Klappentext
Autorenporträt
Zu diesem Buch ist mir die Buchbesprechung verloren gegangen. Ich habe keine Ahnung, wie dies passieren konnte, da hier im Blog normalerweise nichts verloren geht. Merkwürdig ...
Ich füge sie nun hier ein, kopiert aus meinen Unterlagen, den Literaturmappen. Ich habe sie am 11.03.2015 geschrieben:
Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Zayd, der Adoptivsohn des Propheten, erhält nach dessen Tod von den Anführern des Islam eine ehrenvolle Aufgabe: Er soll Allahs Offenbarungen an Mohammad sammeln, indem er alle befragt, die sie gehört haben. Ein Jahr lang reist und arbeitet er, bis der Koran fertig ist. Doch das Buch wird abgelehnt- starke Gegner unter den Muslimen wollen eine andere Lehre. Da begreift Zayd, dass er der einzige ist, der das Leben Mohammads aufzeichnen kann, ohne dass die Erinnerung an den Propheten umgedeutet und verändert wird. Erneut macht er sich auf die Reise und redet mit denjenigen, die Mohammad kannten: seiner Familie, seinen Dienern, den Wissenschaftlern und den Dichtern, seinen Freunden und Feinden. Ein Reigen aus Geschichten entsteht, in farbenfrohen Szenen schildert Zayd das Leben desPropheten von der Geburt bis zum Tod. Und dieses Leben erweist sich als der Schlüssel zum Koran: Als Zayd im Licht seiner Erfahrungen auf der Reise den Koran neu ordnet, wird das Buch als die wahre Lehre angenommen.
Autorenporträt
Kader Abdolah, 1954 im Iran geboren, studierte Physik in Teheran und war in der Studentenbewegung aktiv. 1988 floh er aus politischen Gründen mit seiner Familie nach Holland, wo er heute in der Nähe von Amsterdam lebt. Kader Abdolah zählt zu den bedeutendsten iranischen Exilschriftstellern und ist in den Niederlanden ein Bestsellerautor.Mal ein ganz exotisches Buch. Nach ein paar wenigen Seiten wurde mir schon klar, weshalb dieser iranische Autor im Ausland im Exil lebt.
Zu diesem Buch ist mir die Buchbesprechung verloren gegangen. Ich habe keine Ahnung, wie dies passieren konnte, da hier im Blog normalerweise nichts verloren geht. Merkwürdig ...
Ich füge sie nun hier ein, kopiert aus meinen Unterlagen, den Literaturmappen. Ich habe sie am 11.03.2015 geschrieben:
Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Ich habe mir viele Zettelchen in das Buch gelegt, ich
werde aber nicht alle bearbeiten können. Während des Lesens fragte ich mich
immer wieder, ob Mohammad tatsächlich so gelebt hat? Ein fiktiver Roman? Nein,
nicht ganz. Eine fiktive Biografie. Ich werde gleich den Anhang des Buches
voranstellen.
Der vorliegende Roman über Mohammads
Leben, eigentlich ein Roman über die Entstehung einer Biografie, verdankt sich
Abdolahs langjähriger Beschäftigung mit dem Koran, der in den Niederlanden in
Abdolahs Übertragung erschien, und zwar gleichzeitig mit dem Roman. Während
seiner Übersetzungsarbeit am Koran wuchs in Abdolah die Überzeugung, das
heilige Buch des Islam sei nicht zu verstehen für den, der vom Propheten und
seinem Leben nichts wisse. Also erfand er Zayd, den Prototyp des getreuen
Diener, der seinem Herrn rückhaltlos folgt, zugleich aber seine Arbeit als
Chronist ernst nimmt und gewissenhaft aufschreibt, was ihm andere berichten.
Und so entstand das facettenreiche Bild eines Menschen, in dessen Entwicklung
sich auch heutige Leser hineinversetzen können. In der Einleitung zu
seiner Übersetzung schreibt Abdolah, eigentlich sei es unmöglich, den Koran zu
übersetzen. Die Schönheit von Mohammads Sprache geht dabei verloren, und da
jede Sure unendlich vieldeutig sei, könne man sie auch auf sehr
unterschiedliche Weise übersetzen. Fehler seien dabei unumgänglich. Und wenn an
seiner Interpretation etwas nicht stimme, so liege das eben an seiner
Unwissenheit wie an seiner Liebe zu Mohammads Prosa.Er bedauere es, dem (...)
Leser den ursprünglichen Geschmack von Mohammads Suren nicht wirklich
vermitteln zu können. Es sei ihm aber vielleicht gelungen, so hoffe er, >ein
Loch in die Mauer< zu schlagen, durch das der Leser wenigstens einen
Blick>>in Mohammads Gärten<< werfen kann.
Damit ist Abdolahs Hauptanliegen bei seiner Koranübersetzung benannt. Um dem westlichen Leser den Zugang zu erleichtern, hat er die Suren neu, und zwar chronologisch geordnet, vielen eine kurze historische Erläuterung vorangestellt und manche beträchtlich gekürzt. Die dichterische Freiheit ist dabei unübersehbar, aber immer von tiefem Respekt vor der >>göttlichen Prosa<< des Propheten getragen.In der fiktiven Biografie Mohammads, die das Pendant zur Koranübersetzung bildet, kommen natürlich ständig Suren vor, die der Chronist Zayd aus dem Gedächtnis zitiert oder andere zitieren lässt. Auch im Umgang mit diesen Zitaten lässt Abdolah dichterische Freiheit walten, hin und wieder weicht er sogar von seiner eigenen Koranübersetzung ab. Als ich ihn nach dem Grund dieser Variation fragte, antwortete der Autor lächelnd: >>Als Zayd Zeugnisse für sein Buch sammelt und eigene Erinnerungen wachruft, zitiert er Suren aus dem Gedächtnis, die erst viel später in ihrer endgültigen Form festgelegt wurden. Wer kann denn behaupten, alles genauso zu behalten, wie er es gehört hat!<<
Damit ist Abdolahs Hauptanliegen bei seiner Koranübersetzung benannt. Um dem westlichen Leser den Zugang zu erleichtern, hat er die Suren neu, und zwar chronologisch geordnet, vielen eine kurze historische Erläuterung vorangestellt und manche beträchtlich gekürzt. Die dichterische Freiheit ist dabei unübersehbar, aber immer von tiefem Respekt vor der >>göttlichen Prosa<< des Propheten getragen.In der fiktiven Biografie Mohammads, die das Pendant zur Koranübersetzung bildet, kommen natürlich ständig Suren vor, die der Chronist Zayd aus dem Gedächtnis zitiert oder andere zitieren lässt. Auch im Umgang mit diesen Zitaten lässt Abdolah dichterische Freiheit walten, hin und wieder weicht er sogar von seiner eigenen Koranübersetzung ab. Als ich ihn nach dem Grund dieser Variation fragte, antwortete der Autor lächelnd: >>Als Zayd Zeugnisse für sein Buch sammelt und eigene Erinnerungen wachruft, zitiert er Suren aus dem Gedächtnis, die erst viel später in ihrer endgültigen Form festgelegt wurden. Wer kann denn behaupten, alles genauso zu behalten, wie er es gehört hat!<<
Das heißt auch, die fiktiven Teile im Text, bzw. auch
Figuren, wie z.B. der Chronist Zayd, waren dem Autor wichtig, um uns
LeserInnen Mohammads Leben verständlicher zu machen.
Allerdings muss ich sagen, dass mir die Verse nicht
wirklich zugesagt haben. Ich kann mir vorstellen, dass die dichterische
Schönheit durch die Übersetzung viel Einbußen hat hinnehmen müssen.
Da wir vor ein paar Tagen den Internationalen Frauentag
gefeiert haben, kam mir das Buch zur rechten Zeit. Denn Mohammad war ein
Prophet, der sich auch für die Rechte der Frauen eingesetzt hatte. Er fand eine
Bibelstelle, aus der er Pharaos Weisungen entnahm:
Da gebot Pharao allem seinem Volk und
sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft ins Wasser, und alle Töchter
lasst leben.
Mohammad beobachtete an seinen Landsleuten die schlechte
Behandlung an den Frauen. Er bereiste die Welt und kam weise wieder zurück und
sprach zu Zayd:
Die Welt ist in Bewegung, wir aber stehen
still. In den Nachbarländern achten die Männer ihre Frauen, während wir uns
ihrer schämen und unsere neugeborenen Töchter töten. In diesen Ländern werden
Kinder mit Liebe behandelt, aber wir stecken sie wie Hunde in Käfige und
verkaufen sie auf dem Markt. Alle anderen haben einen neuen Propheten gehabt
und ein heiliges Buch, nur wir haben keins von beiden.
Mohammad machte sich bei seinen Landsleuten unbeliebt,
wurde als Frauenheld beschimpft, doch Mohammad ließ nicht locker:
TÖCHTER waren nichts
wert, und die Väter schämten sich ihrer. Mohammad verkündet: Haltet ein! Haltet
ein mit der Demütigung eurer Frauen. Das Paradies liegt zu Füßen der Mütter!
(…) Allah hat mich beauftragt, euch hier zusammenzurufen und euch Folgendes zu
sagen: Eine mächtige Armee, Allahs Armee, steht hinter diesem Berg und wird
euch bestrafen für das, was ihr euren Sklaven antut, was ihr euren Frauen
antut, was ihr euren neugeborenen Töchtern antut.
Die Frauen sollten auch am Erbe beteilig
werden, indem sie die Hälfte von
dem bekommen, was ihre Männer
erben. Mohammad machte sich bei den Herrschenden immer unbeliebter. Sein Leben
geriet immer mehr in Gefahr …
Noch bevor Mohammad Botschaften von oben erhalten hatte,
war er anders als alle anderen. Er sah in den Menschen, in der Natur, in den
Tieren den Schöpfer. Diese galten für ihn schon als Beweis genug für die
Existenz Gottes. Später, als Mohammad sich als Prophet erkenntlich zeigte,
verlangten die Menschen von ihm Beweise und lachten ihn aus, als er die Natur
als Gottesbeweis deklarierte:
Warum denken die Menschen nicht nach?
Warum fragen sie sich nicht, wer die Himmel, die Meere, die Berge, die Bienen
und die Frauen erschaffen hat? Wer lässt das Wasser vom Himmel fallen? Er muss
doch jemand sein. Ein Gott, der Gott, der Moses gesandt hat, der Gott, der
Jesus gesandt hat, der Gott, der Ibrahim gesandt hat. Es gibt nur einen
Schöpfer. Er ist Einer und es gibt nichts außer ihm...
Doch Mohammad haderte auch sehr mit Allah. Er verglich
sich mit anderen Propheten, z.B. mit Jesus, Dawud …, die aus seinem Empfinden
näher bei Gott standen als er. Er zweifelte an sich, und stellte sich die
Frage, weshalb Gott gerade ihn zu seinem Gesandten gemacht hat, Mohammad,
der nur ein Waisenjunge war? In seiner Not fühlte er sich nicht gehört,
doch das änderte sich recht bald. Mohammad zog sich in die Berge zurück, wo er
in aller Stille, in aller Zurückgezogenheit Gottes Botschaften empfing, was ihn
mit Freude und Dankbarkeit erfüllte.
Auf Seite 103 geht es um den Begriff des Islams, der
durch den Propheten neu eingeführt wurde, und Unterwerfung bedeutete.
Interessant. Wusste ich vorher nicht. Die Machthaber des islamischen Glaubens
sind alles andere als unterwürfig. In der Demut liegt die Kraft des Glaubens,
doch die Herrscher sind alles andere als demutsvoll.
Mohammads sehr junge und hübsche Frau Aischa geriet in
Verruf und man bezichtigte sie der Untreue, als sie länger ausblieb, als
beabsichtigt. Mohammad stand selbst unter Druck der lästernden Mäuler, er hatte
Angst, dass an dem Gerücht etwas dran sein könnte, und konfrontiert Aischa mit
vorwurfsvollen Fragen. Als er merkt, dass ihr Unrecht getan wurde, verkündet
Mohammad:
Denjenigen, die ehrbaren Frauen Untreue
vorwerfen, jedoch nicht vier Zeugen beibringen können, verabreicht achtzig
Peitschenhiebe. Nehmt von ihnen nie mehr eine Zeugenaussage an. Es sind
ruchlose Menschen.Diejenigen, die nichtsahnenden ehrbaren Frauen
Ausschweifungen vorwerfen, sind verflucht in diesem Leben und im Jenseits. (…)
An jedem Tag wird Gott ihnen die gebührende Strafe zukommen lassen. Und sie
werden erkennen, dass Allah die lautere Wahrheit ist.Mohammad, sag den
gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Keuschheit bewahren.
Das ist lauterer für sie. Allah weiß alles.
Damit die Frauen in Zukunft vor falschen Verleumdungen
geschützt sind, und auch vor sexistischen Männern, wurde der
Schleier eingeführt:
Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen
ihre Blicke senken und ihre Keuschheit bewahren, ihren Schmuck nicht offen
zeigen, mit Ausnahme dessen, was auch sonst sichtbar ist. Sie sollen ihre
Tücher über ihre Brüste ziehen und ihre Reize vor niemandem enthüllen als vor
ihren Ehegatten, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehegatten … Und von da an
mussten Frauen in der Öffentlichkeit einen Schleier tragen, sie durften fremden
Männern ihre Schönheit nicht mehr zeigen.
Von da an begannen die Leute, ihre Haustüren mit Türklopfer zu versehen. Wenn die Frauen das Klopfen hörten, zogen sie sich in ihre Zimmer zurück.
Von da an begannen die Leute, ihre Haustüren mit Türklopfer zu versehen. Wenn die Frauen das Klopfen hörten, zogen sie sich in ihre Zimmer zurück.
Nun, soviel zur Einführung der neuen Kleiderordnung.
Mohammad verhielt sich zwar gerechter zu den Frauen, doch
auch er lebte polygam. Aber er behandelte seine Frauen wie Königinnen …
Wer mehr zu dem Buch wissen möchte, immerhin gibt es noch
Thesen zu dem Propheten Jesus, der als Sohn Gottes von Mohammad nicht anerkannt
werden konnte, denn Allah sei ein EINZIGER und habe keinen Sohn. Allah würde
nicht zeugen, und Allah selbst wurde nicht gezeugt. Lest selbst.
Mein Fazit:
Ich habe nun ein besseres Verständnis zu dem Propheten
Mohammad und seinem Leben erhalten, was dem Autor ja wichtig ist, diesen den
Menschen aus der westlichen Welt nahezubringen. Sein Ziel hat er erreicht. Ich
hege aber nicht den Anspruch, mit diesem einen Buch alles von Mohammad zu
kennen.
Dennoch, wenn man sich in die damalige Zeit
zurückversetzt, war der Islam alles andere als rückständig.
Für mich sind die Fundamentalisten keine gläubigen
Menschen. Es geht ihnen nur um Macht und um Besitztümer, weniger um Gott
selbst, sie benutzen Gott, und führen in dessen Namen den heiligen Krieg.
Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Die Welt ist eine Metapher.
(H. Murakami)
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