Klappentext
Ichiro Yamada bewegt sich zwischen zwei Welten. Nicht „ganz“ japanisch, da in Amerika geboren und aufgewachsen, und gleichzeitig nicht patriotisch genug, um als Amerikaner zu gelten. Ichiro büßt dafür: erst in einem Internierungscamp, dann im Gefängnis, als er den Kriegsdienst für die USA verweigert. Nach Kriegsende kehrt er nach Seattle zurück, und nicht nur er, alles um ihn herum scheint sich verändert zu haben. Seiner Familie entfremdet und von der eigenen Community ausgegrenzt, versucht er, seinen Weg zu finden. Okada schildert in No-No Boy schonungslos die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeiten japanischer Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg.
Autorenporträt
John Okada geboren 1923 in Seattle, war seiner Zeit weit voraus. Die Erstveröffentlichung seines einzigen Romans 1957 war ein Misserfolg, denn weiterhin wurde die Internierung japanischstämmiger Amerikaner in abgelegenen Lagern totgeschwiegen. Der Autor blieb bis 1971 unbekannt. Heute gilt er als Klassiker der japanisch-amerikanischen Literatur.
Meine ersten Leseeindrücke
Ein sehr
interessanter gesellschafts- und Generationenroman, der nachdenklich und betroffen srimmt. Ein Mensch, der in Amerika um seine Identität als Amerikaner
ringt, da seine Eltern ursprünglich aus Japan kamen. Eine zerrissene, männliche
Persönlichkeit, da die Eltern am Japanischen festhalten, erlauben dem Sohn
nicht, Amerikaner zu sein, obwohl er sein ganzes Leben in diesem Land zugebracht hat. Eine Persönlichkeit, die dazugehören möchte aber
auch von den Amerikanern ausgegrenzt wird, da man als Amerikaner z. B. nicht
japanisch aussehen darf. "Er will seine Einstellung ändern, Ausgrenzung
und Diffamierung überwinden, aber das ist nicht leicht in einer Gesellschaft,
die ihn verachtet." Auch in diesem Buch geht es um Verwurzelungen und
trotzdem nicht Amerikaner sein dürfen, da seine Wurzeln mit denen der Eltern in
Verbindung gebracht werden.
Ich kann die
Protagonist*innen hier sehr gut verstehen, da auch ich mich viel mit Identitäten
auseinandergesetzt habe. Ich weiß selbst, wie das ist, wenn man immer wieder auf die
Herkunftsidentität der Eltern reduziert wird. Als sei man keine eigene Persönlichkeit, als wären Charakter und Wesen von den Genen bestimmt. Natürlich ist der Körperbau und die gesundheitliche Konstitution von den Genen abhängig, mehr aber auch nicht. Alles andere, wie z. B. Sprache und anderes Kulturgut, muss sich der Mensch selbst erarbeiten.
Weitere Informationen zu
dem Buch
Deutsche Erstübersetzung
Weltlese, Band 21Aus dem amerikanischen Englisch von Susann Urban, mit einem Nachwort von Thomas Girst, geprägter fester Einband mit verkürztem Schutzumschlag, Lesebändchen, Umschlaggestaltung von Thomas Pradel / Cosima Schneider, 296 Seiten.
Preis für Mitglieder 24,00 €