Donnerstag, 24. September 2015

Maarten `t Hart / Die Sonnenuhr (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dieser Krimi, der alles andere als blutrünstig ist, hat mir recht gut gefallen. Ich wusste gar nicht, dass Maarten ´t Hart Krimis schreibt. Es hat mich nun neugierig gestimmt, welches Genre er in seinen anderen Bänden behandelt.

Da dies ein Krimi ist, darf man keine Zeile zu viel erzählen, weshalb ich mich hier recht kurz halten werde.
Interessant fand ich die Persönlichkeit der Protagonistin namens Leonie Kuyper, die, als ihre beste Freundin Roos stirbt, in deren Identität schlüpft. Leonie bezeichnet es selbst als das große Verlangen, in Roos´ Haut zu kriechen.

In die andere Haut zu kriechen fand ich bildlich gesehen total schön ausgedrückt.

 Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Leonie Kuyper führt ein bescheidenes Leben als Übersetzerin – bis ihre beste Freundin Roos, die Laborantin mit den knallroten, superlangen Fingernägeln, an einem Sonnenstich stirbt. Roos hat sie zur Alleinerbin bestimmt, allerdings unter einer Bedingung: dass sie für die drei geliebten Katzen sorgt und in ihr Apartment zieht! Als Leonie sich auf diesen Deal einlässt, entdeckt sie nach und nach verwirrende Geheimnisse im Leben ihrer Freundin. Maarten ’t Hart, der große Erzähler und Meister witziger Dialoge, hat einen komischen und höchst spannenden Roman geschrieben. 
Roos war eine recht exzentrische Natur, die ziemlich lange und farbige Fingernägel trug, und später erwiesen sich diese für mich als Leserin als ihre potentielle Waffen. Roos spürte, dass sie nicht mehr lange leben würde und rechnete mit einem Feind, der sie zu töten beabsichtigt. Roos lebt trotz ihrer Attraktivität partnerlos. Sie besitzt drei Katzen, die sie im schlimmsten Fall versorgt wissen möchte. Roos trifft, wie schon aus dem Klappentext zu entnehmen ist, alle notwendigen Vorkehrungen.

Ihr Umfeld fand ihre Fingernägel so ziemlich ordinär. Aber diese Form von Fingernägeln galten so für mich als das Markenzeichen Roos´ schlechthin. Immer wieder wird Roos mit der Frage konfrontiert:
>>Warum denn nur diese Nägel?<<
>>Weil ich es schön finde.<<
>>Schön? Ist es nicht einen kleinen Tick ordinär?<< (…)
>>Was ordinär oder vulgär ist, musst du nicht meiden, auch das hat einen Platz im Leben.<< 
In dem Stück lassen sich noch mehr Weisheiten finden, wie z. B. was man unter Glück verstehen kann. Aus Leonies und Roos´Sicht:
Wo Gunst ungleich verteilt ist, scheint Missgunst unabwendbar. Jemand wie ich ist nicht für das Glück geboren. Warum, weiß ich nicht. Früher habe ich mehr darunter gelitten als heute. Alles Glück verkehrt sich so schnell in Kummer. Fehlt dir Glück, dann ersparst du dir Leid. Bei Gewinn droht Verlust. Gewinnst du nicht, kannst du nichts verlieren. 
Alles andere lest selbst.

Mein Fazit     
                               
Dieses Buch ist eher nicht für KrimileserInnen geeignet, die sehr viel Spannung und Action gewohnt sind.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten …
  
_____
Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 53
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Sonntag, 20. September 2015

Maarten ' t Hart / Die Sonnenuhr

Nach dem ich nun drei Bücher in Folge abgebrochen habe, habe ich mich für ein Buch meines Lieblingsautors von Maarten´ t Hart entschieden.

Wenn mir in der jüngsten Vergangenheit ein Buch nicht gefallen hat und das mich zum Abbrechen zwang, habe ich mir als Entschädigung ein Buch eines Autors rausgepickt, der zu meinen Favoriten zählte.

Demnach hatte ich mit Carson McCullers Bücher begonnen. Als ich alle ihre Bücher durch hatte, setzte ich mit den Büchern von Isabel Allende fort und die nächsten waren die Bücher von Haruki Murakami. Ich hatte soviele Bücher desjenigen Autors gelesen, bis ich gesättigt war ...

Und nun ist Maarten´ t Hart dran. Viele Bücher von dem Autor besitze ich schon, aber viele müsste ich mir noch anschaffen. Wenn ich die Bücher, die ich besitze, durchbekomme und ich noch Lust habe, weitere von dem Autor zu lesen, dann folgt die Neuanschaffung. Aber bis dahin dauert es noch ein Weile.

Und nun zur aktuellen Lektüre:

Klappentext
Leonie Kuyper führt ein bescheidenes Leben als Übersetzerin – bis ihre beste Freundin Roos, die Laborantin mit den knallroten, superlangen Fingernägeln, an einem Sonnenstich stirbt. Roos hat sie zur Alleinerbin bestimmt, allerdings unter einer Bedingung: dass sie für die drei geliebten Katzen sorgt und in ihr Apartment zieht! Als Leonie sich auf diesen Deal einlässt, entdeckt sie nach und nach verwirrende Geheimnisse im Leben ihrer Freundin. Maarten ’t Hart, der große Erzähler und Meister witziger Dialoge, hat einen komischen und höchst spannenden Roman geschrieben.

Autorenporträt
Maarten ’t Hart, geboren 1944 in Maassluis bei Rotterdam als Sohn eines Totengräbers, studierte Verhaltensbiologie, bevor er sich 1987 als freier Schriftsteller in Warmond bei Leiden niederließ. Nach seinen Jugenderinnerungen »Ein Schwarm Regenbrachvögel« erschien 1997 auf Deutsch sein Roman »Das Wüten der ganzen Welt«, der zu einem überragenden Erfolg wurde und viele Auszeichnungen erhielt. Seine zahlreichen Romane und Erzählungen machen ihn zu einem der meistgelesenen europäischen Gegenwartsautoren.
Die ersten fünfzig Seiten habe ich schon durch und ich muss sagen, ich befinde mich nun wieder in meinem Element. Das Buch liest sich flüssig. Es ist humoristisch, man findet viel Weisheit und man hat es mit schrägen Vögeln zu tun, über deren Lebensweise man gerne liest.

Ich freue mich auf mehr.

Von dem Autor habe ich bisher gelesen:
Das Paradies liegt hinter mir
Das Wüten der ganzen Welt
Unter dem Deich
Mir haben sie alle recht gut gefallen und bin so neugierig auf die weiteren Bände.





Samstag, 19. September 2015

Lutz Seiler / Kruso (Abbruch)

Abgebrochen ...

Wieder ein Buch, das ich soeben zu Grabe getragen habe.

Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen. Mich hat das Cover partout nicht angesprochen und habe mich von der Buchwerbung locken lassen.

Ich bin mit allen Romanfiguren nicht wirklich warm geworden. Die ganze Story hat mich gelangweilt. Ständig schweifte ich mit meinen Gedanken ab. Ich mag mich nicht weiter quälen, und breche ab. Ich habe mir nun erneut vorgenommen, nach jedem abgebrochenen Buch suche ich mir einen Band von einer meiner LieblingsautorInnen aus.

Nach Carson McCullers, Isabel Allende, Haruki Murakami setze ich nun die Reihe mit Maarten t´Hart fort. Weiteres im nächsten Posting. 

Schade trotzdem.





Lutz Seiler / Kruso

Klappentext
Als das Unglück geschieht, flieht Edgar Bendler aus seinem Leben. Er wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und »jenseits der Nachrichten« liegt. Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt Ed Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt. Geheimer Motor dieser Gemeinschaft ist Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes (und des Lebens) in drei Nächten zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Doch der Herbst 1989 erschüttert die Insel Hiddensee. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.


Autorenporträt
Lutz Seiler wurde 1963 in Gera/Thüringen geboren, heute lebt er in Wilhelmshorst bei Berlin und in Stockholm. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter arbeitete er als Zimmermann und Maurer. 1990 schloß er ein Studium der Germanistik ab, seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. Er unternahm Reisen nach Zentralasien, Osteuropa und war Writer in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles sowie Stipendiat der Villa Massimo in Rom.Für sein Werk erhielt er mehrere Preise, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Fontane-Preis und den Uwe-Johnson-Preis.
Mein erstes Buch von dem Autor.



Donnerstag, 17. September 2015

Juan Carlos Onetti / Das kurze Leben (abgebrochen)


Abgebrochen ...

Das Buch konnte ich nach 115 Seiten nicht mehr weiter lesen. Es ist mir zu verrückt. Ich lese und lese und der Inhalt will einfach nicht in den Kopf ... Ich wollte durchhalten. Aber es geht einfach nicht weiter. Mein Inneres sperrt sich mittlerweile.
Die Rezensionen im Internet fallen alles andere als gut aus. Ich stehe mit meiner Leseerfahrung nicht alleine da. 

Es ist kein schlechtes Buch, ohne Frage, recht anspruchsvoll, trotzdem nicht für mich geeignet. 

Schade ... 

Von dem Autor werde ich mir kein Buch mehr kaufen. Er zählt für mich zu denjenigen, denen ich keine zweite Chance geben möchte.

Aber, ich muss sagen, ich bin mit jedem Buch, das ich abgbrochen habe, sehr, sehr traurig. 

Adieu, Onetti. 











Dienstag, 15. September 2015

Juan Carlos Onetti / Das kurze Leben

Klappentext
Juan MarÌa Brausen steckt in einer tiefen Krise. Mit vierzig Jahren scheint das Leben für ihn keine Überraschungen mehr parat zu haben: „Mittlerweile bin ich dieser kleine, schüchterne, unveränderliche Mann, verheiratet mit der einzigen Frau, die mich verführt hat, außerstande, (...) die Willenskraft zu haben, ein anderer zu sein.“ Brausen hat sein frustrierendes Leben satt. Er möchte ausbrechen. Nur wie? Beim Schreiben eines Drehbuchs erfindet er eine neue Existenz, einen Doppelgänger. Er beginnt, dessen Leben zu führen. Es ist das Gegenteil seiner bislang so bürgerlichen Existenz, ein Leben voller Prostituierten, Kriminalität und Drogen, aber auch voller Liebe und Begehren. Das kurze Leben (1950) ist Onettis wichtigster Roman. Die fiktive Stadt Santa MarÌa, die er darin erstehen lässt, wird zum Hintergrund mehrerer späterer Romane. Der Text gilt als Wegbereiter und Vorläufer des modernen lateinamerikanischen Romans, wie man ihn später etwa bei Gabriel Garcìa Marquez oder Mario Vargas Llosa findet. Er erzählt mit viel Raffinesse die Geschichte eines Mannes, der aus seinem Leben ausbricht und sich neu erfindet.


Autorenporträt
Juan Carlos Onetti (geb. 1909 in Montevideo, Uruguay) ist vielfach und zu Recht als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller bezeichnet worden. 1932 erschien im Rahmen eines Literaturwettbewerbs eine Erzählung von ihm in der argentinischen Tageszeitung La Prensa. Sein erster Roman, El Pozo (dt. Der Schacht, 1989), folgte 1939 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Er veröffentlichte insgesamt elf Romane und zahlreiche Erzählungen sowie zwei Sammlungen von Artikeln, von denen die Mehrzahl ins Deutsche übersetzt wurde. 
Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuter, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmäßig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art "Geheimtipp" und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte. 
Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte. 
Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Außerdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis. 
1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos (dt. Willkommen, Bob. Gesammelte Erzählungen, 1999) in Buenos Aires. Am 30. Mai desselben Jahres starb Juan Carlos Onetti 84jährig in Madrid. 
Fast alle großen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluß auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den größten lateinamerikanischen Schriftsteller gehalten. 
Im Frühjahr 2005 erschien bei Suhrkamp der erste Band der Onetti-Werkausgabe mit Leichensammler und Die Werft in einer revidierten Übersetzung.Im Frühjahr 2007 folgte der zweite Band der Werkausgabe mit Das kurze Leben, Abschiede und Für ein Grab ohne Namen.
Ich habe ein paar Seiten schon gelesen, und ich muss sagen, das Buch fordert mich ganz schön heraus. Ich bin gespannt, wie weit ich kommen werde. Der Schreibstil ist arg gewöhnungsbedürftig.

Aber ich habe mir fest vorgenommen, bis zur letzten Seite durchzuhalten.

Mal schauen ...



Montag, 14. September 2015

Dörthe Binkert / Weit übers Meer (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen.

Ein historischer Roman aus den Anfängen des Zwanzigsten Jahrhunderts, in dem es um die Stellung der Frau der damaligen Zeit geht. Doch das Datum, 23.07., ist ein ganz spezielles Datum in doppelter Hinsicht …


Das Buch ist recht authentisch geschrieben. Man konnte sich gut in die Figuren hineinversetzen. Auch bekam man sehr leicht das Gefühl, mit dem Blick aufs Meer sich selbst auf dem Schiff zu befinden und unter sich das tiefe Wasser zu spüren. Der Passagier Henry drückt genau das aus, was ich selbst auf dem Meer empfinde. Nebenbei eine kleine Kostprobe:

>>Mir ist das Meer unheimlich. Wenn ich keinen festen Boden unter mir habe, fühle ich mich unbehaglich. Die Tiefe unter mir, diese Unmenge von Wasser … ich glaube, es ist ziemlich kalt und ungemütlich da unten.<<  


Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
Antwerpen, am Abend des 23. Juli 1904. Eine Frau von nicht einmal dreißig Jahren geht - nur mit einem langen weißen Abendkleid und ein paar Diamant-Ohrringen bekleidet - an Bord eines Überseedampfers. Sie hat kein Gepäck, keinen Pass, kein Geld und keine Papiere. Am nächsten Morgen meldet sie sich als blinde Passagierin beim Kapitän. Wer ist diese Frau? Welches Geheimnis verbirgt sie? Neun Tage ist das Schiff unterwegs nach New York, und in dieser Zeit entfaltet sich unter den Passagieren der Ersten Klasse ein subtiles Drama, vom dem am Ende keiner ganz unberührt bleibt ...
Die Protagonistin dieser Geschichte ist die achtundzwanzigjährige Valentina Meyer, die ihren zweijährigen Sohn durch einen schweren Schicksalsschlag verloren hat, und den sie, selbst nach zwei Jahren Todesfolge, nicht richtig verwunden hat. Mit ihrem Mann Victor, der sie permanent mit anderen Frauen betrügt, ist sie auch nicht besonders glücklich, obwohl Victor sie auf seine Weise liebt. Zwei Jahre   den Tod des Kindes zu betrauern sei nun endlich genug, so Victors Sichtweise. Valentina habe schließlich als seine Ehefrau Pflichten zu erfüllen. Ein heftiger Disput zwischen Victor und Valentina, als sie sich weigert, sich für eine gesellschaftliche Veranstaltung, die Victor sehr wichtig ist, zurechtzumachen. Seine Forderung, sich das weiße Kleid und die Diamant-Ohrringe anzuziehen, damit sie die schönste Frau dieser Abendgesellschaft abgeben werde. Als sie sich stumm weigert, packte er …

(…) Valentinas Hals mit beiden Händen und schüttelte sie.
Du willst dich mir widersetzen? (…) Hast du vergessen, dass du meine Frau bist? Nur eine Frau bist? Dass du zu gehen hast, wohin ich gehe, dass du zu tun hast, was ich sage?<<
Er ließ ihren Hals los und trat einen Schritt zurück, als ob er ihr Gelegenheit zur Antwort geben wollte. Aber Valentina schwieg.
>>Warum sagst du nichts?<<, schrie er. >>Bin ich keine Antwort wert? Du willst mich nicht im Bett, du willst mich nicht am Tisch, du trägst diese schrecklichen schwarzen Kleider wie einen Vorwurf an mich. Jeden Tag aufs Neue sagen sie mir, dass ich schuld an deinem Unglück bin.<< 

Was Valentina gewagt hat, ist wirklich sehr mutig, wie man am Schluss der Geschichte entnehmen kann. Sie sorgte für einen Skandal, und man kann sich denken, dass sie damit Victors Ansehen ruinierte. Ich empfand eine gewisse Genugtuung diesem Typ Ehemann gegenüber.

Mutig war aber auch, sich als blinde Passagierin in ein Schiff zu verfrachten, das von Antwerpen nach New York fährt. Während Valentina, die sich selbst dem Schiffskapitän als blinde Passagierin angezeigt hat, auch hier das Gesprächsthema Nummer eins wird. Viele stellen sich die Frage, was eine so vornehme Frau wie diese bewegt, ohne Fahrkarte, ohne Geld und ohne Papiere sich auf ein Schiff zu begeben?
Ich wollte einfach nur fort aus meinem Leben. 
… fort aus meinem Leben, fand ich so schön ausgedrückt, als könne man vor sich selber fliehend in ein anderes, besseres Leben ziehen.

Trotzdem stieß Valentina auf Unverständnis, da die wenigsten auf dem Schiff Bescheid wussten, was der Anlass für Valentinas' Flucht gewesen sein könnte. Im Folgenden die Sicht eines Schiffsingenieurs:
Ich weiß nicht, was im Kopf dieser Frau vor sich geht. Ich will es auch gar nicht wissen. Wahrscheinlich ist sie krank, eine Hysterikerin. Vielleicht hat sie sogar ihren Mann und ihre Kinder verlassen. Sie ist ja kein junges Mädchen mehr.Überhaupt. Diese neue Mode, dass Frauen allein verreisen. Es gibt sicher Fälle, wo sich das nicht vermeiden lässt, nicht alle Witwen haben Verwandte, eine Gesellschafterin oder Dienstboten, die sie begleiten können. Aber so etwas sollte doch die Ausnahme bleiben. (…) Es soll schon Frauen geben, die studieren. Der Fortschritt ist eine Sache. Ich wäre nicht Ingenieur geworden, wenn ich nicht an den Fortschritt glaubte. Die Technik bringt die Welt voran. Das heißt aber noch lange nicht, dass man grundlegende gesellschaftliche Ordnungen aus den Angeln heben kann. Wir Männer wollen ja auch nicht plötzlich Kinder bekommen.Alles hat seine Ordnung, und das ist auch gut so.  
Aber es gibt auch Leute auf dem Schiff, die Valentina für ihren Mut bewundern. Eine vornehme Dame, die sämtliche Konventionen einer Gesellschaft für ein freies Leben zu brechen droht. Welche Frau aus der damaligen Zeit wünschte sich das nicht?

Aus der Sicht eines Künstlers namens Henry:
>>Liebe Madame Meyer (…), für die Menschen hier auf dem Schiff haben Sie etwas Ungeheuerliches gewagt. Sie haben sich über alle Konventionen hinweggesetzt. Ich weiß nicht, ob ich das zustande brächte. (…) Verzeihen Sie, wenn ich mir erlaube, das zu sagen, aber haben Sie sich schon einmal überlegt, ob Sie eine einzige Frau kennen, die etwas Vergleichbares täte? Mag sein, dass Männer dazu erzogen werden, unter bestimmten Umständen radikale Entscheidungen zu treffen. Aber Sie sind eine Frau. Auf Ihnen lastet, wie auf allen Frauen, eine Welt der Konvention und Beschränkung, der Unfreiheit und Missachtung. Sich davon freizumachen …<<Sie unterbrach Henry mit einer raschen, ungeduldigen Handbewegung: >>Ich habe mich nie als Teil dieser konventionellen Welt empfunden. Ich habe nie dazugehört. Man gewöhnt sich daran, anders zu sein.<< 
Valentinas Herkunft ist schon durch ihre Eltern außerhalb der Bahnen geraten. Ihre Mutter, die sich permanent auf Reisen befand und dadurch selbst schon gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen hat, gab Valentina schon als kleines Kind in die Obhut der Großmutter …
Der Vater verließ die junge Familie und kam nie wieder zurück.

Aber auf dem Schiff sind nicht alle Leute so unaufgeklärt. Und wieder ist es Henry, der versucht, Valentina ein wenig Mut zu machen:
>>Das klingt vielleicht etwas ungewohnt, und Sie haben vermutlich eine andere Erziehung genossen. Ich bin aber der Meinung, dass jeder Mensch, ob Mann oder Frau, die Aufgabe hat, darüber nachzudenken und herauszufinden, was seine ganz eigenen Talente und Begabungen sind, und dass wir Menschen verpflichtet sind, uns den Träumen zu stellen, die wir tief in uns finden. Wir erfüllen unser Leben nur, wenn wir das, was wir tun, mit Liebe tun. Nur, was wir mit Liebe tun, gelingt auf die Dauer. Und wir müssen herausfinden, was das ist, was wir lieben können.<< 
Ja, eine sehr, sehr schöne und moderne Sichtweise, die nur ein Künstler haben kann, lol J.


Mein Fazit?

Mein Verdacht hat sich bestätigt. Die Geschichte dieses Buches lässt stark an die Geschichte der Titanic erinnern …

Aus dem Anhang ist zu entnehmen, dass es diese vornehme Dame im weißen Abendkleid und mit den Diamant-Ohrringen tatsächlich gegeben haben soll, allerdings wiesen die Zeitungsartikel recht viele Rätsel über diese Frau aus, sodass die Autorin sich beflügelt sah, der mysteriösen Dame eine Geschichte zu geben. Auch die Namen aller Figuren seien frei erfunden.

Ach, und noch etwas; natürlich gibt es auch hier Liebesgeschichten en masse. Sie zu lesen reicht mir schon. Ich muss nicht noch zusätzlich darüber sprechen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

_____
Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 49
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Mittwoch, 9. September 2015

Dörthe Binkert / Weit übers Meer

Klappentext
Antwerpen, am Abend des 23. Juli 1904. Eine Frau von nicht einmal dreißig Jahren geht - nur mit einem langen weißen Abendkleid und ein paar Diamant-Ohrringen bekleidet - an Bord eines Überseedampfers. Sie hat kein Gepäck, keinen Pass, kein Geld und keine Papiere. Am nächten Morgen meldet sie sich als Blinde Passagierin beim Kapitän. Wer ist diese Frau? Welches Geheimnis verbirgt sie?
Neun Tage ist das Schiff unterwegs nach New York, und in dieser Zeit entfaltet sich unter den Passagieren der Ersten Klasse ein subtiles Drama, vom dem am Ende keiner ganz unberührt bleibt ...

Autorenporträt
Dörthe Binkert, *01.01.1949, geboren in Hagen/Westfalen, wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte dort Germanistik, Kunstgeschichte und Politik. Nach ihrer Promotion hat sie viele Jahre für große deutsche Publikumsverlage gearbeitet. Seit 2007 ist sie freie Autorin und lebt in Zürich.
Die ersten hundert Seiten habe ich durch und bin noch etwas ungehalten ...

Das Buch habe ich gekauft, weil mich der Buchtitel Weit übers Meer angesprochen hat.
Hat mich auch ein wenig an die Titanic erinnert.


Montag, 7. September 2015

David Gilmour / Unser allerbestes Jahr (1)

Unser allerbestes Jahr
Lesen mit Anne ... 

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mit dem Buch bin ich nun durch. Es war aus meiner Sicht nicht besonders toll, aber schlecht war es auch nicht. Ein zweites Mal würde ich es allerdings nicht lesen.

Eine interessante Perspektive eines Vaters, David Gilmour, der sich sehr für die pädagogische Erziehung seines Sorgenkindes engagiert.

Das Buch beginnt gleich mit einem passenden Zitat von dem französischen Dichter Michel de Montaigne
Das größte und folgenschwerste Problem des menschlichen Wissens liegt wohl dort, wo es um seine Anwendung auf die Erziehung der Kinder geht.
Das Buch ist als ein Erfahrungsbericht zu sehen. Keine Fiktion, sondern geschrieben nach einer wahren Begebenheit der Familie Gilmour. Im Hintergrund wirken noch andere nahe Bezugspersonen mit.

Recht mutig von dem Autor, so viel von sich und seinem Sohn Jesse preiszugeben. Im Nachwort ist allerdings zu entnehmen, dass Jesse u.a. mit der Publikation dieses Buches sich einverstanden gaben. Mutig auch von Jesse.

Jesse ist sechszehn Jahre alt und kommt in der Schule nicht mehr mit, verliert die Lust daran. Der Vater zwingt ihn nicht, weiter zur Schule zu gehen und macht ihm den Vorschlag, ihn von der Schule abzumelden, wenn er im Gegenzug sich bereit erklärt, drei Mal in der Woche mit ihm bestimmte Filme anzusehen. Die Filme werden alle von dem Vater ausgewählt, mit dem Ziel, seinen Sohn in der schweren pubertären Phase unterstützend zu begleiten. Die Filme dienen demnach alle als pädagogisches Medium.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Eltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor: freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu ›Basic Instinct‹. Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Drogen, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist. Ein wahres und weises, zärtliches und urkomisches Buch über gebrochene Herzen im Film und im wirklichen Leben und darüber, dass Erwachsenwerden nichts mit dem Alter zu tun hat. 
Jesse hat jede Menge Probleme mit seinen Beziehungen, begleitet von starkem Liebeskummer, den er auch oft mit Drogen versucht zu kompensieren. In diesen schweren Zeiten ist sein Vater immer für ihn da, er fängt ihn auf, manchmal mit eigenen Worten, manchmal aber auch mit bestimmten Filmen, in denen Jesse die Möglichkeit hat, Parallelen zu seinem eigenen Leben zu finden.
>>Du weißt, was Lawrence Durrell gesagt hat, Jesse. Wenn du über eine Frau wegkommen möchtest, verwandle sie in Literatur.<<
Das fand ich ein sehr schönes Zitat.

Liebeskummer scheint wohl der stärkste seelische Schmerz eines jungen Menschen überhaupt zu sein. Zumindest glauben das viele. Jesses Vater versucht seinen Sohn davor zu schützen und merkt aber, dass er ihn nicht schützen kann, weil jeder junge Mensch durch diese Erfahrung selbst gehen muss. Jesse konfrontiert seinen Vater immer wieder mit der Frage, ob der Schmerz noch weiter zunehmen könne, oder ob er die Grenze schon erreicht habe?
Was ich ihm nicht sagte, war, dass es vermutlich noch schlimmer wurde, viel schlimmer sogar, bevor es besser wurde, bevor er im Schlaraffenland der Gegenwart landete, wo man aufwacht und denkt: Hmm, ich glaube, ich habe eine Blase an der Ferse. Lass mal sehen. Ja, tatsächlich! Was für ein paradiesischer Zustand! Wer hätte das gedacht?
Das fand ich auch ein schönes Zitat.

Jesse bezeichnete die Mädchen, die mit dem Partnerverlust besser umzugehen scheinen als er selbst, als die wahren Siegerinnen des Lebens. Die Reaktion des Vaters fand ich richtig gut:
>>Das Leben ist lang, Jesse. Du weißt nicht, wer diese Runde gewinnt.<< 
In dem Buch werden jede Menge Filme besprochen und ich muss sagen, dass mich dies ein wenig überfordert hat. Ich kenne nur wenige Filme, die in dem Buch vorgestellt und diskutiert werden, weshalb ich mich zu diesen Konversationen ausgeschlossen gefühlt habe.

Ausnahmen waren z. B. der Spielfilm mit Audrey Hepburn,  Frühstück bei Tiffany.  Es wurde die Szene behandelt, in der die Protagonistin mit dem Handtuch als Turban um den Kopf gewickelt mit ihrer Gitarre auf der Treppe sitzt, und ein melancholisches Lied spielt, als dann der gutaussehende Schriftsteller an seiner Schreibmaschine sitzend von der Musik  abgelenkt wird und mit dem Schreiben aufhört, ans Fenster läuft, das Rollo hochzieht, das Fenster öffnet, und er die junge Frau anlächelt. Dieser Song gefällt mir recht gut, habe ich sogar bei mir auf dem PC gespeichert. Auch das Buch besitze ich.

Hitchcocks Vögel kenne ich auch. In meiner Jugend war dies mein Lieblingsfilm. Das war's aber dann auch schon mit den im Buch mir bekannten Filmen.

Mit den Büchern hatte ich mehr Glück. Ich kannte sie alle, über die gesprochen wurde. Marcel Proust, Virginia Woolf, etc., allerdings waren die Buchgespräche eher zweitrangig.

David Gilmour, gut situiert, befindet sich jedoch selber in einer Krise, da er arbeitslos ist und auf neue berufliche Herausforderungen wartet. Er möchte seinem Sohn unbedingt ein Vorbild sein und weiß in seiner eigenen Lebenskrise nicht, ob es ihm gelingt. Auch er, die fünfzig Lebensjahre überschritten, wirkt ein wenig unbeholfen und wacklig auf den Beinen. Auch auf der Suche nach einer neuen Wohnung kommt David mit den Schwierigkeiten nicht zurecht und wirkt selbst ein wenig pubertär. Der Mensch hat eben solange er lebt niemals ausgelernt. 
Ich wartete auf einen Job, das stimmt, aber ich wartete nicht auf das Leben. Das Leben war da, gleich neben mir auf dem Sofa. Ich wusste, schon als es passierte, wie schön es war-, obwohl ich natürlich auch gleichzeitig wusste, dass uns am Ende der Straße die Ziellinie erwartete.
Er diskutiert auch mit Jesse ein wenig die Frage, wann das Leben eines Menschen anfangen würde? Für den einen erst mit fünfzig, für einen anderen früher, Jesse dagegen war recht klug und sagt, das Leben beginne für ihn von der Geburt an.


Mein Fazit?

Eine gute Idee von dem Autor, ein Buch über sein Erziehungskonzept und dessen Methode und Umsetzung zu schreiben, ich mir aber immer sagte, dass er auch Glück hatte, dass sein Sohn sich bereit erklärt hat, den Handel mit seinem Vater einzugehen und ihn auch einzuhalten. Er hätte weiterhin die Schule boykottieren, und die Filme verweigern können. Das tat der Junge aber nicht.

Andererseits fand ich es sehr löblich, dass David Gilmour seinem Sohn keinen Druck machte, und ihn nicht in die Schule gepeitscht hat. Für den Vater war dieser Schritt allerdings auch ein Wagnis, da er nicht voraussehen konnte, wie sich der Sohn mit Hilfe seines Vaters weiterentwickeln würde. Aber das weiß man in der Kindeserziehung nie ...

Und ich werde mich hüten, darüber zu berichten.

Zu Annes Buchbesprechung

@ Anne

Deine Buchbesprechung hat mir recht gut gefallen, Anne. Ich dachte mir schon, dass du mit den Filmen aus dem Buch mehr anfangen konntest als ich, da ich einen völlig anderen Filmgeschmack habe ... Z.B. diesen Al Caponefilm, den ich nur vom Hörensagen kenne, würde ich mir nie und nimmer anschauen. Ich suche keine Action in Filmen, sondern eher Lebensweisheiten. 

Annes Reaktion, siehe Kommentare ... 

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 48
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Freitag, 4. September 2015

David Gilmour / Unser allerbestes Jahr

Lesen mit Anne ...

Es ist wieder soweit, Anne und ich lesen zum Monatsanfang gemeinsam ein Buch. Diesmal war Anne mit dem Aussuchen des Buches dran, und nach dem wir beide mit Peter Wawerzineks Buch Rabeneltern gescheitert sind, hat Anne als Alternative dies vorliegende ausgesucht. Die ersten hundert Seiten habe ich schon durch und es hat mich jetzt nicht grad vom Hocker gerissen, aber schlecht ist es auch nicht. Mal schauen, wie es sich weiter entwickeln wird. Bin auch auf Annes Meinung gespannt.

Klappentext
Eltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor: freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu ›Basic Instinct‹. Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Drogen, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist.Ein wahres und weises, zärtliches und urkomisches Buch über gebrochene Herzen im Film und im wirklichen Leben und darüber, dass Erwachsenwerden nichts mit dem Alter zu tun hat.

Autorenporträt
David Gilmour, Jahrgang 1949, lebt in Toronto, Kanada, und ist Buchautor, Fernsehmoderator, Journalist und Filmkritiker. Er wurde mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, etwa mit dem renommierten Governor General´s Award. Sein 16-jähriger Sohn Jesse schmiss die Schule und schaute sich mit seinem Vater zusammen Filme an. Wie es mit Jesse weiterging, kann man in ›Unser allerbestes Jahr‹ nachlesen. Es ist David Gilmours erstes Buch in deutscher Übersetzung und war in Kanada ein Bestseller.


Anne und ich lesen nun schon seit einem Jahr monatlich ein Buch zusammen und wir haben es bisher nicht einmal ausfallen lassen. 

@ Anne: Es macht mir große Freude, mit dir zu lesen. Schön, dich kennengelernt zu haben. 

Leider kann ich nicht mehr Annes Buchbesprechungen hier verlinken, da sie ihren Literaturblog aus persönlichen Gründen an eine andere Lesefreundin abgetreten hat. Sie ist nur noch als Co-Autorin aktiv. Wenn wir Glück haben, postet sie ihre Leseerfahrung zu dem einen oder anderem Buch doch noch. 

Da wir regelmäßig telefonieren, werde ich als Ausgleich dazu das Ergebnis unseres Telefonats posten ...



Donnerstag, 3. September 2015

Agatha Christie / Vorhang (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das ist das beste Buch, das ich bisher von Agatha Christi gelesen habe. Es besitzt weitaus mehr Tiefe als die anderen Bände. Es ist ein wenig philosophisch und auch gewisse Abläufe fand ich recht spannend und nicht wirklich vorhersehbar. Das Buch hält viele Überraschungen bereit. Dadurch, dass es ein Krimi ist, darf man nicht zu viel erzählen, sonst ist die Spannung weg, weshalb ich mich kurz halte. Gerade bei diesem Krimi dürfen nur ein paar Worte gesprochen werden, denn selbst Hercule P. pflegte Hastings gegenüber eine spartanische Ausdrucksweise, um nicht zu viele Informationen nach draußen dringen zu lassen.

Hercule Poirot ist schon eine starke Nummer. Ist selbst körperlich schwer krank, weiß aber dennoch sein Leben zu schätzen. Er befindet sich gerade im Gespräch mit einer Dame, die ebenfalls sehr krank ist, und sie der Meinung ist, dass kranke Menschen recht schnell aus der Welt verschwinden sollten, da sie für die Gemeinschaft unnütze Wesen seien. Sie setzt eine Erkrankung mit einem Verbrechen gleich. Doch Poirot erwidert:
>>Aber nein, Madame“ (…). >>Die zarte exotische Blume braucht den Schutz des Gewächshauses - sie kann die rauen Winde nicht vertragen. Das gemeine Unkraut hingegen gedeiht bei jedem Wetter, doch deswegen ist es nicht höher zu schätzen. Sehen Sie mich an - verkrüppelt, unfähig, auch nur einen Schritt zu gehen! Aber ich - ich denke nicht daran, dem Leben den Rücken zu kehren. Ich freue mich an dem, was mir geblieben ist - am Essen, am Trinken und an den Vergnügungen des Geistes.<<
Es sind recht viele Morde erfolgt in einem Hotel Englands, und niemand wird ahnen, wer tatsächlich dahinter steckt. Weder der Leser noch Poirots Gehilfe Arthur Hastings.

Mein Fazit?
Das Buch bietet allerhand Gesprächsstoff.

Es erhält von mir zehn von zehn Punkten.

_____
Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christi)

Gelesene Bücher 2015: 47
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Dienstag, 1. September 2015

Agatha Christie / Vorhang

Klappentext
Der von Arthritis gezeichnete und gelähmte Hercule Poirot bittet seinen alten Freund Captain Hastings zu ihm auf den Landsitz Styles zu kommen und sich an seiner Stelle auf die Fährte eines Mörders zu begeben, dessen Identität Poirots immer noch messerscharfer Verstand längst erkannt hat. Doch Poirot gibt wie immer sein Wissen dem armen Captain Hastings nicht preis, nennt die myteriöse Person "X". Und "X", dies weiß Poirot genau, wird wieder zuschlagen. Captain Hastings muss schnell handeln, um seinem langjährigen Partner zu helfen und dem Mörder zuvorzukommen.

Autorenporträt
Die schrullig-witzige Amateurermittlerin Miss Marple (u. a. "Mord im Orient-Express") und ihre Schöpferin Agatha Christie sind wohl untrennbar verbunden. Aber auch der belgische Detektiv Hercule Poirot, der z. B. in "Das Böse unter der Sonne" agiert, wird von den Christie-Fans geliebt. Beide Figuren gehören zu den bekanntesten Ermittlern der "Königin des Kriminalromans": Agatha Christie. Sie wurde 1890 im britischen Torquay (Grafschaft Devon) geboren, wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und ihre Mutter förderte Agathas Schreibtalent. Mit 24 Jahren heiratete Christie und bekam 1919 eine Tochter. Die Ehe wurde, damals höchst ungewöhnlich, nach einem Seitensprung des Gemahls 1928 geschieden. 1930 schloss Christie mit dem 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan die Ehe. In diesem Jahr erschien auch der erste Miss-Marple-Roman, "Mord im Pfarrhaus". Das Lebenswerk umfasst u. a. rund 70 Krimis - alle mit dieser unvergleichlichen Mischung aus Ironie, psychologisch fein austarierten Figuren, englischem Humor und einer handfesten Portion Lebenserfahrung. Darüber hinaus schrieb Christie auch Kurzgeschichten, Theaterstücke, Romanzen (unter Pseudonym) oder eine Autobiografie. Viele ihrer Werke wurden verfilmt, z. B. "Zeugin der Anklage" mit Marlene Dietrich. 1971 erhob Queen Elisabeth II. Christie in den Adelsstand. Die "Queen of Crime" erlag 1976 in Wallingford (Grafschaft Oxfordshire) einem Schlaganfall. 

Gelesen habe ich von der Autorin:
1. Das Haus an der Düne
2. Der Wachsblumenstrauß
3. Die Kleptomanin
4. Die Tote in der Bibliothek
5. Mord im Orientexpress  
Ich kann gar nicht sagen, welches Buch mir am besten gefallen hat. Habe eher den Eindruck, dass es das vorliegende ist, das ein wenig pholosophische Tiefe besitzt.

Das Büchelchen kam durch meine Bücherfreundin Anne zu mir und habe am letzten Sonntag damit zu lesen begonnen. Bin aber aus Zeitmangel nicht sehr weit gekommen, sodass Anne und ich unser gemeinames Buch, das wir Anfang eines jeden Monats lesen, auf ein paar Tage aufschieben. Wir sind ja dann noch immer gut in der Zeit.



Montag, 31. August 2015

Hermann Hesse / Unterm Rad (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Es gibt kein Happy End, was aber typisch für Hermann Hesse ist. Er sieht dem nackten Leben ins Auge und verschont seine LeserInnen damit nicht minder.

Mich hat das Buch ein wenig an Narziss und Goldmund erinnert. Auch dort geht es zwischen einem Künstler und einem Wissenschaftler darum, die richtige Lebensweise zu finden, damit man am Ende des Lebens nicht das Gefühl bekommt, etwas versäumt zu haben.

Der junge Hans Giebenrath, der Protagonist dieser Geschichte, musste schon recht früh diese Erfahrung machen. Wiederholt stellte er sich die Frage, ob er am Lebenssinn vorbei lebt, wenn er seine Jugend ausschließlich der grauen Theorie opfert, nur weil dies alle von ihm fordern, und er niemanden enttäuschen möchte. Vor allem seinen Vater möchte er nicht enttäuschen.

Jedes gesunde Leben muss einen Inhalt und ein Ziel haben, und das war dem jungen Hans Giebenrath verloren gegangen.


Hans entwickelt durch den Leistungsdruck unüberwindbare psychosomatische Beschwerden ...

Der Vater, Josef Giebenrath, ist ein verwitweter Vater, der dem Sohn keine Mutter ersetzen kann. Emotional ist der Vater ein wenig abgestumpft. Er schafft es nicht, dem Kind seelische Nähe entgegenzubringen. Der Vater ist ganz auf Leistung eingestellt und kompensiert seine Liebe Hans gegenüber mit guten Schulleistungen. Es ist nicht bekannt, woran Hans´ Mutter gestorben ist. Auch den Todeszeitpunkt lässt Hesse offen.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner. Wer aber mehr und Schwereres vom anderen leidet, der Lehrer vom Knaben oder umgekehrt, wer von beiden mehr Tyrann, mehr Quälgeist ist, und wer von beiden es ist, der dem anderen Teile seiner Seele und seines Lebens verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen, ohne bitter zu werden. 
Hans ist ein intellektuell überdurchschnittlich begabter junger Mensch, der durch das Bestehen seines Landesexamens vorzeitig von der allgemeinbildenden Schule genommen wird, da man ihm nichts mehr beibringen konnte. Demnach sollte Hans als Seminarist im September auf ein klösterliches Internat wechseln, in dem hauptsächlich alte Sprachen wie z. B. Latein, Altgriechisch und Hebräisch gelehrt werden. Doch bis dahin wollte Hans seine neu erworbene Freiheit und seinen Status, der ihn über seine Kameraden stellte, genießen, während andere noch die Schulbank drücken:

Hans befindet sich gerade beim Angeln: 
Griechisch und Latein, Grammatik und Stilistik, Rechnen und Memorieren und der ganze folternde Trubel eines langen, ruhelosen, gehetzten Jahres sanken still in der schläfernd warmen Stunde unter. Hans hatte ein wenig Kopfweh, aber nicht so stark wie sonst, und nun konnte er ja wieder am Wasser sitzen, sah den Schaum am Wehr zerstäuben, blinzelte nach der Angelschnur, und neben ihm schwammen in der Kanne die gefangenen Fische. (…) Zwischendurch fiel ihm plötzlich ein, dass er das Landexamen bestanden habe und Zweiter geworden sei, da klatschte er mit den nackten Füßen ins Wasser, steckte beide Hände in die Hosentaschen und fing an, eine Melodie zu pfeifen. Richtig pfeifen konnte er zwar nicht, das war ein alter Kummer und hatte ihm von den Schulkameraden schon Spott genug eingetragen. Er konnte es nur durch die Zähne und nur leise, aber für den Hausgebrauch genügte das, und jetzt konnte ihn keiner hören. Die anderen saßen jetzt in der Schule und hatten Geografie, nur er allein war frei und entlassen. Er hatte sie überholt, sie standen jetzt unter ihm. Sie hatten ihn genug geplagt, weil er außer August keine Freundschaften und an ihren Raufereien und Spielen keine rechte Freude gehabt hatte. So, nun konnten sie nachsehen, die Dackel, die Dickköpfe. Er verachtete sie so sehr, dass er einen Augenblick zu pfeifen aufhörte, um den Mund zu verziehen. 
Hans wird von dem Direktor aus seiner Schule und von dem Stadtpfarrer zu sich gerufen, die ihm beide in unterschiedlichen Fächern Privatstunden erteilen möchten, damit Hans später im Klosterseminar gut vorbereitet ist. Das war´s nun wohl mit den vorgezogenen Ferien. Nur einer hatte Mitleid mit ihm, der Schuhmacher Flaig, ein strenggläubiger Mensch, der warnend auf Hans einzureden versucht:
(Das viele Lernen) ´s Unsinn, Hans, und eine Sünde dazu. In deinem Alter muss man ordentlich Luft und Bewegung und sein richtiges Ausruhen haben. Zu was gibt man euch denn Ferien? Doch nicht zum Stubenhocken und Weiterlernen. Du bist ja lauter Haut und Knochen! 
Flaig ist der Meinung, dass der Stadtpfarrer nicht ausreichend an Gott glauben würde, sondern mehr an die Wissenschaft. Er glaubt nicht, dass der Umgang mit dem Stadtpfarrer der richtige für Hans ist und gibt mahnende Ratschläge.

Hans lernt in dem Klosterinternat einen Poeten kennen, einen Dichter namens Hermann Heilner, der sich gegen das Spießige aufzulehnen versucht. Auch er ist ein sehr guter Student, doch recht bald wollten die Dozenten ihn wieder loswerden, da er sich dem System des Internats widersetzte.
Er beeinflusste auch Hans in seiner Denkweise und Hans fühlt sich von ihm stark inspiriert:
>>Da lesen wir Homer<<, (…) >>wie wenn die Odyssee ein Kochbuch wäre. Zwei Verse in der Stunde, und dann wird Wort für Wort wiedergekäut und untersucht, bis es einem zum Ekel wird. Aber am Schluss der Stunde heißt es dann jedes Mal: Sehen Sie, wie fein der Dichter das gewendet hat, Sie haben hier einen Blick in das Geheimnis des dichterischen Schaffens getan! Bloß so als Soße um die Partikeln und auch Aoriste herum, damit man nicht ganz dran erstickt. Auf diese Art kann mir der ganze Homer gestohlen werden. Überhaupt was geht uns eigentlich das alte griechische Zeug an? 
Heilner hinterfragt das Schulsystem und die Lehrmethoden, die auf ihn leblos und ohne jeglichen Sinn wirken. Würde der Mensch allerdings sich neben den Theorien etwas mehr an echter Lebensweise aneignen, würde dies nicht wirklich gern gesehen werden. Ein wenig absurd:
Wenn einer von uns einmal probieren wollte, ein bisschen griechisch zu leben, so würde er rausgeschmissen. Dabei heißt unsere Stube Hellas!(*) Der reine Hohn! Warum heißt sie nicht >Papierkorb< oder >Sklavenkäfig< oder >Angströhre<? Das ganze klassische Zeug ist der Schwindel.<< 
Hermann sieht sich als Sklave seiner Lehranstalt. Am liebsten würde er die gesamte Lehrzeit in der Natur zubringen und dichten.
>>Das ist Taglöhnerei, (…), du tust all die Arbeit ja doch nicht gerne und freiwillig, sondern lediglich aus Angst vor den Lehrern oder vor deinem Alten. Was hast Du davon, wenn du Erster oder Zweiter wirst? Ich bin Zwanzigster und darum doch nicht dümmer als die Streber.<< 
Hermanns Karriere an dem Klosterinternat ist nicht sehr langwierig. Die Dozenten bekommen mit, dass sich Hans immer mehr mit Hermann freundschaftlich zusammentut. Die Reaktion eines Dozenten ...

... Hans:
>>Ich weiß nicht, er ist nun eben mein Freund.<<
>>Du weißt, dass ich deinen Freund nicht besonders liebe. Er ist ein unzufriedener, unruhiger Geist; begabt mag er sein, aber er leistet nichts und übt keinen guten Einfluss auf dich. Ich würde es sehr gerne sehen, wenn du dich ihm mehr fernhalten würdest .- Nun?<<
>>Das kann ich nicht, Herr Ephorus.<<
>>Du kannst nicht? Ja warum denn?<<
>>Weil er doch mein Freund ist. Ich kann ihn doch nicht einfach im Stich lassen.<<
>>Hm. Aber du könntest dich doch etwas mehr an andere anschließen? Du bist der einzige, der sich dem schlechten Einfluss dieses Heilner so hingibt, und die Folgen sehen wir ja schon. Was fesselt dich denn gerade an ihm besonders?<< 

Hans steckt nun wiederholt in einem Loyalitätskonflikt, fühlt sich hin- und hergerissen. Doch schließlich steht er seinem Freund bei, nachdem er schon einmal an Hermanns Freundschaft gescheitert ist und er seinen Fehler, den er durch Wiedergutmachung kein zweites Mal begehen möchte.
Von da an plagte sich Hans aufs Neue mit der Arbeit. Es war allerdings nicht mehr das frühere flotte Vorwärtskommen, sondern mehr ein mühseliges Mitlaufen, um wenigstens nicht zu weit zurückzubleiben. Auch er wusste, dass das zum Teil von seiner Freundschaft herrührte, doch sah er in dieser nicht einen Verlust und ein Hemmnis, vielmehr einen Schatz, der alles Versäumte aufwog - ein erhöhtes wärmeres Leben, mit dem das frühere nüchterne Pflichtdasein sich nicht vergleichen ließ.
Was nun aus Hans und Hermann wird, lasse ich offen.


Mein Fazit

In dem Buch wird sehr stark das Schulsystem hinterfragt und kritisiert. Und dies zu Hesses Zeiten. Mit dem heutigen Schulsystem verglichen, fällt mir dabei die Schulreform in Hessen ein, wo man seit 2010 das Abitur nach der 12. Jahrgangsstufe erwerben kann. Ein Jahr gestohlene Kindheit? Dieses Schulsystem hat sich nicht wirklich bewährt, manche Schulen haben mit dem Regierungswechsel wieder auf G8 zurückgefunden, während Bayern Pläne hat, das Abitur sogar nach sieben Jahren zu machen. Besonders begabte Kinder mögen dies zwar mit wenig Zeitaufwand schaffen, doch andere müssen einen Großteil ihrer Spielzeit dem Lernen opfern, ähnlich wie Hans oben im Roman. Oder sie müssen auf das Abitur verzichten. Und somit haben nicht alle Kinder dieselben Chancen …  Ein altes, leidiges Thema, und denke an die vielen Pisastudien. Die Regierung ist aus meiner Sicht nicht daran interessiert, dass alle Abitur machen. Sie will nur die Besten. Je dümmer ein Volk, desto weniger werden sie politisch von ihren Wählern durchschaut.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Eine Lektüre, die sehr wohl auch Jugendliche ab 16 Jahren lesen können. Ein Buch auch über Freundschaft, wie man oben im Text in einem kurzen Abschnitt lesen konnte.

Mir fällt dabei auch der Film Der Club der toten Dichter mit Robin Williams ein.

Ein letztes poetische Zitat, verglichen mit einem Baum, eine Metapher, die an junge Leute gerichtet ist, aber auch an die Eltern, mit dem Appell, lasst euch eure Jugend nicht nehmen, denn …
… (wenn) ein Baum entgipfelt wird, treibt er gern in Wurzelnähe neue Sprossen hervor, und so kehrt oft auch eine Seele, die in der Blüte krank wurde und verdarb, in die frühlingshafte Zeit der Anfänge und ahnungsvollen Kindheit zurück, als könnte sie dort neue Hoffnungen entdecken und den abgebrochenen Lebensfaden  aufs Neue anknüpfen. Die Wurzelsprossen geilen saftig und eilig auf, aber es ist ein Scheinleben, und es wird nie wieder ein rechter Baum daraus.
Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

*Hellas heißt übersetzt: Griechen, Griechenland, wonach Hans´und Hermanns Schlafstube benannt wurde.
_____
Man kann seine Schuld nicht mildern, wenn man sie eingesteht, 
sondern nur, wenn man anfängt, sich zu bessern.
(Ann Kirchner)

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Donnerstag, 27. August 2015

Hermann Hesse / Unterm Rad

Klappentext
Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner. Wer aber mehr und Schwereres vom anderen leidet, der Lehrer vom Knaben oder umgekehrt, wer von beiden mehr Tyrann, mehr Quälgeist ist, und wer von beiden es ist, der dem anderen Teile seiner Seele und seines Lebens verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen, ohne bitter zu werden

Autorenporträt
Das umfangreiche lyrische Werk Hermann Hesses (* Calw 1877, † Montagnola 1962) geriet über die großen Romanerfolge wie "Peter Camenzind" (1904), "Demian" (1919), "Siddhartha" (1922), "Der Steppenwolf" (1927), "Narziß und Goldmund" (1930) oder "Das Glasperlenspiel" (1943) fast ein wenig in Vergessenheit. Hermann Hesse, der 1946 für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur erhielt, wuchs in einem pietistischen Elternhaus auf. Nach einer höchst konfliktreichen Jugend - u. a. verübte er einen Selbstmordversuch, brach die Schule und später eine Lehre ab und rebellierte gegen die von ihm empfundene Scheinheiligkeit der Gesellschaft - verarbeitete er diese Zeit auch in "Unterm Rad" (1906). Das Ringen um den eigenen Lebensweg bleibt für Hermann Hesse zeitlebens ein Thema - auch in seinen Büchern und Gedichten -, und er trifft damit oft den Nerv einer Jugend auf der Suche. Hesse, der sich im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger gemeldet hatte, wegen Untauglichkeit aber in der Kriegsgefangenenfürsorge arbeitete, wurde zum entschiedenen Pazifisten und Kriegsgegner. Privat kämpfte er gegen das Auseinanderbrechen seiner ersten Ehe mit Maria Bernoulli, diverse Schicksalsschläge und die Trennung folgten. Hesse heiratete noch zwei Mal und lebte ab 1919 bis zu seinem Tod im schweizerischen Montagnola in der Nähe von Lugano. 1954 erhielt er den Militärorden Pour le Mérite, 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - zahlreiche Preise waren ihm zuvor zuteil geworden.

Von Hermann Hesse habe ich in meinen Zwanzigern viele Bücher gelesen, die mir noch alle präsent sind, kann aber inhaltlich unmöglich des Umfanges wegen auf alle eingehen ... Ich kann gar nicht sagen, welches Buch mir am besten gefallen hat. Sie waren alle gut, aber ich würde den LeserInnen empfehlen, die bisher noch nichts von Hesse gelesen haben, mit dem Buch Narziss und Goldmund zu beginnen.

Das Buch Unterm Rad behandelt ein ähnliches Thema, nämlich ob es Sinn macht, das Leben immerzu strebend bzw. hinter staubigen Theorien zu verbringen, vor allem, wenn die ganze Jugend dafür aufgeopfert wird. Narziss und Goldmund war verglichen zu diesem Buch ein wenig poetischer geschrieben.

Mit dem Buch Unterm Rad bin ich auch fast durch und bin so auf das Ende gespannt ...

Hermann Hesse schreibt sehr einfühlsam. Er ist nicht nur ein sehr guter Autor, er wäre auch ein sehr guter Pädagoge geworden.

Ich freue mich schon auf die Buchbesprechung.


Mittwoch, 26. August 2015

Anne C. Voorhoeve / Einundzwanzigster Juli (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch ist sehr gut geschrieben. Im Anhang ist zu entnehmen, dass die Autorin, Jahrgang 1963, mit dem Nationalsozialismus persönlich nichts zu tun hat. Sie hat sich als Historikerin dieser Thematik genähert. Es gibt noch andere Jugendbücher von ihr, die dieses Thema behandeln.
Der Name Graf Stauffenberg und das Datum des 20. Juli 1944 haben in der deutschen Geschichte inzwischen ihren festen Platz. Der >>Epilog<< ist weniger bekannt. Die Rache des Regimes nicht nur an Hunderten beteiligten Mitwissern, sondern auch an deren Angehörigen. Die Sippenhaft betraf das zehn Tage alte Baby, das der Familie Hansen entrissen wurde, ebenso wie das 84-jährige Familienoberhaupt der Stauffenbergs. Für zahlreiche Familien des Widerstandes bedeutete der missglückte Anschlag auf den >>Führer<< eine lange Odyssee durch Gefängnis und Konzentrationslager. 
Die Autorin hat m. E. recht gut recherchiert. Das Buch ist sehr authentisch und empathisch geschrieben. Ein historischer Roman, in dem lediglich die Namen und die Orte der Figuren fiktiv gewählt sind, diese aber angelehnt an den Namen der Familienmitglieder Stauffenbergs und deren Herkunft sind.
(Es wird z. B.) auf Wunsch der Beteiligten (…) der Name Stauffenberg nicht genannt, um das fiktive Element deutlich zu machen, das jeder Dramatisierung anhaftet, selbst wenn sich diese entlang tatsächlicher Ereignisse bewegt und die handelnden Personen möglichst authentisch zu schildern versucht. Heute berichtet Otto-Philipp Graf Stauffenberg, der damals 17-jährige Neffe des Attentäters, als Zeitzeuge in Schulen und Bildungsstädten vom >>20. Juli und seinen Folgen<< und sein Vortrag über das Persönliche war es, der den Anstoß zu diesem Roman gab. 
Hitler durfte nicht sterben, zumindest nicht vor seiner Zeit. Es waren mehrere Attentate geplant, die allesamt gescheitert sind.

Diese Menschen, die mehr oder weniger an dem Attentat beteiligt waren, und sie an einer Hinrichtung knapp vorbeigekommen sind, wurden noch etliche Jahre nach Kriegsende von vielen Deutschen diskriminiert. Sie galten alle als Vaterlandsverräter. Das zeigt, wie wenig diese Menschen aus dieser grauenhaften Politik gelernt haben.
Ein Aufstand des Gewissens, dessen Würdigung etliche Jahre auf sich warten ließ: Noch Jahrzehnte nach Kriegsende galten Attentäter des 20. Juli vielen Deutschen als Verräter, während ihr Mut und ihre Opferbereitschaft heutzutage selbstverständlich als Beweis dafür herangezogen werden, dass es damals auch >>gute Deutsche<< gegeben habe.
Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs kamen mehr Menschen ums Leben als an allen vorausgegangen Kriegsjahren zusammen. Ein geglückter Anschlag auf Hitler wäre also keinesfalls zu spät gekommen. 
Die ersten Anschläge auf Hitler waren schon in der Zeit von 1933-1938 geplant, und sie alle gescheitert sind.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Am 20. Juli 1944 ändert sich Philippas Leben schlagartig. Ihr Onkel ist einer der Hitler-Attentäter und Philippa wird mit ihrer Familie in Sippenhaft genommen. Himmler will sie ausrotten "bis zum letzten Glied". 21. Juli 1944. Nichts ist mehr, wie es war. Auf Schloss Lautlitz in Württemberg hört Fritzi, dass auf den "geliebten Führer" ein Attentat verübt wurde. Die 14-Jährige ist fassungslos, als sie erfährt, dass ihre Familie an der Verschwörung beteiligt war. Hitlers Staatspolizei schlägt sofort zurück, will sie "ausrotten bis ins letzte Glied". Alle vom Kleinkind bis zur Großmutter werden in Sippenhaft genommen. Doch trotz Angst, Ungewissheit und Todesgefahr beginnt Fritzi zu erkennen, worauf die Verschwörer gehofft hatten: Es gibt ein Danach.
Einige Familienmitglieder, die in Sippenhaft genommen wurden, hatten wirklich Glück, dass der Krieg auf dem Weg zum Tod durch den Einmarsch der Alliierten rechtzeitig beendet wurde, noch bevor die Familie vollständig >>ausgerottet<< werden konnte. Man kann von Glück sagen, dass sich die Gestapo hierin recht viel Zeit mit dem Morden gelassen hat, auch wenn dies nicht für alle gilt. Einige wurden gleich nach dem Attentat hingerichtet, wie z. B. Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg.

Die junge Fritzi, die Icherzählerin dieser Geschichte, mit richtigem Namen Philippa, ist die Einzige aus der Familie, die den Führer anhimmelt. Zu sehr wurden ihr in der Hitlerjugend diese schwarzen Ideologien aufoktroyiert. Sie kann nicht verstehen, dass ihre Familie Partei für die Juden ergreift.

Im Krieg ist ihr Bruder Fabian gefallen, ohne dass Fritzi realisiert, wie der Tod vonstattenging. Ihre Mutter verhält sich recht kühl der Tochter gegenüber, aus Angst, dass auch Fritzi den Krieg nicht überleben wird. Der Vater ist Offizier der Wehrmacht, der lange von Fritzi und der Mutter vermisst wird.
Mich wollte meine Mutter aus Furcht vor Angriffen oder plötzlich einstürzenden Ruinen am Wegesrand nicht Einkaufen schicken (….)
Fritzi lebte für zwei Jahre in Oschgau, Ostpreußen, und als sie sich wieder bei der Mutter in Berlin befindet, hegt die Mutter weitere Pläne, Fritzi zu ihrem eigenen Schutz wieder wegzugeben:
Mutter ist aufgewühlt. Längst hätte sie mich für Lebensmittel- und Kleidermarken anmelden sollen, aber sie schiebt es vor sich her aus Sorge, die Hitlerjugend stünde sofort vor der Tür und nähme mich zu irgendwelchen gefährlichen Diensten mit. Nach Lautlitz soll ich! Der einzige Grund, weshalb ich noch hier bin, ist ihre noch größere Angst, dass der Zug, mit dem sie mich zu den Verwandten schicken will, unterwegs von Tieffliegern beschossen wird. 
Als sie mit anderen Angehörigen an den politischen Diskussionen teilnimmt, begreift Fritzi nicht, weshalb ihre Familie Partei für die Juden und Partei gegen Hitler ergreift. Sie ahnt nicht mal, dass sie etwas mit dem Attentat zu tun haben könnten.
Was Hitler aus uns gemacht hat, ist eine Schande. Feiglinge, Duckmäuser, Denunzianten. Davon erholen wir uns nicht! Fronarbeit für die Russen werden wir leisten, nur weil niemand aus diesem ganzen goldbehängten Haufen den Mut gefunden hat, einem kleinen Mann eine Kugel in den Kopf zu schießen. (…) 
Fritzis Reaktion: 
Aufgesprungen, um genau zu sein. Aufgesprungen, um zu rufen: Seid still! Lasst den Führer in Ruhe! Wisst ihr denn nicht, dass er Tag und Nacht an nichts anderes denkt, für nichts anderes lebt als das Wohl unseres Volkes? 
Sie sprechen von Lexie, Lexie ist Fritzis Tante, die als Halbjüdin gilt, weil sie mit einem Juden verheiratet ist, und die mit Fritzi von der Mutter erst kürzlich bekannt gemacht wurde. Fritzi wirft der Mutter vor, sie hätte sie informieren sollen, dass Lexie Halbjüdin sei. Nun folgt dazu ein schönes Zitat, das ich unbedingt festhalten möchte:
>>Was spielt das für eine Rolle?<< zürnt Mutter. >>Diesen Quatsch will ich von dir nicht hören, Philippa. Es sei denn, du kannst mir beantworten, welche Hälfte die jüdische ist. Vorne oder hinten? Links oder rechts? Mit oder ohne Haare? 
Nur nebenbei gesagt: Endlich finde ich einen Menschen, der genauso denkt wie ich. Halber Deutscher? Halber Italiener? Halber … ? Was für ein Blödsinn. ;). Wir sind doch Menschen und keine Torten.


Mein Fazit zu dem Buch?

Das Fazit habe ich diesmal gleich an den Anfang gehängt.Vielleicht ein paar letzte Worte noch: Das Buch ist eigentlich als Jugendbuch deklariert, auch wenn es nicht explizit aus dem Klappentext hervorgeht. Erst nach einer Internetrecherche, fündig geworden bei www.perlentaucher.de, konnte dies entnommen werden, wobei der Ravensburger Buchverlag generell ein Jugendbuchverlag ist.Trotzdem hätte ich nichts dagegen, wenn man in einem Satz darauf hinweisen würde. So viele Bücher von Ravensburg besitze ich nun auch wieder nicht. Mehr als zwei sind's sicher nicht.

Ein Autorenporträt hat sich der Verlag auch gespart, dabei finde ich es sehr wichtig, ein wenig etwas über die AutorInnen zu erfahren.

Ich kann dieses Buch jedem jungen Menschen ab 16 Jahren empfehlen. Es gibt leider immer noch sehr viele Erwachsene, die keine Ahnung von Politik und geschweige denn von der Geschichte haben. Ich meine damit nicht die jungen Erwachsenen, sondern die älteren. Habe kürzlich von jemandem gehört, dass Österreich den Zweiten Weltkrieg entfacht haben soll, lol :-).

Die Autorin erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Man kann seine Schuld nicht mildern, wenn man sie eingesteht, 
sondern nur, wenn man anfängt, sich zu bessern.
(Ann Kirchner)

Gelesene Bücher 2015: 45
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 23. August 2015

Anne C. Voorhoeve / Einundzwanzigster Juli


Klappentext
Am 20. Juli 1944 ändert sich Philippas Leben schlagartig. Ihr Onkel ist einer der Hitler-Attentäter und Philippa wird mit ihrer Familie in Sippenhaft genommen. Himmler will sie ausrotten "bis zum letzten Glied".
21. Juli 1944. Nichts ist mehr wie es war. Auf Schloss Lautlitz in Württemberg hört Fritzi, dass auf den "geliebten Führer" ein Attentat verübt wurde. Die 14-Jährige ist fassungslos, als sie erfährt, dass ihre Familie an der Verschwörung beteiligt war. Hitlers Staatspolizei schlägt sofort zurück, will sie "ausrotten bis ins letzte Glied". Alle vom Kleinkind bis zur Großmutter werden in Sippenhaft genommen. Doch trotz Angst, Ungewissheit und Todesgefahr beginnt Fritzi zu erkennen, worauf die Verschwörer gehofft hatten: Es gibt ein Danach.

Autorenporträt
Anne Charlotte Voorhoeve, geboren 1963, studierte Politologie, Amerikanistik und Alte Geschichte in Deutschland und den USA. Sie arbeitete als Redakteurin und in der Öffentlichkeitsarbeit. Seit Juli 2000 ist sie freiberuflich tätig.
(www.perlentaucher.de)
Ich hätte zu gerne gewusst, welcher Jahrgang die Autorin ist. Leider gibt der Ravensburger Verlag kein Autorenporträt mit an, was ich sehr schade finde. Gehört doch ihrgendwie dazu, damit man ein wenig die Vorstellung bekommt, wie nah sie ihrem Stoff, den sie hier behandelt, in Wirklichkeit war.

An dem Buch lese ich schon seit ein paar Tagen und es gefällt mir recht gut. Sehr authentich geschrieben und habe bei www.perlentaucher.de folgende Rezi gefunden:
Anne C. Voorhoeve bettet in ihrem Jugendbuch die Geschichte der Verschwörer des 20. Juli, ihres Attentats und vor allem der Folgen für ihre Familien in einen fiktiven Kontext. Sie erfindet dafür zwei Figuren, vor allem die vierzehnjährige Stauffenberg-Verwandte Fritzi und ihre Mutter. Fritzi ist zunächst völlig von der Nazi-Ideologie überzeugt und bangt am Tag des Anschlags noch mit dem Führer. Erst nach und nach, als die Verwandten verhaftet werden, beginnt sie ihre Einstellung zu ändern. Die Rezensentin Maria Frise äußert sich verhalten freundlich über das Buch. Gelegentlich ist es, findet sie, schon etwas "überfrachtet", alles in allem sei es jedoch gut geeignet für eine erste Annäherung an die Geschichte des 20. Juli.

Aus der Süddeutschen Zeitung:
Der Tag nach dem 20. JuliAnne C. Voorhoeves Heldin wird in das Schicksal der Familie Stauffenberg verwickeltWie stellt sich die Nazizeit aus der Sicht einer Jugendlichen dar, die im Geist des Nationalsozialismus erzogen wurde? Das schildert die renommierte Jugendbuchautorin Anne Voorhoeve in ihrem Buch über den 20. Juli. Die Ereignisse jenes Tages und der folgenden Monate, in denen die Familien der Attentäter unter teils schrecklichen Bedingungen eingesperrt waren, werden von Philippa erzählt, der Tochter einer Kusine von Claus Graf Stauffenberg, der im Buch Georg heißt.Die Geschichte ist ganz eng an das Schicksal der Familie Stauffenberg angelehnt: Die Attentäter und ihre nächsten Angehörigen kommen fast alle vor. Ihre Namen hat die Autorin auf Bitten der Familie indes verändert. Für den Roman war diese Rücksichtnahme ein Segen: So kann man das Buch lesen, ohne der Irritation ausgesetzt zu sein, die sich aus dem Zweifel ergäbe, ob man es mit einem Geschichtsbuch oder einem Roman zu tun hat. Davon abgesehen, ist es nicht so sehr die romaneske Verarbeitung des Attentats und seiner Folgen, die Anne Voorhoeves Buch zu etwas Besonderem macht. Es ist zwar das erste Jugendbuch, das vom 20. Juli handelt, doch wäre das allein noch kein Grund, es zu empfehlen. Nein, dies Buch zeichnet sich vor allem durch all das aus, was die Autorin zur Wirklichkeit hinzu erfunden hat.