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Donnerstag, 10. Mai 2018

Joanne K. Rowling / Harry Potter und der Orden des Phönix (1)

Eine von zwei Buchbesprechungen zur o. g. Lektüre

Die erste Hälfte des Buches habe ich durch, das heißt, dass ich 515 Seiten geschafft habe. Ich werde jetzt eine Buchbesprechung schreiben, etwas darüber, was sich auf diesen Seiten ereignet hat, und wie meine Leseeindrücke waren. Und wenn ich die zweite Hälfte gelesen habe, schreibe ich eine zweite Buchbesprechung.
Ich schreibe ein wenig detailliert, damit ich in der Lage sein werde, mich in Zukunft erneut in diese Fantasywelt hineinzuversetzen.

Meine Leseplanung sieht vor, morgen mit einem Rezensionsexemplar von dem Diogenesverlag zu beginnen, das ich am Wochenende auslesen möchte, und ich zum Wochenstart mir weiter den Potter vornehmen werde.

Eine merkwürdige Erfahrung habe ich nach dem Lesen machen müssen, als ich versucht habe, die Rezension zu schreiben. Ich stand vor einem leeren Blatt und wusste nicht, wie ich es füllen sollte, um was es in diesem Band ging? Nur der Anfang war mir noch präsent. Was war passiert? Ich war blockiert, da mir das Buch zu düster war. Ich scheine über gut funktionierende Verdrängungsmechanismen zu verfügen. Als ich schließlich meine Klebezettelchen zwischen den Buchseiten bearbeiten wollte, fiel mir der Inhalt wieder ein. Es ist also kein echtes Vergessen gewesen ... Die Buchbesprechung war gerettet, welch eine Freude.

Die Handlung
Sie beginnt klassisch. Es sind Sommerferien, die
Harry Potter leider bei den Dursleys verbringen muss. Doch etwas ist diesmal anders. Man nimmt teil am Kampf mit den Dementoren, als Potter sich draußen aufhält und von ihnen angegriffen wird. Diesmal ist der Vetter Dudley dabei, der von den Dementoren existentiell bedroht wird. Dudley wird tätlich angegriffen, dass er sein Bewusstsein verliert. Potter schafft es mit seinen Zauberkünsten, mit Hilfe eines Patronus, Dudleys und sein eigenes Leben zu retten. Zu Hause wird Potter zur Rechenschaft gezogen, weshalb Dudley körperlich und seelisch so zugerichtet sei. Dudley macht Potter verantwortlich, sodass Dudleys Vater endgültig die Nase von Harry voll hat und ihn hochkant rausschmeßt. Zurück ins Waisenhaus? In letzter Minute verhindert Potters Tante Petunia den Rauswurf, denn was könnten sonst die Nachbarn denken?, in Wirklichkeit hat sie Angst vor Lord Voldemort bzw. vor seinen Wächter, den Dementoren, da sie von einer Eule einen Brief erhalten hat, in dem sie aufgefordert wurde, ihren Neffen weiterhin bei ihrer Familie wohnen zu lassen … So wird Potter wie ein Häftling auf sein Zimmer bugsiert, das er nicht mehr verlassen kann, solange noch Ferien sind. Das Zimmer wird abgesperrt.

Potter ist wütend auf seine Freunde, wütend auf Black Sirius, weil keine Hilfe kommt, obwohl er eilend seine Eule hilferufend zu ihnen schickt …

Wie man im Vorfeld ahnen kann, dass die Hilfe, wenn zwar spät, doch noch kommen wird und so erfährt er bei der Familie Weasley, was los war, weshalb sie sich zurückgehalten haben. Potter scheint untröstlich zu sein und verfällt den FreundInnen gegenüber wiederholt in Wutausbrüchen, die man in dieser Art von ihm nicht kennt ...

Da Zaubern während der Ferien für minderjährige ZauberschülerInnen verboten ist, wurde Potter vor Gericht, dem Zaubereiministerium, gestellt. Es droht ein Schulverweis. Das absolute Aus für Potter, denn das würde für ihn bedeuten, dass er bis zu seiner Volljährigkeit bei seinen Verwandten leben müsste …

Man bekommt es hier am Rande etwas von dem Phönixorden zu tun, der im zweiten Teil sicherlich stärker thematisiert wird. Der Phönixorden ist eine Geheimgesellschaft, die von dem Schulleiter Dumbledore gegründet und geleitet wird. Darin befinden sich alle Mitglieder, die gegen Lord Voldemort gekämpft haben.

Auf den folgenden Seiten, S. 137ff, erfährt man etwas über die Familie von Black Sirius, der in der Gesellschaft als böse und gefährlich gilt, der aus Askaban geflohen ist. Wer wirklich Sirius ist, ist schon im dritten Band erläutert.

An der Zauberschule gibt es Veränderungen. Die mittlerweile fünfzehnjährigen SchülerInnen Ron, Hermine und Harry besuchen die fünfte Klasse. In der fünften Klasse werden erstmals Vertrauensschüler gewählt. Allerdings geht die Wahl nicht von den SchülerInnen aus. Stattdessen werden sie von der Schulleitung ernannt. Ein ehrenhafter Status für die SchülerInnen, denen diese Rolle zugesprochen wird. Ron und Hermine werden als Vertrauensschüler des Hauses Gryffindor ernannt. Und Draco Malfoy aus dem Haus Slytherin. Die Besonderheit an VertrauensschülerInnen ist, sie sind befugt, anderen SchülerInnen für deren Fehlverhalten Strafarbeiten zu erteilen. Interessant zu lesen, wie junge Menschen mit Macht, die ihnen verliehen wurde, umzugehen gedenken …

Besonders Draco Malfoy ergötzt sich in seiner Rolle als Vertrauensschüler. Mehrfach ermahnt er Harry und drohte ihm mit Strafarbeiten.

Eine weitere Bewandtnis der fünften Klasse: Anhäufung der ZAGs, die für die spätere schulische und berufliche Laufbahn entscheidend sind. Die Anzahl der ZAGs sind bedeutend, welche UTZ-Kurse die SchülerInnen später in den beiden Oberklassen belegen können.   

Auf Seite 241ff gibt es eine interessante Szene eines sprechenden Hutes, der sehr weise zu sein scheint.

Er charakterisiert in Prosa-Versform die vier Häuser der Hogwartsschule.

Die Hogwartsschule wird von dem sprechenden Hut als die beste Zauberschule der Welt besungen. Aus den Versen sind die Probleme zu entnehmen, die in den vier Häusern entstanden sind.

Kurz zusammengefasst, damit ich diese später nachlesen kann:

Haus Slytherin; besuchen SchülerInnen, die eher dunkle Werte vertreten, wie z.B. List, und sind über ihre Herkunft stolz …

Haus Gryffindor; besuchen SchülerInnen mit besonderen Begabungen …

Haus Hufflepuff; fleißige SchülerInnen, die mit besonderen Tugenden gesegnet sind, wie z. B. Loyalität, Treue, Gerechtigkeit anderen gegenüber ...

Haus Ravenclaw; SchülerInnen mit einer ausgeprägten Intelligenz …

Die Namen der Häuser stammen aus den Namen der Zauberer und Hexen, die diese Häuser gegründet haben.

Alle vier Häuser waren einst Freunde und sind mittlerweile miteinander verstritten …

Der sprechende Hut weist die Stärken und Schwächen dieser vier Häuser auf.

Wenn Krisen anstehen, spricht der Zauberhut Warnungen aus und plädiert für Zusammenhalt und innere Stärke … Er möchte die Häuser untereinander wieder befreunden. Ich glaube, dass diese Ziele im letzten Band erlangt werden.

Großinquisitorin Dolores Umbridge
Die SchülerInnen der fünften Klasse bekommen eine neue Lehrerin namens Dolores Umbridge, Großinquisitorin und Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sie ersetzt den falschen Mad Eye Moody, der im vierten Band dieses Fach unterrichtet hatte. Eine strenge und ungerechte Lehrerin mit einem hohen Konfliktpotential, die Potter das Leben auf der Schule äußerst schwer macht. Außerdem wendet sie gegen den Jungen destruktive Zauberkräfte an, die gewaltträchtig sind. Hier scheint das Jugendschutzgesetz eigene Regeln zu vertreten. Nicht nur, dass Potter in ihrem Büro viele Abende nachzusitzen hatte, auch die Uhrzeiten finde ich astronomisch. Von 17:00 Uhr bis 0:00 Uhr behielt sie Potter bei sich im Zimmer. Zigmal musste er einen Satz auf Pergamentpapier schreiben: Ich soll keine Lügen erzählen. Gewaltvolle schmerzhafte Szenen, da die Tinte aus seinem Blut stammt, erscheinen die Buchstaben auf seiner Hand als Wunde. 

Nein, Potter erzählt keine Lügen, nur wer die Wahrheit nicht verträgt, für die Potter einsteht, macht aus ihnen Unwahrheiten …

Dolores Umbridge wurde vom Ministerium zur Großinquisitorin ernannt, das böse Folgen für alle DozentInnen dieser Schule haben wird, da sie deren Unterricht überprüft und Lebensweisen mancher Personen infrage stellt … Eine düstere Figur.

Mit Dolores Umbridge hatte Snape einen echten Konkurrenten bekommen, die beide mit Potter ihre Schwierigkeiten haben. Sie ertragen es nicht, dass Potter über Zauberfähigkeiten verfügt, auf die sie neidvoll herabschauen. Außerdem werden unbewusst die eigenen Kompetenzen dieser beiden DozentInnen auf nonverbaler Ebene hinterfragt.

Die SchülerInnen haben es bei Umbridge schwer, da der Unterricht als fade und langweilig empfunden wird. Sie müssen sich mit trockenen Theorien auseinandersetzen, auf praktische Übungen verzichtet die Lehrerin. Hermine hat die Idee, besondere Zauberkünste von Potter beigebracht zu bekommen und somit gründen die SchülerInnen einen Geheimklub, der mit dem Kürzel DA-Dumbledores Armee bezeichnet wird. Umbridge bekommt am Rande durch einen Verrat über dieses Vorhaben mit, verbietet daraufhin Vereine und Klubs, und so müssen 25 SchülerInnen einen Raum finden, der für Fremde nicht auffindbar ist. Hier hilft Potters Hauself Dobby, der ihn zum Raum der Wünsche führt. Ein magischer Ort, der für andere unsichtbar ist.

Hagrid taucht wieder auf, der lange verschwunden war. Er hatte Rivalitätskämpfe mit dem Riesen Karkus zu verwinden … Riesen, die zum Lord Voldemorts Clan gehören.

Zum Schreibkonzept
Klassisch. Siehe Vorgänger

Schreibstil
Siehe Vorgänger

Meine Meinung
Ich finde den fünften Band sehr anspruchsvoll, aber auch sehr düster. Ich bin froh über die Lesepause, weil ich dieses Dunkle in dieser Intensität nicht vertrage. Es zieht mich runter. Hier bekomme ich das Gefühl, dass die dunklen Kräfte überwiegen. aPotter bekommt es in diesem Schuljahr verdammt schwergemacht. Trotzdem bin ich gespannt, wie es weitergehen wird. Mit manchen Figuren tue ich mir weiterhin schwer. Ich habe keine Ahnung, wie ich mir einen Todesser vorzustellen habe.

Ungeklärte Fragen
Erst mal keine.

Cover und Buchtitel?
Kann ich noch nicht einordnen. Die Abbildung könnte der ominöse Ort sein, an dem die SchülerInnen von Potter gelehrt bekommen, sich mit seinen Zauberkünsten dem Bösen zu strotzen.

Meine Identifikationsfigur
Ich habe mich in Potter wiedergefunden. Ich war auch keine besonders gute Schülerin, trotzdem hatte ich jede Menge Begabungen, die man versucht hatte, mir auszureden. Auch in meiner Verwandtschaft gab es Menschen, die nicht besonders förderlich für mich waren.

Manchmal habe ich mich auch in dem fiesen Draco Malfoy gesehen, denn auch ich machte es phasenweise manchen SchülerInnen schwer, wenn sie von den LehrerInnen alles so leicht in den Schoß gelegt bekommen haben, während meine Begabungen den Bach hinunterfielen.

Ich habe Tina nach ihrer Identifikationsfigur befragt. Sie nannte mir die Namen zweier Figuren, ohne sie mir näher zu beschreiben. Beschreiben möchte ich nur die Figur einer Schülerin, in der Tina sich spiegeln konnte, ohne den Namen dieser Figur zu verraten. Diese Schülerin ist eine gutherzige Persönlichkeit, die mit ihrem Ehrgeisz stets die Bestnoten ihrer Klasse erreicht, und trotzdem immer menschlich und kameradschaftlich geblieben ist. Ja, das kann ich mir auch bei Tina sehr gut vorstellen.

Mein Fazit?
Ich finde diesen Band besonders schwer, und so frage ich mich, wie junge Leute dieses Buch lesen? Ich habe mich mit Tina ausgetauscht, und auch sie konnte es bestätigen, dass er zu schwer sei für Zwölfjährige. Trotzdem lesen es die Kinder. Wahrscheinlich haben sie ihre eigene Art, mit der Welt Potters innerlich umzugehen. Aber ich schreibe die Buchbesprechung hauptsächlich für mich und für andere Erwachsenen, die sich wie ich mit Fantasy Büchern schwertun.

Eine kleine Anmerkung von Tina, die einen Harry-Potter-Gesprächskreis mit jungen Leuten begleitet, ich zitiere:
Beim HP-Abend ist mir aufgefallen, dass die Kinder zwar die Bücher lesen, aber nicht hinter alles blicken. Ich kann an der Stelle nicht so viel verraten, aber vieles ist ihnen nicht bewusst. Sie verstehen die oberflächliche Handlung, aber nicht, was dahinter steht.
Tina ist eine richtige HP-Expertin. Sie hat alle sieben Bände zweimal für sich, einmal ihrer älteren Tochter, und ein viertes Mal hat sie die Bände der jüngeren Tochter vorgelesen. Hut ab. 

Ich werde diese Bücher auf jreden Fall nur eineinziges Mal lesen. Dann mache ich für immer einen Cut und schaue mir nur noch die Filme an, um beide Medien miteinander vergleichen zu können.

Meine Bewertung
Folgt erst in der zweiten Buchbesprechung.

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Gelesene Bücher 2018: 19
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86







Sonntag, 21. Januar 2018

Benedict Wells / Fast genial

Klappentext
»Ich hab das Gefühl, ich muss meinen Vater nur einmal anschauen, nur einmal kurz mit ihm sprechen, und schon wird sich mein ganzes Leben verändern.« Die unglaubliche, aber wahre Geschichte über einen mittellosen Jungen aus dem Trailerpark, der eines Tages erfährt, dass sein ihm unbekannter Vater ein Genie ist. Gemeinsam mit seinen Freunden macht er sich in einem alten Chevy auf die Suche nach ihm. Eine Reise quer durch die USA – das Abenteuer seines Lebens.


Autorenporträt
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Im Alter von sechs Jahren begann seine Reise durch drei bayerische Internate. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vielbeachtetes Debüt ›Becks letzter Sommer‹ erschien 2008, wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und 2015 fürs Kino verfilmt. Wie bereits sein dritter Roman ›Fast genial‹ steht auch sein soeben erschienener Roman ›Vom Ende der Einsamkeit‹ auf den Bestsellerlisten. Wells wurde dafür mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.

Ich habe am Donnerstag Abend mit diesem Buch begonnen, und mir gefällt es super gut ... Es könnte durchaus sein, dass ich es heute Abend noch beenden werde.

Von Benedict Wells habe ich auch ein Leseprojekt laufen, weil mir seine Bücher sosehr zugesagt haben. Wenn ich richtig recherchiert habe, dann dürfte der vorliegenden Band der letzte sein, den es von dem jungen Autor zu lesen gibt. 
Dann heißt das für mich warten, bis Wells sein nächstes Buch geschrieben hat. Er ist sehr jung, und ich bin sicher, er wird noch reichlich Gelegenheiten haben, seinen nächsten Stoff zu finden.

Ich habe Benedict Wells persönlich auf der Buchmesse 2016 kennengelernt. Es gibt auch ein gemeinsames Foto von uns, das ich in meinem dortigen Bericht, siehe Label rechts, gepostet habe. Ein recht sympathischer Autor, den ich als sehr sensibel wahrgenommen habe.

Weitere Informationen zu dem Buch

Auszeichnungen
·      ›Literaturpreis der Europäischen Union‹ Deutschland an Benedict Wells für Vom Ende der Einsamkeit , 2016
·      ›Lieblingsbuch der Unabhängigen‹ anlässlich der Woche unabhängiger Buchhandlungen (WUB) in Deutschland für Vom Ende der Einsamkeit , 2016
·      ›DER LESERPREIS‹  Bronze-Auszeichnung bei Lovelybooks.de für Vom Ende der Einsamkeit , 2016
·      ›Buchpreis Familienroman‹ der Stiftung Ravensburger Verlag für Vom Ende der Einsamkeit , 2016
·      ›Bronze‹-Auszeichnung in der Kategorie ›Buch des Jahres‹ für Vom Ende der Einsamkeit, gewählt von den Buchmarkt-Lesern , 2016
·      ›Bronze‹-Auszeichnung in der Kategorie ›Autor des Jahres‹, gewählt von den Buchmarkt-Lesern , 2016
·      ›Bayerischer Kunstförderpreis‹ in der Sparte Literatur u. a. an Benedict Wells für seinen Debütroman Becks letzter Sommer , 2009


Verfilmungen

·      Becks letzter Sommer, Frieder Wittich


Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.

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·         Taschenbuch: 336 Seiten
·         Verlag: Diogenes; Auflage: 9 (23. April 2013)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3257241984










Dienstag, 9. Januar 2018

Charles Dickens / Klein Dorrit (1)

Band 1


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Diesen Dickens habe ich nicht so stark empfunden, wie ich es von den anderen gewöhnt bin. Ich habe ihn nicht so facettenreich erlebt ... Ich werde die vorliegende Besprechung kurzhalten, da die Geschichte schnell erzählt ist. 

 Zur Erinnerung gebe ich erst den Klappentext rein:
Band 1 des vielleicht schönsten Romans von Charles Dickens: Klein Dorrit lebt mit ihrer Familie im Schuldgefängnis. Anders als ihre Geschwister beklagt das Mädchen sein Schicksal nicht, sondern hilft der Familie mit Näharbeiten über die Runden. Dabei macht sie die Bekanntschaft mit dem gutherzigen Arthur Clennam, der ein unbeanspruchtes Erbe der Familie entdeckt. Doch ruinöse Geschäfte eines Unternehmers treiben sowohl die Dorrits als auch Arthur zurück in die Armut …

Ob dies das beste Buch von Charles Dickens ist, ist Geschmackssache. Und das Bekannteste, wie der Spiegel schreibt? Auch nicht, siehe den Link zum Spiegel am Ende der Besprechung. Zumindest nicht für mich und für andere, die ich kenne. Ich habe im Nachhinein herausgefunden, dass es zu diesem Roman eine Verfilmung gibt, auf die ich neugierig geworden bin. Ich werde mir den Film anschaffen, sobald ich den zweiten Band gelesen habe. Am Ende der Buchbesprechung habe ich aus Youtube einen kleinen Filmausschnitt eingefügt. 

Die Sprache ist stark veraltet, was die Grammatik und die Rechtschreibung betrifft. Und es befinden sich einige Schreib- oder Druckfehler vonseiten des Übersetzers, weswegen ich hier einen Punktabzug erteilt habe. Mich haben diese Fehler sehr verunsichert, sodass ich mehrfach im Duden nachschlagen musste. Trotzdem würde ich von einer Modernisierung der Sprache abraten, weil es wunderbar ist, sich in diese Dickenszeit hineinversetzt zu haben. Ich habe später nicht mehr auf die Fehler geachtet, weil ich mich in diesem Milieu, in dem Dickens gelebt hat, wohlgefühlt habe. Alles kann gewöhnungsbedürftig sein, auch fehlerhafte Texte zu lesen. Es wäre gut, den Roman auf Grammatik- und Rechtschreibfehler, die nichts mit der veralteten Sprache zu tun haben, zu überprüfen, ohne den damaligen Schreibstil aufzugeben.  

Mich wundert, dass der Verlag keinen Übersetzer angegeben hat, und ich frage mich, ob evtl. ein digitales Sprachprogramm die Übersetzung übernommen hat?

Ich wurde neugierig und habe mir den Band von anderen Verlegern angeschaut, und es ist überall dieselbe Übersetzung abgedruckt.

Die Illustrationen finde ich schön. Sie passen gut ins 19. Jahrhundert.

Und nun zum Inhalt:

Zwischen 1855 und 1857 hat Dickens seinen Roman Little Dorrit in einer
Tageszeitung in einem Seriendruck in Auftrag gegeben.

Die Handlung spielt in London Mitte des 19. Jahrhunderts.

Unsere Heldin dieser Geschichte ist die 21-jährige Amy Dorrit, Klein Dorrit genannt, die in einem Gefängnis zur Welt gekommen ist, und sie es dadurch als ihre Heimat bezeichnet. Sie ist Halbwaise, ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. Amy hat noch zwei ältere Geschwister namens Fanny und Tip. Der Vater, William Dorrit, ist hoch verschuldet und aus diesem Grund ist er lebenslänglich in einem Schuldengefängnis eingesperrt. Amy wurde von dem Gefängniswärter, genannt Schließer, aufgezogen, da er eine besondere Sympathie für das Kind hat aufbringen können. 

Damals war es üblich, die übrige Familie im Gefängnis unterzubringen, mit dem Unterschied, dass die nicht verurteilten Familienmitglieder Ausgang hatten. Sie konnten ein- und ausgehen. Lediglich die Sperrstunden mussten eingehalten werden. Man stellt sich ein Kind vor, das in dieser dunklen Welt geboren wird und dort aufwächst, bis es alt genug ist, sich selbstständig aufzumachen, das Gefängnis und dessen Mauern temporär alleine zu verlassen.

Der Vater William ist der Älteste von den Inhaftierten und wird als Gefängnisvater dieses Marshallgefängnisses bezeichnet. Das Gefängnis ist mit eigenen Möbeln ausgestattet. Auch die Unterkunft ist nicht umsonst. Für Kost und Logis muss aufgekommen werden. Fraglich ist für mich, was mit Familien geschieht, die diese Mittel nicht auftreiben konnten?

Die Familie Dorrit teilt sich nicht die Zelle mit dem Vater, sondern sie ist im Gefängnis in  einer separaten Wohnung einquartiert.

William Dorrit ist ein vermögender Mann gewesen. Er gehörte dem Adelsgeschlecht an. Durch die damalige Finanzkrise und unseriöse Berater der Banken verlor er sein gesamtes Vermögen. Er verfügt nicht mal über Mittel, seine Unterkunft im Gefängnis zu bezahlen, wäre nicht seine jüngste Tochter Amy, die dafür aufkommt.

Die kleine Dorrit, die, man bekommt das Gefühl, scheint als eine Altruistin auf die Welt gekommen zu sein. Sie kümmert sich um die gesamte Familie. Sie schafft es, ihre Geschwister beruflich unterzubringen, sie schafft es, für sich selbst einen Beruf zu erlernen. Sie ist klug, beherrscht die Schriftsprache, verdient ihr Geld mit Näharbeiten. Mit diesem Geld kommt sie für die Lebensmittel auf und bezahlt die Mieten im Schuldengefängnis.

Eine liebenswürdige Persönlichkeit, die alle persönlichen Bedürfnisse zurückstellt, um für die Familie zu sorgen. Junge Männer, die ein Auge auf sie geworfen haben, gibt sie keine Chance, da ihr Herz ganz ihrem Vater gehört. Der Vater weiß sehr wohl ihre Liebe und ihre Verantwortung, die sie der Familie entgegenbringt, zu schätzen. Sie putzt außerdem seine Zelle und bereitet seine Mahlzeiten vor.

Klein Dorrit, von der Statur her die eines Kindes, geht eine Opferrolle ein. Sie verlässt das Gefängnis nur zum Broterwerb, die restliche Zeit verbringt sie in der Zelle ihres Vaters und in ihrer eigenen Gefängnisunterkunft.

Der 40-jährige Sohn ihrer Herrin namens Arthur Clennam, bei der sie in fester Anstellung als Näherin beschäftigt ist, wird auf die scheinbare Persönlichkeit aufmerksam und fängt an, echtes Interesse für die junge Frau zu bekunden und schleicht ihr nach Arbeitsende heimlich hinterher, um herauszufinden, wo sich ihr Zuhause befindet ...

... Es entsteht eine kleine Freundschaft zwischen ihnen. Klein Dorrit bleibt aber immer demutsvoll, diskret und zurückhaltend. Sie wirkt wie ein scheues Reh, um nicht aufzufallen. 
Arthur Clennam bringt ihr gegenüber viel Wertschätzung entgegen, dass sie selbstlos an alle denkt, nur nicht an sich selbst.

Als Klein Dorrit Arthur Clennam das Gefängnis als ihre Heimat beschreibt, widerspricht Arthur ihr: 
>>Nennen Sie es nicht als das  zu Hause, mein Kind<<, bat er. >>Es ist mir immer peinlich Sie das zu Hausen heißen zu hören<<, verteidigt Amy es:
>>Aber es ist mein Haus. Was kann ich sonst meine Heimat nennen? Warum sollte ich das je vergessen?<<

Klein Dorrit setzt sich nicht nur für die eigene Familie ein, sondern auch für andere bedürftige Menschen, die aus dem Armenhaus kommen. Es gibt eine Szene im Buch, in der sie einen gebrechlichen Mittellosen auf der Straße ins Armenhaus begleitet. Sie musste sich heftige Beschimpfungen vor allem durch die Geschwister über sich ergehen lassen, als sie auf der Straße mit diesem fremden Mann von Fanny gesehen wird. Obwohl die Dorrits selber arm sind, haben sie ihre Standesherkunft nicht vergessen. Fanny macht ihrer Schwester heftige Vorwürfe, dass sie die Familie öffentlich blamiert habe. Außerdem fühlt sich Fanny durch dieses Ereignis in ihrer Demut verletzt ... Hier wird diese Absurdität von Armut und Unmenschlichkeit widergespiegelt. Arme Adlige? Arme Armen? Hier ist der Unterschied zu finden, doch unter dem Strich besitzen beide Zielgruppen nichts.

Arthur Clennam erweist sich als geistiger Wohltäter, der versucht, sich für William Dorrit im Circumlocution Office einzusetzen. Diese öffentliche und fiktive Einrichtung wird von Dickens als eine fragwürdige Regierungsabteilung bezeichnet. Arthur wird hier von einem Beamten zum nächsten verwiesen. Niemand zeigt echtes Interesse, Clennam mit Informationen behilflich zu sein ... Die Lage scheint aussichtslos zu sein, wie ihm durch eine lapidare Bemerkung eines Beamten mitgeteilt wird.

Ein paar wenige Zeilen zu Arthur Clennam: Clennam hat zwanzig Jahre seines Lebens geschäftlich in China zugebracht, und diese Arbeit übernommen, als sein Vater stirbt. Mit der Zeit gibt er die Geschäfte auf, weil sie keinen Gewinn mehr abwerfen, merkt, dass etwas faul ist, und reist zurück nach London und bittet um eine ernste Unterredung mit seiner invaliden und vom Charakter her bestimmenden und kühlen Mutter. Die Mutter kann seine Befürchtung nicht teilen, es sei alles rechtens verlaufen und wirft ihrem Sohn persönliches Versagen vor …

Wie das Buch ausgeht? Ich würde gerne über den Schluss schreiben, doch dann würde ich zu viel verraten. Aber auf jeden Fall ist der Schluss charakteristisch ganz nach Dickens. Wer Dickens kennt, weiß, was damit gemeint sein könnte. Dieser Schluss bezieht sich allerdings nur auf den ersten Band. Ich bin daher neugierig, wie der zweite Band fortgesetzt wird und wie er endet. Damit muss ich noch etwas warten, da ich in der Zwischenzeit andere buchige Verpflichtungen nachgehen möchte.

Mein Fazit?

Mir ist Amy Dorrit zu glatt. Viel zu fromm, viel zu heilig. Ein Persönlichkeitsbild, das keine Schwächen aufweist, und unaufhörlich Gutes tut. Einerseits interessant, andererseits kann dieser Charakterzug mit der Zeit auch in Langeweile umschlagen.

In der Dickenswelt fließen Tränen. Dies kann manchmal ein bisschen zu viel sein, zu rührselig. Hier weinen auch Männer und das finde ich wiederum gut … Etwas sentimental, wenn schließlich auch der Regen anfängt, traurig zu fallen. Dass bestimmte Figuren aufgrund ihres Schicksals betrübt sind, ist für mich auch ohne den traurigen Regen glaubwürdig.

Das Cover finde ich wunderschön. Darauf sind Arthur Clennam, Klein Dorrit und die etwas geistig zurückgebliebe und infantile Maggie abgebildet. 

Meine Buchbewertung?

1 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zehn von zwölf Punkten. Einen Punktabzug wegen der vielen Schreibfehler, nicht, weil der Stil schlecht war.


Wer sich für literaturwissenschaftliche Texte zu dem Buch interessiert, für diese habe ich zwei Links eingefügt. Ich selber habe sie nicht gelesen, weil mir meine eigenen Gedanken wichtiger sind, da ich den zweiten Band noch vor mir habe. Erst danach werde ich mir diese Rezensionen vornehmen. 

Eine Rezension von dem Spiegel-Magazin, klick hier.
Und die Zweite von der FAZ, klick hier.




Little Dorrit, englische Version.

Den Film gibt es aber auch auf Amazon in deutscher Sprache zu beziehen. Siehe hier.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 442 Seiten, 12,99 €
·         Verlag: Jazzybee Verlag (27,. Januar 2015)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3849699994

__________
Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

Gelesene Bücher 2018: 01
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Montag, 12. Dezember 2016

Benedict Wells / Spinner

Lesen mit Janine 

Zweites Buch aus der 
diesjährigen Buchmesse



Klappentext

Vom Autor überarbeitete Fassung
»Ich habe keine Angst vor der Zukunft, verstehen Sie? Ich hab nur ein kleines bisschen Angst vor der Gegenwart.«Jesper Lier, 20, weiß nur noch eines: Er muss sein Leben ändern, und zwar radikal. Er erlebt eine turbulente Woche und eine wilde Odyssee durch Berlin. Ein tragikomischer Roman über Freundschaft, das Ringen um seine Träume und über die Angst, wirklich die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Autorenporträt
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Im Alter von sechs Jahren begann seine Reise durch drei bayerische Internate. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vielbeachtetes Debüt ›Becks letzter Sommer‹ erschien 2008, wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und 2015 fürs Kino verfilmt. Wie bereits sein dritter Roman ›Fast genial‹ steht auch sein soeben erschienener Roman ›Vom Ende der Einsamkeit‹ auf den Bestsellerlisten. Wells wurde dafür mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.

Auszeichnungen

  •  ›Bayerischer Kunstförderpreis‹ in der Sparte Literatur u. a. an Benedict Wells für seinen Debütroman Becks letzter Sommer, 2009
  •  ›Lieblingsbuch der Unabhängigen‹ anlässlich der Woche unabhängiger Buchhandlungen (WUB) in Deutschland für Vom Ende der Einsamkeit, 2016
  •  ›DER LESERPREIS‹ Bronze-Auszeichnung bei Lovelybooks.de für Vom Ende der Einsamkeit, 2016
  • ›Buchpreis Familienroman‹ der Stiftung Ravensburger Verlag für Vom Ende der Einsamkeit, 2016
  •  ›Literaturpreis der Europäischen Union‹ Deutschland an Benedict Wells für Vom Ende der Einsamkeit, 2016

Verfilmungen

·      Becks letzter Sommer, Frieder Wittich

Von dem Autor habe ich gelesen:

Vom Ende der Einsamkeit und Becks letzter Sommer. 

Beides gute Bücher. Aber Vom Ende der Einsamkeit hat mich mehr beeindruckt. Das habe ich viel authentischer erlebt.

In diesem vorliegenden Band habe ich eine Widmung persönlich von Benedict Wells geschrieben bekommen. Sie wird mich immer an den Buchmessebesuch mit ihm erinnern, und dem, was noch drum herum war. 


Weitere Informationen zu dem Buch

Taschenbuch
320 Seiten
erschienen am 01. September 2016

978-3-257-24384-0
€ (D) 12.00 / sFr 16.00* / € (A) 12.40 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.