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Samstag, 15. Dezember 2018

Matteo Righetto / Das Fell des Bären (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  

Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Dieser Autor passt wunderbar in mein Leseprojekt Italienische Autor*innen. Frei von Stereotypen und Klischees, dafür aber mit psychologischem Tiefgang. Auch die äußere Beschreibung der Figuren hat gepasst. Rothaarig, blond, schwarzhaarig und hellhäutig, so wie ich es von meinen eigenen Familienmitgliedern väterlicher und mütterlicherseits her kenne, die sogar noch aus dem Süden Italiens kommen. In der deutschen Literatur werden die Italiener*innen immer als schwarzhaarig und dunkelhäutig beschrieben. Eine total verzerrte Wahrnehmung. 

Anfangs hatte mich die Geschichte etwas an die von Paolo Cognetti Acht Berge erinnert, denn auch hier geht es um die Vater-Sohn-Beziehung. Und beide Geschichten stammen aus der Bergregion Veneto.

Hier geht es zum Buchcover, Klappentext, Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Auf den ersten Seiten bekommt man es mit einem kleinen Jungen zu tun, den zwölfjährigen Domenico, der zu Hause nach der Schule den Haushalt schmeißt und das Abendessen für sich und seinen Vater zubereitet, auf dem Feld mithilft, und die Tiere versorgt. Domenico ist eine Halbwaise, seine Mutter kam in der Arbeit auf dem Feld durch einen Unfall ums Leben. Domenicos Vater Pietro Sieff hat diesen Verlust nicht verwinden können, und verfällt seit diesem Unglück jeden Abend in einer Kneipe dem Alkohol und kommt betrunken nach Hause. Die Beziehung zu seinem Sohn kühlt merklich ab. Er lässt seine miese Stimmung an dem Sohn aus, nicht selten versetzt er ihm auch Ohrfeigen, wenn der Junge nicht spurt, wie er es gerne hätte. Domenico vermisst schmerzlichst seine Mutter, aber auch den Vater, der sich verändert hat.

Domenico langweilt sich. Der Alltag nach der Schule kommt ihm monoton vor, verbringt ihn meist allein und träumt von den Abenteuern Tom Sawyers. Verliebt ist der Junge in Maria aus seiner Klasse, die ein Jahr älter ist und nur Augen für ältere Jungen hat. Er träumt davon, mit ihr zusammen an den Fluss zu gehen und mit ihm Fische zu angeln.

Domenico besucht die siebte Klasse einer Mittelschule und wünscht sich, danach auf eine weiterführende Schule zu gehen, um eines Tages Abitur machen zu können, damit er studieren kann. Bis zum
Ende der achten Klasse besuchen die Kinder alle die Mittelschule. Danach ist die Schulpflicht erfüllt. Domenico gehört zu den Besten in seiner Klasse, nur der Vater durchkreuzt seine schulischen Pläne, und honoriert ihm die guten schulischen Leistungen nicht an. Er wartet, bis Domenico die Schulpflicht erfüllt hat, um ihn anschließend von der Schule zu nehmen.

Der Vater ist von Beruf Tischler und betreibt eine eigene Werkstatt.

In dem Dorf wird die Gemeinde von einem Dolomitenbraunbären heimgesucht, der die Bewohner*innen in Angst und Schrecken versetzt. Sie bezeichnen den Bären als einen Sohn des Teufels, da er kein gewöhnlicher Bär sei. Wer ihm über den Weg laufen würde, dem würde er Unglück bringen.

In der Kneipe wird rege über diesen sogenannten satanischen Bären gesprochen, als Pietro sich breitschlagen ließ, in die Berge zu ziehen, um den Bären eigenständig zu erlegen.

Der Lebensmittelhändler Mario Crepaz bot im Beisein von Zeugen an, Pietro eine Million Lire auszuzahlen, sollte er es tatsächlich schaffen, das Raubtier zu töten.

Tags darauf begibt sich Pietro zusammen mit seinem Filius auf eine mehrtägige Wanderschaft in die Wälder der Berge. Ausgerüstet auch mit zwei Gewehren und Munition. Während dieser Wanderschaft bringt Pietro seinem Sohn das Schießen bei und spricht ihm Mut zu.

Auf den Bergen verbringt auch ein alter deutscher Eremit namens Pepi Zelger seine Lebenszeit, hat sich vor vielen Jahren von der Gesellschaft abgewendet. Pepi Zelger ist mit Pietro befreundet. Der Freund weiß, wo sich der Bär aufhält, rät aber Pietro ab, ihn zu jagen, da er damit sein eigenes Leben und das Leben seines Jungen gefährden würde ...

Die Handlung spielt sich im Herbst des Jahres 1963 ab.

Eine Szene, die mir besonders gefallen hat
Es waren mehrere Szenen, die mich beeindruckt haben. Mich hat im Laufe der Geschichte die Beziehung zwischen Vater und Sohn berührt. Aber auch die Freundschaft des Eremiten, wie er dem Jungen gegenübergetreten ist, hat mir imponiert. Warm und herzlich, unterstützend, hilfsbereit. (Leider kann ich diese Begebenheiten nur andeuten, um nicht zu viel zu verraten).

Eine Szene, die mir nicht gefallen hat
Es gibt keine. Jede Szene war gut und keine zu viel. Sie waren alle gut in die Geschichte gepackt.

Zum Schreibkonzept
Auf den 169 Seiten ist die Handlung in 63 Kapiteln gegliedert. Auf der ersten Seite ist ein wunderschönes Zitat von Ernest Hemingway abgedruckt. Dieses Zitat muss man nach dem Lesen des Buches nochmals lesen, denn erst dann ergibt dieser Vers einen Sinn, wenn man die Hintergründe kennt.

Der Schreibtstil ist genial, mit dem mich der Autor gepackt hat. Keine Zeile ist zu viel, keine zu wenig. Er hat es sehr gut drauf, Spannung zu erzeugen und sie bis zur letzten Seite zu halten.

Cover und Buchtitel 
Eine sehr schöne Berglandschaft der Dolomiten. Und den Buchtitel finde ich auch passend.

Meine Identifikationsfigur
Mir hat die Geschichte trotzdem gut gefallen, auch wenn ich jetzt keine Figur hatte, mit der ich mich identifizieren konnte. Aber Domenico erinnerte mich hier in Deutschland an mein eigenes Schulerlebnis mit meinem Vater. Wenn ich eine gute Note, eine Zwei, nach Hause brachte, und ich sie meinem Vater zeigte, dann fragte er mich, ob es in der Klasse auch Einser gab? Ich bejahte. Dann sagte er, ich solle auf die schauen, die besser seien als ich, und nicht auf die, die schlechter seien ...
Eine weitere Ähnlichkeit mit Domenico: Ich war auch ein Kind mit vielen Tagträumen.

Meine Meinung
Sich einen Bären aufbinden lassen, das waren die Gedanken, die ich anfangs hatte, als die Bewohner*innen von dem Satans-Bären sprachen, und sie ihn dadurch töten mussten, weil sie einen bösen Fluch fürchteten. Armer Bär, arme Tiere, die von den Menschen aus den verschiedensten Gründen getötet werden. Ich denke dabei auch hier bei uns an den Bären namens Bruno zurück, der in Bayern 2006 ganz real von den Jägern erschossen wurde.

Mein Fazit
Eine sehr spannende, bewegende und sehr nachdenklich machende Lektüre.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten

Vielen Dank an den Verlag von Blessing für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
 _______________
Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

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Montag, 12. November 2018

Clemens Ettenauer / Katzen in leinwanden Grafiken

Katzen in leiwanden GrafikenKlappentext

Katzen in leiwanden Grafiken
Woran schärfen Katzen am liebsten ihre Krallen? Was passiert, nachdem man sich ein Katzenvideo angesehen hat? Und vom wem kann Grumpy Cat noch was lernen? Diese und andere Fragen rund um die flauschigen Vierbeiner werden in diesem Büchlein bunt und übersichtlich beantwortet.
 Herausgeber
Clemens Ettenauer (Hg.): Katzen in leiwanden Grafiken 28 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-902980-78-6

Eine Buchbesprechung

Das ist ja ein scharfes Büchelchen rund um das Katzenleben im Hause seines Menschenfreundes. Und dies dazu noch ohne viel Worte. Alles in bunte Grafiken dargestellt. Bei einigen Grafiken musste ich so herzhaft lachen. Richtig witzige, humorisitsche, artistische Darbietungen, die häufig den Kern treffen. Wer Katzen bei sich hält, der kann mitreden.
Und auf der ersten Seite  bekommt man ein wunderschönes Katzenzitat von Kurt Tucholski zu lesen. 

Auch die Grafik auf dem Cover spricht Bände, siehe oben.

Dieses Büchelchen und Vegane Cartoons werden im November meine Highlights werden.

Hier sind zwei Grafiken aus dem Buch. Zum Lesen die Grafik anklicken und höher zoomen. 
Eine ideales Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihanchten. Ich selbst werde mir ein paar Bände zum Verschenken anschaffen. 

Hier geht es zur Verlagsseite von Holzbaum. Wie man auf der Seite sehen kann, gibt es noch jede Menge Ideen anderer Rubriken. 

Hier geht es auf die Facebookseite von Holzbaum.

Vielen Dank an den Holzbaum Verlag für das bereitgestellte Leseexemplar. 


Dienstag, 2. Oktober 2018

Erich Hackl / Am Seil (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre   

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, trotz ernster Thematik. Man kommt leicht in das Geschehen rein. Ich hätte schon am vergangenen Samstag mit dem Buch durch sein können, da ich aber den ganzen Tag auswärts war, einen düsteren Ort aufgesucht habe, einen Ort, der gut zu diesem Buch gepasst hat. Ich war mit meiner Freundin im Konzentrationslager von Buchenwald bei Weimar. Hierzu gibt es auch einen Blogbeitrag ... Dass dies vom Umfang her ein recht dünn beseitetes Buch ist, werde ich meine Buchbesprechung kurzhalten. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Die Geschichte, die hier erzählt wird, findet im Nationalsozialismus in Wien statt. Und der Held dieser Geschichte ist Reinhold Duschka. Ein Mann im fortgeschrittenen Alter, der alleine lebt und selbstständig eine Werkstatt hält, in der er sein Gürtlergewerbe, ein Künstlerhandwerk, nachgeht. Sein langjähriges Hobby ist Klettern und so ist Duschka Mitglied im Alpenverein. Während des Zweiten Weltkriegs versteckt Duschka zwei Menschen in seiner Werkstatt, als Hitler in Wien die Juden hat deportieren lassen. Duschka war mit Reginas Vater befreundet und fühlt sich dadurch für Regina und ihrer Tochter verantwortlich. Regina Steinig, die ursprünglich aus Lemberg stammt, ist während des Ersten Weltkriegs mit ihren Geschwistern und den Eltern nach Wien geflüchtet. Mittlerweile ist Regina eine erwachsene Frau, war mit einem Juristen verheiratet, von dem sie ein Kind namens Lucia 1923 auf die Welt gebracht hat. Die Ehe ging in die Brüche, sodass Regina ihr Kind alleine großziehen musste. Regina war von Beruf Doktor der Chemie und ist gezwungen, im Nationalsozialismus ihren Beruf aufzugeben. Auch Lucia musste mit der Schule abbrechen, und so wurde sie von der Mutter ein wenig unterrichtet. Untergetaucht sind beide in Duschkas Werkstatt. Regina wird krank. Einen Arzt rufen geht nicht, das Leben von Regina, Lucia und sogar von Duschka steht auf dem Spiel, vier Jahre lang ... Obwohl Duschka nicht viel Geld hat, wer hat das schon in den Wirren des Krieges, schafft er es trotzdem, seine Schützlinge auch mit Lebensmitteln zu versorgen. Mutter und Tochter machen sich in der Werkstatt nützlich, damit Duschka seine Kunstobjekte schneller verkaufen konnte. 

Das Schreibkonzept
Diese Heldengeschichte wird retrospektivisch von Lucia erzählt, die mittlerweile verheiratet ist und mit Familiennamen Heilmann heißt. Die Erzählung ist auf 117 Seiten verfasst. Die Episoden sind nicht in Kapiteln gepackt, sondern abgetrennt durch Absätze. Der Schreibstil ist dermaßen flüssig, dass man beim Lesen in einen Sog gerät, weil man so schnell nicht damit aufhören kann.
Auf der allerersten Seite ist eine Widmung von Lucia Heilmann an Reinhold Duschka abgedruckt.

Am Seil
Cover und Buchtitel
Cover und Buchtitel finde ich beides gelungen. Auf dem Cover sind die Alpen abgebildet und deutet damit an, wie gefährlich dieses Hobby für Duschka ist. In der Tat machten sich Regina und Lucia Sorgen, wenn er an den Wochenenden in die Alpen zum Bergsteigen ging, denn er könnte beim Bergsteigen abstürzen. Ohne es zu wissen, befand Duschka sich tatsächlich in den Bergen dreimal in Lebensgefahr, aber er hatte immer Glück. Es durfte nichts passieren, denn das Leben von Regina und Lucia war von Duschka abhängig. Den Buchtitel Am Seil fand ich auch passend, denn das Seil, das am Körper richtig angelegt ist, gibt dem Alpinisten Halt und hilft, ihn festzuhalten. Das Seil hat eine symbolische Bedeutung. Nicht richtig fixiert, gefährdet es das Leben des Trägers.

Identifikationsfigur
Keine, denn ich kann niemals wissen, wie ich im Nationalsozialismus gelebt hätte, auf welcher Seite ich mich selber geschlagen hätte. Aber Reinhold Duschka ist mir ein Vorbild, und gute Taten lassen sich zu jeder Zeit vollbringen.

Meine Meinung
Reinhold Duschka ist eine interessante Persönlichkeit gewesen. Er war ein sehr stiller und schweigsamer Genosse. Die wenigsten Menschen wussten, was er für eine Persönlichkeit war. Er sprach nie von sich, nie von seinem Leben, nie von seiner Kindheit. Und niemand fragte, weil sie Achtung vor ihm hatten. Schade, dass er so gar nichts von sich preisgab. Duschka heiratete spät, bekam auch Kinder und Enkelkinder. Und über sein Wagnis sprach er auch nach dem Krieg mit niemandem. Seine Angehörigen erfuhren es aus der Zeitung. Es war Lucia, die sich erinnert und so wurde 2013 am Werkstättenhof für ihn eine Gedenktafel angebracht. Nach seinem Tod, 1993, wurde ein Nachruf verfasst:
Es war für dich selbstverständlich und gar nicht erwähnenswert, daß Du in einer Zeit der Unmenschlichkeit Deinen Anspruch als Mensch gelebt hast. Und dafür möchte ich dir gerade jetzt, wo sich die Geschichte zu wiederholen droht, ganz besonders danken. (2018, 101)

Mein Fazit?
Eine sehr bewegende und mutige Geschichte. Es ist gut, zu wissen, dass es Menschen wie Reinhold Duschka gibt. Das sind für mich die Engel auf Erden. Und sie sind für mich Symbol- und Hoffnungsträger in Zeiten, wo mutige Helden benötigt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns politisch in einer Zeit befinden, in der europaweit wegen der Flüchtlingsströme wieder rechts gewählt wird und man sich fragt, was der Mensch aus der Geschichte gelernt hat? Ich hoffe, nachdem ich nun auch das KZ im Buchenwald besichtigt habe, dass sich diese Zeiten niemals wiederholen werden. Ich brauche das nicht. Ich brauche keinen Krieg, ich brauche keinen Diktator, ich brauche keine rechten Wähler und ich brauche auch keinen Nationalstolz, stattdessen Solidarität mit allen Menschen der Erde, die für Frieden, Freiheit und Demokratie sind …

Ich werde mir den Autor merken und möchte mich noch für seine anderen Bücher öffnen.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten
______________
Die Gebote des Rechts sind folgende;
ehrenhaft leben
niemanden verletzen
jedem das Seine gewähren
(Corpus-Juris Civilis. DXXXIV)

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Sonntag, 9. September 2018

Clemens Ettenauer, Hrg (u. a.) / Bärige Cartoons

Klappentext
Warum gehen Koalas zum Therapeuten? Wie verreist der Urlaubär? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Honig und Diäthonig? Diese und andere Fragen werden hier beantwortet.Mit Bildern von Dorthe Landschulz, Martin Zak, Oliver Ottitsch, Rudi Hurzlmeier, Schilling & Blum, Steffen Butz und vielen mehr.Das Buch ist ein gemeinsames Projekt von Komische Künste Wien und Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz.

Autorenporträt

Jede Menge verschiedene Cartoonisten und Illustratoren:

Adam
Cmartoon
Denis Metz
Dorthe Landschulz
Frederik Mettjes
Jean La Fleuer
Markus Grolik
Martin Zak
Michael Dufek
Michael Roher
Oliver Ottitsch
Rudi Hrzlmeier
Schilling & Blum
Steffen Butz

Herausgeber:
Clemens Ettenauer

Die vielen unterschiedlichen Autorenporträts sind  hier auf der Verlagsseite zu entnehmen.

Buchbesprechung

Da dies ein sehr winziges Büchlein von 48 Seiten ist, finden hier auf meinem Blog Buchvorstellung und Buchbesprechung auf einer Seite statt. Ein kleines Büchlein, aber mit großer Wirkung, weil es humorvoll ist und viel mit Tierliebe und mit Tierschutz zu tun hat.
Die Welt aus der Sicht der Bären, die in der Menschenwelt leben, da ihre natürlichen Freiräume größtenteils zerstört sind.

Die vielen Bärenporträts stimmen recht nachdenklich. Manchmal kommen die Umweltprobleme zur Geltung, manchmal wird aber auch der Bär auf die Schippe genommen. Schon das erste Cartoon auf dem Cover fand ich recht witzig und ansprechend. Der Bär mit einem bösen Erwachen, in der Menschenwelt zwar adaptiert, trotzdem Winterschlaf gehalten und dadurch jede Menge E-Mails verpasst.

Das Cartoon auf der dritten Seite; hier werden die Rollen vertauscht: Hier sind es nicht die Menschen, die Fleisch konsumieren, sondern die Bären, die Menschenfleisch essen. Fleisch ist Fleisch, das wollen viele zweibeinige Menschenesser nicht wissen. Wobei das Cartoon etwas stärker hätte ausgedrückt werden können. Weiter mit dem Rollentausch bis Seite 7.

Jeder Cartoonist hat sich etwas Besonderes mit den Bären einfallen lassen. Auf der Seite 10 bis Seite 14 findet man bärige Wortspielereien. Ein Mann, der von einem Bären belagert wird. Dieser ruft seinen Freund um Hilfe, um entbärt zu werden.
Oder der Waschbär, der frustriert am Spülbecken steht und Teller wäscht …
Seite 15 bis 18 geht es wieder um die Natur, die sich durch den Klimawandel verändert hat und der Bär damit nicht klarkommt.

Auf der Seite 37 befindet sich ein kleiner ausgewachsener Bär mit einem angeknacksten Selbstwertgefühl auf der Couch eines Psychoanalytikers und lässt sich therapieren, weil er bei den Menschen nicht genug Respekt erntet, da sie ihn alle nur verniedlichen und ihn  "süß" finden.

Jede Menge weitere schöne und nachdenklich stimmende Illustrationen sind dem Büchlein zu entnehmen.

Ein ideales Buch auch für Menschen, die nicht so gerne Bücher lesen und mit wenigen Worten lieber Bilder betrachten. Passt in jede Tasche.

Meine Bewertung:

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 48 Seiten
·         Verlag: Holzbaum Verlag; Auflage: 1 (1. Juni 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3902980729

Vielen Dank an den Holzbaum Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Hier geht es zu dem Verlag von Holzbaum.


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Samstag, 7. Juli 2018

Helmut Böttiger / Wir sagen uns Dunkles (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Eine Liebesbeziehung zwischen Paul Celan und Ingeborg Bachmann, wie ich sie nicht erwartet habe, obwohl der Buchtitel darauf hingewiesen hat, dass Dunkles, Schweres zwischen ihnen stehen könnte, über das sie sprechen müssten. Ich konnte anfangs, vor dem Lesen dieses Buches, nur spekulieren, was das Dunkle bedeuten könnte, da ich den Klappentext überflogen habe, weil ich selbst meine Entdeckungen machen wollte. Immerhin habe ich an der Universität studiert, an der Ingeborg Bachmann doziert hatte. In der U-Bahn-Station, Bockenheimer Warte in Frankfurt Main, ist an der Wand ein Hörsaal der Goethe-Universität abgebildet, auf der Ingeborg Bachmann als Dozentin zu sehen ist.

Hier geht es zur Erinnerung zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Sie sagen sich Dunkles, tauschen sich darüber aus, weil es Zeit wird, das Dunkle nicht weiter zu verdrängen, sondern es an die Oberfläche zu holen. Dieses Dunkle ist eine Gemeinsamkeit, die Celan und Bachmann miteinander zwar teilen, aber in einer entgegengesetzten Form. Obwohl sie beide, aus meiner Sicht, sich geistig sehr ähneln, quasi wie Zwillingsseelen auf mich gewirkt haben, so sind es die politischen Umstände, die unterschiedliche Herkunft und die unterschiedlichen Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, die sie getrennt haben. Während Celan ein Verfolgter der Nazis war, war Bachmann vom Leben eine begünstigte Österreicherin, wie Böttiger das so schön ausgedrückt hat.
Paul Celan und Ingeborg Bachmann lernten sich in Wien 1948 kennen. Zwischen ihnen beiden entstand eine Liebesbeziehung, die leider auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten war.

Paul Celan
Paul Celan war ein deutscher Jude. Nicht nur, dass er selbst in Rumänien im Arbeitslager von 1942 bis 1945 eingesperrt wurde, und man ihn dort zu Zwangsarbeit verurteilt hatte, verlor er auch seine Eltern, die nach Transnistrien, Ukraine, abtransportiert und dort im KZ ermordet wurden. Ein schweres Trauma für den Sohn Paul, der das Arbeitslager wie durch ein Wunder überlebt hat, er aber für den Rest seines Lebens gezeichnet war.

Celan wurde am 23.11.1920 in Czernowitz, damals noch Rumänien, geboren. Seine Gedichte sind geprägt von diesen horriblen Erlebnissen des Nationalsozialismus. Eigentlich ist der Name Celan ein Pseudonym, das abgeleitet wurde aus dem Geburtsnamen Antschel, der später mit Ancel rumänisiert, und daraus das Anagramm Celan gebildet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete Celan erst nach Österreich und zog später weiter nach Frankreich, wo er in Paris bis zu seinem Freitod, 1970, lebte. Paul Celan ertränkte sich in dem Fluss der Seine.
1947 wurde in Bukarest das Gedicht Die Todesfuge auf Rumänisch gedruckt und veröffentlicht. Das Gedicht erschien in der Zeitschrift namens Contemporalus.

Ingeborg Bachmann
Die österreichische Lyrikerin und Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, nur sechs Jahre jünger als Paul Celan, wurde am 25.06.1926 in Klagenfurt, die Hauptstadt vom Bundesland Kärnten, geboren und ist 1973 in Rom durch einen Brand in ihrer Wohnung ums Leben gekommen. Sie war gerade mal 47 Jahre alt. Die Art und Weise wie Bachmann umkam, hat sich für mich aus dem Buch wie ein passiver Suizid herausgelesen. Sie litt an einer Polytoxikomanie, sodass sie in ihrem Medikamentenwahn nicht bemerkt hat, wie sie durch eine brennende Zigarette die Wohnung und sich selbst in Brand gesetzt hat.

Auch Ingeborg Bachmann ist von den Nazis geprägt, da die Nationalsozialisten schon in den Anfängen der 1930er Jahre in Kärnten einmarschiert sind. Bachmanns Vater trat zu dieser Zeit in die NSDAP ein. Der Einmarsch Hitlers Truppen prägte Bachmanns Kindheit massiv. Ein Auszug aus ihrem Tagebuch:
(…) diese ungeheure Brutalität, die spürbar war, dieses Brüllen, Singen und Marschieren - das Aufkommen meiner ersten Todesangst. Ein ganzes Heer kam da in unser stilles, friedliches Kärnten … (40f)

Über die zusätzlichen Schrecken des Krieges gibt es eine Szene, die ich mir unbedingt herausschreiben musste. Eine Szene, die ich erschreckend und faszinierend zugleich finde:
Obwohl Nachbarn durch Bombenabwürfe getötet worden sind, flüchtete sie nicht mehr in den Bunker, wo sie es wegen der schlechten Luft und der >>stumpfen, stummen Massen<< kaum aushält. Sie stellt sich einen Sessel in den Garten und liest dort: "Ich habe mir fest vorgenommen, weiter zu lesen, wenn die Bomben kommen“. (2018, 46).
Auch Ingeborg Bachmann ist ein traumatisiertes Kind. Dass der Vater Nazianhänger war, das muss man auch erst mal verkraften, besonders nach dem Krieg, als die Naziverbrechen immer mehr ans Licht kamen. Bachmann zog es nach Italien, wo sie in Rom ihr Leben als freie Schriftstellerin bis zu ihrem Tod fortsetzte. 

Celan schrieb mehrere Gedichte, die er seiner Geliebten gewidmet hat.
Corona zählt zu den vierundzwanzig Gedichten in Mohn und Gedächtnis. Ingeborg Bachmann fand dieses Gedicht als das schönste, das Paul Celan für sie geschrieben hat.
Momente aus >>Corona<< werden zu Formeln, die im weiteren Verlauf ihrer Beziehung wie eine gegenseitige Versicherung verwendet werden. (…) Die >>Gedichte<< sind auf jeden Fall das Maß ihrer Beziehung, sie sind ihre Grundlage. Und zu ihrer Eigenart gehören wesentlich auch dunkle Stellen – es ist die Form von Dunkelheit, die in >>Corona<< vielleicht ihren vollkommensten Ausdruck findet. (…) >>Corona<< wurde in Wien geschrieben. Dieses Gedicht scheint auf eine verborgene viel mehr über die Beziehung zwischen Bachmann und Celan auszusagen, als es konkrete Daten und Dokumente vermögen. (51f)

Mehr möchte ich nicht verraten und verweise Weiteres auf das Buch.

Das Schreibkonzept
Eine literaturwissenschaftliche Doppelbiografie, die in einer sachlichen Sprache abgefasst wurde. Auf den 270 Seiten ist das Buch in vierzehn Kapiteln gegliedert, die kurz und präzise geschrieben sind. Auf einigen Seiten sind von Celan und Bachmann Schwarz-Weiß-Fotografien abgebildet. Auch ein paar wichtige Gedichte der beiden LyrikerInnen kann man dem Buch entnehmen. Die Gedichte sind sehr ausdrucksstark und bespickt mit vielen Metaphern.

Wir sagen uns DunklesCover und Buchtitel
>>Wir sagen uns Dunkles<<, diese Verszeile ist der Code ihrer Liebe. (51), denn es wird Zeit, dass man weiß und man aufhört, die Schatten, die der Nationalsozialismus in vielen Teilen Europas geschlagen hat, noch weiter stumm zu ertragen. Mich hat sowohl das Cover als auch der Buchtitel angesprochen.

Meine Meinung
Zwei sehr traurige Schicksale an Menschen, die mir mehr als sympathisch waren. Mich haben sie sehr bewegt und gleichzeitig traurig gestimmt. Bachmann und Celan reden über das Dunkle hauptsächlich aber in Dichtform. Opfer war nicht nur Celan, auch Bachmann war ein Opfer ihrer Zeit, wie ich oben schon geschrieben habe.
Es sind die Gedichte, die Celan und Bachmann zusammenbringen, aber die politische unterschiedliche Herkunft sie beide getrennt hat. Sowohl Bachmann als auch Celan waren psychisch gesehen keine gefestigten Persönlichkeiten, beide sterben auf eine tragische Art und Weise.
Ein wenig störend fand ich in dem Buch die vielen Interpretationen zu den beiden DichterInnen. Es blieb dadurch wenig Raum für eigene Gedanken. Für LeserInnen, die zuvor noch keine Biografien dieser beiden Persönlichkeiten gelesen haben, können die vielen Interpretationen ein wenig anstrengend wirken. Ansonsten habe ich durch das Buch viel Neues erfahren können. 
  
Mein Fazit?
Wären die Gedichte von diesen beiden DichterInnen nicht so furchtbar traurig, fände ich sie wunderschön. Denn wie kann Dunkles, Grauenvolles schön sein?  In dieser Doppelbiografie habe ich eine Liebesbeziehung erlebt, die ich nach außen hin allerdings als sehr still wahrgenommen habe, nach innen wiederum sehr laut. Oder besser gesagt, für mich wirkte das innerliche Leben dieser beiden äußerst sehr sensiblen Menschen lauter als das äußere …
Abgesehen von einer einzigen Abweichung fand ich das Buch von dem Literaturkritiker Hans Böttiger sehr gut recherchiert und interessant ausgefüllt. Ich bin sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben. Es ist zwar mit seinen 272 ein dünnes Buch, aber reichlich gefüllt mit weiteren Fakten und Informationen, die ich hier in meiner Besprechung nicht erwähnt habe, um anderen LeserInnen nicht zu viel vorwegzunehmen. Ein sehr lesenswertes Buch für Menschen, die sich näher mit diesen beiden außergewöhnlichen DichterInnen befassen möchten.

Weitere Informationen zu dem Buch
Das Gedicht Corona habe ich gesprochen auch auf Youtube gefunden, das ich von der Ausdrucksweise nicht nur gedruckt so schön finde ... 



Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Literaturwissenschaftliches, gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.

Vielen Dank an den DVA-Verlag und an das Bloggerportal für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
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Gelesene Bücher 2018: 27
Gelesene Bücher 2016: 72
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