Donnerstag, 15. Oktober 2015

Christa Hein / Der Blick durch den Spiegel (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Meiner Meinung nach ist das Buch recht gut geschrieben. Allerdings hat es mich nicht wirklich gefesselt und ich kann einfach nicht sagen, woran es gelegen haben könnte. Vielleicht das falsche Buch zur falschen Zeit?
Die Autorin schreibt recht authentisch, fantasievoll und sehr reflektiert. Zumindest die Protagonistin dieses Buches bezeichne ich als eine recht reflektierte Persönlichkeit, die   häufig ihr Leben hinterfragt, und vor allem das Leben ihrer Mutter, um nicht in ihre Fußstapfen zu treten. Sie reflektiert ihre Männerbeziehungen und geht recht metaphorisch damit um. 

Dieses Werk hat mich aber stark an Tolstois Buch Anna Karenina erinnert und tatsächlich, hundert Seiten weiter  lerne ich die Dänin Johanna Andersson kennen, die Anna Karenina in den Händen hält und darin liest. Durch die dazukommende Gesellschaft, sie befinden sich alle auf dem Schiff in Richtung Asien, wird sie von der Lektüre unterbrochen. Hatte ich einen guten Riecher? Sicher. Das war nicht das erste Mal, dass mich der Inhalt eines Buches an ein anderes Buch erinnern lässt. Anna Karenina hatte ich vor zig Jahren auch gelesen und dieses Buch hatte mich mehr als gefesselt.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein.
Wir befinden uns in Riga zu Beginn unseres Jahrhunderts: Es ist die Zeit großer Umbrüche. Erzählt wird die Geschichte einer Frau, Sophie Berkholz, Ende Zwanzig, Lieblingstochter ihres Vaters, eines angesehenen Legationsrates. Die selbstbewusste Sophie, groß und schlank, gehörte zu den ersten Frauen, denen es gestattet wurde, ein Mathematikstudium zu absolvieren. Doch trotz hervorragender Ausbildung und ihrer beruflichen Tätigkeit als Dozentin für Mathematik am Rigaer Polytechnikum ist Sophie nicht glücklich: Sie bleibt den vorgegebenen Mustern ihrer Gesellschaftsschicht verhaftet. Auch die Ehe, die sie schließlich mit Albert eingeht, nimmt nach dem euphorischen Beginn schnell bedrückende Züge an: Nach der Geburt der Tochter Lina erkennt Sophie schließlich, dass sie dabei ist, das verhasste Leben ihrer Mutter zu wiederholen. Im Jahre 1903 beginnt Japan mit seiner fieberhaften Aufrüstung gegen das russische Reich. Albert, ein für seine innovativen Ideen gefragter Konstrukteur, wird im militärischen Auftrag des Zaren an die östlichste Spitze des Landes nach Port Arthur ans Gelbe Meer beordert. Sophie entschließt sich gegen den Widerstand der Eltern, ihm zu folgen. In ihrem Gepäck führt sie geheime Unterlagen ihres Mannes mit sich. Eine lange und abenteuerliche Reise mit der gerade fertiggestellten Transsibirischen Eisenbahn beginnt, eine Fahrt voller Ereignisse und folgenreicher Begegnungen, bei der es zu Verwicklungen, Verschwörung, ja sogar zu Mord kommt: bleibende Eindrücke, die Sophies Blick auf die Welt verändern.
Das Buch beinhaltet viele Reiseszenen, man befindet sich auf einer Weltreise, in die man sich gut reinversetzen kann. Sowohl mit dem Zug als auch mit dem Schiff.

Es ist ein historischer Roman und beinhaltet den Krieg zwischen Russland und Japan zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts …

Auch ist es ein gesellschaftskritischer Roman, in dem die Protagonistin Sophie Berkholz als Frau eine besondere gesellschaftliche Stellung innehat. Nicht nur beruflich, sondern auch im Bereich der Ehe und Familie. Sophies Wunsch war, als Frau unabhängig zu bleiben, doch die gesellschaftlichen Konventionen holen schließlich auch sie ein. Schon die Eltern stellen an ihre Tochter hohe Anforderungen, endlich eine Ehe einzugehen, Kinder zu bekommen und eine gute Ehefrau und Mutter abzugeben. Dass sie ein Mathematiktalent ist, das ehrt sie keineswegs. Sophie verliert ihre Dozentenstelle an dem Polytechnikum, und etwas später bringt sie in Erfahrung, dass die Eltern etwas mit dieser Kündigung zu tun hatten ...

Die Eltern versuchten Sophie mit einem Engländer namens Ashton zu verkuppeln ...

Doch das Schicksal wollte es anders, hatte ein anderes Leben für Sophie vorgesehen. Sie lernt den dänischen Brückenbauer Albert kennen, der beruflich wegen der vielen Aufträge um die Welt reist … Zwischen Albert und Sophie kommt es ziemlich schnell zu einer Vermählung und ziemlich schnell wird ein Kind geboren. Ein Mädchen namens Lisa. Doch Sophie hatte keine Lust, sich in die Rolle einer Mutter und Ehefrau pressen zu lassen und reist Albert nach Japan nach, obwohl Sophies Eltern davon abgeraten hatten. Das Kind blieb bei den Angehörigen und der Kinderfrau zurück.

Lisa sei schließlich nicht nur ihr Kind, sondern auch das des Mannes.

Auf der langen Reise lernt Sophie den amerikanischen Journalisten Stanton kennen und verliebt sich neu …

Als aus dieser Liebe mehr geworden ist als eine reine Gelegenheitsbeziehung, bekennt Sophie das ihren Eltern, nach dem auch ihr Mann Albert dahintergekommen ist. Sophies Eltern sind entsetzt, Ashton allerdings macht sich neue Hoffnungen und besonders Sophies Mutter fühlt sich von der Tochter angewidert.
Sophie hatte nicht auf ihr Verständnis gehofft. Sie wusste: Die Mutterliebe dieser Frau war eine Pflichtauffassung.
Doch auch bei Stanton war sie nicht bereit, sich ihm anzuschließen, ihm nach Amerika nachzureisen, "um die eigenen Pläne passend zu machen für die Pläne eines Mannes".  

Sophie war eine patente Frau, die ihren eigenen Weg geht, auch mit dem Risiko, auf gesellschaftliche Hürden zu stoßen. Sie hat sich beruflich auch einen völlig anderen Weg aufgebaut und wird Fotojournalistin. Ihren ersten Fotoapparat bekam sie von Albert geschenkt, der in ihr die Fähigkeit, gute Fotos zu schießen, weckte.

Das Buch endet keinesfalls so tragisch wie das von Leo Tolstoi.

Es erhält von mir zehn von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 56
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
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Dienstag, 6. Oktober 2015

Christa Hein / Der Blick durch den Spiegel

Klappentext
Wir befinden uns in Riga zu Beginn unseres Jahrhunderts: Es ist die Zeit großer Umbrüche. Erzählt wird die Geschichte einer Frau, Sophie Berkholz, Ende Zwanzig, Lieblingstochter ihres Vaters, eines angesehenen Legationsrates. Die selbstbewußte Sophie, groß und schlank, gehörte zu den ersten Frauen, denen es gestattet wurde, ein Mathematikstudium zu absolvieren. Doch trotz hervorragender Ausbildung und ihrer beruflichen Tätigkeit als Dozentin für Mathematik am Rigaer Polytechnikum ist Sophie nicht glücklich: Sie bleibt den vorgegebenen Mustern ihrer Gesellschaftsschicht verhaftet. Auch die Ehe, die sie schließlich mit Albert eingeht, nimmt nach dem euphorischen Beginn schnell bedrückende Züge an: Nach der Geburt der Tochter Lina erkennt Sophie schließlich, daß sie dabei ist, das verhaßte Leben ihrer Mutter zu wiederholen.
Im Jahre 1903 beginnt Japan mit seiner fieberhaften Aufrüstung gegen das russische Reich. Albert, ein für seine innovativen Ideen gefragter Konstrukteur, wird im militärischen Auftrag des Zaren an die östlichste Spitze des Landes nach Port Arthur ans Gelbe Meer beordert. Sophie entschließt sich gegen den Widerstand der Eltern, ihm zu folgen. In ihrem Gepäck führt sie geheime Unterlagen ihres Mannes mit sich. Eine lange und abenteuerliche Reise mit der gerade fertiggestellten Transsibirischen Eisenbahn beginnt, eine Fahrt voller Ereignisse und folgenreicher Begegnungen, bei der es zu Verwicklungen, Verschwörung, ja sogar zu Mord kommt: bleibende Eindrücke, die Sophies Blick auf die Welt verändern.


Autorenporträt
Christa Hein, geboren 1955 in Cuxhaven, veröffentlichte in deutscher und englischer Sprache. Sie lebt heute als freie Schriftstellerin und Dozentin in Berlin.
Ihr erfolgreiches Debüt Der Blick durch den Spiegel erschien 1998 in der Frankfurter Verlagsanstalt, es folgten die Romane Scirocco (FVA 2000) und Vom Rand der Welt (FVA 2003). Im Herbst 2015 erscheint ihr neuer Roman Der Glasgarten.
Erworben habe ich das Buch über Bücher-Oxfam. Die ersten Seiten finde ich schonmal recht interessant. Bin neugierig auf Weiteres.


Montag, 5. Oktober 2015

J. R. Moehringer / Knapp am Herz vorbei (1)

Lesen mit Anne ...

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Nun bin ich mit dem Buch durch, das sich als eine Biografie zu einem versierten Bankräuber namens Willie Sutton erwiesen hat, der tatsächlich existiert hat. Geboren ist Sutton im Jahre 1901 in Boston, Bundesstaat New-York. Eine sehr interessante Persönlichkeit, die ein wenig den Geist des Robin Hoods besitzt.

Diese Lektüre hat mich nicht mehr losgelassen. Habe jede Seite mit vollem Interesse verfolgt. Der Autor hat mich mit diesem Buch schlichtweg geschwängert an Gedanken, lol. Das sind so viele, die ich hier nicht alle festhalten kann. Ein tolles Buch zu Amerika und seiner Gesellschaft. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten … Von wegen. So einfach ist das dann doch nicht. Das Land, das es nur mit den Wohlhabenden gut meint. Das angeblich freie Amerika produziert sowohl Gewinner als auch Verlierer, wobei die Gewinner die Wohlhabenden sind, die ihren Wohlstand  zu vermehren wissen. In der Zeit der Depression, dem Bankencrash, der Weltwirtschaftskrise. Amerika, das parallel dazu mehr als 14 Mio. Arbeitslose bis zum Ende der 1930er Jahre zählte.

Das Buch erinnert mich deutlich an den deutschen Autor Hans Fallada. Die Nöte der Menschen, die aus den unteren Gesellschaftsschichten stammen, haben es schwer, zu überleben.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
New York, Weihnachten 1969. Willie Sutton packt seine Bücher ein und räumt die Zelle. Endlich Freiheit. Nach siebzehn Jahren. Doch die Zeit hat ihre Bedeutung verloren. Mit einem Fotografen und einem Reporter fährt er durch das verschneite New York auf den Spuren seiner legendären Vergangenheit: Die Kindheit im irischen Viertel, der erste Raub, dann 200 Banküberfälle, ohne je einen einzigen Schuss abzufeuern - und immer wieder Bess, die ihm das Herz brach. Wie ein Puzzle setzt sich Seite für Seite Suttons Leben zusammen. Was dabei Wirklichkeit und was Erfindung war, werden wir nie erfahren. Aber was macht das schon. 
In der Welt gibt es keinen Platz für mittellose Menschen. Willie gehört dazu. Nachdem er die Schule beendet hatte, er ging nicht auf eine weiterführende Schule, obwohl er Klassenbester war, da sich die Familie diese nicht leisten konnte, versuchte er auf dem freien Arbeitsmarkt eine Anstellung zu finden.
Immer mal wieder kurze Arbeitsstellen, mit immer neuen Entlassungen, obwohl Willie fleißig war, doch die miese wirtschaftliche Lage konnten neuen Angestellten nur befristete Verträge anbieten.

Willie wälzt sämtliche Stellenangebote durch, doch alle verlangen beste Referenzen und Berufserfahrung. Selbst zum Tellerwäscher werden Kompetenzen und Referenzen eingefordert … Wie soll ein Schulabgänger      Berufserfahrung nachweisen können? Wie, wenn ein Berufsanfänger diese Chance nicht mal bekommt?

Für mich zählt Willie zu den Verlierern der Gesellschaft. Schon seine Kindheit verlief schräg. Seine erste Liebe mit Bess erweist sich auch als recht kompliziert, die genauso wenig Beständigkeit zeigt … Willie fühlt sich zu einer Prostituierten namens Wingy hingezogen, der eher in ihr eine Freundschaft sucht und kein Liebesleben ...

Den ersten Raubüberfall verursachte Willie durch Bess, die ihn dazu brachte, den Tresor ihres Vaters zu knacken …

Willie entwickelte sich zu einem Serientäter. Dadurch, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, erwarb er viel Sympathie unter dem Volk. Während seiner Einbrüche gab es keine Toten und auch keine Verletzten. Und mit dem erworbenen geraubten Geld bereicherte er auch andere bedürftige Menschen. Er lebte nach dem Motto, wenn die Reichen mir keine Arbeit geben können, dann muss ich mir holen, was andere zu viel haben.

Die Einbrüche machte Willie zu seiner Berufung … Er war damit nicht allein. Er hatte Komplizen. Doch Willie erwies sich als der Sanfteste von allen …

Er wusste, dass seine Einbrüche nicht rechtens waren, sie waren falsch, jawohl, das wusste er, aber es sei auch falsch, dass er Hunger hatte, und kein Geld, um sich Nahrung zu beschaffen.

Willie war nicht nur ein Räuber, nein, er war auch eine echte Leseratte. Er konnte ganze Stunden in Bibliotheken zubringen. Er war auch ein Fan von Marcel Proust. Er las alle seine Bände im Knast. Die Journalisten berichteten darüber in den Zeitungen, und so wurden die Buchläden von Lesern bestürmt, die, beeinflusst durch Willie, nun auch alle Proust lesen wollten ...
Als die Bücher im Knast knapp wurden, lernte er ganze Bücher auswendig, um sie für immer im Kopf zu behalten. Eine starke Leistung …

Mein Fazit?
Das Buch liest sich wie ein Krimi, nur ist es besser als ein Krimi. Viel authentischer, während Krimis oftmals szenisch zu künstlich dargestellt werden, weil die Aktionen eher erfunden sind. Moehringer ist durch seine journalistische Tätigkeit näher an kriminalistiche Fälle. Man merkt dem Autor seine Professionalität und seine Erfahrung an. Und er ist nicht irgendein Journalist. Nein, er ist aus meiner Sicht ein ganz besonderer, schreibbegabter und ein empathischer, menschlicher noch dazu, der den Menschen, die es schwer in der amerikanischen Gesellschaft haben, seine Stimme leiht.

Anne ist ebenso von dem Buch angetan. Wir werden uns am kommenden Freitag telefonisch austauschen ...

Annes Buchbesprechung

Geeignet ist das Buch nicht, so seid gewarnt, für VeganerInnen ...  Tieren gegenüber findet man recht heftige Szenarien, die mich schon regelrecht geschüttelt haben, aber Realität pur. Weltweit werden Tiere brutalst geschändet und jedes Land auf eine besondere Art und Weise. Auch die tierhafte Nahrung hat mich geschüttelt. 

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten …

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 55
Gelesene Bücher 2014: 88
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Freitag, 2. Oktober 2015

J. R. Moehringer / Knapp am Herz vorbei

Lesen mit Anne ...

Es ist wieder Monatsbeginn, Anne und ich lesen gemeinsam ein Buch. Das o. g. Buch habe ich diesmal ausgesucht.


Klappentext
New York, Weihnachten 1969. Willie Sutton packt seine Bücher ein und räumt die Zelle. Endlich Freiheit. Nach siebzehn Jahren. Doch die Zeit hat ihre Bedeutung verloren. Mit einem Fotografen und einem Reporter fährt er durch das verschneite New York auf den Spuren seiner legendären Vergangenheit: Die Kindheit im irischen Viertel, der erste Raub, dann 200 Banküberfälle, ohne je einen einzigen Schuss abzufeuern - und immer wieder Bess, die ihm das Herz brach. Wie ein Puzzle setzt sich Seite für Seite Suttons Leben zusammen. Was dabei Wirklichkeit und was Erfindung war, werden wir nie erfahren. Aber was macht das schon.


Autorenporträt
J.R. Moehringer führte mit seinem ersten Buch ›Tender Bar‹ weltweit monatelang die Bestsellerlisten an. Er wurde 1964 in New York geboren, er studierte in Yale und war Reporter bei der Los Angeles Times. 2000 gewann er den Pulitzer-Preis.
Gemeinsam haben wir von dem Autor auch sein Debüt-Roman Tender Bar gelesen. Und weil es uns so gut gefallen hat, haben wir uns nun auch das hiesige Buch angeschafft. Und leider gibt es keine weiteren Bücher von ihm. Der Autor ist Jahrgang 1964, also noch jung genug, um weitere Bücher zu schreiben. Zumindest hoffen wir das.

Die ersten hundert Seiten haben wir nun durch, und wir sind beide wieder von dem Inhalt des Buches recht angetan.


Hier geht es zu unserer gemeinsamen SuB-Liste


Montag, 28. September 2015

Impressum


(gültig ab 20. Mai 2012)


Angaben gemäß § 5 TMG:


Mirella Pagnozzi

Landskronstr. 46
64285 Darmstadt


KONTAKT:

Telefon mobil: 0162-6938877

E-Mail: mirella-pagnozzi@t-online.de
_____________________________________________________________________________
Haftungsausschluss (Disclaimer)

Angaben gemäß § 5 TMG

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Henning Mankell / Der Chronist der Winde (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich heute Vormittag beendet. Mir hat es recht gut gefallen. Wieder mal viele, viele Zettelchen zwischen den Seiten. Doch ich habe nun beschlossen, meine Buchbesprechung auf zwei Szenen zu fokussieren ...

Das Buch ist stellenweise grauenvoll. Das ist allerdings die Realität von Straßenkindern in Schwarzafrika. Straßenkinder, die zu Waisen gemacht wurden, weil ihnen die Eltern auf kriminalistische Art und Weise genommen wurden in einem Land, in dem Verbrechen nicht geahndet werden und in dem es keine Demokratie gibt. Die Geschichte im Buch ist recht authentisch geschrieben und dadurch sehr lesenswert. Endlich mal ein Autor aus der westlichen Welt, Mankell ist Schwede, der respekt- und achtungsvoll über die Probleme eines anderen Landes zu schreiben weiß. Mankell schreibt über Afrika, als wäre er ein Teil davon. Als wäre er dort aufgewachsen ... Mankell ist für mich ein Mensch, der über jede Menge Empathie verfügt. Mankell ist ein versierter Afrikakenner.

Sich in die Nöte anderer Menschen hineinzuzuversetzen, unabhängig der Hautfarbe, das schaffen nur ganze wenige Menschen. Auch Autoren sind recht rar, die dazu in der Lage sind, wenn es darum geht, die politischen und die kulturellen Verhältnisse in ihren Büchern aufzuzeichnen. Die meisten schreiben über andere Länder mit den Maßstäben und Wertesystemen, die sie gewöhnt sind und sie diese in ihren Köpfen mit in das Land tragen, über das sie schreiben möchten. Meist werden immer die Werte der eigenen Kultur aufgewertet und die andere Kultur abgewertet. Mankell ist ganz anders. Man könnte echt meinen, er sei ein afrikanisches Kind gewesen.

Dafür alleine hat Mankell schon seine zehn Punkte verdient.

Im Folgenden, wie oben schon gesagt, gibt es zwei Szenen, die ich hier festhalten möchte. Doch zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
»Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.«Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen und seine Schwester massakrierten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde. Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.
Es gibt Kinder, die keine Kindheit haben. Kaum sind sie auf der Welt, werden sie schon recht früh mit Problemen konfrontiert, für die sie eigentlich noch zu jung sind. Probleme, mit denen Erwachsene schon überfordert sind. Probleme, die Erwachsene aber auch machen, und sie die Kinder mit hineinziehen. Stellenweise sind recht grausame Szenen zu lesen. Menschen, die sich so bestialisch verhalten, dass man sich fragen muss, was diese Bestien zu Menschen macht? Haben sie überhaupt den Titel MENSCH verdient? Oder was macht Menschen zu Bestien? Diese Frage stellte ich mir nicht allein, auch der kleine, zehnjährige Nelio stellte sie sich. Nelio, der Zeuge wurde, als Banditen sein Dorf in Brand setzten und sie die wenigen Habseligkeiten, die diese Menschen besaßen, raubten. Sie raubten auch Menschen. Sie raubten Kinder, um sie zu ihren Soldaten zu machen. Sie raubten aber auch Kinder, und nur, um sie zu töten. Nelio sah, als seine eigene Mutter geprügelt wurde, als sie ihr das Mädchen, Nelios Schwester, von ihrem Rücken gerissen hatten, den Säugling in die große Tonne legten, und der Mutter befahlen, sie solle das Kind in der Tonne mörsern, wie sie Mais gemörsert hatte. Die Mutter war dazu nicht in der Lage, so nahm der Bandit selbst den Stock in die Hand, und mörserte damit auf das kleine Mädchen ein, das erst vor Angst brüllte und die Schreie mit dem Mörsern und Töten schnell zum Ersticken gebracht wurden …

Das können Erlebnisse von Kindern sein, die in einem Land geboren werden, in dem es nur die Armut, Gewalt und Unterdrückung gibt. Man nimmt armen Menschen das bisschen, das sie haben. Sogar die Würde …

Nelio wurde auch gekidnappt. Gemeinsam mit seinem Bruder und vielen anderen Kindern. Er erhielt, nach dem die Reise beendet war, ein Gewehr in die Hand mit dem Befehl, den Jungen, der ihm gegenüberstand, zu erschießen, damit er schnell lernen könne, andere zu töten. Dieser Junge war sein Bruder, der entsetzlich weinte vor Angst. Nelio brachte es nicht fertig. Stattdessen drehte er sich zu dem Befehlshaber und schoss ihm mitten in die Stirn. Nelio ließ daraufhin das Gewehr fallen, rannte und rannte und rannte …

Mein Fazit?
Wo menschliche Nöte sind, findet man oftmals Weisheit ... 
Der zehnjährige Nelio dachte so weise wie ein alter Mann ... 

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Freitag, 25. September 2015

Henning Mankell / Der Chronist der Winde

Klappentext
»Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.«Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen und seine Schwester massakrierten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde. Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.


Autorenporträt
Henning Mankell geboren 1948 in Härjedalen, ist einer der angesehensten und meistgelesenen schwedischen Schriftsteller, vor allem bekannt durch seine Wallander-Krimis. Er lebt als Theaterregisseur und Autor abwechselnd in Schweden und in Maputo/Mosambik. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.





Donnerstag, 24. September 2015

Maarten `t Hart / Die Sonnenuhr (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dieser Krimi, der alles andere als blutrünstig ist, hat mir recht gut gefallen. Ich wusste gar nicht, dass Maarten ´t Hart Krimis schreibt. Es hat mich nun neugierig gestimmt, welches Genre er in seinen anderen Bänden behandelt.

Da dies ein Krimi ist, darf man keine Zeile zu viel erzählen, weshalb ich mich hier recht kurz halten werde.
Interessant fand ich die Persönlichkeit der Protagonistin namens Leonie Kuyper, die, als ihre beste Freundin Roos stirbt, in deren Identität schlüpft. Leonie bezeichnet es selbst als das große Verlangen, in Roos´ Haut zu kriechen.

In die andere Haut zu kriechen fand ich bildlich gesehen total schön ausgedrückt.

 Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Leonie Kuyper führt ein bescheidenes Leben als Übersetzerin – bis ihre beste Freundin Roos, die Laborantin mit den knallroten, superlangen Fingernägeln, an einem Sonnenstich stirbt. Roos hat sie zur Alleinerbin bestimmt, allerdings unter einer Bedingung: dass sie für die drei geliebten Katzen sorgt und in ihr Apartment zieht! Als Leonie sich auf diesen Deal einlässt, entdeckt sie nach und nach verwirrende Geheimnisse im Leben ihrer Freundin. Maarten ’t Hart, der große Erzähler und Meister witziger Dialoge, hat einen komischen und höchst spannenden Roman geschrieben. 
Roos war eine recht exzentrische Natur, die ziemlich lange und farbige Fingernägel trug, und später erwiesen sich diese für mich als Leserin als ihre potentielle Waffen. Roos spürte, dass sie nicht mehr lange leben würde und rechnete mit einem Feind, der sie zu töten beabsichtigt. Roos lebt trotz ihrer Attraktivität partnerlos. Sie besitzt drei Katzen, die sie im schlimmsten Fall versorgt wissen möchte. Roos trifft, wie schon aus dem Klappentext zu entnehmen ist, alle notwendigen Vorkehrungen.

Ihr Umfeld fand ihre Fingernägel so ziemlich ordinär. Aber diese Form von Fingernägeln galten so für mich als das Markenzeichen Roos´ schlechthin. Immer wieder wird Roos mit der Frage konfrontiert:
>>Warum denn nur diese Nägel?<<
>>Weil ich es schön finde.<<
>>Schön? Ist es nicht einen kleinen Tick ordinär?<< (…)
>>Was ordinär oder vulgär ist, musst du nicht meiden, auch das hat einen Platz im Leben.<< 
In dem Stück lassen sich noch mehr Weisheiten finden, wie z. B. was man unter Glück verstehen kann. Aus Leonies und Roos´Sicht:
Wo Gunst ungleich verteilt ist, scheint Missgunst unabwendbar. Jemand wie ich ist nicht für das Glück geboren. Warum, weiß ich nicht. Früher habe ich mehr darunter gelitten als heute. Alles Glück verkehrt sich so schnell in Kummer. Fehlt dir Glück, dann ersparst du dir Leid. Bei Gewinn droht Verlust. Gewinnst du nicht, kannst du nichts verlieren. 
Alles andere lest selbst.

Mein Fazit     
                               
Dieses Buch ist eher nicht für KrimileserInnen geeignet, die sehr viel Spannung und Action gewohnt sind.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten …
  
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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 53
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Gelesene Bücher 2013: 81
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Sonntag, 20. September 2015

Maarten ' t Hart / Die Sonnenuhr

Nach dem ich nun drei Bücher in Folge abgebrochen habe, habe ich mich für ein Buch meines Lieblingsautors von Maarten´ t Hart entschieden.

Wenn mir in der jüngsten Vergangenheit ein Buch nicht gefallen hat und das mich zum Abbrechen zwang, habe ich mir als Entschädigung ein Buch eines Autors rausgepickt, der zu meinen Favoriten zählte.

Demnach hatte ich mit Carson McCullers Bücher begonnen. Als ich alle ihre Bücher durch hatte, setzte ich mit den Büchern von Isabel Allende fort und die nächsten waren die Bücher von Haruki Murakami. Ich hatte soviele Bücher desjenigen Autors gelesen, bis ich gesättigt war ...

Und nun ist Maarten´ t Hart dran. Viele Bücher von dem Autor besitze ich schon, aber viele müsste ich mir noch anschaffen. Wenn ich die Bücher, die ich besitze, durchbekomme und ich noch Lust habe, weitere von dem Autor zu lesen, dann folgt die Neuanschaffung. Aber bis dahin dauert es noch ein Weile.

Und nun zur aktuellen Lektüre:

Klappentext
Leonie Kuyper führt ein bescheidenes Leben als Übersetzerin – bis ihre beste Freundin Roos, die Laborantin mit den knallroten, superlangen Fingernägeln, an einem Sonnenstich stirbt. Roos hat sie zur Alleinerbin bestimmt, allerdings unter einer Bedingung: dass sie für die drei geliebten Katzen sorgt und in ihr Apartment zieht! Als Leonie sich auf diesen Deal einlässt, entdeckt sie nach und nach verwirrende Geheimnisse im Leben ihrer Freundin. Maarten ’t Hart, der große Erzähler und Meister witziger Dialoge, hat einen komischen und höchst spannenden Roman geschrieben.

Autorenporträt
Maarten ’t Hart, geboren 1944 in Maassluis bei Rotterdam als Sohn eines Totengräbers, studierte Verhaltensbiologie, bevor er sich 1987 als freier Schriftsteller in Warmond bei Leiden niederließ. Nach seinen Jugenderinnerungen »Ein Schwarm Regenbrachvögel« erschien 1997 auf Deutsch sein Roman »Das Wüten der ganzen Welt«, der zu einem überragenden Erfolg wurde und viele Auszeichnungen erhielt. Seine zahlreichen Romane und Erzählungen machen ihn zu einem der meistgelesenen europäischen Gegenwartsautoren.
Die ersten fünfzig Seiten habe ich schon durch und ich muss sagen, ich befinde mich nun wieder in meinem Element. Das Buch liest sich flüssig. Es ist humoristisch, man findet viel Weisheit und man hat es mit schrägen Vögeln zu tun, über deren Lebensweise man gerne liest.

Ich freue mich auf mehr.

Von dem Autor habe ich bisher gelesen:
Das Paradies liegt hinter mir
Das Wüten der ganzen Welt
Unter dem Deich
Mir haben sie alle recht gut gefallen und bin so neugierig auf die weiteren Bände.





Samstag, 19. September 2015

Lutz Seiler / Kruso (Abbruch)

Abgebrochen ...

Wieder ein Buch, das ich soeben zu Grabe getragen habe.

Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen. Mich hat das Cover partout nicht angesprochen und habe mich von der Buchwerbung locken lassen.

Ich bin mit allen Romanfiguren nicht wirklich warm geworden. Die ganze Story hat mich gelangweilt. Ständig schweifte ich mit meinen Gedanken ab. Ich mag mich nicht weiter quälen, und breche ab. Ich habe mir nun erneut vorgenommen, nach jedem abgebrochenen Buch suche ich mir einen Band von einer meiner LieblingsautorInnen aus.

Nach Carson McCullers, Isabel Allende, Haruki Murakami setze ich nun die Reihe mit Maarten t´Hart fort. Weiteres im nächsten Posting. 

Schade trotzdem.





Lutz Seiler / Kruso

Klappentext
Als das Unglück geschieht, flieht Edgar Bendler aus seinem Leben. Er wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und »jenseits der Nachrichten« liegt. Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt Ed Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt. Geheimer Motor dieser Gemeinschaft ist Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes (und des Lebens) in drei Nächten zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Doch der Herbst 1989 erschüttert die Insel Hiddensee. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.


Autorenporträt
Lutz Seiler wurde 1963 in Gera/Thüringen geboren, heute lebt er in Wilhelmshorst bei Berlin und in Stockholm. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter arbeitete er als Zimmermann und Maurer. 1990 schloß er ein Studium der Germanistik ab, seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. Er unternahm Reisen nach Zentralasien, Osteuropa und war Writer in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles sowie Stipendiat der Villa Massimo in Rom.Für sein Werk erhielt er mehrere Preise, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Fontane-Preis und den Uwe-Johnson-Preis.
Mein erstes Buch von dem Autor.



Donnerstag, 17. September 2015

Juan Carlos Onetti / Das kurze Leben (abgebrochen)


Abgebrochen ...

Das Buch konnte ich nach 115 Seiten nicht mehr weiter lesen. Es ist mir zu verrückt. Ich lese und lese und der Inhalt will einfach nicht in den Kopf ... Ich wollte durchhalten. Aber es geht einfach nicht weiter. Mein Inneres sperrt sich mittlerweile.
Die Rezensionen im Internet fallen alles andere als gut aus. Ich stehe mit meiner Leseerfahrung nicht alleine da. 

Es ist kein schlechtes Buch, ohne Frage, recht anspruchsvoll, trotzdem nicht für mich geeignet. 

Schade ... 

Von dem Autor werde ich mir kein Buch mehr kaufen. Er zählt für mich zu denjenigen, denen ich keine zweite Chance geben möchte.

Aber, ich muss sagen, ich bin mit jedem Buch, das ich abgbrochen habe, sehr, sehr traurig. 

Adieu, Onetti. 











Dienstag, 15. September 2015

Juan Carlos Onetti / Das kurze Leben

Klappentext
Juan MarÌa Brausen steckt in einer tiefen Krise. Mit vierzig Jahren scheint das Leben für ihn keine Überraschungen mehr parat zu haben: „Mittlerweile bin ich dieser kleine, schüchterne, unveränderliche Mann, verheiratet mit der einzigen Frau, die mich verführt hat, außerstande, (...) die Willenskraft zu haben, ein anderer zu sein.“ Brausen hat sein frustrierendes Leben satt. Er möchte ausbrechen. Nur wie? Beim Schreiben eines Drehbuchs erfindet er eine neue Existenz, einen Doppelgänger. Er beginnt, dessen Leben zu führen. Es ist das Gegenteil seiner bislang so bürgerlichen Existenz, ein Leben voller Prostituierten, Kriminalität und Drogen, aber auch voller Liebe und Begehren. Das kurze Leben (1950) ist Onettis wichtigster Roman. Die fiktive Stadt Santa MarÌa, die er darin erstehen lässt, wird zum Hintergrund mehrerer späterer Romane. Der Text gilt als Wegbereiter und Vorläufer des modernen lateinamerikanischen Romans, wie man ihn später etwa bei Gabriel Garcìa Marquez oder Mario Vargas Llosa findet. Er erzählt mit viel Raffinesse die Geschichte eines Mannes, der aus seinem Leben ausbricht und sich neu erfindet.


Autorenporträt
Juan Carlos Onetti (geb. 1909 in Montevideo, Uruguay) ist vielfach und zu Recht als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller bezeichnet worden. 1932 erschien im Rahmen eines Literaturwettbewerbs eine Erzählung von ihm in der argentinischen Tageszeitung La Prensa. Sein erster Roman, El Pozo (dt. Der Schacht, 1989), folgte 1939 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Er veröffentlichte insgesamt elf Romane und zahlreiche Erzählungen sowie zwei Sammlungen von Artikeln, von denen die Mehrzahl ins Deutsche übersetzt wurde. 
Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuter, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmäßig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art "Geheimtipp" und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte. 
Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte. 
Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Außerdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis. 
1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos (dt. Willkommen, Bob. Gesammelte Erzählungen, 1999) in Buenos Aires. Am 30. Mai desselben Jahres starb Juan Carlos Onetti 84jährig in Madrid. 
Fast alle großen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluß auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den größten lateinamerikanischen Schriftsteller gehalten. 
Im Frühjahr 2005 erschien bei Suhrkamp der erste Band der Onetti-Werkausgabe mit Leichensammler und Die Werft in einer revidierten Übersetzung.Im Frühjahr 2007 folgte der zweite Band der Werkausgabe mit Das kurze Leben, Abschiede und Für ein Grab ohne Namen.
Ich habe ein paar Seiten schon gelesen, und ich muss sagen, das Buch fordert mich ganz schön heraus. Ich bin gespannt, wie weit ich kommen werde. Der Schreibstil ist arg gewöhnungsbedürftig.

Aber ich habe mir fest vorgenommen, bis zur letzten Seite durchzuhalten.

Mal schauen ...



Montag, 14. September 2015

Dörthe Binkert / Weit übers Meer (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen.

Ein historischer Roman aus den Anfängen des Zwanzigsten Jahrhunderts, in dem es um die Stellung der Frau der damaligen Zeit geht. Doch das Datum, 23.07., ist ein ganz spezielles Datum in doppelter Hinsicht …


Das Buch ist recht authentisch geschrieben. Man konnte sich gut in die Figuren hineinversetzen. Auch bekam man sehr leicht das Gefühl, mit dem Blick aufs Meer sich selbst auf dem Schiff zu befinden und unter sich das tiefe Wasser zu spüren. Der Passagier Henry drückt genau das aus, was ich selbst auf dem Meer empfinde. Nebenbei eine kleine Kostprobe:

>>Mir ist das Meer unheimlich. Wenn ich keinen festen Boden unter mir habe, fühle ich mich unbehaglich. Die Tiefe unter mir, diese Unmenge von Wasser … ich glaube, es ist ziemlich kalt und ungemütlich da unten.<<  


Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
Antwerpen, am Abend des 23. Juli 1904. Eine Frau von nicht einmal dreißig Jahren geht - nur mit einem langen weißen Abendkleid und ein paar Diamant-Ohrringen bekleidet - an Bord eines Überseedampfers. Sie hat kein Gepäck, keinen Pass, kein Geld und keine Papiere. Am nächsten Morgen meldet sie sich als blinde Passagierin beim Kapitän. Wer ist diese Frau? Welches Geheimnis verbirgt sie? Neun Tage ist das Schiff unterwegs nach New York, und in dieser Zeit entfaltet sich unter den Passagieren der Ersten Klasse ein subtiles Drama, vom dem am Ende keiner ganz unberührt bleibt ...
Die Protagonistin dieser Geschichte ist die achtundzwanzigjährige Valentina Meyer, die ihren zweijährigen Sohn durch einen schweren Schicksalsschlag verloren hat, und den sie, selbst nach zwei Jahren Todesfolge, nicht richtig verwunden hat. Mit ihrem Mann Victor, der sie permanent mit anderen Frauen betrügt, ist sie auch nicht besonders glücklich, obwohl Victor sie auf seine Weise liebt. Zwei Jahre   den Tod des Kindes zu betrauern sei nun endlich genug, so Victors Sichtweise. Valentina habe schließlich als seine Ehefrau Pflichten zu erfüllen. Ein heftiger Disput zwischen Victor und Valentina, als sie sich weigert, sich für eine gesellschaftliche Veranstaltung, die Victor sehr wichtig ist, zurechtzumachen. Seine Forderung, sich das weiße Kleid und die Diamant-Ohrringe anzuziehen, damit sie die schönste Frau dieser Abendgesellschaft abgeben werde. Als sie sich stumm weigert, packte er …

(…) Valentinas Hals mit beiden Händen und schüttelte sie.
Du willst dich mir widersetzen? (…) Hast du vergessen, dass du meine Frau bist? Nur eine Frau bist? Dass du zu gehen hast, wohin ich gehe, dass du zu tun hast, was ich sage?<<
Er ließ ihren Hals los und trat einen Schritt zurück, als ob er ihr Gelegenheit zur Antwort geben wollte. Aber Valentina schwieg.
>>Warum sagst du nichts?<<, schrie er. >>Bin ich keine Antwort wert? Du willst mich nicht im Bett, du willst mich nicht am Tisch, du trägst diese schrecklichen schwarzen Kleider wie einen Vorwurf an mich. Jeden Tag aufs Neue sagen sie mir, dass ich schuld an deinem Unglück bin.<< 

Was Valentina gewagt hat, ist wirklich sehr mutig, wie man am Schluss der Geschichte entnehmen kann. Sie sorgte für einen Skandal, und man kann sich denken, dass sie damit Victors Ansehen ruinierte. Ich empfand eine gewisse Genugtuung diesem Typ Ehemann gegenüber.

Mutig war aber auch, sich als blinde Passagierin in ein Schiff zu verfrachten, das von Antwerpen nach New York fährt. Während Valentina, die sich selbst dem Schiffskapitän als blinde Passagierin angezeigt hat, auch hier das Gesprächsthema Nummer eins wird. Viele stellen sich die Frage, was eine so vornehme Frau wie diese bewegt, ohne Fahrkarte, ohne Geld und ohne Papiere sich auf ein Schiff zu begeben?
Ich wollte einfach nur fort aus meinem Leben. 
… fort aus meinem Leben, fand ich so schön ausgedrückt, als könne man vor sich selber fliehend in ein anderes, besseres Leben ziehen.

Trotzdem stieß Valentina auf Unverständnis, da die wenigsten auf dem Schiff Bescheid wussten, was der Anlass für Valentinas' Flucht gewesen sein könnte. Im Folgenden die Sicht eines Schiffsingenieurs:
Ich weiß nicht, was im Kopf dieser Frau vor sich geht. Ich will es auch gar nicht wissen. Wahrscheinlich ist sie krank, eine Hysterikerin. Vielleicht hat sie sogar ihren Mann und ihre Kinder verlassen. Sie ist ja kein junges Mädchen mehr.Überhaupt. Diese neue Mode, dass Frauen allein verreisen. Es gibt sicher Fälle, wo sich das nicht vermeiden lässt, nicht alle Witwen haben Verwandte, eine Gesellschafterin oder Dienstboten, die sie begleiten können. Aber so etwas sollte doch die Ausnahme bleiben. (…) Es soll schon Frauen geben, die studieren. Der Fortschritt ist eine Sache. Ich wäre nicht Ingenieur geworden, wenn ich nicht an den Fortschritt glaubte. Die Technik bringt die Welt voran. Das heißt aber noch lange nicht, dass man grundlegende gesellschaftliche Ordnungen aus den Angeln heben kann. Wir Männer wollen ja auch nicht plötzlich Kinder bekommen.Alles hat seine Ordnung, und das ist auch gut so.  
Aber es gibt auch Leute auf dem Schiff, die Valentina für ihren Mut bewundern. Eine vornehme Dame, die sämtliche Konventionen einer Gesellschaft für ein freies Leben zu brechen droht. Welche Frau aus der damaligen Zeit wünschte sich das nicht?

Aus der Sicht eines Künstlers namens Henry:
>>Liebe Madame Meyer (…), für die Menschen hier auf dem Schiff haben Sie etwas Ungeheuerliches gewagt. Sie haben sich über alle Konventionen hinweggesetzt. Ich weiß nicht, ob ich das zustande brächte. (…) Verzeihen Sie, wenn ich mir erlaube, das zu sagen, aber haben Sie sich schon einmal überlegt, ob Sie eine einzige Frau kennen, die etwas Vergleichbares täte? Mag sein, dass Männer dazu erzogen werden, unter bestimmten Umständen radikale Entscheidungen zu treffen. Aber Sie sind eine Frau. Auf Ihnen lastet, wie auf allen Frauen, eine Welt der Konvention und Beschränkung, der Unfreiheit und Missachtung. Sich davon freizumachen …<<Sie unterbrach Henry mit einer raschen, ungeduldigen Handbewegung: >>Ich habe mich nie als Teil dieser konventionellen Welt empfunden. Ich habe nie dazugehört. Man gewöhnt sich daran, anders zu sein.<< 
Valentinas Herkunft ist schon durch ihre Eltern außerhalb der Bahnen geraten. Ihre Mutter, die sich permanent auf Reisen befand und dadurch selbst schon gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen hat, gab Valentina schon als kleines Kind in die Obhut der Großmutter …
Der Vater verließ die junge Familie und kam nie wieder zurück.

Aber auf dem Schiff sind nicht alle Leute so unaufgeklärt. Und wieder ist es Henry, der versucht, Valentina ein wenig Mut zu machen:
>>Das klingt vielleicht etwas ungewohnt, und Sie haben vermutlich eine andere Erziehung genossen. Ich bin aber der Meinung, dass jeder Mensch, ob Mann oder Frau, die Aufgabe hat, darüber nachzudenken und herauszufinden, was seine ganz eigenen Talente und Begabungen sind, und dass wir Menschen verpflichtet sind, uns den Träumen zu stellen, die wir tief in uns finden. Wir erfüllen unser Leben nur, wenn wir das, was wir tun, mit Liebe tun. Nur, was wir mit Liebe tun, gelingt auf die Dauer. Und wir müssen herausfinden, was das ist, was wir lieben können.<< 
Ja, eine sehr, sehr schöne und moderne Sichtweise, die nur ein Künstler haben kann, lol J.


Mein Fazit?

Mein Verdacht hat sich bestätigt. Die Geschichte dieses Buches lässt stark an die Geschichte der Titanic erinnern …

Aus dem Anhang ist zu entnehmen, dass es diese vornehme Dame im weißen Abendkleid und mit den Diamant-Ohrringen tatsächlich gegeben haben soll, allerdings wiesen die Zeitungsartikel recht viele Rätsel über diese Frau aus, sodass die Autorin sich beflügelt sah, der mysteriösen Dame eine Geschichte zu geben. Auch die Namen aller Figuren seien frei erfunden.

Ach, und noch etwas; natürlich gibt es auch hier Liebesgeschichten en masse. Sie zu lesen reicht mir schon. Ich muss nicht noch zusätzlich darüber sprechen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

_____
Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

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Mittwoch, 9. September 2015

Dörthe Binkert / Weit übers Meer

Klappentext
Antwerpen, am Abend des 23. Juli 1904. Eine Frau von nicht einmal dreißig Jahren geht - nur mit einem langen weißen Abendkleid und ein paar Diamant-Ohrringen bekleidet - an Bord eines Überseedampfers. Sie hat kein Gepäck, keinen Pass, kein Geld und keine Papiere. Am nächten Morgen meldet sie sich als Blinde Passagierin beim Kapitän. Wer ist diese Frau? Welches Geheimnis verbirgt sie?
Neun Tage ist das Schiff unterwegs nach New York, und in dieser Zeit entfaltet sich unter den Passagieren der Ersten Klasse ein subtiles Drama, vom dem am Ende keiner ganz unberührt bleibt ...

Autorenporträt
Dörthe Binkert, *01.01.1949, geboren in Hagen/Westfalen, wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte dort Germanistik, Kunstgeschichte und Politik. Nach ihrer Promotion hat sie viele Jahre für große deutsche Publikumsverlage gearbeitet. Seit 2007 ist sie freie Autorin und lebt in Zürich.
Die ersten hundert Seiten habe ich durch und bin noch etwas ungehalten ...

Das Buch habe ich gekauft, weil mich der Buchtitel Weit übers Meer angesprochen hat.
Hat mich auch ein wenig an die Titanic erinnert.


Montag, 7. September 2015

David Gilmour / Unser allerbestes Jahr (1)

Unser allerbestes Jahr
Lesen mit Anne ... 

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mit dem Buch bin ich nun durch. Es war aus meiner Sicht nicht besonders toll, aber schlecht war es auch nicht. Ein zweites Mal würde ich es allerdings nicht lesen.

Eine interessante Perspektive eines Vaters, David Gilmour, der sich sehr für die pädagogische Erziehung seines Sorgenkindes engagiert.

Das Buch beginnt gleich mit einem passenden Zitat von dem französischen Dichter Michel de Montaigne
Das größte und folgenschwerste Problem des menschlichen Wissens liegt wohl dort, wo es um seine Anwendung auf die Erziehung der Kinder geht.
Das Buch ist als ein Erfahrungsbericht zu sehen. Keine Fiktion, sondern geschrieben nach einer wahren Begebenheit der Familie Gilmour. Im Hintergrund wirken noch andere nahe Bezugspersonen mit.

Recht mutig von dem Autor, so viel von sich und seinem Sohn Jesse preiszugeben. Im Nachwort ist allerdings zu entnehmen, dass Jesse u.a. mit der Publikation dieses Buches sich einverstanden gaben. Mutig auch von Jesse.

Jesse ist sechszehn Jahre alt und kommt in der Schule nicht mehr mit, verliert die Lust daran. Der Vater zwingt ihn nicht, weiter zur Schule zu gehen und macht ihm den Vorschlag, ihn von der Schule abzumelden, wenn er im Gegenzug sich bereit erklärt, drei Mal in der Woche mit ihm bestimmte Filme anzusehen. Die Filme werden alle von dem Vater ausgewählt, mit dem Ziel, seinen Sohn in der schweren pubertären Phase unterstützend zu begleiten. Die Filme dienen demnach alle als pädagogisches Medium.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Eltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor: freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu ›Basic Instinct‹. Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Drogen, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist. Ein wahres und weises, zärtliches und urkomisches Buch über gebrochene Herzen im Film und im wirklichen Leben und darüber, dass Erwachsenwerden nichts mit dem Alter zu tun hat. 
Jesse hat jede Menge Probleme mit seinen Beziehungen, begleitet von starkem Liebeskummer, den er auch oft mit Drogen versucht zu kompensieren. In diesen schweren Zeiten ist sein Vater immer für ihn da, er fängt ihn auf, manchmal mit eigenen Worten, manchmal aber auch mit bestimmten Filmen, in denen Jesse die Möglichkeit hat, Parallelen zu seinem eigenen Leben zu finden.
>>Du weißt, was Lawrence Durrell gesagt hat, Jesse. Wenn du über eine Frau wegkommen möchtest, verwandle sie in Literatur.<<
Das fand ich ein sehr schönes Zitat.

Liebeskummer scheint wohl der stärkste seelische Schmerz eines jungen Menschen überhaupt zu sein. Zumindest glauben das viele. Jesses Vater versucht seinen Sohn davor zu schützen und merkt aber, dass er ihn nicht schützen kann, weil jeder junge Mensch durch diese Erfahrung selbst gehen muss. Jesse konfrontiert seinen Vater immer wieder mit der Frage, ob der Schmerz noch weiter zunehmen könne, oder ob er die Grenze schon erreicht habe?
Was ich ihm nicht sagte, war, dass es vermutlich noch schlimmer wurde, viel schlimmer sogar, bevor es besser wurde, bevor er im Schlaraffenland der Gegenwart landete, wo man aufwacht und denkt: Hmm, ich glaube, ich habe eine Blase an der Ferse. Lass mal sehen. Ja, tatsächlich! Was für ein paradiesischer Zustand! Wer hätte das gedacht?
Das fand ich auch ein schönes Zitat.

Jesse bezeichnete die Mädchen, die mit dem Partnerverlust besser umzugehen scheinen als er selbst, als die wahren Siegerinnen des Lebens. Die Reaktion des Vaters fand ich richtig gut:
>>Das Leben ist lang, Jesse. Du weißt nicht, wer diese Runde gewinnt.<< 
In dem Buch werden jede Menge Filme besprochen und ich muss sagen, dass mich dies ein wenig überfordert hat. Ich kenne nur wenige Filme, die in dem Buch vorgestellt und diskutiert werden, weshalb ich mich zu diesen Konversationen ausgeschlossen gefühlt habe.

Ausnahmen waren z. B. der Spielfilm mit Audrey Hepburn,  Frühstück bei Tiffany.  Es wurde die Szene behandelt, in der die Protagonistin mit dem Handtuch als Turban um den Kopf gewickelt mit ihrer Gitarre auf der Treppe sitzt, und ein melancholisches Lied spielt, als dann der gutaussehende Schriftsteller an seiner Schreibmaschine sitzend von der Musik  abgelenkt wird und mit dem Schreiben aufhört, ans Fenster läuft, das Rollo hochzieht, das Fenster öffnet, und er die junge Frau anlächelt. Dieser Song gefällt mir recht gut, habe ich sogar bei mir auf dem PC gespeichert. Auch das Buch besitze ich.

Hitchcocks Vögel kenne ich auch. In meiner Jugend war dies mein Lieblingsfilm. Das war's aber dann auch schon mit den im Buch mir bekannten Filmen.

Mit den Büchern hatte ich mehr Glück. Ich kannte sie alle, über die gesprochen wurde. Marcel Proust, Virginia Woolf, etc., allerdings waren die Buchgespräche eher zweitrangig.

David Gilmour, gut situiert, befindet sich jedoch selber in einer Krise, da er arbeitslos ist und auf neue berufliche Herausforderungen wartet. Er möchte seinem Sohn unbedingt ein Vorbild sein und weiß in seiner eigenen Lebenskrise nicht, ob es ihm gelingt. Auch er, die fünfzig Lebensjahre überschritten, wirkt ein wenig unbeholfen und wacklig auf den Beinen. Auch auf der Suche nach einer neuen Wohnung kommt David mit den Schwierigkeiten nicht zurecht und wirkt selbst ein wenig pubertär. Der Mensch hat eben solange er lebt niemals ausgelernt. 
Ich wartete auf einen Job, das stimmt, aber ich wartete nicht auf das Leben. Das Leben war da, gleich neben mir auf dem Sofa. Ich wusste, schon als es passierte, wie schön es war-, obwohl ich natürlich auch gleichzeitig wusste, dass uns am Ende der Straße die Ziellinie erwartete.
Er diskutiert auch mit Jesse ein wenig die Frage, wann das Leben eines Menschen anfangen würde? Für den einen erst mit fünfzig, für einen anderen früher, Jesse dagegen war recht klug und sagt, das Leben beginne für ihn von der Geburt an.


Mein Fazit?

Eine gute Idee von dem Autor, ein Buch über sein Erziehungskonzept und dessen Methode und Umsetzung zu schreiben, ich mir aber immer sagte, dass er auch Glück hatte, dass sein Sohn sich bereit erklärt hat, den Handel mit seinem Vater einzugehen und ihn auch einzuhalten. Er hätte weiterhin die Schule boykottieren, und die Filme verweigern können. Das tat der Junge aber nicht.

Andererseits fand ich es sehr löblich, dass David Gilmour seinem Sohn keinen Druck machte, und ihn nicht in die Schule gepeitscht hat. Für den Vater war dieser Schritt allerdings auch ein Wagnis, da er nicht voraussehen konnte, wie sich der Sohn mit Hilfe seines Vaters weiterentwickeln würde. Aber das weiß man in der Kindeserziehung nie ...

Und ich werde mich hüten, darüber zu berichten.

Zu Annes Buchbesprechung

@ Anne

Deine Buchbesprechung hat mir recht gut gefallen, Anne. Ich dachte mir schon, dass du mit den Filmen aus dem Buch mehr anfangen konntest als ich, da ich einen völlig anderen Filmgeschmack habe ... Z.B. diesen Al Caponefilm, den ich nur vom Hörensagen kenne, würde ich mir nie und nimmer anschauen. Ich suche keine Action in Filmen, sondern eher Lebensweisheiten. 

Annes Reaktion, siehe Kommentare ... 

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

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Freitag, 4. September 2015

David Gilmour / Unser allerbestes Jahr

Lesen mit Anne ...

Es ist wieder soweit, Anne und ich lesen zum Monatsanfang gemeinsam ein Buch. Diesmal war Anne mit dem Aussuchen des Buches dran, und nach dem wir beide mit Peter Wawerzineks Buch Rabeneltern gescheitert sind, hat Anne als Alternative dies vorliegende ausgesucht. Die ersten hundert Seiten habe ich schon durch und es hat mich jetzt nicht grad vom Hocker gerissen, aber schlecht ist es auch nicht. Mal schauen, wie es sich weiter entwickeln wird. Bin auch auf Annes Meinung gespannt.

Klappentext
Eltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor: freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu ›Basic Instinct‹. Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Drogen, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist.Ein wahres und weises, zärtliches und urkomisches Buch über gebrochene Herzen im Film und im wirklichen Leben und darüber, dass Erwachsenwerden nichts mit dem Alter zu tun hat.

Autorenporträt
David Gilmour, Jahrgang 1949, lebt in Toronto, Kanada, und ist Buchautor, Fernsehmoderator, Journalist und Filmkritiker. Er wurde mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, etwa mit dem renommierten Governor General´s Award. Sein 16-jähriger Sohn Jesse schmiss die Schule und schaute sich mit seinem Vater zusammen Filme an. Wie es mit Jesse weiterging, kann man in ›Unser allerbestes Jahr‹ nachlesen. Es ist David Gilmours erstes Buch in deutscher Übersetzung und war in Kanada ein Bestseller.


Anne und ich lesen nun schon seit einem Jahr monatlich ein Buch zusammen und wir haben es bisher nicht einmal ausfallen lassen. 

@ Anne: Es macht mir große Freude, mit dir zu lesen. Schön, dich kennengelernt zu haben. 

Leider kann ich nicht mehr Annes Buchbesprechungen hier verlinken, da sie ihren Literaturblog aus persönlichen Gründen an eine andere Lesefreundin abgetreten hat. Sie ist nur noch als Co-Autorin aktiv. Wenn wir Glück haben, postet sie ihre Leseerfahrung zu dem einen oder anderem Buch doch noch. 

Da wir regelmäßig telefonieren, werde ich als Ausgleich dazu das Ergebnis unseres Telefonats posten ...



Donnerstag, 3. September 2015

Agatha Christie / Vorhang (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das ist das beste Buch, das ich bisher von Agatha Christi gelesen habe. Es besitzt weitaus mehr Tiefe als die anderen Bände. Es ist ein wenig philosophisch und auch gewisse Abläufe fand ich recht spannend und nicht wirklich vorhersehbar. Das Buch hält viele Überraschungen bereit. Dadurch, dass es ein Krimi ist, darf man nicht zu viel erzählen, sonst ist die Spannung weg, weshalb ich mich kurz halte. Gerade bei diesem Krimi dürfen nur ein paar Worte gesprochen werden, denn selbst Hercule P. pflegte Hastings gegenüber eine spartanische Ausdrucksweise, um nicht zu viele Informationen nach draußen dringen zu lassen.

Hercule Poirot ist schon eine starke Nummer. Ist selbst körperlich schwer krank, weiß aber dennoch sein Leben zu schätzen. Er befindet sich gerade im Gespräch mit einer Dame, die ebenfalls sehr krank ist, und sie der Meinung ist, dass kranke Menschen recht schnell aus der Welt verschwinden sollten, da sie für die Gemeinschaft unnütze Wesen seien. Sie setzt eine Erkrankung mit einem Verbrechen gleich. Doch Poirot erwidert:
>>Aber nein, Madame“ (…). >>Die zarte exotische Blume braucht den Schutz des Gewächshauses - sie kann die rauen Winde nicht vertragen. Das gemeine Unkraut hingegen gedeiht bei jedem Wetter, doch deswegen ist es nicht höher zu schätzen. Sehen Sie mich an - verkrüppelt, unfähig, auch nur einen Schritt zu gehen! Aber ich - ich denke nicht daran, dem Leben den Rücken zu kehren. Ich freue mich an dem, was mir geblieben ist - am Essen, am Trinken und an den Vergnügungen des Geistes.<<
Es sind recht viele Morde erfolgt in einem Hotel Englands, und niemand wird ahnen, wer tatsächlich dahinter steckt. Weder der Leser noch Poirots Gehilfe Arthur Hastings.

Mein Fazit?
Das Buch bietet allerhand Gesprächsstoff.

Es erhält von mir zehn von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christi)

Gelesene Bücher 2015: 47
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Dienstag, 1. September 2015

Agatha Christie / Vorhang

Klappentext
Der von Arthritis gezeichnete und gelähmte Hercule Poirot bittet seinen alten Freund Captain Hastings zu ihm auf den Landsitz Styles zu kommen und sich an seiner Stelle auf die Fährte eines Mörders zu begeben, dessen Identität Poirots immer noch messerscharfer Verstand längst erkannt hat. Doch Poirot gibt wie immer sein Wissen dem armen Captain Hastings nicht preis, nennt die myteriöse Person "X". Und "X", dies weiß Poirot genau, wird wieder zuschlagen. Captain Hastings muss schnell handeln, um seinem langjährigen Partner zu helfen und dem Mörder zuvorzukommen.

Autorenporträt
Die schrullig-witzige Amateurermittlerin Miss Marple (u. a. "Mord im Orient-Express") und ihre Schöpferin Agatha Christie sind wohl untrennbar verbunden. Aber auch der belgische Detektiv Hercule Poirot, der z. B. in "Das Böse unter der Sonne" agiert, wird von den Christie-Fans geliebt. Beide Figuren gehören zu den bekanntesten Ermittlern der "Königin des Kriminalromans": Agatha Christie. Sie wurde 1890 im britischen Torquay (Grafschaft Devon) geboren, wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und ihre Mutter förderte Agathas Schreibtalent. Mit 24 Jahren heiratete Christie und bekam 1919 eine Tochter. Die Ehe wurde, damals höchst ungewöhnlich, nach einem Seitensprung des Gemahls 1928 geschieden. 1930 schloss Christie mit dem 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan die Ehe. In diesem Jahr erschien auch der erste Miss-Marple-Roman, "Mord im Pfarrhaus". Das Lebenswerk umfasst u. a. rund 70 Krimis - alle mit dieser unvergleichlichen Mischung aus Ironie, psychologisch fein austarierten Figuren, englischem Humor und einer handfesten Portion Lebenserfahrung. Darüber hinaus schrieb Christie auch Kurzgeschichten, Theaterstücke, Romanzen (unter Pseudonym) oder eine Autobiografie. Viele ihrer Werke wurden verfilmt, z. B. "Zeugin der Anklage" mit Marlene Dietrich. 1971 erhob Queen Elisabeth II. Christie in den Adelsstand. Die "Queen of Crime" erlag 1976 in Wallingford (Grafschaft Oxfordshire) einem Schlaganfall. 

Gelesen habe ich von der Autorin:
1. Das Haus an der Düne
2. Der Wachsblumenstrauß
3. Die Kleptomanin
4. Die Tote in der Bibliothek
5. Mord im Orientexpress  
Ich kann gar nicht sagen, welches Buch mir am besten gefallen hat. Habe eher den Eindruck, dass es das vorliegende ist, das ein wenig pholosophische Tiefe besitzt.

Das Büchelchen kam durch meine Bücherfreundin Anne zu mir und habe am letzten Sonntag damit zu lesen begonnen. Bin aber aus Zeitmangel nicht sehr weit gekommen, sodass Anne und ich unser gemeinames Buch, das wir Anfang eines jeden Monats lesen, auf ein paar Tage aufschieben. Wir sind ja dann noch immer gut in der Zeit.