Eine
Buchbesprechung zu o. g. Lektüre
Das Buch hat
mir recht gut gefallen, trotzdem musste ich mich fragen, was an der Geschichte
real ist und was fiktiv? Vielleicht ein Mix von beidem? Wahrscheinlich hat Leon
de Winter seine eigenen Theorien in dem Roman einfließen lassen. Absurd fand
ich die Haltung der Amerikaner, zu wieviel Mann sie auf einen einzigen Mann
losgestürmt sind, um einen Vergeltungsschlag zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auszuüben. De Winter glaubt nicht daran, dass bin Laden von den Amerikanern
erschossen wurde, wie uns dies die Medien weiszumachen versuchen. Letztendlich
werden wir es nicht erfahren, ob Osama bin Laden von den Saudis gekidnappt und anschließend
getötet wurde, oder von den Amerikanern. Mit dieser Frage setzt sich der Autor
in seinem Buch auseinander und findet darin für sich eine Antwort.
Zur Erinnerung
gebe ich erneut den Klappentext rein.
Ehlers»Geronimo« lautete das Codewort, das die Männer vom Seals Team 6 durchgeben sollten, wenn sie Osama bin Laden gefunden hatten. Doch ist die spektakuläre Jagd nach dem meistgesuchten Mann der Welt wirklich so verlaufen, wie man uns glauben macht? Ein atemberaubender Roman über geniale Heldentaten und tragisches Scheitern, über die Vollkommenheit der Musik und die Unvollkommenheit der Welt, über Liebe und Verlust.
Wie dem auch
sei, ich habe das Buch mit Spannung verfolgt. Ich werde mich hier auf ein paar
wenige Szenen beschränken.
Usama bin Laden
hat mich in diesem Buch etwas an den Charakter von Adolf Hitler erinnern
lassen. Der eine Terrorist, der andere ein Diktator, so haben doch beide auch
ihre herzliche Seite gezeigt. Adolf Hitler hatte auch starke väterliche Seiten
in sich. Er sorgte für das Wohl seiner Frauen, die für ihn arbeiteten. Wenn
diese Ängste äußerten, dann fand Hitler warme, wohlwollende Worte, um ihnen die
Angst zu nehmen. Bin Laden konnte ebenfalls empathisches Verständnis
aufbringen. Es geht hierbei um ein Kind, ein 12-jähriges afghanisches Mädchen,
das als Flüchtling in Pakistan lebte. Das Mädchen trägt eine schwere
körperliche Behinderung mit sich. Sie hatte keine Hände mehr, und auch deren
Ohren waren verstümmelt. Das Kind hieß Apana, als bin Laden sie eines nachts als
Bettlerin auf der Straße sitzen sah und sich Gedanken über ihre Behinderung
machte.
Das Mädchen stellte keine Gefahr dar. Eine behinderte Bettlerin. Er war eine größere Gefahr für sie als sie für ihn, denn sie war seinem Mitleid ausgesetzt. Das hatte er, wie er feststellte. Ein guter Muslim kümmert sich um die Schwächeren. Wer beschützt sie, wenn sie nachts von einem Mann belästigt wurde? Oder ließ sie sich missbrauchen, und war das für sie ein Weg der Nahrungsbeschaffung? (2016, 44)
Das Mädchen
hatte hellblaue Augen und hielt den Kopf stark verhüllt. Sie hatte keine
Familie mehr, ihr Vater wurde von den Taliban ermordet, die Mutter starb, als
sie noch ein kleines Kind war.
Bin Laden
wundert sich, als er sich ihr nähert:
Er sah keinen Schmutz. Sie stank auch nicht. Irgendjemand musste für sie sorgen. Und dennoch – was für ein grauenvolles Leben, als junge Frau in der Nacht allein, ohne die Geborgenheit der Familie. Warum hatte er, der Scheich, sie all die Male ihrem Schicksal überlassen? Jetzt gab er ihr zum ersten Mal ein Almosen? Der wunderbare USB-Stick, der Auslöser für seinen nächtlichen Ausflug war, hatte ihn zu ihr geführt. War es das, was Allah, der Allbarmherzige, jetzt von ihm verlangte: Mitgefühl für dieses verlorene Geschöpf? (46)
Bin Laden nimmt
das Mädchen mit zu sich in seinen Unterschlupf. Er wollte das Kind erlösen,
damit sie nicht mehr zu leiden habe. Sie umbringen. Ob er dies tatsächlich
macht, oder ob er sich weiterhin väterlich gibt, lasse ich offen.
Das Mädchen ist
allerdings nicht durch Geburt behindert, sondern es wurde von den Taliban
gefoltert, weil sie sich für die westliche Musik interessiert hatte und sie
unbedingt Pianistin werden wollte. Man ertappte sie dabei, als sie CDs von Bach
hörte, weshalb man ihr auch die Ohren abhackte. Sie schwärmte für Bach, dessen
Musik, insbesondere die Goldberg-Variation, sie als göttlich empfand. Mir ist
ein Rätsel, wie ein Mensch solche grausamen Verstümmelungen nur überleben konnte.
Wie sie dazu
kam, als eine Muslimin Bach-Musik kennenzulernen, möchte ich nicht verraten.
Dann gibt es
noch Jabbar, ein 16-jähriger pakistanischer Schüler, der später unbedingt
Medizin studieren möchte und als Arzt via einer Greencard nach Amerika
einwandern möchte. Sein Traum, Amerikaner zu werden und unbedingt Mitglied bei
der US-Army zu werden, kann ihm niemand ausreden. Er ist Christ und heißt
eigentlich John, der Name seiner Mutter ist Maria. Doch diese Namen sind in
Pakistan nicht erwünscht, weshalb sie noch zusätzlich pakistanische Namen
tragen. Jabbar lernt Apana kennen. Er fühlt sich stark zu ihr hingezogen und
zwischen ihnen entwickelt sich eine außergewöhnliche Bindung …
De Winter
hinterfragt in seinem Roman die amerikanische Aktion der CIA, der auch Tom
angehört, der die Bekanntschaft mit Apana und Jabbar macht. Tom möchte Apana
adoptieren. Er möchte sie mit nach Amerika nehmen, er weiß nur noch nicht, wie
er das Mädchen durch die strengen Einwanderungsbehörden bringen kann. Aber da
ist ja noch Jabbar und dessen Mutter, die er auch nicht zurücklassen kann, da
sie alle miteinander verbunden sind …
Jabbar begibt
sich auf gefährliches Terrain, als er bei bin Laden, dessen Haus von den Saudis
gestürmt wurde, einen alten Hocker entwendet. Er weiß noch nicht, dass dieser
Hocker sein Leben und das Leben seiner Mutter in Gefahr bringt, denn in dem
Hocker befindet sich der mysteriöse USB-Stick, den bin Laden in dem Tischbein
versteckt hat. Der Junge ahnt noch nichts von diesem USB-Stick, auf dem
geheimnisvolle Informationen von bin Laden festgehalten sind.
Als bin Laden
von den Taliban verschleppt wird, realisiert der Al-Qaida-Chef noch gar nicht,
wer seine Entführer sind. Er war sich sicher, dass es die Amerikaner seien. Die
Kleider und die Gesichter der Entführer bleiben bedeckt … Bin Laden kann es
nicht fassen, dass so viel Wirbel um einen einzigen Mann gemacht wird, wo es
doch draußen noch zig andere Mitglieder der Al-Qaida gibt. Die Medien in
Amerika verkünden bin Ladens Tod, dessen Leiche in den Ozean entsorgt worden
sei. Sie wissen noch nicht, dass bin Laden noch lebt. Nur Vito ahnt, dass er noch am Leben ist, aber niemand möchte ihm glauben. …
Ich mache hier
nun Schluss. Es ist ein spannender Roman, wenn auch viele Episoden sehr traurig
enden.
Mein Fazit?
Es fällt mir
schwer, mir zu dem Roman eine Meinung zu bilden, da der Inhalt doch
größtenteils fiktiver Art ist, und man das Buch schwer als einen historischen
Roman betrachten kann. Aber die Ideen, die der Autor in seinem Buch hat
einfließen und die sich wie einen Thriller lesen lassen, fand ich
interessant. Irritierend ist halt nur, dass Osama bin Laden wiederum die
einzige reale Figur in dem Buch ist. Es wäre leichter, wenn der Autor sich in
einem Nachwort ein wenig dazu geäußert hätte, wie er überhaupt zu seinem Stoff
gelangt ist.
Aber die
Geschichte wirkt literarisch recht anspruchsvoll und authentisch.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck
(Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
Zehn von zehn
Punkten.
Weitere Informationen
zu dem Buch
Ich möchte mich recht herzlich beim Diogenes-Verlag für das zur Verfügung
gestellte Rezensionsexemplar bedanken.
448 Seiten
erschienen am 01. September 2016
978-3-257-06971-6
€ (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70
* unverb. Preisempfehlung
Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.
erschienen am 01. September 2016
978-3-257-06971-6
€ (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70
* unverb. Preisempfehlung
Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.
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