Mittwoch, 11. Februar 2015

Haruki Murakami / Kafka am Strand (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Das Buch habe ich nun geschafft. Starker Tobak, kann ich nur sagen. Nichts für schwache Nerven.
Der Inhalt scheint mir an einigen Stellen arg übertrieben dargestellt, trotzdem hat mich das Buch gefesselt, sodass ich mit dem Lesen nicht aufhören konnte.

Ich kann garantieren: Dieser Stoff, den der Autor hier behandelt, vergisst man nicht so schnell. Sehr speziell.

 Die Welt ist lange nicht nur schwarz oder weiß. In dem Buch gab es auch viel über europäische Komponisten zu lesen, über japanische Dichter, über verschiedene Bibliotheken und ein Mix zwischen realer und surrealer Welt, in denen sich die ProtagonistInnen bewegten. Das mag ich sehr.

Allerdings bin ich von dem Lesen so gesättigt, dass ich keine Lust habe, mich nun noch schriftlich damit zu befassen.

Manche Szenen, die darin auftauchen, hätte ich lieber nicht gelesen, weil sie einfach nur pervers waren. Katzen bekommen von einem Katzenjäger bei lebendigem Leib den Bauch aufgeschlitzt, die Innereien wurden rausgenommen und das Herz landete aus dem Katzenkörper roh in den Mund des Täters, der lutschend das Herz verspeiste. Nur die Katzenkörper wurden betäubt, sodass der Geist der Katzen hellwach war und mussten auf diese Art und Weise wahnsinnige Schmerzen bei vollem Bewusstsein über sich ergehen lassen. Danach wurden den Katzen die Köpfe vom Körper abgetrennt und im Kühlschrank in Reih und Glied aufbewahrt.

Dieser Katzenjäger befand sich auf der Suche nach einer Person, die in der Lage wäre, ihn auch zu töten. Er findet die Person auch, allerdings ist dieser Mensch namens Nakata kein wirklicher Mörder. Er ist jemand ganz Sensibles, der über die Katzensprache verfügt. Nakata ermordete den Katzenjäger schließlich erst, als er vor seinen Augen mehrere Katzenkörper aufgeschlitzt hatte. Nakata hielt den Druck nicht mehr aus, und tötete den Jäger durch mehrere Messerstiche. Mit dem Mord rettet Nakata das Katzenleben vieler anderer Katzen, die noch betäubt im Körbchen lagen ... Ich war froh über diese Mordtat … Wer ist dieser Katzenjäger? Was hat er mit dem Jüngling Kafka Tamura zu tun? Ich war überrascht zu lesen, dass er mit Kafka verbunden ist. Möchte aber nicht zu viel verraten.

Nakata selbst zählt neben dem fünfzehnjährigen Kafka Tamura auch zu den wichtigen ProtagonistInnen dieses Buches. Eine sehr interessante Persönlichkeit.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Der 15-jährige Kafka Tamura reißt von zu Hause aus und flüchtet vor einer düsteren Prophezeiung seines Vaters auf die Insel Shikoku. Seine abenteuerliche Reise führt ihn in eine fremde Stadt, wo er der faszinierenden Bibliotheksleiterin Saeki begegnet und ihr verfällt. Er macht die Bekanntschaft mit einem geheimnisvollen alten Mann, der mit Katzen sprechen kann, und gleitet ab in eine fremde, seltsame Welt. Was ist Traum, was ist Wirklichkeit? Wo endet diese Reise voller rätselhafter Begegnungen und labyrinthischer Wege?
Eigentlich lernt Kafka gar nicht Nakata kennen. Trotzdem haben sie indirekt miteinander zu tun.

Nakata verfügt über außergewöhnliche Gaben, der in Notsituationen mit dem Aufspannen seines Regenschirmes Fische und Blutegel vom Himmel fallen lassen kann ...

Nakata ist naiv wie ein Kind, wirkt geistig zurückgeblieben aber durch seine Intuition ist er ein gütiger und weiser Mensch. Er verfügt über Wissen, welches intelligente Menschen oftmals nicht haben ...

Nakata bezieht eine Behindertenrente. Er ist ein Kriegskind gewesen und Opfer von Gasbomben, die von den Amerikanern in Japan abgeworfen wurden. Nakata war der beste Schüler seiner Klasse, und durch das Einatmen des Gases hat er sein Erinnerungsvermögen verloren. Er befand sich mit seiner Klasse im Wald auf Pilzesuche, und als die Gasbomben gefallen waren, fielen sechzehn Kinder in Ohnmacht. Fünfzehn davon sind nach einer bestimmten Zeit wieder aufgewacht, nur Nakata nicht. Er wurde ins Militärkrankenhaus gebracht, und als er wieder bei Bewusstsein war, war Nakata nicht mehr derselbe. Er erlitt auf Dauer einen Gedächtnisverlust und in der Schule war er auch nicht mehr der Beste, sondern der Schlechteste. Nakata konnte keine Bücher mehr lesen und hält sich selber für dumm. Sein Freund Hoshima kann zwar lesen, aber er liest keine Bücher. Hoshima wundert sich, denn es würde doch immer die Falschen treffen.

Was ist Kafka Tamura für ein Mensch? Jemand, der im Alter von vier Jahren von seiner Mutter und der älteren Schwester verlassen wurde. Er blieb mit seinem Vater allein, doch der Vater hatte sich nie richtig um seinen Sohn gekümmert. Die Erziehung und die Versorgung hat er einer Dienstmagd überlassen. Unbewusst begibt Kafka sich auf die Suche. Er reißt von zu Hause aus. Was ist das für eine Suche? Das weiß er selbst noch nicht.
Sein Begleiter ist eine Krähe, die ihm hilft und Tipps gibt. Kafka bedeutet auf Tschechisch Krähe. Und Krähe bedeutet Kafka. Der Junge Tamura hat sich selbst den Namen Kafka gegeben. Mit dem Ausreißen begibt er sich in ein Abenteuer. Er kommt mit Menschen zusammen, die ihn alle ein Stückchen näher zu sich selbst führen.

Andere Menschen, wie zum Beispiel Nakata und Hoshima fungieren und agieren parallel im Hintergrund, ohne dass Kafka davon weiß. Sie alle sind mit Kafka verbunden. Real und irreal. Die Welt ist voller Symbole und Metaphern.

Was der Titel des Buches bedeutet, möchte ich nicht verraten. Lest am besten das ganze Buch selbst. Es wird nicht langweilig, nur weil die Welten hier ein wenig bizarr sind.

Dieses Werk liest sich tatsächlich wie ein Märchen für Erwachsene.

Mein Fazit: Ich freue mich schon auf die anderen Bände von Murakami.

Das Buch erhält von mir acht von zehn Punkten.

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Die Welt ist eine Metapher
(H. Murakami)

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