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Sonntag, 4. Dezember 2016

Banana Yoshimoto / Lebensgeister (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich nun durch, und es hat mir recht gut gefallen. Wie ich schon in der Buchvorstellung geschrieben habe, behandelt die Thematik ein okkultes Thema. Der Umgang mit der Transzendenz, mit der viele Menschen nicht wirklich etwas anzufangen wissen. Verständlich, wenn die Grenzen von Diesseits und Jenseits sich auf einmal vermischen. Das ist auch schwer vorstellbar.

Mir selbst ist diese Thematik in der Literatur ein wenig vertraut und denke dabei an Haruki Murakami, an Isabel Allende, die sehr oft den magischen Realismus in ihren Büchern haben einfließen lassen.

Doch auch hier bei uns hat der altbekannte deutsche Autor namens Hermann Hesse sich mit diesen Themen literarisch befasst, und man diese in seinen Büchern Siddharta und Das Glasperlenspiel wieder findet. Mir haben diese Bücher auch sehr gut gefallen. Wobei seine Thematik sich eher um den Sinn des Lebens dreht, aber immer in Verbindung mit dieser außersinnlichen Welt.

Er setzte sich als Suchender mit den größten Weltreligionen auseinander, und fand seinen Frieden im Buddhistischen und im Hinduistischen, die verglichen zu anderen Religionen die spirituelle und die irdische Welt in ihren Alltag miteinbeziehen würden. Ich erinnere mich, dass er schrieb; der Mensch müsse sich eine Brücke bauen, damit er durch diese beiden Welten ein und aus gehen könne, auch, damit sie ihm vertraut und nicht mehr fremd erscheinen würden …

Zurück zum Buch, so gebe ich erneut den Klappentext rein:
Nach einem schweren Unfall und dem Verlust ihres Geliebten ist Sayoko nicht mehr sie selbst. Sie hat das Zwischenreich der Geister betreten und Geheimnisse der unsichtbaren Welt erfahren. In der Tempelstadt Kyoto lernt sie allmählich das Leben so zu akzeptieren, wie es ist: voller Ungewiss­heiten und Rätsel, dem Tod immer nahe, ob man jung ist oder alt. Aber sie begreift auch, wie einmalig und geheimnisvoll das Diesseits ist.
Durch den Verkehrsunfall, den die junge Protagonistin Sayo zusammen mit ihrem Freund hatte, erlitt sie sehr schwere Verletzungen und wurde dadurch in ein Nahtoderlebnis versetzt, sodass sie sich zwischen diesseits und jenseits bewegte. Sie konnte wieder reanimiert werden, während bei ihrem Freund die Verletzungen tödlich endeten.
Durch das Nahtoderlebnis entwickelt Sayo eine übersinnliche Gabe und ist in der Lage, den Geist verstorbener Menschen zu sehen. In Japan ist das nichts, wofür man sich verstecken müsste, so scheint es mir in dem Buch. Es liest sich wie eine Selbstverständlichkeit. Das mache ich an einer Szene fest, als Sayo vor einem fremden Haus steht, und sie eine Frau am Fenster stehen sieht. Sie wusste sofort, dass diese Frau ein Geist ist, als ein junger Mann aus dem Haus kam und er Sayo fragte:
>>Sehen Sie etwa meine Mutter?<<; fragte er gar nicht verwundert. (2016, 67) 
Sayo kann ganz offen über ihre Geistererscheinungen sprechen. Auch an anderen Orten, nicht nur hier an dem Haus.
Außerdem nahm Sayo nach dem Unfall ihr Leben viel intensiver wahr und war dankbar für ihr wiedererworbenes Leben, wobei sie in tiefer Trauer steckt, und sich innerlich immer wieder mit der Frage auseinandersetzen muss, weshalb nicht sie gestorben sei, sondern ihr Partner, der von Beruf Künstler ist und seine ganzen Kunststücke der Nachwelt hinterlassen hat. Die Eltern des Verstorbenen vermachen alles Sayo, die für sie wie eine Schwiegertochter ist. Die Beziehung zwischen Sayo und den Schwiegereltern hat mich sehr angesprochen und tief berührt.

Sayo besuchte einige Kneipen, denn gerade weil mich niemand behelligt und ich in Ruhe trinken konnte, nahm ich ab und zu unerwartete Dinge wahr.
Allein war man wacher, aufmerksamer als zu zweit. Es ist, als hätte man Augen auf dem Rücken und als könnten nur diese Augen gewisse Dinge sehen. Wenn man mit Freunden ausgeht und lacht und schwatzt, übersieht man sie eben – die geheimen Regungen des Herzens, die sich in kleinen unscheinbaren Zeichen äußern. 
Der Unfall und der Verlust ihres Freundes machten sie zu einem sehr weisen Menschen. Gedanken zu dem Tod:
Der Tod nimmt nicht mit dem Alter zu. Er ist immer bei dir. Ganz nah. Nur das Denken an den Tod nimmt zu und nagt an der Illusion, vor dem Unausweichlichen noch eine Weile sicher zu sein. (105) 
Die Bekanntschaft mit Ataro fand ich sehr interessant, da Sayo und er sie durch einen Todesverlust eines geliebten Menschen freundschaftlich eint. Sayo genießt die Beziehung zu diesem jungen Mann. Ataro ist männerorientiert, sodass beide ganz entspannt diese Freundschaft eingehen können, ohne sexuelle Gefühle füreinander zu empfinden.


Mein Fazit zu dem Buch?

Sayo, ein sehr selbstreflektiver Mensch ... 

Ich finde, der Autorin ist es sehr gut gelungen, diese schwierigen okkulten Themen mit in ihr Buch einzubauen, ohne dass sie kitschig oder gar sentimental wirken. Daher ist der Buchtitel Lebensgeister recht gut getroffen. Ich habe als Externe dieser vorliegenden literarischen Lebenswelt alles sehr authentisch miterlebt. Sayo hat nämlich ihre eigene Art, mit dieser Hellsichtigkeit umzugehen:
Ob es Geister gibt oder nicht, ob man sie sehen kann oder nicht, ob sie lebendig sind oder tot – diese Fragen waren mir gleichgültig. Es ist wie eine Halluzination. Es gibt hier nämlich alles. Doch die Menschen ziehen gerne Grenzen. (146)

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Dieses Rezensionsexemplar kam durch meine Lesefreundin Tina zu mir, die damit nicht richtig warm werden konnte. Dankeschön hier an Tina für den Aufwand, mir das Buch zuzuschicken.

Paperback 
160 Seiten 
erschienen am 28. September 2016 

978-3-257-30042-0 
€ (D) 15.00 / sFr 20.00* / € (A) 15.50 
* unverb. Preisempfehlung 

Und hier geht es auf die Diogenes-Verlagsseite. 

_______
 In der Landschaft der Herzen besitzt das Gute eine große, die Menschen ergreifende Kraft,
(Banana Yoshimoto)

Gelesene Bücher 2016: 67
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86











Sonntag, 30. Oktober 2016

Emanuel Bergmann / Der Trick (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich habe das Buch soeben beendet und ich bin ganz angetan davon. Ich habe gelesen, dass dieses Buch Bergmanns Debüt ist. Wahnsinnig gut gelungen. Von der ersten bis zur letzten Seite war das Buch mit Spannung erfüllt. Allerdings keine Spannung in Form von Action und Sensationsgier. Das Buch besitzt eine gewisse Tragik aber nicht durch die gesamte Handlung hindurch. Und viel Weisheit findet man darin. Zudem ist es noch ein Buch über Freundschaft. Der Autor hält mehrere Fäden in der Hand, und bewegt sie, ohne einen zu verlieren. Diese Art zu schreiben hat mich sehr tief berührt.

Man bekommt es hier im Wechsel mit zwei verschiedenen Perspektiven zu tun, Perspektiven aus unterschiedlichen Epochen und mit unterschiedlichen Figuren. Aber die Figuren begegnen sich irgendwann in der Gegenwart, die beiden Perspektiven bleiben bis zum Schluss dennoch weiterhin bestehen. Dieser Stil hat etwas Verspieltes und der immerwährende Wechsel von der einen in die andere Geschichte fordert ein wenig Kopfakrobatik  ...

Ich werde etwas um den heißen Brei reden …

Schon der Buchtitel Der Trick scheint auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches zu sein, und man glaubt, es geht nur um getrickste, banale Zirkuszauberei. Ja, dies schon, aber nicht nur. Hinter dem Titel steckt etwas ganz Anderes ... Das fand ich grandios …

Die tschechische jüdische Halbwaise Mosche Goldenhirsch, Künstlername Zabbatini, verlässt 1934 mit 15 Jahren seinen Vater namens Laibl, um in einen Zirkus einzutreten. Die Jahreszahl 1934 sagt schon aus, in welchen politischen Umbrüchen Europa sich befindet, hauptsächlich in Deutschland, und dies tiefen Einfluss auch auf Tschechien haben wird …
Mosche hatte außerdem die Nase von seinem Vater voll, der immerzu auf ihn eindrosch, wenn er nicht die Leistung erbracht hatte, die der strenge Vater von seinem Sohn eingefordert hat. Der Vater hatte als Rabbiner unter den Juden eine hohe Stellung inne, weshalb der Gelehrte sich so streng seinem Sohn gegenüber verhielt.
Laibls Lebensphilosophie ist:
Allein schon da zu sein, allein schon zu leben, (…) ist ein Gebet. (2016, 7.)
Mosche wird von Kröger, der Chef des Zirkus‘, Künstlername Halbmondmann, sofort angenommen. Mosche betont aber, dass er Jude sei, daraufhin die abwehrende Reaktion des Chefs:
„Erspar‘s mir. Wir sind beim Zirkus. Wir sind alle gleich“. Das hatte Mosche noch nie zuvor gehört. „Echt?“
Im Theater“, erwiderte Kröger, „ist jeder ein Edelmann, wir sind Künstler, und es gibt nichts Edleres als die Kunst.“ (138)
Nach der Probephase erkennt Kröger in dem Jungen eine gewisse Begabung. Und so wird Mosche in die Kunst des Magiers eingeführt und erhält den iranischen Künstlernamen Zabbatini. Mosche schlüpft in eine neue Identität und deckt sich mit viel Wissen über die iranische Lebensweise ein. Der Name Mosche Goldenhirsch ist somit abgeschrieben.
Mosche wird in die Lebensphilosophie der Magier und Zauberer eingeweiht.
… >>Denn wir sind die Nachkommen der Hohepriester von Persepolis. (…) Wir sind ihre Nachkommen, zumindest im Geiste. Wir sind die Sprecher der Götter und die Hüter einer zeitlosen Wahrheit.<<
>>Ja<<, sagte Mosche aufgeregt. >>Was für eine Wahrheit?<<
>>Die Wahrheit der Lügen.<<
>>Wie können Lügen wahr sein?<<
>>Wie nicht? Menschen sind begierig darauf, getäuscht zu werden. Sie wollen an etwas Größeres glauben. Wir aber geben ihnen etwas Kleineres, nur deshalb kommen sie. Die Magie ist eine wunderschöne Lüge.<< (158)
Im Zirkus bekommt Mosche die Rolle eines Clowns und hat dadurch selbst den SA-Männern gegenüber Narrenfreiheiten, da niemand von ihnen hinter der Maske einen Juden vermutet hat. Mosche nutzt seine Gunst, sich für das Leid, das sie den Juden zufügen, zu rächen. Er zieht einen SA-Mann an sich heran, und flüstert ihm ins Ohr, dass er, der SA-Mann, dieses Jahr sterben werde.
Er, Mosche Goldenhirsch, hatte die SA in Angst und Schrecken versetzt! (183)
Mosche verliebt sich heimlich in die Artistin Julia. Nur durfte der Chef nicht hinter diese Liebelei kommen … Aber er kam dahinter … Nun geschieht ein großes Szenario, das immense Auswirkungen für alle Beteiligten nach sich zieht …

Julia und Zabbatini gehen nun eigene Wege, nachdem der Zirkus durch tragische Umstände abgefackelt war.
Mosche macht sich auch ohne den Zirkus einen Namen als der große Zauberer Zabbatini.

Mosches Ruf wird bekannt. Nicht nur SA-Männer suchen seinen Rat. Auch Hitler wendet sich an ihn mit der Frage, ob die Juden die Nation in den Krieg treiben würden?

Dazu Zabbatini: 
Sie werden einen großen Frieden bringen. Einen Frieden, wie die Welt ihn noch nie gesehen hat. Ihr Name wird niemals in Vergessenheit geraten, mein Führer. (284)
Hitler war ganz gerührt und bot Zabbatini daraufhin an, ihn mit Adolf anzusprechen.

Leider hat Mosche als Zabbatini gewisse Risiken nicht bedacht, und es ist das eingetroffen, was ich befürchtet habe ...

Zabbatini, der Zauberer, der mit seiner Kunst sogar die Nazis täuschte ... Ich ahnte schon, dass ein Ereignis kommen musste, wie es gekommen ist. Grausam. Es konnte gar nicht anders kommen. Warum war Mosche nur so naiv? Wieso fehlte ihm dieser klitzekleine Weitblick? ...

In der zweiten Epoche, 2007, wird das Leben des zehnjährigen Max‘ erzählt, der auch aus einer jüdischen Familie väterlicherseits stammt. Seine Großmutter hat durch ganz besondere Umstände und durch besondere Menschen den Holocaust knapp überlebt ...

Permanent versucht sie über diese schreckliche Zeit mit ihrer Familie zu reden, doch niemand hat wirklich ein Ohr für sie, auch, weil sie immer und immer wieder dasselbe erzählen würde ...

Max‘ Eltern möchten sich scheiden lassen, und der Junge leidet fürchterlich darunter. Als der Vater schließlich auszieht, ist Max ganz außer sich. Während des Umzugs findet er unter den Musikplatten seines Vaters eine Platte, die aus dem Rahmen fällt. Max kann eigentlich mit Platten gar nix anfangen, aber der Titel stimmt ihn neugierig. Auf der Platte steht der Name des großen Zauberers Zabbatini. Max fragt seinen Vater, ob er die Platte haben könne. Der Vater schenkte sie ihm. Max zieht los, um den Plattenspieler in der Abstellkammer zu suchen.

Auf der Platte geht es um die Liebe, wie diese, die gefährdet ist, mit Zauberei wieder zu kitten ist …
Max ist von der Platte völlig hingerissen, die allerdings gerade dort einen Sprung aufweist, als es um diesen Liebeszauberspruch ging. Nun konnte Max nichts mit der Platte anfangen und begibt sich auf die Suche nach dem großen Zabbatini, da nur Zabbatini es schaffen könne, mit diesem Liebeszauber seine Eltern wieder zusammenzuführen …

In der Gegenwart nun angekommen, versucht auch Mosche mit jungen Leuten über seine Erfahrungen mit den Nazis zu sprechen. Schließlich zählt auch er zu den Überlebenden des Holocausts und musste schwere körperliche Züchtigungen über sich ergehen lassen.
„Fick dich!“, schallte eine Stimme entgegen. Zabbatini fühlte sich, als hätte ihn jemand geohrfeigt. Die jungen Leute starrten ihn alle voller Ekel und Verachtung an. Er schämte sich. Er war nicht wie die anderen. Seine Erfahrungen, im Krieg und auch davor, machten ihn zu einem Ausgestoßenen. In der großen Menschenfamilie war kein Platz für ihn. (313)
Mich hat diese Textstelle recht betroffen gestimmt. …
Auch andere Textstellen stimmten mich nachdenklich, wie z. B. dass es verboten war, Jude zu sein. Dies zumindest erkennt der kleine Max, als er schließlich durch einen anderen Menschen erfährt, welches Leid dieser und seine Großmutter als Juden widerfahren ist …

Wie es nun weitergeht und ob Max den Magier findet, bzw. ob er es schafft, seine Eltern zusammenzuführen, überlasse ich den LeserInnen selbst, es mit Hilfe der Lektüre herauszufinden.


Mein Fazit?

Zu gegebener Zeit möchte ich dieses Buch ein weiteres Mal lesen. Diese vielen Facetten möchte ich nochmals erleben und ein weiteres Mal auf mich einwirken lassen.

Mich hat recht traurig gestimmt, wie sehr diese Menschen wie Mosche und Max‘ Großmutter mit ihrer Geschichte alleingelassen sind. Schwerst traumatisierte Menschen, die selbst nach dem Zweiten Weltkrieg noch mit ihrem Schicksal allein gelassen wurden. Es gab zwar schon Psychotherapien, aber die waren zu dieser Zeit nicht verbreitet. Da musste jeder zusehen, wie er mit dieser Last weiterleben konnte
Erst später, zum Ende der Geschichte hin, wird Max‘ Vater zum ersten Mal bewusst, dass er, sein Sohn Max und weitere fünf Verwandte gar nicht am Leben wären, hätte seine Mutter den Holocaust nicht überlebt. Ein wenig absurd, dass nicht vorher genau hingeschaut wurde. Lernt ein Mensch immer erst, wenn das Schicksal ihn dazu zwingt?

Ich wünsche mir sehr, dass dieses Buch viele Menschen erreichen wird. Lesen wir nur aus Vergnügen, oder auch, um über bestimmte Ereignisse, mit denen sich unsere AutorInnen auseinandersetzen, zu sensibilisieren?
Bei mir ist auf jeden Fall beides der Fall …

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar beim Diogenes-Bücherverlag bedanken.

Hardcover Leinen 
400 Seiten 
erschienen am 01. März 2016 

ISBN: 978-3-257-06955-6 
€ (D) 22.00 / sFr 30.00* / € (A) 22.70 
 

_______
Im Tod sind wir alle gleich, egal, ob Prinz oder Bettler.
(E. Bergmann)

Gelesene Bücher 2016: 59
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86







Sonntag, 21. August 2016

Benedict Wells / Becks letzter Sommer (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen, aber man merkt, dass es Wells erster Roman ist. Auch von der Struktur her, speziell am Schluss, so hatte ich den Eindruck, konnte er nicht so leicht das Ende finden; vielleicht  hatte er ein Problem, sich von seinen Figuren zu lösen ...

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Beck ist nicht zu beneiden. Mit der Musikerkarriere wurde es nichts, sein sicherer Job als Lehrer ödet ihn an, und sein Liebesleben ist ein Desaster. Da entdeckt er in seiner Klasse ein unglaubliches Musiktalent: Rauli Kantas aus Litauen. Als Manager des rätselhaften Jungen will er es noch mal wissen, doch er ahnt nicht, worauf er sich da einlässt ... Ein tragikomischer Roman über verpasste Chancen und alte Träume, über die Liebe, Bob Dylan und einen Road Trip nach Istanbul. Ein magischer Sommer, in dem noch einmal alles möglich scheint.
Ich bin sehr gut in die Geschichte reingekommen und der junge Wells schafft es wirklich gut, sich mit einfachen Worten interessant auszudrücken.  

Die drei Protagonisten waren aus meiner Sicht schräge Figuren. Der Gymnasiallehrer Robert Beck fällt sehr auf. Ich habe noch nie so einen Lehrer erlebt, der es absolut nicht schafft, die professionelle Distanz zu seinen SchülerInnen zu wahren. Hierbei schlägt der Lehrer stark über die Stränge.

Und trotzdem habe ich sehr über das Buch geschwärmt, denn ich fand den Roman dennoch recht spannend. Ich habe mich auf keiner Buchseite langweilen müssen.

Bevor die eigentliche Geschichte beginnt, befindet man sich in Becks Gegenwart, der mittlerweile in Neapel lebt. Nach einer Seite wird man allerdings wieder nach Deutschland geführt, genauer gesagt nach München, wo man Teil des Alltags dieses Becks wird. Am Ende des Buches befinden wir uns wieder in Neapel und die ganze Story wird rund. Diese Art von Struktur hat mir gut gefallen.

Beck, 37 Jahre alt, ist ein recht frustrierter Gymnasiallehrer, der mitten in einer Midlifecrisis zu stecken scheint. Das ist auch kein Wunder, denn an der Schule, an der er unterrichtet, war er selbst Schüler. Auch sein Vater unterrichtete schon an diesem Gymnasium. Diesbezüglich zeigt sein Leben wenig Bewegung, auch wenn er es zuvor mit der Musik in einer Band probiert hat und er darin kläglich gescheitert ist, da er auch hier über das jämmerliche Mittelmaß nicht hinauskommt. Beck hinterfragt permanent sein Leben und selbst als Lehrer bezeichnet er sich als Durchschnitt, frustriert darüber, dass er es nicht schaffen würde, in seinem Leben etwas ganz Außergewöhnliches auf die Beine zu stellen:
Ich bin zu dumm für die Klugen und zu klug für die Dummen. (2009, 204).
Rauli Kantas, 17 Jahre alt, ist Becks Schüler und ein noch verstecktes Musiktalent. Rauli kommt ursprünglich aus Litauen und spricht schlecht Deutsch. Seine Familie ist mittellos, seine finnische Mutter gestorben, Vater arbeitslos ... In der Schule ist Rauli sehr schwach und es droht nach der Zeugnisübergabe seine Schulentlassung. Beck unterrichtet in Raulis Klasse Deutsch und Musik.

Dann gibt es noch den 27-jährigen Charlie, auch ein absoluter Versager und er scheint in der Selbstfindungsphase steckengeblieben zu sein. Charlie, dunkelhäutig, spielte einst mit Beck in einer Musikband, die aber aufgelöst wurde, da sie sich auf dem Musikmarkt nicht durchsetzen konnte. Charlie entwickelt sich immer mehr zu einem nervigen Hypochonder …

Zwischen diesen drei Protagonisten bildet sich ein Dreiergespann; Personen, die durch Robert Beck zusammengefügt werden, und sich, durch Charlie initiiert, zu dritt von jetzt auf gleich mit Becks Schrottauto auf eine abenteuerliche Reise in die Türkei begeben, damit er diese Reise nicht alleine machen musste …

Beck lernt die 27-jährige Studentin Lara kennen, und merkt erst mit der Zeit, was er an ihr hat. Denn Beck ist alles andere als beziehungstauglich. Ständig läuft er davon, sobald Probleme in der Paarbeziehung aufkommen …
Beck verliebt sich zudem auch in seine 17-jährige Schülerin Anna Lind und erfährt in einem Schülerinnengetuschel, dass Anna Lind in Robert Beck verliebt ist. Beck belauscht beinahe unbemerkt den Gesprächen ... Doch auch Rauli verliebt sich in Anna und es kommt zwischen Beck und Rauli zu einem Konflikt, der aber mehr im Stillen ausgetragen wird, weitestgehend zumindest …

Beck ist nicht nur auf Anna eifersüchtig, sondern auch neidisch auf Raulis Musiktalent, das überdurchschnittlich sei. Beck fördert aber den Jungen auf dem Gebiet der Musik, trifft sich auch privat mit ihm und nimmt immer mehr die väterliche Rolle ein, die auch bei den anderen Jungen und Mädchen mittlerweile bekannt wird und stößt dabei auf das Gespött seiner SchülerInnen ... Spätestens hier hätte der Schulleiter Beck zur Rede stellen müssen.
Rauli führt ein Außenseiterleben, konsumiert Drogen, schreibt viele Zettelchen … Beck, der Möchtegernvater, lauert ihm auf, um mehr seinem sozialen Leben auf den Grund zu gehen …

Wer mehr über diese Geschichte und diesen Menschen erfahren möchte, dem empfehle ich zu diesem Buch.


Mein Fazit?

In dem Roman findet man jede Menge Weisheit, tiefgründige Gedanken und viele englischsprachige selbstgeschriebene Songs. Ich liebe zwar Musik, ich kenne mich aber mit der Musikwissenschaft viel zu wenig aus. Ich könnte jetzt nicht auf Anhieb sagen, ob ein Musiker Talent hat oder nur Durchschnitt ist, weshalb ich über die Musik hier wenig geschrieben habe. Aber die Musik nimmt in diesem Roman einen großen Raum ein, den ich auch als Musikunkundige trotzdem interessant fand.

Zudem hat mir persönlich ein Gedanke in diesem Buch besonders gut gefallen, den ich einfach hier festhalten muss. Die Frage, die sich Rauli stellt: Ist, wer gedankenbegabt ist, automatisch auch gedankengefährdet?

Dies fand ich sehr schön, denn ich kenne einige Menschen, die von sich behaupten, sie hätten Schwierigkeiten, sich über etwas, z. B. über ein gelesenes Buch, Gedanken zu machen. Ich kenne diese Schwierigkeit überhaupt nicht, denn mir geht es ein bisschen wie Rauli. Es denkt in mir von allein, ich muss nicht viel nachdenken, die Gedanken kommen immer von selbst, bei jedem Thema … Und ob man gedankengefährdet ist, könnte ich sogar bejahen, wenn man innerlich ganz unruhig wird, weil zu viel da ist und zu viel nachkommt, und man noch nicht fähig ist, diese von selbstkommenden Gedanken in Worte zu fassen. Danke, lieber Benedict Wells, für diesen wiederum so tollen Gedanken.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, lediglich manche Szenen waren mir zu realitätsfremd. Dass ein Lehrer so stark in die Privatsphäre seines Schülers dringt, fand ich ein wenig surreal. So etwas spricht sich im wirklichen Leben normal in der Schülerszene recht schnell rum, penetrante Begebenheiten, die bis zu den Ohren des Schuldirektors dringen würden, der dem Lehrer Konsequenzen androhen müsste. Auch die abenteuerliche und eigentlich die kopflose Reise in die Türkei fand ich wenig glaubwürdig. Einem Charlie traue ich das zu, einem 17-jährigen Schüler auch, aber keinem Menschen, der vom Bildungsniveau wie Beck gestrickt ist.

Deshalb neun von zehn Punkten.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Weitere Informationen zum Buch:

Für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar möchte ich mich recht herzlich beim Diogenes Bücherverlag bedanken.

Taschenbuch
464 Seiten
erschienen am 01. Dezember 2009

978-3-257-24022-1
€ (D) 12.00 / sFr 16.00* / € (A) 12.40
* unverb. Preisempfehlung

_______
Gelesene Bücher 2016: 47
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Samstag, 18. Juni 2016

Benedict Wells / Vom Ende der Einsamkeit (1)

Es gibt Rezensionen, die leben von schönen Zitaten ...

Ein wundervolles Buch, das mir aus der Seele spricht …

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dieses Buch hat mich tief berührt. An einigen Stellen kamen mir sogar die Tränen, obwohl der Inhalt nicht übertrieben gefühlvoll ist. Eigentlich ist es recht ausgewogen zwischen Gefühl und Intellektualität.

Wer kennt das noch: Wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, fühlen sich diese besonders zueinander hingezogen. Man könnte auch sagen, ich verwende hierzu den Goethebegriff, sie stehen seelenverwandt zueinander. Ich habe diesmal wieder die Erfahrung gemacht, dass die Chemie sogar zwischen einem Buch und einer Leserin identisch sein kann. Benedict Wells gibt mir gerade das Gefühl hierfür. Noch dazu ist er ein so junger Autor, der eine wahnsinnig reife Seele haben muss, der sich in vielen Themen, die die Menschheit schon immer beschäftigt hat, auskennt. Sehr beeindruckend, wie er schreibt. Die ganze Geschichte habe ich von der ersten bis zur letzten Seite mit Spannung verfolgt. Ich bin tief beeindruckt ...

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
»Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind: Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.« Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Mich hat der Protagonist und Ich-Erzähler Jules sehr beschäftigt, der Jüngste unter seinen beiden Geschwistern, obwohl Liz, die Schwester und Marty, der Bruder, nicht weniger interessant sind. Sie alle sind Persönlichkeiten, die nicht mit der Masse gehen. Und jede Figur hat ihre ureigenste Art, belastende Ereignisse zu verarbeiten.

Carson McCullers zählt zu meinen Favoriten und ich habe mich riesig gefreut, als die amerikanische Buchautorin auch in diesem Roman eine sehr wichtige Rolle spielt, so haben sich meine Eindrücke, sich zu dem Buch Wells hingezogen zu fühlen, recht bald bestätigt. Ich verfolgte gespannt die Gedanken von Jules und Alva, als sie sich über mein Lieblingsbuch Das Herz ist ein einsamer Jäger ausgelassen haben. Alva ist Jules Jugendfreundin und beide machen ebenso recht früh schon die Bekanntschaft mit der schwererträglichen Einsamkeit, die ganz besonders Jules zu überwinden versucht, da er diese Einsamkeit eigentlich satt hat, während Alva das Positive in ihr sieht:
Ja, aber das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit. (2016, 171)
Schon Jules Vater war ein sehr weiser Mann, der immer bemüht war, seinen Kindern untypische Lebenshilfen mit auf den Weg zu geben. Kurz vor seinem Tod sprach er zu seinem Jüngsten:
Am wichtigsten ist, dass du deinen wahren Freund findest, Jules. (…) Ein wahrer Freund ist jemand, der immer da ist, der dein ganzes Leben an deiner Seite geht. Du musst ihn finden, das ist wichtiger als alles, auch als die Liebe. Denn die Liebe kann vergehen. (33)
Dies ist eine so weise Sichtweise, die ich unbedingt festhalten möchte.

Jules ist anders als andere Kinder, auch ist er anders als seine Geschwister. Er ist ein Träumer. Macht sich viele Gedanken über Bücher und selbst schreibt er auch Kurzgeschichten. Eine seiner Geschichten handelt von Bibliotheken, in der die Bücher nachts, wenn alle BesucherInnen längst schlafen, miteinander kommunizieren. Manche Bücher beschweren sich über die schlechten Plätze in ihren Regalen hinterster Reihe. Ich musste dabei so an Walter Moers Bücher denken.

Nach dem Tod der Eltern werden die drei Kinder in ein Internat gesteckt. Eine so ziemlich kalte Atmosphäre, in der sie mit ihrer Trauer alleine fertig werden mussten. Es gibt nur eine jüngere Verwandte, eine Tante, mütterlicherseits, die aber nicht in der Lage war, die Kinder bei sich aufzunehmen. Sie hält aber den Kontakt zu ihnen aufrecht.

Liz, die Älteste zwischen den drei Geschwistern, passte sich dem System im Internat nicht an, und ging recht schnell eigene Wege und gerät zeitweilig auf die schiefe Bahn ... Marty war eher der angepasste Typ, aber auch ein Einzelgänger, der sich ausschließlich mit Büchern und Computerspielen beschäftigt, und der sich wenig um die Nöte seines jüngeren Bruders Jules kümmert, der von den Kameraden im Internat ein wenig gemobbt wird ...

Als Alva, elf Jahre alt, neu ins Internat und in Jules Klasse kommt, fühlen sich die beiden recht bald nahe. Alva stammt aus einer Familie, die sehr problembehaftet ist. Auch in ihrem Leben hat das Schicksal mehrfach kräftig zugeschlagen, doch die Kinder reden nicht darüber. Alva und Jules gehen kurz eine Schulbeziehung ein, die aber auseinanderbricht. Für Jules ist das schwer zu verkraften. Doch später kommen beide wieder zusammen …
Seit ich aufs Internat gekommen war, hatten wir uns fast jeden Tag gesehen. Alva war meine Ersatzfamilie geworden und mir in vielerlei Hinsicht vertrauter als meine Geschwister oder meine Tante. Doch in den letzten Jahren hatte sie sich verändert. Noch immer gab es Momente, in dem ich ihr ein seltenes, unbeschwertes Lachen entlocken konnte oder in denen wir uns beim Musikhören ansahen und einfach wussten, was der andere gerade dachte. (79)
Marty schafft das Abitur, geht auf die Universität und lernt dort seine zukünftige Frau namens Elena kennen. Marty ist eher ein trockener Typ, der sich wenig aus Gefühlen macht. Jules konfrontiert ihn mit der Frage, ob er Elena lieben würde, Marty weicht der Frage ein wenig aus, da er an keine Liebe glauben würde. Liebe sei „nur ein dummer literarischer Begriff, nur chemische Reaktionen“.

Die Kinder mussten sich schon recht früh mit ernsten Themen befassen. Durch den tödlichen Unfall ihrer Eltern wurde ihnen recht bald der Tod bewusst, der auf einen Schlag Menschen, die sie lieben, hinwegraffen kann. Jules spricht von einigen Leuten, die gar nicht mal wissen würden, dass sie sterbliche Wesen seien, so selbstverständlich würden sie das Leben hinnehmen.

Mich stimmte dies sehr nachdenklich, da auch mir solche Gedanken seit frühster Jugend recht vertraut sind.

Die Jugend hatte Jules noch nicht überwunden, als er ein weiteres emotional schweres Ereignis, was seine Jugendliebe Alva betrifft, bei ihr zu Hause hinnehmen musste.
Während ich die Treppen hinunterlief, verspürte ich einen   unglaublichen Zorn. Ich hatte keine Lust mehr, nur ein Junge zu sein, ich wollte alles Jugendliche loswerden, ich hätte es aus mir herausgeprügelt, wenn ich gekonnt hätte. (103)
Während Jules öfters mit seinem Schicksal hadert, geht Marty recht verstandesbetont mit seinem Leben um. Nicht nur einmal fühlten sich Liz und Jules vom Schicksal betrogen oder gar verraten. Marty dagegen: 
>>Nun ja. Es gibt kein Schicksal, genauso wenig wie es einen Gott gibt. Es gibt gar nichts oder nur uns Menschen, was in etwa dasselbe ist. Es ist also völlig absurd zu hadern. Tod ist Statistik, und die scheint momentan gegen uns zu sein, aber irgendwann, wenn alle Menschen um uns herum einschließlich mir selbst gestorben sind, wird sie sich wieder ausgeglichen haben, so einfach.<<
Jules´ Leben nimmt immer wieder eine Wende ein, gut und weniger gut, gewollt oder vom Schicksal gelenkt. Manche schweren Themen scheinen sich aus der Kindheit zu wiederholen …

Wie der Roman weitergeht, möchte ich nicht verraten. Aber er ist sehr vielversprechend. Zeigt, wie sich das Leben dieser Kinder im erwachsenen Alter weiter entwickeln wird. Der Autor lässt uns LeserInnen lange an dieser Familiengeschichte teilhaben, selbst noch Jahrzehnte später. Ich kann nur noch sagen, dass weiterhin jede Menge passieren wird ...


Mein Fazit?

Die ganze zeitlose und romanhafte Erzählung hatte etwas Tiefgründiges, in der man recht häufig mit Weisheit gesegnet wird. Viele traurige Szenen bekommt man, wie im richtigen Leben, zu lesen, die aber nicht alle hoffnungslos stimmen lassen ... Und der Buchtitel hält, was er verspricht ... 

Auch wenn Marty z. B. einen wirklich trockenen Menschentyp darstellt, nimmt sein Wesen in den reiferen Jahren mehr Empathie und Verständnis für das außergewöhnliche Leben seiner beiden Geschwister Jules und Liz ein. Das zeigt mir, dass der Mensch nicht festgelegt ist auf angeborene Charakterzüge und Erziehung. Das fand ich wunderbar.

Und hier meine neueste Art, ein Buch zu bewerten:

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne, dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und\oder Rassismus

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

Gebundene Ausgabe: 354 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 5 (24. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257069588
ISBN-13: 978-3257069587
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