In meiner knapp vierjährigen Bloggerkarriere habe ich ein paar
Leseprojekte veranstaltet, habe mir aber nie ein Label dazu angelegt. Dies noch nachträglich aufzuholen,
wäre sehr zeitaufwendig, da sich mittlerweile sehr viele Bücher angehäuft
haben. Deshalb habe ich überlegt, mir nun eine Liste zu erstellen, auf der alle
meine Leseprojekte festgehalten sind, damit sie nicht versanden. Anfangs hatte
ich noch keine Blogerfahrung, ich konnte noch nicht wissen, welche Schwerpunkte
sich mir beim Lesen ergeben würden. Viele AutorInnen kannte ich zwar schon,
aber viele kannte ich auch nicht. Wenn ich von gewissen AutorInnen sehr angetan
war, hatte ich beschlossen, mir so viele Bücher wie nur möglich von diesen
anzuschaffen und sie auch zu lesen.
Foto: Gemeinfrei aus Wikipedia
Nun habe ich diese Liste doch
gestückelt. Hier auf dieser Seite geht es um Charles Dickens.
Charles Dickens Von Charles Dickens
kennt man ja die bekannten Klassiker wie David Copperfield oder Oliver
Twist, die ich auch in meinen jungen Jahren gelesen habe. Doch später wurde
ich neugierig auf die weniger bekannten Bücher und habe folgende gelesen:
Bleak House
David Copperfield
Der Raritätenladen
Die Silvesterglocken
Eine Geschichte aus zwei Städten
Eine Weihnachtsgeschichte
Große Erwartungen
Klein Dorrit, BD 1
Nikolaus Nickleby
Oliver Twist
Schwere Zeiten
Charles Dickens
Leseprojekt ist schon fast beendet. Mit dem Titel Klein Dorrit vollende ich dieses Leseprojekt. Ich habe alle Bücher, die im Deutschen übersetzt sind, gelesen. Charles
Dickens schreibt über das viktorianische Zeitalter Englands, das neben dem
wirtschaftlichen Aufstieg auch geprägt war von sozialer und gesellschaftlicher
Kälte. Starke Diskrepanzen zwischen Arm und Reich, zwischen Gut und Böse sind den Büchern zu entnehmen.
Mir haben alle Dickens Bücher gut gefallen, lediglich BD Nr. 5 musste ich erst wieder abbrechen, und habe es später wieder angefangen zu lesen und habe es auch beenden können. Ich hatte zu viele Dickens hintereinander gelesen. Mir hat
die Distanz von einem Buch zum anderen gefehlt. Eine
Weihnachtsgeschichte hat mir fast am besten gefallen. Leider habe ich viele Dickens-Bücher schon gelesen, bevor ich meinen Blog gegründet habe, weshalb nur wenige Rezensionen hinterlegt sind. Mir war das Leseprojekt dennoch wichtig zu gründen, damit mir kein Dickens vergessen geht. Auf diese Weise habe ich einige Bücher finden können, die mir noch fremd waren, weil sie nicht zu den bekannten Büchern zählen.
Diesen Dickens habe
ich nicht so stark empfunden, wie ich es von den anderen gewöhnt bin.
Ich habe ihn nicht so facettenreich erlebt ... Ich werde die vorliegende Besprechung kurzhalten, da die Geschichte schnell erzählt ist. Zur Erinnerung gebe ich erst den Klappentext rein:
Band 1 des vielleicht schönsten Romans von Charles Dickens: Klein Dorrit
lebt mit ihrer Familie im Schuldgefängnis. Anders als ihre Geschwister beklagt
das Mädchen sein Schicksal nicht, sondern hilft der Familie mit Näharbeiten
über die Runden. Dabei macht sie die Bekanntschaft mit dem gutherzigen Arthur
Clennam, der ein unbeanspruchtes Erbe der Familie entdeckt. Doch ruinöse
Geschäfte eines Unternehmers treiben sowohl die Dorrits als auch Arthur zurück
in die Armut …
Ob dies das beste Buch von Charles Dickens ist, ist Geschmackssache. Und das Bekannteste, wie
der Spiegel schreibt? Auch nicht, siehe den Link zum Spiegel am Ende der Besprechung. Zumindest nicht für mich und für andere, die ich kenne. Ich habe im Nachhinein herausgefunden, dass es zu diesem Roman eine Verfilmung gibt, auf die ich neugierig geworden bin. Ich werde mir den Film
anschaffen, sobald ich den zweiten Band gelesen habe. Am Ende der Buchbesprechung habe ich aus Youtube einen kleinen Filmausschnitt eingefügt.
Die Sprache ist stark
veraltet, was die Grammatik und die Rechtschreibung betrifft. Und es befinden sich einige Schreib- oder Druckfehler vonseiten des Übersetzers, weswegen ich
hier einen Punktabzug erteilt habe. Mich haben diese Fehler sehr verunsichert,
sodass ich mehrfach im Duden nachschlagen musste. Trotzdem würde ich von
einer Modernisierung der Sprache abraten, weil es wunderbar ist, sich in diese Dickenszeit hineinversetzt zu haben. Ich habe später nicht mehr auf
die Fehler geachtet, weil ich mich in diesem Milieu, in dem Dickens gelebt hat,
wohlgefühlt habe. Alles kann gewöhnungsbedürftig sein, auch fehlerhafte Texte zu lesen. Es wäre gut, den Roman auf Grammatik- und
Rechtschreibfehler, die nichts mit der veralteten Sprache zu tun haben, zu überprüfen, ohne den damaligen Schreibstil aufzugeben.
Mich wundert,
dass der Verlag keinen Übersetzer angegeben hat, und ich frage mich, ob
evtl. ein digitales Sprachprogramm die Übersetzung übernommen hat?
Ich wurde neugierig und habe mir den Band von anderen Verlegern angeschaut, und es ist überall dieselbe
Übersetzung abgedruckt.
Die Illustrationen
finde ich schön. Sie passen gut ins 19. Jahrhundert.
Und nun zum Inhalt:
Zwischen 1855 und 1857
hat Dickens seinen Roman Little Dorrit in
einer Tageszeitung in einem Seriendruck in Auftrag gegeben.
Die Handlung spielt in London Mitte des 19. Jahrhunderts.
Unsere Heldin dieser
Geschichte ist die 21-jährige Amy Dorrit, Klein Dorrit genannt, die in
einem Gefängnis zur Welt gekommen ist, und sie es dadurch als ihre Heimat
bezeichnet. Sie ist Halbwaise, ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. Amy
hat noch zwei ältere Geschwister namens Fanny und Tip. Der Vater, William
Dorrit, ist hoch verschuldet und aus diesem Grund ist er lebenslänglich in einem
Schuldengefängnis eingesperrt. Amy wurde von dem Gefängniswärter, genannt Schließer, aufgezogen, da er eine besondere Sympathie für das Kind hat aufbringen können.
Damals war es üblich, die übrige Familie im Gefängnis unterzubringen, mit dem Unterschied, dass die
nicht verurteilten Familienmitglieder Ausgang hatten. Sie konnten ein- und ausgehen. Lediglich die Sperrstunden mussten eingehalten werden. Man
stellt sich ein Kind vor, das in dieser dunklen Welt geboren wird und dort
aufwächst, bis es alt genug ist, sich selbstständig aufzumachen, das
Gefängnis und dessen Mauern temporär alleine zu verlassen.
Der Vater William ist der Älteste
von den Inhaftierten und wird als Gefängnisvater dieses
Marshallgefängnisses bezeichnet. Das Gefängnis ist mit eigenen Möbeln
ausgestattet. Auch die Unterkunft ist nicht umsonst. Für Kost und Logis muss
aufgekommen werden. Fraglich ist für mich, was mit Familien geschieht, die diese Mittel nicht
auftreiben konnten?
Die Familie Dorrit teilt
sich nicht die Zelle mit dem Vater, sondern sie ist im Gefängnis in einer separaten Wohnung einquartiert.
William Dorrit ist ein vermögender Mann gewesen. Er gehörte dem Adelsgeschlecht an. Durch die
damalige Finanzkrise und unseriöse Berater der Banken verlor er sein gesamtes
Vermögen. Er verfügt nicht mal über Mittel, seine Unterkunft im Gefängnis zu
bezahlen, wäre nicht seine jüngste Tochter Amy, die dafür aufkommt.
Die kleine Dorrit,
die, man bekommt das Gefühl, scheint als eine Altruistin auf die Welt gekommen zu sein. Sie kümmert sich um
die gesamte Familie. Sie schafft es, ihre Geschwister beruflich unterzubringen,
sie schafft es, für sich selbst einen Beruf zu erlernen. Sie ist klug, beherrscht die Schriftsprache, verdient ihr Geld mit Näharbeiten. Mit diesem Geld kommt sie für die Lebensmittel auf und bezahlt die Mieten im Schuldengefängnis.
Eine liebenswürdige
Persönlichkeit, die alle persönlichen Bedürfnisse zurückstellt, um für die
Familie zu sorgen. Junge Männer, die ein Auge auf sie geworfen haben, gibt sie
keine Chance, da ihr Herz ganz ihrem Vater gehört. Der Vater weiß sehr wohl ihre
Liebe und ihre Verantwortung, die sie der Familie entgegenbringt, zu schätzen. Sie putzt außerdem seine Zelle und bereitet seine Mahlzeiten vor.
Klein Dorrit, von der
Statur her die eines Kindes, geht eine Opferrolle ein. Sie verlässt das
Gefängnis nur zum Broterwerb, die restliche Zeit verbringt sie in der Zelle
ihres Vaters und in ihrer eigenen Gefängnisunterkunft.
Der 40-jährige Sohn
ihrer Herrin namens Arthur Clennam, bei der sie in fester Anstellung als Näherin beschäftigt ist, wird auf die scheinbare Persönlichkeit
aufmerksam und fängt an, echtes Interesse für die junge Frau zu bekunden und schleicht
ihr nach Arbeitsende heimlich hinterher, um herauszufinden, wo sich ihr Zuhause befindet ...
... Es entsteht eine
kleine Freundschaft zwischen ihnen. Klein Dorrit bleibt aber immer
demutsvoll, diskret und zurückhaltend. Sie wirkt wie ein scheues Reh, um nicht aufzufallen.
Arthur Clennam bringt
ihr gegenüber viel Wertschätzung entgegen, dass sie selbstlos an alle denkt, nur nicht
an sich selbst.
Als Klein Dorrit Arthur Clennam das Gefängnis
als ihre Heimat beschreibt, widerspricht Arthur ihr:
>>Nennen Sie es nicht als das zu
Hause, mein Kind<<, bat er. >>Es ist mir immer peinlich Sie das zu
Hausen heißen zu hören<<, verteidigt Amy es: >>Aber es ist mein Haus. Was kann
ich sonst meine Heimat nennen? Warum sollte ich das je vergessen?<<
Klein Dorrit setzt
sich nicht nur für die eigene Familie ein, sondern auch für andere bedürftige
Menschen, die aus dem Armenhaus kommen. Es gibt eine Szene im Buch, in der sie einen gebrechlichen Mittellosen auf der Straße ins Armenhaus begleitet. Sie musste sich heftige
Beschimpfungen vor allem durch die Geschwister über sich ergehen lassen, als sie auf der Straße mit diesem fremden Mann von Fanny gesehen wird. Obwohl
die Dorrits selber arm sind, haben sie ihre Standesherkunft nicht vergessen. Fanny macht ihrer Schwester heftige Vorwürfe, dass sie die Familie öffentlich blamiert habe. Außerdem fühlt sich Fanny durch dieses Ereignis in ihrer Demut verletzt ... Hier wird diese Absurdität von Armut und Unmenschlichkeit widergespiegelt. Arme Adlige? Arme Armen? Hier ist der Unterschied zu finden, doch unter dem Strich besitzen beide Zielgruppen nichts.
Arthur Clennam erweist
sich als geistiger Wohltäter, der versucht, sich für William Dorrit im Circumlocution
Office einzusetzen. Diese öffentliche und fiktive Einrichtung wird von Dickens als eine fragwürdige Regierungsabteilung
bezeichnet. Arthur wird hier von einem Beamten zum nächsten verwiesen. Niemand
zeigt echtes Interesse, Clennam mit Informationen behilflich zu sein ... Die Lage scheint aussichtslos zu sein, wie ihm durch
eine lapidare Bemerkung eines Beamten mitgeteilt wird.
Ein paar wenige Zeilen zu
Arthur Clennam: Clennam hat zwanzig Jahre seines Lebens geschäftlich in China zugebracht,
und diese Arbeit übernommen, als sein Vater stirbt. Mit der Zeit gibt er die Geschäfte auf, weil sie keinen Gewinn mehr abwerfen, merkt,
dass etwas faul ist, und reist zurück nach London und bittet um eine ernste Unterredung
mit seiner invaliden und vom Charakter her bestimmenden und kühlen Mutter. Die Mutter kann seine Befürchtung
nicht teilen, es sei alles rechtens verlaufen und wirft ihrem Sohn persönliches
Versagen vor …
Wie das Buch ausgeht?
Ich würde gerne über den Schluss schreiben, doch dann würde ich zu viel
verraten. Aber auf jeden Fall ist der Schluss charakteristisch ganz nach Dickens. Wer Dickens kennt,
weiß, was damit gemeint sein könnte. Dieser Schluss bezieht sich allerdings nur auf den
ersten Band. Ich bin daher neugierig, wie der zweite Band fortgesetzt wird und wie er endet. Damit muss ich noch etwas warten, da ich in der Zwischenzeit andere buchige Verpflichtungen
nachgehen möchte.
Mein Fazit?
Mir ist Amy Dorrit zu glatt. Viel zu fromm, viel zu heilig. Ein Persönlichkeitsbild, das keine Schwächen aufweist, und unaufhörlich Gutes tut. Einerseits interessant, andererseits
kann dieser Charakterzug mit der Zeit auch in Langeweile umschlagen.
In der Dickenswelt fließen
Tränen. Dies kann manchmal ein bisschen zu viel sein, zu rührselig. Hier weinen auch Männer und das finde ich wiederum gut … Etwas sentimental,
wenn schließlich auch der Regen anfängt, traurig zu fallen. Dass bestimmte
Figuren aufgrund ihres Schicksals betrübt sind, ist für mich auch ohne den
traurigen Regen glaubwürdig. Das Cover finde ich wunderschön. Darauf sind Arthur Clennam, Klein Dorrit und die etwas geistig zurückgebliebe und infantile Maggie abgebildet. Meine Buchbewertung?
1 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise) 2 Punkte:
Differenzierte Charaktere 2 Punkte:
Authentizität der Geschichte 1 Punkte:
Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von
Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
Zehn von zwölf Punkten. Einen Punktabzug wegen der vielen Schreibfehler, nicht, weil der Stil schlecht war.
Wer sich für
literaturwissenschaftliche Texte zu dem Buch interessiert, für diese habe ich zwei
Links eingefügt. Ich selber habe sie nicht gelesen, weil mir meine eigenen
Gedanken wichtiger sind, da ich den zweiten Band noch vor mir habe. Erst danach
werde ich mir diese Rezensionen vornehmen.
Eine Rezension von dem Spiegel-Magazin, klick hier. Und die Zweite von der FAZ, klick hier.
Little Dorrit, englische Version.
Den Film gibt es aber auch auf Amazon in deutscher Sprache zu beziehen. Siehe hier.
Ich werde die Bücher nicht alphabetisch sortieren, sondern in der Reihenfolge darstellen, wie ich sie gelesen habe. Die Zahl in der Klammer ergibt die Vergabe von Punkten. Die Höchstzahl ist zwölf.
Seit dem letzten Jahr habe ich die gelesenen Buchseiten mit angegeben, die an erster Stelle in der Klammer eingegeben sind, und danach, durch ein Semikolon abgetrennt, ist die Buchbewertung zu entnehmen. Somit ist die Auswertung gelesener Bücher viel genauer.
*** Abgebrochene Bücher
2018
Charles Dickens: Klein Dorrit, BD 1 (448; 10)
Bernhard Schlink: Olga (311; 12)
Bendict Wells: Fast genial (336; 12)
Markus Zusak: Der Joker (447; 10)
Kent Haruf: Unsere Seelen bei Nacht (208; 12)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Kammer des Schreckens (452; 12)
Lilly Beck: Glück und Glas (510; 12)
Charles Dickens: Klein Dorrit, BD 2 (414; --)
Rebecca Hunt: Everland, (110, ***)
Patrick Süskind: Der Kontrabass (112; 12)
Anne Reinecke: Leinsee (361; 12)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Gefangene von Askaban (448; 12)
Jojo Moyes: Eine Handvoll Worte (592: 6)
Michael Hugendobler: Louis Oder der Ritt auf der Schildkröte (192; 10)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Feuerkelch (768; 12)
Kent Haruf: Lied der Weite (377; 12)
Rached Kaiser: Couchsurfen das Experiment: Wirklich ein bequemes Sofa?! (211: 10)
Judith Hermann: Alice: (189; 10)
Celeste Ng: Kleine Feuer überall (384; 12)
Fuminori Nakamura: Die Maske (352: 11)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Orden des Phönix (1024; 12)
Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz (243; 12)
Nickolas Butler: Die Herzen der Männer (477; 6)
Ekaterine Togonidze: Einsame Schwestern (180; 11)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Halbblutprinz (655; 12)
Liane Cornelius: Ich fühle so tief ich kann (396; 9)
Helmut Böttiger: Wir sagen uns Dunkles (270; 12)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (767; 12)
John Irving: Bis ich dich finde (1141; 9)
David Foenkinos: Lennon (224; 12)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Stein der Weisen (335; 12)
Rafik Schami: Sofia oder Der Anfang aller Geschichten (480; 5)
Anthony Doerr: Alles Lich das wir nicht sehen (519; 12)
Peter Wohlleben: Das geheime Netzwerk der Natur (224; 12)
Matt Haig: Wie man die Zeit anhält (380; 10)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und das verwunschene Kind (357; 11)
Clemens Ettenauer (Hrsg.): Bärige Cartoons (48; 12)
Primo Levi: Ist das ein Mensch? (219; 12)
Paul Auster: Stadt aus Glas (176; --)
Monika Maron: Ach Glück (219; 12)
Howard Jacobson: Shylock (163; ***)
Erich Hackl: Am Seil (217; 12)
Tommi, Kinnunen: (331; 10)
Min Jin Lee: Ein einsames Leben (550; 12)
Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte (350; 11)
Ian McEwan: Nussschale (277; 9)
Clemens Ettenauer und Johanna Bergmayr: Vegane Cartoons (64; 12)
Juli Zeh: Neujahr; (292;11,5 )
Clemens Ettenauer: Katzen in leinwanden Grafiken (28; 12)
Karsten Brensing: Die Sprache der Tiere (267; 12)
Inger-Maria Mahlke: Archipel (324; ***)
Paolo Cognetti: Acht Berge (256; 12)
Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war (189; 12)
Wendy Hilling: Mein Leben in seinen Pfoten (304; 12)
David Foenkinos: Das geheime Leben des Monsieur Pick (331; 9)
Matteo Righetto: Das Fell des Bären (160; 12)
Clemens Ettenauer: Therapeutische Cartoons (92; 12)
Benedict Wells: DIe Wahrheit über das Lügen (244; 12)
Ari Folman und David Polonsky: Das Tagebuch der Anne Frank (155; 12)
Vera Buck: Das Buch der vergessenen Artisten (750; 12)
Insgesamt habe ich in diesem Jahr20900Seiten gelesen. Dies ist das zweite Jahr, in dem ich auch die Seitenzahlen mitaufgeschrieben und zusammenaddiert habe. Nicht sehr viel mehr als im Jahr 2017. 212 Seiten mehr. 03 Bücher habe ich abgebrochen. 35 Bücher haben von mir die Höchspunktzahl erhalten. 03 Bücher haben 11 Punkte erhalten. 05 Bücher konnte ich nicht bewerten.
Meine Highligts? Alle 35 Bücher waren meine Highleights. Ich möchte keine Entscheidung treffen, weil sie wirklich alle gut waren.
Band
1 des vielleicht schönsten Romans von Charles Dickens: Klein Dorrit lebt mit
ihrer Familie im Schuldgefängnis. Anders als ihre Geschwister beklagt das
Mädchen sein Schicksal nicht, sondern hilft der Familie mit Näharbeiten über
die Runden. Dabei macht sie die Bekanntschaft mit dem gutherzigen Arthur
Clennam, der ein unbeanspruchtes Erbe der Familie entdeckt. Doch ruinöse
Geschäfte eines Unternehmers treiben sowohl die Dorrits als auch Arthur zurück
in die Armut …
Autorenporträt
Charles Dickens (1812-1870) wuchs selbst in ärmlichen Verhältnissen in
Portsmouth und London auf. Bereits mit zehn Jahren musste er die Schule
abbrechen um als Hilfsarbeiter den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten.
Diese Erfahrungen haben Dickens' Werke maßgeblich beeinflusst: er hat die
Sorgen und Nöte der kleinen Leute in die Literatur eingeführt und harsche
Kritik an den sozialen Missständen seiner Zeit geübt und kann so als Begründer
des sozialen Romans bezeichnet werden.
Es
wird endlich mal wieder Zeit für einen Dickens. Eigentlich ist für mich der
Monat Dezember der Dickens-Monat, aber es hat einfach von der Zeit her nicht
gepasst, weswegen ich nun die zweibändige Ausgabe in den Januar verfrachtet habe. Klein
Dorrit ist das einzige Buch, das ich ins Deutsche übersetzt, noch nicht gelesen
habe. Dickens hat mehr Bücher geschrieben, als die paar, die man bei uns
hierzulande in den Buchläden bekommen kann. Schade, dass die Verlage nur so eine kleine Auswahl
treffen.
Die
vorliegende Ausgabe finde ich recht originell, auch, weil sie illustriert ist.
Ich bin mal gespannt, wie das Buch geschrieben bzw. übersetzt ist, aber Dickens bleibt auch in
diesem Band seinen Themen treu. Es geht wieder um Armut im viktorianischen Zeitalter,
unter der Herrschaft von der Königin Victoria, das geprägt ist von Armut, Kälte
und Unmenschlichkeit, aber um Aufstieg bei den reichen Leuten. Die Diskrepanz zwischen
Arm und Reich scheint auch hier sehr groß zu sein. Diese Schwarz-Weiß-Facette, auch von Gut und
Böse, dafür ist Dickens bekannt. Hierbei ist man als LeserIn gefordert,
die Charaktere während des Lesens stärker zu differenzieren.
Lesen mit Tina und Sabine Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Meine persönlichen Eindrücke
Dieses Buch haben wir
zu dritt gelesen, Sabine hat sich uns, Tina und mir, noch angeschlossen, wobei
Sabine in der Hörbuchfassung vertieft war. Sabine ist ein Mitglied aus dem
Bücherforum Watchareadin. Dort haben wir uns alle drei zu unterschiedlichen
Zeiten kennengelernt.
Mir hat das Buch ein
wenig Probleme verschafft, aber in der Runde mit meinen beiden Bücherfreundinnen
hat es richtig Spaß gemacht, es zu lesen. Das Buch haben wir zwar lesend
beendet, aber was bleibt, sind die schönen unterschiedlichen Leseerfahrungen,
die wir zu dritt machen durften. Unterschiedlich? Tina und Sabine gaben dem Werk die Höchstzahl 5 Sterne mit einem zusätzlichen Plus. Ich selbst vergebe Punkte bis zu 12 in der Höchstzahl, und Kehlmann hat von mir 11 von 12 erhalten, also eher einen Punktabzug, siehe Punktetabelle am Schluss.
Und nun zum Buch:
Als ich die ersten
Seiten Probe gelesen hatte, habe ich Tina mitgeteilt, dass das Buch mich stark
an das Mittelalter erinnern würde, und ich nicht glauben würde, dass es mein
Genre sei. Inquisition, Hexenverbrennung, Aberglaube, hohe Kindersterblichkeit,
um ein paar Schlagwörter zu gebrauchen. Aber als ich weitergelesen habe, hat
mich das Buch unerwarteterweise wieder gepackt. Zur Mitte hin hat es bei mir allerdings
wieder gekippt. Es wurde mir zu anstrengend, bedeutende Figuren im Internet
nachzuschlagen, da mein Lesefluss unterbrochen wurde. Es ist ein historischer
Roman über den Dreißigjährigen Krieg, der aber vom Konzept her nicht
chronologisch gegliedert war. Schwer getan habe ich mir auch mit den vielen Themen/Handlungs-
und Zeitsprüngen, sodass ich mich gefragt habe, ob dies ein Kunstfehler war?
Nicht, dass mir dieser Schreibstil fremd wäre, nein, hier waren es mir definitiv
zu viele Sprünge, und ich dadurch die historischen Fakten nicht richtig
zusammenhalten konnte. Die Kapitel wirkten auf mich manchmal zusammenhanglos. Und
hier war ich ein wenig überfordert, und so wollte ich mich aus der Leserunde
wieder ausklinken, aber Tina und Sabine haben ermunternd auf mich eingeredet,
dran zu bleiben. Und darüber bin ich froh, habe die Kurve schließlich doch noch
bekommen, auch wenn ich nicht dieselbe Begeisterung wie sie teilen kann. Nun
haben wir ja Tina, die verglichen zu mir die Geduld aufgebracht hat, um bedeutende
Namen im Internet professionell zu recherchieren, und sie dadurch für sich eine
Lesestruktur hat aufbringen können, die mir gefehlt hat. Am Ende dieser
Buchbesprechung verlinke ich Tinas Besprechung mit meiner. Sie kann so
wunderbar auch über die Bücher schreiben, die von der Struktur her so schwierig
zu lesen sind …
Mir hat in diesem
Roman die Gewalt so zugesetzt, dieser lange Krieg; wirtschaftliche, religiöse Kriege;
Kriege zwischen den unterschiedlichen Ständen, und die Zusammenhänge waren für mich dadurch schwer zu
durchschauen, da ich den Eindruck bekam, dass jeder gegen jeden Kriege geführt
hat. Könige, Kaiser, Soldaten, etc., obwohl Kehlmann diese nicht sooo blutrünstig
beschrieben hat, aber mir hat es trotzdem gereicht, da Gewalt auch ohne Blutvergießen grausam sein kann. Manche anderen grausamen Episoden wiederum wurden nur in Ansätzen beschrieben, aber das lesende
Hirn fügt den fehlenden Rest recht selbstständig hinzu ...
Die Figuren, an die
man sich gewöhnt hat, verschwanden wieder recht schnell von der Bildfläche,
weshalb mich viele Figuren mit wenigen Ausnahmen recht kalt gelassen haben. Außerdem habe ich manchmal gerätselt, wer in dem Roman denn der Protagonist ist?, da Tyll oftmals wieder in den Hintergrund geraten ist.
Das Buch ist aber
recht verständlich geschrieben. Man kann, abgesehen von den oben aufgeführten
Kritikpunkten, gut folgen. Ich hätte das Buch sonst abbrechen müssen.
Der Schluss hat mich
wieder ausgesöhnt, denn er hat mir recht gut gefallen, als die überhebliche und
unterkühlte Königin Liz ihren Sitz und somit ihre Macht verliert, versucht sie trotzdem
noch ihre politischen und gesellschaftlichen Ansprüche geltend zu machen, obwohl
sie alles verloren hat. Eine Monarchin ohne Krone ist für mich so nackt, so nackt, wie ein Mensch nur sein kann.
Ein Historiker wird an
diesem Buch sicherlich seine Freude haben.
Das Cover hat mich nicht
angesprochen, aber es passt wunderbar in diese Zeit.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise) 2 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte (Konzept und Aufbau der Handlungen, Figuren
und Geschichte) 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein