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Dienstag, 9. Januar 2018

Charles Dickens / Klein Dorrit (1)

Band 1


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Diesen Dickens habe ich nicht so stark empfunden, wie ich es von den anderen gewöhnt bin. Ich habe ihn nicht so facettenreich erlebt ... Ich werde die vorliegende Besprechung kurzhalten, da die Geschichte schnell erzählt ist. 

 Zur Erinnerung gebe ich erst den Klappentext rein:
Band 1 des vielleicht schönsten Romans von Charles Dickens: Klein Dorrit lebt mit ihrer Familie im Schuldgefängnis. Anders als ihre Geschwister beklagt das Mädchen sein Schicksal nicht, sondern hilft der Familie mit Näharbeiten über die Runden. Dabei macht sie die Bekanntschaft mit dem gutherzigen Arthur Clennam, der ein unbeanspruchtes Erbe der Familie entdeckt. Doch ruinöse Geschäfte eines Unternehmers treiben sowohl die Dorrits als auch Arthur zurück in die Armut …

Ob dies das beste Buch von Charles Dickens ist, ist Geschmackssache. Und das Bekannteste, wie der Spiegel schreibt? Auch nicht, siehe den Link zum Spiegel am Ende der Besprechung. Zumindest nicht für mich und für andere, die ich kenne. Ich habe im Nachhinein herausgefunden, dass es zu diesem Roman eine Verfilmung gibt, auf die ich neugierig geworden bin. Ich werde mir den Film anschaffen, sobald ich den zweiten Band gelesen habe. Am Ende der Buchbesprechung habe ich aus Youtube einen kleinen Filmausschnitt eingefügt. 

Die Sprache ist stark veraltet, was die Grammatik und die Rechtschreibung betrifft. Und es befinden sich einige Schreib- oder Druckfehler vonseiten des Übersetzers, weswegen ich hier einen Punktabzug erteilt habe. Mich haben diese Fehler sehr verunsichert, sodass ich mehrfach im Duden nachschlagen musste. Trotzdem würde ich von einer Modernisierung der Sprache abraten, weil es wunderbar ist, sich in diese Dickenszeit hineinversetzt zu haben. Ich habe später nicht mehr auf die Fehler geachtet, weil ich mich in diesem Milieu, in dem Dickens gelebt hat, wohlgefühlt habe. Alles kann gewöhnungsbedürftig sein, auch fehlerhafte Texte zu lesen. Es wäre gut, den Roman auf Grammatik- und Rechtschreibfehler, die nichts mit der veralteten Sprache zu tun haben, zu überprüfen, ohne den damaligen Schreibstil aufzugeben.  

Mich wundert, dass der Verlag keinen Übersetzer angegeben hat, und ich frage mich, ob evtl. ein digitales Sprachprogramm die Übersetzung übernommen hat?

Ich wurde neugierig und habe mir den Band von anderen Verlegern angeschaut, und es ist überall dieselbe Übersetzung abgedruckt.

Die Illustrationen finde ich schön. Sie passen gut ins 19. Jahrhundert.

Und nun zum Inhalt:

Zwischen 1855 und 1857 hat Dickens seinen Roman Little Dorrit in einer
Tageszeitung in einem Seriendruck in Auftrag gegeben.

Die Handlung spielt in London Mitte des 19. Jahrhunderts.

Unsere Heldin dieser Geschichte ist die 21-jährige Amy Dorrit, Klein Dorrit genannt, die in einem Gefängnis zur Welt gekommen ist, und sie es dadurch als ihre Heimat bezeichnet. Sie ist Halbwaise, ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. Amy hat noch zwei ältere Geschwister namens Fanny und Tip. Der Vater, William Dorrit, ist hoch verschuldet und aus diesem Grund ist er lebenslänglich in einem Schuldengefängnis eingesperrt. Amy wurde von dem Gefängniswärter, genannt Schließer, aufgezogen, da er eine besondere Sympathie für das Kind hat aufbringen können. 

Damals war es üblich, die übrige Familie im Gefängnis unterzubringen, mit dem Unterschied, dass die nicht verurteilten Familienmitglieder Ausgang hatten. Sie konnten ein- und ausgehen. Lediglich die Sperrstunden mussten eingehalten werden. Man stellt sich ein Kind vor, das in dieser dunklen Welt geboren wird und dort aufwächst, bis es alt genug ist, sich selbstständig aufzumachen, das Gefängnis und dessen Mauern temporär alleine zu verlassen.

Der Vater William ist der Älteste von den Inhaftierten und wird als Gefängnisvater dieses Marshallgefängnisses bezeichnet. Das Gefängnis ist mit eigenen Möbeln ausgestattet. Auch die Unterkunft ist nicht umsonst. Für Kost und Logis muss aufgekommen werden. Fraglich ist für mich, was mit Familien geschieht, die diese Mittel nicht auftreiben konnten?

Die Familie Dorrit teilt sich nicht die Zelle mit dem Vater, sondern sie ist im Gefängnis in  einer separaten Wohnung einquartiert.

William Dorrit ist ein vermögender Mann gewesen. Er gehörte dem Adelsgeschlecht an. Durch die damalige Finanzkrise und unseriöse Berater der Banken verlor er sein gesamtes Vermögen. Er verfügt nicht mal über Mittel, seine Unterkunft im Gefängnis zu bezahlen, wäre nicht seine jüngste Tochter Amy, die dafür aufkommt.

Die kleine Dorrit, die, man bekommt das Gefühl, scheint als eine Altruistin auf die Welt gekommen zu sein. Sie kümmert sich um die gesamte Familie. Sie schafft es, ihre Geschwister beruflich unterzubringen, sie schafft es, für sich selbst einen Beruf zu erlernen. Sie ist klug, beherrscht die Schriftsprache, verdient ihr Geld mit Näharbeiten. Mit diesem Geld kommt sie für die Lebensmittel auf und bezahlt die Mieten im Schuldengefängnis.

Eine liebenswürdige Persönlichkeit, die alle persönlichen Bedürfnisse zurückstellt, um für die Familie zu sorgen. Junge Männer, die ein Auge auf sie geworfen haben, gibt sie keine Chance, da ihr Herz ganz ihrem Vater gehört. Der Vater weiß sehr wohl ihre Liebe und ihre Verantwortung, die sie der Familie entgegenbringt, zu schätzen. Sie putzt außerdem seine Zelle und bereitet seine Mahlzeiten vor.

Klein Dorrit, von der Statur her die eines Kindes, geht eine Opferrolle ein. Sie verlässt das Gefängnis nur zum Broterwerb, die restliche Zeit verbringt sie in der Zelle ihres Vaters und in ihrer eigenen Gefängnisunterkunft.

Der 40-jährige Sohn ihrer Herrin namens Arthur Clennam, bei der sie in fester Anstellung als Näherin beschäftigt ist, wird auf die scheinbare Persönlichkeit aufmerksam und fängt an, echtes Interesse für die junge Frau zu bekunden und schleicht ihr nach Arbeitsende heimlich hinterher, um herauszufinden, wo sich ihr Zuhause befindet ...

... Es entsteht eine kleine Freundschaft zwischen ihnen. Klein Dorrit bleibt aber immer demutsvoll, diskret und zurückhaltend. Sie wirkt wie ein scheues Reh, um nicht aufzufallen. 
Arthur Clennam bringt ihr gegenüber viel Wertschätzung entgegen, dass sie selbstlos an alle denkt, nur nicht an sich selbst.

Als Klein Dorrit Arthur Clennam das Gefängnis als ihre Heimat beschreibt, widerspricht Arthur ihr: 
>>Nennen Sie es nicht als das  zu Hause, mein Kind<<, bat er. >>Es ist mir immer peinlich Sie das zu Hausen heißen zu hören<<, verteidigt Amy es:
>>Aber es ist mein Haus. Was kann ich sonst meine Heimat nennen? Warum sollte ich das je vergessen?<<

Klein Dorrit setzt sich nicht nur für die eigene Familie ein, sondern auch für andere bedürftige Menschen, die aus dem Armenhaus kommen. Es gibt eine Szene im Buch, in der sie einen gebrechlichen Mittellosen auf der Straße ins Armenhaus begleitet. Sie musste sich heftige Beschimpfungen vor allem durch die Geschwister über sich ergehen lassen, als sie auf der Straße mit diesem fremden Mann von Fanny gesehen wird. Obwohl die Dorrits selber arm sind, haben sie ihre Standesherkunft nicht vergessen. Fanny macht ihrer Schwester heftige Vorwürfe, dass sie die Familie öffentlich blamiert habe. Außerdem fühlt sich Fanny durch dieses Ereignis in ihrer Demut verletzt ... Hier wird diese Absurdität von Armut und Unmenschlichkeit widergespiegelt. Arme Adlige? Arme Armen? Hier ist der Unterschied zu finden, doch unter dem Strich besitzen beide Zielgruppen nichts.

Arthur Clennam erweist sich als geistiger Wohltäter, der versucht, sich für William Dorrit im Circumlocution Office einzusetzen. Diese öffentliche und fiktive Einrichtung wird von Dickens als eine fragwürdige Regierungsabteilung bezeichnet. Arthur wird hier von einem Beamten zum nächsten verwiesen. Niemand zeigt echtes Interesse, Clennam mit Informationen behilflich zu sein ... Die Lage scheint aussichtslos zu sein, wie ihm durch eine lapidare Bemerkung eines Beamten mitgeteilt wird.

Ein paar wenige Zeilen zu Arthur Clennam: Clennam hat zwanzig Jahre seines Lebens geschäftlich in China zugebracht, und diese Arbeit übernommen, als sein Vater stirbt. Mit der Zeit gibt er die Geschäfte auf, weil sie keinen Gewinn mehr abwerfen, merkt, dass etwas faul ist, und reist zurück nach London und bittet um eine ernste Unterredung mit seiner invaliden und vom Charakter her bestimmenden und kühlen Mutter. Die Mutter kann seine Befürchtung nicht teilen, es sei alles rechtens verlaufen und wirft ihrem Sohn persönliches Versagen vor …

Wie das Buch ausgeht? Ich würde gerne über den Schluss schreiben, doch dann würde ich zu viel verraten. Aber auf jeden Fall ist der Schluss charakteristisch ganz nach Dickens. Wer Dickens kennt, weiß, was damit gemeint sein könnte. Dieser Schluss bezieht sich allerdings nur auf den ersten Band. Ich bin daher neugierig, wie der zweite Band fortgesetzt wird und wie er endet. Damit muss ich noch etwas warten, da ich in der Zwischenzeit andere buchige Verpflichtungen nachgehen möchte.

Mein Fazit?

Mir ist Amy Dorrit zu glatt. Viel zu fromm, viel zu heilig. Ein Persönlichkeitsbild, das keine Schwächen aufweist, und unaufhörlich Gutes tut. Einerseits interessant, andererseits kann dieser Charakterzug mit der Zeit auch in Langeweile umschlagen.

In der Dickenswelt fließen Tränen. Dies kann manchmal ein bisschen zu viel sein, zu rührselig. Hier weinen auch Männer und das finde ich wiederum gut … Etwas sentimental, wenn schließlich auch der Regen anfängt, traurig zu fallen. Dass bestimmte Figuren aufgrund ihres Schicksals betrübt sind, ist für mich auch ohne den traurigen Regen glaubwürdig.

Das Cover finde ich wunderschön. Darauf sind Arthur Clennam, Klein Dorrit und die etwas geistig zurückgebliebe und infantile Maggie abgebildet. 

Meine Buchbewertung?

1 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zehn von zwölf Punkten. Einen Punktabzug wegen der vielen Schreibfehler, nicht, weil der Stil schlecht war.


Wer sich für literaturwissenschaftliche Texte zu dem Buch interessiert, für diese habe ich zwei Links eingefügt. Ich selber habe sie nicht gelesen, weil mir meine eigenen Gedanken wichtiger sind, da ich den zweiten Band noch vor mir habe. Erst danach werde ich mir diese Rezensionen vornehmen. 

Eine Rezension von dem Spiegel-Magazin, klick hier.
Und die Zweite von der FAZ, klick hier.




Little Dorrit, englische Version.

Den Film gibt es aber auch auf Amazon in deutscher Sprache zu beziehen. Siehe hier.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 442 Seiten, 12,99 €
·         Verlag: Jazzybee Verlag (27,. Januar 2015)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3849699994

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Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

Gelesene Bücher 2018: 01
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Sonntag, 31. Dezember 2017

Daniel Kehlmann / Tyll Ulenspiegel (1)

Lesen mit Tina und Sabine

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Meine persönlichen Eindrücke 

Dieses Buch haben wir zu dritt gelesen, Sabine hat sich uns, Tina und mir, noch angeschlossen, wobei Sabine in der Hörbuchfassung vertieft war. Sabine ist ein Mitglied aus dem Bücherforum Watchareadin. Dort haben wir uns alle drei zu unterschiedlichen Zeiten kennengelernt.

Mir hat das Buch ein wenig Probleme verschafft, aber in der Runde mit meinen beiden Bücherfreundinnen hat es richtig Spaß gemacht, es zu lesen. Das Buch haben wir zwar lesend beendet, aber was bleibt, sind die schönen unterschiedlichen Leseerfahrungen, die wir zu dritt machen durften. Unterschiedlich? Tina und Sabine gaben dem Werk die Höchstzahl 5 Sterne mit einem zusätzlichen Plus. Ich selbst vergebe Punkte bis zu 12 in der Höchstzahl, und Kehlmann hat von mir 11 von 12 erhalten, also eher einen Punktabzug, siehe Punktetabelle am Schluss.

Und nun zum Buch:

Als ich die ersten Seiten Probe gelesen hatte, habe ich Tina mitgeteilt, dass das Buch mich stark an das Mittelalter erinnern würde, und ich nicht glauben würde, dass es mein Genre sei. Inquisition, Hexenverbrennung, Aberglaube, hohe Kindersterblichkeit, um ein paar Schlagwörter zu gebrauchen. Aber als ich weitergelesen habe, hat mich das Buch unerwarteterweise wieder gepackt. Zur Mitte hin hat es bei mir allerdings wieder gekippt. Es wurde mir zu anstrengend, bedeutende Figuren im Internet nachzuschlagen, da mein Lesefluss unterbrochen wurde. Es ist ein historischer Roman über den Dreißigjährigen Krieg, der aber vom Konzept her nicht chronologisch gegliedert war. Schwer getan habe ich mir auch mit den vielen Themen/Handlungs- und Zeitsprüngen, sodass ich mich gefragt habe, ob dies ein Kunstfehler war? Nicht, dass mir dieser Schreibstil fremd wäre, nein, hier waren es mir definitiv zu viele Sprünge, und ich dadurch die historischen Fakten nicht richtig zusammenhalten konnte. Die Kapitel wirkten auf mich manchmal zusammenhanglos. Und hier war ich ein wenig überfordert, und so wollte ich mich aus der Leserunde wieder ausklinken, aber Tina und Sabine haben ermunternd auf mich eingeredet, dran zu bleiben. Und darüber bin ich froh, habe die Kurve schließlich doch noch bekommen, auch wenn ich nicht dieselbe Begeisterung wie sie teilen kann. Nun haben wir ja Tina, die verglichen zu mir die Geduld aufgebracht hat, um bedeutende Namen im Internet professionell zu recherchieren, und sie dadurch für sich eine Lesestruktur hat aufbringen können, die mir gefehlt hat. Am Ende dieser Buchbesprechung verlinke ich Tinas Besprechung mit meiner. Sie kann so wunderbar auch über die Bücher schreiben, die von der Struktur her so schwierig zu lesen sind …

Mir hat in diesem Roman die Gewalt so zugesetzt, dieser lange Krieg; wirtschaftliche, religiöse Kriege; Kriege zwischen den unterschiedlichen Ständen, und die Zusammenhänge waren für mich dadurch schwer zu durchschauen, da ich den Eindruck bekam, dass jeder gegen jeden Kriege geführt hat. Könige, Kaiser, Soldaten, etc., obwohl Kehlmann diese nicht sooo blutrünstig beschrieben hat, aber mir hat es trotzdem gereicht, da Gewalt auch ohne Blutvergießen grausam sein kann. Manche anderen grausamen Episoden wiederum wurden nur in Ansätzen beschrieben, aber das lesende Hirn fügt den fehlenden Rest recht selbstständig hinzu ...

Die Figuren, an die man sich gewöhnt hat, verschwanden wieder recht schnell von der Bildfläche, weshalb mich viele Figuren mit wenigen Ausnahmen recht kalt gelassen haben. Außerdem habe ich manchmal gerätselt, wer in dem Roman denn der Protagonist ist?, da Tyll oftmals wieder in den Hintergrund geraten ist.

Das Buch ist aber recht verständlich geschrieben. Man kann, abgesehen von den oben aufgeführten Kritikpunkten, gut folgen. Ich hätte das Buch sonst abbrechen müssen.

Der Schluss hat mich wieder ausgesöhnt, denn er hat mir recht gut gefallen, als die überhebliche und unterkühlte Königin Liz ihren Sitz und somit ihre Macht verliert, versucht sie trotzdem noch ihre politischen und gesellschaftlichen Ansprüche geltend zu machen, obwohl sie alles verloren hat. Eine Monarchin ohne Krone ist für mich so nackt, so nackt, wie ein Mensch nur sein kann. 

Ein Historiker wird an diesem Buch sicherlich seine Freude haben.

Das Cover hat mich nicht angesprochen, aber es passt wunderbar in diese Zeit.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte (Konzept und Aufbau der Handlungen, Figuren und Geschichte)
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Elf von zwölf Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
·         Verlag: Rowohlt; Auflage: 5 (9. Oktober 2017)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3498035673

   Und hier geht es zur Rezension von Tina.

Sabine führt keinen Blog.
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Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Mittwoch, 27. Dezember 2017

John Fante / Der Weg nach Los Angeles (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Spannende Eindrücke in der Leserunde, interessant, sich mit anderen LeserInnen auszutauschen, wenn man nur genug Zeit für einen Austausch dieser Art hat. Ich werde am Ende dieser Buchbesprechung die Leserunde mit meinem Blog verlinken. Damit ich nicht alles nochmals schreiben muss, habe ich meine Argumente hier reinkopiert. Die späteren Argumente sind im Forum nachzulesen … 

... denn die Leserunde ist noch nicht abgeschlossen. Es lohnt sich also, dort immer wieder vorbeizuschauen. 

Wir waren uns in der Leserunde alle einig. Der 18-jährige Protagonist und Icherzähler Arturo Bandini ist uns total unsympathisch. Tina war die Einzige, die versucht hatte, Verständnis für den jungen Menschen aufzubringen. Revolte und Protest seien völlig normal in diesem Alter, doch später konnte ihm Tina auch keine Sympathie mehr abgewinnen.

Doch zuerst gebe ich erneut den Klappentext rein:
Anfang der dreißiger Jahre, ein Vorort von Los Angeles: Nach dem Tod seines Vaters muss sich der 18-jährige Arturo Bandini in einer heruntergekommenen Fischfabrik sein Brot verdienen. Doch er hat den Alltag und den endlosen Kleinkrieg zu Hause satt. Er liest Schopenhauer und Nietzsche und träumt von Höherem: Er möchte Schriftsteller werden. Und dafür muss er nach Los Angeles gelangen. Schnell schließt der Leser diesen arroganten, bös-witzigen und doch so sehnsuchtsvollen jungen Mann in sein Herz. Und träumt seinen großen Traum mit ihm. Der Roman erschien nicht mehr zu Fantes Lebzeiten, zu provokant waren Thema und Sprache für das Amerika der dreißiger Jahre.

Arturo ist für mich nur ein Pseudointellektueller. Er steckt in einem Identitätskonflikt, da er jemand anderes sein möchte. Viel Wind für nichts. Ich kann ihn nicht wirklich ernst nehmen. Er rennt mit Büchern namhafter Autoren durch die Gegend, um jedem zu zeigen, was er für Bücher liest. Er zitiert sehr häufig Friedrich Nietzsche und dessen ZarathustraArturo ist demnach ein Mensch, ein potenzieller Tagträumer, der nicht in seiner Welt lebt.

Er lehnt wie Nietzsche auch sämtliche Religionen ab, er lehnt auch Frauen ab. Aber Arturo ist dadurch auch sehr widersprüchlich in seiner Lebensart … Und er ist ein Kotzbrocken. Er beschimpft Gott, die Welt und seine Familie, die aus seiner Mutter, seiner 16-jährigen Schwester und einem Onkel besteht.

Er versucht unbewusst in die Identität von Friedrich Nietzsche zu schlüpfen und nimmt sich dabei viel zu wichtig. Doch manche Äußerungen sind zum Wegschießen, dreist- und lustig zugleich …

Er führt Krieg mit Krebstieren und mit Insekten. Er tötet diese Tiere in einer sehr sadistischen Form. Grauenvoll, diese Szenen möchte ich nicht wiedergeben …  

Onkel Frank ist auch eine merkwürdige Kreatur. Er bezeichnet Arturo als Hurensohn; in dieser Beziehung fand ich es gut, wie sich Arturo gegen diese Äußerung auflehnt, in der Art, dass, wenn er der Sohn eine Hure sei, müsse der Onkel der Bruder der Hure sein ...

Aber Arturo gebraucht selbst auch anderen Menschen gegenüber diesen und andere vulgäre, primitive Ausdrücke ...

Arturos Vater ist verstorben, und nun muss er als das Familienoberhaupt für seine Mutter und seine Schwester sorgen. Er hält die Jobs nicht aus, und kündigt immer wieder, oder er wird gekündigt und seine Rolle als Arbeiter ist für ihn nicht hinnehmbar, da viel zu bieder, er habe etwas Besseres verdient.

Ich versuche, mich diesbezüglich in seine Lage hineinzuversetzen. Arturo hat die High-School mit Abschluss verlassen, ist 18 Jahre alt und zu der damaligen Zeit war man mit 18 Jahren noch minderjährig. Es stört mich, dass er die Familie versorgen muss. Eigentlich müsste die Mutter, die sehr einfach gestrickt zu sein scheint, arbeiten gehen, aber sie macht sich vom Sohn und von den Almosen ihres Bruders, Arturos Onkel, abhängig. Mich nervt ihre Abhängigkeit, und dass sie sich zum schwachen Geschlecht macht. Sie könnte sich auch auf den Weg machen, einen Job zu finden, um für sich und für ihre beiden minderjährigen Kinder zu sorgen. Auch damals gab es schon Frauen, die arbeiten gingen. Und so wird die gesamte Verantwortung dem Sohn übertragen, weil er der Mann im Haus ist, sodass er gar keine Möglichkeit hätte, sich weiterzubilden bzw. eine berufliche Ausbildung zu absolvieren.
Doch Arturo könnte auch eine Abendschule besuchen aber dafür zeigt er auch keinen Elan, außer, dass er sich von Beruf als Schriftsteller ausgibt, allerdings ohne einen Text verfasst zu haben. Ein Traumtänzer, der in anderen Sphären lebt, und in Konflikten gerät, wenn beide Welten, Traum und Wirklichkeit, aneinander geraten.

Auf den späteren Seiten zeigt Arturo Autoaggressionen, verletzt sich selbst am Daumen, erkennt aber, dass der Schmerz der Einsamkeit größer sei. Auf Seite 161 versucht er zu beten, hält seine innere Krise schwer aus. Ein stark ambivalentes Verhalten, zwischen Auf- und Abwertung sich selbst gegenüber ... Auf der Seite 163 spricht er von seinen inneren Kämpfen mit sich selbst ... Niemand sei in der Lage, in sein Inneres zu dringen. Wie denn auch, er tut alles Mögliche, die Menschen von sich fernzuhalten.

Ein Lügenbold, erzählt zu Hause, er habe sich in der Fabrik verletzt und bezeichnet sich als Sklave, er opfere sich für die Familie, doch eigentlich habe er kein Leben in der Fischindustrie verdient, sondern er sehnt sich nach einem Leben im Land des Arkadien, in dem Milch und Honig fließen ... Arkadien, eine literarische Metapher, in dem die Menschen für das süßliche Leben nichts tun müssen, außer den Mund aufzutun. Alles fließt von selbst in den Mund.

Ziemlich dreist belügt er auch seinen Chef in der Fischfabrik in voller Länge, der die Lüge nicht durchschaut und so wird Arturo durch Mitleid für mehre Wochen freigestellt …

Zu Hause findet er seine Schwester lesend vor. Er reißt ihr das Buch aus den Händen und zerreißt es in tausend Stücken, als sie sich geweigert hatte, den Buchtitel preiszugeben. Doch was war es denn für ein Buch? Welchen Titel hatte es? Das hätte mich wirklich brennend interessiert. Ich hätte mir den Buchtitel vor dem Zerreißen angeschaut.
>>Ich ernähre deinen Leib. Da habe ich wohl das Recht zu erfahren, womit du deinen Geist fütterst. << (170)
Es ist ganz klar, dass Arturo Vorbilder sucht, und seine Vorbilder sind namhafte Schriftsteller. Der schlechte Umgang mit Frauen, den muss er sich auch von Nietzsche abgeguckt haben. Er zitiert viel aus Zarathustra. Nietzsche als der große Atheist und Nietzsche, der kein Freund von Frauen war. In meiner Jugend hatte ich den Zarathustra selber gelesen und erinnere mich vage, dass auch Nietzsche etwas gegen Frauen hatte ... Einerseits war Nietzsche von Frauen abhängig und andererseits fühlte er sich von den Frauen angewidert.

Unser Held Arturo behandelt die Frauen wie Insekten …

Ich habe mal gegoogelt, und tatsächlich war Nietzsches Frauenbild negativ besetzt, habe es also richtig in Erinnerung.

Arturo kommt hin und wieder dazu, sich selbst zu reflektieren, nur leider nicht besonders lange. Er gibt schließlich selber zu, dass er keine Lust habe, über sich groß nachzudenken.

Aber eine Wende gibt es schließlich doch noch, er hat sich endlich ans Schreiben gemacht und schreibt über eine männliche Figur, die auf der Suche nach seiner Traumfrau ist ...

Ich hatte mich gefragt, was uns denn der Buchtitel mitteilen wollte? Die Antwort kommt im Buch zum Schluss.

Es sind für mich viele Fragen offengeblieben. Ich hänge immer noch an der Frage fest, was Arturo zu dem gemacht hat, was er geworden ist? Schade ...

Das Nachwort von Alex Capus fand ich sehr lesenswert. Aber dass Bukowski Fante zu den besten Autoren Amerikas zählt, ist mir ein Rätsel. Noch scnlimmer, er betrachtete Fante als seinen Gott unter den Schriftstellern ... Ich habe schon bessere Bücher gelesen.

Mein Fazit?
Viel zu einseitig erschienen mir die Erzählperspektiven. Immer aus Arturos Sicht. Das war mir zu wenig. Ich hätte gerne mehr von seiner Mutter und der Schwester Mona erfahren. War Mona wirklich so religiös? Wollte sie wirklich ins Kloster? … Monas Sichtweisen haben mir definitiv gefehlt. Und Arturo war mit seinem Größenwahn richtig frech, hat überall Menschen beleidigt, kritisiert, und Ausländer wie Mexikaner und Latinos hat er von oben herab behandelt. Dass ihm keiner eine reingehauen hat, das kann ich nicht glauben. 

Deshalb drei Punktabzüge.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte
1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Neun von zwölf Punkten.

Und hier geht es zur Leserunde von Watchareadin.

Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich beim Aufbau/Blumenbar-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken. Auch bei Helmut Pöll, dem Forumsbetreiber von Watchareadin, ein großes Dankeschön für die Mühe, sich bei dem Verlag für die Leseexemplare eingesetzt zu haben.

·         Gebundene Ausgabe: 268 Seiten
·         Verlag: Blumenbar; Auflage: 1 (4. Dezember 2017)
·         Sprache: Deutsch, 20,00 €
·         ISBN-10: 3351050453

Und hier geht es auf die Verlagsseite von AUfbau/Blumenbar.
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Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst,
wähle die Freundlichkeit.
(Dr. Wayne D. Dyer aus dem Buch Wunder)

Gelesene Bücher 2017: 58
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Raquel J. Palacio / Wunder (1)

WunderEine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ein WUNDERvolles Buch. Ein Buch mit so viel Liebe. Allen Kindern der Welt wünsche ich diese Liebe, die die Kinder dieser Familie, Olivia und August, durch die Eltern erfahren durften. Eltern mit einem demokratischen und autarken Erziehungsstil. Eine Erziehung mit Herz und Verstand ... 

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
August ist anders. Dennoch wünscht er sich, wie alle Jungen in seinem Alter, kein Außenseiter zu sein. Weil er seit seiner Geburt so oft am Gesicht operiert werden musste, ist er noch nie auf eine richtige Schule gegangen. Aber jetzt soll er in die fünfte Klasse kommen. Er weiß, dass die meisten Kinder nicht absichtlich gemein zu ihm sind. Am liebsten würde er gar nicht auffallen. Doch nicht aufzufallen ist nicht leicht, wenn man so viel Mut und Kraft besitzt, so witzig, klug und großzügig ist - wie August.

August leidet an einer seltenen Krankheit, die sich Treacher-Collin-Syndrom nennt. Es sind mehrere Defekte in den Genen. Kurz gesagt, August kommt mit einem entstellten Gesicht auf die Welt. Die Augen befinden sich zum Beispiel auf der Wange. August musste in seinem kurzen Leben mehrere Schönheitsoperationen über sich ergehen lassen … Die Ärzte gaben dem Jungen nicht viel Hoffnung was seine Lebenserwartung im Kleinkindalter betraf. Aber August hat überlebt ... 

Es ist eine große Herausforderung, August nach vier Jahren Homeschool einer öffentlichen Schule zu übergeben. Obwohl die Schule sich sehr kooperativ und tolerant zeigt, Rektor und Lehrer, hat es August trotzdem sehr schwer mit seinen Klassenkameraden, die ihn zeitweise seines Aussehens wegen gemobbt haben. Mitunter muss er sich einige bösartige Spitznamen wie z. B. Zombie gefallen lassen, und später, auf einer mehrtägigen Freizeit mit der Schule wird er von größeren Jungs verspottet und tätlich angegriffen. August wird von diesen Jungs mit Gollum verglichen und mit den Orks, Gollum und die Orks sind die hässlichen Figuren aus dem Fantasyroman Herr der Ringe. Das nimmt August psychisch sehr mit, obwohl er von seiner Familie immer zu spüren bekommen hat, dass er trotz seines Gesichtes ein wunderschönes Kind sei, denn hier zählen die inneren Werte und weniger die äußeren:
>>Du bist wunderschön, ganz gleich, was andere sagen, Worte können dir nichts anhaben. Du bist wunderschön in jeder Weise. Ja, Worte können dir nichts anhaben.<<

August hat Pech mit seiner Geburt, aber Glück mit seinen Eltern. Unabhängig davon, wie unschön Augusts Gesicht geformt  ist, die Eltern lieben ihren Jungen trotzdem abgöttisch. Olivias Freund Justin zum Beispiel sehnt sich nach einem Vater wie August und Olivia ihn haben. Justin nimmt sich Olivias Vater zum Vorbild, er selbst möchte eines Tages für seine Kinder der Vater sein, den er selber nicht hatte … Daran kann man sehen, wie viel Glück August mit seinen Eltern hat. Viele Kinder, die mit Anomalien geboren werden, werden von den Eltern verstoßen … Es ist demnach nicht selbstverständlich, solche verständigen Eltern zu haben. Doch August hat nicht nur Glück mit seinen Eltern, er hat auch Glück mit seiner älteren Schwester Olivia, die für den Bruder einen Beschützerinstinkt entwickelt hat. Obwohl Olivia durch den Bruder von ihren Eltern stark zurück treten musste, lernte sie dadurch recht schnell selbständig zu werden. Aber sie leidet auch hin und wieder darunter, dass der Bruder so viel braucht und so viel bekommt. 

Obwohl es schwer für August auf der Schule ist, geht er tapfer seinen Weg, denn die Welt draußen ist nicht nur schlecht. Und einige seiner Schulkameraden lernen ihn schließlich kennen ... Ein einziges Mal erlebt er eine für ihn unerträgliche Situation, sodass er gar nicht mehr in die Schule gehen wollte, und fragt seine Mutter:
>>Mom? Werde ich mir immer wegen dieser Mistkerle Sorgen machen müssen? (…) Auch wenn ich erwachsen bin, meine ich – wird das immer so sein? <<
(…)>>Es wird immer Mistkerle auf der Welt geben. (…) Aber ich glaube ganz sicher, und Daddy glaubt das auch, dass es mehr gute Menschen auf dieser Welt gibt als böse, und die guten Menschen passen aufeinander auf und kümmern sich umeinander. <<

Ein Jahr Schule hat August schließlich gepackt, als im neuen Schuljahr der Rektor in der Aula eine Rede an seine Schüler hält:
>>… aber<<, fuhr er fort, >>ich wünsche mir für euch, meine Schüler, dass das, was ihr von der Middle-School auf euren Lebensweg mitnehmen könnt, das sichere Wissen ist, dass in der Zukunft, die ihr euch selbst gestaltet, alles möglich ist. Wenn jede einzelne Person in diesem Raum es sich zur Regel machen würde, wo immer sie sich befindet, wann immer es möglich ist, zu versuchen, sich etwas freundlicher zu verhalten, als notwendig ist – würde die Welt zu einem besseren Ort werden. Und wenn ihr das tut, wenn ihr euch etwas freundlicher verhaltet als notwendig, dann wird irgendjemand irgendwo und irgendwann vielleicht in jedem Einzelnen von euch das Antlitz Gottes erkennen. << 

Da jeder Mensch von dem anderen Menschen lernen kann, unabhängig vom Alter und von der Herkunft, war auch der Rektor in der Lage von August zu lernen. August hat die Menschen in seinem Umfeld menschlicher gemacht. Durch seine Präsenz, durch sein Denken, durch sein Wirken hat er schließlich sein Umfeld positiv beeinflusst. Welch ein Verlust für die Gesellschaft, würde August weiter vor der Öffentlichkeit versteckt gehalten werden.


Mein Fazit?

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt. August erzählt seine Sichtweise, Olivia ihre, etc. Dieser Erzählstil macht es noch zusätzlich spannend, an den Gedanken und den Gefühlen der verschiedenen Figuren teilhaben zu können. Es gibt nämlich nicht nur eine Wahrheit. Es gibt mehrere Wahrheiten und jede Wahrheit hat ihre Berechtigung ...

Ein Buch mit so viel Weisheit; ein Buch über Freundschaft, ein Buch über familiäre Liebe, ein Buch über Schwächen und Stärken und dies nicht nur auf August bezogen. Ein Buch für Groß und Klein …

Ich finde, wir neigen alle dazu, Menschen nach äußeren Maßstäben zu beurteilen. Viele Kinder werden von ihren Eltern abgelehnt, wenn sie den gesellschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen. Deshalb finde ich dieses Buch unbedingt auch für Erwachsene geeignet, weil sie ihr Verhalten den Kindern gegenüber bewusst oder unbewusst vorleben. Es reichen schon kleine abweichende Merkmale, um von den Eltern abgelehnt zu werden. Deshalb ist es auch ein Buch für Erwachsene ... 

Und den Schluss, der sich auf den Buchtitel bezieht, fand ich grandios  ... 

Und es gibt zusätzlich noch so viele wunderbare Zitate in dem Buch zu lesen ... 

Und hier geht es zu dem Interwiev zwischen Renie und der Autorin.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

Das Buch ist 2014 mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden.

·         Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
·         Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Auflage: 17 (28. Januar 2013)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3446241752
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Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst,
wähle die Freundlichkeit.
(Dr. Wayne D. Dyer)

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