Posts mit dem Label Deutschland werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Deutschland werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 17. Januar 2018

Bernhard Schlink / Olga (1)

Olga
Sicherlich ist in letzter Zeit auffällig geworden, dass ich nicht mehr so viele Zitate in meine Texte eingebaut habe; zum einen wegen meiner starken Sehschwäche, zum anderen wegen der fehlenden Zeit und der dritte Beweggrund ist, es soll jeder seinen Lesestoff selbst erarbeiten. Ich möchte eigentlich nur Impulse setzen.
Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, einen Lese- und Jahresrückblick für 2017 zu schreiben, um auf diese Veränderungen aufmerksam zu machen. Ich weiß nicht, wie das Lesejahr 2018 sich für mich entwickeln wird, ob ich überhaupt noch dazu kommen werde, viele Bücher zu lesen, da wir, meine Angehörigen und ich, noch immer einen ernsten Krankheitsfall in der Familie zu beklagen haben, womit wir schon Ende des letzten Jahres damit konfrontiert wurden. 

Aber ich habe mir überlegt, wie ich diese Lücke mit den fehlenden Zitaten schließen kann; ich werde am Ende meiner Besprechung einen literaturwissenschaftlichen Text mit meinem Blog verlinken. Die Experten können sowieso aufgrund ihrer Ausbildung viel besser schreiben als ich, und ich habe auch keine Lust mehr, immer mit ihnen verglichen zu werden … Für mich ist das kein Defizit, ich kann damit leben, da ich von Berufs wegen auf anderen Fachgebieten Expertin bin.

In den nächsten Tagen hoffe ich, meinen Leserückblick zu schreiben, und werde den obigen Text dorthin kopieren.

So, und nun zu meiner Besprechung.

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Was für ein schönes Buch. Was für ein toller Autor, der Bücher schreiben kann, ohne sich mit zu vielen Details abzumühen. Der Inhalt ist von der Handlung und von den Figuren her zwar schnelllebig, die Kapitel sind recht knapp gehalten, passen jedoch sehr gut zu dem Stil des Autors und zu seiner Struktur. Trotzdem ist man reichlich informiert und die eigene Fantasie ist gefordert, wo erstmal Informationen zu fehlen scheinen. 

Der Roman besteht aus drei Teilen; Kindheit und Jugend erster Teil, zweiter Teil Erwachsenenalter; dritter Teil Alter, um diese mal grob einzuteilen.

Die ProtagonistInnen verschwinden recht schnell von der Bildfläche, und trotzdem blieben sie für mich als Leserin bis zum Schluss lebendig. Dafür sorgt der Autor mit seinem Schreibstil. Dazu später mehr.

Es gibt überraschenderweise im zweiten Teil auch einen Perspektivenwechsel, was mir recht gut gefallen hat, weil man darauf nicht vorbereitet war.

Den Schreibstil habe ich als recht flüssig erlebt. Innerhalb von zwei Tagen war ich mit dem Buch durch, obwohl ich am Wochenende, Freitag und Samstag, krank im Bett gelegen habe.

Die Handlung wandelt vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Anfang des 21. Jahrhunderts.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Die Geschichte der Liebe zwischen einer Frau, die gegen die Vorurteile ihrer Zeit kämpft, und einem Mann, der sich mit afrikanischen und arktischen Eskapaden an die Träume seiner Zeit von Größe und Macht verliert. Erst im Scheitern wird er mit der Realität konfrontiert – wie viele seines Volks und seiner Zeit. Die Frau bleibt ihm ihr Leben lang verbunden, in Gedanken, Briefen und einem großen Aufbegehren.

Die Protagonistin dieser Geschichte nennt sich Olga Rinke. Ein Teil ihrer Kindheit verbringt sie in Schlesien. Olga wird von Kind auf als eine außergewöhnliche und starke Persönlichkeit beschrieben. Schon mit einem Lebensjahr verhielt sich Olga von ihrem Charakter her ungewöhnlich. Sie ist ein stilles Kind gewesen, das unauffällig seine Umwelt beobachtet und dezidiert wahrnimmt ...

Olga kommt aus einfachen Verhältnissen. Ihre Eltern müssen hart arbeiten, um die dreiköpfige Familie über die Runde zu bringen ... 

Nachbarn waren der Meinung, dass die kleine Olga mehr mit anderen Kindern spielen solle, da dieses Alleinsein ihr nicht guttun würde, doch Olga wollte nicht, da ihr die Spiele, die andere Kinder spielten, zu rau waren. Die Spiele waren eher eine Vorbereitung an zukünftige Daseinskämpfe, und hatten wenig mit Freude und Spaß gemein.

Olgas Leben ist kein einfaches Leben, denn schon in ihren ersten Lebensjahren gerät ihr Leben aus den Fugen.

Die Eltern erkranken an Fleckfieber und sterben daran. Auf einen Schlag verliert Olga ihre Eltern.

Die Waise kommt nach Pommern zu ihrer Großmutter väterlicherseits. Eigentlich sollte das Kind dankbar sein über ihr neues Zuhause, aber leider ist die Großmutter keine herzliche Person, die dem Kind die fehlende Liebe der Eltern ersetzen konnte. Sie mochte Olga auch wegen ihres slawischen Namens, Olga Nowak, nicht. Nichtsdestotrotz hat sich die Großmutter für das Kind entschieden. Was wäre sonst aus Olga geworden?

Sie fühlte sich in Pommern sehr einsam, und so wünschte sie sich einen Spielgefährden, der wie sie einsam ist. Sie findet ihn auch und lernt die wohlhabende Familie Schröder kennen, die zwei Kinder, Herbert und Victoria, haben. Auch sie sind zugezogen. Zwischen den Kindern entwickelt sich eine echte Freundschaft, leider zerbricht sie, als sie älter werden, und Victoria auf eigenen Wunsch ein Internat besuchen darf. Es bleibt die Freundschaft zwischen Herbert und Olga bestehen. Als Victoria auf einen Besuch nach Hause kommt, lehnt sie vehement den Kontakt zu Olga ab. Zu große Standesunterschiede, zu große Unterschiede in der äußeren Erscheinung. Es gehöre sich nicht, dass bildungsferne und arme Kinder mit reichen Kindern sich abgeben, und so fing Victoria an, Olga zu mobben und bringt ihre Eltern erfolgreich gegen sie auf. Herbert darf nicht weiter mit Olga verkehren, und so treffen sich die beiden heimlich … 

Nun steht das nächste Problem an. Olga darf nach der Schulpflicht keine höhere Schule besuchen, denn sie sollte auf Wunsch ihrer Großmutter zum Verdienst des Lebensunterhalts beitragen, da sie arm und dazu noch ein Mädchen sei. Selbst ihr Lehrer und der Dorfpfarrer waren der Meinung, dass Olga nach der Schule arbeiten sollte. Olga war damit nicht einverstanden.

Eigeninitiativ setzt sie sich in Bewegung, in der nächsten Stadt die höhere Mädchenschule aufzusuchen, um sich diese Bildungsanstalt von innen anzuschauen. Sie wird von einer Lehrerin gesehen und nimmt Kontakt zu dem jungen Mädchen auf. Mit Tränen in den Augen schildert Olga der Lehrerin ihre Nöte und weiht sie in ihre Berufspläne ein, unbedingt Lehrerin werden zu wollen. Olga hat Glück. Die Lehrerin nimmt sie ernst, und gibt ihr einige Lehrbücher mit auf dem Weg, die sie durchackern solle, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen …

Autodidaktisch bringt sich Olga den Schulstoff bei, und besteht sogar die Prüfung … Doch auch hier macht Victoria ihr das Leben schwer, und versucht, Olgas Berufspläne mit fiesen Intrigen zunichtezumachen ...

Die Beziehung zwischen Herbert und Olga wird immer intensiver. Herbert äußert den Eltern gegenüber Heiratspläne. Die Eltern drohen ihm, ihn von seinem Erbe auszuschließen, würde er Olga tatsächlich heiraten. Das gefällt Herbert nun gar nicht, und gerät in einen Loyalitätskonflikt … Wie stark ist sein Widerstand gegen die Eltern? Wie stark ist die Liebe zu Olga?

Was ist Herbert für ein Mensch? Herbert ist schon als Junge ein Mensch gewesen, der es gewohnt war, große Sprünge zu machen. Herbert, der Renner. Herbert mit dem Laufzwang. Er musste immer viele kilometerweite Strecken laufen … Herbert, der es nicht wirklich schafft, pflichtbewusst sein Leben in die Hand zu nehmen, lässt seine liebenden Menschen im Kalten zurück.

Verglichen mit seiner Schwester ist Herbert aber kein Mensch, der überheblich über seine Herkunft denkt. Aber er hat Probleme, gesellschaftliche Erwartungen, mit denen ihn seine Eltern konfrontieren, zu erfüllen, und entzieht sich seiner Verantwortung, indem er sich auf Exkursionen in die Antarktis begibt, doch zuvor meldet er sich freiwillig beim Militär, um sich an dem Krieg gegen die Hereros zu beteiligen. Hier lernt er die Schwarzen als minderwertige Rasse zu begreifen, die durch einen Völkermord ausgerottet werden sollten ...

Olga vermisst ihren Herbert, seine Pläne machen ihr Angst, und so versucht sie, ihm ihre Sorgen mitzuteilen. Herbert geht nicht wirklich auf ihr Gespräch ein, weicht ihr feige aus. Er schreibt Gedichte, Olga schreibt Briefe. An Herberts Gedichten wird deutlich, dass er ein Leben verabscheut, das auf Sicherheiten und Wohlstand gebaut ist, er sollte beruflich in die Fußstapfen seines Vaters treten, und er lehnt ein bürgerliches Leben ab, das er mit Olga führen würde …

Nach dem Krieg nimmt Herbert an mehreren Expeditionen in die Antarktis teil. Olga hält ihre Hoffnung über Briefe an ihn lebendig, als er eines Tages von seiner Expedition nicht zurückkommt. Wo ist er? Wo steckt er? Suchtrupps werden losgeschickt … Die Hoffnung, dass Herbert gefunden wird, blieb bei mir bis zum Schluss des Buches lebendig. Ob Herbert am Schluss gefunden wurde, diese Kenntnis ist dem Buch zu entnehmen.

Wie geht es nun weiter mit Olga und ihrer Sehnsucht nach ihrer großen Liebe, die nach vielen Jahren noch unstillbar zu sein schien? Sie schreibt ihm unaufhörlich Briefe über Briefe … Ausdrucksstarke Briefe über Hoffnung, über die Enttäuschung, über die unerfüllte Liebe. Damit hält Olga ihre Liebe zu Herbert aufrecht.

Unabhängig von ihrer einsamen Liebe mit Herbert treten in Olgas Leben weitere gravierende Schicksalsschläge auf …

Mehr möchte ich nicht verraten. Oder habe ich schon zu viel gesagt?

Keine Sorge, es gibt noch so viel Raum in dem Buch für eigene Entdeckungen. Viele wichtige Figuren und deren Lebensweisen habe ich nicht erwähnt, die mich aber auch sehr fasziniert haben.

Mein Fazit?

Olga ist eine beeindruckende Frau, die patent genug war, ihr Leben selbst in die Hände zu nehmen, obwohl ihr so viele Menschen Steine in den Weg gelegt haben. Statt ihr Schicksal zu beklagen, krempelt sie im Stillen die Ärmel hoch. Sie hat es geschafft, viele wichtige Ziele eigenmächtig zu erreichen, und hat dadurch in der Gesellschaft als Frau, als Lehrerin und als Mensch einen wichtigen Platz einnehmen können.

Olga hat viele politische Zeitwenden miterlebt; den Sturz des Kaisers; den Ersten und den Zweiten Weltkrieg; das neue Deutschland im Wirtschaftswunder, etc.

Auf ihre Art und Weise führte sie neben ihrem Lebenskampf und neben dem alltäglichen Leben auch ein politisches Leben …

Das Buch behandelt auch kurz den Rassismus sozialer, nationaler und politischer Art, den Olga an ihrer eigenen Haut erfahren wird.

Schon allein das Leben dieser Frau lässt auf das Buch neugierig werden. Kann anderen Frauen, die ihr Leben trotz harter Schicksalsschläge, Kraft und Hoffnung spenden. Olga lebt dies ihren Leserinnen vor. Von wegen, Frauen sind das schwache Geschlecht.


Meine Bewertung?

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten. 


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich beim Diogenes-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexempllar bedanken. Auch Danke möchte ich Helmut Pöll sagen, dem Forumsbetreiber von Watchareadin, der sich bei dem Verlag für die Leseexemplare für uns UserInnen eingesetzt hat.

Und hier geht es zu der Verlagsseite von Diogenes. 

Und hier geht es zu der Leserunde von Watchareadin. 


·         Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
·         Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (12. Januar 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3257070152

___________
Nicht die Eigenschaften machen,
dass zwei zusammenpassen,
die Liebe macht´s.
(Bernhard Schlink)

Gelesene Bücher 2018: 02
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Sonntag, 31. Dezember 2017

Daniel Kehlmann / Tyll Ulenspiegel (1)

Lesen mit Tina und Sabine

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Meine persönlichen Eindrücke 

Dieses Buch haben wir zu dritt gelesen, Sabine hat sich uns, Tina und mir, noch angeschlossen, wobei Sabine in der Hörbuchfassung vertieft war. Sabine ist ein Mitglied aus dem Bücherforum Watchareadin. Dort haben wir uns alle drei zu unterschiedlichen Zeiten kennengelernt.

Mir hat das Buch ein wenig Probleme verschafft, aber in der Runde mit meinen beiden Bücherfreundinnen hat es richtig Spaß gemacht, es zu lesen. Das Buch haben wir zwar lesend beendet, aber was bleibt, sind die schönen unterschiedlichen Leseerfahrungen, die wir zu dritt machen durften. Unterschiedlich? Tina und Sabine gaben dem Werk die Höchstzahl 5 Sterne mit einem zusätzlichen Plus. Ich selbst vergebe Punkte bis zu 12 in der Höchstzahl, und Kehlmann hat von mir 11 von 12 erhalten, also eher einen Punktabzug, siehe Punktetabelle am Schluss.

Und nun zum Buch:

Als ich die ersten Seiten Probe gelesen hatte, habe ich Tina mitgeteilt, dass das Buch mich stark an das Mittelalter erinnern würde, und ich nicht glauben würde, dass es mein Genre sei. Inquisition, Hexenverbrennung, Aberglaube, hohe Kindersterblichkeit, um ein paar Schlagwörter zu gebrauchen. Aber als ich weitergelesen habe, hat mich das Buch unerwarteterweise wieder gepackt. Zur Mitte hin hat es bei mir allerdings wieder gekippt. Es wurde mir zu anstrengend, bedeutende Figuren im Internet nachzuschlagen, da mein Lesefluss unterbrochen wurde. Es ist ein historischer Roman über den Dreißigjährigen Krieg, der aber vom Konzept her nicht chronologisch gegliedert war. Schwer getan habe ich mir auch mit den vielen Themen/Handlungs- und Zeitsprüngen, sodass ich mich gefragt habe, ob dies ein Kunstfehler war? Nicht, dass mir dieser Schreibstil fremd wäre, nein, hier waren es mir definitiv zu viele Sprünge, und ich dadurch die historischen Fakten nicht richtig zusammenhalten konnte. Die Kapitel wirkten auf mich manchmal zusammenhanglos. Und hier war ich ein wenig überfordert, und so wollte ich mich aus der Leserunde wieder ausklinken, aber Tina und Sabine haben ermunternd auf mich eingeredet, dran zu bleiben. Und darüber bin ich froh, habe die Kurve schließlich doch noch bekommen, auch wenn ich nicht dieselbe Begeisterung wie sie teilen kann. Nun haben wir ja Tina, die verglichen zu mir die Geduld aufgebracht hat, um bedeutende Namen im Internet professionell zu recherchieren, und sie dadurch für sich eine Lesestruktur hat aufbringen können, die mir gefehlt hat. Am Ende dieser Buchbesprechung verlinke ich Tinas Besprechung mit meiner. Sie kann so wunderbar auch über die Bücher schreiben, die von der Struktur her so schwierig zu lesen sind …

Mir hat in diesem Roman die Gewalt so zugesetzt, dieser lange Krieg; wirtschaftliche, religiöse Kriege; Kriege zwischen den unterschiedlichen Ständen, und die Zusammenhänge waren für mich dadurch schwer zu durchschauen, da ich den Eindruck bekam, dass jeder gegen jeden Kriege geführt hat. Könige, Kaiser, Soldaten, etc., obwohl Kehlmann diese nicht sooo blutrünstig beschrieben hat, aber mir hat es trotzdem gereicht, da Gewalt auch ohne Blutvergießen grausam sein kann. Manche anderen grausamen Episoden wiederum wurden nur in Ansätzen beschrieben, aber das lesende Hirn fügt den fehlenden Rest recht selbstständig hinzu ...

Die Figuren, an die man sich gewöhnt hat, verschwanden wieder recht schnell von der Bildfläche, weshalb mich viele Figuren mit wenigen Ausnahmen recht kalt gelassen haben. Außerdem habe ich manchmal gerätselt, wer in dem Roman denn der Protagonist ist?, da Tyll oftmals wieder in den Hintergrund geraten ist.

Das Buch ist aber recht verständlich geschrieben. Man kann, abgesehen von den oben aufgeführten Kritikpunkten, gut folgen. Ich hätte das Buch sonst abbrechen müssen.

Der Schluss hat mich wieder ausgesöhnt, denn er hat mir recht gut gefallen, als die überhebliche und unterkühlte Königin Liz ihren Sitz und somit ihre Macht verliert, versucht sie trotzdem noch ihre politischen und gesellschaftlichen Ansprüche geltend zu machen, obwohl sie alles verloren hat. Eine Monarchin ohne Krone ist für mich so nackt, so nackt, wie ein Mensch nur sein kann. 

Ein Historiker wird an diesem Buch sicherlich seine Freude haben.

Das Cover hat mich nicht angesprochen, aber es passt wunderbar in diese Zeit.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte (Konzept und Aufbau der Handlungen, Figuren und Geschichte)
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Elf von zwölf Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
·         Verlag: Rowohlt; Auflage: 5 (9. Oktober 2017)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3498035673

   Und hier geht es zur Rezension von Tina.

Sabine führt keinen Blog.
___________
Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Samstag, 16. Dezember 2017

Nina Messinger / Du sollst nicht töten (1)

Du sollst nicht töten! - Messinger, NinaEine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wie furchtbar traurig dieses Buch in manchen Kapiteln doch ist, aber es ist ein ganz wichtiges Buch, das gleichzeitig aufklärt und auch Mut macht. Ich habe es sehr gerne gelesen, auch, weil Weggucken die Probleme dieser Tiere nicht helfen wird. Nina Messinger leistet mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag für die Tiere und für die Menschen.  Fragen über Fragen, auf die es nicht so einfach ist, Antworten darauf zu finden. Das Leben auf Erden ist für viele Tiere die Hölle. Ich bin sicher, dass die meisten Menschen sehr wohl Bescheid wissen, wie grauenvoll die Tiere weltweit hier behandelt und getötet werden. Warum haben sie immer noch Appetit auf Fleisch?
Ganz klar, Fleisch hat auch Suchtpotenzial, dafür sorgen schon die Stoffe, die von der Lebensmittelindustrie dem Fleisch chemisch beigemengt werden ...
Lt. der Autorin werden ca. 1600 Tiere pro Sekunde weltweit getötet. Ein Treblinka ohne Ende. Eine pausenlose Tötungsmaschinerie, und wir gucken dabei bewusst oder unbewusst zu ... 

Wo bleibt unsere Empathie, wenn wir darüber in den Schlagzeilen lesen? Oder wenn wir uns dazu Dokumentationen anschauen? Es finden auf so vielen Kanälen Aufklärungsarbeiten statt. Mitgefühl ist uns doch angeboren. Kleinkinder würden nie freiwillig Fleisch essen, wenn sie wüssten, dass ein getötetes Tier auf deren Teller liegt …

Ich musste einzelne Kapitel querlesen, weil die Artikel zu heftig waren ...

Sich erneut bewusst zu machen, dass in jeder Sekunde so viele Tiere gequält und getötet werden, stimmt mich unendlich traurig und einsam, weil ich kaum mit jemanden darüber sprechen kann … Dieses Buch hat mir ein wenig die Einsamkeit genommen. Die Autorin hat darin die Namen berühmter Menschen aufgelistet, die sich vegetarisch ernährt haben. Menschen aus dem Abendland, Menschen aus vorherigen Jahrhunderten, Menschen aus unserer Zeit. Schon immer gab es Menschen, die eine Pflanzenkost vorgezogen haben, weil sie es als grausam empfunden haben, Tiere für den Gaumen zu töten oder töten zu lassen, obwohl es damals noch keine Mastbetriebe und keine Legebatterien gab. Ein paar dieser VegetarierInnen möchte ich hier festhalten:

Johann Wolfgang von Goethe
Richard Wagner
Voltaire
Immanuel Kant
Plutarch
Reinhard Mey
Rainer Maria Rilke
Dustin Hoffmann
Leonardo da Vinci
Albert Einstein
Franz Kafka
Pythagoras
Seneca
Paul McCartney
Friedrich Nietzche
Horaz
Leo Tolstoi
Platon
Arthur Schopenhauer
Nena
Mutter Theresa

Mein Hauptinteresse gilt eigentlich gar nicht mal die gesunde oder ungesunde Ernährung, darum geht es nämlich auch hauptsächlich in diesem Buch, mir geht es einzig und allein um das Tierleid, das bekämpft werden sollte. Denn wäre Fleisch tatsächlich so gesund, wie es von der Fleischindustrie angepriesen wird, dann würde es das Abschlachten der Tiere rechtfertigen. Deswegen reden ja viele unreflektierte VerbraucherInnen vom Fleisch glücklicher Rinder und vom Ei glücklicher Hühner ... Kein Tier ist glücklich, wenn es getötet wird oder wenn es auf Akkord produzieren soll …

Außerdem, wenn ich mir unsere pflanzlichen Lebensmittel betrachte, werden diese ebenso in Massen gezüchtet und mit giftigen Präparaten bespritzt. Aktuell steht ja noch dieses umstrittene hochgiftige Pflanzenschutzmittel Glyphosat im Brennpunkt, dass man gar nicht mehr weiß, was man heutzutage noch essen soll. Selbst Bioprodukte stimmen mich kritisch, denn wenn das Glyphosat ins Trinkwasser gelangt, dann werden auch die Bioprodukte vergiftet werden. Unabhängig davon, wie viele Tiere vor uns noch sterben werden, die sich rein pflanzlich ernähren, daran möchte ich gar nicht denken.

Außerdem sind pflanzliche Bioprodukte viel zu teuer, nicht jeder Mensch kann sich diese leisten. Eine Zweiklassengesellschaft auch in Sachen Lebensmittel und Ernährung; das darf nicht sein. Lebensmittel müssen für alle Menschen bezahlbar sein, wenn wir eine gesunde Gesellschaft haben wollen, die das Gesundheitssystem nicht außergewöhnlich belastet …

Wieder zurück zum Buch. Auf manche von mir im Stillen gestellten Fragen konnte ich eine Antwort finden. Sehr oft muss man sich von manchen Fleischkonsumenten dumme Sprüche gefallen lassen, dass die, die kein Fleisch essen, auch kein Gemüse und kein Obst essen dürften, da die pflanzlichen Lebensmittel auch Lebewesen seien. So konnte mir die Autorin helfen, darauf eine plausible Antwort zu finden:
Früchte, Getreide und viele Gemüsearten werden ferner erst dann geerntet, wenn sie auch von Natur aus sterben würden. So fällt der Apfel, die Nuss ohne menschliches Zutun vom Baum, wenn er/sie reif ist. Der Verzehr von Pflanzen steht somit im absoluten Einklang mit den Naturgesetzen. (40)
Fleisch ist im Gegensatz zur pflanzlichen Nahrung tot und energielos. Getreidekörner können bei guter Lagerung auch nach vielen Jahren noch keimen, Früchte können nachreifen, eben weil in Pflanzen Lebensprozesse stattfinden. Beim Fleisch ist dies nicht mehr der Fall, oder haben Sie schon mal ein Kalbsschnitzel nachwachsen gesehen? (70)

Fleisch dagegen, sobald das Tier geschlachtet wird, fängt an zu verwesen, weil es totes Fleisch ist. Um den Verwesungsprozess hinauszuzögern und damit es für lange Zeit im Fleischregal eines Supermarktes gelagert werden kann, wird das Fleisch mit vielen versteckten chemischen Zusatzstoffen versorgt, auch roter Farbstoff und künstliche Geschmackverstärker werden hinzugefügt, denn sonst, so die Autorin, hätte das Fleisch eine eher graue Farbe und würde abscheulich schmecken. Schon alleine diese Vorstellung finde ich eklig und so betrachte ich den Gebrauch des Begriffs, Leichen auf dem Teller zu haben, als gerechtfertigt …

Auch wenn wir selbst das Tier nicht abschlachten, so sind wir aber als VerbraucherInnen diejenigen, die das Töten der Tiere in Auftrag geben, sodass wir indirekt, in passiver Form, an dem Töten beteiligt sind.

Ich versuche oft in meinem Bekanntenkreis über diese Problematik zu sprechen, wenn mich Videos zu dieser Thematik erreichen, und ich diesen Schmerz schlecht aushalten kann, dann bekomme ich häufig zu hören, dass man sich das nicht anschauen dürfe:
Wer feige wegschaut bei anderer Schmerz und Pein, glaubst du wirklich, das kann ein Mensch sein? Möchtest du wirklich spurlos wieder vergehen, nichts erreicht, nichts hinterlassen, ohne deine Aufgabe zu verstehen? Hilf mit, die Erde für alle Lebewesen lebenswert zu machen, hab Mut, lass dich nicht beugen und hilf den Stummen und Schwachen. (245) 
(Nina Messinger)


Mein Fazit zu dem Buch?

Ich könnte das ganze Buch zitieren ... Ich kann jedem empfehlen, dieses Buch selbst zu lesen. Es geht hier nicht nur um die Gewalt an Tieren. Messinger stellt eigentlich die Lebensmittel, vegane und nicht vegane, in den Mittelpunkt und beantwortet Fragen, wie gesund Fleisch tatsächlich ist? Wie viele Proteine benötigt der Mensch in Wirklichkeit? Sie geht auch auf die Intelligenz und auf die Einfühlbarkeit der verschiedenen Tiere ein. Zusätzlich hat die Autorin schöne Zitate mit eingefügt, die auch Mut machen, denn
Messinger klagt nicht an, sie informiert lediglich die LeserIn in sachlicher Form über diese umstrittenen Themen zum Fleischverzehr. Mit ihrem Buch macht sie auch Mut, einen friedlichen Weg zu gehen, sich für eine gewaltfreie Ernährung einzusetzen. In den hinteren Kapiteln findet man interessante Interviews verschiedener Menschen, die einen Namen in der Öffentlichkeit haben, wie z. B. Theologen, Ärzte, Ernährungswisssenschaftler u.v.m.
Wenn du keinen Menschen töten kannst – gut;
Kannst du kein Vieh und keine Vögel töten, noch besser; Keine Fische und Insekten, noch besser. Bemühe dich, so weit wie möglich zu kommen. Grüble nicht, was möglich ist und was nicht –
tue, was du mit deinen Kräften zustande bringst – darauf kommt es an.
(Leo Tolstoi)

Viele leckere vegane Rezepte hat Nina Messinger in ihrem Buch mit abdrucken lassen. Damit möchte sie zeigen, dass eine vegane Ernährung keinesfalls einseitig und fade schmecken muss. Und wer es richtig macht, die oder der muss auch keine Mangelerscheinung befürchten, denn in Pflanzen und in Früchten sind alle Mineralstoffe, Vitamine und Proteine enthalten, die wichtig und lebensnotwendig für Körper und Geist sind. 

Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar beim Verlag Smaragd bedanken. 

·         Taschenbuch: 272 Seiten
·         Verlag: Smaragd Verlag; Auflage: 2. Auflage (2012)
·         Sprache: Deutsch, 17,80 €
·         ISBN-10: 3941363476

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Smaragd.

___________
Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

Gelesene Bücher 2017: 56
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86