Freitag, 27. September 2013

Wilhelm von Sternburg / Als wäre alles das letzte Mal (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich durch und es ist sehr literaturwissenschaftlich verfasst. War mir oftmals ein wenig zu abstrakt, zu theoretisch, zu trocken. Aber Literaturkritiker werden mit dem Buch ihre Freude haben.

Ganz klar ist, was ich bei jedem Remarque-Buch vermutet habe, dass er darin autobiographisches Gedankengut hat miteinfließen lassen. Eigene Erlebnisse aus der Weimacher Republik, aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. Demnach gibt es in dem Buch hauptsächlich politische Aspekte zu lesen.

Das biografische Element in seinen Geschichten besitzt allerdings von einem ganz anderen Blickwinkel aus gesehen für seine Themen und seine Ästhetik einen hohen Stellenwert. Ohne das grauenhafte Geschehen an der Front gesehen zu haben, wäre er nicht fähig gewesen, seinen >Kriegsroman< so zu schreiben, wie er es dann zehn Jahre später tat.


Remarque hat die inflationären Jahre Weimars, das Leben in der Emigration hautnah erlebt, und was er gesehen hatte, wurde zum literarischen Grundstoff seiner Romane. Autobiografisch interessant ist so auch das Denken und Empfinden seiner männlichen Protagonisten.(25)

Remarque selbst sagt dazu:
Mein Buch beruht nicht auf der Fantasie, der Erfindung. Ich war an der Front - lange genug, um selbst fast alles erlebt zu haben, was ich geschildert habe. Ich habe keine Lehren zu verkünden. Ich verstehe nichts von Politik. (163) Ich habe den Krieg für eine literarische Arbeit gebraucht. (165)
Trotz der sehr ernsten und düsteren Themen, mit denen Remarque sich beschäftigt hatte, war ihm Humor ganz wichtig. Humor, Selbständigkeit und Unabhängigkeit.

Remarque stammt aus einer kleinbürgerlichen Familie, die geprägt war von Armut, Sorgen und viel Arbeit.

Er pflegte Beziehungen mit Frauen, die von ihrer Persönlichkeit her recht anstrengend waren. In dem Buch "Arc de Triomph" ging es auch um eine Beziehung zu einer Frau, die psychisch mehr als labil war und ich mich im Stillen wohl gefragt hatte, wer diese Frau denn sei? Die Antwort habe ich nun in dieser Biographie gefunden. Diese labile Frau war Marlene Dietrich, mit der Remarque tatsächlich eine partnerschaftliche Beziehung pflegte. Marlene Dietrich machte sich abhängig von Männern, ohne selbst Verantwortung übernehmen zu wollen und war alkoholabhängig.

Remarque fühlte sich als Kind von der Mutter nicht ausreichend geliebt, nicht weil die Mutter ihn nicht liebte, sondern weil zu wenig Zeit für das Kind war. Des Weiteren verstarb Remrques älterer Bruder und er diesen nun ersetzen sollte. Auch Remarque war als Erwachsener ständig auf der Suche nach wahrer Liebe... .

Was Remarques Kreativität betrifft und der Hang zum Schreiben, so  entwickelte er diese Fähigkeit schon im frühen Kindesalter. Ich entnehme aus dem Buch eine Schulszene, die mich sehr zum Nachdenken angeregt hat:
Der Lehrer liest der Klasse aus einem Aufsatz vor, den die Schüler über die kurz zuvor verlebten Sommerferien schreiben mussten: >Stolz und erhaben durchschneidet das weiße Segelschiff Albatros die strahlenden Fluten des weiten Meeres.< Der Lehrer schaut auf seine Schüler, das Heft in der zitternden Hand. Dann nähert er sich der Bank der Besten, holt Erich zu sich heran und schlägt ihm vor den Augen aller Mitschüler das Heft mehrere Male um die Ohren und fragt, vor Zorn hochrot im Gesicht, wo der Schlingel das abgeschrieben habe? Erich antwortet nicht sogleich, er ist verstockt, und versteht nicht. Der Lehrer wütet, Erich lässt alles über sich ergehen, bleibt aber dabei, nichts abgeschrieben zu haben;(63)
Welche literarischen Ambitionen Remarque im Laufe seines Lebens noch entwickelt hatte, war ein Mix aus trivialer- und Unterhaltungsliteratur. Allerdings befanden sich unter seinen Vorlieben auch Bücher von recht anspruchsvollen Schriftstellern, wie zum Beispiel Wedekind, Hofmannsthal und die Gedichte von Franz Werfels, außerdem die Bücher eines französischen Autors, der ein guter Freund von Emile Zola war.

Remarque lebte gut durch seine Bücher, hatte weltweit, besonder in Amerika, viele Leser. Seine Bücher wurden in hoher Auflage gedruckt und verkauft. Er erwarb dadurch eine sichere Einnahmequelle, sodass manch andere deutsche Autoren, wie zum Beispiel Thomas Mann, ein wenig neidvoll auf Remarque aufgeblickt hatten. Thomas Mann hat es nicht so leicht gehabt, seine Bücher zu vermarkten. Remarque schrieb allerdings nicht nur Bücher, er schrieb auch Artikel in Illustrierten über Gummireifen, Autos, Faltboote, Motorrad etc.. Zeitweise tat er dies, weil er davon leben musste. (124)

Seine Bücher waren stark geprägt mit der Sehnsucht nach mehr Humanität und diese Sehnsucht von den Literaturwissenschaftler als zu idealistisch betrachtet wurde, manche hielten ihn für zu sentimental, denn die Liebe des Menschen zum Menschen allein sei kein Mittel, um die Verwirklichung des Humanen zu gewährleisten.
Hier bleibt er im Gespinst idealistischer Vorstellungen befangen.
Eine letzte Szene möchte ich noch aufschreiben, die mich tief berührt hat. Seine ältere Schwester lehnte sich gegen Hitler auf und gab staatsfeindliche Äußerungen von sich und sie dadurch von der Gestapo hingerichtet wurde, mit einem Hackbeil wurde sie geköpft. Sie ging mit erhobenem Kopf zu ihrer Exekution. Remarque erfuhr davon sehr viel später, und widmete daraufhin eines der Bücher seiner mutigen Schwester.

Remarque war ein Exilant. Er lebte in der italienischsprechenden Schweiz und in Amerika. Er wurde wurzellos, als er seine deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt bekommen hatte.

Als wäre alles das letzte Mal, der Buchtitel, dessen Bedeutung ich nicht vorwegnehmen möchte. Die Schilderung dieses Titels wird im Buch erläutert.

Da ich nicht alles verraten möchte, was es in dem Buch noch zu lesen gibt, beende ich somit meine Buchbesprechung und gebe dem Buch zehn von zehn Punkten.

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Der Mensch ist erst dann verloren, wenn er sich selbst aufgibt.
(Erich Maria Remarque)

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