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Samstag, 21. Oktober 2017

Hanna Caspian / Die Kirschvilla (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich muss sagen, mich hat das Buch überrascht. Es hat besser abgeschnitten, als ich erst gedacht habe. Schon der Titel klingt recht trivial und das Cover sieht auch nicht besonders anspruchsvoll aus. Selbst meine Lesefreundinnen haben mich wiederholt auf das Buch angesprochen, dass es so gar nicht die gewohnte Art an Lektüre sei, die ich sonst immer lesen würde. Nun ja, in letzter Zeit habe ich insgesamt recht merkwürdige Bücher gelesen ... Und sicher haben sich manche schon über meinen abstrusen Lesegeschmack der letzten Tage gewundert. Manchmal muss man eben auch mal in andere Gefilde treten, um Neues zu erleben, selbst wenn die Theorien so völlig aus dem Rahmen fallen.

Das Buch hat mir deshalb gut gefallen, weil es auch gut geschrieben ist. Bis auf wenige Ausnahmen fand ich den Schreibstil gar nicht mal trivial. Und auch die Charaktere der Figuren waren recht differenziert gestaltet, und die gesamte Familienthematik in dem Roman fand ich spannend dargestellt. Ich habe mich in keiner Zeile gelangweilt und jede Seite las ich mit großem Interesse.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Isabell und ihre Großmutter Pauline treten ein Erbe in Köln an – Paulines Geburtshaus. Doch die alte Villa am Rheinufer birgt dunkle Geheimnisse. Bald sieht sich Isabell mit der Frage konfrontiert, ob ihr Liebesglück mit den Geheimnissen ihrer Familie zusammenhängt. Denn ausgerechnet Julius, Isabells neue Liebe, scheint tief in die schmerzliche Familientragödie verstrickt. Doch schließlich geben zwei Tagebücher aus den 1920er-Jahren, die die Zeit überdauert haben, Auskunft über die schockierenden Geschehnisse am Rheinufer – und über Wahrheiten, die niemand gerne über seine Familie erfährt.

Allerdings war der Ausgang mancher Episoden für mich vorhersehbar, auch wenn die Autorin sich große Mühe gegeben hat, mich als Leserin ein wenig zu überraschen oder mich auf die falsche Fährte zu locken. Ich wusste sehr wohl, dass Pauline, die Großmutter von Isabell, nicht das Kind von C. ist. Trotzdem fand ich die ganze Geschichte interessant. Diese Familiendynamik hat mich doch gefangen genommen. Und die vielen Fäden, die die Autorin gekonnt in ihren Händen hielt, und sie diese so bewegen konnte, ohne sich zu verheddern.  Ein Erzählstoff, der sich über vier Generationen bewegt, da ist man doch gefordert, geistig den Überblick nicht zu verlieren.

Man kann nur froh darüber sein, dass es solche Familien, wie sie in diesem Buch beschrieben wird, mit dieser schweren Belastung, nicht zu häufig in der Gesellschaft gibt. So eine große Last, die alle Familienmitglieder zu tragen hatten, da fragte man sich als stille Leserin schon, ob die Autorin nicht zu dick aufgetragen hat? Die Charaktere zumindest wirkten alle sehr authentisch.

Das einzige triviale an der ganzen Geschichte war neben dem Buchtitel und das Cover der Fluch, der auf der Familie zulasten droht. Für mich gibt es keine Flüche. Jeder Mensch ist für die Gestaltung seines Lebens selbst verantwortlich. Dieser gewalttätige August Korte, der schon krumme Geschäfte machte, noch bevor er mit seiner sechsköpfigen Familie in die Villa eingezogen ist, hat die Villa durch Glücksspiele gewonnen, und der Verlierer kündigte ihm an, dass die Villa ihm kein Glück gebracht habe, und sie werde ihm, August und seiner Familie, auch kein Glück bringen ...

Menschen, die Eigentum durch Glücksspiele gewinnen oder verlieren, und damit nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben der Familie aufs Spiel setzen, das sind Menschen mit großer Charakterschwäche und das hat nichts mit Flüchen zu tun. Aber fiktional haben die AutorInnen das Recht, ihre Themen so  zu kleiden, wie es ihnen beliebt. Aber der Erzählstoff muss authentisch, differenziert und darf nicht kitschig und sentimental wirken. Zumindest nicht für mich. Und dies alles erfüllt die Autorin mit ihrem Buch. 


Mein Fazit ?

Toller Erzählstil, interessante Kulissen, jede Menge Erzählperspektiven, auch das Hin- und Herspringen von nichtchronologischen Abläufen von Vergangenheit und Gegenwart hat mir sehr gut gefallen, da ich mich geistig gefordert gefühlt habe. Ich würde das Buch jederzeit wieder lesen.


2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Elf von zwölf Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich beim Heyne-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken.

ORIGINALAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-41955-1
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: Heyne

Erschienen: 12.09.2016

Und hier geht es auf die Heyne Verlagsseite.
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Gelesene Bücher 2017: 47
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Montag, 28. August 2017

Rachel Urquhart / Das zweite Gesicht



Klappentext
Massachusetts 1842: Die 15-jährige Polly zündet die heimische Farm an, ihr brutaler Vater kommt in den Flammen um. Polly und ihr Bruder müssen fliehen und finden Zuflucht in einer Shaker Gruppe. In dieser religiösen Gemeinschaft mit strengen Regeln wähnt sich Polly sicher vor den Nachstellungen des Privatdetektivs Simon Pryor, der den Fall aufklären soll. In der jungen Shaker-Schwester Charity findet sie eine Freundin und Verbündete. Doch als Polly sich in den Augen der Gemeinschaft als „Seherin“ erweist, als eine Auserwählte mit mystischen Visionen, beobachtet man sie auch hier mehr als genau. Wird Polly unter diesen Umständen weiter ihre wahre Geschichte verheimlichen können?

Autorenporträt
Rachel Urquhart ist Journalistin und Autorin, sie schreibt u.a. für The New Yorker, Elle, New York Times und Vogue. "Das zweite Gesicht" ist ihr Romandebüt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Brooklyn.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 416 Seiten
·         Verlag: btb Verlag (10. April 2017)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3442714826
·         ISBN-13: 978-3442714827




Donnerstag, 10. August 2017

Ian McEwan / Der Zementgarten


Lesen in der Leserunde des Bücherforums Watchareadin



Klappentext
Papa ist tot, Mama stirbt und wird, damit keiner was merkt, einzementiert; die vier Kinder – zwei Mädchen und zwei Jungen zwischen 6 und 16 – haben das große Haus in den großen Ferien für sich. Im Laufe des drückend heißen, unwirklichen Sommers kapselt sich die Gemeinschaft der Kinder mehr und mehr gegen die Außenwelt ab, und keiner merkt, dass etwas faul ist.


Autorenporträt
Ian McEwan, geboren 1948 in Aldershot (Hampshire), lebt bei London. 1998 erhielt er für ›Amsterdam‹ den Booker-Preis und 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung für das Gesamtwerk. Sein Roman ›Abbitte‹ wurde zum Weltbestseller und mit Keira Knightley verfilmt. Er ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Royal Society of Arts und der American Academy of Arts and Sciences.

Auszeichnungen

  •  Somerset-Maugham-Preis für ›Erste Liebe - letzte Riten‹, 1976
  •  Whitbread Prize für ›Ein Kind zur Zeit‹, 1987
  •  Ehrendoktorat der Sussex University, 1989
  •  Ehrendoktorat der University of East Anglia, 1993
  •  Prix Fémina étranger für ›Ein Kind zur Zeit‹ in französischer Übersetzung (›L'enfant volé‹), 1993
  •  Ian McEwan erhält den Booker Prize 1998 für ›Amsterdam‹, 1998
  •  Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung (Hamburg) für das Gesamtwerk von Ian McEwan, 1999
  •  Ian McEwan ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, 1999
  •  ›People's Booker‹ für ›Atonement‹, 2001
  •  ›W. H. Smith‹-Literaturpreis für ›Atonement, 2002
  •  Herausgeber der ›New York Times‹ haben ›Atonement‹ als einen von sieben Titeln zu den ›Books of the Year‹ gewählt, 2002
  •  ›National Book Critics' Circle Fiction Award‹ für ›Atonement‹, 2003
  •  ›Deutscher Bücherpreis‹ in der Sparte ›Internationale Belletristik‹ für ›Abbitte‹, 2003
  •  ›Los Angeles Times Prize for Fiction‹ für ›Atonement‹, 2003
  •  ›Santiago Prize for the European Novel‹ für ›Atonement‹, 2004
  •  ›James Tait Black Memorial Prize for Fiction‹ für ›Saturday‹, 2006
  •  ›Common Wealth Award for Literature‹ für sein Gesamtwerk, 2007
  •  Oscar für die beste Filmmusik (Dario Marianelli) von ›Atonement‹, 2008
  •  ›Golden Globe‹ für das beste Kinodrama und den besten Soundtrack im Film ›Atonement‹, 2008
  •  ›Am Strand‹ wird Buch des Jahres des ›Galaxy British Book Award‹, 2008
  •  ›Atonement‹ erhält den Britischen Filmpreis ›BAFTA‹ für den besten Film und für das Szenenbild, 2008
  •  ›Wodehouse‹-Preis für den Roman ›Solar‹, 2010
  •  Jerusalem-Preis für sein Gesamtwerk, 2011

Verfilmungen

  •  Abbitte, Joe Wright, 2007
  •  First Love, Last Rites, Susanne Kaelin, 2006
  •  Enduring Love, Roger Michell, 2004
  •  First Love, Last Rites, Jesse Peretz, 1997
  •  Der Zementgarten, Andrew Birkin, 1993
  •  …und der Himmel steht still, John Schlesinger, 1993
  •  Der Trost von Fremden, Paul Schrader, 1990
  •  Schmetterlinge, Wolfgang Becker, 1987

Ian McEwan zählt mittlerweile auch zu meinen Favoriten, weshalb ich ein Leseprojekt starten werde. Dies ist nun mein drittes Buch von dem Autor, und ein viertes wartet noch auf meinem SuB. Mal schauen, was mich dieser Band erwarten lässt.


Weitere Informationen zu dem Buch

Taschenbuch 
208 Seiten 
erschienen am 02. Januar 1999 

978-3-257-20648-7 
€ (D) 11.00 / sFr 15.00* / € (A) 11.40 
* unverb. Preisempfehlung 


Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.







Dienstag, 25. Juli 2017

Paul Auster / 4321

Lesen mit Tina

Klappentext
Paul Auster, der bekannte amerikanische Bestsellerautor, legt in Gestalt eines Rätselspiels sein bisher umfangreichstes Werk und Opus magnum vor: die vierfach unterschiedlich erzählte Geschichte eines jungen Amerikaners in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – ein Epos voll mit Politik, Zeitgeschichte, Liebe, Leidenschaft und dem wechselvollen Spiel des Zufalls. «4 3 2 1» – das sind vier Variationen eines Lebens: Archibald Ferguson, von allen nur Archie genannt, wächst im Newark der fünfziger Jahre auf. «Was für ein interessanter Gedanke», sagt er sich als kleiner Junge, «sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe. Ja, alles war möglich, und nur weil etwas auf eine bestimmte Weise geschah, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch auf eine andere Weise geschehen konnte.»  Im Verein mit der höheren Macht einer von Paul Auster raffiniert dirigierten literarischen Vorsehung entspinnen sich nun vier unterschiedliche Versionen von Archies Leben: provinziell und bescheiden; kämpferisch, aber vom Unglück verfolgt; betroffen und besessen von den Ereignissen der Zeit; künstlerisch genial begabt und nach den Sternen greifend. Und alle vier sind vollgepackt mit Abenteuern, Liebe, Lebenskämpfen und den Schlägen eines unberechenbaren Schicksals … «4 3 2 1» ist ein faszinierendes Gedankenspiel und ein Höhepunkt in Austers Schaffen. Seine großen Themen, das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam – alle sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht. (Einige Kapitel mit Nummerierung, aber ohne Text in diesem Buch sind künstlerische Absicht des Autors, keine technischen Fehler.)


Autorenporträt
Paul Auster wurde 1947 in Newark, New Jersey, geboren. Er studierte Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaften an der Columbia University und verbrachte nach dem Studium einige Jahre in Frankreich. International bekannt wurde er mit seinen Romanen Im Land der letzten Dinge und der New-York-Trilogie. Heute lebt er in Brooklyn. Er ist mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet und hat zwei Kinder. Sein umfangreiches, vielfach preisgekröntes Werk umfasst neben zahlreichen Romanen auch Essays und Gedichte sowie Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik.2017 krönte er sein bisheriges Lebenswerk mit dem Weltbestseller "4321".

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 1264 Seiten
·         Verlag: Rowohlt; Auflage: 4 (31. Januar 2017)
·         Sprache: Deutsch, 29,95 €
·         ISBN-10: 3498000977

Lese ich mit Tina, ein Mammutwerk von über 1200 Seiten. Werde mich dann mal wieder von der Welt abschotten müssen, damit ich dieses Buch auch ohne größere Zeitumbrüche durchbekommen kann. Mit viel Ruhe lesen. Befinde mich auch im Urlaub, habe also Zeit. Ich habe mittlerweile die ersten fünfzig Seiten gelesen, und ich finde das Buch bis jetzt recht gut. Mal schauen, ob das auch so bleibt.

Dies ist mein erstes Auster-Buch. Bin echt neugierig, da es in der Auswertung nicht wirklich besonders gut abgeschnitten hat. Sollte ich damit aber gute Erfahrungen machen, dann hege ich tatsächlich die Absicht, den Autor auch an meine Favoriten anzureihen und gestalte daraus ein Auster-Leseprojekt ... 

Da ich das Buch gemeinsam mit Christina lesen werde, bin ich natürlich auch auf ihre Eindrücke mehr als gespannt.

Meine ersten Leseeindrücke fallen recht positiv aus. Aber trotzdem ist abzuwarten, wie sich das Buch noch weiter entwickeln wird. Erst recht, wo es noch von vier unterschiedlichen Übersetzer bearbeitet wurde. Wie kann das funktionieren, so frage ich mich, wo doch jeder Schreiberling seinen eigenen Stil hat, sich auszudrücken. Das hatte ich bisher noch nicht.

Nun ist der Groschen bei mir gefallen. Es sind vier Übersetzer, weil es im Roman vier Perspektiven gibt, daher macht der Buchtitel 4321 Sinn. Ich befinde mich gerade auf der Seite 115. 

Sehr guter Schreibstil und sehr tiefgehende Gedanken, genau mein Geschmack getroffen. Morgen kommt Tina vom Saarland zu mir nach Darmstadt, und wir verbringen gemeinsam den Tag. Wir werden nicht nur aber sicher jede Menge buchige Themen zu besprechen haben.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Ian McEwan / Der Tagträumer (1)



Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Diese Novelle war schnell gelesen und ich möchte darauf achten, inhaltlich nicht zu viel zu verraten.

Mich hat eigentlich das Cover zum Kauf dieses Buches angeregt. Recht surreal diese wunderschöne Abbildung und so dachte ich mir, ich bekomme es hier mit einem kätzischen Thema zu tun. Doch dieser Katzenmensch muss sich seinen Platz mit vielen anderen Themen und Fantastereien teilen …

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Die gesamte Familie mittels einer Zaubercreme zum Verschwinden bringen, das wäre doch was, denkt sich Peter Glück — ein wenig aus Langeweile, ein wenig aus Trotz. Oder wie wäre es, einen Tag lang das Leben des Katers der Familie zu führen? Und was wäre erst, wenn Bewegung in die Puppen der Schwester käme und sie ihm ein Bein ausrissen?

Doch bevor es mit diesen recht lebhaften Fantasien losgeht, wird man erstmal in die Familienverhältnisse des stark introvertierten elfjährigen Peter Glück eingeweiht. Man erfährt zudem noch über die Probleme, die Peter mit seiner kleineren Schwester hat. Doch hauptsächlich werden die Probleme beschrieben, die die Erwachsenen mit Peter haben, der gerne zurückgezogen lebt und sich mit seiner Traumwelt befasst:
Und was nun sein Alleinsein anging - das gefiel den Erwachsenen auch nicht sonderlich. Sie können es ja nicht einmal leiden, wenn andere Erwachsene allein sein wollen. Wenn man mitmacht, wissen die Leute, welche Absichten man hat. Man hat genau die gleichen Absichten wie sie auch. Man muss mitmachen, oder man verdirbt allen den Spaß. Peter sah das anders. Mitmachen - das war ja alles schön und gut, in bestimmten Fällen. Aber doch nicht ständig. Wenn die Leute weniger Zeit damit zubrächten, mitzumachen und andere zum Mitmachen zu zwingen, dachte er, wenn sie sich stattdessen jeden Tag eine Zeit lang darauf besinnen würden, wer sie sind oder wer sie sein könnten, ginge es glücklicher zu in der Welt, und es käme vielleicht gar nicht erst zu Kriegen. (1995, 11)

Nicht nur die Eltern, sondern auch die Lehrer in der Schule haben Schwierigkeiten, die Stille dieses Kindes nachzuvollziehen:
Das Dumme an einem Tagträumer, der nicht viel redet, ist, dass die Lehrer in der Schule, besonders die, die dich nicht besonders gut kennen, dazu neigen, dich für dumm zu halten. (18)

Ich habe dieselbe Erfahrung in der Grundschule und im Elternhaus gemacht. Ich hatte den Eindruck, der Autor hat über mich geschrieben.

Nach außen ist Peter ein stiller Junge, aber innendrin findet das absolute Leben statt. In seiner Traumwelt verarbeitet er auch die Probleme, die er mit dem Alltag so hat und meistert sie auch recht selbstbewusst. Mal wird er zu einem Kater, dann wieder verwandelt er sich in einen Säugling, etc. und immer mit diversen Hilfsmitteln fiktiver Art. Die Leser*nnen dürfen an vielen verschiedenen Abenteuern des kleinen Tagträumers teilnehmen, wobei der Icherzähler nicht mehr der kleine Peter ist, sondern erzählt werden die vielen Handlungen und Geschichten aus der Sicht des erwachsenen Peter, der in die Retrospektive geht.

Ich verweise Weiteres auf das Buch.


Mein Fazit?

Man findet in dieser kleinen Novelle jede Menge fiktive, kindliche Abenteuer, die zudem mit viel Weisheit und viel Humor verziert sind.

Ich habe mich gefragt, ob diese kindlichen Geschichten nicht auch für junge Leser*innen geeignet wären? Und ich würde sagen, ja. Auch junge Leser*innen ab zehn Jahren könnten diesen Abenteuergeschichten gut folgen. Sie sind kindgerecht, was Inhalt und was Sprache betreffen.

Und für die erwachsenen Leser*innen? Mir ging es ähnlich wie dem erwachsenen Peter. Ich wurde selbst durch diese Novelle auch wieder in meine Kindheit zurückversetzt und habe viele Parallelen zu Peter finden können, wie ich eingangs schon geschrieben habe. 

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

 12 von 12 Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Taschenbuch, Diogenes 
160 Seiten 
erschienen am 27. September 2000 

978-3-257-23257-8 
€ (D) 10.00 / sFr 13.00* / € (A) 10.30 
* unverb. Preisempfehlung 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.
 _______
Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist nötig, 
dass alles sich verändert.
(Eintrag aus einem Poesiealbum der Familie Six)

Gelesene Bücher 2017: 25
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Montag, 5. Juni 2017

Virginia Baily / Im ersten Licht des Morgens

Klappentext
Chiara Ravello führt nach außen ein erfülltes Leben. Sie arbeitet als Übersetzerin in Rom und umgibt sich mit Freunden, gutem Essen, Theater und Musik. Nur wenige Gegenstände in ihrer Wohnung erinnern an Daniele, den sie aufzog und liebte wie ihren eigenen Sohn. Kaum jemand weiß von dem Schmerz, den sein Verlust für sie bedeutet. Erst als eine junge Frau aus Wales in Rom auftaucht und behauptet, Danieles Tochter zu sein, beginnt Chiaras Fassade zu bröckeln. Marias Ankunft führt Chiara weit zurück in ihre Vergangenheit, ins Kriegsjahr 1943, und weckt in ihr eine lang vergrabene Sehnsucht nach Versöhnung.

Autorenporträt
Virginia Baily studierte Italienisch, Französisch und Englisch und leitet eine Zeitschrift für Kurzgeschichten, die sie mitbegründete. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft Reisen nach Afrika und Italien. Im ersten Licht des Morgens schrieb sie während eines langen Aufenthalts in Rom. Der Roman wurde in England zum Bestseller und erscheint in zwölf Ländern. Heute lebt die Autorin im südenglischen Exeter.

Weitere Informationen zu dem Buch

Auf der Verlagsseite ist ein Special abgedruckt. Virginia Baily im Interview zu ihrem Roman »Im ersten Licht des Morgens«

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diana, Verlagsgruppe Random House München.

  • Taschenbuch: 432 Seiten
  • Verlag: Diana Verlag (12. Dezember 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453359135





Dienstag, 18. April 2017

Jakob Wassermann / Faber oder die verlorenen Jahre


Klappentext 
Als Eugen Faber nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in seine Heimatstadt zurückkehrt, liegt seine Welt in Trümmern: Er ist zum Außenseiter geworden, zum Fremden in seiner eigenen Familie. Jakob Wassermanns wiederentdeckter Roman ist ein erschütterndes und bewegendes Zeugnis der Entwurzelung einer ganzen Generation.
Sechs Jahre hat sich der junge Architekt Eugen Faber in russischer Gefangenschaft nach seiner Frau, seiner großen Liebe und Seelenverwandten, gesehnt und schließlich eine gefährliche Flucht auf sich genommen. Doch das Leben ist inzwischen weitergegangen. Seine Frau erkennt er kaum wieder, sein kleiner Sohn kann sich nicht an ihn erinnern. In seinem Beruf wird er nicht mehr gebraucht, und auch Ideologien bieten ihm keinen Halt. Zunehmend verzweifelt versucht er, sich in eine Welt einzufügen, die nicht mehr die seine ist.
Mit außerordentlichem Einfühlungsvermögen erkundet Jakob Wassermann das quälende Ringen um Nähe und Verständnis. In den 1920er-Jahren war er einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. 1933 sollten seine Werke den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten zum Opfer fallen, doch schon 1924, als er den vorliegenden Roman veröffentlichte, ahnte er das nahende Unheil voraus. In einer Zeit des brüchigen Friedens und des drohenden Zerfalls Europas stellt der Roman existenzielle Fragen, die uns auch heute noch beschäftigen: nach dem Wert von Menschlichkeit, Respekt und gegenseitiger Achtung.


Autorenporträt
Jakob Wassermann (1873–1934), als Sohn eines jüdischen Gemischtwarenhändlers in Fürth geboren, gelangte Ende der 1920er-Jahre zu Weltruhm: Seine von der Psychoanalyse beeinflussten Romane waren Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Verbrennung seiner Bücher 1933 in Deutschland bedeutete seinen materiellen wie auch psychischen Ruin.

Meine ersten Leseeindrücke

Als ich die ersten Seiten begonnen habe zu lesen, konnte ich nicht mehr aufhören. Nun hoffe ich, dass die Spannung und das Interesse weiterhin bis zum Ende erhalten bleiben.


Weitere Informationen zu dem Buch
€ 26,95 [D] inkl. MwSt. € 27,80 [A] | CHF 35,90* 
(* empf. VK-Preis) 

Gebundenes Buch, Leinen mit SchutzumschlagISBN: 978-3-7175-2416-8

Erschienen: 26.09.2016 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Manesse.



Mittwoch, 29. März 2017

Ian McEwan / Kindeswohl


Klappentext
Familienrecht ist das Spezialgebiet der Richterin Fiona Maye am High Court in London: Scheidungen, Sorgerecht, Fragen des Kindeswohls. In ihrer eigenen Ehe ist sie seit über dreißig Jahren glücklich. Da unterbreitet ihr Mann ihr einen schockierenden Vorschlag. Und zugleich wird ihr ein dringlicher Gerichtsfall vorgelegt, in dem es um den Widerstreit zwischen Religion und Medizin und um Leben und Tod eines 17-jährigen Jungen geht.


Autorenporträt
Ian McEwan, geboren 1948 in Aldershot (Hampshire), lebt bei London. 1998 erhielt er für ›Amsterdam‹ den Booker-Preis und 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung für das Gesamtwerk. Sein Roman ›Abbitte‹ wurde zum Weltbestseller und mit Keira Knightley verfilmt. Er ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Royal Society of Arts und der American Academy of Arts and Sciences.

Auszeichnungen

·      Somerset-Maugham-Preis für ›Erste Liebe - letzte Riten‹, 1976
·      Whitbread Prize für ›Ein Kind zur Zeit‹, 1987
·      Ehrendoktorat der Sussex University, 1989
·      Ehrendoktorat der University of East Anglia, 1993
·      Prix Fémina étranger für ›Ein Kind zur Zeit‹ in französischer Übersetzung (›L'enfant volé‹), 1993
·      Ian McEwan erhält den Booker Prize 1998 für ›Amsterdam‹, 1998
·      Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung (Hamburg) für das Gesamtwerk von Ian McEwan, 1999
·      Ian McEwan ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, 1999
·      ›People's Booker‹ für ›Atonement‹, 2001
·      ›W. H. Smith‹-Literaturpreis für ›Atonement, 2002
·      Herausgeber der ›New York Times‹ haben ›Atonement‹ als einen von sieben Titeln zu den ›Books of the Year‹ gewählt, 2002
·      ›National Book Critics' Circle Fiction Award‹ für ›Atonement‹, 2003
·      ›Deutscher Bücherpreis‹ in der Sparte ›Internationale Belletristik‹ für ›Abbitte‹, 2003
·      ›Los Angeles Times Prize for Fiction‹ für ›Atonement‹, 2003
·      ›Santiago Prize for the European Novel‹ für ›Atonement‹, 2004
·      ›James Tait Black Memorial Prize for Fiction‹ für ›Saturday‹, 2006
·      ›Common Wealth Award for Literature‹ für sein Gesamtwerk, 2007
·      Oscar für die beste Filmmusik (Dario Marianelli) von ›Atonement‹, 2008
·      ›Golden Globe‹ für das beste Kinodrama und den besten Soundtrack im Film ›Atonement‹, 2008
·      ›Am Strand‹ wird Buch des Jahres des ›Galaxy British Book Award‹, 2008
·      ›Atonement‹ erhält den Britischen Filmpreis ›BAFTA‹ für den besten Film und für das Szenenbild, 2008
·      ›Wodehouse‹-Preis für den Roman ›Solar‹, 2010
·      Jerusalem-Preis für sein Gesamtwerk, 2011
(Quelle: Diogenes Website)


Verfilmungen

·      Abbitte, Joe Wright, 2007
·      First Love, Last Rites, Susanne Kaelin, 2006
·      Enduring Love, Roger Michell, 2004
·      First Love, Last Rites, Jesse Peretz, 1997
·      Der Zementgarten, Andrew Birkin, 1993
·      …und der Himmel steht still, John Schlesinger, 1993
·      Der Trost von Fremden, Paul Schrader, 1990
·      Schmetterlinge, Wolfgang Becker, 1987
(Quelle: Diogenes Website)

Dies ist mein erstes Buch von Ian McEwan. Ich habe so viele positive Rückmeldungen gehabt, dass ich schließlich selbst ganz neugierig auf den Autor geworden bin. 

Ich habe ein paar Seiten gelesen, und es liest sich sehr spannend. 


Weitere Informationen zu dem Buch:

   Taschenbuch: 224 Seiten, 12,00 €
   Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (24. August 2016)
   ISBN-10: 3257243774

Und hier geht es auf die Website von Diogenes.