Sonntag, 8. Januar 2017

Mein Jahresrückblick 2016

Meine Lesestatistik 2016: Gelesen habe ich 72 Bücher, davon wurden 5 abgebrochen. Und 39 Bücher sind von mir mit zehn von zehn Punkten bewertet worden.16 Bücher bekamen neun Punkte. Fünf Bücher erhielten acht Punkte. Fünf Bücher sieben Punkte. Null Bücher sechs Punkte. Null Bücher 5 Punkte. Zwei Bücher vier Punkte. Ein Buch drei Punkte. Und vereinzelt gibt es Bücher, die ich gar nicht bewertet habe. Demnach hatte ich insgesamt eine gute Auswahl an Büchern getroffen.
Zu der Bewertung verhalf mir eine selbst erstellte Tabelle mit verschiedenen Kriterien. Die Bewertung der Bücher ist hier zu entnehmen. Auf der Seite bitte zum Jahr 2016 runterscrollen. 

Ende März 2016 habe ich die Anfrage auf dem Bloggerportal nach Rezensionsbüchern gestellt und habe dort seit dem 25 Rezensionen hinterlegt. Des Weiteren habe ich Kontakt mit dem Suhrkamp, Rowohlt und dem Diogenes-Verlag aufgesucht und erhalte auch von diesen Verlagen Bücher zum Rezensieren. Auch dies möchte ich gerne im neuen Jahr weiter beibehalten, mit den Verlagen zusammenzuarbeiten. Das macht mir großen Spaß. Der nächste große Stapel wartet hier schon auf mich.

Ende des Jahres habe ich Benedict Wells zu meinen LieblingsschriftstellerInnen erkoren. Werde demnach von diesem Autor auch ein Leseprojekt starten.

Die Frankfurter Buchmesse 2016 fand ich ganz besonders schön, weil auch  meine Bücherfreundin Tina aus dem Saarland dafür angereist kam und wir viele schöne, gemeinsame, unvergessliche Büchereindrücke haben sammeln können, die man nicht mit jedem teilen kann. So fragte mich eine Kollegin nach den dortigen Eintrittspreisen. Als ich ihr den Betrag nannte, sagte sie ganz erstaunt; für das, dass es dort nur Bücher zu sehen gibt, ist der Eintritt recht teuer. 😁
Den Messebesuch möchte ich in diesem Jahr 2017 etwas mehr ausweiten, d. h. ich habe die Absicht, die Buchmesse auch unter der Woche zu besuchen und habe dafür in meiner Dienststelle schon meinen Urlaub eingetragen. Ich freue mich sehr auf Anne-Marit und auf Tina, die ebenfalls dazustoßen möchten. Anne hat sogar die Absicht, schon zum Messebeginn von Aurich (Niedersachsen) aus zu kommen. Die Leipziger Buchmesse würde mich auch brennend interessieren. Aber leider muss ich dies in die Zukunft verschieben, da derzeit mein Seniorkater Momo viel Pflege benötigt. Ich wäre schon mal neugierig zu wissen, wie sich diese beiden Buchmessen voneinander unterscheiden. Ich habe so manches aus der Presse entnehmen können, dass die Leipziger kleiner, aber überschaulicher sei, und sie sei sehr leserorientiert ausgestattet. Außerdem soll man wohl in Leipzig zu allen Messetagen Bücher kaufen können. In Frankfurt geht das nicht, und ich habe noch nicht ganz verstanden, weshalb dies in Leipzig und in Frankfurt aber nicht geht. Es hat mit der Buchpreisbindung zu tun. Dies ist für mich nicht wirklich nachzuvollziehen. Gibt es diesbezüglich in Leipzig andere Gesetze? Das kann ich mir nicht denken. Innerhalb von Deutschland kosten die Bücher überall gleich. 

Was sieht meine weitere Planung für das Jahr 2017 vor? Da ich ein besonderes musisches Ereignis zum Ende des Jahrs hin machen durfte, habe ich Lust bekommen, wieder regelmäßig zu musizieren. Dadurch muss ich meine Bücher nun mit meinen Musikinstrumenten teilen, Querflöte und Altblockflöte. Am liebsten spiele ich Szenen aus der Zauberflöte, aber ich mag auch Tänze, irische Folklore, Klassik, etc. Auch die Musik war schon immer ein Teil meines Lebens.
Aber lesen mit Anne und Tina setze ich unbedingt weiter fort und auch das Lesen in der Leserunde auf Watchareadin möchte ich beibehalten, je nach Art des Buches. Außerdem möchte ich in diesem Jahr den letzten Band von Prousts Recherche lesen und die Bände mit seinen Briefen und einer weiteren Biografie ergänzen. 

Die zweibändigen Proust-Briefe, erschienen im Herbst 2016 im Suhrkamp-Verlag, werde ich zusammen mit Anne lesen.

Des Weiteren freue ich mich auf einen weiteren Austausch mit den mir bekannten Bloggerkolleginnen Ina, Renie, Janine, Anne Parden, Anne-Marit und Tina. 

Ich wünsche allen Leserinnen und allen Lesern meines Bücherbloggs ein frohes, gesundes und ein buchiges Jahr 2017.
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Gelesene Bücher 2017: 01
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Sonntag, 1. Januar 2017

Astrid Lindgren / Kati in Amerika Italien Paris

Lesen mit Anne


Zum Jahresbeginn habe ich uns dieses Buch ausgesucht. Mich hat es irgendwie zu Astrid Lindgren gezogen. Ich habe das alte Jahr mit einem Jugendbuch beendet und nun beginnen wir das neue Jahr auch mit einem Jugendbuch. Anne hat sich darauf gefreut. 



Klappentext
Kati hat das Reisen entdeckt. Zunächst geht es nach Amerika, das Land der unbegrenzten Mäglichkeiten. Als Kati dann anschließend mit ihrer Freundin Eva 3000 Kronen gewinnt, ist klar: Das reicht für eine Reise nach Italien.Noch ahnt sie nicht, dass sie auf der Fahrt Lennart kennen lernen und ihn schließlich heiraten wird. Und wohin führt die Hochzeitsreise? Nach Paris natürlich.


Autorenporträt
Astrid Lindgren, die bekannteste Kinderbuchautorin der Welt, wurde 1907 auf Näs im schwedischen Smaland geboren, wo sie im Kreis ihrer Geschwister eine überaus glückliche Kindheit verlebte. Für ihre mehr als siebzig Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, die in über siebzig Sprachen übersetzt worden sind, wurde sie u.a. mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - Alternativer Nobelpreis - Internationaler Jugendbuchpreis - Hans-Christian-Andersen-Medaille - Große Goldmedaille der Schwedischen Akademie - Schwedischer Staatspreis für Literatur - Deutscher Jugenditeraturpreis – Prämie

Ich habe schon ein paar Seiten gelesen und das Buch klingt interessant. Ich bin wirklich mal gespannt, wie viele Klischees Astrid Lindgren in ihren Büchern gepackt hat.


Weitere Informationen zu dem Buch

Dieses Buch, eine Reisetrilogie, habe ich bei Amazon antiquarisch erworben. 2002 wurde es im dtv junior herausgebracht. Eine neue Version konnten wir damals nicht finden.

Dies ist nun kein typisches Lindgren-Buch. Aufmerksam wurde ich darauf in dem Werkporträt Zum Donnerdrummel, erschienen  2002 im Oetinger-Verlag. Ich war erstaunt, wie viele Bücher es noch von der Autorin gibt, die wir hier gar nicht kennen, weil sie in den Buchläden nicht ausgelegt sind. Man findet eher die üblichen Kinderklassiker. Und deshalb bin ich schließlich auf die Suche gegangen nach diesem Buch und konnte nur im Antiquariat fündig werden. 

Auf geht´s. 







Samstag, 31. Dezember 2016

James Matthew Barrie / Peter Pan (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

So, nun habe ich auch diesen Peter Pan durch und bin von diesem Märchen mittlerweile mehr als gesättigt, weshalb ich mich hier sehr kurz halten möchte, aber am Ende verlinke ich diese Buchbesprechung mit der ersten Buchbesprechung.

Meine ersten Leseeindrücke sind unverändert geblieben. Mir hat die vorliegende Ausgabe besser gefallen als die vorherige Ausgabe. Vieles hat sich hier wiederholt, was ich von der letzten Lektüre schon wusste. Aber es gab wiederum viele andere Szenen, die dies Buch um einige Abenteuer reicher gemacht hat, und ich mich dabei gefragt habe, ob diese Abenteuer aus der Fantasie der beiden Übersetzerinnen stammen? Das weiß ich nicht. Man müsste, um dies herauszufinden, dieses Märchen in der Originalsprache lesen, wozu ich aber nicht imstande bin. Aber ist das so wichtig? Geht es nicht eher darum, zu beurteilen, ob ein Buch gut geschrieben ist? In diesem Fall geht es darum, ob es Kinder anspricht.

In diesem Buch kam mir Peter Pan viel menschlicher vor, und nicht so herzlos. Er konnte hier in seiner Welt auch empathisch sein … Und was mir ganz neu war, ist, dass Peter Pan Flöte spielen konnte. …

Auch in der Besetzung gibt es kleine Unterschiede. Die Indianer haben hier nicht so schlecht abgeschnitten. Alle Kinder wünschten sich, Indianer zu sein. Das fand ich sehr schön, dass das Exotische so aufgewertet wird.

Auf die Frage hin, ob auch in diesem Buch die Kinder als herzlos beschrieben werden?
Dies also war die Geschichte von Peter Pan, und sie gefiel den Jungs ebenso gut wie die hübsche Erzählerin selbst. Denn hier war alles so, wie es sein sollte. Wir sausen davon, wie die herzlosesten Kreaturen der Welt – was Kinder ja auch sind, und dabei so unwiderstehlich -, und denken nur an uns selbst. Und wenn wir dann wieder mehr Aufmerksamkeit brauchen, kehren wir großmutig zurück und vertrauen darauf, nicht verhauen, sondern in die Arme genommen zu werden. (2016, 128)
Also, auch in diesem Buch werden die Kinder als herzlos beschrieben, aber die Übersetzerinnen beschreiben dieses Herzlose in der Art, dass Kinder gar nicht anders können. Um wirklich frei zu sein, muss man egoistisch sein. Wären die Kinder nicht herzlos, dann würden sie z.B. aus Liebe zu ihren Eltern Rücksicht auf sie nehmen, und würden nicht den Mut aufbringen, sich aufzumachen und in ein Abenteuer zu fliegen. Und dies hat mich überzeugt, wobei ich selbst, wäre ich Autorin, für herzlos einen anderen Begriff wählen würde. Herzlos ist demnach kein Übersetzungsfehler.

Die kleine Wendy wird erwachsen und hegt Peter Pan gegenüber Schuldgefühle, weil sie erwachsen geworden ist, und nicht Kind geblieben ist.

Peter Pan konfrontiert sie später mit der Frage, weshalb sie erwachsen geworden sei? Weshalb sie die Fähigkeit zu fliegen verloren habe? Peter Pan weinte über die verlorene Wendy. Er vergießt viele Tränen. Aber da ist ja noch die kleine Jane, Wendys Tochter, der Peter Pan alles andere als fremd sei … Auch Jane fragt die Mutter, weshalb sie nicht mehr fliegen könne?
Weil ich erwachsen bin, Liebes. Wenn man groß ist, vergisst man, wie es geht. Warum? Weil man nicht mehr übermütig und unschuldig und herzlos ist. Nur wer das alles ist, kann fliegen.

Mein Fazit zu dem Buch?

Pädagogisch gesehen finde ich dieses Buch wesentlich besser für ein Kind. Es ist flüssiger und liebevoller geschrieben. Dann die vielen zusätzlichen Abenteuer, die ich im anderen Buch vermisst habe, haben mich inspiriert. Die inneren Bilder haben mich wesentlich mehr angesprochen. Es ist fantasievoller geschrieben.

Daher gebe ich dem Buch zehn von zehn Punkten.

Und hier geht es zu dem ersten Peter Pan-Buch, das ich zusammen mit meiner Lesefreundin Tina gelesen und besprochen habe.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Kinderbücher 
Hardcover Leinen 
22 x 27 cm
208 Seiten 
erschienen am 28. September 2016 

978-3-257-01189-0 
€ (D) 34.00 / sFr 45.00* / € (A) 35.00 
* unverb. Preisempfehlung 

Und hier geht es zu der Verlagsseite von Diogenes.
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Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Dienstag, 27. Dezember 2016

James Matthew Barrie / Peter Pan

Aus dem Englischen übersetzt von
Christiane Buchner und Martina Tichy

Illustration von
Tatjana Hauptmann



Klappentext
Tatjana Hauptmann hat während fünf Jahren träumerisch-verspielte Illustrationen in rauschender Farbenpracht erschaffen. Ein opulenter Prachtband, wie gemacht für ein Land bewohnt von Feen, Elfen und dem vorwitzigsten Jungen der Welt. 

Autorenporträt
Sir James Matthew Barrie, geboren 1860 in Kirriemuir, war ein schottischer Schriftsteller und Dramatiker. Seine bekannteste Figur, ›Peter Pan‹, wurde durch Pflegekinder inspiriert, die er großzog. Er vermachte alle Rechte daran einem Londoner Kinderkrankenhaus.

Meine ersten Leseeindrücke?

Dies ist nun mein zweites Peter Pan-Buch. Das erste Buch hatte mich nicht wirklich zufriedengestellt, weshalb ich schließlich neugierig auf das vorliegende Buch wurde. Es sind unterschiedliche ÜbersetzerInnen, weshalb es sich gelohnt hat, es mit einer anderen Ausgabe zu probieren. Dieses Buch ist aus meiner Sicht deutlich besser und viel kindgerechter geschrieben, ohne dass es zu kindlich wirkt. Die Illustrationen gefallen mir auch viel besser, denn hier besteht Peter Pans Kleidung aus grünen Blättern, so wie ich ihn in meiner Kindheit kennengelernt hatte.

Man kommt viel leichter in das Märchen rein und auch die Figur Peter Pan kommt viel authentischer rüber. Hier ist er zwar auch ein wenig exaltiert, aber nicht zu übertrieben, wirkt auf mich viel natürlicher.
Und ich bin gespannt, ob hier die Kinder auch als herzlos beschrieben werden.

Und hier geht es zu der ersten Buchvorstellung.  

Weitere Informationen zu dem Buch

Kinderbücher 
Hardcover Leinen 
22 x 27 cm
208 Seiten 
erschienen am 28. September 2016 

978-3-257-01189-0 
€ (D) 34.00 / sFr 45.00* / € (A) 35.00 
* unverb. Preisempfehlung 

Und hier geht es zu der Verlagsseite von Diogenes.





Montag, 26. Dezember 2016

Eugen Ruge / Follower (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Lesen mit Tina 

Eine kurze Buchbesprechung

Nach 270 Seiten musste ich passen. Ich bin mit dem Buch nicht wirklich klar gekommen. Viel zu verkopft und recht handlungsarm habe ich das Buch erlebt. Als ich bei dem Kapitel Genesis angekommen bin, ging es bei mir nicht weiter, ich konnte nicht mehr folgen. Bei den dazugehörigen Kapiteln über die Generationen habe ich dann schließlich aufgehört weiter zu lesen. Ich konnte gar nichts damit anfangen. Einige andere Themen fand ich recht ansprechend. Dem Autor ist es recht gut gelungen, über diese virtuelle Welt zu sprechen, und welches Persönlichkeitsprofil die Follower abgeben. Das Meiste sei recht unsinnig, was andere über sich preisgeben, wie z.B. den verbrannten Kuchen einer Hausfrau zu posten. Auch dies konnte ich sehr gut nachspüren, wie belanglos viele Beiträge doch sind. Dabei stellt der Protagonist Schulz sich die Frage, weshalb man gewisse Kontakte nicht wieder entfreunden tut?

Desweiteren habe ich es schon als recht gruselig erlebt, dass jede Spur, die die UserInnen im Internet hinterlassen, erfasst wird. Es gibt kein privates Profil mehr. Und alle sind gläsern. Von jedem wird eine Persönlichkeitsanalyse erstellt, in der festgehalten wird, mit welchen Themen sich die Person beschäftigt hat. Diese Persönlichkeitsanalyse gibt alles preis. Mit der ID-Nummer fängt sie an und es wird ein Aktivitätsprotokoll erstellt. Wie politisch jemand ist, mit welchen Themen sich dieser Jemand passiv und aktiv beschäftigt hat. Und nicht nur das. Es wird eine Statistik erstellt, zu wie viel Prozent die oder der User kriminell gefährdet ist. Auch über die Gesundheit und über die Anfälligkeit gewisser Erkrankungen gibt es Daten ... Wie intelligent oder nicht intelligent jemand ist wird auch darüber Auskunft erteilt...  Das fand ich alles wirklich spannend, so dass ich mich selbst bei der Frage ertappt habe, welches Ergebnis mein PP aufwerfen würde? Es lief mir wirklich eiskalt den Rücken runter. 

Den Rest? Ich muss auch dazu sagen, dass ich mit Dystopien kaum Erfahrungen habe. Aber das ist nicht die Entschuldigung. Mir ist der Autor definitiv zu verkopft. Seine ganze assoziative Gedanken- und Ideenwelt waren mir mit obiger Ausnahme dermaßen fremd, dass ich tatsächlich nicht mehr folgen wollte. Ruge ist Mathematiker und dieses Naturwissenschaftliche spiegelt sich in seinem Buch potenziert wider. 

Nun ist etwas Zeit vergangen, und habe mir das letzte Kapitel vorgenommen, das mir recht gut gefallen hat. Nio Schulz versucht hier dem Überwachungsstaat zu entrinnen. Ob es ihm gelingt, lässt der Autor allerdings offen. Diese Szene möchte ich aber mit einem letzten Zitat belegen, weil mir diese Textstelle besonders gut gefällt:

... Schulz hört den Atem des Mannes und er riecht seinen Schweiß und der Schweiß riecht nach Schweiß und sein Atem klingt  wie echter Atem und der Sand ist kühl und die Luft ist voller Staub und der Hackklotz ist schwarz und das Schwert ist schwer und das Töten ist leicht denkt Schulz aber in Wirklichkeit ist es ein Spiel und jetzt ist sein Gehirn wieder da es ist alles Simulation es ist gut simuliert der Staub ist gut simuliert der Geruch ist gut simuliert und der Sand an seinen Füßen ist kühl aber auch seine Füße sind simuliert denkt Schukz und seine Hände sind simuliert jetzt ist er nur noch Gehirn aber wo ist sein Körper wo sind seine Hände wo ist der Ausgang er hört seinen Atem falls das sein Atem er seiht seine Hände falls das seine Hände falls das seine Augen sieht seine Hände legen das Schwert in den Sand dann läuft er die Füße laufen die Augen suchen den Ausgang die Hände tasten sich an Mauern entlang er stürzt Treppen hinauf er stolpert durch Tunnel stürzt Treppen hinauf rennt stolpert stürzt Treppen rennt durch Röhren stürzt und sieht endlich das Licht am Ende des Tunnels aber davor steht der Mannmit dem perfekten Gesichtund breitet die Arme ausund Schulz weiß, was er sagen wird, er sagt mit der Stimme des Basic-Input/Output-Systems:
Idenditiy please
und Schulz holt aus,seine mühsam trainierte Muskelgruppen kontrahieren, seine in langen Jahren an der Heavy-Grip-Fingerhantel ausgebildete Faust knallt in das Gesicht, (...) vier Wochen Widerufsrecht, kracht in die Silikonfresse,dann springt Schulz über die Schranke,greift den Elektro-Roller,und bevor er weiß, wie das Ding funktioniert,gibt er Gasund rollt ins Freie. 

Das sieht fast so aus, als habe Schulz seine Freiheit außerhalb dieser digitalen Welt zurückerobert. Nein, sicher ist das nicht, denn der Überwachungsstaat macht sich nun auf die Suche nach diesem Schulz ... 


Telefongespräch mit Tina

Tina hat sich gut durchgeschlagen. Aber auch sie fand den Romaninhalt sehr verkopft und die Kapitel zu den Generationen habe sie quergelesen. Auch ihr war nicht immer alles klar aber sie konnte mehr mit dem Buch anfangen als ich. Tina hat mir Mut gemacht, wenigstens das Schlusskapitel zu lesen. Mal schauen.

Es ist nicht so, dass ich das Buch nicht weiterempfehlen kann. Das Buch kann ich sehr wohl weiter empfehlen an Leserinnen und Leser, die solche Art von verkopfter Literatur mögen. Auch sind mir Menschen eingefallen, denen ich zu diesem Buch unbedingt raten möchte, denn auch auf deren Leseerfahrung wäre ich besonders neugierig. 

Tina und ich haben uns die Frage gestellt, für wen Ruge schreibt? Schreibt er nur für eine kleine Minderheit? Das wäre abzuwarten, um die Leseerfahrungen anderer LeserInnen zu beobachten und zu vergleichen. Das Buch ist noch ziemlich neu, und es braucht etwas Zeit, bis es sich herumgesprochen hat. 

Deshalb verweise ich hier ganz besonders auf Tinas Buchbesprechung.

Weitere Informationen zu dem Buch

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Rowohlt; Auflage: 1 (26. August 2016)
  • 22,95 €
  • ISBN-10: 3498058053

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Rowohlt

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Gelesene Bücher 2016: 71
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Mittwoch, 21. Dezember 2016

Eugen Ruge / Follower

Drittes Buch aus der 
diesjährigen Buchmesse 

Lesen mit Tina und Anne 

Klappentext
Vierzehn Sätze über einen fiktiven Enkel 
Fünf Jahre nach dem internationalen Erfolg von «In Zeiten des abnehmenden Lichts» entwirft Eugen Ruge eine Geschichte, die in Ton und Tempo kaum unterschiedlicher sein könnte und sich doch als überraschende Fortschreibung erweist. 
Ein Buch über die Zukunft, in der wir schon heute leben. Unter dem künstlichen Himmelsblau von HTUA-China ist ein Mann unterwegs, um die neueste Geschäftsidee seiner Firma zu vermarkten: "true barefoot running" heißt das erstaunliche Produkt. Nio Schulz lebt mit Big Data, in einer Welt der Genderkameras, der technischen Selbstoptimierung. Er schwimmt im Strom unaufhörlicher Information: In Australien wird die Klimabombe gezündet, seine Freundin in Minneapolis verhandelt mit ihm über Leihmutterkosten, und @dpa meldet den Tod des einschlägigen Eigenbrötlers und Fortschrittsfeinds Alexander Umnitzer - seines Großvaters. 
Nio ist fortschrittlich. Schon neununddreißig, kämpft er darum, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Aber auf dem Weg zum Geschäftstermin verschwindet er vom Radar der Überwachungsbehörden. 
Voller überraschender Einfälle und Echos, mit sarkastischem Humor und auf distanzierte Weise mitfühlend, erzählt «Follower» die Geschichte der nächsten Generation und zugleich, in einer aberwitzigen Ausholbewegung, die Vorgeschichte – von allem.

Autorenporträt
Eugen Ruge wurde 1954 in Soswa (Ural) geboren. Der diplomierte Mathematiker begann seine schriftstellerische Laufbahn mit Theaterstücken und Hörspielen. Für «In Zeiten des abnehmenden Lichts» bekam er den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen der Roman «Cabo de Gata», die Bände «Theaterstücke» und «Annäherung. Notizen aus 14 Ländern».

Meine ersten Leseeindrücke

Also, ich muss gestehen, Ruge ist nicht mein Typ von Schriftsteller. Der Stoff ist mir viel zu trocken. Allerdings als ich die ersten Seiten gelesen habe, musste ich so heftig lachen wegen der Interpunktion. Atemloses Lesen, weil der Punkt immer erst zum Ende eines Kapitels gesetzt ist. Wenn man einen Satz nochmals lesen möchte, dann muss man erstmals diesen Satz suchen ... Man kann ja schlecht das ganze Kapitel nochmals lesen, nur, weil man den Satz nicht finden kann.

Ich bin wirklich gespannt, wie der Autor sein Thema zum Ende bringen wird. 155 Seiten habe ich schon durch. Das Buch liest sich ein wenig wie ein totalitärer Staat virtueller Art. 

Tina ist von Ruge ganz begeistert ...

Anne hat abgebrochen, und ich wäre ihr gerne gefolgt, aber ich wollte Tina nicht alleine lassen. Es ist ja ein recht dünnes Buch. Ist aushaltbar. Naja, und ein wenig Neugier auf das Buch ist doch noch geblieben. 😈


Weitere Informationen zu dem Buch

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Rowohlt; Auflage: 1 (26. August 2016)
  • 22,95 €
  • ISBN-10: 3498058053
Und hier geht es auf die Verlagsseite von Rowohlt


Montag, 19. Dezember 2016

Benedict Wells / Spinner (1)

Lesen mit Janine B.

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Nun bin ich durch mit Wells, und das Buch hat mir sehr gut gefallen, sodass ich beschlossen habe, ihn zu meinen LieblingsautorInnen zu küren. Das war jetzt mein drittes Buch von ihm und alle drei fand ich sehr interessant.
Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt, und gebe zur Erinnerung nochmals den Klappentext rein:
»Ich habe keine Angst vor der Zukunft, verstehen Sie? Ich hab nur ein kleines bisschen Angst vor der Gegenwart.«Jesper Lier, 20, weiß nur noch eines: Er muss sein Leben ändern, und zwar radikal. Er erlebt eine turbulente Woche und eine wilde Odyssee durch Berlin. Ein tragikomischer Roman über Freundschaft, das Ringen um seine Träume und über die Angst, wirklich die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Im Nachwort konnte entnommen werden, dass der Buchtitel ursprünglich eine andere Fassung hatte und mit Der Traumfänger betitelt wurde, wobei mir der alte Titel besser gefallen hat, da ich Jesper Lier keineswegs für einen Spinner gehalten habe, auch wenn der Titel komikhaft gemeint ist. Ein junger Mensch, der auf der Suche ist, seinen Lebensweg als Schriftsteller zu finden, der auch in der Liebe seinen Halt sucht, und er nirgends so richtig anzukommen scheint.

Aus meiner Sicht hat Jesper Lier alles richtig gemacht, denn er hat die Erfahrungen gebraucht, die er gemacht hat. Auch wenn er später in eine schwere und schmerzvolle Krise verfällt und so manches an seinem Verhalten bereut. Krisen sind immer eine Chance, sich aus dem tiefsten Inneren selbst zu finden, und Verhaltensmuster über Bord zu werfen, die nicht zu einem passen. Jesper hat mit zwanzig Jahren die Erfahrung gemacht, die manch andere erst in der Mitte ihres Leben machen. Wenn überhaupt.

Auch ist es ein Buch über Freundschaft, die in der Krise schwere Zeiten durchstehen muss, und erst am Ende jener Krise zeigt sich, wie stark diese  Freundschaft tatsächlich ist.

Nach dem Abitur verlässt Jesper das Elternhaus in München und zieht in die Hauptstadt Berlin, in eine sehr unattraktive Souterrainwohnung. Jesper befindet sich auf der Suche nach seiner Identität. Er möchte unbedingt Schriftsteller werden, und so manches Mal vermischt er Fiktion und Realität. Und in der Zwischenzeit, bis er sich selbst gefunden hat,  belügt er seine Umwelt. Seiner Mutter erzählt er, was er alles in Berlin  treiben würde. Studium und feste Partnerschaft … Seiner Tante, die permanent fragt, ob er einen Verleger gefunden habe, so erwidert er ihr mit einer positiven Antwort.

Jesper hat zudem noch mit dem Verlust seines Vaters zu kämpfen, der vor mehreren Jahren tragisch verstorben ist. Auch wenn Jesper auf cool macht und so tut, als würde ihn der Tod seines Vaters wenig ausmachen, so ist das nur die Flucht, sich mit der Trauer auseinanderzusetzen. Dabei sind sich beide sehr ähnlich. Vater und Sohn hatten nicht die beste Beziehung. Aber was wusste Jesper schon von den Problemen seines Vaters? …

Jesper verliert nicht nur seinen Vater, sondern auch einen wichtigen Freund, der 72 Jahre alt ist und pensionierter Germanistikprofessor war. Dieser Freund sollte Jespers Manuskript lesen, sein erstes Buch in einem Umfang von über tausend Seiten mit dem Titel Leidensgenossen

Auch sein Freund Gustav liest das Manuskript, allerdings nur quer:
Du hast dein erstes scheiß Telefonbuch geschrieben.
Zudem befasst sich Wells auch in diesem Buch wieder mit der Einsamkeit, in die nicht nur alte Menschen getrieben werden können. Damit zeigt mir der Autor, wie viel menschliche Reife er selbst in seinen jungen Jahren schon besitzt. Wer sie nicht besitzt, kann auch nicht darüber schreiben. Er beschreibt eine Episode über einen alten Menschen, der schon zwei Wochen tot in der Wohnung lag. Niemand hatte ihn vermisst. Es lag an dem Verwesungsgestank, der die Nachbarn dazu trieb, den Hausmeister zu rufen. Was für ein trauriger Fall und wie arm die Mitwelt doch ist. Jesper stimmt dies sehr betroffen und identifiziert sich als ein einsamer junger Mensch mit diesem Schicksal des alten Menschen. Er weiß, dass dies jedem Menschen passieren kann, der alleine lebt. Seine Mutter, die in München lebt, besitzt nicht einmal die Festnetznummer, da Jesper vorgegeben hat, kein Telefon zu besitzen. Wie würde sie im Falle eines tödlichen Ereignisses davon erfahren?

Die Todesthematik bezieht Jesper auch auf sich und malt sich demnach seinen eigenen Tod aus. Wie würde sein weiteres Umfeld darauf reagieren, wer würde davon überhaupt erfahren?
Die fünfzehn, zwanzig wichtigsten Menschen aus deinem Leben erfahren sofort davon. Aber der Rest? Der Rest weiß erstmal gar nichts von deinem Schicksal. Dein alter Schulfreund, der jetzt in Kanada lebt? Fehlanzeige. Auf eine seltsame, falsche Art bleibst du dort noch lebendig, bis die Nachricht deines Ablebens auch die entlegensten Ecken der Welt erreicht hat. Erst dann bist du richtig tot. (2016, 141)
Mit der Beziehung scheint es auch nicht voranzugehen. Jesper wirkt sehr ernst für sein Alter, kommt bei den Menschen, verglichen zu seinem Freund Gustav, nicht wirklich gut an, was aber eher an seiner Unsicherheit liegt, weshalb er nicht authentisch wirkt.

Seiner neuen Bekanntschaft Miriam, in die er sich unglücklich verliebt, stellt er sich als einen Menschen vor mit einem traurigen Verstand und einer lächelnden Seele, als Miriam ihn darauf anspricht, dass er zu ernst für sein Alter wirken würde.

Jespers Suche nach seinem Weg erweist sich nicht als ganz einfach. Er weiß, dass er nicht so enden möchte wie die meisten, spießigen Erwachsenen:
All  diese  miesen kleinen Kreaturen mit ihren sicheren Einkommen, ihren sauberen Wohnungen und ihrem vergeudeten, leeren Leben. Mir war heiß. (253)
Wobei Jesper selbst unter dieser Leere leidet. Aber er ist blutjung, und muss sich noch finden. Sein Traum, Schriftsteller zu werden, lässt ihn einfach nicht los, bis er seinem Chef einer Zeitung, in der er  als Jobber angestellt ist, sein Manuskript für eine kritische Beurteilung vorlegt …

Jesper verfällt immer mehr in eine Krise, als er hört, was er gar nicht hören möchte, doch am Ende schöpft er daraus wichtige lebenswichtige Erkenntnisse:
Doch es gibt Fehler, die notwendig sind. Manchmal muss man ein kleines bisschen sterben, um wieder ein wenig mehr zu leben. (314)


Mein Fazit?

Ich habe zu Beginn meiner Besprechung schon gesagt, dass die Geschichte eigentlich schnell erzählt ist, aber das Spannende liegt vielmehr darin, was zwischen den Zeilen passiert. Zudem habe ich auch in diesem Buch die Sprache als recht einfach, aber doch sehr bildhaft erlebt. Sie drückt viel Symbolkraft aus, was mich sehr angesprochen hat.

Ich habe mir nur einzelne Szenen rausgepickt, die für mich bedeutsam waren, und habe versucht, sie so zu beschreiben, dass ich nicht zu viel verraten muß. Das ist nicht immer leicht. Aber ein Buch bis zur letzten Seite zu lesen und es wieder zuzuklappen scheint mir zu wenig zu sein. Ich habe es gerne, mir gute Handlungen und gute Gedanken rauszuschreiben, sie in meinem Blog zu verewigen, damit sie nicht verloren gehen und so bleibt mir die Verbindung zu diesem Buch und zu dem Autor immer erhalten.

Zudem fand ich nicht nur die Handlung, sondern auch die Charaktere gut getroffen. Dem Autor ist es zudem gut gelungen, menschliche Probleme aufzuzeigen und die Art und Weise, psychisch damit umzugehen.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.

Janine und ich hatten viel Stress, weshalb wir so lange für das Buch gebraucht haben, wobei ich noch nicht weiß, wie weit sie ist. Es steht noch ein Austausch via Chat an, und ich werde später, wenn dieser Austausch stattgefunden hat, über diesen noch eine nachträgliche Ergänzung vornehmen. Es eilt nicht. 


Weitere Informationen zu dem Buch

Taschenbuch
320 Seiten
erschienen am 01. September 2016

978-3-257-24384-0
€ (D) 12.00 / sFr 16.00* / € (A) 12.40 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.

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Es ist immer besser, etwas zu bereuen, was man getan hat, als etwas, was man nicht getan hat. 
(Benedict Wells)

Gelesene Bücher 2016: 70
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Montag, 12. Dezember 2016

Benedict Wells / Spinner

Lesen mit Janine 

Zweites Buch aus der 
diesjährigen Buchmesse



Klappentext

Vom Autor überarbeitete Fassung
»Ich habe keine Angst vor der Zukunft, verstehen Sie? Ich hab nur ein kleines bisschen Angst vor der Gegenwart.«Jesper Lier, 20, weiß nur noch eines: Er muss sein Leben ändern, und zwar radikal. Er erlebt eine turbulente Woche und eine wilde Odyssee durch Berlin. Ein tragikomischer Roman über Freundschaft, das Ringen um seine Träume und über die Angst, wirklich die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Autorenporträt
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Im Alter von sechs Jahren begann seine Reise durch drei bayerische Internate. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vielbeachtetes Debüt ›Becks letzter Sommer‹ erschien 2008, wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und 2015 fürs Kino verfilmt. Wie bereits sein dritter Roman ›Fast genial‹ steht auch sein soeben erschienener Roman ›Vom Ende der Einsamkeit‹ auf den Bestsellerlisten. Wells wurde dafür mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.

Auszeichnungen

  •  ›Bayerischer Kunstförderpreis‹ in der Sparte Literatur u. a. an Benedict Wells für seinen Debütroman Becks letzter Sommer, 2009
  •  ›Lieblingsbuch der Unabhängigen‹ anlässlich der Woche unabhängiger Buchhandlungen (WUB) in Deutschland für Vom Ende der Einsamkeit, 2016
  •  ›DER LESERPREIS‹ Bronze-Auszeichnung bei Lovelybooks.de für Vom Ende der Einsamkeit, 2016
  • ›Buchpreis Familienroman‹ der Stiftung Ravensburger Verlag für Vom Ende der Einsamkeit, 2016
  •  ›Literaturpreis der Europäischen Union‹ Deutschland an Benedict Wells für Vom Ende der Einsamkeit, 2016

Verfilmungen

·      Becks letzter Sommer, Frieder Wittich

Von dem Autor habe ich gelesen:

Vom Ende der Einsamkeit und Becks letzter Sommer. 

Beides gute Bücher. Aber Vom Ende der Einsamkeit hat mich mehr beeindruckt. Das habe ich viel authentischer erlebt.

In diesem vorliegenden Band habe ich eine Widmung persönlich von Benedict Wells geschrieben bekommen. Sie wird mich immer an den Buchmessebesuch mit ihm erinnern, und dem, was noch drum herum war. 


Weitere Informationen zu dem Buch

Taschenbuch
320 Seiten
erschienen am 01. September 2016

978-3-257-24384-0
€ (D) 12.00 / sFr 16.00* / € (A) 12.40 

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Sonntag, 11. Dezember 2016

Sasa Stanisic / Fallensteller (1)


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Zwölf Kurzgeschichten, auf die ich mich gefreut hatte. Die Sprache wirkt grandios, sehr metaphorisch, oftmals recht surreal, wie zum Beispiel als die denkenden Gardinen eines Nachbarn sich fragen, ob sich jemand heimlich im Internet eine Bauanleitung Sprengstoff herunterlädt … Die Gardinen würde ich als eine sehr wichtige Metapher des Ausspionierens begreifen … Gibt es überhaupt noch eine Privatsphäre?

Es werden politische und gesellschaftliche Themen behandelt, Themen wie z. B. Rassismus, Vorurteile, die Flüchtlingsproblematik, heimlich werden terroristische Anschläge geplant, und dass das Wahlverhalten der Wähler dadurch sich verändert habe; dies alles wird kurz angedockt, dann springt der Autor wieder zu anderen Themen über. Alltagsthemen, wie zum Beispiel das Schicksal eines Bäckers, der sein Raucherbein verloren hat, und der Icherzähler der Meinung ist, dass man sich über diesen Verlust nicht in Selbstmitleid suhlen sollte, stattdessen sollte der Bäcker den Verlust eher positiv sehen, denn immerhin habe er ja noch sein zweites Bein.

Mit schwarzem Humor, wie der Icherzähler manche Schicksalsschläge betrachtet, hat mich wiederum trotz ernster Thematik zum Lachen gebracht. Davon gibt es im Buch noch einiges mehr zu lesen.

Ein Sammelsurium an Themen? Ich hätte mir eher eine Fokussierung gewünscht.

 … Deshalb haben mich persönlich die Art und Weise, wie der Autor die Themen literarisch angegangen ist, nicht ansprechen können. Diese ließ mich weiterhin kalt.

Und der Fallensteller? Der Fallensteller bekommt verschiedene Aufträge; nicht nur Tieren, sondern auch bestimmten Menschen sollen Fallen gestellt werden. Wobei die Tiere manchmal, besonders der Wolf, auch bildhaft gemeint sind.

Dann sind da noch surreale Fallen, die gestellt werden müssen. Eine Frau, die unter Albträumen leidet, bittet den Fallensteller darum, ihren Albträumen Fallen zu stellen. Dieses Bild hat mir sehr gefallen. Oder ein ganzes Rudel von Mäusen in einer Backstube, und man ihnen wegen der vorhandenen Lebensmittel nicht mit Gift nachkommen könne und vermehren sich weiterhin. Diese Mäuse werden auch nachts aktiv, dringen in die Träume der Bäckersfrau ein und schaben dort eifrig weiter. Fiktion und Realität vermischen sich auch hier …  

Der Autor nimmt so manches auf die Schippe. Auch Journalisten ist nicht zu trauen, die die Gefühle ihrer Leserschaft mittels Wortwahl ein klitzekleines Bisschen aufstacheln, um sie in diese oder jene Richtung zu lenken, je nachdem, in welche Richtung sich die eigenen Vorurteile und Ressentiments bewegen.(2016, 204)

Diese und andere mehr sind Gedanken, die mich sehr angesprochen haben.
Weshalb konnte ich trotzdem nicht warm werden, vor allem mit all den Figuren? Nach wie vor blieb der Inhalt in mir einfach abgeflacht und nicht haften. Ich habe darauf schon in meiner Buchvorstellung hingewiesen.

Auch wenn mich das Buch recht kalt gelassen hat, kann ich es trotzdem weiterempfehlen. Wer die deutsche Sprache liebt, kommt hier zu seinem Genuss. Deshalb bin ich nicht ganz leer ausgegangen, denn ich mag solche bildhaften, verspielten Vergleiche sehr.

Ich hoffe, dass andere LeserInnen mit den Figuren dieser Erzählungen mehr Erfolg ernten werden ... 

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Und so erhält allein die Kurzgeschichte der Fallensteller von mir neun von zehn Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

Ich bedanke mich recht herzlich bei Luchterverlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

€ 19,99 [D] inkl. MwSt.
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(* empf. VK-Preis) 
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-630-87471-5
Erschienen: 09.05.2016 

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