Dienstag, 1. Oktober 2019

Meine literarische Reise nach Stockholm (3)

Meine literarische Reise nach Schweden von Dienstag, den 17.09.2019 bis Sonntag, den 22.09.2019


Mein dritter von fünf Reiseberichten.

Donnerstag, den 19.09.2019
Nach dem Frühstück zog ich wieder los, und das zu Fuß, obwohl ich mir am Abend zuvor gesagt hatte, diesmal mit den Öffentlichen auf meine Ziele zuzusteuern, denn immerhin hatte ich eine 24 Stunden Fahrkarte. Und obwohl mich massive Muskelkater begleiteten, hatte ich trotzdem wieder große Lust zu laufen. Denn unterwegs zeigten sich mir wunderschöne Bilder, reich an Architektur und interessante Statuen.

Ein Turm in einem Wohngebiet hat mich an Pisa erinnert, nur ist er alles andere als schräg, sondern kerzengerade. In diesem Turm wohnen Menschen auf mehreren Etagen, und mir ein Rätsel ist, wie man Möbel in die Wohnungen bekommt. Zu gerne hätte ich irgendwo geklingelt, um einen Einblick in eine dieser Wohnungen zu werfen. Wir haben in Darmstadt Häuser von Hundertwasser, und auch in diesen Wohnungen ist mir ein Rätsel, wie man Möbel hineinstellen kann. Wahrscheinlich alles unter Extraanfertigung. 




Und auch die Wohngebiete interessierten mich sehr. Ähnlich wie in Dublin fand man mitten auf einem Grundstück interessante Statuen.


Auf dem obigen Foto sieht man mehrere Wohnhäuser, rechts, links und geradeaus. In der Mitte sind diese beiden Engel-Skulpturen zu sehen. Der eine bläst in eine kleine Trompete, der andere Engel hält ein Buch in den Händen. Und oben am Dach ist ein latainischer Spruch angedruckt. 

Exercitus
Sinde Duce Corpus
Est Sine Spiritu.

Arndt Strocher hat den latinischen Spruch für mich übersetzt:


Eine Armee ohne Führer ist eine Armee ohne Geist. Frei übersetzt.

Ja, das passt aber gefallen tut mir der Spruch nicht. Ich assoziiere damit Hitler und den Nationalsozialisten. 

Was waren meine Ziele für den heutigen Tag?
Ich besuchte die Vasa. Ein gekentertes schwedisches Kriegsschiff aus dem Jahr 1628. Das Schiff ging im Stockholmer Hafen unter, während seiner ersten Fahrt, man sagt auch, als das Schiff seine Jungfernfahrt antreten sollte. Ein Verantwortlicher dieses Schiffes ließ einen Test durchführen, um die Belastbarkeit zu überprüfen, und obwohl das Schiff den Test nicht bestanden hatte, gab er grünes Licht zum Einlaufen.


Nach 333 Jahren, 1961, wurde das Schiff erfolgreich vom Meeresboden geborgen. Das Schiff wurde mit seinen Hunderten von geschnitzten Skulpturen restauriert. Es besteht zu 98% aus Originalteilen.


Das Schiff ist so groß, dass ich es nicht auf ein Foto draufbekommen konnte, deshalb besteht das Vasa Museum aus sechs Etagen. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage konnte man das Schiff aus der Nähe bestaunen. In der zweiten Etage wurde die Werft dargestellt und es wurde aufgezeigt, wie zu der damaligen Zeit Schiffe gebaut wurden.

In jeder Etage konnte man gute Einblicke in die Vasa erhalten. Hier auf dem Faltzettel kann man gut entnehmen, was in den jeweiligen Stockwerken zu der Vasa präsentiert wurde.

Beim Bau der Vasa hatte auch eine bedeutende Frau ein Mitspracherecht, deren Namen ich wieder vergessen habe. Und überhaupt mussten Frauen häufig ihre Männer ersetzen, wenn diese auf See waren. 


Ich habe mich mehr als zwei Stunden in dem Museum aufgehalten, und doch habe ich nicht alles gesehen. Ich musste dann irgendwann raus, weil es mir zu stickig wurde. Es waren zu viele Besucher*innen zugange. Aber ich habe mir in dem Museumsshop eine DVD mit deutschem Untertitel zu der Vasa gekauft, die ich mir ansehen werde, sobald ich die Zeit dafür habe.


Auf dem nächsten Foto sieht man das Schiff in Miniatur.






Hier kann man nochmals deutlich von der Seite her die Kanonenfenster betrachten. Wie furchtbar, dass Menschen schon immer wild waren, in Massen andere Menschen zu töten. 



Und so sieht das Vasamuseum von außen aus, siehe Foto unten.






Mich hat dieses Schifffsmuseum sehr beeindruckt. Ich hatte mir daraufhin in dem Museumshop ein Buch dazu gekauft, das ich noch zu Ende lesen muss.


Mein nächtes Ziel: Gröna Lund
Mein nächstes Ziel war nach der Vasa Gröna Lund. Gröna Lund ist ein Freizeitpark mitten in Stockholm. In dem Park bekommt man jede Menge Kirmes zu sehen. Ich habe aber nicht wegen der Kirmes den Freizeitpark aufgesucht, sondern ganz allein wegen Pettersson und Findus.

Über Gröna Lund gibt es nicht so viel zu sagen, da ich kein Mensch bin, der gerne auf Kirmes geht, aber es gab zwei Aktivitäten, die mir gefallen haben. Hier, im unteren Foto, waren alle Gäste Däumlinge, zumindest hat mich das an das Märchen Der kleine Däumling von den Gebrüder Grimm erinnert. Die, die in diesen Tassen gesessen haben, und sich haben im Kreis drehen lassen, sind alles kleine Däumlinge gewesen. Das hat mir sehr gut gefallen.


Den Pettersson, den musste ich lange suchen. Ich konnte ihn erst einfach nicht finden. Ich hatte schon befürchtet, das hohe Eintrittsgeld sinnlos verschleudert zu haben. Schließlich habe ich mich durchgefragt, und stieß dann, welch eine Freude, doch auf sein Haus. 


Im unteren Foto befindet man sich im Petterssons Wohnzimmer.


Das Wohnzimmer unten aus einer anderen Perspektive.


Wie man sehen kann, ist dies Petterssons Küche.


Man durfte den Küchenschrank aufmachen.


Und hier unten eine andere Küchenperspektive. Eine schöne, farbige Sitzküche.


Pettersons Werkstatt.


Was mir neu ist; ich wusste gar nicht, dass Pettersson ein Musikzimmer besaß. Vielleicht hat man dies noch hinzugedichtet. Aber trotzdem schön gemacht.




Petterssons Schlafzimmer.




Im Garten ein schönes Spielzeug für die Kleinen.


Auf Wiedersehen, leider sind mir die beiden Figuren nicht über den Weg gelaufen. Danke trotzdem, dass ich da sein durfte. Wunderschön gemacht, wie im Bilderbuch. 


Es gab auf Gröna Lund noch andere Märchenfiguren und die waren schauspielerisch alle besetzt. Das hatte ich bei Findus und Pettersson vermisst. Dafür war aber die Kulisse eine viel schönere.

Nach dem Museum ging ich durch die Stadt spazieren, obwohl ich müde war, weil ich sehr viel gelaufen bin. Es war auch schon später Nachmittag, und ich wollte ein schwedisches Lokal aufsuchen, die hier sehr spärlich gesät sind. Als ich eines fand, wurde ich gleich an der Pforte abgefangen, dass keine Plätze frei seien. Ich hatte mich gewundert, und ich sah es kommen, dass ich Schweden verlassen werde, ohne schwedisch essen gewesen zu sein. Ein großer Verlust wäre es für mich nicht, da die Schweden ihre Mahlzeiten sehr fleischlastig zubereiten, trotzdem glaubte ich, dass sie auch vegane Gerichte auf ihren Speisekarten anbieten würden.

Ich bin also wieder zurück ins Hotel und habe dort zu Abend gegessen. Es gab wieder nur ein veganes Gericht. 

Dies war nun mein dritter Reisebericht.


Montag, 30. September 2019

Proust und sein Erfolg als Ruskin-Übersetzer

Weiter geht es mit Proust-Briefen von Seite 301 - 312.  

Nach einer kurzen Proust-Pause geht es nun weiter. Man erfährt nebenbei aus der Fußnote, wann Prousts Großeltern mütterlicherseits gestorben sind, denn im zweiten Brief geht es um einen Todesverlust, den sein Freund zu verwinden hat. Der erste Brief geht an einen Herrn namens Alfred Vallette, an dem Proust seine Übersetzung zu Ruskins Werk geschickt hat.

Alfred Vallette, Verlag Mercure
27.11.1902, Marcel Proust ist hier 31 Jahre alt

Alfred Vallette ist der Verleger von Prousts Manuskript zu Bible d´Amiens. Zur Erinnerung: Proust arbeitet hier als Übersetzer. Er hat das oben genannte Buch von dem englischen Kunsthistoriker John Ruskin ins Französische übersetzt. John Ruskin hatte hier über das Christentum in Frankreich und über den Bau der Kathedrale Notre-Dames d´Amiens im 13. Jahrhundert geschrieben, weshalb Proust dieses Buch unbedingt übersetzen wollte. Der Verleger hatte Prousts Manuskript jedoch abgelehnt.
Und wieder habe ich mit Genuss gelesen, wie Proust sich geschickt zu widersetzen wusste.
Sie lehnen also meine Arbeit Bible d´Amiens ab, und, offen gestanden, ich verstehe nicht, warum. Selbst wenn Sie, wie Sie sagen, gesondert publiziert ohne Bedeutung bliebe, hätte eine solche Veröffentlichung ohne materielles Risiko, denn die Kosten würde ich übernehmen, für den Mercure nichts Ehrenrühriges. Denn schließlich handelt es sich um ein schönes, unbekanntes und einzigartiges Werk. Glauben Sie, dass der Mercure einen Fehler beginge, wenn er einen Ruskin herausbrächte, der darüber hinaus nach Meinung vieler der Schönste aller Ruskins ist? Ich sage Ihnen das in aller Aufrichtigkeit, denn unter allen Ruskins habe ich eben diesen für eine Übersetzung auserwählt. Und ich behaupte, dass, wenn man auch nur einen Ruskin übersetzen wollte, gerade dieser, auch wenn er nicht der schönste wäre, veröffentlicht werden muss. Denn er ist der einzige, der von Frankreich handelt, von der Geschichte Frankreichs und gleichzeitig von einer französischen Stadt und der französischen Gotik. Und ginge es auch nur darum, dem Leser zu gestatten, sich selbst ein Bild zu machen, denn es ist immerhin leichter, nach Amiens zu fahren als nach Verona oder Padua. Und das berührt uns immerhin mehr. (…) Ich glaube, ich hatte Ihnen auch einen Abschnitt (…) aus dem Buch von Monsieur Brunhes zitiert, in dem dieser sagt, dass, wenn uns Franzosen ein Buch von Ruskin etwas anginge, es die Bible d´Amiens sei, das einzige, in dem es um unsere Geschichte und um unsere Baudenkmäler gehe.
(305)

Ich habe mal auf die Landkarte geschaut und Amiens liegt ganz oben im Norden Frankreichs.

Proust hatte mit seinem Widerspruch Erfolg. Interessant fand ich, dass er für die Kosten der Publikation selbst aufkommen wollte. Aus der Fußnote geht allerdings hervor, dass sein Buch schließlich zu normalen Honorarbedingungen veröffentlicht wurde. Es wurde zwischen dem Verlag und Proust Konditionen vereinbart, die im Vertrag festgelegt wurden. Des Weiteren geht aus der Fußnote hervor:
Mit demselben Argument (Übernahme der Kosten) versuchte er später, einen Verleger für die Veröffentlichung von „Du coté chez Swann“ zu gewinnen. (306)

Ist das manipulativ gemeint? Aber ich glaube, Proust wäre wirklich für die Kosten aufgekommen. Heute werden Autor*innen, die ihr Buch in einem Selbstverlag herausgeben, als Indie Autor*innen bezeichnet. Zu Prousts Zeiten wären solche Bücher eher als Eitelkeitsdruck bezeichnet worden.

Schön, dass Proust es geschafft hat, sein Buch auf den Markt zu bringen. Ich freue mich für seinen Erfolg, wo er doch so dafür gekämpft hat.

Der nächste Brief beschäftigt sich mit der Trauer seines Freundes, dessen Mutter verstorben ist. Der Brief ist so ergreifend, dass ich unbedingt daraus zitieren möchte. Wie empathisch Proust auf seinen Freund zu sprechen scheint, hat mir sehr imponiert.

An Antoine Bibesco, Prousts Liebhaber?
Dezember 1902
Mon petit Antoine,
sosehr ich auch die ganze Zeit über an Deinen Schmerz gedacht und ihn mir auf grausame Weise vorgestellt habe, war es doch für mich ein neuer Schlag, so als ob ich zum ersten Mal klar Deine Verzweiflung empfunden hätte, als ich Deinen armen Brief erhielt, als ich Deine kleine, völlig veränderte Schrift erblickte, fast unkenntlich mit ihren verkleinerten, eingeschrumpften Buchstaben, Augen gleich, die durch vieles Weinen ganz klein geworden sind. (…) Ich weiß, dass Du just in dem Augenblick nach Paris kommen wirst, da ich es verlassen werde, und das betrübt mich. Oder vielmehr, es betrübt mich nicht, denn dann werde ich Paris eben nicht verlassen, was immer auch geschehen mag, und es wenigstens so einrichten, einen guten Monat lang in der Nähe meines armen, lieben Antoine zu verbringen, um mit ihm zu weinen, oder eher, um nicht zu weinen, um zu versuchen, ihn wieder ans Leben zu fesseln. Um liebenswürdig und ritterlich zu sein, kurz, um alles zu tun, was in meiner Macht steht. (308)

Diese Empathie, die Proust seinem Freund entgegenzubringen weiß, finde ich phänomenal. Nur wenige Menschen schaffen es, dieses Verständnis für einen anderen in sich aufzubauen, wenn eine wichtige Bezugsperson stirbt. Die meisten kommen mit Floskeln, wie z. B. dass der Tod zum Leben gehören würde, oder man gibt dem Trauernden das Gefühl, zu schwach zu sein, wenn er seinen Verlust (ungewollt) so offen zeigt. Hierbei ist Proust wirklich ganz anders. Er findet einen Weg zum Herzen seines trauernden Freundes, wie er es selbst so schön ausdrückt, und bettet den Freund tief in seine mitfühlenden Gedanken ein.

Proust schreibt dem Freund von der Trauer seiner Mutter, als ihre eigenen Eltern 1890 und 1896 verstarben:
Als Mama ihre Eltern verlor, war es, wie ich mich erinnere, ein solcher Schmerz für sie, dass ich mich heute noch frage, wie sie hat weiterleben können. Obwohl ich sie doch täglich und stündlich sah, habe ich sie einmal angerufen, als ich nach Fontainebleau gefahren war. Und durch das Telefon erreichte mich plötzlich ihre kleine, gesprungene Stimme, die für immer anders war, als ich sie bisher gekannt hatte, wie verletzt, rissig und schrundig, und als ich aus dem Hörer die blutenden und zerschlagenen Stücke auffing, empfand ich zum ersten Mal qualvoll, was auf immer in ihr zerbrochen war. Mit deinem Brief geht es mir ähnlich, man spürt aus ihm Deinen unermesslichen Widerwillen zu schreiben, sowohl von Deinem Schmerz zu sprechen, wie über ihn zu schweigen. (307)

Aber Proust versucht gleichzeitig, den Freund wieder an das Leben zu binden. Nebenbei erfährt man von den Heiratsplänen von Prousts jüngerem Bruder Robert, in dem er darüber seinem Freund berichtet. Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass die Hochzeit von Robert Proust und Marthe Dubois-Amiot am 03.02.1903 stattfand.

Meine Gedanken
Mich hat Prousts Empathie sehr fasziniert, wie liebevoll er seinem trauernden Freund aus der Ferne Nähe zu vermitteln versucht hatte. Wenn solche Menschen mich thematisch in eigener Sache mit oberflächlichen Floskeln abspeisen, dann war es das letzte Mal, dass ich mit diesem Menschen über meine Trauer gesprochen habe. Derzeit bin ich wegen meiner schwer kranken Mutter als Trauernde selber betroffen, und dann tut es gut, eine empathische Freund*in an der Seite zu haben. Aber ich ziehe es dann doch lieber vor, alleine diesen Pfad der Trauer zu gehen, wenn es mir an solch einer Partner*in fehlt.

Telefongespräch mit Anne
Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie versiert Marcel Proust mit seinem Verleger korrespondiert hat, dass er es dann schließlich doch noch geschafft hat, ihn von einer Veröffentlichung seines Ruskin Manuskripts zu überzeugen, und zwar ohne finanzielle Eigenbeteiligung. Nicht nur, dass sein Manuskript letztendlich angenommen wurde, erfolgreich war er auch, dass er für die Publikation Geld bekam.

Gewundert haben wir uns aber, als wir erfahren haben, dass Prousts Großeltern verstorben sind, dass Proust so wenig darübergeschrieben hat, wo er eigentlich jemand ist, der über alles schreibt, was ihm das Leben aufträgt.

Weiter geht es nächstes Wochenende von der Seite 312 bis 321.

_________________
Unser aller Schicksale sind vermutlich geschaffen, 
um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

Gelesene Bücher 2019: 22
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86






Mittwoch, 25. September 2019

Meine literarische Reise nach Stockholm (2)

Meine literarische Reise nach Schweden von Dienstag, den 17.09.2019 bis Sonntag, den 22.09.2019

Mein zweiter von fünf Reiseberichten.  

Mein zweiter Tag
Mittwoch, den 18.09.2019
Ich war auf das Frühstück gespannt, das man bis zehn Uhr eingenommen haben muss, weil danach alles wieder abgebaut wurde. Ich hoffte auf ein Frühstücksbuffet, und tatsächlich, die Küche war reich gedeckt. Man konnte sich alles selbst zusammenmixen. Sogar Waffelteig befand sich in einem Behälter, neben dran war das Waffeleisen. Ich habe jeden Morgen dasselbe gefrühstückt, weil mir alles andere nicht zugesagt hat. Das war ja auch das Schöne, dass für jeden Gaumen das Richtige dabei war.

Mein heutiges erstes Ziel: Astrid Lindgren aufsuchen. Ihre damalige 4-Zimmerwohnung ist nun ein Astrid Lindgren – Museum. Astrid Lindgren hat in Stockholm in der Dalagatan 46 von 1942 bis zu ihrem Tod 2002 gelebt. Hier hat sie ihre Kinderbücher verfasst, gedreht wurden die Bücher in ihrer Geburtsstadt Vimmerby (Südschweden). In Vimmerby befindet sich ihr Elternhaus, das auch zu einem Museum bestückt wurde.

Vimmerby wäre für mich der zweite Versuch, Astrid Lindgren durch das Elternhaus zu besuchen. Und alle Drehorte wollte ich sehen. Ich müsste wieder einen Flug mit Unterkunft für Stockholm, und von Stockholm aus mit dem Schiff mit einer Übernachtung in Vimmerby  buchen. Ich werde mich diesbezüglich darüber noch weiter informieren müssen, wie man am besten hinkommt.

Vom Hotel aus bis zum Haus der Lindgren zeigte mir Google Maps 45 Fußminuten. Ich wollte mir erst ein Fahrticket kaufen, aber dann ließ ich es bleiben und beschloss, zu laufen, denn ich wollte mit meinen Augen so viel mitnehmen, wie ich nur konnte. Und zu Fuß nimmt man die Welt viel langsamer wahr, dafür aber viel intensiver.





Ich habe die Dalagatan 46 gefunden, denn plötzlich stand ich vor ihrem Haus, und habe es nicht gleich bemerkt. Es war ein Mehretagenhaus. An der Hauswand befand sich ein Schild mit ihrem Namen, siehe oben.


Ich hatte aus Darmstadt im August versucht, ein Besuchsrecht für die Stadtwohnung zu erwirken, aber alle Termine waren zu der Zeit meiner Reise schon ausgebucht. Es werden keine Einzelpersonen eingelassen, sondern immer nur eine Gruppe bestehend aus 12 Teilnehmer*innen an bestimmten Tagen. Ich hatte mit der Koordinatorin von zu Hause aus via eMail kommuniziert. Ich hatte sie gebeten, mich an der Führung teilnehmen zu lassen, sodass meine Hoffnung, doch eine Ausnahme zu machen, vollständig gescheitert sind, da die gute Dame sich darauf nicht hat einlassen wollen, und hat meine weitere eMail schließlich ignoriert.

Viele in Deutschland gaben mir den Rat, trotzdem das Lindgren-Museum aufzusuchen, da die Schweden sehr nette Menschen seien, die blinde Besucher*innen nicht zurückweisen würden. Leider blieb mein Versuch auch hier erfolglos. Mir schien, als sei die Einhaltung von Regeln wichtiger als der kulturelle Austausch. 

Auch in das Treppenhaus war es schwer, reinzukommen, da man nur über einen Zahlencode die Haustüre öffnen kann. Ich wartete und wartete, bis ein Herr kam, der in die Kneipe nebenan wollte, und nur über das Treppenhaus hineinkonnte. Er gab den Code ein, und die Türe öffnete sich. Kurz bevor sich die Türe wieder schließen sollte, habe ich mich schnell reingeschmuggelt und bin die Treppen hochgelaufen, bis ich vor ihrer Türe stand, die auch mit dem Namen von Astrid Lindgren versehen war. Ich hatte geklingelt und wollte um Einlass bitten, aber niemand öffnete. Dennoch, dieses Treppenhaus stimmte mich recht nachdenklich. Mit ein wenig Fantasie sah ich die Kinderbuchautorin hier durch das Treppenhaus hoch- und runtergehen, die Wohnungstüre auf und wieder zu machen. Ja, das waren sehr schöne Impressionen.








Ich habe mir diese erfolgreiche Kinderbuchautorin, die auch meine Kindheit mitgeprägt hat, wirklich sehr gut vorstellen können, auch wenn ich nicht in die Wohnung kam. Ich verweilte bestimmt 15 Minuten meditativ im Treppenhaus, als ich dieses Haus wieder verlassen hatte. Aus ihrem Fenster musste sie einen wunderschönen Gartenblick haben, denn dort befindet sich ein relativ großer Park, der ein Teil auch ihr gewidmet wurde.

Astrid Lindgren muss auch ein sehr bescheidener Mensch gewesen sein, um in einer Vierzimmerwohnung zu leben. Locker hätte sie sich ein schönes Haus leisten können. Obwohl mir hier Austauschpartner*innen gefehlt haben, habe ich in ihrem Wohnviertel über eine Stunde zugebracht. Ich war gar nicht einsam, im Stillen war ich bei Astrid Lindgren. Ich stellte sie mir innerlich mit den biografischen Begebenheiten vor, die mir über sie zur Verfügung standen. Ich habe ja in meiner Kindheit nicht nur ihre Jugendbücher gelesen, und die Filme geschaut. Nein, auch Bücher, die sie für Erwachsene geschrieben hatte, habe ich noch kürzlich gelesen, davon Tagebücher und Biografien. Ich verbinde nun dieses Wissen mit einem Teil ihrer Lebenswelt. Nun weiß ich, wo Astrid Lindgren gelebt und in welchem Viertel sie sich hauptsächlich bewegt hat. Das fühlte sich wunderbar an.

Hier ein Link, der auf ihre Internetseite führt. 

In meiner Nachbereitung habe ich aber einen wunderschönen Link gefunden, der es mir ermöglicht, virtuell in die Wohnung der Astrid Lindgren hineinzukommen. Man benötigt dafür lediglich eine VR-Brille, die ich mir bestellt habe.

Stockholm Heim, hier der Link.

Nachdem ich mein erstes Reiseziel wieder verlassen hatte, machte ich mich erneut auf, mein zweites zu ersuchen, aber Astrid sollte mich hier weiter begleiten. Denn ich besuchte ein anderes Museum, das allerdings ganz den Büchern von Astrid Lindgren gewidmet wurde. Das Museum heißt Junibacken. Laut Wikipedia wurde es von der Königsfamilie am 08.06.1996 gegründet. Wie schön, dass Astrid Lindgren diese Ehrung noch vor ihrem Tod empfangen hatte, und nicht erst danach, wie dies bei vielen Künstler*innen der Fall ist.




Google Maps zeigte mir erneut 45 Fußminuten. Ich war ehrgeizig, ich wollte dieses Museum auch zu Fuß erreichen.
Eine literarische Attraktion für Kinder und aber auch für Erwachsene, die mit den Lindgrenbüchern und den Filmen aufgewachsen sind, und das Bedürfnis haben, sich nochmals in diese zauberhafte Märchenwelt zu begeben.
Dort angekommen, freute ich mich, vor dem Museum eine sitzende Statue von Astrid Lindgren zu sehen, die ein Buch in ihren Händen hält. Siehe Foto oben.

Als ich das Gebäude betrat, und ich mir eine Eintrittskarte besorgt hatte, wurde ich in einen Zug gesetzt, der vorne offen ist, sodass man, wenn sich der Zug in Bewegung begibt, in eine Landschaft gefahren wird, die die Welt der jeweiligen Märchenfiguren begleitet hat. Sehr schön gemacht, ich war sprachlos. Siehe Fotos.



Oben sieht man Madita mit ihrem weißen Kleid.







Hier oben ist Michels Heim zu sehen. In der Mitte befindet sich der Holzschuppen, in dem der kleine Lausbub seine Holzfiguren geschnitzt hatte.



Hier oben hat Michel seine Schwester Ida an den Fahnenmast gehängt.



Karlsson vom Dach. Sein Schlafzimmer. 




Und im Bild oben schwebt Karlsson nachts über die Dächer. Sieht man nur, wenn man genau hinguckt. 





Und im obigen Foto sieht man den Borkawald, aus Ronja Räubertochter. 




Hier sieht man Ronja und ihren Freund Birk.


Ronja alleine auf einem Felsen. 

Auch hier, in diesem Museum, habe ich dutzende von Bildern abfotografiert, und ich nur eine kleine Auswahl getroffen habe, sie hier reinzustellen. 

In der untere Etage findet man die Lebenswelten der Figuren, die für die Kinder zum Anfassen waren, sodass die Kleinen die Möglichkeit hatten, selber in die Rolle einer Pippi Langstrumpf zu schlüpfen oder die von Findus und Petterson, etc. 




Die verkleinerte Form von der Villa Kunterbunt, in der die kleinen Gäste sich austoben konnten. 




Ich habe mir noch die Bibliothek angeschaut, bevor ich das Junibacken - Museum verlassen hatte. 



Alle Museen habe ich als sehr kinderlieb erfahren. Schweden ist generell sehr kinderlieb, Viel Anschauungsmaterial für Groß und Klein ist dort zu finden gewesen für Leute, die das, was sie im Museum gesehen haben, danach noch weiter vertiefen möchten. Als ich alle Räume durch hatte, verließ ich Junibacken, um anschließend ins Abba - Museum zu gehen. 

Abba Museum
Nicht weit von Junibacken befand sich auch das Abba Museum, das am 07. Mai 2013 in Stockholm gegründet wurde. 



Gleich zu Beginn der vielen Darstellungen wurden biografische Daten mit Fotografien aller vier Abba Mitglieder an den Wänden aufgezeichnet. Unten sind Fotos von Agnetha abgebildet. 



Ich kann mich noch sehr gut an diese schwedische Popgruppe erinnern, und mir kommt es ähnlich wie bei den Büchern von Astrid Lindgren vor, als wäre es gestern gewesen.

Das Museum war didaktisch und auch spielerisch aufgebaut. Wer wollte, konnte sich mit Freunden selbst hinter eine Bühne stellen, und die Abba Songs nachahmen. Viele junge Leute sangen dann mit demselben Temperament verschiedene Abba Lieder. Ich war erstaunt, wie viele junge Menschen diese Popgruppe kannten. Man konnte sich aber auch fotografieren lassen, und das eigene Gesicht auf dem Foto wurde virtuell in dem Rahmen einer Abba Figur transportiert, sodass man sich in dem Haupt der gesamten Abba Figur betrachten konnte. Das Gesicht in dem Gesicht der anderen und die gesamte Körpermontur war in dem Körper der anderen gebettet, sodass man selbst ein Teil dieser Abba Figur geworden ist. Die Popgruppe war sehr erfolgreich, wie man unten an den vielen goldenen Schallplatten sehen kann. 





Auch mit ein bisschen Witz wurden die Mitglieder dieser Band betrachtet und dargestellt. 

Mit ein ein wenig Stoff haben sie ihre Kostüme selber hergestellt.






Und hier unten ist das Tonstudio zu sehen.


So, dies erstmal ein paar von den Abba - Bildern. Eine kleine Auswahl von den vielen Fotos, die ich geschossen habe. 

Dies war nun mein zweiter Tag. Ich habe viel Zeit in den Museen zugebracht. Nach dem Abba - Museum bin ich wieder zurück ins Hotel, diesmal aber mit dem Bus. Ich hatte dermaßen Muskelkater, dass ich zu müde war, zurückzulaufen. Außerdem hatte ich Hunger, aber ich konnte wieder kein schwedisches Restaurant auftreiben. Die Stadt war gefüllt mit vielen fremdländischen Gaststätten.

 Meine Füße waren sehr schwer geworden. Jeder Schritt wurde zu einer Tortur. Das Hinlaufen zu den jeweiligen Museen ist nicht schlimm, aber wenn man die Museen erreicht hat, hört man ja nicht auf zu laufen, nur weil man das Ziel erlangt hat. Nein, das Laufen setzt sich in den Museen weiter fort, weshalb ich abends richtig kaputt war. 

Im Hotel angekommen, hatte ich beschlossen, dort mir ein Abendessen zu bestellen. Die Speisekarte war sehr bescheiden. Darauf waren gerade mal sechs Speisen abgedruckt, und davon nur ein vegetarisches Gericht. Ich bestellte also den Salat, der sehr vielversprechend bei mir ankam. Aber vom Geschmack her war er nicht so gut, wie ich Salatspeisen von der Heimat her gewohnt bin.



So, dies war mein zweiter und ein sehr beeindruckter Tag, der mich innerlich sehr bereichert hat. Ich war so beglückt, diese Reise nach Stockholm getätigt zu haben und so freute ich mich auf die weiteren Tage. 

Morgen schreibe ich den dritten Reisebericht, das wäre der dritte Tag meiner Schweden -Reise. Aber es gibt so viel zu berichten, so viel zu erzählen, dass ich es zeitlich gar nicht schaffe, meinen Bericht an einem Abend fertigzustellen. 

So dann, bis zum nächsten Bericht.