Das Buch habe
ich nun durch, und es hat mir recht gut gefallen. Wie ich schon in der Buchvorstellung
geschrieben habe, behandelt die Thematik ein okkultes Thema. Der Umgang mit der
Transzendenz, mit der viele Menschen nicht wirklich etwas anzufangen wissen. Verständlich,
wenn die Grenzen von Diesseits und Jenseits sich auf einmal vermischen. Das ist
auch schwer vorstellbar.
Mir selbst ist
diese Thematik in der Literatur ein wenig vertraut und denke dabei an Haruki
Murakami, an Isabel Allende, die sehr oft den magischen Realismus in ihren
Büchern haben einfließen lassen.
Doch auch hier
bei uns hat der altbekannte deutsche Autor namens Hermann Hesse sich mit
diesen Themen literarisch befasst, und man diese in seinen Büchern Siddharta und Das Glasperlenspiel wieder findet.
Mir haben diese Bücher auch sehr gut gefallen. Wobei seine Thematik sich eher
um den Sinn des Lebens dreht, aber immer in Verbindung mit dieser außersinnlichen
Welt.
Er setzte sich als Suchender mit den größten Weltreligionen auseinander, und fand seinen Frieden im Buddhistischen und
im Hinduistischen, die verglichen zu anderen Religionen die spirituelle und die
irdische Welt in ihren Alltag miteinbeziehen würden. Ich erinnere mich, dass er
schrieb; der Mensch müsse sich eine Brücke bauen, damit er durch diese beiden
Welten ein und aus gehen könne, auch, damit sie ihm vertraut und nicht mehr fremd
erscheinen würden …
Zurück zum
Buch, so gebe ich erneut den Klappentext rein:
Nach einem schweren Unfall und dem Verlust ihres Geliebten ist Sayoko nicht mehr sie selbst. Sie hat das Zwischenreich der Geister betreten und Geheimnisse der unsichtbaren Welt erfahren. In der Tempelstadt Kyoto lernt sie allmählich das Leben so zu akzeptieren, wie es ist: voller Ungewissheiten und Rätsel, dem Tod immer nahe, ob man jung ist oder alt. Aber sie begreift auch, wie einmalig und geheimnisvoll das Diesseits ist.
Durch den
Verkehrsunfall, den die junge Protagonistin Sayo zusammen mit ihrem Freund
hatte, erlitt sie sehr schwere Verletzungen und wurde dadurch in ein Nahtoderlebnis
versetzt, sodass sie sich zwischen diesseits und jenseits bewegte. Sie konnte
wieder reanimiert werden, während bei ihrem Freund die Verletzungen tödlich
endeten.
Durch das
Nahtoderlebnis entwickelt Sayo eine übersinnliche Gabe und ist in der Lage, den
Geist verstorbener Menschen zu sehen. In Japan ist das nichts, wofür man sich
verstecken müsste, so scheint es mir in dem Buch. Es liest sich wie eine
Selbstverständlichkeit. Das mache ich an einer Szene fest, als Sayo vor einem
fremden Haus steht, und sie eine Frau am Fenster stehen sieht. Sie wusste
sofort, dass diese Frau ein Geist ist, als ein junger Mann aus dem Haus kam und
er Sayo fragte:
>>Sehen Sie etwa meine Mutter?<<; fragte er gar nicht verwundert. (2016, 67)
Sayo kann ganz
offen über ihre Geistererscheinungen sprechen. Auch an anderen Orten, nicht nur
hier an dem Haus.
Außerdem nahm
Sayo nach dem Unfall ihr Leben viel intensiver wahr und war dankbar für ihr
wiedererworbenes Leben, wobei sie in tiefer Trauer steckt, und sich innerlich immer
wieder mit der Frage auseinandersetzen muss, weshalb nicht sie gestorben sei,
sondern ihr Partner, der von Beruf Künstler ist und seine ganzen Kunststücke
der Nachwelt hinterlassen hat. Die Eltern des Verstorbenen vermachen alles Sayo,
die für sie wie eine Schwiegertochter ist. Die Beziehung zwischen Sayo und den
Schwiegereltern hat mich sehr angesprochen und tief berührt.
Sayo besuchte
einige Kneipen, denn gerade weil mich niemand
behelligt und ich in Ruhe trinken konnte, nahm ich ab und zu unerwartete Dinge
wahr.
Allein war man wacher, aufmerksamer als zu zweit. Es ist, als hätte man Augen auf dem Rücken und als könnten nur diese Augen gewisse Dinge sehen. Wenn man mit Freunden ausgeht und lacht und schwatzt, übersieht man sie eben – die geheimen Regungen des Herzens, die sich in kleinen unscheinbaren Zeichen äußern.
Der Unfall und der
Verlust ihres Freundes machten sie zu einem sehr weisen Menschen. Gedanken zu dem
Tod:
Der Tod nimmt nicht mit dem Alter zu. Er ist immer bei dir. Ganz nah. Nur das Denken an den Tod nimmt zu und nagt an der Illusion, vor dem Unausweichlichen noch eine Weile sicher zu sein. (105)
Die
Bekanntschaft mit Ataro fand ich sehr interessant, da Sayo und er sie durch
einen Todesverlust eines geliebten Menschen freundschaftlich eint. Sayo genießt
die Beziehung zu diesem jungen Mann. Ataro ist männerorientiert, sodass beide
ganz entspannt diese Freundschaft eingehen können, ohne sexuelle Gefühle
füreinander zu empfinden.
Mein Fazit zu dem Buch?
Sayo, ein sehr selbstreflektiver Mensch ...
Sayo, ein sehr selbstreflektiver Mensch ...
Ich finde, der
Autorin ist es sehr gut gelungen, diese schwierigen okkulten Themen mit in ihr
Buch einzubauen, ohne dass sie kitschig oder gar sentimental wirken. Daher ist
der Buchtitel Lebensgeister recht gut
getroffen. Ich habe als Externe dieser
vorliegenden literarischen Lebenswelt alles sehr authentisch miterlebt. Sayo
hat nämlich ihre eigene Art, mit dieser Hellsichtigkeit umzugehen:
Ob es Geister gibt oder nicht, ob man sie sehen kann oder nicht, ob sie lebendig sind oder tot – diese Fragen waren mir gleichgültig. Es ist wie eine Halluzination. Es gibt hier nämlich alles. Doch die Menschen ziehen gerne Grenzen. (146)
2
Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
Zehn von zehn Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
Dieses Rezensionsexemplar kam durch meine Lesefreundin Tina zu mir, die damit nicht richtig warm werden konnte. Dankeschön hier an Tina für den Aufwand, mir das Buch zuzuschicken.
Dieses Rezensionsexemplar kam durch meine Lesefreundin Tina zu mir, die damit nicht richtig warm werden konnte. Dankeschön hier an Tina für den Aufwand, mir das Buch zuzuschicken.
Paperback
160 Seiten
erschienen am 28. September 2016
978-3-257-30042-0
€ (D) 15.00 / sFr 20.00* / € (A) 15.50
* unverb. Preisempfehlung
160 Seiten
erschienen am 28. September 2016
978-3-257-30042-0
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* unverb. Preisempfehlung
Und hier geht es auf die Diogenes-Verlagsseite.
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In der Landschaft der Herzen besitzt das Gute eine große, die Menschen ergreifende Kraft,
(Banana Yoshimoto)
Gelesene
Bücher 2016: 67
Gelesene Bücher 2015: 72
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Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86