Dienstag, 5. April 2022

Wolfgang Schreil / Der mit den Waldtieren spricht (1)

In Gedenken an die Kriegsopfer; an alle Menschen und Tiere. Ich fordere eine ganzheitliche Bildung für Herz und Verstand!

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Ein wundervolles Buch über die Tierkommunikation mit den Wildtieren unserer Wälder, das ich Seite für Seite lesend habe genießen dürfen. Das Buch ist reich an Kenntnissen und hat mir jede Menge Aha-Erlebnisse bereiten können, weshalb ich dieses Buch zu meinen diesjährigen Highlights vermachen werde.

Es ist auch ein gesellschaftskritisches Buch und räumt z. B. sämtliche Vorurteile auf, die Menschen bestimmten Tierarten gegenüber hegen.

Was eine Tierkommunikation ist, wie man diese definiert und wie sie sich zwischen Mensch und Tier abspielt, darüber habe ich auf meinem Blog schon reichlich geschrieben, s. Label: Den Tieren eine Stimme geben, sodass ich mich in der Ausführlichkeit nicht wiederholen möchte. Auch die Intelligenz der Tiere wurde auf meinem Blog mehrfach besprochen. Dass die Tierkommunikation gelingt, und dass Tiere sehr wohl fühlende und kognitive Potenziale besitzen, zeigt dieses Buch in recht anschaulicher Form und widerspricht keineswegs den Theorien anderer Bücher dieser Thematik, zu ihnen übereinstimmend zählen auch Quellen wissenschaftlicher Art.

Hier geht es zum Klappentext, Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Welche Waldtiere und sonstige Themen werden in diesem Buch behandelt?

In diesem Buch soll es darum gehen, wie Tier und Mensch zusammen kommen können. (...) Die Frage dabei ist: Wer geht bei diesem Annäherungsversuch eigentlich auf wen zu?- und nach den ersten Kapiteln ahnt man: Die Tiere werden nicht den ersten Schritt tun. Wir sind es, die sich auf ihr Gebiet vorwagen, ich, der Woid Woife  und ihr, meine Leser und Leserinnen. Uns treibt die Neugier, nicht sie. Folglich müssen wir uns auf sie einlassen, nicht umgekehrt. (48)
Der Autor befasst sich mit Reptilien, Säugetieren, Beutetieren und Raubtieren.

Schlangen, Rehe, Hirsche, Rotfüchse, Dachse, Eichhörnchen, Luchse, Hermelins, Marder, Biber und zu guter Letzt verschiedene Vogelarten wie z. B. Greif- und Singvögel, ganz speziell aber geht es um die Rabenvögel. 
Schreil geht auch der Frage nach, ob Tiere liebesfähig seien, und ob sie für andere Lebewesen in der Lage seien, Gefühle zu entwickeln?

Der Autor beschreibt, wie sich die Waldtiere vom Verhalten her voneinander unterscheiden. Doch Tier ist nicht gleich Tier. In einem anderen Kapitel geht es darum, welche seelische Unterschiede zwischen den Haustieren und den Waldtieren entstehen können und welchen wechselseitigen Einfluss Haustiere bei ihren Menschen ausüben und umgekehrt.

Ganz spannend sind aber auch die Findelkinder, die Schreil hat retten, aufziehen und wieder zurück in die Wildnis setzen können.  

Und was die Intelligenz der Tiere betrifft, stößt man immer wieder auf dieselbe Frage; die Frage, wem der Planet Erde gehört? Ist der Mensch tatsächlich die Krone der Schöpfung, weil er glaubt, fortschrittlicher, intelligenter als ein Tier zu sein? Dazu später mehr.

Nebenbei erfährt man auch Persönliches aus dem Leben des Autors. Wer ist Wolfgang Schreil? Was hat ihn zu dem tierliebenden Menschen gemacht, zu dem er geworden ist? 

Für manch einen scheinen gerade diese Kapitel uninteressant zu sein; nicht für mich, denn für mich ist immer wichtig, mit welchem Menschen ich es als Leser*in zu tun habe, der es wiederum mit Tieren zu tun hat? Wie glaubwürdig sind seine erfahrenen Theorien und Erlebnisberichte? Schreiben und reden kann der Mensch bekanntlich viel.

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Es gab keine unschöne Szene. Es wirkte alles sehr harmonisch. Frei von Intrigen, frei von Macht- und Konkurrenzverhalten … wie dies unter der Rasse Mensch häufig der Fall ist. Ja, hier unter den Tieren wird gejagt und getötet, das stimmt, aber niemals aus einem bösen Antrieb heraus, sondern nur so viel, wie nötig ist. Der nimmersatte Mensch jagt, hortet, rafft dagegen bis zu seinem Lebensende; er tötet sogar und nicht selten in Massen. Tiere führen keine Kriege ... Eine Machenschaft, die nur der Mensch verursacht.

In der Natur reibt sich jedenfalls niemand in sinnlosen Kämpfen auf. Kein Baum sagt: >So, jetzt zeig ich dir, du böser böhmischer Wind - jetzt lasse ich meine Äste erst recht in alle Richtungen wachsen!< Das Ende vom Lied wäre: Mit seiner Freiheit wäre es genauso bald vorbei wie mit seinem Leben. Die Natur geht unendlich viel klüger vor. In der Natur hält alles nach Möglichkeiten Ausschau, und alles entwickelt einen faszinierenden Einfallsreichtum, Möglichkeiten zu nutzen - aber immer im Einklang mit den Gegebenheiten, niemals als trotziges Aufbegehren gegen die herrschenden Lebensbedingungen. Und deshalb behaupten sich die Buchen dort oben auf ihrem ungastlichen Terrain; sie haben ihre Daseinsform gefunden und erfreuen sich ihres Lebens wie ihrer Freiheit. 
Sich in Übereinstimmung mit seinen Lebensbedingungen entfalten - nach dieser magischen Formel richtet sich in der Natur alles. Auch Tiere passen sich an, auch sie machen schlicht das Beste aus ihrem natürlichen Lebensraum, ohne ihn umzukrempeln. Kein Tier will mit dem Kopf durch die Wand. Nie käme es auf die verrückte Idee, diesen Lebensraum verbessern zu wollen oder die Welt gar neu zu erfinden. Tiere sind bescheiden, sie gehen wohl davon aus, dass es da nichts zu verbessern gibt. Wo Tiere das Sagen haben, ist und bleibt die Natur intakt. Ist diese Selbstbeschränkung nicht eine Form von Weisheit? Und wenn wir Menschen diesem Vorbild schon nicht folgen können, sollten wir diese Weisheit nicht wenigstens anerkennen? 
Ich glaube, es gäbe viel zu lernen, von Tieren, von Bäumen, von der Schöpfung insgesamt. Wenn wir nur hinsehen würden. Wenn wir nur zuhören würden. Wenn wir uns nur nicht so unsäglich überlegen fühlen würden (… ) Auch  sie kämpfen, aber sie kämpfen klug; sie überleben lieber, als sich schwarzzuärgern und in einer sinnlosen Revolte unterzugehen. (114)

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen? Interessant fand ich die Aufzucht von zwei Steinmarderbabys. Wie unterschiedlich dieses Geschwisterpärchen im Charakter und Verhalten sich zeigte, ist ähnlich wie bei Menschenkindern. Jedes Kind ist anders, und jedes Tier ist auch anders, demnach scheinen auch Wildtiere Persönlichkeiten zu sein, woran ich überhaupt nicht zweifle. Das eine Marderbaby zeigte sich sanft und zutraulich, das andere dagegen wild und distanziert. Matilda war die sanftere von beiden, und zeigte später größere Schwierigkeiten, sich von ihrem Retter zu lösen. 

Cover und Buchtitel
Das Buch beschreibt genau das, was auf dem Cover
abgebildet und beschriftet steht. Sehr schöne Bilder auch auf den Buchseiten. Eigene Schnappschüsse vom Autor, auf denen er seine Erlebnisse hat festhalten- und diese auch für uns Leser*innen dokumentieren können.
 
Zum Schreibkonzept Ein Sach- und kein Fachbuch
Zu Beginn kann man sich aus dem Inhaltsverzeichnis einen Überblick verschaffen, mit welchen Themen man es zu tun bekommt. Die Themen sind nicht gegliedert, nicht chronologisiert, stattdessen findet man ein Potpourri sämtlicher Tierarten vor.

Mich hat dies allerdings nicht gestört. Die Themen kommen dennoch lesend gut strukturiert bei mir an, denn diesen Job übernimmt der lesende Kopf.

Die Tierthemen sind insgesamt auf 206 Seiten in 24 Kapiteln aufgefächert. Sie beginnen mit einem Kreuzotterexperiment und enden, na wie? Keinesfalls mit einer üblichen Danksagung 😀.

Der Schreibstil ist recht humoristisch, kreativ im Ausdruck, authentisch, feinfühlig, flüssig und sehr gut zu lesen. Man kann dabei lesend schwelgen und meditieren.
Die Kapitel sind keineswegs ausschweifend. 

Und jede Menge wunderschöne beschriftete Fotos aus Schreils eigener Schatzkiste. Beweisaufnahmen seiner Waldtiere, Momente, die er gekonnt auf seine Kamera bringen und für die Ewigkeit festhalten konnte. 

Meine Meinung
Für mich ist es ein richtiges Lehrbuch aus Schreils Selbstpraxis heraus gewesen. Ich habe so viel daraus gelernt. Zum Beispiel waren früher für mich Rehe die Weibchen von den Hirschen. Doch es sind zwei verschiedene Arten: Reh und Rehbock, Hirsch und Hirschkuh ...

Als ich das Buch gelesen habe, war ich berauscht von den vielen Fallbeispielen und wollte unbedingt alle möglichen Segmente daraus zitieren.

Aber das geht unmöglich. Ich werde nur ein paar Zitate aus den ersten Seiten einfügen, weil sie sehr wichtig für mich sind. Es geht um die Vorurteile der Menschen Tieren gegenüber.

Was habe ich nicht schon an Vorurteilen erlebt. Menschen, die aus Tierliebe den Fuchs, den Habicht, den Luchs verfluchen, weil sie Mitleid mit den Armen Beutetieren haben. Keiner soll den anderen fressen! Stiehlt sie Eier, ist die Elster böse, raubt sie Nester aus, ist die Krähe schrecklich, und überhaupt - dieses Tier mag ich und jenes nicht, dieses finde ich süß, aber jenes macht mir Angst (...).  Nein, so wird das nie klappen, bei keinem Tier. (46)
Selbst Katzen werden beschimpft, die Vögel jagen, und dabei haben bestimmte Kleinvögel sogar natürliche Vogelfeinde wie z. B. den Habicht. Der Mensch vergisst außerdem häufig dabei, dass er selbst Fleisch isst, und zwar auf eine sehr unnatürliche Art und Weise, wie das aus der Massenzucht.  Wie geht Schreil mit dieser pathetischen Haltung den Tieren gegenüber um? Auf jeden Fall vorurteilslos und mit viel Respekt und Achtung vor der Natur. Keine Voreingenommmenheit, keine Vorlieben und keine Abneigungen.
Für mich jedenfalls ist jedes Tier dort draußen gleich viel wert. Jedes Geschöpf empfinde ich als Geschenk, und zum Laubfrosch bin ich genauso freundlich wie zur Schnecke. Ob Blaumeise, Kreuzotter oder Rothirsch, alle zusammen bilden die Schöpfung, und alle verdienen es, gleichermaßen geschätzt, bewundert und geliebt zu werden. Ich mache mich deshalb auch nie auf dem Weg in der Absicht, ein bestimmtes Tier zu fotografieren. Ich habe keine Favoriten, ich nehme dankbar an, was kommt, und über fünfzig gelungene Bilder eines Dompfaff freue ich mich nicht weniger als über fünfzig gelungene Bilder von röhrenden Hirschen.  (.. .)  Und schon gar nicht werde ich Tiere verurteilen, weil sie andere Tiere jagen und töten. Lassen wir doch bitte unsere Moral zu Hause. Tiere haben andere Sorgen. Wenn ein Luchs keinen mehr fressen dürfte, würde er verhungern. Wollen wir den Überlebenswillen eines Tieres kritisieren? Und niemand soll glauben, diese Welt dort draußen, die Welt der Tiere, sei erbarmungsloser als die von uns geschaffene Zivilisation. Keine Tierart rottet eine andere aus, und eher als den Instinkt eines Tieres würde ich die Intelligenz des Menschen infrage stellen und seine Maßlosigkeit anstößig finden. Im übrigen verteilen Menschen ihre Sympathien und Antipathien oft genug aus purer Unwissenheit. (46f)
Der Mensch als die Krone der Schöpfung?
Ja, natürlich, wir sind die Krone der Schöpfung. Woher wissen wir das? Vielleicht ist der Marder die Krone der Schöpfung, und wir haben es nur noch nicht bemerkt? Oder wir lassen das mit der Krone der Schöpfung einfach sein. Wer sagt denn, dass sie auf unseren Kopf gehört? Dass sie beim Gerümpel im Keller nicht besser aufgehoben wäre? Wahre Überlegenheit beweist sich jedenfalls nicht darin, dass man auf Schwächeren herumtrampelt. Sie zeigt sich daran, dass man Schwächeren wieder auf die Beine hilft. (117) 

Als ich dieses Buch gelesen habe, hatte ich eine Ahnung davon, wie ein Paradies aussehen könnte.

Schon im Altertum fanden die Menschen, wenn sie sich umschauten, dass es mit der Freiheit unter den Menschen nicht weit her war. Wahre Freiheit fanden sie im Tierreich, denn dort lebt es sich ohne Vorschrift, Verbot und Gesetz, und kein Tier braucht eine Genehmigung einzuholen, keines muss für andere Sklaven Dienste leisten, keines lässt sich gegen seinen Willen zu etwas zwingen. Jedes Tier ist Herr seiner selbst.  (...) Mit tausend Regeln, Vorschriften und Gesetzen haben wir Menschen uns einen goldenen Käfig geschaffen. Selbst unsere Wohnstätten, unsere Häuser sind kleine Gefängnisse, wir leben hinter Mauern und Zäunen, wir sperren uns ein, und bei der Arbeit sind die meisten von uns Befehlsempfänger, gehorsame Diener ihrer Artgenossen, die mit mehr Macht ausgestattet sind als sie selbst.

 Was wir den Ernst des Lebens nennen, ist in Wirklichkeit der Verlust der Freiheit, die wir als Kinder genossen haben. Die zivilisierte Freiheit, die uns stattdessen geboten wird, kommt mir wie eine Karikatur von Freiheit vor, weil ihr auch der letzte Rest jener Wildheit fehlt, den es zur Freiheit braucht. (116)

Mein Fazit?
Das Tier braucht den Menschen nicht aber der Mensch das Tier. Das ist mein Fazit, das ich aus diesem wunderbaren Buch gezogen habe.

Es wäre wünschenswert, diese Art von Büchern auch in der Schule einzuführen, damit junge Menschen früh lernen, einen respektablen Umgang mit sich, der Natur und den Tieren einzu
üben, denn Tierliebe beginnt z. B. schon bei der Auswahl von Lebensmitteln.

Wie ist das Buch zu mir gekommen? In meiner Recherche durch die Anfrage beim Verlag. Herzlichen Dank an den Ludwig Verlag für das Leseexemplar.

Meine Bewertung - Sachbuch: 14 Punkte

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Empathisch, humoristisch, sachlich, verspielt) 2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichten; autobiographische Erzählweise
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
2 Sonderpunkte wegen des Lesehighlights.

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Nie wieder Krieg! (Käthe Kollwitz)
Soldaten; nieder mit den Waffen! (M. Gandhi)
Alle!
Kriegswillige Politiker an die Front!
Empathische Frauen und Männer in die Politik!
Solidarität mit Ukrainer*innen und allen friedliebenden
Menschen dieser Erde!
Solidarität mit russischen Kriegsgegner*innen!
Schluss mit Diskriminierungen!
Liebe für alle! Hass für keinen! (Ahmadiyya-Muslime)
Kriege entstehen aus dem Scheitern,
das Menschsein der Anderen zu verstehen.
(Dalai Lama)

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Gelesene Bücher 2022: 04
Gelesene Bücher 2021: 17
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre:
Neale Donald Walsch: Gespräche mit Gott, Teil 3
Ovid - Metamorphosen
Fjodor F. Dostojewski: Der Idiot
Helene Schucmann u. William Thetford: Ein Kurs in Wundern
Gabriele Krone-Schmalz: Respekt geht anders

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Ein Wettrennen mit der Zeit
Fazit: Je schneller man das Leben lebt,
desto weniger Zeit kommt dabei heraus.

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)


1 Kommentar:

J. B. hat gesagt…

Das Thema finde ich 👍😀