Sonntag, 20. Oktober 2019

Frankfurter Buchmesse 2019



Die diesjährige Buchmesse, vom 16.10.19 bis 20.10.19 ist für mich seit gestern Abend vorbei, obwohl ich die Absicht hatte, auch heute nach Frankfurt zu fahren. Es war gestern dermaßen voll, dass ich heute Morgen das Bedürfnis verspürt hatte, doch zu Hause zu bleiben und meine Zeit mit meinen Katzen und mit meinen Büchern zu verbringen. Außerdem wollte ich noch meine Schätze betrachten und genießen, da ich die erworbenen Buchgegenstände abends irgendwo hingelegt hatte, ohne sie richtig genossen zu haben, weil ich mir das für einen günstigeren Zeitpunkt aufheben wollte. Denn relativ spät von der Messe heimgekommen war auch der Abend schnell rum.


Dieses Jahr hatte ich ein wenig meine Strategie geändert. Ich wollte die Buchmesse mehr genießen, in der Form, mich mehr treiben zu lassen, und nicht mehr von einer Lesung zur nächsten hetzen. Nun waren aber auch keine Lieblingsschriftsteller*innen dabei, sodass ich dadurch auch weniger Lesungen verfolgt hatte. Der Diogenes-Verlag stellte neue Autor*innen vor, von denen zwei noch zu meinen Favoriten sich entwickeln könnten.

Ich werde jeden Tag einen Messebesuch hier einpflegen. Bitte runterscrollen, um auf weitere Messebesuche zu gelangen.

Mein erster Tag, Mittwoch, den 16.10.2019
Es fing schon gut an. Die erste Veranstaltung mit Joachim Gauck hatte ich verpasst. Im ARD-Forum sprach er über: Toleranz: Einfach Schwer. Ein politisches, kritisches Wortspiel.

Schade. Ich war nicht pünktlich genug. Ich weiß nicht mehr, was der Grund war, ihn zu verpassen. Ärgerlich, aber man sollte sich von den Hobbys nicht stressen lassen, was mir auch meine Bücherfreundin Ina D. schon versucht hatte, zu vermitteln. Da mein nächster Favorit, Karsten Brensing, erst am Nachmittag auftreten sollte, nutzte ich die Zeit, durch die Hallen zwischen 3.0 / 3.1 und 4.1 zu schlendern. Sooo viele schöne Dinge gab es zu sehen, die ich verpasst hätte, wenn ich nur Vorträgen den Vorrang gegeben hätte. So viele schöne Bücher. In der Halle 4.1 gab es einen wunderbaren Künstler, der Buchstützen sämtlicher Autor*innen aus alten und modernen Klassikern selbst hergestellt hat. Ich habe mich sofort in sie verliebt, sodass ich mir einen Dickens und einen Proust gekauft habe. Ich wurde stolze Besitzerin dieser Buchstützen, die ich eigentlich gar nicht zum Stützen meiner Bücher benötigt habe, da die Bücher durch die Regale gestützt sind, sie sich aber zu schönen Schmuckstücken meiner Bücherschränke machen.



Ich musste dabei an Benedikt Wells denken, an sein Buch Die Wahrheit über das Lügen. Jede Menge schöne Kurzgeschichten aber eine Kurzgeschichte hatte es mir besonders angetan, und zwar Die Nacht der Bücher. In einer Bibliothek werden die Bücher richtig aktiv, wenn der Hausmeister am Abend seinen Dienst vollendet hat. Wer will, kann hier meine Rezension auf meinem Blog zu dieser Geschichte lesen. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass diese stillen Autor*innen erst richtig in Fahrt kommen, wenn es Nacht wird und alle Menschen die Hallen wieder verlassen haben. Viele sind neidisch, dass sie nicht würdig waren, Aufmerksamkeit zu erregen, um sie aus der Enge und der muffigen Luft rauszulassen, um in ein anderes Leben getragen zu werden, während andere besondere Beliebtheit genießen durften. Diese durften nämlich die Regale verlassen und in ein wohnliches, gemütliches Heim einziehen. Ja, Charles Dickens und Marcel Proust habe ich mit nach Hause genommen. Sie haben sich beide in meinen Regalen so schön gemacht, dass ich beschlossen hatte, zwei weitere Autoren zu adoptieren. Kafka und Obama sollten die nächsten beiden sein, die ich aus ihren engen Löschern befreien wollte. 





Für Marcel Proust muss ich noch einen besseren Platz finden. Das mache ich, wenn ich alle Berichte geschrieben habe.

Und hier geht es zur Website von dem Künstler Bernhard Siller. 

Anschließend bin ich an den ZDF-Stand gelaufen, an dem mich die Heinzelmännchen angelacht haben, die mich ja auch in meinem frühen Leben sehr geprägt haben. Seit über zwanzig Jahren besitze ich keinen TV-Anschluss mehr. Das bedeutet, dass ich weder ZDF noch ARD verfolge. Es war schön, diese kleinen Männchen wieder zu sehen. Drei in Miniatur habe ich mir sogar gekauft und mir ins Regal gestellt, wo meine kleine DVD-Sammlung steht. Das ZDF feiert sein 70-jähriges Jubiläum. Wer mehr erfahren möchte, kann dies auch auf Wikipedia nachlesen. 






Ich hatte noch weitere wunderschöne Entdeckungen gemacht. Ich habe mir mehrere Buchhocker gekauft, drei mit Buchmotiven und einen mit mehreren Globen darauf. Sie machen sich wunderschön in meiner Wohnung. 



Ich habe nicht alle vier auf einmal nach Hause geschleppt. Ich musste erst Mal testen, welches Bild sie zu Hause abgeben. Und weil sie den Test bestanden haben, habe ich die anderen noch nachgekauft. 

Nun wurde es Zeit, mich auf den Weg ins ARD-Forum zu begeben, um Karsten Brensing nicht auch noch zu verpassen.


16:00 – 16:30 Uhr, Karsten Brensing und Katrin Linke
 ARD-Bühne

Karsten Brensing und Katrin Linke, beide Jahrgang 1967, sind verheiratet und kommen aus Erfurt.
Eine Liebe ohne Grenzen – Sommer 1988 / 89

Die Flucht aus der DDR
Mein erster Tag begann mit Karsten Brensing und Katia Linke, beide ehemalige DDR – Bürger, die im Alter von 21 Jahren, kurz vor dem Mauerfall, aus der DDR geflüchtet sind.

Karsten Brensing ist mir bekannt durch ein naturwissenschaftliches Buch über die Tierkommunikation, das ich vor einem Jahr gelesen und auf meinem Blog rezensiert hatte.
Für die Flucht aus der DDR hatten sie beide ein Jahr Vorbereitungszeit benötigt mit zehn Plänen, falls die Flucht scheitern sollte. Brensing wollte schon mit 14 Jahren unbedingt die DDR verlassen.

Der Bruder von Katrin hatte erst mal einen Antrag auf Ausreise gestellt. Sie empfanden beide einen  Hass auf das System. Linke hatte ein Familienmitglied, das in der BRD lebte, und es durch einen Todesfall verloren hatte und sie unbedingt an der Beerdigung teilnehmen wollte. Doch der Antrag wurde abgelehnt. Brensing war als Rettungsschwimmer tätig, und Linke war am Theater eingestellt und beauftragte abends die Garderobe der Besucher*innen. Linke wollte eigentlich studieren, aber sie bekam keinen Studienplatz. Erst in Westdeutschland konnte sie ein Studium aufnehmen und hat Journalismus studiert.

Brensing studierte Biologie, und ist heute auch als Schriftsteller tätig.

Was hat sie geprägt? Was macht sie anders verglichen mit anderen Deutschen?
Sie wären die letzte Generation ihres Landes, die in einer Diktatur aufgewachsen seien. Sie hätten Grenzen eingerissen.
Brensing geht auf die aktuelle politische Lage in Europa ein und erwähnt England mit seinem Brexit. Beide würden es als erschreckend erleben, dass die Engländer*innen neue Grenzen schaffen würden. Sie würden die heutige politische Entwicklung nicht verstehen.
Das Buch, Liebe ohne Grenzen, sei als ein Plädoyer zu begreifen. Es sei kein Geschichtsbuch, aber ein Erzählbuch über die Geschichte. Beinhaltet aber auch eine Liebesgeschichte. Brensing und Linke zeigen Toleranz gegenüber den Menschen, die nicht aus der DDR geflüchtet sind, denn jede Entscheidung habe ihre Berechtigung.
Brensing ist über die Donau, durch Ungarn, in die Freiheit geschwommen. Durch ihre Erlebnisse mit einem autoritären Staat können sie sich gut in andere Flüchtlinge hineinversetzen und sind politisch aktiv, um ihnen zu helfen.


Nach dem Interview machte ich mich so langsam auf, nach Hause zu fahren. Ich freute mich auf den morgigen Tag, an dem ich meine Blogerfreundin Ina D. treffen sollte. Der morgige Plan ist vollgepackt. Ich bin neugierig, was ich davon umsetzen werde. 

Persönliche Gedanken
Brensing und Linke haben mich bis nach Hause noch sehr beschäftigt. Vor allem die Frage, was macht sie als Deutsche von anderen Deutschen anders? Ich übertrug diese Frage auf mich und auf meine Herkunft. Was macht mich als Deutsche von anderen Deutschen anders? Als Kind von ehemaligen Gastarbeiter*innen, schrecklich dieser Ausdruck, sind wir mit Rassismus groß geworden. Mehr meine Geschwister, ich hatte ganz andere Probleme. Ständig waren wir die dreckigen Italiener*innen und die Spaghettifresser*innen, nicht zu denken, dass die Deutschen heute selber Spaghetti fressen. Eine damalige Freundin von uns wurde von einem anderen Freund erpresst, wenn sie weiter mit uns spielen würde, drohte er ihr, die Freundschaft aufzulösen. Zu Hause hatten wir wirklich zweisprachig gelebt und auch die Küche war nicht national, sondern binational. Mir machte das zu schaffen, dass wir als dreckige Ausländerkinder galten, wurden wir doch von unserer Mutter bestraft, wenn wir mit schmutzigen oder zerrissenen Kleidern vom Spielen nach Hause kamen. Und so wollte ich nie Italienerin sein. Weil es weh tat, nicht dazuzugehören. 

Wir sahen nicht besonders südländisch aus, als Kinder waren wir sogar blond, aber der Akzent meiner Eltern verriet deren Herkunft. Noch heute ist es schwer, als Deutsche anerkannt zu werden, weil wir einen fremden Namen tragen. Vor allem die ältere Generation macht unsere Herkunft an den Genen unserer Eltern fest. Klar trage ich die Gene meiner Eltern, was z. B. der Körperbau betrifft, aber eine Sprache wird nicht genetisch gesteuert, und auch anderes Kulturgut ebenso wenig. Eine Identität ist eine Entwicklung, die in einem Prozess eingebunden ist, der eigentlich nie abgeschlossen ist. Das Gute, das aber wenige erkennen, ist, dass er sich jeder Zeit neu wandeln kann. Eine Sprache lernt man, und wir Kinder haben beides, Deutsch und Italienisch, gelernt. Wäre dies genetisch bedingt, dann müsste ein Kind ganz von selbst die Muttersprache anfangen zu sprechen. Das tut es aber nicht. 

Ich bin heute entsetzt, dass es immer noch Probleme gibt, Menschen anderer Hautfarbe, anderer Namen, anderer Ethnien als Deutsche zu akzeptieren. Aber eine Wandlung sehe ich in der jungen Generation, denn sehr häufig höre ich von ihnen, dass wir für sie Deutsche sind, ganz gleich, woher die Eltern einst kamen. Fehler werden fast immer bei den Nichtdeutschen gesucht, und wenig bei den Deutschen. Ja, ich bin Deutsche aber mit meiner eigenen Prägung. Als Kind habe ich es als Nachteil empfunden, ausländische Eltern zu haben, heute sehe ich die Vorteile. Es hat Vorteile, mit mehreren Sprachen und mit mehreren Kulturen aufzuwachsen. Es ist von Vorteil, Menschen aus mehreren Ländern zu kennen. Warum man uns ständig versucht hat, Nachteile einzureden, hat nichts mit unserer Einstellung zu tun (ich spreche hier von mir und von meinen Geschwistern), sondern mit der Einstellung vieler Deutschen. Heute sind es mein Name und meine braunen Haare, sie sagen ja noch nicht einmal braune Haare, sie sagen dunkel, naja, jedenfalls sind es bestimmte Eigenschaften, die mich nicht deutsch werden lassen wollen, so, als hätten Deutsch andere Eigenschaften, denn auch sie sind nicht alle blond. 

Hitler hat doch seine Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen, was die äußere Zuschreibungen betreffen, auch wenn das niemand wirklich wahrhaben möchte, obwohl Hitler selber schwarzhaarig war ... Es gab schon immer eine Völkerwanderung und wir Menschen sind schon längst alle vermischt. Blond, dunkelhaarig, etc. warum ist das so wichtig? Diese Merkmale sagen nichts über den Charakter oder über die Identität eines Menschen aus.

Ähnlich wie Karsten Brensing und Katrin Linke habe auch ich ein großes Herz für alles, was als nichtdeutsch gilt. Manchmal werde ich von betroffenen Eltern angerufen und sie bitten mich, ihren Kindern in ihrer Identitätsentwicklung behilflich zu sein. Und ich helfe. Ich sage ihnen, dass sie zu ihrer deutschen Identität stehen sollen und sie sich bloß nicht ausreden lassen dürfen. Ich übermittle wichtige Bücher, die ihnen helfen, mit dieser besonderen Ressource konstruktiv umzugehen, denn sie brauchen Menschen, die ihnen das vorleben, was sie in sich tragen, ohne die Herkunft der Eltern zu verleugnen. Wir üben dies im Rollenspiel und durch verschiedene reflektive Gespräche. 

Da gab es im Jahr 2000 politisch eine Wende, dass Kinder, deren Eltern mindestens acht Jahre in Deutschland leben, sie von Geburt Deutsche sind. Das ist doch eine wichtige Wandlung, die aber leider noch nicht bis in die deutsche Gesellschaft durchgedrungen ist. Ich erinnere mich an Daniel Kehlmann, der gesagt hat, Heimat ist dort, wo man die Kindheit verbracht hat. Aber für manche ist Heimat dort, wo sie ihre Zelte aufgeschlagen haben und dort auch geblieben sind und betrachten das Aufnahmeland als ihre Wahlheimat, obwohl sie ihre Kindheit woanders zugebracht haben. 

Es gibt Erwachsene, die haben zwei und drei Identitäten und das ist auch in Ordnung. Die Identität als Weltmensch, die auch ich habe, kann man leider in keinen Pass eintragen lassen, und so bleibt sie in mir als eine ideelle Identität haften.

Und in der Literatur ist Rassismus ganz stark vertreten, besonders den Italiener*innen gegenüber. An der Uni damals wurde uns in der Migrationspädagogik aufgezeigt, woran man den Rassismus in Lehrbüchern und in der Literatur erkennen kann. 

Brensing, Linke, ich, und viele andere Menschen unserer Lage bezeichne ich als Erfahrensexperten. Ein Potential, das viele nicht haben. Aber ich verfüge nicht nur über persönliche Erfahrungen, ich bringe auch theoretisches Wissen mit, das sich mir in meinem Studium damals in der Migrationspädagogik ergeben hat. Zahlreiche empirische Studien sind darüber schon erfolgt, mit dem Ergebnis, das sich mit meinen Gedanken und mit meinen Erfahrungen gedeckt hat. Darüber zu schreiben, würde den Rahmen sprengen. Es wird sich noch an anderer Stelle Gelegenheiten bieten, über die Ergebnisse der empirischen Studien zu schreiben. Aber ich möchte auch nicht behaupten, dass alle in meiner Lage eine deutsche Identität entwickeln. Es gibt recht viele, die sich damit nicht befasst haben, weil ihnen Vorbilder gefehlt haben und sie unbewusst die Identität ihrer Eltern übernommen haben, die ihnen anerzogen wurde. 

Eins möchte ich aber noch sagen, denn ich sehe es ähnlich wie Brensing, wenn andere sich für die Identität ihrer Eltern entschieden haben, dann respektiere ich das ganz genauso. Jeder hat ein Anrecht auf seine eigene Entscheidung.

Ich danke Karsten Brensing und Katrin Linke für ihre Offenheit, die mir Mut gemacht hat, auch offen über meine Geschichte zu sprechen. Vor einem Jahr wäre ich dazu noch gar nicht in der Lage gewesen.

Morgen geht es mit dem zweiten Messebericht weiter. 

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Mein zweiter Tag, Donnerstag, den 17.10.2019

Meine erste Veranstaltung begann an diesem Tag erst um 12:30 Uhr, sodass ich eine Stunde später nach Frankfurt gefahren bin. Auf dem Messegelände sah ich Asterix. Ina meinte, dass die Figur schon letztes Jahr da gewesen war, was mir letztes Jahr aber noch gar nicht aufgefallen ist. Ich bin häufig sehr introvertiert, sehr stark nach innen gekehrt, dass ich gar nicht immer merke, was sich draußen so alles tut.



12:30-13:00 Uhr Anselm Grün
das blaue sofa, Halle 3.1
Thema: Den Zweifel umarmen

Zweifel seien natürlich, die zum Menschsein dazugehören würden. Wer nur glaubt, ohne auch zu zweifeln, der läuft Gefahr, den Glauben zu fundamentalisieren. Die Frage, was Christus für Anselm Grün bedeutet? Der Glaube müsse durch den Zweifel immer wieder aufs Neue erfahren werden.

Worin würde der Unterschied zwischen Zweifel uns der Skepsis bestehen? Die Skepsis blockt Gedanken ab; Leute, die alles anzweifeln, meist seien Wissenschaftler*innen damit gemeint. Der Zweifel ist das Wartezimmer der Erkenntnis. 

Zweifel und Glauben würden zusammengehören. Auch in der Bibel könne man Geschichten finden, in denen Gläubige an ihrem Glauben zweifeln. Der Mensch möchte sich nicht immer einem Priester anschließen und sich von ihm leiten lassen. Er möchte den Glauben selbst erfahren. Wer aus dem Zweifel nicht hinausfindet, findet jederzeit 1000 Gründe, um nicht glauben zu müssen.

Auch Zweifler hätten keine absolute Gewissheit; den Zweifel anzweifeln. Anselm Grün wird philophisch, wenn er sagt, dass man über den Zweifel zweifeln sollte. 34% der Gläubige schaffen es, ihre Zweifel zu überwinden. Anselm Grün zitiert Nietzsche: Wenn Verzweiflung und Sehnsucht sich paaren, würde Mystik entstehen. Das soll Nietzsche gesagt haben? Nietzsche war ein absoluter Nihilist.

Dieses Thema hat mich nicht wirklich gepackt, mehr hätte mich seine andere Thematik interessiert, über die Anselm Grün am Nachmittag referiert hat. Zu einer Uhrzeit, in der ich literarisch woanders unterwegs sein wollte. Sein Vortrag: Achten statt Ächten hätte mich sehr interessiert. Ich habe mal auf Youtube geschaut, aber ich konnte den Vortrag hier noch nicht finden. Anselm Grün interessiert mich für meine Arbeit mit unseren Klient*innen, denn es gibt einige, die ihn richtig lieben.


Nach Anselm Grün habe ich Ina getroffen, die gestern mit ihrer Freundin Sabine von Niedersachsen nach Frankfurt angereist kam. Unterkunft für mehrere Tage fanden sie im Hotel in DA am Hauptbahnhof. Ina ist von Kind auf gehbehindert und ist auf einen Gehstock angewiesen. Doch auf der BM reicht ein Gehstock nicht aus, und so hat man die Möglichkeit, sich dort einen Elektro-Scooter auszuleihen, was mit vielen Umständen verbunden war. Obwohl sie beide rechtzeitig von DA nach Frankfurt angefahren kamen, haben sie gefühlt eine halbe Ewigkeit gebraucht, bis sie die Anlaufstelle finden konnten, die sie zu dem Scooter geführt hat. Nirgends gab es Ausschilderungen, und als sie schließlich fündig geworden sind, hat es noch mal gedauert, bis alles abgewickelt wurde. Als barrierefrei kann man die Buchmesse leider noch nicht bezeichnen. Zu teuer für ärmere Menschen und zu umständlich für behinderte Menschen. Zu wenige Schilder, die zu einem Aufzug führten. Man musste sich durchfragen.


Nun kann ich natürlich verstehen, weshalb Ina neben dem Bücherblog noch einen anderen Blog betreibt. Ein Blog, der von frustrierten Missständen erzählt, die man als ein behinderter Mensch draußen in der Welt so macht. Ich lese ihre Beiträge nun mit einer ganz anderen Brille. Ina habe ich als eine sehr sympathische und interessante Bloggerkollegin erlebt, sodass ich froh bin, sie nun auch real erlebt zu haben. 

Wir waren gemeinsam Essen, haben ein norwegisches Nationalgericht eingenommen.


Ich hatte ein vegetarisches Menü, dazu noch das Kaffeestückchen, das ein wenig wie die schwedische Zimtschnecke geschmeckt hatte.

Um 15:00 Uhr ist Ina ins Pavillon, um die Veranstaltung zu besuchen: Was macht die Liebe zum Buch aus? Hätte mich so im Nachhinein auch interessiert aber ich wollte Adler Olsen kennenlernen. Ich werde den Blogbeitrag später mit dem Beitrag von Ina verlinken.  

In meinem Abschlussbericht möchte ich noch schreiben, wie barrierefrei die Buchmesse wirklich noch werden kann.

Meine nächste Veranstaltung begann um 15:30 Uhr. Jussi Adler Olsen. Eigentlich nicht mein Favorit, aber ich wollte ihm eine Chance geben. Der Autor schreibt Krimis. Er wird es schwer haben mit mir, da ich keine Krimileserin bin. Einen Krimi von ihm hatte ich vor längerer Zeit über den Nationalsozialismus gelesen, der von der Thematik her recht interessant klang, mich aber nicht überzeugen konnte. Viel zu künstlich. Man merkte, dass dieser Roman eine Fiktion war, wenig authentisch.

Ich hatte aber noch ein bisschen Zeit und bin wieder zu den Buchstützen gegangen, um Franz Kafka und Barak Obama zu erwerben. Sie waren anders als Dickens und Proust. Die beiden wurden so konstruiert, dass sie mit ihren Köpfen aus den Regalen schauen konnten.


Ich habe Probleme die Buchstützen dorthin zu positionieren, wo auch deren Bücher stehen, da die Bücher ausgerechnet dort stehen, wo ich die Buchstützen nicht unterstellen kann, weil die Höhe dafür nicht ausreicht. Ich werde die Bücher komplett umstellen müssen, wenn ich wirklich alles an einem Platz haben möchte. 



Jussi Adler Olsen
3.0 / D56
15:30 – 16:00 Uhr
Opfer 2117

Mit meinen beiden Autoren in meiner Tasche begab ich mich in die Halle 3.0 / D56, Spiegel – Stand. Ich hatte noch einen Platz erkoren können. Ich versuchte den Geist von Adler Olsen zu erfassen, ihn einzuhauchen, und musste feststellen, dass mir das nicht gelang. Die Chemie zwischen ihm und mir hat nicht gepasst. Er war mir zu einschleimend den Fans gegenüber, dass es mich geschüttelt hat. Ich kann am besten über Autor*innen schreiben, die mich innerlich berühren, die mich mitnehmen in ihrem Sog. Adler Olsen ließ mich aber kalt. Man kauft doch nicht ein Buch, um dem Autor einen Gefallen zu machen, sondern eher zum Selbstzweck. Deshalb war für mich diese Danksagung eher als ein Gesülze zu verstehen.

Er schaffte es von null auf die Bestsellerliste von 142 Ländern. 26 Millionen Bücher hat er verkauft. Zu verdanken habe er es hauptsächlich der deutschen Fangemeinde, hüstel. Olsen habe sehr spät angefangen zu schreiben. Er ist 1950 in der Hauptstadt Dänemarks geboren und hat erst 2005 zu schreiben begonnen. 

Er spricht zum Publikum:
Ich habe ein Problem und das Problem bist du. Denn die deutschen Leser*innen würden ihn viel zu gut kennen. Sie würden merken, wenn er Fehler in seinen Krimis einbauen würde. Zehn Romane zu schreiben, sei recht viel, und man würde schnell den Überblick verlieren. 

Jetzt kommt nochmals das Geschleime: Wenn eine Leser*in es schaffen würde, einen Fehler in seinen Romanen zu finden, bekäme sie/er den längsten Kuss der Welt, hüstel, hüstel.

In seinem jüngsten Buch Opfer 2117  behandelt der Autor die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer und hat daraus einen Krimi gemacht. Eine bestimmte Person mit der Nummer 2117 sei gemeint und er wollte ausdrücken, dass sich hinter einer Nummer ein Mensch befinden würde.



Ich erhob mich, und verließ Olsen, da ich mich um 16:00 Uhr ins Pavillon begeben wollte. Ich war aber nicht traurig, ihn nicht bis zum Schluss gehört zu haben. Im Pavillon fand eine  Diogenes - Talk Runde mit verschiedenen Autor*innen statt, der ich unbedingt teilhaben wollte.

Diogenes Talk
16:00 – 17:00 Uhr

In der Talkrunde saßen; Frau Ursula Bergenthal, Geschäftsführerin bei Diogenes, Thomas Meyer (Schweizer Autor, von Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin, Jahrgang 1974) Simone Lappert (neue Autorin von Der Sturz, Jahrgang 1983), Doris Dörrie (Deutsche Autorin von Leben, Schreiben, Atmen, Jahrgang 1955), Andrey Kurkow (Russischer Autor von Graue Bienen, Jahrgang 1961).

Ich habe den Verleger Philipp Keel sehr vermisst. Schade, dass er nicht dabei war. Er war verhindert und es hat ihn die Geschäftsführerin Ursula Bergenthal vertreten. Ich mag Keels Humor sehr gerne.

Mal schauen, was ich aus dieser großen Runde wiedergeben kann. Zu Beginn hatte sich Simone Lappert stehend vor das Publikum gestellt, und den Prolog aus ihrem Buch frei heraus rezitiert. Allein mit ihrer Stimme gab sie den Prolog wie eine Schauspielerin wieder. Sie hatte mich stark beeindruckt. Aber ich möchte die Reihenfolge einhalten. 


Auf dem Foto vorne Simone Lappert abgebildet. Im Hintergrund rechts die Geschäftsführerin von Diogenes Ursula Bergenthal. Interessanter Name, der wunderbar zur Schweiz passt. Links von ihr sitzt Thomas Meyer, mit dem ich nicht ganz warm geworden bin. Die Dame mit den Locken ganz links ist die Moderatorin dieser Talkrunde. 

Im nächsten Foto unten sind weitere zwei Autor*innen zu sehen. Doris Dörrie und Andrey Kurkow.


Der Geschäftsführerin Ursula Bergenthal wurden folgende Fragen gestellt:
Wie viele Manuskripte landen pro Jahr auf ihrem Schreibtisch? 2000 Stück.
Wer entscheidet, welches Manuskript angenommen wird und welches wieder zurückgeht?
Sie führen eine Käseprobe durch: Man bohrt Löscher in den Text, und wenn es immer noch Spaß macht zu lesen, wird dieses Manuskript angenommen. Diese Textprobe war sicher symbolisch gemeint.

Thomas Meyer?: Wenn man schreibt, dann schreibt man immer über sich selbst.

Simone Lappert: Nichts kommt aus einem heraus, was nicht irgendwann hineingegangen ist. Schreiben heißt, die Welt einatmen. Was Texte mit einem tun, ist recht viel.

Frage an Simone Lappert: Wie kommt man an Ideen? Gibt es ein Konzept? Nein, es gibt keine vorgefertigte Idee. Sie würde sich den Weg von den Figuren vorgeben lassen.

In ihrem Roman steht eine Frau auf einem Dach und möchte springen. Unten stehen Gaffer und warten nur darauf, dass die Frau springt. Eine Frau unten sagte, so eine wie die da oben sollte man erschießen. Simone Lappert hatte das sehr bewegt und sie fragte sich, was diese Frau dazu bewogen hatte, so einen Satz von sich zu geben? Simone Lappert musste ihre Figuren auch erst kennenlernen. Sie musste real selbst auf das Dach steigen, um zu begreifen, was es heißt, vom Dach springen zu wollen. Ihre Figuren seien unzufrieden mit ihrer Lebenssituation.

Doris Dörrie: Wir sind zu 30 % in uns Antisemiten. Das Böse, das sind nicht nur die anderen Menschen. Sie empfiehlt, diese Abgründe hochholen und darüber schreiben. Sie könne jedem innerhalb von zehn Minuten das Schreiben beibringen. Innere Abgründe bewusst werden lassen. Jeder Mensch würde einen inneren Reichtum besitzen. Wir alle sind Fiktion.

Nun noch ein paar Sätze zu Andrey Kurkows Buch Graue Bienen.
Kurkow spricht 6 bis 12 Sprachen, je nach dem, wie aktiv er mit den jeweiligen Ländern zu tun bekommt. Er behandelt mit seinem Buchtitel Graue Bienen einen Kriegsroman. Seit 2014 gibt es jeden Tag Tote und Verletzte. In der Ukraine? Gäbe es über 300 Bücher, die über Kriege berichten. Diese Bücher sind von Soldaten geschrieben aber zu wenige von Zivilisten. Ich bin sehr neugierig auf dieses Buch, das ich unbedingt lesen möchte.

Mit Thomas Meyer konnte ich nicht warm werden, wobei das Buchcover mir sehr gefallen hat.

Meine persönlichen Gedanken, die sich mir erneut auf dem Weg nach Hause ergeben haben
Wenn Doris Dörrie tatsächlich jedem das Schreiben beibringen könnte, dann hätten die Verlage echt ein Problem. Dann wären wir alle Schriftsteller*innen. Ich habe früher viel geschrieben, und möchte mir derzeit kein weiteres Hobby anlasten, weshalb ich das Buch nicht lesen möchte. Zeitlich gesehen schaffe ich noch nicht mal mehr, meine aktuellen Hobbys, Lesen und Musizieren, so zu betreiben, wie ich es gerne hätte. Aber Doris Dörrie hat mir auch Mut gemacht. Was das Schreiben insgesamt angeht. Meine Rezensionen weiter so zu verfassen, wie ich es selbst für richtig halte. Ich habe mich mit Simone Lappert identifiziert in der Form, dass mich Dinge aus Büchern und / oder aus dem realen Leben innerlich dermaßen beschäftigen, dass ich immer Stoff hätte, darüber zu schreiben. Und manche dieser Dinge passen thematisch in meinen Buchbesprechungen, die mir den Anstoß geben, das raus zu lassen, was in mir denkt. Doris Dörre macht mir Mut, das, was sich innerlich in mir durch ein Buch bewegt, darüber zu schreiben, auch wenn meine Rezensionen dadurch persönlich werden. Aber jetzt mache ich mich nicht mehr fertig deswegen, nein, denn mittlerweile finde ich es sogar richtig spannend, meinen eigenen Gedanken zuzuhören, die mir zuvor noch gar nicht bewusst waren, die ein Buch in mir geweckt hat. Jeder Autor der Belletristik schreibt subjektiv, jeder Autor schreibt in Metaphern gepackt über sich selbst. Und trotzdem lieben wir die Autor*innen, sonst müssten wir alle nur noch Fachbücher lesen. Katrine Engbert hatte letztes Jahr auf der Buchmesse verlauten lassen, dass auch wir, die Rezensionen schreiben, Autor*innen wären, und sie gab uns auf dem Weg mit, in uns zu horchen, was ein gelesenes Buch mit uns macht, und dem Ausdruck verleihen. Nichts anderes tue ich. 

Ich habe früher selber viele fiktive Kurzgeschichten geschrieben. Zwei Mal wurde ich auch auserwählt. Einmal als die Stadt Darmstadt Nachwuchsautor*innen gesucht hatte, um eine Schreibwerkstatt zu gründen, die von einem Darmstädter Schriftsteller, Kurt Drawert, geleitet und moderiert wurde. Von mehr als 300 Bewerber*innen wurde ich eine von zwölf anderen auserwählt. Auch an der Uni wurde ich ausgewählt, nach dem meine eingereichten Textproben bestanden hatten, und ich am literarischen Projekt Kreatives Schreiben teilnehmen konnte. Ein paar Jahre später habe ich das Schreiben allerdings aufgegeben, weil ich mich selbst nicht für gut genug hielt. Ich fand jeden besser, was habe ich doch den Schreibstil anderer bewundert, nur meinen nicht. Ich konnte auf einmal nicht mehr schreiben und musste aufhören. Wahrscheinlich war das eine ernste Blockade, die mich nicht mehr losgelassen hat, auch wenn mir andere Mut zugesprochen haben. Aber ein bisschen davon habe ich mir bewahrt, was ich in diesen Schreibwerkstätten gelernt habe. Nur über das zu schreiben, was man auch wirklich kennt. Nach innen gehen, horchen und darüber schreiben. Nichts anderes sagen uns auch die Autor*innen von Diogenes. Selbst Marcel Reich-Ranicki war sehr persönlich in seinen Buchkritiken. Aber diese Lebendigkeit, diese Offenheit hat ihn sympathisch gemacht, weil er einfach authentisch war.

Dies war mein zweiter Messetag, mein zweiter Messebericht.


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Mein dritter Tag, Freitag, den 18.10.2019
Um elf Uhr begann heute meine erste Veranstaltung, an der ich einen bekannten Autor treffen konnte.

Richard David Precht
Sei du selbst
Eine Geschichte der Philosophie
Süddeutsche Zeitung
3.0 / C 103
11:00 Uhr – 11:30 Uhr

Von David Precht habe ich nur ein Buch gelesen, Tiere denken, das mir sehr gut gefallen hat. Aber sonst hat er mich nicht sonderlich angezogen. Auch auf der Messe konnte er mich nicht begeistern. Was ist los mit mir? Ich sagte ja schon zu beginn, dass keine meiner Lieblinge dieses Jahr vertreten war, schnief … Mal schauen, was ich noch zusammenkriegen kann.



Sei du selbst ist der dritte Band, der vierte ist unterwegs. Alle vier Bände bauen aufeinander auf. 

Erster Band: Erkenne die Welt, zweiter Band Erkenne dich selbst, dritter Band Sei du selbst.

Aber Precht schreibt nicht nur ein Buch. Er würde noch an anderen Büchern sitzen.

Ich habe mir nicht viel gemerkt. Ich habe mir nur gemerkt, was gut klang, was philosophisch klang.

Es ist besser, das Leben hat keinen Sinn, als einen Sinn, den ich nicht akzeptieren kann.
Wobei ich mich hierbei gefragt habe, wer sich denn einen Sinn aufdrängen lässt? Jeder kann Sinn nur für sich selbst definieren und nur bei sich selbst finden.

Oder
Glück ist mehr als die Addition von Sinnmomenten.

Oder
Der Octubus ist der Mensch des Meeres.

Precht muntert seine Leser*innen auf, Erfinder*in der eigenen Wahrheit und der eigenen Welt zu sein.

An mehr kann ich mich nicht erinnern. Ich habe mit meiner Bücherfreundin Anne am Telefon darüber gesprochen und sie sagt, dass sie Precht mag, weil er philosophieren kann, dass es auch normale Menschen verstehen können. Prechts Bücher seien in einer einfachen Sprache geschrieben. Ja, das stimmt, das wurde auch von dem Moderator gelobt. Aber er ist dennoch nicht mein Typ. Aber neugierig bin ich schon geworden. 

Vielleicht bin ich von Precht etwas abgeneigt, weil er weiß, dass Tiere fühlende Wesen sind, und er trotzdem wieder Fleisch konsumiert. 

Danach bin ich wieder durch die Hallen gelaufen und ich überall so wunderschöne Buchmomente aufnehmen konnte, woran ich noch lange zehren werde.



Michael Endes Märchen Die unendliche Geschichte feiert 40- jähriges Jubiläum. Ich kann mich erinnern, als ich das Buch von meiner Schwester zum 16- Geburtstag geschenkt bekommen habe. Leider ist das Foto sehr unscharf geworden.

Und auch Harry Potter war wieder vertreten. Ich dachte dabei an die Harry Potter - Expertin Christina Sauer und daran, als sie mir den Potter näher gebracht hat und ich tatsächlich durch ihren Einfluss 2018 alle Bände gelesen habe, was ich schön finde, weil Tina meine Neugier so sehr angekratzt hatte, dass ich Potter unbedingt lesen musste. Ich habe aber nur die Bücher gelesen. Die Filme stehen noch ungeschaut im Regal.



An der Wand sind einige Figuren, z. B. die Eule Hedwig, und einige Episoden dieses Märchens sind eingerahmt. 


Sehr wohnlich unter der Treppe, allerdings wurde Harry Potter hier von den fiesen Verwandten einquartiert. Er hatte noch kein eigenes Zimmer bekommen. Aber trotzdem schön gemacht. 


Alle Bände können im Schuber erworben werden. 

Und weiter geht es mit wunderschönen Kinderbuchmotiven 





Ich liebe diese surreale Symbolik. Da möchte man am liebsten wieder Kind sein. Wunderschön. 

Und jetzt eine ganz traurige Grafik. In England sind nicht nur Flüchtlinge unerwünscht, sondern auch Obdachlose. Der Text: Obdachlose sollten wie Tauben behandelt werden. Der Londoner Stadtteil Camden setzt Stahlstachel ein, um Obdachlose vom Schlafen an öffentlichen Plätzen ab zu halten. Eins steht fest; ich werde England bestreiken. Ich kaufe keine englische Produkte, und nach England reisen werde ich auch nicht mehr. 



Auf dem Weg zum Bloggertreffen begegnete ich noch den Geo-Frosch.




Diogenes Bloggertreffen 
mit Pressereferentin Susanne Bühler
Halle 3 / Via West
Raum Fragment
14:00 Uhr – 15:30




Auf dem Bloggertreffen habe ich mir nicht viel notieren können, da ich sehr schlecht gesehen habe, was Susanne Bühler auf dem Tablet hochgehalten hatte, sodass ich mir keine Notizen mehr gemacht habe. Auf jeden Fall gibt es eine neue Bücher - Reihe, die kurz vor der Veröffentlichung steht. Wer die junge Frau neben Susanne ist, kann ich nicht mit Namen benennen, da ich es nicht geschafft hatte, pünktlich zu sein. Aber sie wirkte zusammen mit Susanne sehr sympathisch und kompetent.

Capri Krimi, Autor will anonym bleiben. Der Krimi ist mit italienischem Setting geschrieben, Nord / Südgefälle.

Peter Fauting, ein niederländischer Schriftsteller. Buchtitel: Was von uns bleibt, wenn wir nicht mehr sind.

Marco Balzano, ein Autor aus Südtirol. Behandelt in seinem neuen Buch die Hitlerthematik und den italienischen Faschismus im Südtirol. Ein Bestseller in Italien.

Katrina Engberg, bekannte dänische Krimiautorin Glasvögel Kopenhagen würde hier sehr gruselig beschrieben werden.

Ingrid Noll, bekannte deutsche Krimiautorin. Im neuen Buch schreibt sie verschiedene Geschichten.

Daniela Krien, bekannte deutsche Autorin. Der neue Band beinhaltet Erzählungen. Ihr Roman Liebe im Ernstfall hat mir sehr gut gefallen, und kann ihn nur weiterempfehlen.

Sascha Philip, ein Autor aus Weißrussland. Sein Buch Rote Kreuze ist ein politischer Roman. Aber es geht auch um einen an Alzheimer erkrankten Menschen.

Martina Borga ? Schreibt über eine Alltagsgeschichte Wir holen alles nach.
Dies waren Autor*innen, die ich mir gemerkt habe, sicher habe ich den einen oder anderen vergessen, und deshalb nicht erwähnt. Zwei Kinderbücher waren noch dabei, und ich mir nur die Titel gemerkt habe:

Heute nicht aber vielleicht morgen und Der Panther.

Dies waren alles Neuvorstellungen, die zum Frühjahr 2020 erscheinen werden.
Zu Beginn dieses Bloggertreffens haben wir es wieder mit Simome Lappert zu tun bekommen, die erneut ihren Prolog aus Der Sturz vorne vor dem Publikum stehend auswendig rezitiert hatte. Manches kannte ich von dem gestrigen Diogenes Talk.

Fragen an die Autorin:

Wie schafft sie es, den Sturz so authentisch wiederzugeben?
Der Text sei ein Klangkörper. Sie würde mit Musiknoten schreiben. Der Text habe einen eigenen Song, deshalb könne sie beim Schreiben keine Musik hören. Sie liest sich ihren Text laut vor.

Was ist mit Recherchen? Sie musste viel recherchieren, da es in dem Buch mehrere Berufsgruppen geben würde, die sie vorher nicht kannte.

Sie schreibt ohne ein Konzept, sonst würden sich ihre Figuren wie Schablonen anfühlen. Sie würde ihre Figuren während des Schreibens kennenlernen. Aber manchmal entwickeln die Figuren auch ihr Eigenleben, und mach auch nur, was sie wollen. 

Das war´s erst mal. Ich habe noch so viele Fotos, die ich noch nicht bearbeitet habe. Ich werde diese auf den Samstag einpflegen, weil ich am Samstag kaum Vorträge verfolgt hatte. Es war mir einfach zu voll. 

Dies war nun mein dritter Messetag, mein dritter Messebericht. 

Morgen folgt der vierte und der letzte Bericht. 


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 Mein vierter und letzter Tag, Samstag, den 18.10.2019

10:00 Uhr Blogger*innentreffen am Diogenes - Stand

Hier ein Gruppenfoto von unserem Bloggertreffen. Mit einem tollen Hintergrundplakat der neuen Diogenes - Autor*innen; Thomas Mayer (re) nebendran Simone Lappert (re), Doris Dorrie (li), der Autor neben Doris Dörrie ist Dror Misani, den ich verpasst habe. Sein Buch Drei wurde im August dieses Jahres verlegt. 


Foto: Mary Lise Rheault-Scherer


Und hier die Namen der Blogger*innen:
mit Sabine KrassBeate HeitmeyerUlrike RabeMonika HönischMirella PagnozziMichaela HanelThomas Klaus JessenPetra Samani und Bolla Eszter. Und mit Susanne Bühler, Pressereferentin bei Diogenes. 


Alles sehr interessante Menschen. Ich selbst sehe ein wenig mitgenommen aus :-). 


Diogenes Crime Talk, Nele Neuhaus und Katrine Engberg
Im Pavillon
11:00 – 11:45 Uhr

Um elf Uhr begann im Pavillon eine Crime Talk-Runde mit den beiden Krimiautorinnen Nele Neuhaus und Katrine Engberg. Nele Neuhaus war allerdings hier die Interviewerin von K. Engberg. 

Mal schauen, was ich mir behalten habe. 



Das Foto ist leider etwas unscharf geworden.

K. Engberg erzählte etwas darüber, wie sehr sie sich eine Freundschaft mit Nele Neuhaus gewünscht hatte. Ihr Wunsch ging vor einem Jahr in Erfüllung. Sie lernten sich im Frühjahr 2019 auf einer Krimimesse in Dänemark persönlich kennen. Zwischen ihnen beiden hat es durch die literarische Seelenverwandtschaft tatsächlich gefunkt, sodass sich eine Freundschaft auftun konnte. N. Neuhaus wurde eingeladen, ihre Krimikollegin in dieser Runde zu interviewen.

Ich erinnere nochmals, dass ich keine Krimileserin bin. Ich bin lediglich aus Neugier in diese Runde gegangen, weil ich die meisten Diogenes-Autor*innen sehr schätze. Man kann ja Autor*innen trotzdem mögen, auch wenn man deren Bücher nicht lesen möchte, schon gar nicht mit blutrünstigem Hintergrund. Dafür bin ich ein viel zu großes Weichei.
Da ich schon letztes Jahr mehrmals Katrine Engberg auf der Buchmesse gesehen und gehört habe, bin ich mal gespannt, ob ich hier etwas Neues erfahren werde.

Auf geht´s:
Kurz noch ein paar Daten zu K. Engberg. Katrine Engberg ist eine dänische und sehr sympathetische und sehr menschliche Krimiautorin. Sie wurde 1975 in Kopenhagen geboren.
Sie würde viel Wortwitz beherrschen und gebraucht für ihre Krimis jede Menge Metapher. Bisher habe sie neun Krimis geschrieben und reichlich Jugendliteratur.

Nele Neuhaus ist Jahrgang 1967 und kommt aus dem Taunus. Die ersten Bücher habe sie im Selbstverlag herausgebracht, bis sie von dem Ullstein Verlag entdeckt wurde. Mittlerweile würden ihre Bücher in zwanzig Ländern übersetzt werden.

Frage: Warum hat sich Engberg für das Genre Krimi entschieden?
Antwort: Durch die Eltern. Sie bezeichnet ihre Eltern als kulturelitär und hätten dadurch viele Krimis gelesen. Sie sei regelrecht mit diesem Genre aufgewachsen. Sie habe schon als Kind Träume mit Tötungsdelikten gehabt und setzte dies fiktiv in ihrem Hobby um.
Frage: Gibt es so etwas wie Einsamkeit, wenn sie schreibt? Nein, sie sei nicht einsam, denn sie verbringe am Schreibtisch die Zeit mit ihren Figuren, die sie beschäftigen. Die Charaktere der Figuren seien sehr vielfältig.
Frage: Geht es Katrine inhaltlich um die Spannung? Nein, um die Spannung gehe es ihr nicht, vielmehr was zwischenmenschlich passiert, das sei ihr ganz wichtig.
Frage: Gibt es eine Lieblingsfigur? Nein, sie würde alle Figuren lieben.
Frage: Wie viel Katrine steckt in den Figuren? Es wurde viel gelacht, weshalb ich die Antwort wieder vergessen hatte, weil so viel gewitzelt wurde. Ihr sei die Authentizität sehr wichtig. Machomänner würde Katrine nicht mögen, sie mag eher intuitive, sensible Männer.
Frage: Wo habe sie einen Knacks? Sie habe eine Bakterienphobie. Die Neurose habe sie allerdings ihrem Vermittler im Roman weitergegeben.
Frage: Wie viel Recherche musste sie auf sich nehmen? Ich musste Kontakt zur Polizei und zu den Rechtsmedizinern aufnehmen.
Frage: Was passiert im Tatort? Sie hatte die Idee, jemanden mit Reinigungsmitteln umzubringen. Dadurch musste sie erstmal eruieren, mit welchen Reinigungsmitteln man jemanden überhaupt töten könne. Und wie man diesen Vorgang umsetzen und beschleunigen könne.
Frage am Schluss: Was mag Katrine an Deutschland? Die Liebe zur Kultur und zur Literatur. Nirgends auf der Welt würde man so viele Menschen wie hier nur allein wegen der Bücher auffinden. Dabei zeigte sie auf das Publikum, das den ganzen Pavillon füllte.

Dies war nun die letzte Veranstaltung aus der Buchmesse 2019.
Ich werde nun in mein Posting zu diesem Tag noch Fotos einfügen, die ich auf meinem Blog noch nicht übertragen habe. Vor allem hatte ich das Gastland Norwegen noch nicht betreten.

Gastland Norwegen
Ich war ein wenig von dem Gastland enttäuscht. Die Lesungen fanden zudem noch auf Englisch statt, wofür mein Alltagsenglisch nicht ausreichend genug war. Ich erinnere mich vor mehreren Jahren an das Gastland Finnland, das war pädagogisch so vielfältig aufgebaut, dass ich davon ausgegangen bin, dass mich Norwegen auch ansprechen würde. Vielleicht habe ich meine Erwartungen definitiv zu weit hoch gesetzt. 
Trotzdem schön, da gewesen zu sein. Manchmal benötigt man nur etwas Zeit, bis sich die vielen Eindrücke ein wenig gesetzt haben. 

Hier ein virtuelles Spiel, das man selbst nicht ausprobieren konnte, weil es dauerbesetzt war. Ich hätte das Programm gerne analysiert. 



Und im nächsten Foto konnte man jede Menge stempeln und sich dadurch mit der Symbolik Norwegens vertraut machen. 


Natürlich hatte auch Norwegen jede Menge Tische mit schönen Büchern aufgestellt, die ins Deutsche übersetzt waren. 

Auf dem Weg in die Hallo 3.0 traf ich Wolf und Fuchs. Meine Tierliebe hört auch hier nicht auf, als ich zu witzeln begann, denn als ich mich verabschiedet hatte, warnte ich sie, acht zu geben vor den Jägern, die alles abknallen, was vier Beine hat. Ja, ja, antworteten sie. Wir sind auf der Hut, wir wissen, wie radikal Jäger sein können. 


   


Aber mir sind noch mehrere Figuren zu Gesicht gekommen. Eine davon; Frau Erotik hier zu Gast, ohne dass es übertrieben gewirkt hat. Ich finde, Schönheit darf sich zeigen.






Andere sahen auch gut aus, auch wenn ich mit deren Symbolik noch nicht viel anzufangen weiß. Könnte im Fantasybereich passen.







Aber nicht nur junge Leute haben sich kostümiert, auch Damen mittleren Alters. 



Evtl. eine wohlhabende Dame aus dem Mittelalter. Damals wurden Menschen nicht so alt, aber es gab doch einige, die Glück hatten und alt wurden. 

So viel zu den Kostümierungen. Heute, am Samstag, konnte man zum ersten mal Bücher an den Verlagsständen kaufen. Ich werde am Ende ein Foto meiner Buchschätze einbringen. Ich hatte mir ein paar Bücher aufgeschrieben, die aber verstreut in verschiedenen Hallen ausgestellt waren. Die BM-App fand ich genial, ich konnte dort immer nachschlagen, in welchen Hallen bestimmte Verlage ausgestellt waren. 


Auf dem Foto oben wurde man nach Portugal versetzt, mit kulinarischer Ausführung. Konnte ich aber nicht kosten, da ich keine Wurst, etc. esse. Aber es war sehr schön gemacht, sodass ich das Foto erst erstellt hatte, als die Wurstteller leer waren.



Ist das nicht ein traumhaft schönes Buchbild? Da hat sich der Reiseverlag Marco Polo auch ganz schön ins Zeug gelegt. 


Und noch andere Verlage haben es schön gemacht mit den vielen interessanten  Buchmotiven, der Verlag Kein und Aber.


Hier konnte man hineingehen, mit der Hand ein Buchcover antippen, und anschließend bekam man den Inhalt des Buches kurz und prägnant mit einer wunderschönen Animation vorgezeigt. 

Und noch ein paar sehr schöne Werbegeschenke. Früher hatte ich keine Werbegeschenke erhalten, weil ich mir nie die Zeit genommen hatte, da ich von einer Lesung zur nächsten gehetzt bin. Aber das war auch schön. Mich hatten die Lesungen auch sehr bereichert. Schöne, geistreiche Gedanken mit nach Hause zu tragen, ist wundervoll. Von daher ist alles wie es ist, gut wie es ist. 

Eine wunderschöne große Box von Klett Cotta. Daneben ein sehr interessantes Buch vom mega print Verlag.






16 kleine Büchelchen sind darin eingebettet. Man kann sie herausnehmen und blättern. Zum Lesen brauche ich eine Lupe wegen der zu kleinen Schrift. Die Büchelchen sind alle in englischer Sprache verfasst. 





Und zum Schluss noch ein politisches Plakat zu den Menschenrechten.


So, der letzte Schritt, meine Buchschätze


Im Schuber befinden sich vier Bände deutscher Märchen. 

Und hier noch einen letzten Gruß von Marcel Proust.




Viviana Scarinci schreibt über Elena Ferrante. Ein Essay über die Welt von Elena Ferrante. Auf der BM konnte ich von einem italienischen Verleger in Erfahrung bringen, dass Ferrante von italienischen Literaturkritiker*innen regelrecht zerrissen wird. Da bin ich doch erleichtert, dass ich nicht die einzige bin, die Ferrante kritisch gelesen hat.  Ich weiß allerdings nicht, ob das das richtige Buch ist, da die italienischen literaturkritischen Bücher leider nicht ins Deutsche übersetzt sind. 

Es kommt immer darauf an, auf welcher Seite man steht. Schreibt man über ein klischeehaftes Italien, gewinnt man Buchpreise. Schreibt man über ein klischeehaftes Deutschland, erntet man Prügel.

Dieses Jahr habe ich den Bücherkauf bremsen müssen, da ich so viele Bücher bei mir zu Hause noch lesen muss. 

Mein Fazit
Ich bin immer wieder von der Buchmesse fasziniert. Auch wenn ich nicht alle fünf Tage habe durchhalten können, habe ich so viele Eindrücke wie nur möglich mit nach Hause tragen können. Ich zehre noch immer davon. Wunderschöne buchige Momente auf mehrere Tage verteilt. Die Buchmesse ist für mich wie Weihnachten. Sie kommt alle Jahre wieder. Und wir sitzen dort alle, die die BM besuchen, in einem Boot. Wir haben alle eines gemeinsam: Wir alle lieben Bücher. Das eint und das verbindet uns. 

Die BM-App hat mir dieses Jahr noch bessere Dienste erweisen können als im letzten Jahr. Toll, dass es sie gibt.

Einen Wunsch hätte ich aber doch noch. Die Pforten öffnen auch für ärmere Menschen. Ich kenne durch meinen Beruf viele Leute, die gerade genug Geld zum Leben haben, manche beziehen sogar noch Grundsicherung hinzu, ergänzende Sozialhilfe, weil sie durch eigenes Einkommen nicht über das Existenzminimum verfügen. Viele dieser Menschen würden sehr gerne auch mal auf die BM kommen, aber sie können sich den Eintritt nicht leisten. Es müsste einen Sondertarif geben für Menschen, für die der Eintritt zu teuer ist. 

Auch für gehbehinderte Menschen müssten viel deutlichere Beschilderungen geben. Meine Freundin Ina D. wird die Missstände als Betroffene sicher auch noch auf ihrem Blog deutlich machen. 

Eine barrierefreie Buchmesse für alle Menschen. Inas Beitrag könnt ihr hier nachlesen.

Das war es. Viele buchige Grüße an die Welt da draußen. 

Der Mensch ist keine Insel, wir sind mit allen verbunden.
(Autor unbekannt)


Henning Mankell / Die italienischen Schuhe

Klappentext 
Fredrik Welin ist etwas widerfahren, das er nur »die Katastrophe« nennt. Danach hat sich der ehemalige Chirurg auf eine kleine Insel in den Schären zurückgezogen und meidet jeden Kontakt mit den Menschen. Doch dann steht eines Tages seine Jugendliebe Harriet vor der Tür und erinnert ihn an ein altes Versprechen. Er folgt ihr auf eine Reise in die Vergangenheit, voller unverhoffter Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen. Eine Reise, die ihm den Weg zurück zu den Menschen weisen wird ...

Autorenporträt
Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.

Meine ersten Leseeindrücke

Ich befinde mich derzeit auf der Seite 254 und von ersten Leseeindrücken kann keine Rede mehr sein. Aber ich erinnere mich an meine ersten Impressionen, die sich mir ergaben, als ich ein paar Seiten durch hatte. Der Autor schreibt sehr tiefgründig, genau nach meinem Geschmack, sodass ich neugierig wurde, mehr aus der Geschichte erfahren zu wollen. Die Charakterisierung vieler Protagonist*innen sind recht problembehaftete, einsame und ernste Geschöpfe.

Neugierig hat mich durch meine Schweden-Reise die Trilogie gestimmt:

Die italienischen Schuhe, Die schwedischen Gummistiefel und Treibsand


Der Buchtitel Die italienischen Schuhe stimmte mich neugierig, und so wollte ich wissen, was Mankell mit diesen auf sich hatte, und ob er es schafft, klischeefrei darüber zu schreiben. Eine Antwort habe ich mittlerweile erhalten, die ich mir aber für die kommende Buchbesprechung aufsparen möchte. 

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 368 Seiten
·         Verlag: Dtv; Auflage: Ungekürzte Lizensausgabe (1. Juni 2009)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3423211520

Hier geht es zu der Verlagsseite von dtv.



Montag, 14. Oktober 2019

Eine belastende Mutter-Sohn-Beziehung

Auf den folgenden Seiten von 321-330 sind Anne und ich über den Konflikt zwischen Mutter und Sohn ein wenig schlauer geworden.

In dieser Besprechung werde ich nur auf einen Brief eingehen, und zwar geht es um einen recht langen Brief an die Mutter, den ich unbedingt analysieren möchte. Die anderen Briefe geben mir nicht so viele Inputs und lasse sie aus.

Des Weiteren erfährt man aus den Fußnoten wiederholt, dass Proust mehrere selbst verfasste literarische Texte im Pseudonym herausgebracht hat. Warum bringt er seine Schriftstücke im Pseudonym heraus? Eine Antwort ist aus den Briefen nicht herauszulocken. Das werden wir sicher in den späteren Briefen noch erfahren.

An Jeanne Proust
09.03.1903, Marcel ist hier noch 31 Jahre alt.

Schon die ersten Zeilen dieses Briefes wirken selbst für uns als Leserinnen recht belastend. Immer wieder bekommt man zu lesen, wie kränklich Proust ist, und dass die Mutter wenig Entgegenkommen und Verständnis für ihn aufbringen kann.

Auch sind wir dahintergekommen, weshalb Marcel in den letzten Briefen seine Dienstboten abgezogen bekommen hat. Seine Mutter möchte, dass der Sohn endlich auf die Beine kommt, und für sich selber sorgt. Was seine Erkrankungen betreffen, verlangt die Mutter von ihm, dass er eine gesündere Lebensweise einnimmt. Vor allem sein Tag / Nachtrhythmus sei dermaßen gestört, dass sich dies negativ auf die physische und auf die psychische Gesundheit auswirken würde.
Ma chére petite Maman, 
mit dem verqueren Vorauswissen könntest Du keinen passenderen Moment finden, um mit Deinem Brief gleich im Keim die dreifache Reform zu ersticken, die am Tag meiner letzten Abendgesellschaft (…) ins Werk gesetzt werden sollte und die durch meine erneute Erkältung aufgeschoben worden ist.

Unter der dreifachen Reform könnte, laut Fußnote, gemeint sein:

Den Tag / Nacht Rhythmus einhalten; nachts schlafen und am Tag Aktivitäten nachgehen.
Die Einhaltung der Essenszeiten und der Verzicht auf Schlafmittel.

Wie man weiter unten im Text entnehmen kann, ist Proust in den Frühjahrsmonaten erst am Abend aus dem Bett gestiegen. Das kann ich mir vorstellen, dass es der Mutter übel aufgestoßen ist. Aber wenn der Sohn unter Heuschnupfen leidet? Diese Krankheit schien damals noch wenig erforscht gewesen zu sein. Sehr wahrscheinlich gab es noch nicht einmal entsprechende Medikamente. Weiter geht es im Brief:
Das ist schade, denn nachher wird es zu spät sein. Von Mai bis Ende Juni wäre ich, keinesfalls vor sieben Uhr abends aufgestanden, weil ich nur zu gut weiß, was dabei in dieser Jahreszeit für mein Asthma herauskommt. Aber Du dachtest offenbar, dass, wenn ich die Absicht hätte, ein anderer zu werden, es genügen würde, mir zu sagen:  >Ändere Dich, oder aus Deiner Einladung wird nichts<, was mich sofort auf jede Änderung hätte verzichten lassen – wobei ich mich dabei nicht hätte als leichtfertig und launisch, sondern als ernst und vernünftig erwiesen hätte-. und dass, wenn ich eine solche Absicht nicht gehabt hätte, mich weder Drohungen und Versprechen dazu hätten bewegen können- denn wie hätte ich denn wohl vor mir selbst und vor Dir dagestanden?

Die Mutter setzte demzufolge Druckmittel ein. Wenn er sich nicht ändert, bestraft sie ihn in der Form, dass Marcel im Hause Proust keine Abendgesellschaft geben dürfe, was für Marcel schwer zu akzeptieren ist. Denn so wäre er gezwungen, die Dinnerparty in einer Gaststätte steigen zu lassen, was allerdings mit hohen Kosten verbunden wäre. Und Proust kann diese Kosten selber gar nicht aufbringen, da er mit seinem Schreiben nicht ausreichend zu verdienen scheint. Proust vergleicht, was für den Bruder oder für den Vater für ein gesellschaftliches Abendessen investiert wird.
Denn ich werde das Essen unweigerlich im Restaurant geben müssen, da Du mir verweigerst, es hier zu geben. Und ich mache mir nicht die geringste Illusion: Auch, wenn du sagst, es sei keine Repressalie, wirst du mir sicher, wenn ich es im Restaurant gebe, nicht die gleiche Summe bewilligen, die es dich hier gekostet hätte. (…) Ich verstehe also nicht, warum diese Abendessen, bei denen ich euch, trotz meines Gesundheitszustandes, der mir solches beschwerlicher macht als euch, nie meine Mithilfe verweigert habe, möglich sind, wenn sie Papa oder Robert nützen, und unmöglich, wenn sie mir nutzen könnten.

Und wieder kommt Proust in die Rechtfertigung, zeigt auf, dass er trotz Krankheit nicht untätig zu Hause rumsitzt, sondern seine Zeit mit der Ruskin-Übersetzung sinnvoll nutzt.
Heute Nacht habe ich, trotz starkem Fieber, an Ruskin gearbeitet und bin sehr erschöpft, was überhaupt das mich beherrschende Gefühl ist bei allen Widrigkeiten, die das Leben allen meinen Versuchen, es wieder an sich zu ziehen, ständig entgegensetzt; und so schreibe ich Dir nicht länger. Anfang Dezember, als Du Dich über meine geistige Untätigkeit beklagtest, sagte ich Dir, Du wärest unmöglich, wenn Du angesichts meiner Auferstehung, statt alles, was sie ermöglicht hatte, zu preisen und zu lieben, sofort von mir verlangtest, ich solle mich wieder an die Arbeit machen. Gleichwohl machte ich mich an die Arbeit, die Du wünschest. 

Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass die ambitionierte Mutter die Ruskin-Arbeit favorisierte, und sie andere schriftliche, literarische Tätigkeiten als weniger seriös gegenüberstand. Das Buch Jean Seanteuil war z. B. noch gar nicht abgeschlossen.
Ob es mich weniger angesträngt hätte, wenn ich es an einem gesünderen Ort ohne Ofenheizung hätte tun können, weiß ich nicht, ich glaube es, offengestanden, nicht. Nichtsdestoweniger lebe ich noch halbwegs, und trotz der gewaltigen Menge Arbeit, die ich geleistet habe, berichtest Du mir täglich von Leuten, die angeblich ihr Erstaunen darüber äußern und glücklich sein sollen, mich so wohlauf zu sehen.
In diesem Brief wird nun endlich der Konflikt deutlich ausgesprochen. Unter einem wahnsinnigen Leistungsdruck steht dieser Marcel, der sogar arbeitet, obwohl er krank ist. Und dass die Leute ihn so wohlwollend erleben, lassen den Eltern seine multiplen Erkrankungen anzweifeln.

Immer wieder liest man in diesem Brief, wie schlecht für diesen Marcel gesorgt wird, obwohl er kränklich ist. Mal schreibt er nachts der Mutter einen Brief, statt sich schlafen zu legen, mal schreibt er, dass er in einem kalten Speisezimmer zu Abend gegessen hat, und er ausgehen muss, um sich an der Luft gehend aufzuwärmen, und er dadurch erneut einen Fieberanfall erlitten hatte. Das ärgert den Sohn.
Du kannst mir nicht auf positive Weise Gutes tun und bist auch nicht auf dem richtigen Weg dahin. Aber wenn Du allzu häufige Erkältungen von mir fernhieltest, würdest Du mir auf negative Weise helfen, und zwar erheblich. Das würde ein Leben, das ich aus vielerlei Gründen lieber in einer getrennten Wohnung führen würde, weniger schwierig gestalten.

Warum der Proust – Kreis dies für ein starkes Stück hält, dass er für seine Medizin selbst aufkommt, ist uns nicht verständlich. Mit Anfang dreißig darf man das ruhig verlangen.
Ich finde mich also mit dem Leben ab, wie es ist. Die Betrübnis, in der ich lebe, schenkt mir wenigstens den Trost der Philosophie.

Das haben Anne und ich nicht ganz verstanden. Wieso findet er sich mit seinem Leben ab, als wäre es in Stein gemeißelt? Er kann von zu Hause ausziehen, sich einen Job suchen, um sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Scheinbar versucht Proust, es seiner Mutter in allem recht machen zu wollen, ohne ihren Ansprüchen tatsächlich gerecht werden zu können.
Dies hat indes den Nachteil, dass man die Betrübnis der anderen auf fast genauso natürliche Weise hinnimmt wie die eigene. Aber wenigstens liegt es, wenn ich Dir Kummer mache an Umständen, die nicht von mir abhängen.

Wahrscheinlich spielt er hier auf seine Erkrankungen an.
In allem anderen versuche ich stets, nur das zu tun, was Dir Freude bereiten kann.

Diesen Ansprüchen kann kein Kind gerecht werden, deshalb wäre es gut, wenn Junior auszieht und seinen Lebensweg so bestreitet, wie er es selbst für richtig hält.
Von Dir kann ich nicht das Gleiche sagen. Ich stelle mir vor, ich sei an Deiner Stelle, und male mir aus, wie es wäre, wenn ich Dir nicht ein, sondern hundert Abendessen abzuschlagen hätte. Aber ich bin Dir deswegen nicht böse und bitte Dich nur, mir keinen Brief mehr zu schreiben, auf den ich antworten müsste, denn ich fühle mich wie gerädert und sehne mich nur noch danach, all diese Mühseligkeiten hinter mir zu lassen.

Dies war ein sehr trauriger Brief. Aber dennoch wird es Zeit, dass erwachsene Kinder recht schnell pflüge werden, um den Eltern nicht weiter auf der Tasche zu liegen. Anne und ich hatten uns erinnert, als wir von zu Hause ausgezogen sind. Auch wir hatten es nicht leicht, und trotzdem war der Auszug eine Notwendigkeit, um richtig erwachsen werden zu können. Für Eltern bleibt man immer klein, was keinem Kind hilft, sich zu lösen.

Marcel Proust hatte viele Fähigkeiten, er hätte sich eine Arbeit suchen können, die ihn geistig fordert und körperlich schont. Wir fragten uns, in was für einer Welt Proust lebt? Anne hat sich zurückerinnert, als Proust beruflich noch in der Bibliothek Mazarine beschäftigt war, und er mehrere Jahre wegen der Krankheit mit der Arbeit aussetzen durfte, und er später versucht hatte, eine Unbefristung zu erwirken. Kein Arbeitgeber würde dies bewilligen, auch Prousts Arbeitgeber nicht, weshalb ihm schließlich gekündigt wurde.

Soviel zu Proust und zu der belastenden Mutter-Sohn-Beziehung.

Einen Nachgedanken gibt es noch hinzuzufügen 
Anne und ich fragten uns, warum Proust immer Briefe schreiben muss, um die Konflikte zu Hause zu klären? Ich bin in mich gegangen, weil ich Proust in dieser Hinsicht auch sehr gut verstehen kann. Mir geht es ähnlich, ich schreibe lieber über Probleme, als sie mündlich auszusprechen. Dies scheint dem Marcel nicht anders zu ergehen. Schreibend kann man sich häufig besser ausdrücken, als es mit gesprochenen Worten der Fall ist. 

Nächstes Wochenende fällt Proust aus, da ich mich auf der Frankfurter Buchmesse befinde, und ich jede Menge Bucherlebnisse/Interviews transkribieren muss.

Weiter geht es dann am übernächsten Wochenende von Seite 331 – 341.

_________________
Unser aller Schicksale sind vermutlich geschaffen, 
um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

Gelesene Bücher 2019: 22
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
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Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Montag, 7. Oktober 2019

Sinnwidrigkeiten zu Ruskin-Übersetzungen

Weiter geht es von der Seite 312 bis 321. 

Auf den folgenden Seiten gibt es drei Briefe, die mich noch weiter beschäftigen werden. Im ersten Briefwechsel scheint Proust mit seiner Mutter einen schweren Konflikt auszufechten, der doch eher psychologisch bedingt ist. Ich habe noch nicht erfassen können, aus was dieser Konflikt besteht. Die Mutter scheint ein nettes Verhältnis zu ihrem Sohn zu haben, wenn er erkrankt ist. Warum?

Im nächsten Brief steht Proust im Austausch mit seinem Freund Bibesco, dem er schreibt, dass er sich im Beruf nicht ausreichend ausgefüllt fühlt und schüttet ihm sein Herz aus.

Im darauffolgenden Brief wird Proust, was seine Ruskin-Übersetzungen betreffen, von seinem Verleger mit heftiger Kritik konfrontiert, dass seine Englischkenntnisse miserabel seien. Eine schwere Kränkung für Proust, der aber wieder alles gibt, sich dem Kritiker mit triftigen Gegenargumenten zu widersetzen. Trotzdem stellt sich hier die Frage, wie Proust es nur geschafft hat, trotz fehlender Englischkenntnisse Ruskin zu übersetzen? Mit Worten lässt sich ja vieles erklären, solange, bis es passt. Die Antwort bietet der Brief, der an den Verlagsdirektor geht.

Um die Reihenfolge einzuhalten, beginne ich mit dem Brief an die Mutter. Ich versuche, noch immer herauszufinden, was das ist, was Proust in der Beziehung zwischen Mutter und Sohn so sehr gequält hat. Mal schauen, im zweiten Lesedurchgang erfasst sich mir besser die Problematik. Was wirft die Mutter dem Sohn vor? Ich bin auf Annes Meinung noch gespannt.

An Jeanne Proust
6. Dezember 1902, Marcel Proust ist hier 31 Jahre alt
Ma petite Maman,da ich Dich nicht sprechen kann, schreibe ich Dir, um Dir zu sagen, dass ich Dich einigermaßen unbegreiflich finde. Du weißt doch (…) dass ich, kaum heimgekehrt, alle meine Nächte weinend verbringe, und das nicht ohne Grund; und Du sagst mir den ganzen Tag lauter Dinge wie: >>Ich habe vergangene Nacht nicht schlafen können, weil die Dienstboten um elf zu Bett gegangen sind.<< Ich wollte, es wäre nur das, was mich am Schlafen hindert! Heute, als ich keine Luft bekam, habe ich den Fehler begangen, nach Marie zu läuten (weil ich etwas zum Rauchen brauchte), nachdem sie mir gesagt hatte, sie habe gerade zu Mittaggegessen, und daraufhin hast du mich sofort bestraft, indem du, kaum dass ich mein Trional eingenommen hatte, den ganzen Tag hämmern und lärmen ließest. Durch Deine Schuld war ich in einen so nervösen Zustand geraten, dass ich, als der arme Fénelon mit Lauris kam, auf eine allerdings sehr unangenehme Bemerkung hin mit Faustschlägen über Fénelon herfiel. Ich wusste nicht mehr, was ich tat, ergriff seinen neuen Hut, den er sich gerade gekauft hatte, zertrampelte und zerfetzte ihn und riss schließlich das Innere heraus.

Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass Proust diesen Wutanfall im dritten Band der Recherche verarbeitet hat. Obwohl ich alle sieben Bände gelesen habe, kann ich mich an diese Details nicht mehr erinnern, obwohl mir damals schon klar war, dass Proust viele Lebenserfahrungen in seinem großen Roman hat einfließen lassen.

Fénelon scheint ein Freund zu sein. Weiter geht es im Brief:
Da Du glauben könntest, dass ich übertreibe, lege ich diesem Brief ein kleines Stück von dem Hutfutter bei, damit Du siehst, dass es stimmt.

Das finde ich eine merkwürdige Szene, dass er mit dem Stoff beweisen muss, dass er seinen Groll tätlich an einem Freund ausgelassen hat? Reichen die Worte dafür nicht aus? Stellt Proust sich damit in den Mittelpunkt, frage ich mich, um mit dieser peinlichen Szene die Aufmerksamkeit seiner Mutter einzufordern? Aber klar ist, dass die Schläge eigentlich der Mutter galten und nicht dem Freund.
Aber Du darfst es nicht wegwerfen, weil ich Dich eventuell bitten muss, es mir für den Fall, dass er noch Verwendung dafür hat, zurückzugeben.

In welcher Form noch Verwendung finden können? Leuchtet mir nicht ein. Kann man einen Hut mit solch einem Fetzen Stoff wieder herstellen?
Nach alldem fühlte ich mich so erhitzt, dass ich mich nicht mehr ankleiden konnte und bei Dir anfragen ließ, ob ich hier zu Abend essen solle oder nicht. Bei dieser Gelegenheit glaubst Du dem Personal ein Vergnügen zu bereiten und gleichzeitig mich zu bestrafen, indem Du mich mit Acht und Bann belegst und sagst, man solle auf mein Läuten nicht kommen, mich nicht bei Tisch bedienen usw. (313)

Nochmals gefragt; was ist der Konflikt? Die Mutter scheint den Sohn mit Entzug der Bediensteten zu bestrafen. Aber warum? Für mich als Außenstehende schwer nachzuvollziehen.
Du täuschst Dich sehr. Du weißt nicht, wie verlegen Dein Kammerdiener heute war, weil er mich nicht bedienen durfte. Er stellte alles in meine Reichweite und entschuldigte sich, indem er sagte: >>Madame befiehlt mir, es so zu machen. Ich muss mich daran halten. (Ebd)

Und so weiter und so fort. Ein schwerer Vorwurf an die Mutter folgt am Ende des Briefes.
Die Wahrheit ist, dass Du, sobald ich mich wohlbefinde, alles zerstörst, bis es mir abermals schlecht geht, weil das Leben, das mir Besserung verschafft, Dich verärgert.

Das sind ja böse Anschuldigungen, aber Proust scheint eine Mordswut auf die Mutter zu haben. Es scheinen schwere psychologische Probleme zwischen Mutter und Sohn zu bestehen.
Es ist nicht das erste Mal. Heute Abend habe ich mich erkältet; falls das Asthma umschlägt, was sich, bei jetziger Lage, bald einstellen wird, dann besteht kein Zweifel, dass Du von Neuem nett zu mir sein wirst, wenn ich in denselben Zustand geraten sollte wie letztes Jahr um die gleiche Zeit. Aber es ist traurig, dass ich nicht gleichzeitig Gesundheit und Zuneigung haben kann. Hätte ich beides in diesem Augenblick, so wäre es gerade recht, mir im Kampf gegen einen Kummer zu helfen, der vor allem seit gestern Abend (…) zu stark wird, als dass ich noch weiter gegen ihn ankämpfen könnte. (Ebd)

Diese wohlwollende Beziehung zwischen Mutter und Sohn scheint sich zum Schlechten hin verändert zu haben. Ich vermisse in letzter Zeit die fürsorgliche und verständige Mutter, die zu ihrem Sohn hält, statt ihn unter Druck zu setzen. Ich bin sehr neugierig, ob sich die Lage zwischen ihnen beide noch entspannen wird.

Doch trotz Unstimmigkeiten liest Madame Proust jeden Brief von Marcel, der mit den Verlagspartnern zu tun hat.

An Antoine Bibesco
Dezember 1902

Antoine Bibesco kennen wir aus den letzten Briefen. Ein Freund, dessen Mutter gestorben ist, und Bibesco durch die Trauer eine Wesensveränderung durchmachte, auf die Proust sehr sensibel reagierte.

In diesem Brief geht es wieder um Reisepläne, auf die ich nicht eingehen möchte, weil es immer so ein Hin- und Her ist, dauert lange, bis Proust sich ausgesprochen hat, um zum nächsten Thema überzugehen. Was für mich interessant war, ist, dass er mit seiner Arbeit sehr unzufrieden und frustriert zu sein scheint. Die langjährige Übersetzungsarbeit scheint ihn nicht ganz auszufüllen. Er schreibt an seinen Freund:
Und die scheinbare Arbeit, an die ich mich wieder gemacht habe, fällt mir in vielerlei Hinsicht schwer. Ganz besonders in dieser: Alles, was ich tue, ist keine wirkliche Arbeit, sondern nur Dokumentation, Übersetzung usw. Es ist dazu angetan, meinen Appetit darauf, etwas zu schaffen, zu wecken, aber es stillt ihn natürlich in keiner Weise. Seit dem Augenblick, da ich nach jener langen Zeit der Erstarrung zum ersten Mal den 1. Blick auf mein Inneres gerichtet habe, auf mein Denken, fühle ich die ganze Nichtigkeit meines Lebens, hundert Romanfiguren, tausend Ideen flehen mich an, ihnen Gestalt zu geben, wie jene Schatten, die Odysseus darum bitten, ihnen ein wenig Blut zu trinken zu geben, um sie zum Leben zu erwecken, und die der Held mit einem Hieb seines Schwertes verscheucht. Ich habe die schlafende Biene geweckt, und ich spüre mehr ihren grausamen Stachel als ihre ohnmächtigen Flügel. (316f)

Wow, das finde ich wieder so schön ausgedrückt, dass ich beim Lesen dabei zergehen könnte. Ich kann Proust so nachfühlen, wie traurig es ist, sich mit Arbeiten zu befassen, die nicht seinen Wünschen entsprechen. Auch den Satz oben, den Figuren Blut zu trinken zu geben, damit sie lebendig werden, finde ich wunderbar, wie er dieses Zitat auf seine Situation umzulegen weiß. Ich kann ihm nachfühlen, dass ihm durch seine Erkrankungen und durch seine Übersetzungsarbeiten wenig Zeit bleibt, sich literarisch, sich seiner eigenen Schreibkunst, hinzugeben.
Ich hatte meinen Geist meiner Ruhe unterworfen. Indem ich seine Ketten gelöst habe, glaubte ich einen Sklaven zu befreien, aber ich habe mir einen Herrn geschaffen, dessen Anforderungen ich körperlich nicht gewachsen bin und der mich töten wird, wenn ich ihm nicht widerstehe. (317)

Im nächsten Brief geht es wieder um den Ruskin. Proust muss sich hier schwere Vorwürfe gefallen lassen, dass sein Englisch zu schlecht sei für die Übersetzung. Erstaunlich, mit wie viel Kraft er es immer wieder schafft, sich der Kritik, die nicht ganz unberechtigt ist, zu stellen. Immerhin hat Proust viele andere Fremdsprachen gelernt, aber keineswegs Englisch. Interessant, wie er vorgibt, Kompetenzen entwickelt zu haben, auch ohne Englischkenntnisse den Ruskin zu übersetzen. Wie wir aber wissen, ist es die Mutter, die ihm dabei unter die Arme greift, wobei ihre Englischkenntnisse auch nicht ausreichend dafür sind.

An Constantin de Brancovan, Verlagsdirektor (der Mercure?)
Januar 1903

Lt. Google ist Constantin de Brancovan Verlagsdirektor, der Proust ganz ungeschminkt vorwirft, dass Proust kein Englisch könne. Seine Übersetzungen seien sinneswidrig. Teile davon wurden schon veröffentlicht, obwohl die Texte vom Verleger Alfred Vallette auch schon angezweifelt wurden, siehe letzte Buchbesprechung.

Weiter geht es im Brief, in dem Proust sich vehement der Kritik widersetzt. Erneut fällt mir auf, dass Proust fast jeden, mit dem er im Briefkontakt steht, als seinen Freund bezeichnet. Vielleicht war das damals die gängige Art, Floskeln zu verbreiten, oder es war ganz typisch für Proust, sich so auszudrücken, sich vielleicht auch einzuschmeicheln?
Chér ami,
Sie wissen, wie sehr ich sie schätze – und ausgerechnet in dem Moment, da Sie so nett zu mir und meinen Ruskins waren, will ich nicht den Eindruck erwecken, Ihnen Vorwürfe machen zu wollen, aber ich finde es schon allerhand, wenn man bedenkt, dass ich seit vier Jahren an einer Übersetzung der Bible d´Amiens arbeite, dass diese Übersetzung in Kürze erscheinen wird, dass sie mir viel Mühe bereitet hat und ich ihr große Bedeutung beimesse, wenn man also all das bedenkt, finde ich es allerhand, dass Sie im Beisein von Lauris (Prousts Freund, M. P.) (…) sagen, wie eben noch geschehen:
>Eigentlich können Sie ja kein Englisch. Das Ganze wird voller Sinnwidrigkeiten stecken.< Ich weiß sehr wohl, dass Sie das nicht aus Boshaftigkeit gesagt haben, (…). Aber jemand, der mich hasst, und mit einem Wort das Ergebnis von vier anstrengenden Jahren zunichtemachen wollte, einer Arbeit, die auch inmitten der Krankheit fortgeführt wurde, jemand, dem dran gelegen wäre, dass niemand meine Übersetzung liest und sie als null und nichtig angesehen wird – was könnte dem noch Schlimmeres einfallen, wenn ich mir die bescheidene Frage erlauben darf. Sie brauchen das nur vor drei Personen zu wiederholen, und ich hätte mir schon die erste von tausend Stunden Arbeit (…), die mich dieses Werk gekostet hat, sparen können. – Was die Sache selbst betrifft, so wissen Sie, dass ich nicht dazu neige, mich selbst zu überschätzen, noch, die Welt mit meinen Hervorbringungen zu belästigen. Aber ich glaube, dass diese Übersetzung, nicht meines Talents wegen, das mir vollkommen abgeht, wohl aber ob meiner Gewissenhaftigkeit, die keine Grenzen kannte, eine Übersetzung sein wird, wie es nur wenige gibt, eine wahrhafte Wiederherstellung.

Ich frage mich, wie Proust das beurteilen kann? Wenn er ohne Englischkenntnisse ein Buch übersetzt, fehlt ihm jegliche Kompetenz eines Profis, eine Arbeit dieser Art zu bewerten. Proust zitiert einen Freund, der ihm mündlich attestiert hatte, dass er ein besseres Englisch könne als ein Engländer. Schwer vorstellbar, ob der Freund das ernst gemeint hat oder ob er Proust nur schmeicheln wollte? Aber Proust gibt selbst zu, dass der Freund sich getäuscht hat, denn …
Ich verstehe kein Wort gesprochenes Englisch, und lesen kann ich es auch nicht gut. Aber seit ich vier Jahre mit der >Bible d`Ameniens< verbracht habe, kenne ich sie zur Gänze auswendig, sie hat für mich jenen Grad an vollständiger Anwandlung, an absoluter Transparenz erreicht, in der sich nur noch die Nebelschleier halten, die nicht der Insuffizienz unseres Auges geschuldet sind, sondern der nicht weiter hintergehbaren Obskurität des betrachteten Denkens.

Später im Brief zitiert Proust seinen Freund Antoine Bibesco:
>Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, jemanden so gut zu übersetzen<.

Ich denke, dass auch Bibesco aufgrund der Freundschaft nicht objektiv genug sein kann, Prousts Arbeiten zu bewerten. Außerdem ist auch Bibesco nicht vom Fach. Weiter Proust:
Es ist schon etwas komisch, dass ich Ihnen all diese Referenzen anführe, aber es war wohl nötig, nicht wahr? Das schließt nicht aus, dass, wenn Sie mich auf Englisch um etwas zu trinken bitten, ich Sie nicht verstehen werde, denn ich habe Englisch während meines Asthmas gelernt, als ich nicht sprechen konnte, habe es also mit den Augen gelernt und weiß nicht, wie man die Wörter ausspricht, und würde sie auch nicht wiedererkennen, wenn ich sie hörte.

Dennoch kann ich mir ganz schwer vorstellen, wie das möglich ist, dass Proust mit diesen schwachen Englischkenntnissen eine Profiarbeit hervorbringen kann.
Ich bilde mir nicht ein, Englisch zu können. Ich bilde mir ein, Ruskin zu kennen. Und Sie wissen, dass ich mir nicht viel einbilde. Vielleicht bleiben Sie vom Gegenteil überzeugt, und meine Übersetzung ist eine Ansammlung von Unsinn. Aber dann, um unserer Freundschaft willen, sagen Sie es niemandem, und lassen Sie es das Publikum ganz allein herausfinden. (319)

Das waren meine Zitate, die mir wichtig erscheinen.

Meine Meinung
Ich habe immer noch nicht kapiert, woraus der Streit zwischen Proust und seiner Mutter besteht. Warum bestraft sie ihn? Ich bin auf Annes Meinung noch immer gespannt.

Der Brief an den Verlagsdirektor hat mich ganz besonders gepackt. Wie viel Selbstbewusstsein muss ein Mensch haben, ein fehlerhaftes Buch zum Druck rauszugeben? Es ist schon mehreren Menschen aufgefallen, dass Prousts Englischkenntnisse dürftig sind. Ich erinnere mich sehr gut an vergangene Briefe. Ich glaube, so etwas schafft nur ein Marcel Proust, der mit seiner versierten Muttersprache Menschen bewusst oder unbewusst zu beeinflussen schafft. Den meisten wäre es peinlich gewesen, ein Buch zu übersetzen, dessen Sprache sie nicht mächtig sind. 
Proust bezeichnet viele Menschen als seine Freunde, und so frage ich mich erneut, ob ihm dies eine Hilfe war, seine Kritiker von seiner Meinung zu überzeugen.

Ich finde es ein wenig dreist, auf die Veröffentlichung zu pochen, trotz inhaltlicher Sinnfehler und es den Lesern zu überlassen, wie sie sein Machwerk beurteilen, in der Hoffnung, dass die Übersetzungsfehler nicht auffallen. Er muss die Leser für dumm halten, und außerdem zahlen die Leser für das Buch viel Geld. Dies wäre hier bei uns in Deutschland ein absolutes No Go. Und nur schade, dass John Ruskin nicht mehr am Leben ist. Ich glaube, der würde sich über die Übersetzung im Grabe umdrehen.

Aber wie kommt es, dass Proust, selbst wenn die Arbeit fehlerhaft ist, dass er trotzdem sich hat englisch ausdrücken können? Wahrscheinlich hat er sich in seiner langen Krankenperiode Englisch autodidaktisch beigebracht, wie oben zu entnehmen ist.

Aus der Fußnote geht hervor:
In der Tat hat Proust niemals Englisch gelernt. In der Schule standen Latein, Griechisch und Deutsch auf dem Stundenplan. Für die Ruskin-Übersetzungen lieferte (…) seine Mutter die Vorlagen, die er stilistisch aufpolierte. Zusätzlich holte er sich bei einer Reihe von Freunden und Spezialisten Rat, was einige Sinnfehler in der Bible d´Amiens nicht ausschloss. Georges Lauris schreibt im Vorwort zu seiner Ausgabe von Prousts Briefen an ihn (Marcel Proust, Á un ami, Paris 1948, S. 22): >Der Prince de Brancovan, der zu dieser Zeit noch die >Renaissance Latine< herausgab, fragte ihn (Proust) eines Tages: >Wie machen Sie das nur, Marcel, wo Sie doch gar kein Englisch können?< Tatsächlich kannte er nur das Englisch John Ruskins, dies aber in allen Nuancen. In Gesellschaft von Engländern wäre er arg in Verlegenheit geraten und wohl auch bei der Bestellung eines Koteletts in einem Restaurant.< Mit dem Abstand der Jahre machte Proust sich übrigens selbst lustig über seine Arbeit als Ruskin-Übersetzer.

Darüber musste ich selbst schmunzeln. Was einem anderen peinlich wäre, ist Proust es, der über sich und über seine eigenen Schwächen stehen kann, solange er seinen fulminanten französischen Ausdruck besitzt, womit sämtliche Ausdrucksfehler und inhaltliche Fehler irgendwie richtig klingen.
In seinem von Philip Kolb auf das Jahr 1909 datierten Ruskin-Pastiche (…) heißt es über den >Übersetzer< des vorliegenden Textes, einen gewissen Monsieur Proust, dieser sei sich seiner Fehlgriffe nicht bewusst gewesen, denn mehrfach danke er, in äußerst zahlreichen Fußnoten, überschwänglichst einem Theaterdirektor, einem Telefonfräulein, und zwei Mitgliedern der Société des Steeple-Chase dafür, ihm einige Passagen erhellt zu haben, die ihm dunkel geblieben seien. (320)

Ich freue mich, dass meine Frage, die sich ja auch Profis gestellt hatten, wie geht das, mit unzureichenden Englischkenntnissen ein Buch zu übersetzen, beantwortet wurde.

Mailaustausch mit Anne
Auch Anne konnte nicht explizit erklären, woraus der Konflikt zwischen Proust und seiner Mutter besteht, sodass ich doch denke, dass dies auf beiden Seiten psychische Probleme sein könnten. Vielleicht werden wir in den nächsten Briefen eines Besseren belehrt.

Im Folgenden die Dialoge zwischen Anne und mir:

Anne: Über seine Mutter habe ich auch viel nachgedacht. Besonders Dein Zitat:

"Die Wahrheit ist, dass Du, sobald ich mich wohlbefinde, alles zerstörst, bis es mir abermals schlecht geht, weil das Leben, das mir Besserung verschafft, Dich verärgert." gab mir sehr zu denken. Braucht sie es vielleicht, dass er krank ist und sich nicht gut fühlt, damit sie als diejenige dastehen kann, die ihm helfen kann? Und warum muss er ihr das überhaupt schreiben. Leben sie nicht zusammen?

Mira:  Das ist ein interessanter Gedanke, Anne. Mir fehlt es noch an Konkretem. Was hat Marcel angestellt, dass seine Mutter ihn wie einen kleinen Jungen bestrafen musste? 

Anne: Das habe ich auch nicht rausfinden können. 

Mira: Dann müssen wir es noch offen lassen. Auf Deine Frage hin: Marcel schreibt ihr, weil sie gerade nicht anwesend ist. Es scheint in dem Hause Proust außerdem üblich zu sein, sich über einen Briefverkehr auszutauschen, selbst wenn alle Anwesenden beisammen sind. 

Anne: Dass er sich über die Kritik wegen seines schlechten Englisch so echauffiert, da musste ich schallend lachen.
Ich habe eine englische Biografie meiner Lieblingsschriftstellerin Helene Hanff. Da kann ich mir ja ein Englisch-Deutsch-Wörterbuch nehmen, diese übersetzen und verkaufen.

Mira lacht: Genau, sowas Ähnliches hatte ich mir auch vorgestellt. Wie groteskt. Irgendwie schafft Proust es immer wieder, mit Worten seiner Muttersprache alles geradezubiegen, was gerade zu biegen ist. Das hat starke manipulative Tendenzen, Menschen gegenüber, weil er es doch immer wieder schafft, dass sie auf ihn eingehen. Auch der Verleger aus den letzten Briefen hatte seine Übersetzung erst abgelehnt, dann durch Prousts Einwand hat er die Ablehnung wieder rückgängig gemacht. Ich wiederhole; das wäre bei uns in Deutschland niemals möglich gewesen. Hier steht die Perfektion für die Veröffentlichung eines Sachbuches ganz oben. Dies ist man auch den Leser*innen schuldig, die für ein Buch Geld bezahlen.

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 321 - 330.

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Unser aller Schicksale sind vermutlich geschaffen, 
um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

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