Freitag, 22. Mai 2020

Saša Stanišić / Herkunft (1)

Foto: Geralt / PIxabay
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Leider konnte mich der fiktionale autobiografische Roman zum Ende hin nicht mehr überzeugen. Den letzten Teil hätte man auch weglassen können, da ich von der Thematik der an Alzheimer erkrankten Großmutter des Autors über die Seiten hin reichlich gesättigt war. Saša Stanišić hätte zwei Bücher schreiben sollen, denn zwei Hauptthemen, Herkunft und Alzheimer, waren mir definitiv zu viel, auch wenn mir bewusst ist, dass die Großmutter zur Herkunft dazugehört, sie aber nicht ihr ganzes Leben an Alzheimer litt. Aber sie nahm immer mehr Raum ein, dass ich schließlich die Hauptthematik zum Ende hin aus dem Blickfeld verloren hatte. Ich hatte so viele tolle Gedanken zu dem Buch, die am Ende verblasst waren, weil ich mit der kranken Großmutter abgelenkt wurde. Außerdem ließ die Konzentration in den letzten Kapiteln immer mehr nach. Es gibt so viele Bücher über Alzheimer, egal, in welchem Land sie sich bei einem Menschen ausbreitet, vom Krankheitsbild her sind sie alle gleich. Was sie unterscheidet sind die Charaktere der dementen Menschen.

Ich sehe ein, dass der Autor von einer großen Fabulierlust erfasst wurde, dass er Schwierigkeiten gehabt haben muss, einen Punkt zu setzen. Und dennoch ist es insgesamt ein gelungenes und ein absolut lesenswertes Buch, wie in der Besprechung weiter unten noch zu entnehmen ist.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt, auch wenn sie sehr komplex ist, noch dazu, weil sie  aus Fragmenten besteht.

In dieser Autobiografie geht es um die Flucht der Kleinfamilie von Saša Stanišić aus dem ehemaligen Jugoslawien. Der junge Saša ist gerade mal 14 Jahre alt, als er zusammen mit seiner Mutter über Serbien, Ungarn und Kroatin nach Heidelberg flüchtet, während sein Vater wegen seiner an Demenz erkrankten Mutter erst noch zurückbleibt. Sechs Monate später kam schließlich auch der Vater nach, nachdem er alles Notwendige für seine Mutter besorgt hatte. Sašas Vater ist serbischer Abstammung, seine Mutter kommt aus einer bosnischen-muslimischen Familie. Die Familie lebte vor der Flucht in dem Dorf namens Višegrad.
Es ist so: Das Land, in dem ich geboren wurde, gibt es heute nicht mehr. Solange es das Land noch gab, begriff ich mich als Jugoslawe. Wie meine Eltern, die aus einer serbischen (Vater) bzw. einer bosniakisch-muslimischen Familie stammten (Mutter). Ich war ein Kind des Vielvölkerstaats, Ertrag und Bekenntnis zweier zugeneigter Menschen, die der jugoslawische Melting Pot befreit hatte von den Zwängen unterschiedlicher Herkunft und Religion. (2019, 14)

Die Mutter hat Politologie studiert, der Vater Betriebswirt.
Mutter schrieb sich für Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Marxismus in Sarajewo ein. 1980 kehrte sie nach Višegrad zurück mit knapp den besten Abschlussnoten ihres Jahrganges, wurde Marxismus-Dozentin am Gymnasium und stand von überteuerte Waren von fragwürdiger Qualität. Sie echauffierte sich über die unfähige Regierungsriege und soziale Ungleichheit. Fürchtete sich vor dem erstarkten Nationalismus und nahm ihn nicht wirklich ernst. (119f)

Rassistische Auswirkungen gegen Muslime nahmen in dem Land weiter zu, gegen die sich die Mutter zu widersetzen versuchte.
Als der Polizist ihr im April 1992 nahelegte, aus Višegrad zu verschwinden, weil es den Muslimen bald an den Kragen ginge, lautete ihre Antwort in einem Leben, das ich für sie geschrieben hätte: > Wer hat entschieden, dass ich eine Muslima bin? < (121)

In Deutschland angekommen wurden die Eltern allerdings nicht in ihren Berufen eingesetzt. Die Mutter bekam einen Job in der Wäscherei, der Vater auf dem Bau. Der Asylantrag der Eltern wurde nach ein paar Jahren dennoch abgelehnt. Saša konnte in Deutschland bleiben, hat sich sein Bleiberecht über Studium und als freischaffender Künstler erwirkt.

Zurückgeblieben ist die an Demenz erkrankte Großmutter, mit der im Roman alles beginnt, und er mit ihr endet.

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Ich fand es sehr, sehr traurig, dass der Asylantrag der Eltern in Deutschland abgelehnt wurde und die Familie ein weiteres Mal getrennt wurde. Wie muss das für den jungen Saša
 
gewesen sein, dass er erst seine Großmutter, sich dann von den Eltern trennen musste? Wie muss es für die Eltern gewesen sein, nach Amerika ohne den Sohn zu emigrieren? Was macht die Politik mit Menschen, die ganze Familien auseinanderreißt?

Auf der Seite 36 fand ich eine Szene, die sich wiederholt mit der Frage beschäftigt, wo ein Mensch mit dieser inneren Zerrissenheit hingehört? Mutig, dass Saša ohne die Eltern in Deutschland ein Leben wagte, das zu seiner neuen Heimat wurde.
Man will gelegentlich von mir wissen, ob ich in Deutschland zu Hause sei. Ich sage abwechselnd ja und nein. Die Leute meinen es selten ausgrenzend. Sie sichern sich ab. Sie sagen: >Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Cousine hat einen Tschechen geheiratet. <

Diese Erfahrung machen sogar Menschen, die nicht nach Deutschland geflüchtet sind, sondern hier mit etwas Ausgrenzendem geboren sind, um bei dem Ausdruck zu bleiben. Fremder Name, andere Religion, andere Hautfarbe ... Viele müssen sich ein Leben lang ausgrenzende Bemerkungen anhören. In der vierten sogenannten Migrantengeneration wird man in Deutschland immer noch ausgegrenzt, man wird daran erinnert, dass man in ihren Augen nicht zu den Deutschen zählt.  

Welche Szene hat mir gefallen?
Manche Szenen habe ich als recht surreal erlebt, die mir aber total gut gefallen haben. Schon auf der ersten Seite wird man mit einer davon konfrontiert. Die Großmutter Kristina, 87 Jahre alt, die ein kleines Mädchen sieht, es ruft, es hinter ihr herläuft, bis sie das kleine Mädchen aus den Augen verliert, weil es vor ihr wegläuft. Das kleine Mädchen war sie selbst.

Welche Figur war für mich eine Sympathieträgerin?
Nur eine Nebenfigur? Und doch zeigt mir folgende Szene über den Vater eines Freundes innere Größe gegenüber einem geflüchteten Kind. Mir war Rahims Vater sehr sympathisch. Rahim selbst ist ein Jugendlicher mit drei weiteren Geschwistern, der mit seiner Familie in Heidelberg in geordneten Verhältnissen lebte, während Saša mit seinen Eltern noch in einer Notunterkunft wohnte, für die er sich geschämt haben muss, da er sich gewünscht hatte, dass die Familie mal seine Eltern besuchen kommen würde, er aber einen Besuch nicht zusammenbringen konnte, obwohl Rahims Eltern nach Auskunft des Autors sich über eine Einladung gefreut hätten. Rahim war mit Saša befreundet. Seine Eltern sind fränkische Atheisten und Geisteswissenschaftler. Der Vater ist Semitist. Saša hatte die Familie durch die ruhige und respektvolle Art innerhalb der Familienmitglieder sehr bewundert. Doch was mir gefallen hatte, war Folgendes:
Nachdem (Rahims Eltern) erfahren hatten, dass ich vor dem Bosnien-Krieg geflohen war, erzählten die beiden weder von einem Kroatien-Urlaub in den Achtzigern auf der „Wie-hieß-die-Insel- noch-mal?“, noch eröffneten sie einen Mentalitätskurs über die >Serben<.Der Vater sagte: > Tut mir leid, dass du das erleben musstest, Saša. Ich lese mich gern ein, und wir sprechen über den Konflikt, wenn du wieder vorbeikommst. Falls du das möchtest. < (188)

Diese Empathie hat mich total beeindruckt. Außerdem hat dieser Mann dem Kind Interesse bekundet, sich in die Materie erst einzulesen, statt loszuplappern, und zu prahlen, was er über das Land über triviale Urlaubserfahrungen an Halbwissen verfügt. Der Ausdruck Mentalistätskurs fand ich zudem wahnsinnig gut getroffen.

Welche Figur war mir antipathisch?
Keine.

Meine Identifikationsfigur
Keine.

Cover und Buchtitel 
Der Buchtitel wird leider zu sehr von der demenzkranken Großmutter eingenommen, wie ich eingangs schon beschrieben habe. Das Cover? Die vielen Wappen darauf sind mir unbekannt, die wohl zu der Herkunft des Autors gehören. Sie sind wahrscheinlich mit dem ehemaligen Vielvölkerstaat Jugoslawien in Verbindung zu bringen.

Zum Schreibkonzept
Das Buch ist auf den 360 Seiten chronologisch und stilistisch nicht wie ein Roman verfasst, wie man das sonst gewohnt ist. Man muss sehr viele Zeitsprünge vor und zurück hinnehmen. Der Stoff ist zudem in Fragmenten gepackt, sodass es schwierig ist, eine Beziehung zu den Figuren herzustellen. Die jeweiligen Kapitel sind nicht nummeriert, ich weiß also nicht, aus wie vielen Kapiteln das Buch besteht, ich werde sie nicht zählen, und sie sind außerdem noch recht kurzgehalten. Eigentlich gibt es ein Epilog, der allerdings mit einem weiteren Teil des Buches Der Drachenhort anschließt. Das etwaige Ende, das aus verschiedenen möglichen Ausgängen bestehen kann, welcher, das entscheiden die Leser*innen selbst, ist sehr außergewöhnlich, das ich ein wenig verspielt erlebt habe. Der Erzählstoff besteht aus einem Mix zwischen Fiktion und Wirklichkeit.

Meine Meinung / Meine Gedanken
Bis zu dem letzten Abschnitt war ich total fasziniert von dem Buch. Es hat mich nachdenklich gestimmt, wobei die Thematik nicht neu für mich ist. Nachdenklich bin ich immer wieder, was die Herkunft eines Menschen betrifft, weil man nicht so eindeutig bestimmen kann, woher ein Mensch kommt. Für viele Menschen weltweit, die aus einer homogenen Herkunft stammen, für sie ist alles glatt, übernehmen die kulturellen und nationalen Zuschreibungen, die sie von Kindesbeinen an übermittelt bekommen, ohne diese später zu hinterfragen. Doch auch bei diesen Menschen würde sich ein Weiterdenken lohnen, denn, wie selbst der Autor schreibt, ist die Herkunft durch Zufall determiniert. Kein Kind, das genau in diese Familie, in dieses Land, in jene Gesellschaft, geboren wird, hat selbst diese Wahl treffen können. Selbst eine homogene Herkunft ist, wenn man sie sich genau betrachtet, differenziert zu einer anderen homogenen Herkunft. Sašas Eltern hatten sich entschieden, das Kriegsland zu verlassen, andere sind dortgeblieben, weil sie nicht bedroht wurden, oder sich woanders versteckt haben, etc. Die Eltern hatten entschieden, nach Deutschland zu fliehen, andere fliehen in andere Länder. Deutschland ist nicht das einzige Land, in das Menschen flüchten, wenn auch die Medien uns dieses Gefühl vermitteln. Wer wäre man geworden, wäre man im Land geblieben? Wer wäre man geworden, wäre man in ein anderes Land geflüchtet? Man könnte den Gedanken noch unendlich weiterspinnen. Wer wäre man geworden, wäre man in einer anderen Familie geboren? Auf jeden Fall immer ein ganz anderer Mensch, der aus sich das zu machen gezwungen ist, was er nach der Geburt an Werkzeug für sein Leben vorfindet, um sich zu formen.
In Bosnien hat es geschossen am 24. August 1992, in Heidelberg hat es geregnet. Es hätte ebenso gut Osloer Regen sein können. Jedes Zuhause ist ein zufälliges: Dort wirst du geboren, hierhin vertrieben, da drüben vermachst du deine Niere der Wissenschaft. Glück hat, wer den Zufall beeinflussen kann. Wer sein Zuhause nicht verlässt, weil er muss, sondern weil er will. Glück hat, wer sich geographische Wünsche erfüllt. Das gibt dann vorzügliche Sprachreisen, Alterswohnsitze in Florida und Auswanderinnen in die Dominikanische Republik zu besser aussehenden Männern. (123)

Auch für mich ist die Herkunft, homogen oder different, immer eine komplexe Frage. Die einen sind Adoptivkinder, andere Kinder wurden abgetrieben und bekamen nie eine Chance, ein Mensch zu werden, andere wurden in armen Familien geboren, andere in reiche, etc. Wer sucht sich das aus? Schaut man sich die homogenen Väter an, unterscheiden sie sich von anderen homogenen Väter. Die Mütter ebenso. Die eine Mutter trinkt, der andere Vater ist ein Schläger, andere sind auf unterschiedliche Weise wohlwollend, etc. Stolz auf ein Land zu sein, das wir als das unsrige bezeichnen, ist als sterbliches Wesen, das ein Land aus diesem Grund niemals besitzen kann, genauso ein Nonsens. Und trotzdem denken viele, anders sind nur die, die woanders herkommen, weil sie angeblich über andere Sitten und andere Gene verfügen würden.

Auch für den Autor lässt sich eine Herkunft nicht nur in eine Blutgruppe pressen.
Also doch, Herkunft, wie immer, (…) eine komplexe Frage: Zuerst müsse geklärt werden, worauf das Woher ziele. Auf die geografische Lage des Hügels, auf dem der Kreißsaal sich befand? Auf die Landesgrenzen des Staates zum Zeitpunkt der letzten Wehe? Provenienz der Eltern? Gene, Ahnen, Dialekt? Wie man es dreht, Herkunft bleibt doch ein Konstrukt! Eine Art Kostüm, das man ewig tragen soll, nachdem es einem übergestülpt worden ist. (32f)

Da wir gerade europaweit wieder eine Tendenz zum Nationalismus erleben, sind sich Menschen, die das Land, das sie als ihr eigenes bezeichnen, nicht bewusst, dass das Land, auf das sie so stolz sind, auch Früchte anderer Länder trägt. Der Autor macht dies aus eigener Erfahrung / Beobachtung anschaulich:
Ausgerechnet hier! Auf diesem Balkan, Mann! An der Kreuzung zwischen Orient und Okzident! Alle sind hier irgendwann aufmarschiert, alle! Alle haben sich breitgemacht, wurden besiegt, (oder auch nicht) zogen sich zurück. Und sie alle ließen etwas da. Rom, Venedig, die osmanischen Heere, Österreich-Ungarn. Und all die Slawen. Juden kamen von der iberischen Halbinsel und blieben. Roma-Enklaven existieren im gesamten Raum. Die Deutschen schliefen in Betten meiner Vorfahren. Alle waren hier, wo du dasselbe Lied in verschiedenen Tonarten anstimmst (…). Hier, wo du türkischen Kaffee trinkst, deutsche und arabische Lehnwörter selbstverständlich benutzt, mit urslawischen Vilen in den Wäldern tanzt und auf Hochzeiten zu gleichermaßen miesen kroatischen oder serbischen Schlagersongs. Hatten wir nicht die Tore von „Roter Stern“ gemeinsam bejubelt? Offenbar nicht. (99f)

Mein Fazit
Ein sehr lesenswertes Buch, das mich total bereichert hat. So viele Zitate hätte ich gerne noch herausgeschrieben. Toll, es gelesen zu haben. Am schönsten fand ich allerdings die Sprache; sehr verspielt, sehr ideenreich, sehr kreativ. Wundervoll.

Eine klare Leseempfehlung!!!

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Als Mitglied bei der Büchergilde stand erneut ein Quartalskauf an. Dort im Laden ausgelegt ist mir das Buch sofort ins Auge geschossen. Da es mir schon auf der Frankfurter Buchmesse 2019 aufgefallen ist, war es klar, dass ich dieses Buch erwerben wollte. So kam mir die Büchergilde entgegen, die es in ihrem Bestand zum Verkauf angeboten hatte.

Es ist ein bepreistes Buch. Ich mache mir aber nichts mehr aus Buchpreisen, da ich schon häufig damit enttäuscht wurde, und ich deshalb mit Buchpreisen so etwas auf Kriegsfuß stehe. In letzter Zeit scheine ich Glück zu haben, denn auch dieses Buch hat meinen Geschmack treffen können und hat auch aus meiner Sicht absolut seinen Preis verdient. Er erhielt den Deutschen Buchpreis.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Der Autor hätte allein der Sprache wegen seine 12 Punkte verdient. Wenn alles andere minderwertiger ausgefallen wäre, hätte ich dem Buch trotzdem 12 Punkte vergeben.

Deshalb zwölf von zwölf Punkten, auch wenn es von der Rechnung her elf Punkte sind.

________________
Jeder kann die Welt mit seinem
Leben ein kleinwenig besser machen.
(Charles Dickens)

Gelesene Bücher 2020: 12
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)


Dienstag, 12. Mai 2020

Saša Stanišić / Herkunft

Klappentext   
Herkunft ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. Jugoslawien existiert nicht mehr in den Atlanten. Doch lässt sich ein Herkunftsort aus Biografien tilgen?
Herkunft“ ist ein Buch über Heimaten, erinnerte und erfundene. Ein Buch über Sprache, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Über Familie und Flucht. Herkunft ist weder Roman noch Essaysammlung. Vielmehr ist es ein Mosaik aus Erinnerungen, Beziehungen, Zuständen – Anekdoten aus Stanišics Leben. Fließende, frei verknüpfte Textstücke, ohne zwingenden Abschluss. Dabei mit klarer politischer Position: gegen Nationalismus und Grenzbefestigungen.

Autorenporträt
Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Erzählungen und Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Saša Stanišić erhielt u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse für »Vor dem Fest« und zuletzt für »Herkunft« den Deutschen Buchpreis 2019 sowie den Eichendorff-Literaturpreis und den Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster. Er lebt und arbeitet in Hamburg.

Meine ersten Leseeindrücke

Eine wundervolle Autobiografie. So eine schöne, verspielte und fantasievolle Sprache, die mich dermaßen fasziniert, dass ich das Buch schon allein der Sprache wegen weitergelesen hätte, selbst wenn mich die Thematik nicht so packen würde. Ich habe derzeit über einhundert Seiten gelesen und bin sehr angetan, denn auch die Thematik, eines meiner Lieblingsthemen, finde ich spannend, da hier die Herkunft ein sehr differenziertes und kein gewöhnliches, homogenes Konstrukt ist, wie die meisten sie kennen. Ich bin ganz gespannt darauf, wie die Handlung sich weiter fortsetzen wird.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
·         Verlag: Büchergilde 2019
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 978-3-7632-7105-4

Hier geht es zu der Verlagsseite von Büchergilde.

Das Buch ist aber auch 2019 im Luchterhand-Verlag erschienen.

Hier geht es zur Buchbesprechung. 

Samstag, 9. Mai 2020

David Michie / Buddhismus für Mensch und Tier (1)

Wie wir Achtsamkeit und Mitgefühl voneinander lernen können 

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Welch ein tolles Buch. Mir hat es so gut gefallen, dass ich es jeder Tierfreund*in ans Herz legen möchte. Es ist kein Buch, das ich nach dem Lesen wieder ins Regal stellen kann. Es ist ein Buch, das man genauso gut auch als ein Arbeitsbuch betrachten kann. Viele tolle Techniken sind dort aufgestellt, die man anwenden kann. Und dabei muss man kein großer Buddhist sein, man muss auch nicht an die buddhistischen Lehren glauben, ein offener Geist alleine würde schon genügen, um aus dem Buch ein Nutzen zu ziehen.

Hier geht es zum Klappentext, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Nicht nur, dass man sich mit Hilfe des Buches jede Menge meditative Techniken erarbeiten kann, sondern David Michie hat auch seine Webadresse angegeben, auf der es möglich ist,  sich verschiedene geführte Meditationen abspielen zu lassen, wobei ich noch keinen Gebrauch davon machen werde, da mich das Buch schon sehr bereichert hat. Dazu bezieht sich der Autor nicht nur auf die praktischen Übungen wie Meditation und Reflektion, sondern greift viele wissenschaftliche Studien auf, die belegen, dass auch Tiere kommunikative, fühlende und bewusste Wesen seien, die alle mit einer eigenen Persönlichkeit ausgestattet sind. Da ich mit meinen Haustieren einen sehr liebevollen Umgang pflege, und ich auch verglichen zu vielen anderen Tierhalter*innen mit meinen Tieren tatsächlich spreche, dachte ich, dass ich alles richtig mache. Aber der Autor hat mir gezeigt, dass ich mein Verhalten zu meinen Haustieren durchaus noch optimieren könnte. Die eine oder andere Anregung konnte ich sofort umsetzen und habe dabei eine so schöne Erfahrung in der Beziehung mit meinen beiden Katzen machen dürfen, vor allem aber mit meinem Sorgenkind, der Alice, die sich die Fellhaare vom Bauch abschleckt und weil Mio auf Alice eifersüchtig ist.

Zu dem Bewusstsein schreibt der Autor:
Das >Bewusstsein<, das wir alle teilen, bezieht sich nicht auf die Sinneswahrnehmungen, Intellekt, Sinneswahrnehmungen, Intellekt, Erinnerungsvermögen, Persönlichkeit oder viele andere Elemente, die die typisch westliche Beschreibung. Vielmehr bezieht es sich auf ein subtileres Phänomen: >Ein formloses Kontinuum von Klarheit und Kognition.<>Formlos<, weil Bewusstsein nicht materiell ist. Wir können nicht auf etwas Greifbares zeigen und sagen: >Das ist Bewusstsein. <>Kontinuum< bezieht sich auf die energetische Kontinuität in unserer Erfahrung von Bewusstsein, in der ein bewusster Moment kontinuierlich dem anderen folgt, wie ein Fluss. Bewusstsein ist nicht statisch – es hat eine dynamische Qualität … (2019, 67)

Auf die Anregung des Autors habe ich mir nun auch das Buch von Carl Safina Wie Tiere fühlen und denken soeben auf Amazon bestellt.
Hunde scheinen in der Lage zu sein, sich in telepathischer Weise auf unsere Gedanken einzustimmen. (30)

Diese Erfahrung habe ich häufig auch mit meinen Katzen gemacht, die ich immer wieder als ein großes Geschenk erlebe.

Auf der Seite 38 widmet der Autor ein ganzes Kapitel zu Katzen mit übersinnlicher Begabung. Wenn ich mit Bekannten über eigene Erfahrungen davon spreche, versuchen sie mir meine Erlebnisse auszureden, mit von ihrer Seite unkritischen Theorien, die nicht einmal bewiesen sind.

Doch vieles andere, was Michie beschreibt, praktiziere ich schon, wie zum Beispiel mit den Tieren telepathisch reden, und somit konnte mich der Autor aufbauen, weiter zu machen, weil ich mich auch bestätigt gefühlt habe. In der Gesellschaft wird man schnell als naiv und leichtgläubig  abgestempelt, wenn man an gewisse Fähigkeiten der Tiere glaubt, von denen der Mensch meint, dass nur er über diese Gaben verfügt, wobei viele Menschen noch nicht mal das können, was Tiere können, wie z. B., Hellsehen und Hellspüren, über die aber Tiere sehr gut ausgestattet sind, weil sie nicht den Intellekt besitzen, der diese infrage stellen. Tiere können diese Gaben im Gegensatz zu uns Menschen nicht einfach verdrängen.

Wie wirkt sich die Kommunikation mit Tieren aus? Dazu ein Zitat aus dem Buch:
Positive und negative Reaktionen können unterschiedliche Formen annehmen, von nonverbalen Aktionen – wenn zum Beispiel ihre Katze von ihrem Platz aufsteht, zu Ihnen kommt und Sie mit ihrem Kopf anstößt – bis zu einem Gedanken, Eindruck, Gefühl oder gar einem Symbol oder anderen inneren Bildern. (97)

Das kann ich aus eigener Erfahrung total bestätigen, häufig habe ich als Antworten innere Bilder erhalten, wenn ich meinen Katzen Fragen gestellt hatte. Aber nicht immer. Wieder andere Male war es ein Gedanke etc., was sich später als richtig herausgestellt hatte.

Was mir noch sehr gut gefallen hat, ist, dass der Autor seine Leser*innen in einer respektvollen Sprache anspricht. Er prangert keine Fleichesser*innen an, sondern wendet sich zu ihnen auf Augenhöhe. Er weiß, wie schwierig es ist, das eigene Verhalten zu kontrollieren, es zu hinterfragen, weil ja so viele auch Fleisch essen, und man es als Normalität gelernt hat zu betrachten. Aber Michie macht trotzdem deutlich, wie wichtig es ist, den Fleischkonsum wenigstens zu reduzieren:
"Dalai Lama hat oft gesagt, dass die Eliminierung von Fleisch und Tierprodukten aus unserer Ernährung ein sehr positiver Schritt ist. Rinder, Schweine, Hühner, Lämmer, sind fühlende Wesen genau wie wir. Sie möchten in Frieden und Sicherheit leben. Und genau wie wir empfinden sie Todesangst und Schmerzen. Massentierhaltung? Es kostet uns weder Zeit noch Geld, damit aufzuhören, Tieren auf diese Weise Schaden zuzufügen. Die Bewährungsprobe jeglichen Verhaltens besteht darin zu fragen: Was würde passieren, wenn jeder Mensch auf der Welt dies tun würde? Wenn sich jeder vegan ernähren würde, käme innerhalb weniger Wochen die Massentierhaltungs-Industrie, verantwortlich für den Tod von 3000 Tieren pro Sekunde, zu einem abrupten Ende. Die Agrarpolitik würde sich schnell auf pflanzenbasierte Alternativen umstellen." (240f)

3000 Tiertötungen pro Sekunde, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wenn man Fleisch isst.

Cover und Buchtitel   
Sowohl das Cover als auch der Buchtitel haben mich sofort angesprochen. Kein esoterisches Gelabere, der Untertitel hat mich zusätzlich zum Kauf des Buches bewogen.
Wie wir Achtsamkeit und Mitgefühl voneinander lernen können.

Zum Schreibkonzept
Auf den 270 Seiten in elf Kapiteln gegliedert. Nicht mit in die Kapitel gezählt sind die Einleitung, Epilog, Danksagung, Glossar und Endnoten. Auf der allerersten Seite befinden sich drei größere Zitate vergangener Meister, die ein Bewusstsein für das Leben von Tieren hatten bzw. noch haben:
Franz von Assisi, Albert Einstein und Dalai Lama. Einen davon möchte ich zitieren, und für andere Leser*innen sichtbar machen.
Ein Mensch … erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle, als etwas vom Rest Getrenntes – eine Art optische Illusion seines Bewusstseins. Diese Täuschung ist einem Gefängnis vergleichbar, das uns auf unsere persönlichen Wünsche und die Zuneigung für die wenigen Personen reduziert, die uns am nächsten stehen. Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Radius unseres Verständnisses und Mitgefühls erweitern, um alle Lebewesen und die gesamte Natur in ihrer ganzen Schönheit zu erfassen. (Albert Einstein)

Sehr interessant empfand ich auch das Thema über die Sterbebegleitung der Haustiere. Leider kommt das Buch zu spät, ich hätte bei Momo so vieles anders machen können. Vor allem in seiner letzten Lebensphase. 

Mein Fazit
Die Buchseiten habe ich mit vielen Sticker belegt, sodass ich die für mich wichtigen Textstellen immer wieder nachschlagen und nachlesen kann, damit ich an der Thematik dranbleiben kann, um weiter daran zu arbeiten.
Mir gefällt zudem noch, dass der Buddhismus verglichen zu anderen Weltreligionen die Tiere in den Focus rückt.

Eine absolute klare Leseempfehlung!!!

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch eigene Internetrecherchen, indem ich Achtsamkeitsübungen gesucht habe, auf die Mensch und Tier gleichermaßen angewendet werden können, weil meine Katze, wie ich schon in der Buchvorstellung beschrieben habe, Stress mit meinem anderen Kater hat und sie sich dadurch die Fellhaare am Bauch abschleckt, sie sich sozusagen kahl rasiert.

Das Buch hat mich nun dazu verleitet, mein Leseprojekt zu Den Tieren eine Stimme geben auf meinem Blog mit einer weiteren Thematik zu erweitern. Ich möchte ein Label anlegen, in dem ich über die Tierkommunikation meiner Haustiere aus eigener Praxis schreiben möchte. Damit auch andere interessierte Leser*innen anhand vieler Beispiele besser sehen können, wie sich Tierkommunikation zwischen Mensch und Tier zeigt und sich abspielt. Damit beginnen möchte ich gleich an diesem Wochenende.

Besprochen werden dort meine Katzen:

Monalisa, Momo, Alice und Mio. Monalisa und Momo sind schon über die Regenbogenbrücke gegangen. Es ist eine Kettenreaktion, wie ich zu diesen vier Katzen kam.

Ich freue mich schon darauf, denn damit lebe ich die Erfahrungen, die ich mit Monalisa und  Momo gemacht habe, wieder auf.

Von David Michie werde ich folgende zwei Bände noch zeitnah lesen:
Die Katze des Dalai Lamas
Die drei magischen Worte

Gekauft habe ich mir zudem:

Plädoyer für die Tiere von Matthieu Ricard
Der Traum vom Frieden zwischen Mensch und Tier: ine christliche Tierethik von Michael Rosenberger
Gott und die Tiere: Ein Perspektivenwechsel von Rainer Hagencord

Und gerade bestellt, wie ich oben schon geschrieben habe. Damit ich alle neuen Titel beisammen habe, stelle ich den Buchtitel hier unten auch noch mal hin:

Die Intelligenz der Tiere: Wie Tiere fühlen und denken von Carl Safina u. a. 

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck passend zum Stil eines Fachbuches
2 Punkte: Sehr gute Verständlichkeit
2 Punkte: Authentizität des Sachbuches
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus 
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.

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Jeder kann die Welt mit seinem
Leben ein klein wenig besser machen.
(Charles Dickens)

Gelesene Bücher 2020: 11
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)


Montag, 4. Mai 2020

Mein ausgefüllter Marcel Proust-Fragebogen

Foto: Pixabay
Nun habe ich online zufälligerweise zum selber ausfüllen ein Proust-Fragebogen gefunden, obwohl ich etwas ganz anderes gesucht habe. Proust hatte den Fragebogen nicht selbst entworfen, aber er soll ihn angeblich zwei Mal in seinem Leben bearbeitet haben, weshalb der Bogen seinen Namen trägt. Anne hatte sich die Mühe gemacht, den Fragebogen im Netz zu finden, den Proust selbst ausgefüllt hat. Ich bin am überlegen, ob ich ihn auf meinem Blog zu Proust hineinstellen soll, aber da er so fehlerhaft übersetzt ist, als wäre der Fragebogen durch ein elektronisches Übersetzungsprogramm geschleust worden, zögere ich damit noch. Aber die Antworten sind sinngemäß für Proust-Kenner verständlich, dennoch kann ich mich dazu noch nicht entschließen ... 
Die Fragen auf meinem Proust-Bogen, den ich hier bearbeitet habe, habe ich online übernommen, der an unsere Zeit angepasst ist, wobei es davon unterschiedliche Fragebögen gibt. Ich selbst habe mich für den Fragebogen entschieden, der Prousts Fragebogen am Ähnlichsten ist. 

Aber hier ist der Link, der zu Prousts ausgefülltem Fragebogen führt.

Marcel Proust ( 1871 – 1922 ), französischer Schriftsteller, u. a. „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“

Und im Folgenden meine Antworten zu den Proust-Fragen.

Was ist für Sie das größte Unglück?
Das Schlachten, Quälen und Töten von Tieren, Weltkriege, Bürgerkriege, die absolute Armut und die Apokalypse.

Wo möchten Sie leben?
Ich würde gerne in einem Land leben, in dem anstelle einer autoritären, erzieherischen, eine menschen- und tierfreundliche Politik herrscht. 

Eine Regierung, in der alle Menschen die gleichen Rechte bekommen. Alle Menschen heißt; reiche, arme, gesunde, junge, alte, kranke und  Menschen aller Hautfarben und allen Geschlechts. Minderheiten würde es in einer Staatsform wie dieser nicht mehr geben, da jeder Mensch für sich gesehen eine Minderheit ist, und er sich dennoch in einer Gesellschaft einzubinden weiß, da sie von Vielfalt und nicht von Anpassung und Assimilierung getragen sein würde. 

Für die Tiere: Artgerechte Haltung und Verzicht auf Tötung und Verzehr.

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Wenn kein Lebewesen mehr ein anderes Lebewesen töten muss, um zu existieren. Wenn sich Menschen und Tiere friedlich den Planeten teilen. Wenn kein Blut mehr durch bewusste Gewalteinwirkung vergossen wird.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler, die nicht böswillig begangen wurden, bzw. die sich und anderen nicht schaden.

Ihre liebsten Romanhelden?
Frodo Beutlin aus Herr der Ringe.
Sergej der Bienenzüchter aus Graue Bienen von Andrej Kurkow.

Ihre Lieblingshelden in der Geschichte?
Maria Montessorie, Albert Schweitzer, Rudolf Steiner, Bertold Brecht, Nelson Mandela, Mahatma Gandhi.

Ihre Lieblingshelden in der Gegenwart?
Das sind alles Menschen, die sich für eine bessere Welt für Tier und / oder Mensch einsetzen. Malala Yousafzai, Greta Thunberg, Temple Grandin und alle Autor*innen, die den Mut haben, sich öffentlich zur Tierkommunikation zu bekennen und darüber zu schreiben.

Ihre Lieblingshelden in der Dichtung?
Goethe-Faust, erster Teil, fand ich toll, und hat auch mein Leben nachhaltig geprägt. Diese vielen Sinnfragen und die Glaubenssuche habe ich selbst auch durchlebt.
Aber auch Mutter Courage von Bert Brecht hat mich geprägt. 

Ihr Lieblingsmaler?
Alle Surrealisten.

Ihr Lieblingskomponist?
Ich mag alle Arten von ruhiger und besinnlicher Musik. Es ist wie mit den Büchern. Man kann sich auch in der Musik nicht einschränken. 

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Ein Mix zwischen Empathie und Denkvermögen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Ein Mix zwischen Empathie und Denkvermögen.

Ihre Lieblingstugend?
Psychische und geistige Strebsamkeit, damit selbst im hohen Alter noch eine persönliche, seelische und geistige Weiterentwicklung stattfinden kann.

Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Lesen, Schreiben, Musizieren.

Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Ich hatte immer das Ideal, ich selbst zu werden, was sich als eine der schwierigsten Aufgabe erwies, da sich in meinem Werden in frühen Jahren zu viele Erwachsene eingemischt hatten. „Wer bin ich?“ Diese Frage bin ich dadurch nie wirklich losgeworden. Für viele eine dumme Frage, wenn sie die Ichwerdung hauptsächlich aus den Genen ableiten, für andere dagegen genau das Gegenteil.

Ihr Hauptcharakterzug?
Feinfühlig, nachdenklich und reflektiert.

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Sozialkritisches / politisches Denken und Handeln, Menschlichkeit, Toleranz, Hilfsbereitschaft, bei manchen die Freude an Literatur. Ausgiebige literarische Gespräche.

Ihr größter Fehler?
Dass ich immer andere bewundere, und nie mich selbst. Damit habe ich mir auch meine Schreibkarriere zerstört, weil ich heimlich immer den Schreibstil anderer bewundert habe.

Ihr Traum vom Glück?
Ich könnte jetzt schreiben, was die meisten darauf antworten würden; sechs Richtige im Lotto wären mein Traum vom Glück, aber da ich kein Lotto spiele, kann ich auch nicht gewinnen. Allerdings sind für mich die Lottospieler*innen die größten Optimist*innen, die es gibt. Nein, ganz im Ernst. Ich sehne mich weltweit nach einer  tiergerechteren und humaneren Welt. Aber wenn ich die Milliarden hätte, die man im Jackpot so gewinnen kann, dann würde ich einiges von dem Batzen Geld dem Tierschutz spenden und mir selbst einen Gnadenhof leisten. Ich würde viele Tiere freikaufen. Für mich alleine wollte ich das Geld nicht, materielle Güter anhäufen, das würde mich träge stimmen, und mich in eine Sinnkrise stürzen. Allerdings kann man auch im Kleinen viel bewirken, leider nur keine Schlachthäuser auflösen.

Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn Raffgier die Natur und Tiere zerstört und damit auch die eigene Spezies.

Was möchten Sie sein?
Bescheiden, glücklich und zufrieden bis zum Tod.

Ihre Lieblingsfarbe?
Blau.

Ihre Lieblingsblume?
Alle weißen Blumen.

Ihr Lieblingsvogel?
Möwe.

Ihr Lieblingsschriftsteller?
In meinem Alter sind das jede Menge, siehe Blog, Label Leseprojekte Autor*innen. Dort sind alle meine Lieblinge gelistet.
Aber eine kleine literarische Struktur aus meinen ersten Lebensjahren kann ich hier angeben: In meiner Kindheit waren es Astrid Lindgren und Erich Kästner, in meiner Jugend Charles Dickens, im jungen erwachsenen Alter Hermann Hesse und Franz Kafka, und später Carson McCullers und derzeit liebe ich Marcel Proust ganz besonders.

Ihr Lieblingslyriker?
Erich Kästner.

Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Das sind alles Menschen, die über den eigenen Tellerrand schauen können, tolerant sind und sich für eine bessere Welt einsetzen.

Ihre Heldinnen in der Geschichte?
Sophie Scholl. Virginia Woolf. Die Austern-Schwestern.

Ihr Lieblingsname?
Momo.

Was verabscheuen Sie am meisten?
Aktive und passive Gewalt, Rassismus, Stereotypen, Vorurteile, Ungerechtigkeiten, Respektlosigkeit, Engstirnigkeit, Überheblichkeit, Empathielosigkeit, Gedankenlosigkeit. Ich verabscheue vor allem auch narzisstisch geprägte, egomane Menschen, die durch ihr Machtstreben in der Politik oder in anderen Institutionen in sich selbst verliebt sind, gezwungen sind, sich permanent zu produzieren- und zeigen müssen, was sie können, und häufig auf andere herabschauen müssen, innerlich aber in Wirklichkeit ganz mickrig sind, und nicht merken, dass sie leicht zu durchschauen sind. Und Menschen, die nur an eine Wahrheit glauben. Außerdem verabscheue ich einseitige und undifferenzierte Presse, die gerne immer wieder dieselben Themen aus dem Ausland bringen und aufbauschen, während die nordischen Länder verschont bleiben. 

Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?
Weltweit alles Politiker bzw. Diktatoren, die anderen Menschen und Tieren geschadet haben.

Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?
Überhaupt keine.

Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Die Einführung von Menschen- und Frauenrechten. Kinderrechte miteingeschlossen. Aber ich bewundere angebl. unbedeutende Leute vor unserer Zeit, als es diese Reformen noch gar nicht gab, sie trotzdem aus sich heraus auf die Rechte von Menschen, Kindern und Tieren geachtet haben.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Da ich praktisch sehr ungeschickt bin, könnte ich mehr praktische Gaben benötigen.

Wie möchten Sie sterben?
Friedlich, den Tod annehmend, bereit sein zu gehen. Neugierig auf den Tod sein. Ich schaue mir das Sterben von meinen Haustieren ab.
Ars Moriendi. 

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Tiefsinnig; nachdenklich und mitfühlend. Auch gehe ich einer Sache gerne auf den Grund.

Ihr Motto?
Ganz nach Charles Dickens: Jeder sollte die Welt mit seinem Leben ein kleinwenig besser machen.

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Man kann nur über das gut schreiben,
was man liebt.
(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

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