Da ich in der Regel
keine Krimis lese, und ich den Klappentext nur grob überflogen habe, bin ich zu diesem Buch gelangt, weil es mich durch den Titel neugierig gestimmt hat. Ich
dachte, ich bekomme es hier mit einer komplizierten fiktiven psychischen
Familienbiografie zu tun, wenn auch der Fokus anfänglich hauptsächlich auf die gestörte
Beziehung zwischen Mutter und Tochter gelegt zu sein schien. Aber der Roman
entpuppte sich immer mehr zu einem blutrünstigen Krimi … Obwohl man schon auf der ersten Seite angeblich mit einem Mord zu tun bekommt, hätte ich hellhörig werden sollen. Dennoch habe ich ihn weitergelesen, weil ich dachte, dass die komplexe Psyche der Protagonistin die Oberhand behalten würde.
Daher möchte ich den Krimi, bzw. den Psychothriller ganz schnell wieder aus meinem Kopf verbannen, weshalb ich mich hier nur kurz und nur mit knappen Details auslassen werde.
Daher möchte ich den Krimi, bzw. den Psychothriller ganz schnell wieder aus meinem Kopf verbannen, weshalb ich mich hier nur kurz und nur mit knappen Details auslassen werde.
Es gibt in der
Realität genug Gewalt, kriminalistische aber auch legale, wenn ich z. B. an die Schlachthäuser denke, in denen pro Sekunde weltweit 3000 Tiere
gequält und anschließend geschlachtet werden, dann ist mir, als würde unser
Planet eines Tages in einem Ozean von Blut versinken.
Deshalb möchte ich mich
nicht auch noch fiktiv mit diesen brutalen Bildern befassen, meinen Geist mit
diesen unschönen Vorstellungen nähren, die man so schnell nicht mehr vergessen
kann, wenn sie sich im Kopf erst mal festgesetzt haben.
Aber an alle
Krimileser*innen. Ich kann dieses Buch sehr wohl weiterempfehlen. Er war gut, authentisch,
nur bei den brutalen Szenen musste ich mir die Ohren zuhalten, die Augen
schließen und dann bin ich durch die Seiten gerast, um endlich einen fixen
Abschluss daraus zu finden.
Nun ist es eine Woche
her, seit ich den Roman ausgelesen habe, mal schauen, was ich nach diesem
schnellen Lesen noch weiß, und ich merke, dass die brutalen Szenen durch den Zeitabstand in meiner Vorstellung wieder verblasst sind, wenn mir auch die Bilder noch durchaus präsent sind.
Hier geht es zum Klappentext,
zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.
Die Handlung
Zu Beginn bezieht sich die Handlung auf eine
gestörte Beziehung zwischen Tochter und Mutter namens Rachel und Elizabeth
Child. Elizabeth ist alleinerziehend und die Tochter Rachel leidet darunter, ihren Vater nie kennengelernt zu haben. Elizabeth hatte mehrere Affären, mehrere Gelegenheitsliebhaber, sie konnte sich auf keine feste Bindung einlassen. Beruflich geht sie auf einem renommierten College einer Lehrtätigkeit in der
Fachrichtung Psychologie nach und ist erfolgreiche Buchautorin von Die Treppe, ein psychologischer Ratgeber mit mehreren Folgebänden. Wer der Vater von Rachel ist, macht die Mutter ein großes Geheimnis daraus, das sie schließlich mit ins Grab nimmt. Nach dem Tod der
Mutter engagiert Rachel einen Privatdetektiv, der den leiblichen Vater
ausfindig machen soll. Brian Delacroix soll den ominösen Vater finden, obwohl
er angibt, dass er dafür nicht geeignet sei, doch Rachel
hält weiter an ihm fest. Im Laufe der Zeit wird aus dem Privatdetektiv Rachels
Ehemann, nach dem ihre erste Ehe gescheitert ist.
Rachel konnte sich zu keiner stabilen Persönlichkeit
entfalten, und so entwickelt sie psychische Störungen wie Panik und
Angstattacken. Mitten vor laufender Kamera erleidet sie auf Haiti einen psychischen
Zusammenbruch, der ihre Karriere daraufhin zerstört. Rachel verkriecht sich immer
mehr in ihren vier Wänden.
Sie ist durch ihre Erkrankung ihrem Ehemann gegenüber
sehr misstrauisch geworden, denn sie ist es leid, ständig belogen zu werden, bis
sie aus eigenem Antrieb herausfindet, dass Brian mit mehreren Identitäten
unterwegs ist. Sie fühlt sich hintergangen und betrogen, sodass ihr Eheleben mit
Brian dadurch immer mehr ins Wanken gerät.
Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Die gesamte Tragik zwischen Rachel und der Mutter,
die gesamte Tragik zwischen Rachel und der Beziehung mit Brian Delacroix. Die
Mutter konnte gute Ratgeberbücher schreiben, hätte sich doch selbst einmal Rat
geholt, um ihrer vaterlosen Tochter besser beistehen zu können.
Welche Szene hat mir gefallen?
Gefallen hat mir nur der Gerechtigkeit halber eine
Szenerie aus einer Schauspielschule, die sich zwischen Dozent und Student zugetragen hat. Ein abwertender Hochschullehrer, der einen schwächeren
Studenten mit einer Fäkalsprache dermaßen erniedrigt hat, sodass der Kommilitone
Brian, der sehr sensibel darauf reagiert, den Raum verließ, einen Pümpel
holte, um dem Dozenten damit die Fresse
zu polieren, was ihm sichtlich gelungen war. Obwohl Brian nach dieser Aktion
aus dem College geworfen wurde, glaubte er, dass dieser Denkzettel für alle
Zeiten ausreichen würde, um keinen schwächlichen Studenten mehr drangsalieren zu müssen.
Welche Figur war für mich eine Sympathieträgerin?
Kann ich nicht sagen.
Welche Figur war mir antipathisch?
Elizabeth Child. Ich fand es grausam, dass sie ihrem
Kind den Vater vorenthalten hat.
Meine Identifikationsfigur
Keine.
Cover und Buchtitel
Das Cover fand ich das Beste von allem. Ein sehr
surreales Motiv. Ganz nach meinem Geschmack.
Cover und Buchtitel haben dafür gesorgt, dass ich
mir das Buch angeschafft habe. Interessant herauszufinden, von welchem Abgrund hier die Rede ist, wobei mir Abgründe im Nachhinein besser gefallen hätte. Erst dachte ich, als ich das Buch gekauft habe, dass es hier
um den Abgrund von Rachel gehen würde. Abgründe, weil das Innenleben derjenigen Figur, die mit mehreren Masken unterwegs ist, viel zu komplex ausgestattet ist.
Zum Schreibkonzept
Auf der ersten Seite sind zwei bemerkenswerte Zitate
von Buddy Johnson und von René Descartes zu entnehmen, deren Zusammenhänge man
eigentlich erst versteht, wenn man das Buch ausgelesen hat. Auf den 527 Seiten
ist die Geschichte in 35 Kapiteln gegliedert. Zum Schluss gibt es die übliche
Danksagung. Der Kontext ist klar und flüssig, die Abläufe logisch geschrieben, wenn sie auch auf den ersten Blick ein wenig in die Irre führen sollten. Dazu noch gut verständlich, und reichlich bestückt mit Aha-Erlebnissen. Viele Krimis habe ich bisher meist als gekünstelt erlebt, dieser dagegen empfand ich mit wenigen Ausnahmen als recht authentisch,
weshalb ich ihn zu Ende gelesen habe.
Meine Meinung
Der Schluss hat mich allerdings
überhaupt nicht überzeugen können. Außerdem muss ich auch dem Klappentext ein
wenig widersprechen. Rachel habe ich überhaupt nicht als eine glückliche
Persönlichkeit wahrgenommen, die alles hatte, was ein glücklicher Mensch braucht. Nicht nur, dass ihr der Vater fehlte, sondern auch das Leben, das sie führte, mehr als anstrengend war. Nachdem ihre Suche nach ihrem Vater und schließlich auch ihre erste Ehe gescheitert ist, bricht auch
ihre zweite Ehe durch Lügen und Verrat auseinander. Rachel war für mich eine
sehr betrübte und instabile Persönlichkeit, die nicht auf festem Boden stand.
Die Wurzeln ihrer psychischen Instabilität sind in ihrer Kindheit zu finden. Die
Mutter, die mehr mit sich und ihrem Leben beschäftigt war, ignoriert die tiefe
Sehnsucht ihrer Tochter, ihren Vater kennenlernen zu wollen. Rachel war ein
Kind, das sich mit dem Ausweichen der Mutter nicht abfinden konnte. Bis hierhin
hatte das Buch starke psychologische Züge, als sich schließlich durch Brian
Delacroix kriminalistische Szenen anschlossen.
Zu viel verraten? Keine Sorge, Rachels
erste Ehe hatte in dem Roman nicht besonders viel Raum eingenommen. Alles
andere habe ich nur kurz angerissen. Und vieles andere habe ich weggelassen. Es
bleibt also noch genug Raum für eigene Fragen, eigene Entdeckungen und eigene
Interpretationen.
Mein Fazit
Wie Eingangs schon geschrieben, ist es auf jeden Fall ein sehr lesenswerter Krimi für Leser*innen, die sich gerne mit diesem Genre befassen.
Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Auf der Buchmesse von 2019 habe ich es am
Diogenes-Stand käuflich erworben.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
Elf von zwölf Punkten.
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Jeder kann die Welt mit seinem
Leben ein kleinwenig besser machen.
(Charles Dickens)
Gelesene Bücher 2020: 14
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86
Der Mensch ist mehr
als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Die Herkunft eines
Menschen
Die Wurzeltheorie
verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere
Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten
haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo
sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.
Es lebe die menschliche Vielfalt in
Deutschland und überall.
(M. P.)