Dienstag, 5. Juni 2018

Ekaterine Togonidze / Einsame Schwestern

Lesen mit der Leserunde auf Whatchareadin

Klappentext
Aus dem Georgischen von Nino Osepashvili & Eva Profousová  
Die siamesischen Zwillinge Lina und Diana sterben unter mysteri­ösen Umständen. Erst danach erfährt ihr Vater Rostom von deren Existenz, und dann, Seite für Seite, über das Leben seiner Töchter und deren unterschiedliche Persönlichkeiten in ihren ergreifenden Tagebucheinträgen.  
Die beiden gegensätzlichen Stimmen zeichnen ihre außergewöhnlichen Er­­fahrungen als zwei getrennte Personen auf, die sich einen Körper teilen müssen. Bis ins Teenager-Alter werden die verletzlichen Zwillinge von der Außenwelt verborgen und von der Großmutter umsorgt, die darum kämpft, die beiden in einem verarmten post­sowjetischen Georgien zu beschützen – einer Gesellschaft mit wenig Mitgefühl für Behinderte. Nachdem die Großmutter stirbt, sind Lina und Diana wehrlos und fallen jeder Art von Misshandlung zum Opfer. Sie werden sexuell und psychisch missbraucht, sie werden gezwungen, als Freaks im Zirkus zu arbeiten.  
Von der Taille abwärts verbunden, bleibt den Schwestern als einziger Rück­zugsort die Welt ihrer Tagebücher: Lina, unbeschwert und glücklich, ist fähig, sich zu verlieben, schreibt Gedichte, hat eine optimistische und romantische Seele und erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens. Diana, angespannt und bodenständig, kann ihre Situation nicht akzeptieren. 
Nur von der Großmutter unterrichtet und versteckt vor der Außenwelt, erweitern die beiden ihren Wortschatz durch Fernsehsendungen und Blättern in Illustrierten. Die daraus entstehende einfache Sprache in ihren Tagebucheinträgen unterstreicht das Bild der Isolation der Zwillinge und macht diesen einzigartigen Roman authentisch. 
»Sie erinnert uns daran, dass Toleranz wichtig ist,  der Lebensstil anders ist und die vielfältige menschliche Natur  der Reichtum der Menschheit ist.«THE AUTHORS’ READING MONTH LITERARY FESTIVAL, CZ

Autorenporträt
Ekaterine Togonidze wurde 1981 geboren. 2011 erschien ihre erste literarische Veröffentlichung. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrmals ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie 2012 den renommierten Saba-Preis. Ekaterine Togonidze war 2013 offizieller Gast der Leipziger Buchmesse, im gleichen Jahr war sie auch Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin. 
Ekaterine Togonidze prägt seit über fünf Jahren Georgiens Literaturlandschaft. Mit ihrem ersten Roman Einsame Schwestern war sie die erste Schriftstellerin, die das Thema »Körperliche Behinderung« in Georgien literarisch verarbeitete und zur Diskussion brachte.

Meine ersten Leseerfahrungen
Schon die erste Seite hat mich total getriggert und ich nicht aufhören konnte zu lesen. Ein sehr spannendes Romandebüt, mit einer sehr brisanten, traurigen und sensiblen Thematik. Die Autorin wurde auch auf Whatchareadin eingeladen, sodass sie die Fragen ihrer LeseInnen beantworten kann.

Bin auf den Abschluss gespannt und auf den Gesprächskreis.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 180 Seiten
·         Verlag: Septime Verlag (19. Februar 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3902711744


Sonntag, 3. Juni 2018

Nickolas Butler / Die Herzen der Männer (1)

 Lesen mit Sabine St.

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ein Buch über die inneren Abgründe der Männer; über deren Schwächen, Hemmungen und Nöte ... Ein Buch über Mobbing ...

Gestern Nacht habe ich endlich das Buch ausgelesen. Leider hat es nicht gehalten, was es in den ersten Abschnitten versprochen hat. Und das sehe nicht nur ich so. Da ich das Buch zusammen mit Sabine gelesen habe, habe ich unten ein paar unserer gemeinsamen  Eindrücke festgehalten. Sabine besitzt keinen Blog. Schade, denn Sabine kann sich wahnsinnig gut über ein gelesenes Buch ausdrücken, ähnlich wie auch meine Freundin Christina Sauer. Aber ich kann von Monerl, eine Lesefreundin aus meiner Heimatregion, die Rezension schon mal verlinken. Monerl hat das Buch letzte Woche gelesen, und sie hat mich gebeten, ihre Rezi noch nicht zu lesen, solange ich mit dem Buch zugange bin, damit ich nicht beeinflusst werde. Sie sei neugierig auf unsere Meinung. Am Ende dieser Besprechung kann man durch einen Klick auf Monerls Buchbesprechung zugreifen, die ich mittlerweile gelesen habe. 

Die Handlung
Der Held dieser Geschichte ist Nelson Clouthy. Er feiert im Sommer 1962 seinen 13. Geburtstag. Die Geschichte beginnt recht dramatisch. Nelson hat viele Jungs zu seinem Geburtstag eingeladen, die mit einer Ausnahme alle nicht erschienen sind. Sie wollen nichts mit Nelson zu tun haben. Nelson hat nicht genug Selbstvertrauen und dadurch auch keine Freunde, obwohl er in der Schule und bei den Pfadfindern erfolgreich ist. Er weint ganz entsetzlich. Die Mutter, Dorothy, nimmt seinen Jungen in den Arm, spricht tröstend auf den Jungen ein, während der Vater erst verbalaggressiv wird und anschließend den Jungen mit dem Gürtel schlägt, weil er die Tränen seines Sohnes nicht auszuhalten weiß. Gefühle werden hier vonseiten der Männer als Schwäche angeprangert. Nelson ist eine gutmütige Figur, die sensibel ist und keiner Fliege etwas zuleide tut.  Nelson befindet sich während der Sommermonate im Lager der Pfadfinder und muss auch dort viele Hürden überwinden. Hier sind nur Jungens unterwegs, aus denen richtige Männer herangezogen werden sollen, die z. B. fähig sein wollen, später in den Krieg zu ziehen ...
Im weiteren Ablauf bekommt man es mit weiteren männlichen Figuren zu tun, die ebenfalls grausam sind. Bis zum Schluss lernt man Männer kennen, die gewaltträchtig sind. In den letzten Episoden vergewaltigt ein Arzt eine Frau, nachdem er sie erst mit Schlaftabletten im Getränk narkotisiert hat … Dieser Arzt wurde schließlich wegen Vergewaltigung und wegen versuchten Mordes eingebuchtet …

Das Schreibkonzept
Der Ablauf der Geschichte besteht aus vier Teilen und aus 48 Kapiteln. Er beginnt historisch, Sommer 1962, und endet in der Gegenwart, Herbst 2019. Manchmal gibt es zwischen den unterschiedlichen Epochen Sprünge. Das heißt, wenn man sich in der Gegenwart befindet, wird man im nächsten Absatz plötzlich wieder in die Geschichte zurückversetzt. Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Man kommt schnell in die Handlung rein. Man hat es hier mit drei Generationen zu tun.

Für mich drei besondere aber fragwürdige Szenen
Vorsicht Spoiler

Erste Szene: Der Wettkampf
Die Pfadfinder entwickelten für einen Wettkampf zwei Mannschaften. Die Mannschaft, die den Wettkampf verloren hat, soll einen Nickel in die Latrine werfen. Ein Junge dieser Crew wird herausgepickt, der in die Latrine klettern soll, und in den Fäkalien nach dem Nickel suchen muss. Der Junge darf erst aus der Latrine herauskommen, wenn er den Nickel gefunden hat ... Mir war sofort klar, welche Mannschaft das Wettspiel verlieren, und welcher Junge auserkoren wird, in die Latrine zu steigen. Wollte der Autor uns mit dieser Szene schocken?

Zweite Szene: Die Ehefrau in der Selbstverteidigung
Nelsons Vater verliert seinen Job, angeblich, weil Nelson im Pfadfinderlager seine Kameraden wegen des gesetzeswidrigen Verhaltens an den Leiter des Lagers ausgeliefert hat. Als der Vater versucht, sich an seinen Sohn zu rächen und erneut gewalttätig wird, greift die Mutter ein, und sticht mit einer Gabel überall auf den Körper des Vaters ein und schmeißt ihn hochkant aus dem Haus. Dies war eine Szene, die mir eigentlich gut gefallen hat. Endlich wehrt sich mal eine Frau/Mutter gegen den fiesen Mann/Vater.

Dritte Szene: Das Versprechen
Nachdem Dorothy ihren Mann Glete aus dem Haus geworfen hat, muss sie schauen, wie sie alleine klarkommt. Nelson macht eine Ausbildung an der St. John Militärakademie ... Nach der Ausbildung kommt er wieder nach Hause. Als Nelson sich erneut aufmachen möchte, von zu Hause auszuziehen, um seinen eigenen Weg gehen zu können, muss er der Mutter zwei Versprechen abnehmen. Regelmäßig eine Karte schreiben, damit  sie weiß, dass ihr Sohn am Leben ist … Das zweite Versprechen bestand daraus,  jedes Jahr zu Weihnachten nach Hause zu kommen. Da Nelson die Mutter als sein bester Freund bezeichnet hat, geht man davon aus, dass er seine Versprechen halten wird. Tut er aber nicht. Nach seinem Auszug sieht er seine Mutter nicht mehr lebendig. Über ein Telegramm erfährt er viele Jahre später, dass die Mutter an einem Schlaganfall gestorben ist. Daraufhin fährt er zurück nach Hause, nimmt an der Beerdigung teil und macht eine Haushaltsauflösung, damit das Haus verkauft werden kann. In dem Kleiderschrank seiner Mutter findet Nelson alle Weihnachtsgeschenke, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, die die Mutter für ihn gekauft hatte. Spätestens hier müsste Nelson vor dem schlechten Gewissen in den Boden versinken. Tat er aber nicht, es waren keine ausreichenden Gewissensbisse, und deshalb war uns diese Szene nicht glaubwürdig genug. Etwas von der guten Erziehung der Mutter hätte in Nelsons Herzen einen liebevollen Anklang finden müssen. Erstrecht, weil sie nach dem Rauswurf des Vaters alleine zu Hause war. Selbst von Nelson, der eigentlich ein guter und sensibler Junge war, entwickelte man als Leserin ihm gegenüber spätestens hier ein negatives Herzensbild. Wie lieblos muss man sein, um eine so gute Mutter, die sich schmerzlichst nach ihrem Sohn sehnt, für ihre restliche Lebenszeit alleine zu lassen?

Natürlich sind das nicht die einzigen Szenen, die Fragen aufwerfen und nachdenklich stimmen. Weitere sind dem Buch zu entnehmen. 

Welches Weltbild versucht der Autor uns LeserInnen aufzuzwingen?
Die Antwort hätte ich eigentlich lieber von dem Autor selbst gehört. Und weil ich den Autor nicht fragen kann, kann ich sie mir nur aus meiner Sicht versuchen zu geben ...
Ich habe echt ein Problem anzunehmen, dass es in den Herzen der Männer reihum, über Generationen hinweg, so grauenvoll ausschaut, wie der Autor uns mit seinem Buch weiszumachen versucht. Ich kenne viele gutmütige Männer und viele anstengende Männer, andersherum aber kenne ich auch Frauen, die in ihrem Herzen ähnlich hart sind wie die Männer in der hiesigen Männerwelt. Sie greifen sicher nicht nach einem Gürtel, tun aber andere Dinge, die nicht weniger harmlos sind. Frauen, die nicht das Herz am rechten Fleck haben. Doch hier im Buch werden die Frauen eher idealisiert, während der Mann global in seiner gesamten Rohheit dargestellt wird.

Meine Meinung
Wie schon gesagt, waren die ersten 150 bis 200 Seiten vielversprechend. Doch nach und nach flauten meine Konzentration und mein Interesse immer mehr ab. Und die letzten 150 Seiten haben sich für mich lesetechnisch als schleppend erwiesen. Am liebsten hätte ich das Buch abgebrochen. Vom Niveau her hat mich dies an Elena Ferrantes Buch erinnert, das ich im ersten Band auch als recht einseitig und sehr klischeehaft erlebt hatte, wenn es darum ging, die Gesellschaft eines Landes literarisch widerzuspiegeln. Ferrantes Folgebände musste ich wegen dieser Einseitigkeit auslassen. Es hat sich an der Aggressivität dieser Gesellschaft nichts verändert ... Zurück zum Buch; mich hat außerdem gewundert, wie der sensible Jason es geschafft hat, sich zu einem Soldaten ausbilden zu lassen, um anschließend für den Vietnamkrieg eingezogen zu werden. 

Lesen mit Sabine St.
Dieses Buch hat für Sabine und für mich für viele Diskussionen gesorgt. Wir waren einer Meinung, dass das Buch wenig anspruchsvoll ist, die Handlungen nicht ausreichend glaubwürdig, und die ProtagonistInnen nicht wirklich authentisch, wenn man von den ersten Abschnitten absieht. Insgesamt psychologisch wenig fundiert. Enttäuscht waren wir auch von dem Verlag Klett-Cotta, der sonst recht anspruchsvolle Bücher auf den Markt bringt. Das Buch Die Herzen der Männer wäre besser in einem Verlag aufgehoben, der ausschließlich einfache Unterhaltungsliteratur produziert. Es hätte die LeserInnen erreicht, die sich von diesem Inhalt leichter beeindrucken lassen. Für anspruchsvolle Leserinnen, wie wir es sind, stellte sich diese Literatur als eine glatte Enttäuschung heraus. Dies ist aber nicht überheblich gemeint.

Buchtitel und Cover
Schon der Titel Die Herzen der Männer hätte mich nicht angesprochen, wenn das Buch von einem weniger anspruchsvollen Literaturverlag aufgesetzt worden wäre. Ich habe so meine Probleme mit Stereotypen. Sind denn wirklich alle Herzen der Männer gleich? Sicher gibt es in der Erziehung zwischen den Geschlechtern Unterschiede, auch heute noch, aber jedes Kind, das Gewalt in der Kindheit erfährt, wächst mit einer Störung auf, Mädchen sind davon nicht ausgenommen. 
Das Cover war ansprechend aber leicht austauschbar, wie man hier das Buch von Tilman Röhrig, Thoms Bericht, sehen kann. 

Sabine hat noch folgendes Buch gefunden:

Mein Fazit?
Das Buch war mir viel zu trivial, zu leicht durchschaubar, zu facettenarm. 

Ungeklärte Fragen
Ein Buch über Männer, ein Buch über Mobbing unter Männern, aber wer sind die LeserInnen? Welche Zielgruppe will man mit diesem Buch erreichen? Lesen auch Männer dieses Buch, oder sind es wieder mal hauptsächlich nur die Frauen die Interessentinnen? Dies würde mich wirklich interessieren.

Was hat mich zum Kauf dieses Buches veranlasst?
Aus persönlichen Gründen hat mich die Thematik gereizt.

Weitere Rezensionen:
Hier geht es zu Monerls Buchbesprechung.

Weitere Informationen zu dem Buch
·         Gebundene Ausgabe: 477 Seiten
·         Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 2. Druckaufl. (11. Februar 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3608983139

Meine Bewertung?
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
0 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
0 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
Schs von zwölf Punkten

______________________
Gelesene Bücher 2018: 23
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Dienstag, 29. Mai 2018

Nickolas Butler / Die Herzen der Männer

Lesen mit Sabine St.

Klappentext
Über eine Zeitspanne von drei Generationen und ebenso vielen Kriegen erkundet dieser Roman die Herzen der Männer: ihre Schwächen und Geheimnisse, ihre Bedürfnisse und Werte. Damit legt Nickolas Butler nach »Shotgun Lovesongs« ein vielschichtiges und sensibles Epos über die Verletzungen, die Männer einander und anderen zufügen, vor.  
In den Augen seines Vaters ist Nelson eine Enttäuschung. Wer will schon ein Kind, das weder Freunde noch Selbstbewusstsein besitzt? Je intensiver der verunsicherte Junge sich nach Zuwendung sehnt, desto stärker sondert sich der Vater ab, bis er irgendwann ganz aus dem Leben seines Sohnes verschwindet. Doch in einem Punkt hat er sich getäuscht. Nelson ist nicht allein. Jonathan, sein bester Freund aus dem Pfadfinderlager, ist das genaue Gegenteil von Nelson: bei allen beliebt, pragmatisch und mit einer unverwüstlichen Leichtigkeit ausgestattet. Was aber treibt jemanden wie Jonathan dazu, sich mit einem Außenseiter anzufreunden? Und stand Jonathan wirklich immer so rückhaltlos zu ihm? Das Leben im rauhen Wisconsin verlangt Nelson, Jonathan und dessen Familie Prüfungen ab, die Freundschaft und Loyalität auf eine harte Probe stellen. 

Autorenporträt
Nickolas Butler, geboren 1979 in Allentown, Pennsylvania, wuchs in Eau Claire, Wisconsin auf. Er studierte an der University of Wisconsin und beim University of Iowa Writers' Workshop. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Herbst 2013 erschien sein Roman »Shotgun Lovesongs«.
Der Autor ist mir noch unbekannt. Habe gerade 105 Seiten gelesen. Viel Neues zu der Thematik habe ich nicht erfahren, aber trotzdem spannend, wie der Autor die Thematik betrachtet. Ich sehe so viele Parallelen zu meiner eigenen Kindheit, obwohl ich kein Junge war. Damit möchte ich sagen, dass auch Mädchen ähnliche Schicksale in der Familie erleiden können wie der kleine Nelson in diesem Buch. 

Der Schreibstil gefällt mir gut, bin auf Weiteres gespannt.

Meine Lesepartnerin Sabine St. habe ich im Bücherforum kennengelernt. Dies ist nun das zweite Buch, das ich zusammen mit ihr lese. Das erste Buch war Tyll Uhlenspiegel von Daniel Kehlmann. Ich werde rechts ein weiteres Label, Lesen mit Sabine St., anlegen.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 477 Seiten
·         Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 2. Druckaufl. (11. Februar 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3608983139



Sonntag, 27. Mai 2018

Astrid Lindgren / Die Brüder Löwenherz (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ein Jugendbuch von Astrid Lindgren, das, verglichen mit ihren anderen Jugendbüchern, völlig aus dem Rahmen fällt. Ein recht düsterer Fantasieroman, das voll von Abenteuern ist. Und trotzdem ist er mit viel Liebe geschrieben. Ins Zentrum wird hier der Tod gerückt, der zwei Nachleben verspricht.

Die Handlung
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Brüder Karl und Jonathan Löwenherz. Karl, zehn Jahre alt, leidet an einer unheilbaren Krankheit und ist dadurch bettlägerig. Er weiß, dass er bald sterben muss. Traurig fragt er seinen Bruder, warum er so früh sterben müsse? Jonathan, der seinen kleinen Bruder Krümel nennt, tröstet ihn, und verspricht ihm, dass sie sich nach dem Tod in Nangijala wiedersehen würden. Nangijala wäre ein wunderbarer Ort mit vielen schönen Abenteuern.

Nun kommt es zu einer Katastrophe. Das Haus der Kinder fängt Feuer, und als Jonathan seinen kleinen Bruder aus dem brennenden Haus rettet, kommt er selbst ums Leben. Nicht lange danach folgt ihm Krümel und tatsächlich, sie treffen sich wieder in Nangijala.

Nangijala liegt in den Bergen und ist ein Land voller Märchen und Sagen. Die Dörfer, in denen sie leben, heißen Heckenrosental und Kirschtal. In der ersten Zeit machen die Brüder gemeinsam viele schöne Sachen. Krümel lernt die Taubenkönigin Sophia kennen, die einen engen Kontakt zu den Tauben pflegt. Viele Tauben übermitteln von Dorf zu Dorf wichtige Nachrichten …

Doch Löwenherz hat hier eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Und es wird Zeit, seinen kleinen Bruder darin einzuweihen. Er müsse Orwar aus der Katlahöhle befreien. Katla ist ein Feuer speiender Drache. Wenn Jonathan die Befreiung nicht gelingen würde, dann könne Nangijala nicht weiter existieren und alle müssten sterben. Doch der Drache alleine ist nicht die Gefahr. Der Drache wird von Tengil beherrscht. Tengil ist ein Diktator, der sich von den Menschen nimmt, was er haben will. Für die BewohnerInnen von Heckenrosental lässt er eine lange und hohe Mauer errichten, die Tag und Nacht von Tengilsoldaten bewacht wird. Für die BewohnerInnen werden Sperrzeiten eingeführt … Da sich herumgesprochen hat, dass Jonathan Orwar befreien will, hat Tengil seine Soldaten auf ihn gehetzt. Es finden weitläufige Suchaktionen statt … Der kleine Karl vermisst seinen Bruder schmerzlichst und macht sich selbst auf den Weg, zusammen mit seinem Pferd Fjalar, ihn zu suchen. Von den Tengilsoldaten wird Karl geschnappt …

Mehr möchte ich nicht verraten …

Das Schreibkonzept
Auf den ersten Seiten lernt man den kleinen Karl kennen, der in der Ichperspektive von sich und seiner Familie spricht. Zuerst spricht er von seinem Bruder, dann von seiner Erkrankung, etc. Der Erzählstil setzt sich bis zum Ende der Geschichte so fort. Sehr leicht und kindgerecht geschrieben. In dem Buch sind viele schöne Schwarz-Weiß-Illustrationen abgedruckt.

Cover und Buchtitel?
Die Brüder Löwenherz - Astrid Lindgren
Auf dem vorderen Buchcover befinden sich beide Kinder in Nangijala. Karl ist nicht mehr bettlägerig und genießt mit seinem Bruder das Angeln an der frischen Luft. Das Buchcover hinten; beide Kinder befinden sich auf der Flucht von Tengil.

Ist das Buch jugendtauglich?
Ich finde schon. Aber es bitte nicht mit Michel, Lotta, Pippi Langstrumpf … vergleichen …
Kinder mögen Abenteuergeschichten. So ein wenig hat mich das Buch an Herr der Ringe erinnert, nur kindlicher. Allerdings wurde das Buch in der Öffentlichkeit stark kritisiert, dass der Tod für Kinder eine zu ernste Thematik sei und weil der Tod in dem Buch zu stark verharmlost werden würde. Aber ich denke, dass größere Kinder zwischen Fiktion und Realität sehr wohl unterscheiden können. Und kleinere Kinder leben in ihrer eigenen Welt. Sie werden schon rechtzeitig das Eine von dem Anderen zu unterscheiden lernen, wie dies auch mit Märchen der Fall ist.

Neben den vielen Abenteuern, die bezwungen werden müssen, geht es in dem Buch auch um Liebe familiärer und freundschaftlicher Art. Auch Vorurteile anderen gegenüber werden in bestimmten Szenen  thematisiert. Es geht um Gut und Böse und über die Schwierigkeit, das Eine von dem Anderen zu unterscheiden. 

Meine Identifikationsfigur
Jonathan. Ich hatte mich in meiner Kindheit auch immer für andere stark gemacht. Für Kinder und für Erwachsene. Auch um meine 2,5 Jahre jüngere Schwester war ich häufig fürsorglich. 

Ungeklärte Fragen
Die Geschichte hat politische Hintergründe. Es bleibt zu ergründen, wann Astrid Lindgren dieses Buch geschrieben hat? Ich vermute während oder nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Buch hat stark diktatorische Züge. Was ich aus ihren Autobiografien entnehmen konnte; Schweden verhielt sich im Zweiten Weltkrieg neutral. Astrid Lindgren hat aber nicht passiv zugeguckt, während Hitler in Deutschland gewütet hat. Ihre Hilflosigkeit gab sie ihrem Tagebuch kund und schrieb dazu Geschichten.

Meine Meinung
Mich hat das Buch fasziniert. Mit so viel anhaltender Spannung habe ich nicht gerechnet. Sehr interessant geschrieben. Den Schluss fand ich einerseits düster, andererseits hatte es aber etwas Befreiendes, je nachdem, was die BetrachterInnen daraus machen.
Ich selbst habe das Buch auch in meiner Jugend gelesen. 1973 wurde das Buch erstmals ins Deutsche übersetzt und gedruckt. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich es damals in meinem ersten Leseleben aufgefasst hatte.

Mein Fazit?
Dies ist das dunkelste Buch, das ich jemals von Astrid Lindgren gelesen habe. Phasenweise habe ich es als recht schwermütig erlebt. Nicht so aufheiternd wie bei der megastarken Pippi oder wie beim frechen Michel. Die Themen fand ich hier mit viel Traurigkeit und Ernsthaftigkeit bepackt.

Eigentlich heißen die Kinder Karl und Jonathan Löwe. Wie es zu dem Namen Löwenherz gekommen ist, ist dem Buch zu entnehmen.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
Zwölf von zwölf Punkten.

Auszeichnung
1979 wurde das Buch mit dem internationalen Janusz-Korczak-Literaturpreis und dem Wilhelm-Hauff-Preis geehrt.

Und hier geht es zu Tinas Buchbesprechung.

Weitere Information zu dem Buch

 Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
·         Verlag: Oetinger Verlag; Auflage: 37 (1. Februar 1974)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3789129410
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Gelesene Bücher 2018: 22
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Donnerstag, 24. Mai 2018

Astrid Lindgren / Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz - Astrid LindgrenLesen mit Tina

Nun ist es wieder soweit, Tina und ich lesen zum Monatsende gemeinsam ein Buch. Dieses Mal war ich mit dem Aussuchen dran.


Klappentext
Wir sehen uns wieder in Nangijala!“
Jeden Abend lauscht der schwerkranke Krümel den Geschichten seines älteren Bruders Jonathan - über Nangijala, dem Land der Sagen und Märchen, in das die Menschen nach ihrem Tod gehen. Als Jonathan durch ein Unglück ums Leben kommt und Krümel kurz darauf an seiner Krankheit stirbt, treffen sie sich an jenem geheimnisvollen Ort. Und so beginnt das Abenteuer der Brüder Löwenherz.

Autorenporträt
Astrid Lindgren, die bekannteste Kinderbuchautorin der Welt, wurde 1907 auf Näs im schwedischen Smaland geboren, wo sie im Kreis ihrer Geschwister eine überaus glückliche Kindheit verlebte. Für ihre mehr als siebzig Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, die in über siebzig Sprachen übesetzt worden sind, wurde sie u.a. mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - Alternativer Nobelpreis - Internationaler Jugendbuchpreis - Hans-Christian-Andersen-Medaille - Große Goldmedaille der Schwedischen Akademie - Schwedischer Staatspreis für Literatur - Deutscher Jugenditeraturpreis - Prämie.

Auszeichnungen 
7/2008 Internationaler Preis der jungen Leser, Auswahlliste (Stiftung Lesen) 1/1979 Wilhelm-Hauff-Preis 1/1979 Internationaler Janusz-Korczak-Preis 1/1978 Premio Bancarelino (Italien) 1/1978 Silberner Griffel (NL) 1/1975 Deutscher Jugendliteraturpreis, Nominierung 1/1974 Preis des Schwedischen Buchhandel

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
·         Verlag: Oetinger Verlag; Auflage: 37 (1. Februar 1974)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3789129410