Sonntag, 30. August 2020

Karmen Jurela / Rauschliebe

 Klappentext  

Das Berliner Revival einer alten Jugendliebe eskaliert zu einem Höllentrip aus Alkoholsucht, Co-Abhängigkeit, Obsession und Gewalt.
Während Pavlos immer tiefer in den Abgründen seiner Sucht versinkt, muss Stella sich von ihren eigenen verhängnisvollen Verstrickungen befreien, um zu ihrem Leben zurück zu finden.

Erstmals wird hier das verstörende Beziehungsmuster einer Co-Abhängigkeit aus der Perspektive einer Frau erzählt.

Autorenporträt

Karmen Jurela, Jahrgang 1974, arbeitet als Zahnärztin, ICF-zertifizierter Consciousness-Coach®, Bloggerin und Schriftstellerin. Die Autorin führt eine zahnärztliche Gemeinschaftspraxis und lebt mit ihrem Lebensgefährten in Berlin. Basierend auf ihren langjährigen Erfahrungen mit medizinischer Hypnose und inspiriert durch die bahnbrechenden Erkenntnisse der positiven Psychologie, moderner Gehirnforschung sowie spiritueller Lehren schöpft sie ihre größte Freude daraus, als Coach Menschen auf Ihrem Weg in ein selbstverantwortetes, gesundes, kreatives, freudevolles Leben zu begleiten: Folge Deiner Berufung! INSPIRE! HEAL! REWIRE!

Meine ersten Leseeindrücke

Ich habe bisher 120 Seiten gelesen. Die Thematik ist mir durch meine Berufspraxis nicht neu, dennoch hat es mich gefesselt.

Ich hatte sogar einen Freud’schen Versprecher aus Rauschliebe wurde Liebesrausch. Ich habe darüber nachgedacht und die Bedeutung herausfinden können. Ich gehe in meiner späteren Buchbesprechung näher darauf ein.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch : 260 Seiten

·         ISBN-13 : 978-3750460720

·         ISBN-10 : 3750460728

·         Größe und/oder Gewicht : 14.8 x 1.8 x 21 cm

·         Herausgeber : BoD – Books on Demand; 2. Auflage (20. Februar 2020)

·         Sprache: : Deutsch

 Hier geht es zu meiner Buchbesprechung.

Sonntag, 23. August 2020

Der intellektuell schaffende Marcel Proust

Foto: Pixabay

Marcel Proust ist sehr aktiv, trotz seiner Erkrankung arbeitet er an mehreren Schreibprojekten. Im Mai 1908 beginnt er an seinem Pariser Roman zu schreiben, das waren schon die Anfänge seiner siebenbändigen Recherche, er das nur noch nicht wusste, da die Idee bisher nicht ausgereift war. Proust konnte sich in den Anfängen noch nicht festlegen und pendelte zwischen einer Studie und Roman hin- und her. Einige Notizen ließen schon auf Swanns Liebschaften schließen, die er im Carnet festgehalten hatte. Des Weiteren schreibt er drei Essays, einer davon bezieht sich auf Frauen. Dieser würde mich ganz besonders interessieren und habe dadurch im Internet tatsächlich dazu ein Buch finden können, siehe Ende dieses Postings.

Proust besitzt einen so großen intellektuellen Kreis, für den man ihn nur bewundern kann. Er kennt alle möglichen Leute aus allen Kunstszenen. In einem Brief an Geneviève Straus, die sich als Frau selber auch schriftstellerisch betätigt, beschreibt er einen Vorfall durch seinen Musikerfreund Reynaldo Hahn. Außerdem scheint G. Straus als Frau auch Probleme zu haben, in Kreisen der männlichen Autoren anerkannt zu werden. Proust dagegen geht wie immer sehr schmeichlerisch auch mit intellektuellen Frauen um.  Proust befindet sich in Versailles und ist wieder sehr krank, sodass er nicht zurück nach Paris kann.

An Geneviève Straus
Ende Oktober 1908, hier ist Proust 37 Jahre alt

Als ich ankam, war Reynaldo hier, mit dem ich viel über Sie gesprochen habe und er besser über Sie redet als irgendein anderer. Er ist ein oder zweimal an mein Krankenlager gekommen, um hier sein Ballett für die Oper zu komponieren, während Agostinelli und mein Kammerdiener mit mir Domino gespielt haben. (Lt. Wikipedia ist Alfred Agostinelli Prousts Sekretär, Chauffeur und Mechaniker gewesen, Anm. d. Verf.)

Ich weiß nicht, wie er so inmitten des Lärms komponieren kann. Aber nach ein paar Tagen ist er abgereist, und ich habe mich nicht wohl genug gefühlt, ihn noch einmal zu mir zu bitten, da ich keinen einzigen erträglichen Abend hatte. Sobald ich mich besser fühle, kehre ich nach Paris zurück. Ich denke, Sie werden auch nicht auf sich warten lassen, und ich werde Sie bald sehen. (576)

Diese Opernszene konnte ich mir bildlich sehr gut vorstellen. Künstler suchen häufig eine Bühne bei Freunden, auf der sie ihr Kunstwerk üben und darstellen können und hoffen dabei auf konstruktive Kritik. Das kenne ich aus meiner Zeit selbst sehr gut, als auch ich viele fiktive Texte, vor allem Kurzgeschichten, geschrieben hatte. Ständig suchte ich die Nähe meiner Freund*innen auf, denen ich mein Kunstwerk lesend darstellen wollte. Aber wieso spielt Proust weiter Domino? War Proust von seinem Musikerfreund genervt? Wie konnte aber Reynaldo Hahn überhaupt komponieren, während die Anderen ihm nicht zuhören und stattdessen Lärm verursachten?

Aber in dem Brief geht es auch weiter sehr geistreich zu. Ganz viel Konversation zu den Werken anderer Schriftsteller und zu deren Schreibstil …

Madame, was für ein finsterer Wahn hat mich getrieben, Ihnen von Grammatik und Literatur zu schreiben. Und ich bin so krank! (579)

Proust arbeitet auch an einer Studie, in der er seine tote Mutter aufleben lässt. Er schreibt im Dezember 1908 an Anna Noailles, um sie um Rat zu bitten. Man sieht, wie sehr Proust seine Mutter vermisst, die ihm häufig mit Rat und Tat zur Seite stand.

Madame,
würden Sie mir wohl erlauben, Sie ohne Umschweife um einen Rat zu bitten? Obwohl ich sehr krank bin, möchte ich eine Studie schreiben. Zwei unterschiedliche Möglichkeiten zeichnen sich vor meinem geistigen Auge ab, und ich muss zwischen ihnen wählen. Ich kann mich aber nicht entscheiden und sehe nicht klar. Die erste ist ein klassischer Essay, der Taine`sche Essay, nur tausendmal schlechter (vom Inhalt abgesehen, der, glaube ich, neu ist). Die zweite beginnt mit einer Erzählung vom Morgen, vom Aufwachen, Mama kommt zu mir ans Bett, ich sage ihr, dass ich eine Studie über Sainte–Beuve im Sinn habe. Können Sie mir sagen, was Ihnen besser schiene? Ich hätte Sie so sehr um Verzeihung zu bitten, dass meine Erschöpfung mich davon Abstand nehmen lässt, es überhaupt erst zu versuchen, aber was meine Kühnheit maßlos macht, ist zugleich das, was sie entschuldigt: Weil Sie unser größter Schriftsteller sind, ist es ungeheuerlich, Sie mit solchen Nichtigkeiten zu behelligen, aber aus eben diesem Grund ist Ihr Rat unersetzlich. Gestatten Sie mir Madame, den Ausdruck meiner zutiefst ergebenen Bewunderung. (583)

Zu Sainte-Beuve konnte ich auf Wikipedia in Erfahrung bringen, dass dies ein unvollendetes Essaybuch ist, das zwischen 1895 und 1900 verfasst wurde. Das Werk wurde 1954 posthume veröffentlicht. Proust war ein Sainte-Beuve Gegner, und hat sich wahrscheinlich sehr kritisch zu ihm geäußert. Charles Augustine de Sainte-Beuve war ein französischer Literaturkritiker, der von 1804 bis 1869 gelebt hat. Literaturkritiker*innen setzen sich immer der Gefahr aus, von Autor*innen abgelehnt zu werden, die ihre Texte regelrecht zerreißen. Wenn ich an Marcel Reich-Ranicki denke, so kann ich mich nicht erinnern, dass er sich auch mal löblich über ein Buch ausgelassen hat.

Der Tagesspiegel bestätigt meine Vermutung und habe folgenden Artikel gefunden.

>Nachgelassenes und Wiedergefundenes“ ist so vor allem auch der Ergänzungsband zu dem von Proust 1908 begonnenen, in einer Art Textsammlung 1954 erstmals auf Deutsch veröffentlichten und 1997 in der Frankfurter Ausgabe neu arrangierten Romanessay „Gegen Sainte-Beuve“. Ursprünglich wollte sich Proust damit gegen den Großkritiker und Moralisten Charles-Augustin de Saint- Beuve richten. Der lehnte einen seiner Meinung nach ausschließlich dekadenten Autor wie Proust ab und hielt ihn ungeeignet dafür, „einer großen sozialen Bewegung zu dienen<.

Nun hat aber dieser französische Literaturkritiker vor Prousts Zeiten gelebt. Wie konnte er denn Proust als Autor ablehnen? Ist mir echt ein Rätsel. Hat er so etwas wie eine Schablone verfasst, in der Sainte-Beuve gute und schlechte Literatur in einen Maßstab gesetzt, mit dem Proust sich auseinandergesetzt hat? Anders macht das keinen Sinn.

Weiter geht es mit seinen Briefen …

In seinen Briefen behandelt Proust die Frauen immer sehr wohlwollend. Er ehrt und respektiert sie. Gerne hätte ich sein Essay über die Frauen gelesen. Immerhin hielt er eine starke Beziehung zu seiner Mutter, die ihn von seinen Familienmitglieder*innen am meisten geprägt zu haben schien. Aber in seiner Recherche, ich weiß nicht mehr in welchem Band, geht er nicht immer so respektabel mit dem anderen Geschlecht um. Als er hier über seine Mutter geschrieben hat, sind mir Szenen aus der Recherche eingefallen, die auf jeden Fall biografische Züge hatten. Auch Szenen mit der Großmutter.

Auf den folgenden Seiten ist Proust nicht mehr der Ratsuchende, sondern der Ratgebende gegenüber seinen Schriftstellerkollegen.

An Robert Dreyfus
Ende März 1909, Proust ist hier noch 37 Jahre alt

Vor geraumer Zeit schon hatte ich Dir schreiben wollen, um Dir zu deinen Artikeln im Figaro zu gratulieren. Ganz am Anfang gab es einen oder zwei, die mir nicht gefallen hatten, weil ich nicht zu begreifen vermochte, dass es Kennzeichen wahrer Originalität sei, über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen. (596)

Hier bewundere ich Prousts Diplomatie, wie er es schafft, dem Freund mitzuteilen, dass ein paar seiner Artikel schlichtweg nichtssagend gewesen sind. Und doch ist er in der Lage, sich von den weniger guten Artikeln wieder zu distanzieren, um die folgenden Texte aufgeschlossen und neu bewerten zu können.

Aber seither gab es mehrere, die ich köstlich gefunden habe. Und jetzt schaue ich immer vertrauensvoll und freudig in den Figaro wie in das Fenster eines erleuchteten Salons, wo man sicher ist, einem geistreichen und charmanten Freund vorzufinden. (Diese Szene ist bei Swann zu finden, BD1, Anm. d. Verf.) Und ich trete ein-. Und wenn Du unbedingt willst, halte ich auch zwischen der neunten oder zehnten Spalte andachtsvoll inne, dort, wo der heitere Weise in seiner Nische sitzt, der im Mittelalter die Lehre der Werke und Tage verkündete und aus dessen Mund Spruchbänder wehten mit Sentenzen, die allerdings naiver sind als deine reizenden Bemerkungen: >April macht, was er will. < (596f)

Im folgenden Brief an Lauris wird auf eine abfällige Bemerkung zu der intellektuellen Einfachheit mancher Frauen eingegangen, und ich es bedauere, dass Proust keine Einwände äußert. Es gibt ja schließlich auch zahlreiche einfach gestrickte Männer, die ausschließlich sexorientiert eingestellt sind. Außerdem wollten damals viele Männer keine intelligenten Frauen haben, und sich viele Damen, um nicht partnerlos durch's Leben ziehen zu müssen, den Bedürfnissen der Männer angepasst hatten.

An Georges de Lauris
Anfang Juli 1909

Einiges fand ich wundervoll. Zum Beispiel die Bemerkung, dass die Begierden, die uns später versklaven, uns zunächst einmal befreien. Das ist bewundernswert. Auch diese Momente der Stille, die einen Sonnenstrahl gefangen halten, erschien mir sehr hübsch. Die Intelligenz mancher Frauen, die sich auf ihre Schönheit und die Lust beschränkt, die sie in ihren Liebhabern entfacht, ist höchst bemerkenswert. Tausenderlei über die Beine ist bezaubernd, vor allem über die Beine des 17. Jahrhunderts. Die Perlen ihres Buchs sind im Übrigen die Gespräche. Endlich einmal Gestalten, die gut sprechen und bezaubernde Dinge sagen. Das durfte ein wenig an der Dame liegen, die Ihnen als Modell gedient hat. Und an Ihnen selbst, der Sie ein so begnadeter Plauderer sind. Ich finde gar kein Ende, Ihnen zu sagen, was gut ist, fast alles. Hier ein paar vieler (oder vermeintliche Fehler). (600)

Proust zitiert die Dialoge, die in seinen Augen fehlerhaft erscheinen. Aber würde jemand zu mir sagen, ich wäre eine begnadete Plauderin, das hätte ich niemals als ein Kompliment auffassen können.

Prousts Sichtweisen zu Frauen sind bisher in den Briefen immer sehr wertschätzend und wohlwollend gewesen. In der Recherche dagegen kann ich das nicht behaupten. Nun bin ich aber neugierig geworden und möchte es genau wissen und habe im Netz recherchiert, was Proust über Frauen in seinem Essay geschrieben hat. Diesen möchte ich unbedingt auch lesen und bin auf Amazon mit folgendem Titel fündig geworden:

Marcel Proust und die Frauen: 18. Publikation der Marcel Proust Gesellschaft (Deutsch) Taschenbuch – 12. August 2019

Ursula Voß; Marcel Proust und die Frauen.

Luzius Keller: Werke. Frankfurter Ausgabe: Werke I. Band 3: Essays, Chroniken und andere Schriften (Deutsch) Gebundene Ausgabe – 17. Mai 1992

Ich werde mir das eine oder andere Buch morgen in einer Buchhandlung bestellen, und dann werde ich sehen, welche Sichtweise er tatsächlich zu Frauen hegt. In den Briefen habe ich, wie schon gesagt, bisher keine abfälligen Bemerkungen Frauen gegenüber finden können, und ich dachte schon, dass ich eventuell die Recherche falsch gedeutet habe. Wir werden sehen. Ich bin neugierig, was sich dazu noch entdecken lässt.. 

Nachtrag, Mo. 24.08.2020

Ich habe heute die beiden oberen Bücher zur Ansicht bestellt, da dies doch nicht die Bücher sind, die ich gesucht habe. Ich wollte Prousts Essay über Frauen lesen und keine Interpretationen zu Proust und Frauen. Ich konnte mich mit der Buchhändlerin, die Germanistik studiert hatte, gut austauschen. Ich habe ihr von den Briefen berichtet, wie schwierig die Fußnoten seien, die sehr knapp, fast im Telegrammstil, verfasst wurden, die mir häufig überhaupt nicht hilfreich seien. Ich wollte wissen, wie Literaturwissenschaftler*innen mit diesen Fußnoten umgehen würden. Sie meinte, die Fußnoten würden nur einen Hinweis geben, weiter zu suchen. Tja, nichts anderes mache ich. Aber ich bin keine Proust-Wissenschaftlerin, ich gehe nicht jeder Fußnote nach. Dafür fehlt mir einfach die Zeit, wenn ich noch andere Bücher lesen möchte.

Nun gibt es im Suhrkamp - Verlag drei Werkbände und werde mir noch im Nachhinein meiner Internetrecherche davon den dritten Band bestellen, in dem Prousts Essays abgedruckt sind. Ich hoffe, dass der Essay zu den Frauen sich auch darunter befinden wird. Ich möchte, wie schon gesagt, unbedingt Prousts Originaltext lesen. Ich möchte meine eigenen Gedanken, Beobachtungen und Analysen entwickeln, und erst im Anschluss diese mit den Interpretationen der o. g. Autorinnen vergleichen. Ich bin immer noch der Meinung, dass Proust in der Recherche nicht immer mit den Frauen so wohlwollend umgegangen ist wie in seinen Briefen. Mir fallen dazu sämtliche Szenen ein, die ich in den dortigen Buchbesrechungen beschrieben hatte. 

Ich habe das ganze Wochenende wieder mit Proust zugebracht. Am Samstag habe ich seine Briefe gelesen, am Sonntag darüber geschrieben und viel im Internet recherchiert und weitere Texte gelesen. Früher hatte ich an den Wochenenden immer ein Buch ausgelesen, und seit ich Prousts Briefe lese, komme ich nicht mehr dazu. Dadurch kommen meine anderen Bücher definitiv zu kurz. Ich habe noch so viele andere Leseprojekte laufen, die notgedrungen auf Eis gelegt sind, wenn ich Proust nicht vernachlässigen möchte. Aber mein Wissensdrang wird immer größer, dass ich nicht anders kann, als ihn mit noch mehr Texten und Materialien zu stillen. 

__________________

Proust Zitate

Man kann nur über das gut schreiben,
was man liebt.
(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

Kennzeichen wahrer Originalität ist,
über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen.
(Brief an Georg de Lauris)

Gelesene Bücher 2020: 15
Gelesene Bücher 2019: 34
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Donnerstag, 13. August 2020

Alexander Gosztonyi / Das große Buch der Seele (1)

Evolution, Bewusstsein und transzendentale Intelligenz    

Der Wissende weiß, dass er glauben muss.
(Friedrich Dürrenmatt)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 


Welch ein tolles Buch. Es hat mir tatsächlich viele, viele Fragen beantworten können. Ein Buch, das man allerdings nicht einfach so herunterlesen kann, weshalb ich meine Zeit gebraucht habe. Das Buch ist sehr komplex, sodass ich mir nur ausschnittweise einige Statements für die hiesige Buchbesprechung vornehmen werde.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Um was geht es in diesem Buch?
Es sind so viele Themen, die der Autor behandelt, dass ich nur ein paar nennen möchte. Es geht um sämtliche Sinnfragen, die auf alle Lebewesen auf unserem Planeten, im Universum bzw. im gesamten Kosmos bezogen sind. Es geht darum, was die Seele ist, wie sie entstanden ist, was man unter Gott und dessen Schöpfung versteht. Es geht um Tod und Wiedergeburt, dazu um die äonische Entwicklung, dass, wenn wir am Ende dieser angelangt sind, wir unseren Reinkarnationsprozess beendet haben und schließlich in die Sphären Gottes gelangen würden. Auch geht es um die Entstehung der verschiedenen Weltreligionen, um den Bezug zur Bibel und Jesus Christus. Es geht um das Bewusstsein aller Lebewesen, nicht nur um das der Menschen. Ganz interessant fand ich die Beschreibung zu Gut und Böse und was Liebe ist. Es geht hier aber nicht um den strafenden Gott, sondern ausschließlich um den liebenden, der alles vergibt. Sittenstrenge Lehrmeister*innen sind hauptsächlich die Menschen, die sich und anderen gegenüber bewusst oder unbewusst einem Vollkommenheitsanspruch nachgehen, und lassen
dadurch in sich ein projektives Gottesbild entstehen. Weshalb Gott alles vergibt, sogar das tiefste Verbrechen, wird in dem Buch mehrfach erklärt. Das bedeutet aber nicht, dass der Mensch freie Hand hat. Mit jeder bösen Tat lädt er sich schlechtes Karma auf. Was das sog. Böse ist, wird im Buch sehr gut beschrieben, auch, dass es mit Sinn behaftet sei. Ich werde weiter unten auch nochmals darauf eingehen. 

Nicht der strafende, sondern der liebende Gott
Häufig kommt man in Situationen, in denen man von anderen Menschen enttäuscht wurde, dass man sich so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit wünscht. Aber gibt es die? Ist es nicht besser, wenn wir vergeben, denn sonst wird es immer Kriege weltweit geben? Wer den Krieg nicht im Außen erlebt, der erlebt ihn in seinem Inneren, wo er mit all seinen Widersachern zu hadern hat. Das AT ist voll von den Wünschen eines strafenden und rächenden Gottes. Oder man wird oft wegen kleinster Fehler von seinen Mitmenschen angeprangert. Man wird hier häufig mit hohen moralischen Werten konfrontiert, deren Haltung allerdings nichts mit Gottes Geduld, Verständnis und Liebe zu tun hat. 

Gott allerdings straft nie. Im Gegenteil: er hilft dem Menschen, seine Schuld auf jene Weise wiedergutzumachen, die sowohl für Mitmenschen und Mitseelen als auch für ihn selber im wahren Sinne vorteilhaft ist.- Ist der Mensch innerlich reif genug, so wird er auch erkennen können, dass alle seine Verschuldungen geschehen mussten. Er wird einsehen, dass „Fehler“ machen, das Böse“ tun, sich verschulden in der äonischen Entwicklung aus dem Grunde unvermeidlich sind, weil sie grundlegende Erfahrungen mit sich bringen und somit den Lernprozess der menschlichen Seele überhaupt erst ermöglichen. Und er wird auch wissen, dass ohne Gottes Willen nichts auf der Welt geschehen kann, auch das Böse nicht. (2014, 576)


Welche Punkte haben mich am meisten beschäftigt?
Das waren eine Menge, ich aber darüber nicht schreiben kann, weil ich befürchte, damit viele meiner Mitmenschen zu verärgern, weil das, was der Autor schreibt, stark vom Glauben bzw. vom Nichtglauben der Menschen abweicht. Außerdem ist es wichtig, die Punkte nicht isoliert zu betrachten, sondern sie im gesamten Kontext aufzunehmen. 

Aber zur Liebe möchte ich mich gerne detaillierter auslassen. Der Autor hat sie in vielen Kategorien gepackt, und manche waren mir nicht fremd, vor allem über die Art, wie die meisten Menschen lieben. Zum Beispiel lieben sie nur ihr Haustier, oder nur ihre Familie, ihre eigenen Kinder, viele lieben nur ihr Land, dadurch wird auch der Rassismus verständlich. Der Autor beschreibt diese Art von Liebe als die ausschließende Liebe. Es ist eine Entweder- oder-Liebe. Hier bringe ich nun ein längeres Zitat ein, um dies besser zu verdeutlichen:

Diese sehr verbreitete Art von Liebe ist die ausschließende Liebe. Ausschließlichkeit kennzeichnet auch die identifikative Liebe. Auch diese beschränkt sich auf Personen, mit denen sich der Mensch identifizieren kann, so dass die Grenzen seiner Liebe mit den Grenzen der Gemeinschaft, welcher er angehört, zusammenfallen. - Außenstehende müssen - oder sollen sogar - nicht geliebt werden. Dazu wäre der Mensch auf den unteren Entwicklungsstufen ohnehin nicht fähig. Und es kommt nicht selten vor, dass Menschen dieses Schlages allen, die nicht zu ihrer Gemeinschaft gehören, mit Misstrauen, wenn nicht mit Hass begegnen. Zum Beispiel beschimpfen Kinder in manchen Landstrichen „Fremde“ (zu denen sie auch Bewohner der Nachbardörfer zählen), nur, weil sie nicht aus demselben Dorf sind. Manche bewerfen diese sogar mit Steinen, nach dem Grundsatz: „Wer nicht zu unserer Gemeinschaft gehört ist ein Feind“; - ungeachtet dessen, wie er ist oder was er tut. Die „Liebe“ zu den Eigenen fordert den Ausschluss aller Außenstehenden, - womit auch schon der Boden für Verachtung oder Hass von Angehörigen anderer ethnischer Gruppen (…) gelegt ist.

Der Unterschied der rein ausschließenden Liebe zur identifikativen Liebe besteht im Folgenden: Der Mensch, der nur zur identifikativen Liebe fähig ist, liebt in jedem, den er „liebt“, letztlich nur sich selber. Derjenige hingegen, der nicht mehr identifikativ und auch nicht mehr besitzergreifend liebt, kann schon fähig sein im wahren Sinne zu lieben. Er kann jedoch vorläufig nur wenige lieben. Seine Liebe ist noch ausschließend. Weil er noch nicht fähig ist, sich auch anderen gegenüber in echter Liebe zu öffnen, macht er aus seiner Unfähigkeit (...) ein Gesetz und behauptet, man dürfe nicht auf dieselbe Weise und mit derselben Intensität Personen lieben.

 Wächst im Menschen die Liebesfähigkeit, so wird er immer mehr Menschen und Seelen in seine Liebe einbeziehen können. Das Herz, das sich öffnet, öffnet sich allen gegenüber. (600)


Die wahre und echte Liebe
Über die Liebe ist ja schon ganz viel gesprochen, geschrieben und gesungen worden. Über kitschige und schnulzige Liebesschlager und Liebespoesien, über tiefsinnige philosophische Schriften und vieles andere mehr. Interessant fand ich dagegen die Perspektive des Autors, weil sich der Mensch zur wahren Liebe erst hinentwickeln müsse.

Auf der höchsten Stufe hingegen fühlt der Mensch sich mit allen Menschen und allen Seelen verbunden und der Grund seiner Verbundenheit ist seine echte Liebe zu allen. (588)

In dieser Entwicklungsstufe ist es schließlich egal, aus welchem Land ein Mensch kommt und welche Hautfarbe er hat. Diese Menschen sind in der Lage, alle Menschen als seinesgleichen zu betrachten. Hier werden auch die Gemeinsamkeiten in den Fokus gerückt und nicht nur die Unterschiede, die zwischen allen Menschen, auch unter den Verwandten, überall vorhanden sind.

Liebe erblüht, wenn sich der Mensch öffnen kann. Sie ist eine Angelegenheit des Herzens. -Öffnet sich das Herz des Menschen, so wird er auch fähig wahrzunehmen, wie die anderen in Wahrheit sind und was sie tatsächlich brauchen. Wer wirklich liebt, der denkt in erster Linie nicht an sich, sondern an jene, denen seine Liebe gilt. 

Wer liebt, kümmert sich nicht um die Meinung anderer, kümmert sich nicht um vorgefasste Vorstellungen und er kümmert sich nicht einmal um seine Liebe. Es genügt, dass er der Liebe gestattet, in ihm wach zu werden. Die Liebe findet, falls sie echt ist, ihren Weg von selbst.

Liebe ist nicht nur Gefühl, Liebe ist immer auch ein Tun. Und was die Liebe zu tun hat, das weiß sie selbst am besten. Sie kann bekanntlich auch heilen und deckt eine Menge von Sünden zu (…).

Der Mensch muss die Liebe nur zulassen, sie in sich wirken lassen. Ist seine Liebe echt, so ist es oft überraschend, was alles durch Liebe bewirkt werden kann, sogar Wunder. Wer wahrhaftig liebt, wird es gewiss erfahren haben. (602)

Das Herz, was sich der Liebe öffnet, öffnet sich nie nur einem Wesen gegenüber. Es öffnet sich allen gegenüber: allen Seelen, ob sie die Kleinsten oder die Größten sind, (...) Lebewesen oder Menschen (…). Und der „Geringste“ ist ihm ebenso wertvoll wie der „Höchste“. (603) 


Menschen mit transzendentalen Erfahrungen
Menschen, die über solche Erfahrungen verfügen, die Gott oder ihrem Schutzengel nahe waren, oder Kontakt mit Verstorbenen hatten, haben das Bedürfnis, mit ihren Mitmenschen darüber zu sprechen. Der Autor warnt davor, mit diesen Erfahrungen hinaus zu gehen, denn

Viele, die versuchen, ihr Gotteserlebnis anderen mitzuteilen, erleben eine bittere Enttäuschung. Sie müssen erfahren, dass sie lediglich „Perlen vor die Säue werfen“ (…) Nur die Wenigsten nehmen ein solches Erlebnis ernst, und noch weniger sind es, die es verstehen. (630)

Ich selbst spreche nur mit bestimmten Leuten darüber, wenn ich mit solchen Erlebnissen beschenkt werde. Und ich hatte in meinem Leben schon viele Geschenke dieser Art. In der Gesellschaft dagegen wird man als naiv und dumm bezeichnet. Da fragt man sich häufig, wer der wirkliche Dumme ist?

Woher hat der Autor sein Wissen?
Wie ich schon in der Buchvorstellung geschrieben habe, ist der Schweizer Autor Alexander Gosztonyi über 40 Jahre lang in Zürich in eigener Praxis Rückführungstherapeut und Lebensberater gewesen. Über seine Arbeit hat er 2009 auch ein Buch herausgebracht, das hier bei uns in Deutschland nicht mehr erhältlich ist. Viele Infos, die die Proband*innen in den Sitzungen von sich gaben, ließen sich bei der Evaluation als richtig bestätigen.

Was ist ein Rückführungstherapeut?
Ein Rückführungstherapeut versetzt die Ratsuchend*innen mithilfe der Trance in andere Leben, um Blockaden aus dem gegenwärtigen Leben aufzudecken.

Wie wird eine Rückführung durchgeführt?
Hier ein Link eines Rückführungstherapeuten, der dies aus seiner eigener Praxis wunderbar beschreibt. 

Meine Identifikation
Obwohl dies hier ein transzendentales Sachbuch ist und keine belletristische Literatur, habe ich auch in diesem Buch Quellen gefunden, in denen ich mich wiedergefunden habe, mit denen ich mich identifiziert habe. Es geht um die Liebe zu den Mitseelen, die Liebe zu  den Tieren.

Daraus ein Zitat:

Der Mensch, in welchem die Liebesfähigkeit erstarkt, merkt, wie er auch Tiere und Pflanzen lieben kann (und nicht nur seinen „Liebling“ die Katze oder den Hund im Haus). Und er wendet sich ihnen in Liebe zu, indem er sie pflegt und schützt, und falls sich ihm Gelegenheit bietet, versucht er sie auch vor barbarischen Zerstörungen zu bewahren. Da dies allerdings - sogar im Kleinsten – (heute noch) nicht immer möglich ist, wird er wegen seiner Liebe zu den Mitseelen und zur Natur (vorläufig) immer wieder leiden. (604)

Dies genau war der Grund, was mich zur vierten Glaubenssuche meines Lebens bewogen hat. Mein innerlicher Schmerz Tieren gegenüber, die durch uns Menschen Leid erfahren, nimmt immer mehr zu, vor allem, weil ich ohnmächtig zuschauen muss, wie dieses Leid sich weltweit vermehrt. Die kleinen Dinge, die ich Tieren Gutes tue, sind im Vergleich zu dem Elend, den Tieren und Pflanzen weltweit zugefügt wird, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. 

Der Autor ist weder Buddhist, noch Hinduist
Alexander Grosztonyi ist Christ, dennoch ist er durch seine Berufspraxis von der Theorie der Reinkarnation und des Karmas überzeugt. Auch geht er differenziert zur Bibel und dem Zölibat ein.

Cover und Buchtitel                                           

Das Cover ist interpretationswürdig, passt zur Thematik. Und der Titel hat auch absolut gehalten, was er versprochen hat.

Zum Schreibkonzept
Das Buch ist sehr gut strukturiert; die Themen bauen alle aufeinander auf. Auf den 712 Seiten ist es in vier Teilen gegliedert und besteht insgesamt aus 34 Kapiteln. Am Ende findet man einen Anhang, der aus Teilen von Fremdbegriffen, Personen- und einem Sachregister zusammengesetzt ist.

Das Buch ist thematisch zwar recht komplex, aber sehr gut verständlich geschrieben. Ich habe auf vielen Seiten ein Post-it kleben, die ich alle nicht wieder entfernen werde, damit ich betreffende Stellen immer wieder nachlesen kann.

Meine Meinung
Mich hat das Buch richtig gefesselt, mit vielem konnte ich mich aussöhnen, was in der Welt so alles geschieht aber es schreckte auch etwas ab. Es ist die astronomische Anzahl der Reinkarnationen. Bis man diese äonische Stufe erlangt hat, die uns Menschen von der Wiedergeburt befreit und man in die Sphären Gottes gelangt, ist ein sehr, sehr weiter Weg. Ich selbst habe mich gefragt, in welcher Entwicklungsstufe ich mich befinde? Puh, ich glaube, dass meine Entwicklungen noch lange, lange nicht abgeschlossen sind.

Tiere und Karma
Interessant fand ich den Aspekt, dass auch Tiere ein Karma haben. Wenn ich dies nun an meinen Haustieren beobachte, wird mir manches klar, weshalb meine Katze sich nicht für die Liebe ihres seit knapp drei Jahren neuen kätzischen Mitbewohners öffnen kann. Auch für sie ist dies mit einer großen Lernaufgabe verbunden.

Tiere, die bei Menschen leben, befinden sich auf dem Weg, sich durch einen langen Reinkarnationszyklus von einer Tierseele zu einer Menschenseele zu entwickeln. Erstmal Mensch geworden, gibt es kein Zurück mehr. Es ist nicht möglich, sich wieder in eine Tierseele rückzuverwandeln, wie dies uns viele Esoterikerinnen und auch esoterische Tierkommunikatorinnen glaubhaft zu machen versuchen. 

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch Eigeninitiative und durch Internetrecherchen. Seit vielen Jahren befinde ich mich schon auf der Suche nach Antworten auf meine Frage, warum Tiere durch uns Menschen so ein Elend erleiden müssen und Gott dies zulässt? Ich bin zwar keine Kirchgängerin und auch nicht bibelfest, so bin ich dennoch davon überzeugt, dass es etwas Göttliches geben muss, denn die Welt kann unmöglich ganz von selbst entstanden sein. Selbst der Urknall hat seinen Stoß gebraucht, um aktiv zu werden. Kann ein Nichts tatsächlich nichts sein, aus dem ein ganzes Universum zustande kam? Deshalb immerzu meine Frage, warum lässt Gott das zu? Tiere, Pflanzen und Kinder sind für mich die schutzlosesten Lebewesen, die es überhaupt gibt. Bei den Verbrechen an Kindern folgen dagegen heftige Strafen, die abschreckende Wirkungen erzielen können, Verbrechen an Tieren und an Pflanzen werden allerdings nicht ausreichend strafrechtlich verfolgt und geahndet. Außerdem gibt es legale Gewalt und legale Tötungen an unsere wehrlosen Mitseelen. 

Mein Fazit
Ich bin noch lange nicht fertig mit Alexander Gosztonyi. Werde mir die Folgebände auch noch vornehmen, denn mich hat dieses Buch total bereichert. Doch man muss sich für neue Sichtweisen öffnen können, auch in der Lage sein, das alte Weltbild auch mal auf den Kopf zu stellen, sonst wird man wenig mit dem Buch anfangen können. Auf jeden Fall gebe ich eine klare Leseempfehlung für suchende und aufgeschlossene Menschen.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck passend zum Stil eines Fachbuches
2 Punkte: Sehr gute Verständlichkeit
2 Punkte: Authentizität des Sachbuches
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus 
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.

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Der Wissende weiß, dass er glauben muss.
(Friedrich Dürrenmatt)

Gelesene Bücher 2020: 15
Gelesene Bücher 2019: 34
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist auch Geist, und was er innerlich denkt und fühlt. Auch ist er für seinen Charakter und für seine Taten ganz alleine selbst verantwortlich 
(M. P.)

Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)


Montag, 20. Juli 2020

Der feinfühlige Marcel Proust

Foto: Pixabay
Weiter von Seite 543 bis 554. 

Es gibt eine Änderung zu unserem proustischen Leseprojekt. Anne hat angekündigt, dass sie nicht mehr mitlesen möchte, da sie genug eigene Projekte am Laufen habe. Ihr würde Proust nicht so nahestehen wie mir. Dennoch lasse ich Anne weiter im Boot, da ich ihr gerne von den Briefen berichten könne. Außerdem habe sie sich bereit erklärt, Internetrecherchen anzugehen, wenn ich z. B. außergewöhnliches Bildmaterial oder besondere Zusatztexte zu Proust suche, die ich selbst nicht finden kann. Anne ist Meisterin darin. Sie findet immer in kürzester Zeit Objekte, für die ich häufig zu blind oder zu ungeduldig bin.

Die Briefe zu lesen sind schon eine recht große Herausforderung, auch weil dazu die Antwortbriefe fehlen. Dazu noch die vielen Fußnoten, die dafür sorgen, dass der Lesefluss permanent gestört wird, ohne dass man hinterher wirklich schlauer geworden ist, weil uns einfach die Hintergründe fehlen. Aber mir liegt sehr viel daran, die Briefe weiter zu lesen, da ich zu Proust eine engere Bindung habe als Anne, da ich vieles andere von ihm schon gelesen habe. Er ist mir dadurch sehr vertraut geworden.

Deshalb werden nun die Telefonate hier nicht mehr aufgeführt. Dennoch ein großes Dankeschön an Anne, dass sie mich geduldig so lange begleitet hat. Gemeinsam macht es schon mehr Spaß, nun mache ich im Alleingang weiter, da ich Annes Entschluss durchaus akzeptieren und respektieren möchte. 

Auch für mich sind die Briefe nicht immer leicht. Anstrengend finde ich vor allem, die vielen Zitate herauszuschreiben, die ich häufig in der Überlänge als eine lästige und sehr zeitaufwendige Beschäftigung empfinde, weil ich sie nicht immer aus dem Zusammenhang reißen möchte. Daher häufig die langen Zitate, die mir die größte Mühe bereiten.

Auch wenn mir viele Briefe insgesamt auch sehr schwerfallen, sie zu lesen, weshalb ich nur zehn Seiten am Stück mir immer nur vornehmen möchte, und ich nicht abbrechen möchte, hat es noch eine andere Bewandtnis. Ich fühle mich zu Proust hingezogen und freue mich häufig auf das Wochenende, und hoffe, Neues aus seinem Leben in Erfahrung bringen zu können. Ich finde, seine Art zu schreiben einfach nur genial, und häufig genieße ich seine Ausdrucksweise, lasse sie im Stillen immer wieder in meinem Inneren langsam wie ein Stück Gourmet auf der Zunge zergehen, als wollte ich seine Gedanken essen und einverleiben. So schön und wohltuend fühlen sie sich an.

Auf den folgenden Seiten gibt es nur einen Brief, der mir ins Auge geschossen ist, bzw. der mich innerlich auch sehr ergriffen hat. Prousts weiche Art gefällt mir sehr. Immer bemüht um freundliche, warme Worte. Dieser Brief geht an Madame Geneviève Straus, aus dem ich unbedingt zitieren möchte, weil er auch für meine spätere Proust-Reise von Bedeutung sein wird. Madame Straus schickt Proust fünf leere Notizhefte, Tagebücher, die mich berührt haben, weil sie durch ihre Geste ihm Wertschätzung entgegenbringt, ihn mit ihrem Geschenk ermuntert, weiter zu schreiben, und Proust gibt immer zurück, was er von seinen Mitmenschen erhält. Aber immer in Form feingeistiger Geschenke, in denen häufig so viel Menschenliebe steckt. Nichts geht bei ihm unter. Alle Gedanken, die er von seinen Freund*innen empfängt, wirken auf mich wie Samen, die in seiner Seele jeder Zeit aufzugehen bereit sind. Es sind Spuren, die er dadurch in den Seelen seiner Mitmenschen hinterlässt.

An Geneviève Straus
Anfang Februar 1908, Proust ist hier 36,5 Jahre alt
Madame, Ihre kleinen Almanache bezaubern mich, und der Gedanke, dass sie von Ihnen kommen, macht sie so poetisch. Kurzum, ich bin entzückt und danke Ihnen von ganzem Herzen. (2016, 550)
Sind das nicht schöne, feinsinnige Zeilen?

Aus der Fußnote geht hervor, dass es sich um fünf kleine Carnets handelt, die die Freundin bei Kirby, Beard & Co. gekauft und sie ihm zu Neujahr geschenkt hatte. 
Vier davon sind heute im Besitz der Bibliothèque nationale. Das fünfte gehörte Cèleste Albaret, die bezeugte, dass Proust sie von Madame Straus erhalten hatte. (Ebd.)
Ganz klar, dass ich diese in der Nationalbibliothek in Paris aufsuchen werde.

Bei Amazon konnte ich folgendes Exemplar finden.

Hier geht es zu dem Link, aus dem der französische Klappentext hervorgeht, dass fünf kleine Tagebücher aus dem Geschenk der Madame Straus stammen würden. Außerdem ist zu entnehmen, dass sie als Notizbücher dienten, in denen Proust seine Gedanken zu seiner Recherche aufgeschrieben hat. Darüber hinaus geht noch hervor, dass Proust in der Zeit zwischen 1908 und 1910 sich darin jede Menge Sinnfragen gestellt hatte, auch, ob er z. B. aus seinen Ideen zu seiner Recherche einen Roman kreieren solle, oder eine philosophische Studie? Auch ist aus dem Text zu entnehmen, dass er sich immer wieder hinterfragt habe, ob er ein Schriftsteller sei? Jetzt wird für mich besser verständlich, dass Proust tatsächlich an sich als Schriftsteller und an seine Schreibkunst gezweifelt hatte, was ja schon in meinem letzten Beitrag angesprochen wurde, und ich ihn nicht für ernst genommen habe. Ich freue mich sehr über diese zusätzlichen Hinweise durch den Klappentext, die viel anschaulicher sind als manche Fußnote im eigentlichen Buch. Doch zu seinen Selbstzweifeln; tun das nicht alle guten Schriftsteller*innen, an sich und an ihrer Kunst zweifeln? 

Weiter geht es in dem Brief. Proust geht auf den Baulärm ein, der bei der Freundin zu Hause zu ertragen sei. Hat mich sehr gerührt, wie edel er darauf reagiert hat, wobei ich nicht sicher bin, ob er meint, was er schreibt, zumindest hat er Mitgefühl für deren Lage:
Was Sie mir über die Handwerker im Nebenhaus sagen, bringt mich zur Verzweiflung. Viel lieber wäre mir (ich versichere Ihnen, dass ich das ernst meine), wenn das neben mir wäre und Sie keinen Lärm hätten. Ich werde ständig daran denken. Ach, es ist wohl nichts zu machen. (551)
Hat Proust nicht genug Leid durch seine chronifizierte Atemwegserkrankung, die ihn zeitlebens ans Bett bindet? Trotzdem finde ich ihn sehr rührend, wie zärtlich Marcel Proust in Wirklichkeit doch sein kann.
Wollen wir uns ein Boot mieten, auf dem überhaupt kein Lärm gemacht wird und von dem aus wir alle schönen Städte der Welt am Meeresufer vorbeigleiten sehen, ohne unser Bett (unsere Betten) zu verlassen? (551)
Welch eine romantische Vorstellung, welch ein schönes Bild. In einem anderen Buch hatte ich einmal gelesen, dass Proust tatsächlich viele seiner Reisen im Bett liegend getätigt hatte.

Weiter geht es nächstes Wochenende 554 – 565.
___________________
Man kann nur über das gut schreiben,
was man liebt.
(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

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Montag, 13. Juli 2020

Proust und seine Selbstzweifel als Schriftsteller

Foto: Wikipedia Public Domain
Weiter geht es von Seite 533 bis 543. 

Nach einer kleinen Proust – Pause setzen wir weiter mit den Briefen fort.

Vorher noch ein Beitrag von Anne-Marit aus den vorherigen zehn Seiten.

Annes Beitrag
Ich freue mich ja immer, wenn ich in Proust' Briefen mal auf einen mir bekannten Namen oder Titel stoße. Und hier treffe ich gleich jemanden, den ich auch selbst gelesen, gesehen und gehört habe. "Entführt - Die Abenteuer des David Balfour" habe ich als Kurzserie im TV gesehen, als Zweiteiler ("Entführt" und "Catriona") gelesen und ich liebe das Lied "Davids Song" von der Kelly Family. 

Den Stevenson empfahl Marcel Proust seiner Briefpartnerin Hélène de Caraman-Chimay in der 2. Julihälfte des Jahres 1907:
",Die Abenteuer des David Balfour' gelten, glaube ich, als ein langweiliges Werk von Stevenson. Mich hatte es bezaubert, alle diese schottischen Landschaften. - Um jetzt nach Frankreich zurückzukehren, es gibt mindestens zwei Romane von Boylesve, die sehr angenehm zu lesen sind, ,La Becquée' (wundervoll) und ,L'Enfant à la Balustrade'.  Ich kann sie nicht in einem so entschiedenen Sinn unterhaltsam nennen wie die von Stevenson, der, noch als er an Schwindsucht dahinsiechte und seine Schmerzen in einem Eisenbahnwaggon mit Laudanum betäubte, nicht aufhörte, mit unversiegbarem Genie die amüsantesten Geschichten zu erfinden, die schönsten, am wenigsten bedeutungsschweren, Geschichten um der Geschichten willen. Voll jener Lebensfreude, die er so machtvoll mitteilt und die er selbst nie gekannt hat."

Liebe Anne,
den Song von den Kellys mag ich auch ganz gerne, aber das war es dann auch schon, was ich kenne von dem, was Du aufgeschrieben hast. Aber sehr interessant.

Ich mache nun weiter ab Seite 531, woraus hervorgeht, dass die Immobilie, Haus Nr. 102, am boulevard Haussmann, verkauft wurde. Das Haus verband viele Erinnerungen mit Prousts Mutter Jeanne, in dem sie gelebt haben. Es gehörte einst dem Onkel Louis Weil, Mutters Bruder, und wurde am 08. November 1907 verkauft. Gekauft wurde es von Prousts Tante. Welche Tante, das geht aus dem Kontext leider nicht hervor.
Es gab mir einen Stich ins Herz, dass das Haus am boulevard Haussmann kürzlich verkauft worden ist, und zwar sehr schlecht. Ich habe acht Tage Zeit, ein höheres Angebot zu machen, da aber der Käufer meine Tante ist, wage ich es nicht!

Proust soll darin aber von 1907 bis 1919 gelebt haben. Wo er die letzten drei Jahre seines Lebens wohnhaft zugebracht hat, bleibt noch offen.

Leider gibt es dieses Haus heute in Wohnform nicht mehr. Es muss später nochmals verkauft worden sein, das in ein Einkaufszentrum umgebaut worden ist. Schade, dass ich dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie meine Reise nach Paris vertagen musste. Gerne wäre ich hingereist, und ich meine proustischen Fantasien dort an Ort und Stelle hätte schweifen lassen wollen. Werde mich wohl auf das nächste Jahr gedulden müssen.

                                   
Interessant fand ich zudem folgende Briefe, die an Daniel Halévy gerichtet sind, die mir sehr sympathisch waren, wo Proust sich von seiner besten, menschlichen Seite gezeigt hat, und ich ihn für seine Ehrlichkeit bewundert habe. Dass er sagen konnte, was ihn bewegt, was ihn gekränkt hat.

An
Daniel Halévy (1872-1962)
Frz. Essayist und Historiker
Dezember 1907, hier war Proust 36 Jahre alt
Cher ami, Ich bin schrecklich leidend! – Etwas in Deinem Brief hatte mir wehgetan. Daraufhin habe ich Dir zwölf Seiten geschrieben. Und dann habe ich mich darauf besonnen, wie Du bist, habe gespürt, dass meine Auslassungen Dich sehr aufbringen würden, habe Deinen Brief dann noch einmal gelesen, ich hatte ihn falsch verstanden, ich habe meinen Brief zerrissen; aber in zwei nebensächlichen Punkten hatte ich Dir dort geantwortet, und nun muss ich von vorn anfangen!
Was das >>Sich nicht grüßen<< (Adeline und Dein Held), habe ich mich völlig in Deinen Absichten getäuscht, Du hast offenbar unterstreichen wollen, dass die tief beunruhigte Adeline zerstreut ist, sich nicht normal verhält. Also normalerweise ist sie höflich, ausgezeichnet. Bei Deinem Helden hast Du gerade zeigen wollen, dass er nicht zum Volk gehört. (Proust bezieht sich auf den Helden einer Erzählung von D. H., Anm. d. Verf.).
Auch in meinem Eindruck von mir selbst habe ich mich getäuscht. Ich könnte nicht mit Leuten aus besseren Kreisen zusammenleben, die Leute aus dem Volk nicht grüßen, aber ob die Leute aus dem Volk einander grüßen oder nicht, ist nicht dasselbe. Leute aus dem Volk können sehr liebenswürdig sein, und ob! Meine besten Freunde sind darunter, und ich weiß, über welch ausgefeilte Formen von Höflichkeit sie verfügen. (536f).
Im nächsten Brief von Dezember 1907, an denselben Empfänger, gibt Proust einen kleinen Einblick, wie es in seiner Wohnung aussehen könnte. Genauso, wie er es beschreibt, habe ich sie mir auch vorgestellt. Eine reine Junggesellen, Intellektuellen Schriftsteller-Wohnung.
Wenn Du den Schweinestall sehen würdest, der meine Wohnung ist, all die zerrissenen Papiere, den verstreuten Zucker, die Zeitungsstapel, die meine Freunde zu überklettern haben, wenn sie an das gelangen wollen, was kaum mein Bett genannt werden kann, dann hättest Du nicht gefürchtet, dass ich Deine Blätter >unsauber zusammengeklebt< finden könnte. 
Proust hatte im Figaro, Februar 1907, einen Artikel Sohnesgefühle eines Muttermörders veröffentlicht, den Daniel Halévy so gut fand, dass er den Artikel behalten wollte, indem er die Seiten aus dem Figaro ausgeschnitten und zusammengeklebt hatte. Zudem wollte er sich diese von Proust signieren zu lassen. Ein angeblich etwas unsaubere Machenschaft, weshalb Proust, um seinen Freund zu trösten, seine unordentliche und chaotische Wohnung gegenübergestellt hat. Aber es ehrt ihn auch, dass sein Artikel auf so große Bewunderung stößt. Anstelle dieser Blätter möchte Proust diese mit seinem Manuskript austauschen, es ihm signiert schenken. Nun macht er sich aber sehr klein, und ich nicht weiß, ob er es ernst meint, was er mit folgender Zeile schreibt:
Es kommt mir so vor, als würde ich es entwerten, wenn ich es signiere. Aber da Du es wünschst, werde ich es tun. Ich bin nur noch beim Suchen. (…) Mein Kammerdiener sucht überall herum und von meinem Bett aus überwache ich die Operationen. J  (…) Und nebenbei erlaube mir bitte Dir zu sagen, (…) dass ich erstaunt bin, dass ein so bemerkenswerter Bursche wie Du diesen Artikel schätzt. Ich fand ihn so schlecht, dass ich nicht signieren wollte. Ich werde Dir erzählen, was mich doch dazu gebracht hat. In meinen Augen ist das von allen Artikeln, die ich dem Figaro gegeben habe, der bei Weitem am wenigsten gute. Ich sage nicht, dass er nicht ziemlich wahre Gedanken enthält. Sie gehören so sehr meinem Denken an, dass sie möglicherweise für mich eine Art Banalität haben, die sie für einen anderen nicht haben. Aber dennoch, ich habe sie hier geäußert wie in einem Gespräch, schlecht formuliert, kalt, demaklatorisch. Anderswo, in anderen Artikeln, ist es mir manchmal – nicht oft – gelungen, meine Gedanken mit Wörtern zu tränken, sie damit zu füllen, zu färben, das ist keinem aufgefallen. Ich bin erstaunt, dass man von dem geäußerten Intellekt berührt werden kann, wo er doch nur der verborgene, wenngleich notwendige Träger eines Werks sein sollte, in dem er nicht in Erscheinung tritt. (539f)
Mir hat diese Textstelle sehr gut gefallen, wenn sie auf mich auch zwischen den Zeilen ein wenig selbstliebend klingt. Er selbst schreibt von sich:
Du machst mich ganz überheblich, und indem Du mich durch Deine Sendung zwingst, (…) wage ich kaum Dich zu fragen – so lächerlich scheint es mir -, ob ein Manuskript von mir (falls ich es wiederfinde!) Dir Freude mache würde. Indem ich das sage, spüre ich schon, wie grotesk es ist, gib Dir bitte nicht einmal die Mühe nein zu sagen, es ist zu offensichtlich. Aber eben, weil ich nie daran gedacht hatte, dass man etwas von mir aufbewahren könnte, bin ich es weder gewohnt noch habe ich ein Gespür dafür, was von mir wirklich interessiert. (540)
Eigentlich will er doch hören, wie wichtig dem Freund seine Texte nur sind.
Aber es ist nicht nur sein Freund Daniel, auch von Geneviève Straus musste er sich eine Bestätigung einholen, denn sie hatte in einem Brief vom Dezember 1907 Proust ermuntert, weiterhin Texte für den Figaro zu schreiben.
Sie sind zu liebenswürdig, wenn Sie mich zum Schreiben auffordern. Eine willkommene Abwechslung zu denjenigen, die sich unendlich viel Mühe geben, nicht mit mir über meine Artikel zu sprechen und nicht den Anschein zu erwecken, sie täten es absichtlich nicht, weil sie Angst haben, mich zu kränken, wenn sie mir gestehen würden, dass sie sie idiotisch finden, und weil sie ihren Worten und der Aufrichtigkeit eine so törichte Bedeutung beimessen, dass sie mir nicht aus bloßer Gefälligkeit gratulieren wollen. (541)
Was war vorgefallen? Hatte er geklagt, sodass er von außen immer wieder hören musste, wie gut er schreiben kann? Ist es die Eigenliebe gewesen, oder ist sein Selbstvertrauen eher im Keller abgedriftet? Ich glaube eher, das erstere wäre der Fall. Proust hatte genug Selbstvertrauen, um seinen Weg als Schriftsteller ungebeugt gehen zu können.

Weiter geht es nächstes Wochenende von 544 – 554.
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Man kann nur über das gut schreiben,
was man liebt.
(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

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