Montag, 7. März 2016

Frances Greenslade / Der Duft des Regens (1)

Lesen mit Anne ...


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen.

Insgesamt hat mir der Schreibstil sehr zugesagt. Das Buch ist recht flüssig geschrieben. Der Autorin ist es gelungen, ihren Stoff so zuzubereiten, dass man jede Seite gerne gelesen hat. Mit großem Interesse, mit Neugier und auch mit Spannung habe ich Seite für Seite umblättern können. Die Geschichte wird in der Ichperspektive von der jugendlichen Maggie erzählt ...

Schöne Naturbetrachtungen Kanadas sind in dem Buch beschrieben, doch die Lebensart der dort lebenden Menschen kam mir sehr kühl vor. Um in der Natur überleben zu können, musste jeder hart zupacken. Man macht Bekanntschaft mit einigen Frauen, die sich nicht zu schade waren, Männerarbeiten zu verrichten, um unabhängig zu bleiben. Wer in soziale Nöte geriet, konnte keine Sozialhilfe beantragen, wie wir dies hier von Deutschland her kennen.

Am letzten Freitag haben Anne und ich telefoniert und über das Buch gesprochen. Aufgrund der Authentizität habe ich mir die Frage gestellt, ob die Autorin aus ihrem eigenen Erleben das Buch verfasst hat. Auf den letzten Seiten erfährt man schließlich, dass diese Familiengeschichte von Jenny und Maggie erfunden ist. Als Frances Greenslade ihr Manuskript dem Verlag eingereicht hatte, bekam sie eine Absage. Erst als die Autorin ein paar  Jahre später selber Mutter geworden ist, konnte sie sich leichter in die Mutterrolle hineinversetzten, und so rollte sie ihre Geschichte von Jenny und Maggie wiederholt auf, veränderte ihr Manuskript, legte es dem Verlag nochmals vor, als es dann schließlich von ihm angenommen und das Buch vertrieben werden konnte.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
In den Wäldern im Westen Kanadas ist die Welt noch in Ordnung - zumindest für die Schwestern Maggie und Jenny. Sie lieben ihre Ausflüge zu den Seen, sammeln Pilze und Beeren, die Eltern spielen abends Karten. Doch Maggie ist eine geborene »Sorgenmacherin«, sie kann nicht anders, sie fürchtet um das Wohl ihrer Liebsten. Als der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, fühlt sie sich in ihren tiefsten Ängsten bestätigt, schlimmer noch: Es scheint sich die im Dorf vorherrschende Überzeugung zu bewahrheiten, dass ein Unglück selten allein kommt. Auf der Suche nach einem Lebensunterhalt lässt die Mutter die Mädchen bei einer fremden Familie zurück, vorübergehend, sagt sie. Doch Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten und dann zu Jahren - Irene bleibt verschwunden. Schließlich macht Maggie sich auf, die Mutter zu finden. Ihre Reise führt sie in Irenes Vergangenheit, bis an die Küste, zu einem alten Boot namens Elsa ...
Das Schicksal der beiden Mädchen Maggie und Jenny hatte mich sehr berührt, vor allem, als der Vater durch einen Berufsunfall tödlich verunglückt, und die kleine Familie sich auf die Suche nach einem neuen Heim begibt. Sie musste ihr altes Heim aufgeben, da sie mittellos wurde und das Geld für die Miete ihres Hauses nicht aufgebracht werden konnte. Ich frage mich nun, bei einem Berufsunfall müsste die Familie über eine Rente durch die Berufsgenossenschaft abgesichert sein ...

Anne und ich waren beide ganz gespannt darauf, wo die Mutter von Jenny und Maggie sich aufhielt, nachdem der Kontakt zwischen ihnen abgebrochen war. Aus unserer Sicht war die Mutter keineswegs eine Person, die ihre Kinder vergisst, oder sie im Stich lässt. Regelmäßig zu Weihnachten und an den Geburtstagen schickte die Mutter ihren Töchtern Geldgeschenke, die mit einem Brief beigelegt waren. Leider ließ die Mutter den Absender weg, sodass die Mädchen nicht wissen konnten, in welcher Gegend sich die Mutter aufhält. Erst der Schluss macht deutlich, weshalb die Mutter nicht gefunden werden wollte. Weiter haben Anne und ich uns nicht mehr austauschen können, da wir das Buch noch nicht beendet hatten … Wir unterhielten uns auch über die anderen Figuren dieser Geschichte. Es gibt welche, die ein großes und warmes Herz haben wie z. B. Onkel Leslie. Onkel Leslie ist Verns Onkel ... Vern ist der Jugendfreund von Maggie, doch zwischen ihnen beiden scheint sich mehr zu entwickeln ...

Tja, in den Schlusskapiteln erfuhr man dann schließlich doch, welches Unglück der Mutter schließlich zuteilwurde, sodass ich mit dieser möglichen Perspektive schließlich zum Teil gar nicht gerechnet habe. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie, nachdem sie ihre Kinder bei einem älteren Ehepaar vorübergehend untergebracht hatte, sich aufmacht, um Arbeit und eine geeignete Wohnung zu finden, um dann ihre Kinder von dem alten Ehepaar wegzuholen. Sicher war dies ursprünglich ihr Ziel, doch dieses Ziel nahm allerdings andere Formen an, wobei ich nun nicht weiß, ob ich für die Mutter noch Verständnis aufbringen möchte ...

Mehr möchte ich darüber nicht schreiben, wenn auch viele Ereignisse nennenswert wären, wie z. B. die Entwicklung der mittlerweile 16-jährigen Jenny, die schwanger wird und von der alten Bea in ein Kloster geschickt wird, das für uneheliche schwangere Mädchen ausgerichtet ist, um einen gesellschaftlichen Skandal zu vermeiden … Dort sollte für Mutter und Kind gesorgt werden, mit dem Ziel, das Kind nach der Geburt zur Adoption freizugeben. Nach der Geburt erleidet Jenny für mich völlig überraschend eine Wochenbettpsychose ...

Auch Maggie ist eine interessante Persönlichkeit. Sie ist es, die sich schließlich auf den Weg macht, um ihre Mutter zu suchen, nach dem einige Jahre seit deren Fortgang vergangen sind. Dabei erfährt sie jede Menge brisante Familiengeheimnisse ...

In den Beziehungsgeflechten der beiden Mädchen mit ihren eigenen männlichen Partnern finden sich Wiederholungen, bestimmte partnerschaftliche Ereignisse, die es schon bei den Eltern zu beobachten galt, denn was die Eltern psychisch gesehen nicht haben aufarbeiten können, setzt sich in der nächsten Generation fort, damit diese sich dran macht, jene belastenden Schicksalsabläufe auf ein Besseres umzuwandeln …


Mein Fazit?

Ich werde mich ein weiteres Mal mit Anne kurzschließen … Bin neugierig, zu erfahren, wie sie den Schluss erlebt hat und was sie für Gedanken zu den Szenen mit Jenny entwickeln konnte.

Aber ich habe so keine Textstelle finden können, die ich gerne rausgeschrieben hätte; umso kürzer verläuft dann diese Buchbesprechung. Trotzdem verliert das Buch nicht seinen Wert, weshalb ich ihm die volle Punktzahl erteile.

Zehn von zehn Punkten.

Austausch mit Anne:
Auch Anne hat mit dem Ausgang nicht gerechnet ...
Eigentlich hätte es noch einen zweiten Teil zu der Geschichte geben sollen, denn es bleibt offen, wie es mit den Mädchen nun weitergehen wird.

Und hier geht es zu Annes Buchbesprechung

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Wer sich im Vertrauten verirrt
oder in der Fremde verloren geht,
braucht nur eine fürsprechende Seele,
um sich gerettet zu fühlen.
(Petra Oelker)


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