Eine
Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Zwölf
Kurzgeschichten, auf die ich mich gefreut hatte. Die Sprache wirkt grandios,
sehr metaphorisch, oftmals recht surreal, wie zum Beispiel als die denkenden
Gardinen eines Nachbarn sich fragen, ob sich jemand heimlich im Internet eine Bauanleitung
Sprengstoff herunterlädt … Die Gardinen würde ich als eine sehr wichtige Metapher
des Ausspionierens begreifen … Gibt es überhaupt noch eine Privatsphäre?
Es werden politische
und gesellschaftliche Themen behandelt, Themen wie z. B. Rassismus, Vorurteile,
die Flüchtlingsproblematik, heimlich werden terroristische Anschläge geplant,
und dass das Wahlverhalten der Wähler dadurch sich verändert habe; dies alles
wird kurz angedockt, dann springt der Autor wieder zu anderen Themen über. Alltagsthemen,
wie zum Beispiel das Schicksal eines Bäckers, der sein Raucherbein verloren hat,
und der Icherzähler der Meinung ist, dass man sich über diesen Verlust nicht in
Selbstmitleid suhlen sollte, stattdessen sollte der Bäcker den Verlust eher positiv
sehen, denn immerhin habe er ja noch sein zweites Bein.
Mit schwarzem
Humor, wie der Icherzähler manche Schicksalsschläge betrachtet, hat mich wiederum
trotz ernster Thematik zum Lachen gebracht. Davon gibt es im Buch noch einiges
mehr zu lesen.
Ein
Sammelsurium an Themen? Ich hätte mir eher eine Fokussierung gewünscht.
… Deshalb haben mich persönlich die Art und
Weise, wie der Autor die Themen literarisch angegangen ist, nicht ansprechen
können. Diese ließ mich weiterhin kalt.
Und der Fallensteller? Der Fallensteller bekommt
verschiedene Aufträge; nicht nur Tieren, sondern auch bestimmten Menschen
sollen Fallen gestellt werden. Wobei die Tiere manchmal, besonders der Wolf,
auch bildhaft gemeint sind.
Dann sind da
noch surreale Fallen, die gestellt werden müssen. Eine Frau, die unter Albträumen
leidet, bittet den Fallensteller darum, ihren Albträumen Fallen zu stellen. Dieses
Bild hat mir sehr gefallen. Oder ein ganzes Rudel von Mäusen in einer Backstube,
und man ihnen wegen der vorhandenen Lebensmittel nicht mit Gift nachkommen
könne und vermehren sich weiterhin. Diese Mäuse werden auch nachts aktiv, dringen
in die Träume der Bäckersfrau ein und schaben dort eifrig weiter. Fiktion und
Realität vermischen sich auch hier …
Der Autor nimmt
so manches auf die Schippe. Auch Journalisten ist nicht zu trauen, die die Gefühle ihrer Leserschaft mittels Wortwahl
ein klitzekleines Bisschen aufstacheln, um sie in diese oder jene Richtung zu lenken, je nachdem, in welche Richtung sich die eigenen Vorurteile und
Ressentiments bewegen.(2016, 204)
Diese und
andere mehr sind Gedanken, die mich sehr angesprochen haben.
Weshalb konnte
ich trotzdem nicht warm werden, vor allem mit all den Figuren? Nach wie vor
blieb der Inhalt in mir einfach abgeflacht und nicht haften. Ich habe darauf
schon in meiner Buchvorstellung hingewiesen.
Auch wenn mich
das Buch recht kalt gelassen hat, kann ich es trotzdem weiterempfehlen. Wer die
deutsche Sprache liebt, kommt hier zu seinem Genuss. Deshalb bin ich nicht ganz
leer ausgegangen, denn ich mag solche bildhaften, verspielten Vergleiche sehr.
Ich hoffe, dass andere LeserInnen mit den Figuren dieser Erzählungen mehr Erfolg ernten werden ...
Ich hoffe, dass andere LeserInnen mit den Figuren dieser Erzählungen mehr Erfolg ernten werden ...
2
Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
Und
so erhält allein die Kurzgeschichte der Fallensteller
von mir neun von zehn Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
Ich bedanke mich recht herzlich bei Luchterverlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
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€ 20,60 [A] | CHF 26,90*
(* empf. VK-Preis)
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Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-630-87471-5
Erschienen: 09.05.2016
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Gelesene Bücher 2016: 69
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