Lesen mit Anne ...
Eine Buchbesprechung zur
o. g. Lektüre
Das Buch hat mir recht gut
gefallen.
Insgesamt hat mir der Schreibstil sehr zugesagt. Das Buch
ist recht flüssig geschrieben. Der Autorin ist es gelungen, ihren Stoff so
zuzubereiten, dass man jede Seite gerne gelesen hat. Mit großem Interesse, mit
Neugier und auch mit Spannung habe ich Seite für Seite umblättern können. Die Geschichte wird in der Ichperspektive von der
jugendlichen Maggie erzählt ...
Schöne Naturbetrachtungen Kanadas sind in dem Buch
beschrieben, doch die Lebensart der dort lebenden Menschen kam mir sehr kühl
vor. Um in der Natur überleben zu können,
musste jeder hart zupacken. Man macht Bekanntschaft mit einigen Frauen, die
sich nicht zu schade waren, Männerarbeiten zu verrichten, um unabhängig zu
bleiben. Wer in soziale Nöte geriet, konnte keine Sozialhilfe beantragen, wie
wir dies hier von Deutschland her kennen.
Am letzten Freitag haben Anne und ich telefoniert und über
das Buch gesprochen. Aufgrund der Authentizität habe
ich mir die Frage gestellt, ob die
Autorin aus ihrem eigenen Erleben das Buch verfasst
hat. Auf den letzten Seiten erfährt man schließlich, dass diese
Familiengeschichte von Jenny und Maggie
erfunden ist. Als Frances Greenslade ihr Manuskript dem Verlag eingereicht
hatte, bekam sie eine Absage. Erst als die Autorin ein paar Jahre später selber Mutter geworden ist,
konnte sie sich leichter in die Mutterrolle hineinversetzten, und so rollte sie
ihre Geschichte von Jenny und Maggie
wiederholt auf, veränderte ihr Manuskript, legte es dem Verlag nochmals vor,
als es dann schließlich von ihm angenommen und das Buch vertrieben werden konnte.
Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
In den Wäldern im Westen Kanadas ist die Welt noch in Ordnung - zumindest für die Schwestern Maggie und Jenny. Sie lieben ihre Ausflüge zu den Seen, sammeln Pilze und Beeren, die Eltern spielen abends Karten. Doch Maggie ist eine geborene »Sorgenmacherin«, sie kann nicht anders, sie fürchtet um das Wohl ihrer Liebsten. Als der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, fühlt sie sich in ihren tiefsten Ängsten bestätigt, schlimmer noch: Es scheint sich die im Dorf vorherrschende Überzeugung zu bewahrheiten, dass ein Unglück selten allein kommt. Auf der Suche nach einem Lebensunterhalt lässt die Mutter die Mädchen bei einer fremden Familie zurück, vorübergehend, sagt sie. Doch Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten und dann zu Jahren - Irene bleibt verschwunden. Schließlich macht Maggie sich auf, die Mutter zu finden. Ihre Reise führt sie in Irenes Vergangenheit, bis an die Küste, zu einem alten Boot namens Elsa ...
Das Schicksal der beiden Mädchen Maggie und Jenny hatte mich sehr berührt, vor allem, als der Vater durch einen Berufsunfall tödlich verunglückt, und die kleine Familie sich auf
die Suche nach einem neuen Heim begibt. Sie musste ihr altes Heim aufgeben, da
sie mittellos wurde und das Geld für die Miete ihres Hauses nicht aufgebracht
werden konnte. Ich frage mich nun, bei einem Berufsunfall müsste die Familie über eine Rente durch die Berufsgenossenschaft abgesichert sein ...
Anne und ich waren beide ganz gespannt
darauf, wo die Mutter von Jenny und Maggie sich aufhielt, nachdem der Kontakt
zwischen ihnen abgebrochen war. Aus unserer Sicht war die Mutter keineswegs
eine Person, die ihre Kinder vergisst, oder sie im Stich lässt. Regelmäßig zu
Weihnachten und an den Geburtstagen schickte die Mutter ihren Töchtern
Geldgeschenke, die mit einem Brief beigelegt waren. Leider ließ die Mutter den
Absender weg, sodass die Mädchen nicht wissen konnten, in welcher Gegend sich
die Mutter aufhält. Erst der Schluss macht deutlich,
weshalb die Mutter nicht gefunden werden wollte. Weiter haben Anne und
ich uns nicht mehr austauschen können, da wir das Buch noch nicht beendet
hatten … Wir unterhielten uns auch über die anderen
Figuren dieser Geschichte. Es gibt welche, die ein großes und warmes Herz haben
wie z. B. Onkel Leslie. Onkel Leslie ist Verns Onkel ... Vern ist der
Jugendfreund von Maggie, doch zwischen ihnen beiden scheint sich mehr zu
entwickeln ...
Tja, in den Schlusskapiteln erfuhr man dann schließlich
doch, welches Unglück der Mutter schließlich zuteilwurde, sodass ich mit dieser
möglichen Perspektive schließlich zum Teil gar nicht gerechnet habe. Ich hatte
eher den Eindruck, dass sie, nachdem sie ihre Kinder bei einem älteren Ehepaar
vorübergehend untergebracht hatte, sich aufmacht, um Arbeit und eine geeignete
Wohnung zu finden, um dann ihre Kinder von dem alten
Ehepaar wegzuholen. Sicher war dies
ursprünglich ihr Ziel, doch dieses Ziel nahm allerdings andere Formen an, wobei ich nun nicht weiß, ob ich für die Mutter noch
Verständnis aufbringen möchte ...
Mehr möchte ich darüber nicht
schreiben, wenn auch viele Ereignisse nennenswert wären, wie z. B. die
Entwicklung der mittlerweile 16-jährigen Jenny, die schwanger wird und von der alten Bea in ein Kloster geschickt wird, das für
uneheliche schwangere Mädchen ausgerichtet ist, um einen gesellschaftlichen
Skandal zu vermeiden … Dort sollte für Mutter und Kind gesorgt werden, mit dem
Ziel, das Kind nach der Geburt zur Adoption freizugeben. Nach der Geburt
erleidet Jenny für mich völlig überraschend eine Wochenbettpsychose ...
Auch Maggie ist eine interessante
Persönlichkeit. Sie ist es, die sich schließlich auf den Weg macht, um ihre
Mutter zu suchen, nach dem einige Jahre seit deren Fortgang vergangen sind.
Dabei erfährt sie jede Menge brisante Familiengeheimnisse ...
In den Beziehungsgeflechten der
beiden Mädchen mit ihren eigenen männlichen Partnern finden sich
Wiederholungen, bestimmte partnerschaftliche Ereignisse, die es schon bei den Eltern zu beobachten galt, denn was die Eltern psychisch gesehen nicht haben aufarbeiten
können, setzt sich in der nächsten Generation fort, damit diese sich dran
macht, jene belastenden Schicksalsabläufe auf
ein Besseres umzuwandeln …
Mein Fazit?
Ich werde mich ein weiteres Mal
mit Anne kurzschließen … Bin neugierig, zu erfahren, wie sie den Schluss erlebt
hat und was sie für Gedanken zu den Szenen mit Jenny entwickeln konnte.
Aber ich habe so keine Textstelle
finden können, die ich gerne rausgeschrieben hätte; umso kürzer verläuft dann
diese Buchbesprechung. Trotzdem verliert das Buch
nicht seinen Wert, weshalb ich ihm die volle Punktzahl erteile.
Zehn von zehn Punkten.
Austausch mit
Anne:
Auch Anne hat mit dem Ausgang nicht gerechnet ...
Eigentlich hätte es noch einen zweiten Teil zu der
Geschichte geben sollen, denn es bleibt offen, wie es mit den Mädchen nun
weitergehen wird.
Und hier geht es zu Annes Buchbesprechung
Und hier geht es zu Annes Buchbesprechung
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Wer sich im Vertrauten verirrt
oder in der Fremde verloren geht,
braucht nur eine fürsprechende Seele,
um sich gerettet zu fühlen.
(Petra Oelker)
Gelesene Bücher 2016: 10
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