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Ich habe es nun endlich geschafft, das Buch auszulesen, das
durch meinen
Zeitmangel auch seine zwei Anläufe benötigt hat.
Mich hat es leider nicht so sehr berührt und werde meine Buchbesprechung etwas kürzer aufziehen. Es gibt
viele Szenen, die ich erwähnen sollte, aber mir fehlt einfach die Muse dazu.
Ich entschuldige mich schon im Vorfeld dafür. Ich möchte im Geiste nämlich schreibend nicht nochmals alles zurück spulen müssen, um diese dadurch neu aufleben zu lassen.
Trotzdem wurde das Buch von mir mit sehr gut votiert, wie unten begründend zu entnehmen ist.
Man könnte diesen Buchband auch wegen der Wissenslust eines kleinen Jungen und aber auch wegen der Abenteuer als Jugendbuch empfehlen, denn es hat jede Menge gesellschaftliche,
politische, pädagogische und religiöse Anreize zu bieten, und junge Menschen die Anregung bekommen würden,
in dieser Rubrik der Epoche weiter zu forschen. Für diese Zielgruppe könnte es ein absolut gelungenes
Buch sein.
Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.
Die Handlung
Die Handlung beginnt im Jahre 1679. Die Hauptfigur dieses historischen
Romans ist die achtjährige Halbwaise Angus Totholz, Sohn eines englischen Siedlers.
(Ich stolpere über den Namen Totholz).
Ursprünglich stammt die Familie Totholz aus London, doch durch einen Großbrand hat
sie auf der Insel St. Helena Land zum Bebauen erhalten.
Die Insel St.
Helena ist lt. Wikipedia durch den vulkanischen Ursprung eine Insel im Südatlantik, und zählt seit 1834, also nach der epochalen Zeit dieses Romans, zum Britischen Überseegebiet, wo allerdings schon im 17. Jahrhundert Sklaven verschiedener Hautfarben aus unterschiedlichen
Kontinenten, hauptsächlich Afrika und Indien, gehalten und für die Feldarbeit beschäftigt wurden.
Angus wurde erst vier Jahre nach der Übersiedlung auf der Insel geboren. Der
Vater kam auf einem Schiff durch ein tragisches Unglück ums Leben. Angus war zu
klein, als er seinen Vater verlor. Sein bewusstes Erinnerungsvermögen ist
hiervon geradezu ausgelöscht.
Die nun (noch) fünfköpfige Familie Totholz besteht zudem aus zwei Generationen. Angus´
Mutter Catherine, 33 Jahre alt, Ann, Angus´ Schwester, 16 Jahre alt und ihre
kleinen Zwillinge Adam und Thomas. Ann lebt mit ihren Kindern im Haus ihrer
Herkunftsfamilie.
Angus hat mit seiner Mutter Glück, denn sie ist es, die ihm eine Schulbildung im
Einzelunterricht ermöglicht, um ihn von der schweren Feldarbeit zu entsagen,
der sie selbst tagtäglich ausgesetzt ist. Sie schickt ihn mit acht Jahren in die
Lehre zum Pastor Martin Bursch.
Der Pastor nimmt den Jungen als gelehrigen Schüler bei sich auf, entwickelt mit
der Zeit aber auch Interesse für die Mutter, sodass die Familie Totholz in die
Nähe des Pastors zieht, nicht ganz im Sinne der Inselbewohner.
Angus ist gescheit und wissbegierig. Er entwickelt viel sinnstiftende Freude im
Schriftspracherwerb:
Einen Brief schreiben ist Zeichnen,
aber auch sprechen. Wenn man lesen lernt, lernt man, lautloses sprechen zuhören.
Wenn man schreiben kann, kann man sprechen, ohne dass man etwas laut sagt. (36)
Lesen ist nicht bloß lesen. Lesen ist verstehen, zuerst so, dass man die
Buchstaben versteht, dann so, dass man die Wörter versteht, dann so, dass man
die Wörter zusammen versteht, und nach den Wörtern und Sätzen (ein Satz besteht
aus Wörtern hintereinander, aber so, dass sie zusammen einen Sinn ergeben) dann
noch, dass man die Dinge versteht. Das ist ein sehr langer Weg. (26)
Der Pastor, ein strenggläubiger Mensch seiner Zeit, aber nicht fatalistisch, schreibt
ein Pamphlet, das sein Leben gefährdet. Denn fatalistisch ist das Inselvolk,
das noch nicht bereit für ein modernes Denken im Rahmen des Glaubens ist, aber auch der regierende König,
der die Unwissenheit der Menschen missbraucht, verfolgt den Pastor politisch
und bringt damit die gesamte Familie Totholz in Gefahr ...
Zerstörung ist
keine Bestimmung, sondern eine Dummheit des Menschen, die Dummheit entströmt
der Gedankenlosigkeit und der Willkür falscher Vorschriften. (70)
Doch Angus lernt noch mehr, er lernt auch Sterne zu zählen und zu lesen. Er
entpuppt sich zu einem Sternenzähler. Durch den Pastor kommt er mit dem Astrophysiker
Mister Halley in Berührung, die gemeinsam zu dritt einen Berg zu Studienzwecken besteigen.
Herr Halley
ist ein gescheiter und gebildeter Mann, der mir alles Neue, was ich weiß,
beigebracht hat. Im Können und Wissen gibt es Neues und Altes, das Neue sammelt
sich über dem Alten an. Die Gelehrten stehen auf den Schultern der jeweils
anderen (...). So ist man von Anfang an weiter oben im Wissen, weil man von den
Schultern der Vorigen weiter in die Ferne sieht. (14)
Angus, der allerdings vom Pastor streng nach der Bibel instruiert wird,
hat es in seiner Wahrheitssuche zwischen seinen beiden Lehrern nicht
leicht, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Dass der Herr Pastor und Herr Halley unterschiedlicher Meinung über die
Sonne und die Erde sind, ist überhaupt nicht angenehm. Ich kann nicht wissen,
wer von beiden recht hat, oder ob es so ist, dass sie beide recht haben, aber
der eine mehr als der andere. (177)
Mr. Halley verlässt wieder die Insel, und kehrt nach London zu seiner
Frau und zu seinem Observatorium zurück.
Zwei Jahre später wird Angus mit einem Empfehlungsschreiben des Pastors als
schwarzer Passagier ganz allein auf ein Schiff nach London gehievt, damit Angus seine
Studien bei Mr. Halley weiter fortsetzten konnte.
Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Es waren sehr viele Szenen, die ich wieder verdrängt habe. Sehr gewaltträchtig,
puh., sodass ich sie nicht mehr zu nennen weiß. Die Menschen besaßen, obwohl
das Mittelalter längst überschritten war, dennoch rohe und rigide Umgangsformen. Zudem war das England ähnlich geprägt wie das spätere viktorianische Zeitalter; Armut, sittenstrenge
Lehrmeister, schwarze Pädagogik und ungerechte Verteilung von Gütern ...
Welche Szene hat mir besonders gut
gefallen?
Gefallen hat mir, dass Mr. Halley den Jungen in London zu seinem Gehilfen
gemacht hat, obwohl seine Frau, die den Jungen Yamsbengel nennt, Kind einer
unanständigen Mutter, dagegen war.
Es ist gut, dass du hier niemanden hast. Ich werde dich zum Gehilfen meines
Vertrauens und zum Schreiber der Resultate ausbilden. Auch wenn du von weit her
kommst und aus einer unbedeutenden Familie stammst, habe ich festgestellt, dass
du das Zeug dazu hast. So wächst etwas aus dem trocknen Samen, zuerst das
Keimblatt, dann der Schützling, dann gar eine Eiche in York. Ich bin sicher,
keine falsche Entscheidung zu treffen. (463)
Welche Figur war für mich eine Sympathieträgerin?
Keine. Doch achtenswert, dass Angus Mutter bedacht war, seinem Sohn Bildung zukommen zu lassen, um seine Zukunftschancen aufzustocken.
Welche Figur war mir antipathisch?
Die Seefahrer und die Anonymen Attentäter der Inselbewohner und die Frau des
Astrophysikers.
Meine Identifikationsfigur
Keine. Scheint an der
Zeit zu liegen.
Cover und Buchtitel
Beides sehr stimmig und ansprechend.
Zum Schreibkonzept
Auf den 550 Seiten ist der Roman in fünf Teilen gegliedert
und ist aus der Ichperspektive des Kindes Angus erzählt. Der Schreibstil ist dadurch
einfach und flüssig.
Meine
Meinung
Das Buch hat mich wegen seiner Langatmigkeit nicht besonders ergriffen. Vielleicht durch diese Langatmigkeit habe ich es als wenig Neugier
erweckend erlebt. Vieles zieht sich zu sehr in die Länge, hätte deutlich abgekürzt werden, und die Wissenschaft war nicht wirklich
bühnenhaft dargestellt. Das hat aber sicher an dem kleinen Jungen gelegen, der
die Welt eben nur aus seiner kindlichen Perspektive hat beschreiben können. Wobei ich alles interessant fand, wie Angus mit seiner großen Weisheit aus seiner Sicht versucht hat, die Welt und die Menschen zu erklären.
Erst wenn man etwas weiß, kann man wissen, dass man etwas nicht gewusst hat. (324)
Angus versucht in seinen beiden Lehrern seine Mitte von beiden zu finden.
So ähnlich wie er im Verstand, aber so ähnlich wie der Herr Pastor in der Güte will ich werden. Sie sind meine Väter, und zum Glück sind sie Freunde, die sich gegenseitig schätzen. (159)
Eine sehr kluge Sichtweise, denn Güte und Verstand müssen nicht gegeneinander ausgeschlossen werden. Zu dieser Erkenntnis müssen manch andere Erwachsene erst noch kommen.
Doch zurück zu meiner Kritik: Vielleicht habe ich auch den Fehler gemacht, den Autor mit Jostein Gaarder zu vergleichen. Ich hatte nach dem Klappentext gedacht, ich bekomme es hier mit einem zweiten Gaarder, Sophies Welt, zu tun. Ein absoluter Bildungsroman für junge Menschen, der aber auch von den Erwachsenen gerne und zahlreich gelesen wurde, um das eigene Wissen damit nochmals aufzufrischen.
Einmal wurde hier Isaak Newton erwähnt, der aus seiner wissenschaftlichen Neugier heraus versucht haben soll, in eine Lehmfigur Leben hineinzuhauchen.
Aber sonst stand doch eher der Alltagskampf der Menschen im Brennpunkt. Auf einzelnen Seiten fand man ein paar schöne,
tiefer gehende wissenschaftliche Gedanken, aber sonst eher Alltag. Ich bin keine
Leserin historischer Romane dieser Epoche. Es ist also nicht die Schuld des
Autors. Die ersten Teile haben mich
richtig genervt, der Pastor, der ständig von Gott und der Bibel spricht, mit
solchen Thesen habe ich längst abgeschlossen. Passt einfach nicht mehr in mein
Weltbild, zu wissen, was richtig und falsch ist, und dies gemessen an den
Lehrsätzen einer Bibel, die doch sehr moralisch, mit gehobenem Zeigefinger, aufgezogen ist. Finde ich für
einen modernen Menschen, der 350 Jahre später in die Welt hineingeboren wurde,
nicht mehr angemessen.
Aber für die damalige Zeit war das normal, das ist mir durchaus bewusst, nur
muss ich mich damit innerlich nicht mehr befassen. Bin durch mit diesen Themen
aus dieser Zeit. Ich meide dadurch sogar absichtlich Literatur aus dem Mittelalter, die es wie Sand am Meer zu lesen gibt. Ich bin mit den Themen dieser Epochen durch Schule, Studium und Selbsterkenntnis eben reichlich gesättigt.
Mein Fazit
Trotzdem zu empfehlen für Menschen, die gerne Historische Romane lesen. Super spannend, wie der kleine, wissbegierige Junge sich Bildung aneignet, in einer Zeit, in der Bildung nur reichen Kindern vorbehalten war. Diese Lektüre müsste man zwecks besseren Ansporns jungen Menschen als eine Motivationsträgerin zu lesen geben, die vom Lernen eher träge gestimmt sind. Zu vermitteln, dass in der Geschichte Bildung nur ein Privileg der hohen Klassen war, ist dieses Buch für die Jugend super geeignet.
Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch das Angebot des Verlages. Ich habe mich durch das Cover und den Klappentext gerufen gefühlt.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck
2 Punkte: Differenzierte, facettenreiche Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte / Langatmig
2 Punkte: Erzähl-und Schreibstruktur, Gliederung vorhanden
2 Punkt: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein.
11 von 12 Punkten
Herzlichen Dank an den Mare - Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
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Dein Schmerz, mein Schmerz.
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