Freitag, 21. September 2018

Monika Maron / Ach Glück (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ein Buch für alle Frauen ab der zweiten Lebenshälfte …

Mir und Tina hat das Buch gefallen. Man konnte sich gut in die Thematik reinfinden und sich in die Figuren hineinversetzen. Und trotzdem fällt es mir schwer, über dieses Buch zu schreiben. Ich quäle mich seit gestern mit dieser Rezension. Vielleicht liegt es daran, weil der Klappentext schon recht ausführlich ist und ich nicht nochmals alles wiederholen möchte …

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Die Protagonistin Johanna Märtin, 52 Jahre alt, durchleidet gerade eine Midlifecrisis. Sie macht Bekanntschaft mit einer sehr alten russischen Dame namens Natalja Timofejwna, 90 Jahre alt, und die in Mexiko lebt. Natalja macht Johanna Mut, auf ihr Herz zu hören, und lädt sie nach Mexiko ein. Johanna nimmt die Einladung nach langer Überlegung an, obwohl ihr Mann Achim stutzig wird, dass sie eine so lange Reise ohne ihn alleine in Angriff nehmen möchte. Johanna befand sich sonst immer mit Achim auf Reisen und jedes Mal war er es, der die Führung übernommen hatte ... Achim traut Johanna diese Reise alleine nicht wirklich zu …

Achim und Johanna sind beides Akademiker und haben Germanistik studiert. Verheiratet sind sie seit dreißig Jahren. Sie haben eine gemeinsame erwachsene Tochter namens Laura, die ihr eigenes Leben lebt ...

Johanna findet auf der Autobahn einen angebundenen Hund, die ihn zu sich nimmt und ihm den Namen Bredow gibt. Es entsteht eine Liebe zwischen diesen beiden, die Ihr Mann Achim eifersüchtig stimmt und bezeichnet die Beziehung zwischen Johanna und Bredow als obszön, als sie sich von ihm liebkosen lässt ...

Durch die Aktivitäten mit und durch den Hund erlangt Johanna ihre Freiheit wieder zurück. Mit der Zeit ist der Alltag mit Achim eintönig und einsilbig geworden.

Sie lernt den russischen Galeristen Igor kennen, der russische Künste ausstellt. Durch Igor machte sie Bekanntschaft mit Natalia, wenn erst mal nur aus den Beschreibungen, und später während des Austauschs via E-Mail. Doch nicht nur auf den Hund ist Achim eifersüchtig, sondern auch auf Igor. Johanna mag Igor nicht besonders gerne, hält ihn für arrogant, aber sie fühlt sich von ihm als Frau trotz ihres Alters geachtet. Für ihren Mann ist Johanna sexuell nicht mehr anziehend genug, und so fühlt sie sich eher wie ein altes Möbelstück …  Dies macht Johanna zu schaffen, verstärkt, als sie erfährt, dass Achim eine Affäre mit einer jungen Frau eingegangen ist ...

Johanna reflektiert ihr Leben pro- und retrospektivisch ...
Sie schafft es, alleine nach Mexiko zu fliegen und es gelingt ihr, den Hund zurückzulassen  und ihn, ohne es zu wollen, erneut der Angst aussetzt, wieder verlassen zu werden. Achim wird den Hund nicht betreuen können und so sucht Johanna ihm für die Zeit ihrer Abwesebheit eine andere liebevolle Hand …

Das Schreibkonzept
Auf den 218 Seiten ist die Handlung nicht in Kapiteln gegliedert, aber in Absätzen. Es gibt einen Erzähler und ein paar schriftliche Korrespondenzen zwischen Natalja und Johanna.

Cover und Buchtitel? 
Ich dachte erst, dass die Dame auf der Abbildung die Abbildung von Johanna ist, aber ich habe mich getäuscht. Trotzdem ist das Cover gut gelungen. Ebenso der Buchtitel; was ist schon Glück? Wird von Johanna immer wieder kritisch infrage gestellt.

Identifikationsfigur
Keine

Meine Meinung
Viele Gedanken habe ich mit Tina schon ausgetauscht, und wir waren uns immer einig in unseren Beobachtungen. Auch wenn ich mich gefreut habe, dass sich Johanna für die lange Reise entschlossen hat, hat mir Bredow sehr leid getan. Ich hätte es nicht geschafft, mich aufgrund eines möglichen Ausbruchs einer Retraumatisierung von dem armen Hund zu trennen. 

Mein Fazit?
Ich habe mich etwas geärgert, wie sehr man versucht, die Lebensenergie einer Frau zu bremsen, die nicht mehr so jung ist, während der Mann, selbst zwar auch altert, sich aber jung genug fühlt, sich eine junge Frau zu suchen ... 

Mein Fazit zu dem Buch ist; das Leben leben, solange man noch gesund ist und sich keinerlei Einschränkungen auferlegen lassen. Weder von der Gesellschaft noch von dem Ehegatten. Und jede Erfahrung, die der Mensch macht, sollte immer lebenswert sein, unabhängig davon, wie alt Frau ist.  

Hier geht es zu Tinas Buchbesprechung, die immer die richtigen Worte findet, die Erlebnisse eines Buches zu beschreiben.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.
___________
Der Mensch muss dankbar sein
für jedes Erlebnis, zur Not auch für jedes schlechte.
(Monika Maron)

Gelesene Bücher 2018: 40
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Dienstag, 18. September 2018

Monika Maron / Ach Glück

Lesen mit Tina

Dieses Buch hat uns Tina aus unserem gemeinsamen SuB ausgesucht.

Klappentext
In das endzeitlich gestimmte Leben von Johanna und Achim Märtin gerät durch einen Zufall ein schwarzer zottiger Hund. Johanna, der jeder Blick in ihre Zukunft nur noch öde Zeit offenbart, fragt sich angesichts der unerschöpflichen Freude und Liebe ihres tierischen Gefährten nach den Quellen ihres eigenen Glücks, nach Sehnsüchten, Ansprüchen und Versäumnissen. Der nächste Zufall begegnet ihr in Gestalt der alten russischen Aristokratin Natalia Timofejewna, die in Mexiko nach ihrer Jugendfreundin, der berühmten und ein bißchen verrückten Künstlerin Leonora Carrington sucht. Johanna folgt Natalias Lockruf und fliegt nach Mexiko, während Achim ratlos durch Berlin streift und zwischen den vertrauten Plätzen und Ritualen zu verstehen sucht, was Johanna zu ihrem Aufbruch bewogen und was er zu bedeuten hat und warum ein hergelaufener Hund ihr gemeinsames Leben infrage stellen konnte.

Autorenporträt
Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, darunter ›Flugasche‹, ›Animal triste‹, ›Endmoränen‹, ›Ach Glück‹ und ›Zwischenspiel‹, außerdem mehrere Essaybände, darunter ›Krähengekrächz‹, und die Reportage ›Bitterfelder Bogen‹. Zuletzt erschien der Roman ›Munin oder Chaos im Kopf‹. Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Kleist-Preis (1992), dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2003), dem Deutschen Nationalpreis (2009), dem Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (2011) und dem Ida-Dehmel-Preis (2017).
Literaturpreise:
Kleist-Preis 1992
Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg 2003
Ida-Dehmel-Preis 2017

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
·         Verlag: S. FISCHER; Auflage: 3 (27. Juli 2007)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3100488202

Meine ersten Leseeindrücke

Ein Buch für alle Frauen ab der zweiten Lebenshälfte.



Sonntag, 16. September 2018

Paul Auster / Stadt aus Glas (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre   

Das Buch fand ich anfangs superinteressant und spannend, aber später, ab der hundertsten Seite, verlor ich immer mehr den roten Faden.

Auf der ersten Seite ist gleich zu entnehmen, dass die Geschichte selbst, die hier später erzählt wird, ein Problem sei, da der Erzähler nicht wisse, ob die Geschichte etwas zu bedeuten habe. Das Buch hat surreale Züge, und ich nehme Paul Auster ernst, wenn er so etwas gleich auf der ersten Seite schreibt.

Ich glaube, Paul Auster treibt mit seinen Leser*innen ein Spiel, ein Sinn und ein Verwirrspiel.

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Man bekommt es auf den ersten Seiten mit dem 35-jährigen Daniel Quinn zu tun. Daniel Quinn schreibt unter dem Pseudonym William Wilson Detektivromane ... Er besaß eine Familie, seine Frau und sein Sohn sind allerdings nicht mehr am Leben ... Was Daniel Quinn am liebsten tut, ist Gehen. Ohne ein bestimmtes Ziel lässt er sich von seinen Beinen treiben … Er lebt in New York und führt ein recht einsames Leben. Die Figuren William Wilson und Daniel Quinn scheinen eine Verschmelzung zwischen fiktiver und realer Person zu ergeben. Später bekommt man es noch mit einer dritten Identität zu tun, mit der imaginären Figur Max Work, der Erzähler seiner Detektivromane. Auster nennt es die Dreiheit in einer Person. Wilson dient als Bauchredner, Quinn stellt die Puppe dar, und Work ist die belebte Stimme. Wilson blieb für Quinn nur eine abstrakte Figur, während er Work in seiner Einsamkeit als seinen inneren Bruder, als seinen inneren Gefährten betrachtet. Quinn hatte vor einiger Zeit aufgehört, sich selbst für wirklich zu halten.

Weil diese drei Identitäten nicht ausreichen, kommt noch eine vierte hinzu. Paul Auster selbst. Dies aber war nicht von Quinn beabsichtigt, da er zu dieser Figur gezwungen wurde.

Eines Tages bekommt er einen Anruf von einer Frau, die einen Privatdetektiven namens Paul Auster sucht … Daniel Quinn hatte keine Chance, der Dame zu sagen, dass er nicht Auster war. Sie ließ sich nicht abwimmeln, so blieb Quinn nichts anderes übrig, als in diese Rolle des Austers zu schlüpfen und den Privatdetektiven zu spielen …

Er lernt später die Dame kennen, Virginia Stillman, die mit dem geistig retardierten Peter Stillman verheiratet ist. Peter ist von seinem Vater, der auch Peter heißt, schwer misshandelt worden. Mit zwei Jahren starb seine Mutter, womit der Vater nicht zurechtgekommen ist und schloss seinen Sohn neun Jahre lang in ein Zimmer ein und blieb von der Außenwelt abgeschnitten, sodass Peter sich seelisch und geistig nicht weiter entwickeln konnte. Mich erinnerte diese Szene an Casper Hauser, der in der Gesellschaft nicht sozialisiert wurde und Defizite in der Körperhaltung, kognitiv und emotional entwickelt hatte. Wie Caspar Hauser war auch Peter Stillman nach seiner Freilassung in der geistigen, seelischen und körperlichen Entwicklung zurückgeblieben ...

Peters Vater wurde verhaftet, der Sohn kam in ein Heim, und seine Krankenschwester namens Virginia hatte Mitleid mit Peter und so heiratete sie ihn, als er erwachsen wurde, um ihn zu beschützen. Der Vater sollte nach 15 Jahren Haft entlassen werden, und beide, sowohl Virginia als auch Peter haben Angst, er könnte sich an seinen Sohn für die Verurteilung rächen.

Virginia und Peter geben Paul Auster den Auftrag, den Vater Peter Stillman nach der Freilassung aufzuspüren, um herauszufinden, welche Ziele er verfolgen werde, und ob er eine Bedrohung für den Sohn darstellen würde.

Das Schreibkonzept
Darüber gibt es nicht viel zu sagen. Es gibt einen Erzähler, der diese Geschichte mit Quinn und den anderen Protagonisten beschreibt.

Cover und Buchtitel? 
Dieses Buch stammt aus der New York – Trilogie. Es geht demnach noch mit Band zwei und Band drei weiter. Aber ich bin jetzt richtig abgeschreckt und lasse es mit dem ersten Band bewenden, zumal die Geschichten abgeschlossen sind. Ich denke, dass der zweite und der dritte Band neue Themen behandeln werden.
Buchcover und Buchtitel finde ich beides schön. Stadt aus Glas hat etwas Fragiles, so wie auch die daraus hervorgehenden Figuren habe ich in ihren Charakteren alle als sehr zerbrechlich erlebt.

Identifikationsfigur
Keine

Meine Meinung
Ich fand das Buch sehr verwirrend. Von Tina habe ich erfahren, dass das Buch autobiografische Züge aufweist. Außerdem sei dies Austers erstes Buch und zeigte sich damit auch extrem experimentierfreudig. Dann hatte Auster Glück, dass seine ersten drei Bücher von den Verlagen angenommen wurden. Dieses Glück hat nicht jeder junge Autor.
Ich hätte mir gewünscht, Auster wäre bei seinen Themen geblieben, die er anfangs angeschnitten hatte. 

Mein Fazit?
Ich bin noch immer der Meinung, Auster hat sich mit uns Leser*innen ein Spiel erlaubt.

Meine Bewertung
Eine Buchbewertung werde ich hier nicht vornehmen können.

Hier geht es zur Leserunde auf Whatschareadin.
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Gelesene Bücher 2018: 39
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Samstag, 15. September 2018

Paul Auster / Stadt aus Glas


Da mein Laptop 14 Tage außer Gefecht war, hinke ich nun drei Leserunden hinterher.

Klappentext
Daniel Quinn, Krimiautor und Zweifler aus Passion, wird von einem Fremden zu Hilfe gerufen. Er soll den Mord verhindern, den der geisteskranke Philosoph Stillman an seinem Sohn plant. Zunehmend gerät Quinn in den Sog einer unglaublichen Geschichte. Bei der Jagd durch New York verwirrt sich der Kriminalfall zu einem virtuosen Spiel der Identitäten.
Der Krimiautor Daniel Quinn kann kaum noch tiefer sinken. Nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes sieht er keinen Sinn mehr im Leben und isoliert sich zunehmend von seiner Umwelt. Doch da klingelt eines Nachts das Telefon. Quinn übernimmt die Rolle eines Privatdetektivs und legt sich zur Tarnung den Namen Paul Auster zu. Seine Mission besteht darin, den verrückten Religionsforscher Peter Stillman zu observieren, der nach dreizehn Jahren aus einer psychiatrischen Klinik entlassen worden ist. Dessen Sohn fürchtet sich davor, dass sein verwirrter Vater ihm nach dem Leben trachten könnte. Quinn folgt Stillman kreuz und quer durch New York, doch kann er sich einfach keinen Reim auf dessen Handlungen machen. Da verschwindet Stillman plötzlich. „Stadt aus Glas“ ist der erste Teil der „New York-Trilogie“ (1987), mit der Auster der internationale Durchbruch als Romanautor gelang. Ihm folgten „Schlagschatten“ und „Hinter verschlossenen Türen“. Diese Trilogie und die folgenden Romane sowie die Filmdrehbücher „Smoke“ und „Blue in the Face“ von 1995 haben ihn zu einem der bekanntesten Schriftsteller der amerikanischen Gegenwartsliteratur gemacht.

Autorenporträt
Der Durchbruch als Autor gelang Paul Auster Mitte der 1980er-Jahre mit seiner "New-York-Trilogie" (1987). Zuvor hatte Auster, Jahrgang 1947, Anglistik und Literaturwissenschaft studiert, als Matrose angeheuert oder während seiner Jahre in Frankreich übersetzt. Geboren in Newark (New Jersey) als Sohn osteuropäischer Juden, die nach Amerika einwanderten, lebt er seit Langem in New York. Dort lernte er auch seine zweite Ehefrau, die Autorin Siri Hustvedt, kennen, mit der ihn mehr als 30 Jahre Ehe verbinden. Unmöglich, in einem Porträt von Auster den Namen Hustvedt nicht zu erwähnen - schließlich teilt Paul Auster selbst sein Leben in eine Zeitrechnung vor und nach Siri ein. Das Paar hat eine Tochter, Sophie, die 1987 zur Welt kam. Aus erster Ehe mit Lydia Davis stammt Sohn Daniel.
In seinen verschachtelten Romanen und Kriminalromanen führt Auster die Leser in die Irre, Täter werden zu Opfern, und die Lektüre wirft einen auf die eigenen Projektionen zurück. Diese Art zu schreiben, der Roman im Roman, gilt auch als Markenzeichen Austers und begeistert seine Leser. In Deutschland und Frankreich finden sich übrigens die treuesten Anhänger des Auster-Stils - und natürlich in den USA. Der zurückhaltende Autor sagt über seine Figuren, dass sie einfach zu ihm kommen, er nie nach ihnen suchen muss. Und er schreibt all seine Werke zuerst mit der Hand, danach tippt er den Text mit seiner alten Olympia-Schreibmaschine ab. Neben seinen erfolgreichen Romanen und Essays wie "Die Erfindung der Einsamkeit" (1982), "Mond über Manhattan" (1989), "Mr. Vertigo" (1994), "Unsichtbar" (2009), "Sunset Park" (2010) oder "Winterjournal" (2012) schrieb Auster z. B. auch das Drehbuch zu den Filmen "Smoke" und "Blue in the Face", die Regisseur Wayne Wang mit Stars wie Harvey Keitel, William Hurt, Jim Jarmusch oder Madonna umsetzte. Bei dem Film "Lulu on the Bridge" führte Auster, der auch hier das Drehbuch schrieb, selbst Regie und erhielt sowohl als Drehbuchautor wie auch als Autor zahlreiche Preise. (Aus: www.buecher.de)

 Meine ersten Leseeindrücke?

Hundert Seiten habe ich gelesen, und je mehr ich lese, desto verwirrnder wird die ganze Handlung. Eine echte intellektuelle Herausforderung. 

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
·         Verlag: Süddeutsche Zeitung / Bibliothek (2004)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3937793054

Donnerstag, 13. September 2018

Primo Levi / Ist das ein Mensch?- Die Altempause (1)

Mein Lesemotto: Es wird Zeit für einen Perspektivenwechsel.
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist ein buntes Italien; in Land und Leute. Bunt nicht nur in seiner Schwäche, bunt auch in seiner Stärke. 

Se questo è un uomo
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  

Mich hat das Buch Ist das ein Mensch? sehr angesprochen. Ich fand hier eine differenzierte Herangehensweise vor, sich mit so einer tristen Thematik wie Antisemitismus und Judenverfolgung innerhalb von Europa auseinanderzusetzen. Viele Gedanken habe ich in mir widergespiegelt gesehen. Gedanken, die man nicht nur im Austausch mit dem Antisemitismus entwickeln kann, sondern auch überall dort, wo es um ein besseres Verständnis einer Gesellschaft bzw. eines Individuums, einer Nation geht, ohne sie in Klischees oder in Stereotypen zu packen.

Viel Neues habe ich in dem Buch über den Nationalsozialismus und den Antisemitismus nicht erfahren, aber mir war es wichtig herauszufinden, was Levi als ein italienischer Jude denkt und wie sein Innenleben durch diese massive, rassistische existentielle Bedrohung ausgestattet war … Primo Levi befasste sich mit Gedanken, ob das Leben im KZ noch lebenswert sei? Dazu meine Fragen; was ging in ihm vor, hat der Wahnsinn ihm den Glauben an die Menschheit genommen? Hat er gelernt, alle Deutschen zu verachten? Er fragte sich immer wieder, ob der Mensch von Natur aus böse, brutal und/oder egoistisch sei?

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Primo Levi wurde 1919 in Turin geboren und starb 1987 mit 68 Jahren. Als der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist, war er ein junger Mensch. Gerade mal zwanzig Jahre alt. Er kämpfte in den Bergen als Partisan und durch einen Verrat wurde er 1944 zusammen mit 24 anderen italienischen Juden nach Modena gebracht und von dort mit dem Güterwaggon nach Auschwitz deportiert. Im Lager verloren die Juden alle ihre Namen und erhielten eine KZ-Nummer auf dem linken Arm geritzt. Primo Levi war mit 24 Jahren studierter Chemiker. Im Lager verlor er alle seine beruflichen Privilegien und sämtliche Menschenrechte. Die Juden wurden wie Parasiten behandelt. Den Status Mensch haben sie abgesprochen bekommen. Levi wurde recht spät von den Nazis erfasst und ihm war es wichtig, das Lager zu überleben, um später den nachfolgenden Generationen Zeugnis abzulegen. Er tat alles, um innerlich eine Form der Zivilisation zu bewahren. Deutsche Kriminelle wurden aus den Gefängnissen entlassen und wurden im KZ als Wärter auf die Juden losgelassen. 
Kein „arischer“ Häftling war ohne Amt, mag es noch so bescheiden gewesen sein. Daß sie stur und bestialisch waren, ist nur natürlich, wenn man bedenkt, daß es sich meistens um gewöhnliche Verbrecher handelte, die man eigens aus den deutschen Gefängnissen geholt hatte, um sie als Aufseher in den Judenlagern zu verwenden; und mir scheint, daß diese Auswahl sehr sorgfältig getroffen wurde, denn ich kann einfach weder glauben, daß diese schmutzigen menschlichen Subjekte, die wir da am Werk sahen, den Durchschnitt der Deutschen im Allgemeinen, noch den deutschen Gefängnisinsassen darstellten. Schwieriger ist es, eine Erklärung dafür zu finden, wieso in Auschwitz die politischen Prominenten, Deutsche, Polen und Russen, mit den gewöhnlichen Verbrechern an Brutalität wetteiferten. (2018, 114)

Ich persönlich finde es erstaunlich, wie Menschen im Lager die innere Würde bewahrt haben, ohne sich zu Menschenhassern entpuppt zu haben. Levi spricht von einem italienischen Insassen namens Lorenzo, der bis zum Schluss bestrebt geblieben ist, ein guter Mensch zu sein, um sich und anderen Gutes zu tun, soweit dies im Lager möglich war. Lorenzo half Levi, nicht zu vergessen, dass auch er ein Mensch sei.

Primo Levis Wunsch hat sich erfüllt, indem er das KZ überlebt hat. Als er wieder zurück nach Italien gekehrt ist, hat er angefangen, über seine Erlebnisse zu schreiben, und reichte sein Manuskript an die großen italienischen Verlage ein. Leider wurde das Manuskript abgelehnt.1947 wurde es von einem kleinen Verlag angenommen, doch dieser löste sich recht bald auf, und so geriet das Buch in Vergessenheit.1958 wurde in Italien das Buch wieder zum Leben erweckt. Es boomte und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Aus dem Buch wurde an den Schulen Italiens eine Schullektüre.1961 kam es durch den S. Fischerverlag auf den deutschen Buchmarkt. Viele junge, deutsche Leser nahmen Kontakt mit Levi auf, um seine Erlebnisse aufzuarbeiten. Die jungen Menschen in Deutschland waren erschüttert, zu welchen Taten viele Eltern/Großeltern/Landsleute fähig waren. 

Das Schreibkonzept
Die einen sagen, dass das Buch eine Autobiografie ist, für mich allerdings ist es ein Erlebnisbericht über die Gefangenschaft im deutschen KZ. Primo Levi berichtet in einem Dokumentationsstil. Sehr objektiv und sehr sachlich, aber trotzdem gut lesbar. In dem Buch sind zwei Bände abgedruckt. Den zweiten Band Atempause werde ich mir später vornehmen, da ich mit dieser Thematik eine Pause benötige.

Ist das ein Mensch? - Die AtempauseCover und Buchtitel? 
Für mich ist beides sehr ansprechend, vor allem der Buchtitel hat gut gepasst. Oben habe ich das italienische Cover eingefügt.

Meine Identifikationsfigur
Keine

Meine Meinung
Ich habe während des Lesens richtig gebangt. Die Nöte der Menschen im Lager fand ich grausam. Der Hunger setzte vielen zu, die Menschen bekamen kaum Brot zu essen, stattdessen erhielten sie überwiegend wässrige Suppen vorgesetzt, obwohl sie harte Arbeiten verrichten mussten. Ich selbst bekam einen Heißhunger auf Brot, so sehr habe ich mit den Lagerinsassen mitgelitten. Ich hatte kein Brot im Haus, und musste auf ein anderes Lebensmittel ausweichen.

Ansonsten fand ich das Buch wirklich gutgeschrieben. Trotz dieser schweren Thematik ist der Autor sachlich geblieben und hat es geschafft, nicht alle Deutschen über einen Kamm zu scheren.

Im Gespräch mit dem deutschen Verlag äußerte er sich über die Deutschen:
Ich habe das deutsche Volk nie gehasst, und hätte ich es auch getan, so wäre ich jetzt, nachdem ich Sie kennengelernt habe, davon geheilt. Ich begreife nicht, ich ertrage nicht, daß man einen Menschen nicht nach dem beurteilt, was er ist, sondern nach der Gruppe, der er zufällig angehört. (217)

Da Primo Levi zu meinem Leseprojekt Italien zählt, freue ich mich, wenn ich gewisse Gedanken von mir auch in seinem Buch wiederentdeckt habe und zeigt mir, dass ich damit nicht alleine bin. Deshalb schließe ich mich Levi an. Auch ich begreife es nicht, wenn im Umkehrschluss viele deutsche Menschen und Menschen anderer Nationen die Italiener nach Schema F beurteilen, und damit immer wider den dümmlichen Italiener herauskehren lassen. Die vielen Klischees und die Stereotypen sind so alt wie ich selbst, wenn nicht sogar noch älter. Man kann das irgendwann nicht mehr hören, wenn man in Deutschland mit diesen Klischees groß werden musste und ich dadurch eine Abneigung entwickelt habe, selbst als Kind italienischer Eltern Italienerin sein zu wollen.

Mein Fazit?
Ich freue mich sehr, Primo Levi als einen italienischen Autor kennengelernt zu haben, und bin total motiviert, mein Leseprojekt zu Italien weiter fortzusetzen. Ein italienischer Autor, der in keine Schublade passt, und der meine Gedanken im Umgang damit bestätigt hat.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Literaturwissenschaftliches, gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.

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Gelesene Bücher 2018: 38
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Montag, 10. September 2018

Primo Levi / Ist das ein Mensch? - Die Atempause


Ist das ein Mensch? - Die Atempause
Klappentext
Eines der bedeutendsten Zeugnisse des Holocaust ist Primo Levis „Ist das ein Mensch?“, in dem er von seinem Jahr in Auschwitz erzählt. Gerade weil Levi in seiner Autobiographie die Welt des Vernichtungslagers mit dem kühlen Blick des Naturwissenschaftlers sieht, tritt der alltägliche Horror umso deutlicher hervor. Zusammen mit der Fortsetzung „Die Atempause“, dem Bericht über Levis abenteuerliche Rückkehr nach Italien, liegt das Werk nun nach fünfzig Jahren als Neuausgabe mit einem ausführlichen Kommentar zu Entstehungsgeschichte und Rezeption vor.

Autorenporträt
Primo Levi, 1919 in Turin geboren, dort Studium der Chemie. Ende 1943 als Mitglied der Resistenza verhaftet, im Januar 1944 ins Lager Fossoli bei Modena geschafft und im Februar nach Auschwitz deportiert. Nach seiner Rückkehr nach Italien arbeitete er bis 1977 in der chemischen Industrie. Seine beiden autobiographischen Bücher, seine Romane und Erzählungen wurden mit wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet, seine Werke in alle Weltsprachen übersetzt. 1987 nahm sich Levi in Turin das Leben. Bei Hanser erschienen Wann, wenn nicht jetzt? (Roman, 1986), Ist das ein Mensch? - Die Atempause (1988), Der Freund des Menschen (Erzählungen, 1989), Die Untergegangenen und die Geretteten (1990), Der Ringschlüssel (Roman, 1992), Das Maß der Schönheit (Erzählungen, 1997), Zu ungewisser Stunde (Gedichte, 1998), Gespräche und Interviews (1999), Anderer Leute Berufe (Glossen und Miniaturen, 2004) und So war Auschwitz (Zeugnisse 1945-1986. Mit Leonardo De Benedetti, 2017).

Meine ersten Leseeindrücke?

Mit diesem Buch habe ich nun mein Leseprojekt Italien begonnen.

Die ersten einhundert Seiten habe ich gelesen, und mir tut der Autor sehr gut. Endlich mal ein Italiener, ein Intellektueller, der nicht in diese Klischees passt, und er selbst, sein Denken zu anderen Nationen, ist differenziert. Ein italienischer Jude, der von den deutschen Nazis ins KZ gebracht wurde. Er hat das KZ überlebt, während seine Familie umgekommen ist. Grund hätte er gehabt, die Deutschen zu verachten, und sie alle in eine Schublade zu stecken. Nein, das hat er aber nicht getan und das ist auch gut so 

...  Manchmal denke ich, dass viele Deutsche den dümmlichen Italiener geradezu lieben, oder weshalb lesen sie sonst immer wieder solche Bücher, die vor Klischees und vor Stereotypen nur so strotzen und sie diesen Büchern dazu noch hohe Bewertungen abgeben? Besteht hierbei nicht mal das Bedürfnis, einen neuen Blickwinkel zuzulassen, um Neues zu erfahren?

In der Psychoanalyse sagt man; Wenn ein Mensch überzeugt ist, dass Menschen schlecht sind, dann sieht er auch nur Menschen, die schlecht sind. (Das sollte nur ein Beispiel sein).

Mein Motto: Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist ein buntes Italien.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
·         Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Auflage: 3 (26. September 2011)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3446237445
  
Alles Weitere in meiner späteren Buchbesprechung.