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Freitag, 10. Mai 2019

Temple Grandin / Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier (1)

Eine Autistin entdeckt die Sprache der Tiere    

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Mir hat das Buch recht gut gefallen. Ein Buch über Tiere, das diesmal nicht esoterisch besetzt ist, sondern rein naturwissenschaftlich, das auf viele empirische Studien aufgebaut ist. Jede Menge Forschungsergebnisse
von Labor und Feldstudien, verschiedene Ergebnisse im Bereich der Verhaltensforschung und viele mehr sind dem Band zu entnehmen. Viele Theorien, die ich auch in seriösen esoterischen Büchern gelesen habe, werden hier bestätigt. Grob gesagt, Tiere können sehr wohl denken und fühlen, Tiere sind Persönlichkeiten. Dies wissen alle Tierhalter*innen, die in der Lage sind, den Alltag mit ihren Haustieren auf Augenhöhe zu gestalten und nicht von oben herab.

Ich habe mir in dem Buch ganz viel Text angestrichen, obwohl ich nicht auf alles eingehen kann. Aber meine Bücher betrachte ich häufig als Nachschlagewerke, wenn ich Zitate zu einer bestimmten Thematik suche, finde ich sie schneller, wenn ich mich an die Markierungen halte.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorinporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Interessant ist auch, dass die Autorin Autistin ist, und sie sich mit Tieren identifizieren kann. Ihre Denkart ist ähnlich wie bei Tieren. Beide Wesensarten denken rein visuell. Und Grandin bezeichnet ihre Muttersprache als eine Bildsprache, die frei vom Verbalen ist. Deshalb hat sie es geschafft, sich in die Tiere einzufühlen, und hat viele Methoden entwickelt, wie Tiere, vor allem die, die in Schlachthäusern getötet werden, human behandelt werden.

Herausgefunden hat sie auch die Formen der Intelligenz, die von Tier zu Tier verschieden sein soll, wie dies auch bei uns Menschen der Fall ist. Temple Grandin war in der Lage, auch mithilfe der Gehirnforschung Parallelen zwischen tierischer und menschlicher Intelligenz zu entdecken, die der normalen Tierforschung entgangen war. (2015, 13)

Die Autorin hat über vierzig Jahren mit Tieren zugebracht. Sie hat in Amerika und in Kanada Methoden entworfen, mit denen die Tiere in den Schlachthöfen so getötet werden, dass sie dabei nicht gequält werden und der Vorgang sich zügig abspielt. Sie hat sich schon in jungen Jahren mit Tierwissenschaft auseinandergesetzt. Sie ging an die Uni und studierte Tierpsychologie. Derzeit ist sie Professorin an der Colorado State University. Sie ist um die Welt gereist und hat sich viele Schlachthäuser angeschaut. Die Schlachthäuser in Europa wären katastrophal. Schlechte Behandlung, viele Tiere würden bei lebendigem Leib geschlachtet werden, wenn z. B. der Bolzenschuss versagt und die Tiere zeppelnd an den Haken hangen.

Sie konnte herausfinden, was Tieren Angst macht. Sie schafft es, sich auf die Ebene der Tiere zu begeben, um die Dinge aus deren Perspektive zu erschliessen.

Das sollte der Mensch nicht nur mit Tieren machen; Der Mensch sollte lernen, sich in sein menschliches Gegenüber hineinzuversetzen, um die Welt aus seiner Sicht besser erfassen zu können. Das nennt die Autorin auch empathisches Verstehen. Wie wollen Menschen Tiere verstehen, wenn sie nicht einmal in der Lage sind, Menschen zu verstehen, die anders denken und anders empfinden als der Durchschnitt es tut?

Interessant fand ich auch die Form der Wahrnehmung, die die Autorin beschreibt. Tiere und Autisten seien in der Lage, Details wahrzunehmen, die der „normale Mensch“ nicht kann.
Das liegt daran, dass das Nervensystem eines normalen Menschen unzählige Details vernachlässigt und die Lücken mit dem füllt, was er zu sehen erwartet. (303)

Grandin ging auch in die Hirnforschung und verglich das Gehirn von Menschen und das der Tiere. Darüber hat sich die Autorin über mehrere Kapitel ausgelassen, dass ich unmöglich auf die Details eingehen kann, werde aber ein Beispiel einbringen. Die Gehirne zwischen Mensch und Schwein würden zum Beispiel auf dem ersten Blick identisch aussehen. Unterschiede fand sie schließlich an dem Neokortex. Was ist ein Neokortex? Ist hier nachzulesen.

Hier sind die Gehirne ein wenig unterschiedlich, Mensch und Tier würden die Welt dadurch unterschiedlich wahrnehmen, aber Mensch und Tier hätten auch viele Gemeinsamkeiten. In dem Buch sind viele interessante Beispiele zur Gehirnforschung, Großhirn, Kleinhirn, etc. zu Mensch und Tier angegeben und so verweise ich Weiteres auf das Buch.

Aber Tiere hätten alle möglichen Rezeptoren, sog. Sinnesorgane, die die Menschen nicht haben würden, und die Tiere seien dadurch in der Lage, Dinge zu tun, die die Menschen wiederum nicht tun können.

Grandin spricht auch von Basisemotionen, die die Tiere gemeinsam mit den Menschen haben würden. Sexuelle Anziehung, Trennungsangst zwischen Muttertier und Kalb, Soziale Bindung, die Freude am Spielen und Herumbalgen. Wenn man Tierkinder beim Spielen beobachtet, dann ähneln sie dabei auch den Menschenkindern.

Was die wenigsten wissen, ist, dass
Die meisten Tiere >>übermenschliche<< Fähigkeiten haben. Tiere haben tierische Begabungen. Vögel sind Navigationsgenies, Hunde Geruchsgenies und Adler visuelle Genies – jedes Tier besitzt auf einem anderen Gebiet eine besondere Begabung.

Das soll aber nicht heißen, dass Hunde nur riechen können. Natürlich können sie wesentlich mehr, deshalb empfehle ich dieses Buch selbst zu lesen, um sich auch die Details vornehmen zu können.

Als besonders intelligent wurden Vögel bezeichnet.
Vögel benutzen für ihre Lieder dieselben Wechsel von Rhythmus und Tonhöhe wie menschliche Musiker und können sie auch in eine andere Tonart setzen. Vögel verwenden Accelerandos, Crescendos und Diminuendos und viele Tonleitern, die Komponisten auf der ganzen Welt verwenden. (280)

Wenigstens sind die Singvögel frei, sie landen in kein Schlachthaus und können ihr Potenzial in ihrem Umfeld völlig frei entfalten.

Interessant fand ich die These, dass Hunde von Wölfen abstammen, und durch die Domestizierung über den Menschen ist aus dem Wolf ein Haushund geworden. Bemerkenswert daran ist, dass nicht nur der Mensch den Hund domestiziert hat, sondern im Umkehrschluss auch der Hund den Menschen. Man fand durch Ausgrabungen heraus, dass vor etwa 10000 Jahren im Todesfall der Mensch zu seinem Hund bestattet wurde.

Am Ende des Buches habe ich mir die Frage gestellt, weshalb Temple Grandin als ein wirklich sehr tierliebender Mensch in der Lage war, in einer Fleischfabrik zu arbeiten? Wie schafft sie es, beim Schlachten zuzuschauen? Auch stellten ihr andere die Fragen. Darauf die Anrtwort der Autorin:
Ich weiß noch, wie ich nach der Entwicklung meines Schlachthofsystems den Blick über den Hof schweifen ließ, in dem hunderte von Tieren in den Gehegen standen. Ich fühlte mich ganz bedrückt, weil ich soeben eine hocheffektive Schalachtfabrik entworfen hatte. Und Kühe sind die Tiere, die ich am allermeisten liebe.
Damals wurde mir klar, dass keines dieser Tiere existieren würde, wenn sie der Mensch nicht gezüchtet hätte. Seitdem weiß ich, welche Verantwortung damit einhergeht: Wir schulden ihnen ein anständiges Leben und einen anständigen Tod. Ihr Leben sollte so unbelastet wie möglich sein, und genau das ist mein Job.
 Dieses Buch habe ich deshalb geschrieben, weil ich den Tieren mehr wünsche als nur ein unbelastetes Leben und einen schnellen schmerzlosen Tod. Ich will, dass sie auch ein schönes Leben haben und eine sinnvolle Beschäftigung bekommen. Ich glaube, das sind wir ihnen schuldig. (308)

Mich macht das jetzt nicht zu einer Fleischkonsumentin, Grandin selbst konnte nicht auf Fleisch verzichten, aber ihre Einstellung ist für mich nachvollziehbar. 

Die Natur ist grausam, aber wir müssen es nicht auch noch sein. 

Grandin beochtet in einer TV-Tierdokumentation, wie ein Löwe ein Beutetier jagt und zerlegt. Das hatte sie dermaßen erschreckt, dass sie persönlich, wäre sie das gejagte Tier, auch lieber in einem Schlachthaus getötet werden wolle, als die Eingeweide von einem Löwen herausgerissen zu bekommen. Deshalb spricht sie von einem humanen töten. Die Tiere bis zu dem Tod gut zu behandeln, einfach weil sie es verdient hätten gut behandelt zu werden, denn sie opfern sich für uns Menschen. (Zu entnehmen aus ihrem biografischen Film) 

Ich bin nach wie vor dafür, sämtliche Schlachthäuser zu schließen, denn auch glückliche Tiere leben gerne. Für mich selbst gibt es kein humanes Töten, gerade was die Art in unseren Schlachthäusern hierzulande betrifft. Die Tiere erleben schon vorher den Stress, wenn sie aus ihrem Umfeld herausgerissen werden. Die Kühe sehen, wie ihre Artgenossen vor ihnen niedergestreckt werden …

Mein Fazit?
Wie ich eingangs schon geschrieben habe, findet man in dem Buch wirklich viele interessante wissenschaftliche Untersuchungen, die mich alle sehr neugierig gestimmt haben, und mich in meinem Denken weitergebracht haben. Aber es sind sehr viele Fachbegriffe, die den einen oder anderen abschrecken könnten. Aber ich fand sie wichtig, weil sie ja auch dadurch das Naturwissenschaftliche unterstreichen, und ein Buch dadurch auch glaubwürdiger wird.

Und hier geht es zu dem biografischen Film Du gehst nicht allein auf Youtube, der sehr sehenswert ist, da es nicht nur um Tiere geht, sondern zusammen mit den Tieren steht auch der Autismus im Vordergrund. Den Film, den ich mir mehrmals angeschaut habe, gibt es auch bei Amazon auf DVD zu kaufen oder man kann sich den Film dort auch virtuell ausleihen.

Meine Gedanken zu dem Buch
Ich finde es sehr interessant, dass Temple Grandin sich mit den Tieren identifizieren konnte. Dass sie außerdem noch ihre Muttersprache als die visuelle bezeichnet und nicht als die Amerikanische, fand ich faszinierend. Sie bestätigt meine Theorie, dass die Identitätsentwicklung bei einem Menschen sehr unterschiedlich verlaufen kann und selten genetisch gesteuert wird. 

Ähnlich wie die Autorin kann auch ich mich mit meinen Haustieren identifizieren, nur habe ich nie darüber gesprochen, weil es so untypisch ist. Mein Kater Momo besaß Charaktereigenschaften, die sich absolut mit meinen gedeckt haben.

Trotzdem möchte ich einen Naturwissenschaftler hinzuziehen, der meine These deckt, damit auch ich glaubwürdig erscheine. Ein Zitat von Erik Erikson, deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker, der die Identitätsentwicklung folgendermaßen beschreibt:
 (= I.) [engl. identity development], [EW, PER]Identität wird laut Erikson (1968) durch Interaktion mit anderen und im Kontext der eigenen Kultur gebildet. Sie umfasst u. a. versch. Bereiche der Selbstwahrnehmung wie bspw. Geschlecht, Gruppenzugehörigkeiten, persönliche Eigenschaften (Persönlichkeitsmerkmal) oder eigenen Kompetenzen, wird während der gesamten Entwicklung gebildet und ist somit als ein Prozess zu verstehen, der lebenslang dauert.
Wie man lesen kann, ist die Identitätsentwicklung ein lebenslanger Prozess, das heißt, dass sie niemals abgeschlossen ist, und sich bis zum Lebensende jederzeit neu wandeln kann. Nur nutzen das so wenige, und übernehmen ein Leben lang die Identität, die ihnen von den Eltern in die Wiege gelegt wurde, ohne sie jemals hinterfragt zu haben.

Welches Buch über Tiere wird das nächste sein? Die heilende Kraft der Katzen. Aber wann ich mir dieses Buch vornehmen werde, das weiß ich nicht, da ich noch andere Leseprojekte am Laufen habe, und ich gerne abwechseln möchte. Erschienen ist das Buch 2019 im Goldegg - Verlag. Auf jeden Fall möchte ich es mir zeitnah vornehmen. 
________________
Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

Gelesene Bücher 2019: 18
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 3. März 2019

Robert W. Haas / Der Tierheiler *Von einem, der auszog, die Tiere zu heilen*

Klappentext und Autorenporträt  
Robert Haas ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Alles scheint in perfekten Bahnen zu verlaufen; doch dann gerät er in eine tiefe Lebenskrise. Er beginnt, seine Einstellung und seine Werte zu hinterfragen; er begegnet außergewöhnlichen Menschen; und er trifft eine mutige Entscheidung. Er beginnt ein neues Leben als Tierheiler! Dieses einzigartige Buch beschreibt die Geschichte eines Mannes, der einen Ruf erhält und ihm folgt, obwohl das erfordert, sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Er geht den Weg des Herzens, der ihn dazu führt, den vielen leidenden Tiergeschöpfen Heilung und Hilfe zu bringen. Tiere nehmen die heilenden Kräfte viel natürlicher und unverstellter auf als Menschen. Sie reagieren unmittelbar auf die Liebe, die ihnen gesandt wird. Und sie geben diese Liebe zurück. So ist das Heilen der Tiere zugleich auch ein Selbstheilungsprozess. Ein wunderbarer Bericht über die verschiedenen Möglichkeiten, um Tiere zu heilen; und eine faszinierende Dokumentation über die seelischen Kräfte im Tierreich. Tiere sind so viel wunderbarer und facettenreicher, als wir bisher angenommen haben!

Meine ersten Leseeindrücke
Eine sehr spannende Biografie eines tierliebenden Menschen, der sich den Nöten verschiedener Tiere annimmt. Ich wurde auf das Buch aufmerksam, in dem mein Interesse durch das Problem meiner eigenen Katze geweckt wurde. Ich habe gerade mit meiner Katzendame Alice ein psychisches Problem zu wälzen. Nach dem Tod meines geliebten Katers Momo nahm ich Kater Mio aus dem Tierheim zu uns auf. Leider stresst er meine Alice, sodass sie sich das Fell am Bauch abschleckt. Mio ist nun fast 1,5 Jahre bei uns. Beide Katzen müssen räumlich zwar nicht mehr getrennt werden, aber sich zusammenlegen geht noch nicht, obwohl Mio auf seine Weise auch ein sanftmütiger Kater ist. Häufig sucht er ihre Nähe, die Alice aber nicht zulassen möchte.

Ich hoffe nun Anregungen in dem Buch zu finden, meiner Alice zu helfen, mit dem Stress besser umzugehen, nach dem ich diverse andere Mittel erfolglos ausprobiert habe, wie z .B. Bachblüten für Tiere und das klassische Feliway für Katzen.

Das Buch liest sich gut, weckt die Neugier, weiter zu lesen und sich mental mit dieser Materie zu befassen.

Da ich derzeit mehrere Bücher gleichzeitig lese, komme ich mit dem Buch nur langsam voran. 

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 200 Seiten
·         Verlag: Aquamarin Verlag (28. August 2017)
·         Sprache: Deutsch, 17:95 €
·         ISBN-10: 3894277920


30.03.2019 Nachtrag

Da mir die Theorien in dem Buch alle bekannt sind, werde ich hierzu keine Rezension schreiben. Aber ich kann das Buch weiterempfehlen an Menschen, die nach alternativen Behandlungsmethoden suchen und sich mit der Geistheilung nicht auskennen. 

Man findet viele wunderbare Zitate, gerade wenn man es schwer hat, diesen Methoden, die ein wenig esoterisch klingen, zu vertrauen, ist das Buch sehr hilfreich. Der Autor hat zu seiner Methode, Tiere zu heilen, auch die Tierkommunikation mitangewendet.

Weshalb ich das Buch gelesen habe?
Als mein Kater Momo von uns gegangen ist, am 31.08.2017, habe ich einen anderen Kater aus dem Tierheim geholt. Der Kater hat meine andere Katze ziemlich gestresst und so hat sie angefangen, ihren Unterbauch mit ihrer Zunge zu rasieren. Mein Tierarzt Kniese meinte, dass das psychisch sei, und mir sind gleich die Alarmglocken angegangen. Was tun? Mio ist nun 1,5 Jahre bei uns und es würde ihm das Herz brechen, wenn ich ihn wieder zurück ins Heim bringen würde. Das hatte er mir mehrmals signalisiert, dass er bei uns beiben möchte. Nun habe ich mir dieses o. g. Buch angeschafft, in der Hoffnung, meiner Alice zu helfen, mit dem Stress etwas besser umzugehen. 

Außerdem habe ich durch Momos Tod das Bedürfnis, meine Genres mit Tierbüchern zu erweitern. 

Samstag, 8. Dezember 2018

Wendy Hilling / Mein Leben in seinen Pfoten (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  

Eine andere Art von Literatur, trotzdem ein wunderbares Buch über das Schicksal einer Frau und ihren Retriever Hunden. Es hat mir so gut gefallen, dass ich es nicht mehr weglegen konnte. Mir ist bewusst, was Tiere alles im Zusammenleben mit Menschen können, auch was die Anpassung an die Bedürfnisse ihrer Menschen betrifft. Das Buch beruht auf eine wahre Begebenheit.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Zu Beginn der Geschichte bekommt man es hier mit einem Kind in England zu tun, das 1949 mit einem seltenen Gendefekt zur Welt kommt. Die Ärzte geben dem kleinen Mädchen Wendy keine großen Lebenschancen. Wendy aber überlebt, steigt allerdings von Anfang an in ein Leben ein, dass sie viele, viele Hürden über sich ergehen lassen muss. Ein normales Leben wird sie nie führen können.

Die Krankheit, mit der Wendy ein Leben lang zu kämpfen hat, ist eine Hauterkrankung namens Epidermolysis bullosa. Die Haut ist dermaßen empfindlich und laut der Autorin zu vergleichen mit den Flügeln eines Schmetterlings. Konkret heißt dies, dass die Haut bei kleinsten Berührungen sofort Bläschen bildet. Im schlimmsten Fall reißt die Haut ein … Die Details spare ich mir … Die Details ihrer Erkrankungen und ihrer körperlichen Einschränkungen sind dem Buch zu entnehmen.

Wendy kann keine normale Schule besuchen, denn in der Schule wird sie durch ihre Erkrankung gemobbt. Ihre Hände waren immer bandagiert, das löste bei ihren Schulkameraden Aggressionen aus, und diese auf sie eingedroschen haben, als sie auf ihre Arme und Hände getreten hatten, sodass Wendys Eltern die Konsequenz ergriffen hatten, ihr Kind von der Schule zu nehmen, um es auf ein Internat zu schicken, in dem andere kranke Mädchen, Asthmatikerinnen, unterrichtet wurden. Wendy fühlte sich von ihren Eltern abgeschoben, denn sie war zu klein, um zu verstehen, dass die Eltern dies aus Liebe taten, und um sie vor der Gesellschaft draußen besser zu schützen.

Trotz aller Widrigkeiten ist Wendy dank ihrer liebevollen Eltern erwachsen geworden, konnte einen liebevollen Partner namens Peter finden, mit dem sie zwei Kinder auf die Welt brachte. Wie sie die Geburten ihrer Kinder geschafft hat, ist nicht nur für die Ärzte ein Rätsel. Wendy besaß einen großen Lebenswillen und und ist dadurch eine starke Kämpferin.

Zu ihrem großen Glück haben auch Hunde der ganz besonderen Rasse beigetragen. Schon als Kind wurde Wendy durch ihre Tante mit Golden Retriever Hunden konfrontiert, und die sie nicht mehr losgelassen hat. Retriever wurden als sehr intelligent und empathisch beschrieben. Wendy wünschte sich Retriever, die ihr helfen sollten, mit ihrem Leben als Alltagsbegleiter besser klar zu kommen, denn sie wollte partout nicht, dass Peter Mann und Pfleger zugleich sein sollte.

Später befreite Wendy zusammen mit ihrem Mann Peter zwei Zwingerhunde von ihrem Schicksal. Die Hunde waren dermaßen übergewichtig und sehr ungepflegt, dass man ihnen ihre Rasse nicht ansehen konnte. Die Hunde hatten keinen Auslauf, sie wurden nur im Zwinger gehalten, bis diese beiden, Monty und Penny, bei Wendy und Peter ein neues Zuhause gefunden haben. Erst als die Hunde geschert wurden, erkannte man, dass es zwei Retriever Hunde waren. Diese Hunde waren wild, und mussten erst auf ihr neues Leben im Umgang mit ihren neuen Menschen erzogen werden. Wendy und Peter waren die Trainer. Mit all ihrer Liebe und mithilfe der Hundepsychologie schafften sie es, den beiden Hunden den richtigen Umgang beizubringen, und so konnten sie bald im Alltag mit Wendy eingesetzt werden.

Im nächsten Schritt sollten die beiden Hunde zu Therapiehunden ausgebildet werden und wurden der Organisation Pets As Therapie vorgestellt, damit sie dort wichtige Tests machen konnten, damit die Hunde auch in Kliniken, Pflegeheimen … den bedürftigen Menschen mit ihrer Hundeliebe Kraft und Freude spenden konnten.

Die beiden Hunde bestanden den Test und konnten trainiert werden.

Das Training war aber noch lange nicht abgeschlossen, und so sollte bei einer weiteren Organisation namens Canine Partners aus Therapiehunde Assistenzhunde gebildet werden. Assistenzhunde begleiteten behinderte Menschen überall hin und übernehmen Aufgaben ohne Grenzen. Assistenz im Haushalt, in der Öffentlichkeit, im medizinischen Bereich …  Assistenzhunde durften auch in Gaststätten, Krankenhäusern, in Lebensmittelläden dem Menschen unterstützend zur Seite stehen … Jede Menge Alltagshilfen, wo man nicht denkt, dass Tiere zu solchen Leistungen fähig sind.

Später kam ein Welpe hinzu, als Monty zu alt wurde, um Wendy weiter zur Seite zu stehen. Der Welpe, Teddy, ein neuer Retriever, wurde auch zu einem Assistenzhund ausgebildet, nachdem seine Fähigkeiten hierfür getestet wurden. Alte Assistenzhunde, die nicht mehr können, werden in Rente geschickt. Glücklicherweise konnten Wendy und Peter ihre Seniorhunde behalten ... 

Auch Teddy lernte dermaßen schnell, sodass er ganz leicht und mit viel Freude Wendy zur Seite stehen konnte. Diese Hunde waren alle fähig, sogar einen Notfallbutton, der in der Wohnung installiert war und der zur Notfallstation führte, zu tätigen. Die Hunde waren sogar in der Lage, biochemische Prozesse bei Wendy wahrzunehmen, wenn z. B. ihr Immunsystem absackte, und das Leben Wendys bedrohlich wurde. Oder wenn organisch bei ihr etwas nicht stimmte, bekamen die Hunde immer sofort mit und reagierten darauf. Wendys Leben war permanent in Gefahr …

Zum Schreibkonzept
Auf der ersten Seite des Buches ist eine Widmung eingefügt. Auf der folgenden Seite befindet sich das Inhaltsverzeichnis. Anschließend geht es mit einer Einleitung weiter. Das Buch besteht auf den 304 Seiten aus 29 Kapiteln, aus einem Nachwort, aus einer Danksagung und aus einer Seite, auf der Hilfe und wichtige Informationen abgedruckt sind, für Menschen, die sich auch einen Therapiehund/Assistenzhund anschaffen und ausbilden lassen möchten. Auf der letzten Seite, auf dem inneren Umschlag, findet man eine große Abbildung von der Autorin und ihren geliebten Hund Teddy. Dieses Foto finde ich sehr schön.

Cover und Buchtitel  
Absolut passend. Wendys Leben nicht in die Hände eines Menschen legen, sondern in die Pfoten ihrer Hunde. Die ganze Verantwortung wurde den Assistenzhunden zugetragen, die durchaus in der Lage waren, diese zu tragen. Die Hunde haben ihren Auftrag mit voller Liebe übernommen und durchgeführt. Sie haben sich gefreut, gebraucht zu werden, und alles für ihren geliebten Menschen zu geben. Das beweist die Intelligenz dieser Hunde, ihren vorhandenen Lerneifer freien Lauf zu lassen. Kein Mensch hätte diesen Auftrag besser machen können. 

Meine Meinung
Dieses Buch zeigt auf, wie sehr Tiere die Sprache der Menschen verstehen und auch selber durch Körpersprache und durch ihr Verhalten kommunizieren können. Permanent hat Wendy Hilling mit ihren Hunden gesprochen, und sie haben immer darauf reagiert. Viele Menschen sprechen mit ihren Tieren. Aber vielen ist es nur noch nicht bewusst. Die Autorin beweist mit ihrem Buch nicht nur, dass Tiere denkende Wesen sind, sie sind auch fühlende Wesen. Die beiden Hunde Penny und Monty waren Geschwister und als Penny schwer krank wurde und man sie erlösen musste, begab sich Monty in eine schwere Trauer.
Als Penny nicht mehr bei ihm war, versank Monty in eine schwere Depression. (…) Unser Hund hat dem Leben den Rücken gewandt, schien aufzugeben. Monty hatte zu nichts mehr Lust, wollte nicht mehr fressen oder Gassi gehen. Er suchte immer weiter nach Penny. Wochenlang rannte er durch alle Räume des Hauses, wenn wir vom Spazierengehen wiederkamen. Eigentlich war er immer ein sehr ruhiger Hund gewesen, jetzt bellte er jedoch laut in jedem Zimmer. Dann lief er zu uns zurück, setzte sich hin, starrte uns an, und stieß einen furchtbaren Klagelaut aus. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, wäre das eindeutig ein Schluchzen gewesen. (2017, 98)

Wenn ich an die vielen Tiere denke, die im Mastbetrieb aufwachsen, und wie schmerzlose Objekte behandelt werden. und die Kleinen von ihren Müttern getrennt werden, bricht es mir das Herz, dass ich mir solche Bilder oder Videos nicht mehr anschauen kann ... Oder die Ferkel, die ohne Narkose kastriert werden. Eigentlich müssten auf der Stelle alle aufhören, Fleisch zu konsumieren, denn der Fleischkonsument akzeptiert den Schmerz der Tiere und erteilt eine passive Einwilligung an die Schlachter, dass die Tiere weiter getötet werden dürfen ... 

Welche Szene hat mir ganz besonders gefallen?
Eigentlich sind alle Szenen besonders. Besonders dadurch, dass Wendy nicht aufgegeben hat, mit ihrer schweren Erkrankung zu leben. Besonders auch ihr Mann Peter, der seiner Frau immer liebend und tatkräftig zur Seite steht, und auch er die Hunde über alles liebte. Besonders sind all die Hunde, mit denen Wendy und Peter gemeinsam lebten.

Viele Hundebesitzer brauchen einen Hund, an dem sie ihre Macht ausüben können. Sie bitten nicht um Gefälligkeiten, sie befehlen. Anders bei Wendy und Peter. Sie haben ihre Hunde immer achtungsvoll und liebevoll behandelt. Sie sprechen mit den Hunden immer auf Augenhöhe. Die Hunde waren nicht nur Hunde, sondern richtige Persönlichkeiten.

Aber es gibt eine Szene, die für mich noch bedeutender ist als die anderen Szenen. Monty erlitt eines Tages einen Schlaganfall. Wendy und Peter liebten ihren Hund so sehr, dass sie ihn vom Tierarzt nicht haben einschläfern lassen und pflegten den Hund mit all ihrer Liebe, sodass Monty tatsächlich wieder genesen konnte. Mich hat das so tief berührt, weil wir Menschen immer schnell zur angeblich erlösenden Spritze greifen, weil wir es nicht ertragen, unser Tier krank zu sehen oder weil wir nicht die Zeit aufbringen möchten, sich mit dem kranken Tier zu befassen.

Man kann sich eine große Scheibe von Wendy Hilling und ihrem Partner abschneiden. Mir haben sie gezeigt und in meine Tiervorstellung bestätigt, was echte Tierliebe ist.

Danke an die Autorin für dieses wundervolle Buch.

Mein Fazit
Ein Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde. Ein Buch, aus dem man im Umgang mit Tieren viel lernen und sich abgucken kann.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Ein Sehr gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Klappentext und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten

Vieln herzlichen Dank an den Penguin Verlag für dieses zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
 ______________
Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

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Montag, 19. November 2018

Karsten Brensing / Die Sprache der Tiere - Wie wir einander besser verstehen (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre    

Ich bin nun mit dem Buch durch. So viele verschiedene Forschungsergebnisse zur Kommunikation von Tieren liegen hier vor, die zu neuen Erkenntnissen führen. Erkenntnisse, die deutlich bejahen, dass Tiere reden, denken und fühlen können. Ein Leben lang hat man uns eingebläut, dass Tiere nicht denken und fühlen können. Aber stimmt das denn? Vor einem Jahr noch musste ich wegen dieser Thematik durch den Verlust meines Katers Momo auf esoterische Bücher zurückgreifen. Es war mir ein großes Bedürfnis über die Kommunikation, die sich zwischen mir und meinem Kater zu Lebzeiten zugetragen hatte, öffentlich darüber zu schreiben. Vielleicht hat mich die Eine oder Andere noch belächelt, weil ich esoterische Bücher dazu gelesen habe. Die meisten Menschen sagen ja nicht immer ehrlich, was sie in Wirklichkeit denken, wenn man sie mit bestimmten Themen wie diese konfrontiert. Doch nun bin ich mit meinem Wissen nicht mehr allein und habe mittlerweile sogar die Naturwissenschaft im Rücken, ohne die esoterische Literatur zu verteufeln. Denn auch unter dieser gibt es Juwelen. Man muss bei diesem Genre nur die Spreu vom Weizen trennen können, was tatsächlich nicht immer einfach ist.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt und zu den Buchdaten.

Weiter geht es mit einem Zitat aus Brensings Buch:
Eigentlich ist es ein bisschen absurd: Wir halten uns für die Krönung der Schöpfung, und doch sind wir nicht in der Lage, die Sprache der Tiere zu verstehen. Im Gegenzug verlangen wir von diesen unterentwickelten Kreaturen, dass sie unsere Sprache lernen. Der Hund soll „Sitz“, „Platz“, „Bring mir die Zeitung“ (…) verstehen, aber wir sind nicht bereit, auch nur einmal zu bellen. (2018, 38)

Das fühlt sich gut an. Auch Karsten Brensing tat sich erst schwer mit dieser Thematik, und geht trotzdem mutig seinen Weg und veröffentlicht sein Buch und bricht damit ein großes Tabu.

Ich möchte gar nicht die vielen Theorien wiederkauen, die kann jeder im Buch selber nachlesen, denn es ist unmöglich, die vielen Theorien in kurzen Zeilen wiederzugeben. Ich möchte aber diverse Gedanken aus dem Buch aufgreifen, die mich in meinem Wissen und Denken  weitergebracht haben. Durch dieses Buch habe ich die Art der Tierkommunikation verstanden, die in Bildern stattfinden würde. Tiere würden in Bildern denken, und das nicht nur unsere Haustiere wie z. B. Hunde, Katzen etc. Völlig unbewusst habe ich dies mit meinen tierischen Freunden praktiziert. Nun endlich gelingt es mir, diese Art von Kommunikation mithilfe dieses Buches in Worte zu fassen. Ich habe meinen tierischen Freunden, wenn ich Fragen zu ihrer Gesundheit hatte, mental Bilder geschickt und habe immer mental Antworten in Bildern zurückerhalten …

Karsten Brensing ist Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Anhand seiner vielen Beispielen zeigt er uns, dass Tiere und Menschen vom kognitiven und vom emotionalen Verhalten her sich sehr ähneln. Deutlich wird dies anhand von verschiedenen kognitiven Forschungsergebnissen. Dabei wurde ersichtlich, dass Tiere genauso logisch denken können wie wir Menschen. Auch die Hormone und Neurotransmitter spielen eine Rolle, die sowohl beim Tier als auch beim Menschen die gleichen Gefühle entwickeln, die für das Fühlen bedeutsam sind.

Während viele Menschen die Tiere auf ihre Instinkte reduzieren, wird das Verhalten von Tieren sehr wohl durch Denken und Fühlen dominiert. Nur in der Auseinandersetzung mit dem Tier auf gleicher Höhe ist zwischen den beiden Lebewesen Mensch und Tier eine Kommunikation möglich. Brensing spricht von der Vermenschlichung von Tieren, allerdings nicht in der Form, indem wir Tiere auf die Standards von Menschen heben. Man kann Tieren nicht das verbale Sprechen beibringen, und man kann auch von Tieren nicht verlangen, sich moralisch an den Erwartungen und an den Maßstäben seiner Menschen anzupassen. Kommunikation zwischen Mensch und Tier findet nur auf Augenhöhe statt. Der Mensch muss lernen, die Signale seiner Tiere zu verstehen, die in der Mimik, in der Körpersprache und im Verhalten verankert sind.
Wir dürfen nicht vermenschlichen, indem wir unsere moralischen Maßstäbe auf Tiere übertragen oder etwas in sie hineininterpretieren, das uns gerade in den Kram passt. (83)

Manchmal reicht auch ein Blickkontakt, und schon weiß man, was das Tier einem sagen möchte.
Ein Dialog funktioniert nur so lange, wie beide Seiten motiviert sind, ihn zu führen. (79)

Richtig interessant fand ich auch die Rechtspraxis Tieren gegenüber. Zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert war es in manchen europäischen Ländern üblich, auch Tiere vor Gericht zu bringen und Prozesse gegen sie zu führen und sie zu bestrafen, wenn ihnen ein Delikt angelastet wurde. Brensing hat auf der Seite 134 eine Zeichnung aus dem Jahre 1457 abgedruckt, als einer Sau zusammen mit ihren Ferkeln ein Prozess angehängt wurde, weil die Sau ein Kind getötet habe. Die Ferkel wurden freigesprochen, die Sau nicht. Erst im 18. Jahrhundert wurde diese Rechtspraxis wieder abgeschafft, da man erkannte, dass Tiere schuldunfähig sind. Hier hat man tatsächlich versucht, in Tieren eine Persönlichkeit zu sehen, aber leider in einer völlig falschen Form.
Da konnte ein Schwein gehängt, eine Kuh gesteinigt, und eine Population von Mäusen des Landes verwiesen werden. (134)

Es gibt tatsächlich Wissenschaftler, die versucht haben, Tieren das verbale Sprechen beizubringen. (Delfinen und Pferden). Schon allein durch den Körperbau ist das bei Tieren gar nicht möglich, da sie anatomisch dazu nicht ausgelegt sind.

Vögel würden grammatikalisch ganze Sätze sprechen. Dabei fällt mir der aus dem Mittelalter lebende Mönch Franz von Assisi ein, der mit Vögeln gesprochen haben soll. Als ich das erste Mal von Assisi gelesen hatte, fragte ich mich, wie das möglich ist? Auch Brensing erwähnt in seinem Buch diesen Mönch. Nun konnte mithilfe der vorliegenden Literatur meine Fragen dazu beantwortet werden. Franz von Assisi ist es gelungen, sich in die Vögel hineinzuversetzen, und war in der Lage, die Laute der Vögel zu dechiffrieren. Tatsächlich können Vögel in komplexen Sätzen miteinander sprechen, denn die Lauterzeugung würde bei den Vögeln im Stimmkopf erfolgen. Auf der Seite 35 wird aufgezeigt, wie dies möglich ist, dass die Vögel sogar in ganzen Sätzen sprechen können. Hier sind verschiedene Grafiken dazu abgebildet, die aus einer japanischen Studie stammen … Auch wenn für unsere Ohren die Sprache der Tiere immer gleich klingt, sind die Rufe und die Laute der Tiere je nach Kontext recht unterschiedlich.

Selbst Honigbienen kommunizieren untereinander durch verschiedene Tänze und Vibrationen, die dadurch in der Lage sind, wichtige Signale zu übermitteln.  

Auch Bakterien würden mithilfe verschiedener chemischer Prozesse mit ihren Artgenossen kommunizieren. 

Papageien haben neben der Sprache sogar noch rhythmische Gefühle und können tanzen, wenn sie Musik hören.

Es besteht zwischen Mensch und Tier ein Universalcode, der 370 Millionen von Jahren zurückreicht.
Die Tatsache, dass wir Menschen sowohl tierische als auch menschliche Rufe emotional einschätzen können, und wir genauso dazu in der Lage sind, Musik emotional einzuordnen, lässt den Schluss zu, dass wir ähnlich fühlen, Gefühle vergleichbar zum Ausdruck bringen und uns sogar auf einer emotionalen Ebene verstehen können. Wir alle teilen die gleichen evolutionären Wurzeln. (13)

Die gleichen evolutionären Wurzeln, wow, das gefällt mir, das leuchtet mir ein, das habe ich schon immer gewusst.Trifft nämlich auch auf Menschen zu, die aus anderen Ländern kommen.  

Zum Schluss möchte ich kurz eine Tierkommunikatorin namens Temple Grandin vorstellen, die ich durch Karsten Brensings Buch kennenlernen durfte. Auf YouTube konnte ich den biografischen Film zu ihr, Du gehst nicht alleinder sehr sehenswert ist, hochladen und mir anschauen. Ich musste mir diesen Film zwei Mal in Folge ansehen, sosehr war ich von dem Film beeindruckt. Allerdings ist der Film in HD – Qualität. Aber man kann ihn sich auch auf Amazon gegen eine Gebühr herunterladen. Ich selbst werde ihn mir ein drittes Mal anschauen, weil es darin so viel zu beobachten und zu sehen gibt.

Die Amerikanerin Temple Grandin, Jahrgang 1947, ist eine faszinierende Persönlichkeit. Sie ist Autistin und bringt durch ihre "Erkrankung" eine außergewöhnliche Begabung mit sich. Sie kann Dinge, die "normale" Menschen nicht können. Grandin fühlt sich stark zu Tieren hingezogen, besonders zu Rindern hat sie ein starkes Faible und setzt sich mit ihrer ganzen Kraft in der harten, rauen Männerwelt (Rancher) für eine Verbesserung der Massentierhaltung ein. Ihre Gedankenwelt besteht ausschließlich aus Bildern und schafft es dadurch, in die Gedankenwelt der Rinder einzudringen, da auch Tiere, wie ich oben schon geschrieben habe, in Bildern denken. Temple Grandin ist überzeugt davon, dass Tiere Persönlichkeiten, Individuen sind ...

Ich zitiere aus dem Film:
Wir züchten Tiere in Massen, wir ziehen sie für uns auf, also müssen wir sie auch human behandeln. (...) Hätten wir Rinder, wenn die Leute sie nicht essen würden jeden Tag? (...) Daher schulden wir ihnen ein anständiges, ein lebenswertes Leben und am Ende ein schneller Tod. Die Natur ist grausam, wir müssen das aber nicht sein. Wir schulden den Tieren ein bisschen Respekt. Ich berührte die erste Kuh, bevor sie getötet wurde. In nur wenigen Sekunden würde sie nichts als ein Stück Fleisch sein aber vor diesem Moment war sie noch ein Individuum.

Bisher dachte ich über ein humanes Töten immer kritisch nach, weil kein Tier getötet werden möchte, auch nicht human. Auch Tiere hängen am Leben wie wir Menschen. Aber würde es kein Fleisch mehr geben, dann würde keiner mehr Tiere züchten. Das wäre für mich sowieso die bessere Alternative, weil Töten einfach grausam ist und weltweit viel zu viel Blut vergossen wird. Auch der Autor äußerte sich zu der ambivalenten und schizophrenen Haltung der Fleischkonsumenten. Die einen Tiere sind Freunde, während die anderen Feinde sind. Wieso???? Diese Frage stellte sich auch Brensing in seinem Buch. Vielen Menschen fehlt es an Bewusstsein, denn eine Kuh, ein Schwein ist nicht weniger wert als ein Haustier ... 

Gleichzeitig erfährt man in diesem Film noch Manches von Grandins Leben als Autistin und wie sie es durch den Einsatz ihrer Mutter geschafft hat, in der Gesellschaft, in der sie von klein auf nicht gerade wohlwollend aufgenommen wurde, dennoch einen Platz finden konnte. Immerhin wollten Ärzte das kleine Kind lebenslang in ein Heim sperren, wenn nicht die Mutter gewesen wäre, die sich dagegen sträubte und es zum Glück zu verhindern wusste. Welch ein Verlust für die Gesellschaft, wenn man diesen Menschen weggesperrt hätte. Niemals wären ihre Fähigkeiten und ihre Erkenntnisse ans Licht gekommen.

Hier geht es zu dem biografischen Film.

Ganz klar, meine nächsten Bücher zu meinem Tier-Leseprojekt werden sein:
     1.    Karsten Brensing: Das Mysterium der Tiere und 
2.    Persönlichkeitsrechte für Tiere
3.    Temple Grandin: Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier: Eine Autistin entdeckt die Sprache der Tiere.      
Das Cover finde ich sehr interessant, dass keine Haustiere abgebildet  sind, sondern Wildtiere, Erdhörnchen und Erdmännchen. In seinem Buch unterscheidet der Autor diese beiden Wesensarten, die oft zu Verwechslungen führen.

Mein Fazit
Nochmals kurz zusammengefasst: Tiere kommunizieren nicht nur mit uns Menschen, sondern auch mit ihren Artgenossen. Dadurch, dass es denkende und fühlende Wesen sind, haben Tiere auch eine Persönlichkeit. Sie sind wie wir Menschen Individuen.
Kein einfaches Thema für Menschen, die die Kommunikation mit Tieren nicht kennen. Wenn es schon heutzutage zwischen Mensch und Mensch aus der Zeitnot heraus nicht möglich ist, eine gesunde Sprachkultur zu pflegen, wie soll dann diese erst in der Praxis mit Tieren gelingen? Ein Tipp: Empathischer Umgang im Miteinander, dies funktioniert nicht nur mit den Mitmenschen, sondern auch mit den Mit-Tieren. 

Wer sich für die Forschungsexperimente interessiert, der sollte unbedingt das Buch lesen. Ich freue mich auf weitere Bücher von Karsten Brensing. Obwohl dies ein Fachbuch ist, schwingt seine Liebe zu den Tieren auf jeder Buchseite mit. Und das gefällt mir sehr gut.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Narturwissenschaftliches, gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.
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Vertraue auf dein Herz,
denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

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