was er davon ausgegeben hatte. Für was er das Geld eingesetzt hat, ist in Details den Briefen zu entnehmen.

Weiter schreibt er:
Als ich dir gesagt habe, dass ich jeden Tag auf diese Weise abrechnen wolle, glaubte ich, das Hotel schließe erst am 15., sodass es einfach nur darum ging, Dir zu zeigen, was ich ausgebe und Deine Zustimmung oder Kritik zu erhalten.

Proust bittet die Mutter weiterhin um Geld, diesmal in Form eines Schecks. Hier kann ich durchaus verstehen, dass er der Mutter vorrechnet, was er mit dem Geld von 300 Francs angestellt hat. Aber auch an dieser Stelle wirkt er im Umgang mit dem Scheck recht hilflos. Außerdem schuldet Proust seinem Freund Reynaldo 200 Francs, sowie noch anderen Leuten.
Schicke mir mit Deinem Brief einen Scheck, damit ich ihn unterzeichnen (nenn mir noch die Formulierung) und an Reynaldo schicken kann (ich kümmere mich darum) (Ich werde ihn von hier aus abschicken), damit er die 200 Francs einlösen kann, die ich ihm schulde, und ich werde ihn beauftragen, von dem Rest meine anderen Gläubiger zu bezahlen. Da ich ihn um eine Frist bis zum 1. Oktober gebeten habe, wäre ich froh, wenn ich den Termin genau einhalten könnte, um nicht wie ein Dauerschuldner dazustehen; und wenn ich nicht so in Bedrängnis geraten wäre, bevor ich Dir schrieb, hätte ich das schon früher getan. Wenn meine Unterschrift nicht nötig ist, kannst du den Scheck selbst einlösen, ich schreibe Dir dann, wie das Geld aufgeteilt werden muss. (257)

Es zeigt auch Prousts finanzielle Lage, dass er mit Ende zwanzig noch immer von seinen Eltern abhängig ist, wobei ich gar nicht weiß, wie sich der Vater dazu äußert. Wie denkt er darüber, dass sein Sohn Geld benötigt, um von seinen Schulden runterkommen? Ich könnte mir vorstellen, dass er ein Problem damit hat. Denn Marcel hat seine Mutter um Geld gebeten und nicht den Vater. Ich habe schon lange keinen Brief mehr an den Vater gelesen ... Aber es zeigt, dass Proust alleine mit seinem schriftstellerischen Talent seinen Lebensunterhalt nicht zu bestreiten imstande ist.

So, das waren für uns die wichtigsten Ereignisse aus den Briefen an die Mutter.

Ich bin wie jedes Wochenende auch auf die nächsten Briefe gespannt. Es geht weiter von 260-271.

Telefongespräch mit Anne
Wir haben uns über Prousts Atemwegserkrankung ausgetauscht, da der Vater die Erkrankung als Einbildung abgetan haben soll, und das noch vor Prousts Freunden, was ich sehr anmaßend fand. Anne ist der Meinung, dass die Erkrankung zu Prousts Zeiten noch unerforscht gewesen sein muss. Ja, das stimmt wohl, aber jeder, der einen Asthmatiker in seinem Anfall erlebt hat, der weiß, wie lebensbedrohlich das sein kann, wenn einem die Luft wegbleibt. Wo war der Vater, als der Sohn immer wieder einen Anfall erlitten hat? Man konnte sicher damals nicht verstehen, dass jemand von der Luft, die jedes Lebewesen eigentlich zum Atmen benötigt, ersticken kann. Aber der Vater kann nicht immer abwesend gewesen sein. Er muss gesehen haben, wie sehr sein Sohn um Luft ringen musste. Das sind schreckliche, dramatische Szenen. 

Dass Proust ein Wohltäter gewesen sein soll, passt nicht ganz so, da er den Menschen nicht mit seinem Geld beschenkt hat, sondern mit dem Geld der Mutter, so Anne. Und wir fragten uns, ob das Geld nicht dem Vater gehört, da zu der damaligen Zeit alles dem Mann gehört hat, auch die Mitgift seiner Frau. Deshalb können wir noch gar nicht sagen, wie der Vater darauf reagiert, wenn dem Sohn ständig Geld zugesteckt wird. Ist die Mutter diejenige, die sich ihrem Mann gegenüber zu widersetzen weiß, oder aber sie beschenkt den Sohn ohne ihren Mann davon in Kenntnis gesetzt zu haben. Wir wissen es nicht. Wir können uns nur auf das berufen, was uns an Informationen durch die Briefe vorgelegt wird.

Aber wir sind beide gespannt. Wie wird es Marcel denn erst ergehen, wenn die Mutter einmal sterben wird? Soviel ich weiß, ist die Mutter relativ früh verstorben, da war Marcel erst Anfang dreißig.

Anne und ich sind gespannt, wie es dann zukünftig mit Marcel Proust in der Familie weitergehen wird. 
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um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

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Sonntag, 18. August 2019

Proust und die Dreyfusaffäre

Seite 240 - 249  

Wieder jede Menge literarische Gespräche, auch über Bücher, die in Serien in Zeitungen gedruckt werden. Proust zeigt sich seinen Schriftstellerkollegen wieder von der besten Seite. Er verhält sich ihnen gegenüber sehr wohlwollend und wertschätzend.

Mit Anne hatte ich schon gestern Abend telefoniert, und so erzählte sie mir, dass sie zwei Textpassagen aus den Briefen herausgeschrieben hat, die ich nun hier im Folgenden zusammen mit ihren Gedanken in der Besprechung hineinkopieren werde.

Annes Eindrücke, die ihr besonders wichtig sind in der brieflichen Auseinandersetzung zwischen Proust und seinen Schriftstellerkollegen Henri de Regnier und Constantin de Brancovan

"An Henri de Regnier
Samstag, 5. August 1899
… Nun, das ist nur ein Vorwand, der mir erlaubt, Ihnen zu sagen, dass die, La Double Maitresse' die wunderbare und köstliche Gefährtin meiner Tage ist. Tage, an denen eine ,dringende Aktualität' die Veröffentlichung hinausschiebt, sind verlorene Tage. Ich glaube, wegen meines so lebhaften konstanten Vergnügens an allem, was Sie schreiben, wegen der andauernden Lust, Sie zu lesen, die mit jeder Seite Befriedigung erfährt und gemehrt wird (,O Sehnsucht, alter Baum, dem die Lust als Rinde dient'), gehöre ich zu denen, welchen die Veröffentlichung den größten Genuss bereitet.

>>Es war so schön zu lesen, wie neidlos Proust die Arbeit des Kollegen würdigt. <<

>>Ja, da stimme ich dir voll zu, liebe Anne. Proust ist wirklich ein sehr, sehr netter Zeitgenosse gegenüber seinen Mitmenschen gewesen.<<

"An Constantin de Brancovan
Samstagabend, 19. August 1899
Mon cher Prince,
soeben habe ich diesen bezaubernden und unleserlichen Brief erhalten. Sie wissen, dass das, was Sie schreiben, die Mühe lohnt, gelesen zu werden, und Ihnen liegt daran, dass man sich diese Mühe macht. Sie sind der Mallarmé der Schrift. Im Grunde handelt es sich dabei um eine zusätzliche Nettigkeit, denn so sorgen Sie dafür, dass ich mehr Zeit mit Ihrem Brief verbringe, als wenn er leicht zu lesen wäre. Da ein Brief wie ein Besuch ist, ist ein schwer entzifferbarer Brief wie ein langer Besuch. Die Ihren sagen: Ich komme nicht nur auf einen Augenblick, ich bleibe den ganzen Tag. Ich habe ihn damit verbracht, Ihren Brief zu lesen, und er ist mir teuer geworden aufgrund der Mühe, die er mir gemacht hat. Aber dessen bedurfte es gar nicht, um ihn zu lieben, und das hätte ich Ihnen gleich sagen sollen, statt dieser albernen Witzeleien..."

>>Ich liebe es, über das Lesen oder Schreiben zu lesen. Als ich diesen Brief gelesen habe, sah ich mich in einer Kemenate sitzen, an einem Holztisch, nur mit einer Kerze als Lichtquelle.<<

Ja, Anne, das kann ich mir sehr gut bei dir vorstellen. Eine weitere schöne Textstelle hast du herausgesucht, auf die ich auch eingegangen wäre. Nun bin ich aber froh, dass du mir das Abschreiben des Textes abgenommen hast. Einen Brief zu lesen und ihn mit einem Besuch gleichzusetzen finde ich einfach genial, wie tief sich Proust trotz Witzeleien mit seinen Mitmenschen befasst hat und welche Gleichnisse er immer wieder in seinem Ausdruck findet. Und noch dazu einen unleserlichen Brief. Andere würden solche Briefe in den Müll werfen.

Proust und die Dreyfusaffäre
Mich hat noch die Dreyfusaffäre beschäftigt, die außerdem nicht abgeschlossen ist und Proust sich mittlerweile deutlich zu Dreyfus bekennt. Dreyfus wurde, nachdem er erst freigesprochen war, ein zweites Mal verurteilt, zu zehn Jahren Haft. Neue Lügen machten sich politisch breit, die ihm zum Verhängnis wurden. Das Urteil wurde in einem Casino angeschlagen. In einem Gartenpavillion hört er die kleine Noallies, eine Dichterin, schluchzen, als sie die Verurteilung von Dreyfus vernimmt. Proust schreibt im September an seine Mutter.

An Jeanne Proust
September 1899, Proust ist hier 28 Jahre alt.
Als ich Constantins Gartenpavillon betrat, um dort vor dem Essen zu rauchen, hörte ich Wehklagen. Es war die kleine Noailles, (…) die von Schluchzern geschüttelt und mit erstickter Stimme hervorstieß: >Wie konnten sie das nur tun? Wie konnten sie es wagen, ihm das zu sagen, und das gegenüber dem Ausland, gegenüber der ganzen Welt, wie konnten sie nur?< Sie weinte so heftig, dass es einfach rührend war, und das hat sie in meinen Augen rehabilitiert.

In seinen Augen war die Dichterin rehabilitiert, was für ein schöner Vergleich. Scheinbar hatte er von ihr zuvor kein gutes Bild gehabt, und ihr Schluchzen um Dreyfus zeigt, dass sie ein mitfühlendes Wesen ist, ohne dass ich weiß, in welcher Verbindung sie zu dem Verurteilten stand.

An die Mutter schreibt Proust zu dem:
Sei nicht allzu traurig über das Urteil. Es ist traurig für die Armee, für Frankreich, für die Richter, die so grausam waren, einem erschöpften Dreyfus die neuerliche Anstrengung abzuverlangen, abermals Mut zu fassen. Aber diese physische Tortur, an die moralische Kraft zu appellieren, wenn jemand bereits gebrochen ist, wird die einzige sein, die er noch auszuhalten hat, und dann ist es auch schon vorbei.

Und er hatte recht. Tatsächlich wurde Dreyfus vom französischen Staatspräsident Emile Loubet begnadigt, wie aus der Fußnote hervorgeht. Emilie Loubet, * Dezember 1838, gest. Dez. 1929. Er war von 1899 bis 1906 Staatspräsident. Ein Staatspräsident, der Gutes vollbracht hat. Solche Menschen, vor allem Politiker, möchte ich hier gerne festhalten, siehe obere Abbildung.

Weiter schreibt er:
Für ihn kann alles nur noch gut ausgehen, in moralischer Hinsicht durch die Wertschätzung der Welt, in physischer Hinsicht durch die Freiheit, die man ihm zur Stunde, wie ich vermute, zurückgegeben hat. Was das Urteil selbst angeht, so wird es auf gerichtlichem Wege kassiert werden. Moralisch gesehen ist es schon passiert.  

Wie recht er hatte. Prousts Mutter hatte tiefes Mitgefühl für Dreyfus, die so wie er auch Jüdin war.

Ich habe mir eine DVD zu der Dreyfusaffäre gekauft, die ich mir aber noch nicht angeschaut habe. Vielleicht nehme ich mir das für morgen vor.

So, dies waren nun auch meine Eindrücke. Viele waren es diesmal nicht, dafür hat Anne für ein wenig Ausgleich gesorgt.

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 250 bis 259.
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Montag, 12. August 2019

Proust und die Verehrung einer Märchenfigur namens Mogli

Seite 228 - 239  

Und wieder gibt es spannende Einblicke aus Prousts Leben. Einige Briefe waren durch die Dreyfusaffäre wieder sehr politisch. Aus einem anderen Brief geht die Erkrankung seiner Mutter hervor. Und erneut gab es interessante Literaturgespräche zu entnehmen, diesmal von einem Märchen, das auch uns gegenwärtig allseits bekannt ist. Spannend war, wie intensiv Proust dieses Märchen in sich eingesaugt hat.

Ich freue mich jedes Wochenende auf Marcel Proust, und ich spüre deutlich, wie sehr er von Brief zu Brief in meiner Seele wächst. 


An Adrien Proust
September 1898, Proust ist 27 Jahre alt
Trouville

Prousts Mutter ist krank, wurde in einem Pariser Krankenhaus notoperiert, aber er spricht nicht über die Art der Erkrankung, da sie als bekannt vorausgesetzt wird, denn er schreibt an seinen Vater und berichtet über die Genesung seiner Mutter. Die Mutter befindet sich nun zur Erholung in einem Kurort namens Trouville, und scheint wieder zu Kräften zu kommen. Proust befindet sich in Trouville an ihrer Seite. In diesem Brief geht es aber nicht nur um die Befindlichkeit der Mutter, sondern auch um die eines jungen Marine-Infanterist, der drei Jahre in Madagaskar zugebracht und sich dort ein tropisches Fieber eingeholt habe. Proust bezeichnet dieses Fieber als eine Art von Blutvergiftung. Das Fieber sei allerdings erst im Heimatland ausgebrochen, immer wieder in Schüben und so bittet er seinen Vater, der von Beruf Arzt ist, um ein Heilmittel oder um eine Überweisung zu einem Spezialisten.

Das fanden wir, Anne und ich, sehr rührend, wie besorgt und Anteilnehmend Proust nicht nur für seine Mutter ist, sondern auch um diesen jungen Mann, wir aber nicht wissen, in welcher Beziehung er zu diesem Menschen steht. Wir werden wohl nicht erfahren, ob der Vater hier hat Abhilfe schaffen können.

An Marie Nordlinger
Dezember 1898

Proust erhält von der Dame eine Weihnachtskarte, über die er sich sehr gefreut hatte. Wie schön er ihr diese Freude zum Ausdruck gebracht hat, liest man an folgender Textstelle:
Mademoiselle, mit Ihrer Weihnachtskarte haben Sie mir eine große Freude bereitet. Wären wir nur Vernunftwesen, würden wir an Geburtstage, Feste, Reliquien, Gräber nicht glauben. Aber da wir auch ein wenig aus Materie bestehen, glauben wir gerne, dass sie auch in der Wirklichkeit etwas darstellt, und wir wollen, dass das, was in unserem Herzen einen Platz hat, auch einen kleinen Platz außerhalb von uns einnimmt, dass es, wie unsere Seele mit unserem Körper, ein materielles Symbol hat.

Diese Sichtweise fanden Anne und ich sehr rührend, sehr weise.

Seine Ansicht zur Weihnachtsfeier hat Proust so schön ausgedrückt, dass ich Weihnachten in diesem Brief, mitten im August, regelrecht riechen konnte.
Und in dem Maße, wie Weihnachten für uns seine Wahrheit als Geburtstag einbüßt, wird es, kraft der zarten Strahlung der angehäuften Erinnerungen, zu einer immer lebendigeren Wirklichkeit, in der das Kerzenlicht, die melancholische Erwartung eines ersehnten Besuchs, der durch den Schneefall verhindert wird, der Duft der Mandarinen, der die Wärme der Zimmer durchtränkt, die Lustbarkeiten in der Kälte und am Feuer, die Gerüche von Tee und Mimosen wieder aufscheinen, überzogen vom köstlichen Honig unserer Persönlichkeit, die wir dort unwissentlich über Jahre hinweg abgelegt haben, Jahre, in denen wir sie – wie gebannt von egoistischen Zielen – nicht mehr spürten und jetzt, mit einem Mal, unser Herz schneller schlagen lässt. (235)

Ist dies nicht ein schöner Text? Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass Proust diese Szene ähnlich in seinem Roman Jean Santeuil, eine Ausgabe von 1965, hat einfließen lassen.

Doch Anne hat angemerkt, dass Proust Madame Nordlinger intellektuell nicht ausreichend gewürdigt habe und er sie auf ihren Humor, auf ihre Art, Witze zu erzählen, reduzierte:
Ich hoffe sehr, (…) dass Sie bald nach Paris zurückkommen. Ich wäre glücklich, wieder in den Genuss ihres so köstlichen Witzes zu gelangen und in den Genuss Ihrer Anmut, die so erfrischend ist wie ein Weißdornzweig. (236)

Wer weiß, vielleicht bekommen wir noch mehr zu dieser Dame zu lesen, um uns ein umfassenderes Bild zu ihrer Charakterisierung und zu ihrem Charme zu machen.

An Robert d´Humiéres
Februar 1899

Robert d`Humiéres ist zusammen mit seinem Kollegen Louis Fabulet Übersetzer von Kiplings Dschungelbuch gewesen. Proust ist in dem Märchen ganz aufgegangen, lobt die Übersetzer.
So hat mir gestern die Revue de Paris mit dem bewundernswerten >Moglis Entführung< einen weiteren Grund gegeben, Sie zu verehren. Auch ich bin entführt worden, bin wie Mogli auf den Schultern der Affen durch den Dschungel gestürmt und habe Freundschaft mit dem Geier geschlossen.

Proust zeigt sich immer voller Dankbarkeit zu seinen Schriftstellerkollegen, wenn sie es schaffen, ihn mit ihren Werken zu verzaubern.
Wenn man sich schon größer fühlt, nachdem man so schöne Dinge gelesen hat, um wie viel mehr muss da nicht derjenige über sich hinausgewachsen sein, der sie so wunderbar übersetzt hat, der viel länger und auf viel vollkommenere Weise Kipling war als ich selbst, der ich ihn verstanden und genauso geliebt habe.

Nun spricht er direkt mit Mogli:
Und auch Sie, lieber Mogli, kleines Menschenkind, sehen in diesem Augenblick den Dschungel vor sich, auf den Sie sich, nachdem Sie Kipling so schön übersetzt haben, geistigen Besitzanspruch erworben haben. Machen Sie sich auf die Suche nach den Pfaden der Affen, den Ruinen der Hindu-Stadt, um mir von alldem erzählen zu können.
Gott weiß, wie sehr mich das interessiert.

Immer wieder erlebt man, wie Proust manche literarischen Figuren nach dem Lesen in sich ein zweites Mal aufleben lässt.

Im letzten Absatz dieses Briefes bedankt sich Proust erneut bei d´Hümières gebührend für die Übersetzung:
Ich kann Ihnen für >Moglis Entfürung< gar nicht genug danken. Mit dieser Übersetzung haben Sie mir eine der größten literarischen Freuden bereitet, die ich je empfunden habe. Ich gehe mit diesem entzückenden Poem bei allen klugen und empfindsamen Menschen hausieren, die ich kenne. Kennen Sie sich in Kiplings Leben aus?

Doch Proust stellt sich auch kritische Fragen, und konfrontiert d´Humières damit.
Wissen Sie, woher bei (Kipling) dieses so eigene Interesse für das Leben der Tiere, all diese Entführungen, diese Reise auf dem Rücken der Elephanten oder Affen oder Panthern führt? (…) Das Einzige, was mir missfällt, ist, wenn es so scheint, als wolle er allegorisch werden, zum Beispiel das Affenvolk, das nichts aufbauen kann usw. Glauben Sie, dass er da eine Allegorie schreiben wollte?

Eine Allegorie zu was? Er befürchtete, dass mit den Affen die Menschen gemeint sein könnten. Hier hätte ich Lust, nochmals Das Dschungelbuch zu lesen. Ich denke, dass ich es tun werde.

Aber ich wollte jetzt auch noch wissen, wie alt Kipling zu Prousts Zeiten war und habe festgestellt, dass der Altersunterschied nicht sehr groß gewesen ist. Rudyard Kipling ist 1865 geboren und 1936 gestorben. Er ist gerade mal sechs Jahre älter als Marcel Proust und hat aber ein deutlich längeres Leben als er gehabt, Proust, der die 50 nicht überschreiten konnte, während Kipling 71 Jahre alt wurde. Und trotzdem war er ein Genosse aus Prousts Zeiten.

Telefongespräch mit Anne
So richtig intensiv haben wir uns diesmal nicht ausgetauscht, da sehr viele Briefe Wiederholungen zu politischen Motiven enthielten. Weitere Gedanken zu Anne habe ich entsprechend im Text deutlich hervorgehoben.

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 240 bis Seite 249.

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Dienstag, 30. Juli 2019

Proust und die Dreyfusaffäre

Da ich nächstes Wochenende keine Zeit haben werde, haben Anne und ich ein wenig vorgearbeitet und die nächsten zehn/elf Seiten vorgezogen.


Seite 217 – 228  

Auf den nächsten Seiten gibt es nicht so viel, was ich aufschreiben möchte. Proust hatte wieder einen Asthmaanfall, schreibt darüber an seine Mutter, später lädt er literarische Freunde zu einer Dinnerparty ein, und in einem anderen Brief schreibt er über die Dreyfusaffäre. 

Und die Wogen zwischen Reynaldo Hahn und Marcel Proust scheinen sich wieder geglättet zu haben. 


An Jeanne Proust
September 1896

Proust schreibt einen Brief an seine Mutter, die sich auf Reisen befindet. Marcel erlitt wieder einen Asthmaanfall, war dadurch auf eine Rauchinhalation angewiesen. Zur Beruhigung muss er sonst nach der Inhalation Baldrian und Amylnitrit eingenommen haben, wie aus dem Brief hervorgeht, während er dieses Mal auch ohne diese Präparate ausgekommen sei. Baldrian ist als ein pflanzliches Beruhigungsmittel bekannt und Amylnitrit ist ein Antidepressivum. Das würde auch zu Prousts Erkrankung passen, denn so eine Atemnot ist eine existenzielle Bedrohung, und man zu jedem Anfall den Tod vor Augen haben muss. Ich kenne jemanden aus der Familie mit ähnlicher Symptomatik. Er schreibt, dass er diesmal mit Natron und Kräutertee ausgekommen sei und auf die anderen Medikamente verzichten konnte.

Aber es sind auch literarische Gespräche, und so teilt er der Mutter mit, dass er in einer privaten Leihbibliothek namens Cabinet de lecture den Briefband zwischen Schiller und Goethe bestellt hätte, sowie auch einen Band von Flaubert, der über die Bretagne geschrieben hat. Dieses Buch Über Felder und Strände: Eine Reise in die Bretagne ist auch ins Deutsche übersetzt.
Er schreibt: (…) das heißt, unter so viel Schätzen, die sie nicht besitzen, haben sie mir wenigstens das geschickt. Du siehst, das Sursum hat nicht nachgelassen. Und das, wenn Dein Sohn in einem erträglichen Gesundheitszustand, ohne Beschäftigung (…) ganz sich selbst überlassen würde, ich spreche nicht von der Arbeit, denn wenn ich auch nicht sagen kann, ich hätte wieder an meinem Roman gearbeitet in dem Sinne, dass ich von ihm absorbiert worden wäre und ihn in Gänze konzipiert hätte, so ist doch das Heft seit dem Tag, an dem ich es gekauft habe (…) und das nicht alles darstellt, was ich gemacht habe, da ich vorher auf losen Blättern gearbeitet habe – so ist doch dieses Heft nun zu Ende, und es zählt 110 große Seiten), nach einer gewissen Zeit gebildeter als die Gebildeten wäre.

Man kann aus diesem Schreiben herauslesen, dass Proust es nun geschafft hat, das Schriftstellern als Beruf zu betrachten. Das hat mich sehr gefreut, dass er dabei sehr wahrscheinlich auch von seiner Mutter unterstützt wird. Von dem Vater liest man leider nichts mehr.

Aber dass Proust durch seine Erkrankung an seiner Arbeit gehindert wird, geht deutlich aus dem Brief hervor. Aber er zeigt auch auf, dass er nicht ganz untätig geblieben ist. Stolze 110 große Seiten während der Krankschreibung ist schon enorm, wenn man auch bedenkt, dass Proust, um zu regenerieren, auch viel Schlaf benötigt hat, wie man aus dem Brief entnehmen kann. Er hat dadurch noch einen zusätzlichen enormen Zeitverlust hinnehmen müssen.

Er grüßt seine Mutter mit Dein kleiner Marcel.

25 Jahre ist Marcel alt, und scheinbar macht er sich nicht nur vor seinem Geliebten so klein, sondern auch vor seiner Mutter. Vielleicht wurde er von der Mutter stark bemuttert, weil er von Kind auf schon sehr kränklich war.

An Alfred Franklin
Januar 1897

Alfred Franklin ist der Administrator der Mazarine - Bibliothek, in der Proust im Ehrenamt eingestellt ist. Auch hier bekundet er Ausfallzeiten, doch Franklin geht damit Proust gegenüber wohlwollend um. Er bittet um Verlängerung seiner Beurlaubung, da er noch immer mit seinem Studium beschäftigt sei. Wahrscheinlich ist sein Philosophiestudium noch gar nicht abgeschlossen, und er die Bibliothek für seine Studien gerne nutzen möchte.
Die derzeitige Richtung meines Studiums hat mir, mehr noch als mein Gesundheitszustand, die Verlängerung meiner Beurlaubung, um die ich im Ministerium nachgesucht habe, zur Notwendigkeit gemacht. Da man mir hat ausrichten lassen, dass dieser Verlängerung stattgegeben worden sei, glaubte ich mich nicht nur im Recht, als ich nicht in die Mazarine zurückkehrte, sondern fürchtete auch, den guten Gepflogenheiten zuwiderzuhandeln, wenn ich während meiner Beurlaubung die Bibliothek beträte: In der Tat hätte ich häufig den starken Wunsch, dort wie jeder andere Leser arbeiten zu können. Ich fürchte, Sie könnten es als einen Mangel an Takt und Zurückhaltung auslegen, wenn ein beurlaubter Angestellter sich frei in der Bibliothek bewegt.

Außerdem schreibt er, dass er sich freuen würde, seine Kollegen und seine Vorgesetzte wiederzusehen, deren Liebeswürdigkeit er so sehr schätzen würde. Aber wenn jemand beurlaubt ist, wieso ist es ein Problem, sich auf der Dienststelle zu zeigen? Anders wäre es, sich während einer Krankschreibung in die Öffentlichkeit zu begeben.

Aber der Brief zeigt, wie gewissenhaft Proust seiner Arbeit gegenüber als Angestellter ist. Aber was bedeutet in Frankreich Ehrenamt? Hier in Deutschland erhalten ehrenamtliche Mitarbeiter*innen kein Gehalt, das wird in Frankreich sehr wahrscheinlich anders gehandhabt, denn Proust musste hier eine schwere Aufnahmeprüfung bestehen, um aufgenommen zu werden. Das muss also eine Anstellung sein, die mehr als ein unbezahltes Ehrenamt ist.

An Robert de Montesquiou
Mai 1897

Und wieder ein Brief an einen Schriftstellerkollegen. Hatten wir nun länger nicht. Proust hat Monsieur France und Montesquiou kurzfristig zum Diner eingeladen. Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass Proust über dieses Abendessen einen Bericht in der Gaulois verfasst hatte, der am 25.Mai 1897 publiziert wurde. Aus der Fußnote ist zu entnehmen:
>Ein höchst literarisches und elegantes Diner fand gestern Abend bei Marcel Proust statt, der erstmals seine zahlreichen Freunde zusammenführte. (…)<. Es sei ein schönes Abendessen gewesen, hieß es weiter, >bei dem pariserischer Geist und Witz nur so perlte<.

Die Fußnote zählt acht Gäste mit einem anschließenden >>usw<<. Ich könnte mir schon eine ganze intellektuelle Gesellschaft vorstellen. Unter den Gästen befand sich auch Reynaldo Hahn. Auch Robert de Montesquiou hatte die kurzfristige Einladung angenommen. Doch Damen waren hier nicht vertreten.
Ich lade keine Damen ein, und wir werden nur ganz wenige sein, denn so bin ich nicht gezwungen, sehr enge Freunde einzuladen, die auf keinen Fall auf einige meiner Gäste treffen dürften.

Das hatte politische Gründe, denn 1897 ging in Frankreich der Antisemitismus los und wie aus der Fußnote zu entnehmen ist, geht es hier um die Dreyfusaffäre, die in Frankreich begonnen hatte, und sie die französische Gesellschaft und auch Prousts Freunde zu spalten begonnen hatte.

Die Dreyfusaffäre hatte Proust auch in seiner Recherche sehr ausführlich behandelt.

Der jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus, 1859-1935, wurde 1894 zu Unrecht auf die Teufelsinsel verbannt. Man hatte ihm Spionage für das Deutsche Reich vorgeworfen, weshalb er wegen Landesverrat verurteilt wurde. Emile Zola hatte sich für den zu Unrecht Inhaftierten eingesetzt und veranlasste eine Petition, zu der es dazu eine lange Unterschriftenliste gibt. Weitere Details sind dem Brief zu entnehmen.

Laut Wikipedia liegt die Teufelsinsel 13 km vor der Küste von Französisch-Guayana in Südamerika.

Nun muss auch Proust seine Haltung zu Dreyfus zeigen, womit er in den letzten Briefen sich eher herausgehalten hatte. Aber mittlerweile zeigt er Partei für Dreyfus, beteiligt sich an der Unterschriftenliste, die Zolas Petition mitbeigefügt wird. 

Telefongespräch mit Anne
Anne sind dieselben Briefe ins Auge gefallen wie auch mir. Anne hat Prousts Liebenswürdigkeit berührt und das Wohlwollen seiner Vorgesetzten. Auch die Verniedlichung, Dein kleiner Marcel, konnte sich auch Anne damit erklären, dass Proust von der Mutter von klein auf, weil er so krank war, ein wenig verhätschelt wurde.

Anne und mir machen die Briefe immer noch große Freude, wir haben nicht ein Wochenende ausfallen lassen. Wir fühlen uns beide von Proust stark bereichert.

Nächstes Wochenende geht es weiter von Seite 228 bis 239.

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