Lesen mit Anne ...
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Mit dem Buch bin ich nun durch. Es war aus meiner Sicht
nicht besonders toll, aber schlecht war es auch nicht. Ein zweites Mal würde
ich es allerdings nicht lesen.
Eine interessante Perspektive eines Vaters, David Gilmour, der sich sehr für die
pädagogische Erziehung seines Sorgenkindes engagiert.
Das Buch beginnt gleich mit einem passenden Zitat von dem
französischen Dichter Michel de Montaigne:
Das größte und folgenschwerste Problem des menschlichen Wissens liegt wohl dort, wo es um seine Anwendung auf die Erziehung der Kinder geht.
Das Buch ist als ein Erfahrungsbericht zu sehen. Keine
Fiktion, sondern geschrieben nach einer wahren Begebenheit der Familie Gilmour.
Im Hintergrund wirken noch andere nahe Bezugspersonen mit.
Recht mutig von dem Autor, so viel von sich und seinem Sohn
Jesse preiszugeben. Im Nachwort ist allerdings zu entnehmen, dass Jesse u.a. mit
der Publikation dieses Buches sich einverstanden gaben. Mutig auch von Jesse.
Jesse ist sechszehn Jahre alt und kommt in der Schule nicht
mehr mit, verliert die Lust daran. Der Vater zwingt ihn nicht, weiter zur
Schule zu gehen und macht ihm den Vorschlag, ihn von der Schule abzumelden,
wenn er im Gegenzug sich bereit erklärt, drei Mal in der Woche mit ihm
bestimmte Filme anzusehen. Die Filme werden alle von dem Vater ausgewählt, mit
dem Ziel, seinen Sohn in der schweren pubertären Phase unterstützend zu begleiten.
Die Filme dienen demnach alle als pädagogisches Medium.
Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Eltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor: freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu ›Basic Instinct‹. Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Drogen, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist. Ein wahres und weises, zärtliches und urkomisches Buch über gebrochene Herzen im Film und im wirklichen Leben und darüber, dass Erwachsenwerden nichts mit dem Alter zu tun hat.
Jesse hat jede Menge Probleme mit seinen Beziehungen,
begleitet von starkem Liebeskummer, den er auch oft mit Drogen versucht zu
kompensieren. In diesen schweren Zeiten ist sein Vater immer für ihn da, er
fängt ihn auf, manchmal mit eigenen Worten, manchmal aber auch mit bestimmten
Filmen, in denen Jesse die Möglichkeit hat, Parallelen zu seinem eigenen Leben
zu finden.
>>Du weißt, was Lawrence Durrell gesagt hat, Jesse. Wenn du über eine Frau wegkommen möchtest, verwandle sie in Literatur.<<
Das fand ich ein sehr schönes Zitat.
Liebeskummer scheint wohl der stärkste seelische Schmerz
eines jungen Menschen überhaupt zu sein. Zumindest glauben das viele. Jesses
Vater versucht seinen Sohn davor zu schützen und merkt aber, dass er ihn nicht
schützen kann, weil jeder junge Mensch durch diese Erfahrung selbst gehen muss.
Jesse konfrontiert seinen Vater immer wieder mit der Frage, ob der Schmerz noch
weiter zunehmen könne, oder ob er die Grenze schon erreicht habe?
Was ich ihm nicht sagte, war, dass es vermutlich noch schlimmer wurde, viel schlimmer sogar, bevor es besser wurde, bevor er im Schlaraffenland der Gegenwart landete, wo man aufwacht und denkt: Hmm, ich glaube, ich habe eine Blase an der Ferse. Lass mal sehen. Ja, tatsächlich! Was für ein paradiesischer Zustand! Wer hätte das gedacht?
Das fand ich auch ein schönes Zitat.
Jesse bezeichnete die Mädchen, die mit dem Partnerverlust
besser umzugehen scheinen als er selbst, als die wahren Siegerinnen des Lebens.
Die Reaktion des Vaters fand ich richtig gut:
>>Das Leben ist lang, Jesse. Du weißt nicht, wer diese Runde gewinnt.<<
In dem Buch werden jede Menge Filme besprochen und ich muss
sagen, dass mich dies ein wenig überfordert hat. Ich kenne nur wenige Filme,
die in dem Buch vorgestellt und diskutiert werden, weshalb ich mich zu diesen
Konversationen ausgeschlossen gefühlt habe.
Ausnahmen waren z. B. der Spielfilm mit Audrey Hepburn,
Frühstück
bei Tiffany. Es wurde die Szene behandelt, in der die
Protagonistin mit dem Handtuch als Turban um den Kopf gewickelt mit ihrer
Gitarre auf der Treppe sitzt, und ein melancholisches Lied spielt, als dann der
gutaussehende Schriftsteller an seiner Schreibmaschine sitzend von der Musik abgelenkt wird und mit dem Schreiben aufhört,
ans Fenster läuft, das Rollo hochzieht, das Fenster
öffnet, und er die junge Frau anlächelt. Dieser Song gefällt mir recht gut,
habe ich sogar bei mir auf dem PC gespeichert. Auch das Buch besitze ich.
Hitchcocks Vögel kenne ich auch. In meiner Jugend war dies
mein Lieblingsfilm. Das war's aber dann auch schon mit den im Buch mir
bekannten Filmen.
Mit den Büchern hatte ich mehr Glück. Ich kannte sie alle,
über die gesprochen wurde. Marcel Proust, Virginia Woolf, etc., allerdings
waren die Buchgespräche eher zweitrangig.
David Gilmour, gut situiert, befindet sich jedoch selber in
einer Krise, da er arbeitslos ist und auf neue berufliche Herausforderungen
wartet. Er möchte seinem Sohn unbedingt ein Vorbild sein und weiß in seiner
eigenen Lebenskrise nicht, ob es ihm gelingt. Auch er, die fünfzig Lebensjahre
überschritten, wirkt ein wenig unbeholfen und wacklig auf den Beinen. Auch auf
der Suche nach einer neuen Wohnung kommt David mit den Schwierigkeiten nicht
zurecht und wirkt selbst ein wenig pubertär. Der Mensch hat eben solange er lebt niemals ausgelernt.
Ich wartete auf einen Job, das stimmt, aber ich wartete nicht auf das Leben. Das Leben war da, gleich neben mir auf dem Sofa. Ich wusste, schon als es passierte, wie schön es war-, obwohl ich natürlich auch gleichzeitig wusste, dass uns am Ende der Straße die Ziellinie erwartete.
Er diskutiert auch mit Jesse
ein wenig die Frage, wann das Leben eines Menschen anfangen würde? Für den
einen erst mit fünfzig, für einen anderen früher, Jesse dagegen war recht klug
und sagt, das Leben beginne für ihn von der Geburt an.
Mein Fazit?
Eine gute Idee von dem Autor, ein Buch über sein Erziehungskonzept
und dessen Methode und Umsetzung zu schreiben, ich mir aber immer sagte, dass
er auch Glück hatte, dass sein Sohn sich bereit erklärt hat, den Handel mit
seinem Vater einzugehen und ihn auch einzuhalten. Er hätte weiterhin die Schule
boykottieren, und die Filme verweigern können. Das tat der Junge aber nicht.
Andererseits fand ich es sehr löblich, dass David Gilmour
seinem Sohn keinen Druck machte, und ihn nicht in die Schule gepeitscht hat. Für
den Vater war dieser Schritt allerdings auch ein Wagnis, da er nicht
voraussehen konnte, wie sich der Sohn mit Hilfe seines Vaters weiterentwickeln
würde. Aber das weiß man in der Kindeserziehung nie ...
Und ich werde mich hüten, darüber zu berichten.
Zu Annes Buchbesprechung
@ Anne
Deine Buchbesprechung hat mir recht gut gefallen, Anne. Ich dachte mir schon, dass du mit den Filmen aus dem Buch mehr anfangen konntest als ich, da ich einen völlig anderen Filmgeschmack habe ... Z.B. diesen Al Caponefilm, den ich nur vom Hörensagen kenne, würde ich mir nie und nimmer anschauen. Ich suche keine Action in Filmen, sondern eher Lebensweisheiten.
Annes Reaktion, siehe Kommentare ...
@ Anne
Deine Buchbesprechung hat mir recht gut gefallen, Anne. Ich dachte mir schon, dass du mit den Filmen aus dem Buch mehr anfangen konntest als ich, da ich einen völlig anderen Filmgeschmack habe ... Z.B. diesen Al Caponefilm, den ich nur vom Hörensagen kenne, würde ich mir nie und nimmer anschauen. Ich suche keine Action in Filmen, sondern eher Lebensweisheiten.
Annes Reaktion, siehe Kommentare ...
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Auch nach der
schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha
Christie)
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