Dienstag, 19. Mai 2015

Mark Twain / Reise durch Deutschland


Wie Mark Twain die Deutschen sieht
Aus: Reise durch Deutschland
Wie sind wir Amerikaner nur auf die Idee gekommen, die Deutschen seien ein stures, phlegmatisches Volk? Tatsächlich sind sie weit davon entfernt. Sie sind warmherzig, gefühlvoll, impulsiv, begeisterungsfähig, beim zartesten Anstoß kommen ihnen die Tränen, und es ist nicht schwer, sie zum Lachen zu bringen. Es sind wirklich Kinder des Impulses. Im Vergleich zu den Deutschen sind wir kühl und verschlossen. Sie dagegen umarmen und küssen sich, weinen und jubeln und tanzen und singen; und wo wir einen liebenden, kosenden Ausdruck anwenden, verströmen sie gleich zwanzig. Ihre Sprache ist voller zärtlicher Diminutive; nichts von dem, was sie lieben, entgeht der Anwendung einer kosenden Verkleinerungsform - weder das Haus noch der Hund, noch das Pferd, noch die Großmutter, noch irgendein anderes Geschöpf, ob beseelt oder unbeseelt.


Wie Mark Twain die Italiener sieht
Aus: Reise durch Deutschland 
Zwei oder drei Meilen unterhalb der brillanten Ruine am rechten Ufer kamen wir an einem stattlichen Komplex burgähnlicher Gebäude vorbei, die vom Gipfel eines hohen Berges aus das Wasser überschauten. (…) Entlang dieser ganzen Strecke war eine Menge italienischer Arbeiter gerade dabei, die Vorderfronten der Berge wegzusprengen, um für die neue Eisenbahn Platz zu schaffen. Sie befanden sich fünfzig oder hundert Fuß über dem Fluss. Als wir um eine scharfe Ecke bogen, machten sie uns plötzlich Zeichen mit der Hand und riefen warnend, dass wir uns vor den Explosionen vorsehen sollten. (…) Die letzte Explosion war besonders heftig, und nachdem der kleinere Schutt damit fertig war, um uns herum niederzuprasseln, und wir uns gerade ob unserer Errettung die Hände schütteln wollten, kam ein verspäteter größerer Stein mitten in unserer kleinen Gruppe von Fußgängern herunter und demolierte einen Schirm. Er richtete weiter keinen Schaden an, aber trotzdem gingen wir ins Wasser.Anscheinend wird die schwere Arbeit in den Steinbrüchen und an den neuen Eisenbahnstrecken hauptsächlich von Italienern geleistet. Das war eine Entdeckung. In unserem Land hegen wir die Vorstellung, dass die Italiener überhaupt niemals schwere Arbeit verrichteten, sondern sich auf leichtere Künste beschränken wie Leierkasten drehen, Operngesang und Mord. Wir haben schwer geirrt, das steht fest.
Ich möchte mit diesen beiden Zitaten gerne zum Nachdenken anregen ...


Montag, 18. Mai 2015

David Safier / Jesus liebt mich (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Nach 220 Seiten im Miniformat musste ich schließlich kapitulieren und das Buch abbrechen.
Dass der Autor alle Südländer von Natur aus als dunkelhäutig beschreibt, davon möchte ich mal absehen. Ich kann nicht von einem Schriftsteller ein differenziertes Menschen- und Weltbild erwarten, der solche oberflächlichen Bücher schreibt mit solchen platten Attitüden.

Die Geschichte ist aus meiner Sicht nichtssagend und fahl dahergeschrieben.

Die Protagonisten sind nach meinem Empfinden reihum unreife Wesen. Und dieser Jesus? Mir kommt es so vor, als würde sich der Autor über ihn einfach nur lustig machen, den ganzen christlichen Glauben ins Lächerliche ziehen. Naiv? Jesus, der im neuen Zeitalter lebt, kennt nicht mal Dessous und Tanger … Marie, die mit Mitte dreißig die Freundin seines geschiedenen Vaters nicht akzeptieren kann, agiert wie eine fünfzehnjährige Pubertierende. Und auch sie wirkt recht kindlich-naiv in der Betrachtung ihres christlichen Glaubens. Das waren nur ein paar wenige Beispiele zum Auftreten einzelner Figuren. Im Buch steckt noch mehr. Und das alles soll lustig sein? Safiers Art von Humor spricht meinen Humor partout nicht an, denn sein Humor wirkt eher gekünstelt und manchem Leser wie mich regelrecht aufgezwungen.

Das Buch erhält von mir einen von zehn Punkten.

Safier kommt mir nicht mehr in meine Tasche, das steht fest.

Ich ziehe mir jetzt als Ersatz lieber einen Murakami aus meinem Regal heraus, es dürstet mich regelrecht danach. 
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Ein guter Roman verrät uns die Wahrheit über den Romanhelden. Ein schlechter Roman erzählt uns die Wahrheit über den Romanautor.
(Gilbert Keith Chesterton)

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Sara Gruen / Wasser für die Elefanten (2)

Zweite von zwei Buchbesprechungen zur o. g. Lektüre

In meiner zweiten Buchbesprechung bearbeite ich die Zitate dieses Buches. Hier geht es allerdings hauptsächlich um den betagten Jacob Jankowski, möchte aber nicht versäumen zu erwähnen, dass das Buch neben der rauen Männerwelt auch eine interessante Lovestory bereithält, auf die ich aber nur peripher  eingehen werde, um anderen LeserInnen nicht zu viel   vorwegzunehmen.

Zuerst gebe ich zur Erinnerung noch einmal den Klappentext rein:
Amerika zur Zeit der Wirtschaftskrise. Der junge Tierarzt Jacob Jankowski kann von Glück reden, als ihm ein Job beim Zirkus angeboten wird. Auch wenn es ein sehr bescheidener Zirkus ist: Nicht einmal einen Elefanten gibt es. Dafür aber eine wunderschöne Kunstreiterin. Doch Marlena ist verheiratet mit dem wahnsinnigen Dompteur. Irgendwann findet sich schließlich eine, wenn auch sehr eigensinnige Elefantendame. Keiner kann mit Rosie umgehen – bis Jacob ihr Geheimnis enthüllt. Und als sich gerade alles zum Guten zu wenden scheint, nimmt eine Tragödie ihren Lauf. 
Ich finde das Buch sehr schön aufgebaut, indem man es perspektivisch mit dem jungen und mit dem alten Jacob zu tun bekommt. Beide Welten fand ich sehr interessant.

Der mittlerweile 93-jährige Jacob Jankowski lebt völlig vereinsamt in einem Seniorenheim und denkt viel über seine jungen Jahre nach. Er studierte damals Veterinärmedizin, als seine Eltern kurz vor seinem Abschluss tödlich verunglückten. Jacob verlor dadurch auch Heim und Haus, da die Eltern durch die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre hoch verschuldet waren, weshalb sein Erbe an den Staat abgetreten wurde. Jacob verkraftet diese Verluste nicht und verweigert an der Universität seine Abschlussprüfung und  schließt sich einem Zirkus an, der einen Tierarzt auch ohne Examen jeder Zeit gebrauchen konnte.

Trotz seines betagten Alters ist Jacob geistig recht fit, körperlich allerdings ein wenig schwach und ist auf Gehhilfen angewiesen. Folgende Gedanken zu seinem Alter möchte ich gerne festhalten, weil sie so schön sind: 
Das Alter ist ein grausamer Dieb. Gerade wenn man das Leben halbwegs begreift, holt es einen von den Beinen und beugt einem den Rücken. Er bringt Schmerz und Verwirrtheit mit sich und lässt im Körper der eigenen Frau klammheimlich Krebs wuchern.
Als seine Frau Marlena, die er im Zirkus als beliebte Kunstreiterin kennengelernt hatte, und die er bis zu ihrem Tod abgöttisch geliebt hat, gestorben ist, ist Jacob mit seinem Leben nicht mehr klargekommen und so wurde er zum eigenen Schutz von seinen Kindern ins Seniorenheim eingewiesen.

Das Bild, das Alter mit einem Dieb zu vergleichen, finde ich wunderschön.
Die Behandlung der alten Leute im Heim scheint recht fragwürdig zu sein. Die Bewohner werden wie Kinder behandelt, man bricht ihnen den eigenen Willen, um sie gegen Unfälle zu schützen. Die banalsten und subtilsten Geschehen im Alltag eines Seniorenheims, wie zum Beispiel das Zimmer am Morgen hell oder dunkel zu lassen, können zwischen einer Altenpflegerin und dem Bewohner nervenaufreibend sein. Das hat mich selbst auch schon recht kribbelig gestimmt. Jacob ist über die Behandlung des Heims richtig entsetzt:
Zu den größten Demütigungen des Alters gehört es, dass andere einem unbedingt bei Dingen wie dem Baden oder den Gang auf die Toilette helfen wollen.Eigentlich kann ich beides alleine, aber sie haben solche Angst, ich könnte fallen und mir wieder die Hüfte brechen, dass ich ein Kindermädchen bekomme, ob ich will oder nicht. Ich bestehe grundsätzlich darauf, allein auf die Toilette zu gehen, und trotzdem ist immer jemand dabei, nur für den Fall, und aus irgendeinem Grund ist es immer eine Frau. Ich sage ihr dann, sie soll sich umdrehen, während ich meine Hose herunterlasse und mich setze, und dann schicke ich sie hinaus, bis ich fertig bin. Das Baden ist noch peinlicher, weil ich mich von einer Schwester bis aufs Adamskostüm ausziehen muss. Die Pflegerin Rosemarie hilft mir in die Duschkabine. >>So, dann halten Sie sich einfach an dem Griff dort fest …<<
>>Ich weiß, ich weiß. Ich habe schon mal geduscht<<.
Diese gut gemeinten Behandlungsmethoden können recht aufreibend sein, sogar als entwürdigend habe ich sie empfunden. Unprofessionell, wenn das Heimpersonal wütend und beleidigt sich von dem Bewohner abwendet, wenn dieser sich deren Anforderungen zu widersetzen versucht.

In seinem Zimmer wird Jacob wieder herausgefordert, sein Grundbedürfnis, über sich selbst entscheiden zu wollen, verteidigen zu müssen:
Ich mag mich irren, aber ist dies hier nicht mein Zimmer? Vielleicht möchte ich die Jalousie erst gar nicht offen haben. Ich kann Ihnen sagen, ich bin es gründlich leid, dass jeder meint, er wüsste besser, was ich will, als sich selbst.
Auch von seiner Familie fühlt Jacob sich missverstanden. Fünf Kinder hat er und jede Menge Enkelkinder und doch hat kaum einer Zeit für ihn. Sie behandeln ihn, als wäre Altsein eine böse und ansteckende Krankheit. Auch sie versuchen, ihn zu schonen. Jacob fühlt sich der Familie gegenüber nicht mehr zugehörig:
Ich fühle mich von dem Leben meiner Kinder und Kindeskinder ausgeschlossen. Es geht viel vor sich, aber darüber sprechen sie in meiner Gegenwart nicht, weil sie mich nicht aufregen wollen. Von einigen habe ich Wind bekommen, aber sobald ich nachfrage, machen sie dicht. Wir dürfen Opa nicht aufregen, nicht wahr?Warum? Das würde ich gerne wissen. Diese merkwürdige Praxis, jemanden zu seinem Schutz auszuschließen, finde ich schrecklich, denn sie drängt mich vollkommen aus dem Spiel. Wenn ich nicht weiß, was in ihrem Leben los ist, wie soll ich mich dann am Gespräch beteiligen? 
Kaum jemand aus der Familie interessiert sich für sein Leben. Wenige wissen, dass man auch im Alter ein denkendes und ein empfindendes Geschöpf bleibt. Schließlich altern im Gegensatz zum Körper Gedanken und Gefühle nicht. Jacob gibt sich trotzdem Mühe, das Verhalten seiner Familie zu verstehen.
Mit meinen Binsenweisheiten kann ich meine Familie nicht lange fesseln, das kann ich ihnen kaum übel nehmen. Meine wahren Geschichten sind alle angestaubt. Was bringt es schon, wenn ich aus erster Hand von der spanischen Grippe erzählen kann, vom Aufkommen des Automobils, Weltkriegen, kalten Kriegen, Guerillakriegen und dem Sputnik - das ist alles längst Geschichte. Was habe ich sonst schon zu bieten? Ich erlebe ja nichts mehr. So ist es, wenn man alt wird, und ich glaube, da genau liegt der Hund begraben. Ich bin nicht bereit, alt zu sein.
Nun ja, man lässt ihn ja auch nicht am Leben teilhaben ...
Jacob möchte unbedingt den Zirkus besuchen, der, nicht weit vom Seniorenheim, aufgebaut ist. Dadurch, dass er viele Jahre seines Lebens beruflich im Zirkus beschäftigt war, fühlt er sich nach wie vor von dem Zirkus angezogen. Er ist mit seinem Sohn verabredet, der ihn für diesen Ausflug begleiten sollte, und der selbst die ersten sieben Jahre seines Lebens im Zirkus zugebracht hatte. Der Sohn vergisst die Verabredung, ausgerechnet diese, die Jacob so wichtig ist. Er ist mehr als enttäuscht ...
So, hier mache ich nun Schluss, damit ich nicht zu viel verrate. Ich kann nur sagen, der Schluss ist vielversprechend und nicht vorhersehbar.

Ich habe in meiner ersten Buchbesprechung viel über die grausame Behandlung der Zirkustiere geschrieben. Ich spare mir die Zitate dazu, weil sie mir zu heftig waren. Ich habe Herzblut empfunden.
Habe aber auch geschrieben, dass die Autorin Sara Gruen nicht nur ein Herz für Tiere hat, sondern auch für Menschen. Das spürt man in jeder von ihr geschriebenen Zeile. Auch die Behandlung der alten Menschen im Seniorenheim hat sie recht authentisch wiedergegeben.

Ebenso die Ganoven, Erpresser und die Mörder von Zirkusmitarbeitern, die nachts Menschen aus dem fahrenden Zug geworfen haben, weil sie finanziell für den Zirkus nicht mehr tragbar waren. Weil sie zu alt, zu krank oder unfähig waren. Wie schon gesagt, am Ende rächt sich alles.

Die Liebesbeziehung zwischen Jacob und der verheirateten, tierliebenden Marlena, die anfänglich keine Liebesbeziehung werden durfte, weil sie mit dem brutalen Dompteur namens August verheiratet war, ist recht spannend zu lesen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

Mausklick zur ersten Buchbesprechung
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Alleinsein hat nichts damit zu tun, wie viele Menschen um dich herum sind.
(J.R. Moehringer)

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Sonntag, 17. Mai 2015

David Safier / Jesus liebt mich

Klappentext
Marie hat das Talent, sich ständig in die falschen Männer zu verlieben. Kurz nachdem ihre Hochzeit geplatzt ist, lernt sie einen Zimmermann kennen. Und der ist so ganz anders als alle Männer zuvor: einfühlsam, selbstlos, aufmerksam. Dummerweise erklärt er beim ersten Rendezvous, er sei Jesus. Zunächst denkt Marie, dieser Zimmermann habe nicht alle Zähne an der Laubsäge. Doch bald dämmert ihr: Joshua ist wirklich der Messias. Hat Marie sich diesmal in den falschesten aller Männer verliebt?


Autorenporträt
David Safier, 1966 geboren, hat folgende Bücher geschrieben: "Mieses Karma", "Jesus liebt mich", "Plötzlich Shakespeare", "Happy Family", "Muh" und "28 Tage lang". Sie erreichten Millionenauflagen. Auch im Ausland sind seine Bücher Bestseller. Als Drehbuchautor wurde David Safier für seine TV-Serie "Berlin, Berlin" mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy (dem amerikanischen Fernseh-Oscar) ausgezeichnet. David Safier lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.
Das ist das dritte Buch, das ich von dem Autor lese.

 Obwohl mir David Safier nicht sonderlich zusagt. Reine Unterhaltungsliteratur, die ich gewählt habe, um mich ein wenig von den harten Themen zu erholen. Merke aber doch, dass Unterhaltungsliteratur auf ihre Weise auch anstrengend sein kann. Die Oberflächlichkeit und die klischeehaften Bilder zu betimmten Menschengruppen nerven mich. Ich weiß schon jetzt, nachdem ich die ersten hundert schon Seiten gelesen habe, dass das Buch von mir am Schluss nicht mehr als fünf Punkte erhalten wird. Der Autor ist mir nicht unbekannt, weshalb ich seinen Schreibstil recht schnell einzuschätzen weiß. Nun steht für mich fest; von diesem Autor werde ich mir keine Bücher mehr anschaffen. Hoffe hier noch durchzuhalten, ohne die Lektüre abbrechen zu müssen.

Es gibt Unterhaltungsliteratur mit Niveau. Und die muss ich wohl erst noch suchen ...









Samstag, 16. Mai 2015

Sara Gruen / Wasser für die Elefanten (1)

Eine von zwei Buchbesprechungen zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich heute Morgen noch vor dem Frühstück beenden können. Es hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Dem Anhang konnte entnommen werden, dass die Autorin über ihren Stoff sehr gut recherchiert hat. Jede Menge (Fach) -Bücher über das Zirkusleben hat sie gelesen und so hat sie ihre Leseerfahrung in ihr Buch mit einfließen lassen. Einiges an konkreten Ereignissen hat sie mit in ihrem Roman übernommen, wie z. B. die Szene eines Dompteurs, der einen Elefanten mit einer brennenden Zigarette gefüttert hat. Demnach ist nicht alles reine Fiktion. Aber hier in diesem Buch rächt sich alles. Hier gibt es so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich die Autorin mit ihrem Buch gefangen gehalten.

Wer wissen möchte, was sich hinter den Kulissen eines Zirkus' verbirgt, die oder der sollte dieses Buch lesen. Eines steht fest; ich war noch nie in einem Zirkus und werde für den Rest meines Lebens auch kein Zirkus besuchen wollen. Schon als Kind konnte ich mich nicht für den Zirkus begeistern und bin froh darüber, den ganzen Schwindel nicht mit meinem Eintrittsgeld unterstützt zu haben. Hauptsächlich wegen der grausamen Behandlung der Tiere, aber nicht nur ... Bis dato wusste ich nicht, was ein Elefantenhaken ist. Nun weiß ich es und gebe zwei Bilder aus Wikipedia hier mit rein:

 Jaipur 1870

verschiedene Ankus


Die Elefanten wurden nicht nur mit den Elefantenhaken dressiert, nein, auch Elektroschocks wurden eingesetzt, um die Tiere auf schnellstmöglichem Weg gefügig zu machen. Diese Theorie deckt sich mit dem Inhalt dieses Buches. Ich habe ein wenig im Internet recherchiert und habe einige Artikel zu der Elefantendressur zu lesen bekommen:


Die Dressur von Wildtieren 
Glauben Sie nicht an das Märchen von der sanften Dressur. In Wirklichkeit geht es hart zu hinter den Kulissen eines Zirkuszeltes. Immer wieder gelingt es, Aufnahmen von den üblichen, von Gewalt geprägten Trainingsmethoden zu machen. Wildtiere lassen sich nicht ohne Zwang und Gewalt dressieren. Sie tun es, weil ihr Wille im Vorfeld bereits mittels Gewalt gebrochen wurde und weil sie permanent befürchten müssen, bestraft zu werden. Die ständigen Begleiter von Wildtiertrainern im Zirkus sind nicht etwa Rucksäcke voller Belohnungshappen, sondern Geräte, um den Tieren Schmerzen zuzufügen. Tagtäglich wird die Rangordnung neu definiert und hierbei kommen zum Einsatz: der Elefantenhaken mit seiner metallenen Spitze (damit wird den Tieren in ihre empfindliche Haut gestochen, um ihnen Schmerzen zuzufügen), Peitschen, Knüppel oder Elektroschocker. http://www.peta.de/wildtierdressur.

Bitte schaut euch auf der Peta-Seite auch das Video an.

 Ganz besonders hat mir gefallen, dass die Autorin ein so großes Herz für Tiere zu haben scheint, nein, nicht nur für Tiere, auch für Menschen und sie mit Hilfe ihrer Sensibilität die Nöte für die Tiere und den Menschen hat aufgreifen und in ihr Buch verarbeiten können.

Die Verfilmung dazu habe ich nicht gesehen. Möchte ich auch nicht sehen. Das Buch war schon heftig genug. Merkwürdig, dass Steven King das Buch als ein Riesenspaß deklariert hat.
Als Geschichte ist dieses farbenprächtige und rasant erzählte Schicksal eines zur der Depressionszeit nicht zu schlagen. Helden, Schurken, Romantik, wilde Tiere! Ein Riesenspaß von der ersten Seite an.( Steven King im Klappentext)
Unter Spaß verstehe ich etwas ganz anderes.
Trotzdem bin ich froh, das Buch gelesen zu haben, auch wenn es mich sehr traurig gestimmt hat. Aber das ist Realität und von dem Wegschauen wird keine Welt besser.

 Dieses Buch wurde von einem mir unbekannten deutschen Verlag erst abgelehnt, bis Rowohlt durch den Film darauf aufmerksam wurde und dieses auch auf den eutschen Büchermarkt veröffentlichte. Finde ich total interessant zu wissen, wie es ein Buch in die Welt hinaus geschafft hat. In Amerika war die Autorin schon längst bekannt.

Wasser für die Elefanten ist das dritte Buch, das Sara Gruen geschrieben hat.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

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Dienstag, 12. Mai 2015

Francine Prose / Lügen auf Albanisch (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich seit Samstagmittag durch und es hat mir recht gut gefallen, obwohl mich ein paar wenige Punkte nicht überzeugt haben. Komme später darauf zu sprechen. Habe ein paar Zettelchen im Buch kleben, die ich nun bearbeiten werde.

Manche Begrifflichkeiten waren nicht korrekt, wie z. B. die Legasthenie, die im Buch als eine typisch amerikanische psychische Labilität beschrieben wird. Wahrscheinlich hat die Autorin das ADHS gemeint und mit der Legasthenie verwechselt. Es ist tatsächlich so, dass in Amerika viele amerikanische Kinder diese ADHS-Diagnose erhalten, die einen kritisch stimmen …

Auch sind einige Schreibfehler enthalten.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
Die junge Albanerin Lula – schlagfertig, trinkfest und nie um eine gute Lügengeschichte verlegen – lebt als Kindermädchen bei Mister Stanley, der an der Wall Street arbeitet, und dessen halbwüchsigem Sohn Zeke, nachdem Mister Stanleys Frau die Familie Hals über Kopf verlassen hat. Unterstützt von einem hoffnungslos idealistischen Einwanderungsanwalt, bemüht sich Lula um die begehrte Greencard. Die Tage im trübsinnigen New Jersey verstreichen mehr oder weniger ereignislos, bis Lulas Landsmann Alvo vor der Tür steht und mit einer riskanten Bitte aufwartet … 
Die Szenen mit dem Landsmann Alvo und seiner Crew hat mich nicht wirklich überzeugt. Kam mir ein wenig naiv vor. Urplötzlich stehen diese vor Lulas Haustür und bekennen sich als ihre großen Brüder, eher symbolisch als genetisch gemeint. Mir kamen sie recht mafiosi- oder terroristisch vor, weshalb mir der Schluss ein wenig unpassend erschien. Doch mehr möchte ich dazu nicht verraten. Wahrscheinlich war sich die Autorin noch nicht schlüssig, welche Rolle sie ihnen geben sollte …

Das Lügen auf Albanisch wird schon auf den ersten Seiten deutlich, was konkret damit gemeint ist:
Früher, bei Lula zu Hause, wo das Lügen jahrzehntelang eine massenhaft verbreitete Lebensweise gewesen war, wo man zustimmte, dass Tag Nacht war, wenn man glaubte, dadurch seine Kinder retten zu können, hatte sie nie gelogen, fast nie. Sie hatte so gut wie nie gelogen, bis sie ihr Touristenvisum für die USA beantragte. Doch seit sie hier war, schien sie mit dem Lügen gar nicht mehr aufhören zu können. 
Hier prallen zwei Kulturen aufeinander. Lula, aus dem kommunistischen Albanien, und Amerika, das angebliche Land der Freiheit.

Doch der Preis ist hoch, wenn Lula gezwungen wird, ihre Identität als Albanerin zu verleugnen. Immerhin hat sie es zu einem Arbeitsvisum geschafft. Doch tagtäglich ist sie erneut dem Anpassungsdruck ausgesetzt …
… Auch wenn Lulas Einwandererstatus einstweilen gesichert war, hatte sie das Gefühl, ihre Zukunft hänge von dem Lügennetz ab, das sie bei ihrer ersten Begegnung mit Mister Stanley zu knüpfen begonnen hatte. Schuld war Mister Stanley, weil er ihr eine Frage gestellt hatte, die er selbst hätte beantworten können, obwohl sie wusste, dass jeder zukünftige Arbeitgeber sie das auch fragen würde. 
Lula ist allein und vermisst ihre Verwandten in Albanien. Amerika, das Land der Freiheit, zeigt sich nicht gerade von der tolerantesten Seite, hat Probleme, Menschen mit einer anderen ethnischen Prägung zu akzeptieren und halten Lula manchmal für ein wenig naiv.
Lula ist allerdings alles andere als naiv und das wissen Mister Stanley und ihr Anwalt Don Settebello, die ihr helfen, in Amerika Fuß zu fassen und juristisch ein dauerhaftes Bleiberecht zu erwirken. Doch wenn sie hin und wieder mal etwas Albanisches von sich gibt, wird sie von Mister Stanley und von Mister Settebello zurechtgewiesen, denn dies könnte ihren Aufenthaltsstatus gefährden. Dass ein Mensch alles zurücklassen muss, nicht nur Heim, Familie und materielle Güter, und nicht nur das Seelische, um woanders bessere Lebensverhältnisse vorzufinden, wird nur wenigen Amerikanern bewusst:
Wie sehr sie ihre Mutter und ihren Vater vermisste, und ganz besonders ihre Großmutter! Sie würde sie nie wieder sehen. Hier gab es niemanden, der diese Geschichte kannte, der Lula oder ihre Oma kannte. Lula weinte um ihre Oma, ihre Eltern und ihre Kindheit, um ihre Heimat, alles verloren, um den Kommunismus, ab mit Schaden, um die Gesetzlosigkeit, die Krawalle, die Gewalttätigkeit, die nie endenden Probleme. Denn ihr einst wunderschönes Heimatland befand sich jetzt in den Händen von Giftmüllabladern und Frauenhändlern und Geldwäschern. Sie weinte darum, ihr Land zu vermissen, es nicht zu vermissen, nichts zu haben, das sie vermissen konnte. Sie weinte über die Einsamkeit und Unsicherheit ihres Lebens unter Fremden, die nach wie vor ihre Meinung ändern und sie nach Hause schicken konnten. 
Diesem Anpassungs- und Assimilationsdruck sind viele Menschen ausgesetzt, die woanders eine neue Heimat suchen, weil das Leben in der alten Heimat unerträglich geworden ist.

Lula idealisiert Amerika, auch wenn sie sehr wohl in der Lage ist, das Land ungeschminkt zu betrachten. Aus der Sicht ihres Chefs:
Für Lula müssen die Probleme hier in diesem Land schlimm sein. Sie sieht, was mit diesem Land passiert. Aber sie kommt aus einem Kulturkreis, in dem Amerika Gott ist.
Lula wägt die Probleme Amerikas mit den Problemen der Krisenländer ab. Oftmals steht sie vor einem Rätsel, mit welchen Bagatellen sich die Amerikaner auseinandersetzen. In der Zeit, in der Lula ihren Schützling Zeke betreut, und sie von ihm erzählt bekommt, wie schrecklich der letzte Sommerurlaub war, zeigt sie eher Unverständnis:
>>Das soll dein schlimmster Sommer gewesen sein?<< fragte Lula. >>Überall auf der Welt werden Kinder entführt und als Kindersoldaten eingesetzt oder werden in Munitionsfabriken in die Welt gesprengt. Ich wette, wenn Don Settebello nach Guantanamo kommt, wird er dort auf Kinder - Gefangene! - treffen, die nicht viel älter sind, als du.<<  
Auch wenn dieses Zitat mir zu wenig differenziert ist, verstehe ich schon, was Lula mit diesen Vergleichen beabsichtigt. Menschen, die in Krisenländern aufwachsen, sind tagtäglich mit der Gefährdung ihrer Existenz konfrontiert, während die meisten Amerikaner diese Form von Bedrohung erst gar nicht kennen und verstehen.

Es gibt noch eine albanische Freundin namens Dunia, die einen reichen amerikanischen Chirurgen geheiratet hat, und sie nun alle Vorteile dieses Landes genießt. Lula und Dunia haben sich seit langer Zeit das erste Mal wieder gesehen. Dunia berichtet aus dem Leben mit dem Amerikaner:
>>Er redet gerne beim Sex. Dann gefällt ihm mein Akzent. Er mag es sogar, wenn ich albanisch spreche. Er denkt, ich würde sagen: Fick mich, bis mir die Sinne vergehen! Wobei ich in Wirklichkeit sage: Morgen muss ich (…) das Hausmädchen daran erinnern, den Kühlschrank zu putzen. Außerhalb des Bettes gefällt ihm der Akzent nicht so sehr. Er sagt, je mehr Amerikanisch ich spreche, mit je mehr Amerikanern ich rede, desto amerikanischer klinge ich.<< 
Wenn der Albaner Alvo Luna besucht, machen sich in ihr alte Erinnerungen aus ihrem Land breit:
Es war schon so lange her, seit Lula albanische Tänze gesehen hatte. Sie hatte vergessen, wie es einen in die Reihe zog, auch wenn man eigentlich cool und modernen und albanischen Tänzen längst entwachsen war. In die einfachen Schritte floss so viel individuelle Seele mit ein, von Männern und Frauen, Jungen und Alten, Verheirateten, Singles, Dicken und Dünnen. Keiner trug die starre Maske der Lehre oder Ängstlichkeit, die Lula so oft in den Gesichtern von Amerikanern gesehen hatte, wenn sie ihre eigenen Tänze erfanden, unbefangen zu wirken versuchten, selbst während sie sich bemühten, eine Botschaft von Selbstvertrauen und Sexualität auszusenden, und ob sie zu haben oder vergeben waren. Wie anstrengend es war, wenn sich Amerikaner zu Paaren aus Noahs Arche zusammentaten, rhythmische Vorspiele oder Nachspiele zum Sex aufführten oder in Mädchengruppen zusammen tanzten, niemals in Jungsgruppen, sich wanden, distanziert von den Körpern, die sie zur Schau stellten. Albaner griffen nur nach der letzten Hand in der Reihe und überließen sich der Musik. 
Es ist Weihnachten und das Land gibt jede Menge Geld für die scheinbare Glitzerwelt aus, dass man meinen muss, das Land ersticke in seinem Wohlstand. Doch das ist nur das Bild, das von vielen reichen Amerikanern ausgestrahlt wird. Lula durchschaut auch diese Welt:
In ganz Amerika waren die Kinder total überdreht vor Freude, klammerten sich an ihre Matratzen, um nicht sofort nach unten zu rennen und ihre Geschenke aufzureißen. Lula wusste, dass es sich dabei um die Fernseherversion des amerikanischen Lebens handelte, dass die Hälfte der Bevölkerung krank und allein oder obdachlos war und die Festtage nur als etwas betrachtete, das hoffentlich bald vorbei war, vorzugsweise nach kostenlosem Truthahn in einer dampfigen, versunkenen Suppenküche. 
Nun habe ich noch gar nichts zu Zekes Eltern geschrieben. Der Vater ist einst mal Professor gewesen und wegen des besseren Verdienstes ist er zur Bank übergewechselt und Banker geworden. Hier verdient er wesentlich mehr, doch mit der Zeit stellte er fest, dass er sich dort nicht wirklich ausgefüllt fühlt, und sehnt sich nach seinem alten Beruf zurück. Doch er schafft den Absprung nicht, zu sehr macht er sich von seinem Banker-Gehalt abhängig.

Zekes Mutter leidet unter einer schweren psychischen Erkrankung, die so gravierend ist, dass sie die Familie verlässt und später auch in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird, da sie fremd- und selbstgefährdende Züge aufweist. Für Zeke ist das ein Schock. Zum einen, weil die Mutter ihn und den Vater verlassen hat, zum anderen, weil sie psychisch krank ist …
Mister Stanley quält oftmals die Sorge, Zeke könne die Erkrankung seiner Mutter geerbt haben, da er nach außen hin auch ein wenig auffällig wirken würde. Lula schafft es recht gut, den Jungen zu betreuen, gewinnt sein Vertrauen, bis er schließlich aufs College wechseln soll. Aus Lulas Sicht:
Wenn man Zeke nicht kannte, oder selbst wenn man ihn kannte, würde man nie darauf kommen, dass er der Junge war, dessen Mutter gerade in Anwesenheit des Kindermädchens (…) einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte. Vielleicht würde es Zeke morgen treffen, oder am Tag danach, oder vielleicht in zwanzig Jahren. Wenn es eines gab, was Lula aus der Geschichte des Balkan und aus dem amerikanischen Fernsehen gelernt hatte, dann, wie lange sich Erinnerungen aufstauen können, bevor der Korken aus der Flasche schießt. 
Aufgrund eines kriminalistischen Zwischenfalls, den Lula selbst nicht verursacht hat, verlässt sie schließlich Mister Stanley und Zeke …

Die gesellschaftlichen Probleme Amerikas wurden mir zu oberflächlich dargestellt.  

Das Buch erhält von mir sieben von zehn Punkten.
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Alleinsein hat nichts damit zu tun, wie viele Menschen um dich herum sind.
(J.R. Moehringer)

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Montag, 11. Mai 2015

Sara Gruen / Wasser für die Elefanten

Klappentext
Amerika zur Zeit der Wirtschaftskrise. Der junge Tierarzt Jacob Jankowski kann von Glück reden, als ihm ein Job beim Zirkus angeboten wird. Auch wenn es ein sehr bescheidener Zirkus ist: Nicht einmal einen Elefanten gibt es. Dafür aber eine wunderschöne Kunstreiterin. Doch Marlena ist verheiratet mit dem wahnsinnigen Dompteur. Irgendwann findet sich schließlich eine, wenn auch sehr eigensinnige Elefantendame. Keiner kann mit Rosie umgehen – bis Jacob ihr Geheimnis enthüllt. Und als sich gerade alles zum Guten zu wenden scheint, nimmt eine Tragödie ihren Lauf.


Autorenporträt
Sara Gruen, geb. 1969, gebürtige Kanadierin, ist die Autorin des Ausnahmebestsellers „Wasser für die Elefanten“. Ihre Bücher wurden in 43 Sprachen übersetzt und weltweit über zehn Millionen Mal verkauft. Heute lebt Sara Gruen auf einem stattlichen Anwesen in North Carolina, zusammen mit ihrem Mann, den drei Kindern, zwei Pferden, vier Katzen, zwei Hunden und drei Ziegen.
Ich habe schon die ersten hundert Seiten durch und es gefällt mir recht gut. Das ist das erste Buch, das ich von der Autorin lese.


Dienstag, 5. Mai 2015

Francine Prose / Lügen auf Alabanisch

Klappentext
Die junge Albanerin Lula – schlagfertig, trinkfest und nie um eine gute Lügengeschichte verlegen – lebt als Kindermädchen bei Mister Stanley, der an der Wall Street arbeitet, und dessen halbwüchsigem Sohn Zeke, nachdem Mister Stanleys Frau die Familie Hals über Kopf verlassen hat. Unterstützt von einem hoffnungslos idealistischen Einwanderungsanwalt, bemüht sich Lula um die begehrte Green Card. Die Tage im trübsinnigen New Jersey verstreichen mehr oder weniger ereignislos, bis Lulas Landsmann Alvo vor der Tür steht und mit einer riskanten Bitte aufwartet …

Autorenporträt
Francine Prose, geboren 1947, hat zahlreiche preisgekrönte Romane und Sachbücher veröffentlicht. Sie war für den National Book Award nominiert und ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Die Autorin lebt in New York.

Montag, 4. Mai 2015

Robin Sloan / Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (1)


Lesen mit Anne ...

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Aus meiner Sicht ist dies das schlechteste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Man wird sich diesmal mit dem Klappentext begnügen müssen, den ich erneut reingeben werde:
Als Clay Jannon seinen Job als Webdesigner verliert, meldet er sich auf eine Stellenanzeige hin bei Mr. Penumbra, der in San Francisco eine alte, verstaubte Buchhandlung betreibt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay übernimmt die Nachtschicht, und bald ist ihm klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt: Die Kunden kaufen nichts, sondern leihen die Bücher nur aus, drei Stockwerke hohe Regale beherbergen riesige Folianten, die keine Texte beinhalten, sondern nur ellenlange Reihen aus Buchstaben. Nach und nach findet Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine Kunden einem uralten Geheimnis auf der Spur sind. Mit der Unterstützung seiner Freundin Kat und seines ältesten Kumpels Neel, sowie der Weisheit von Mr. Penumbra, macht sich Clay daran, dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das bis in die Anfangszeiten des Buchdrucks zurückreicht-
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra ist ein spannendes literarisches Rätsel und ein inspirierendes und philosophisches Buch voller einzigartiger Charaktere und visionärer Ideen.
Die letzten drei Zeilen des Klappentextes kann ich partout nicht bestätigen. Die ersten hundertfünfzig Seiten fand ich ansprechend, der Schreibstil gut gewählt, auch nicht zu trocken, eher fantasievoll. Doch danach ging es bei mir nur noch bergab. Habe mich wirklich von Seite zu Seite gequält, bis ich gar nicht mehr mitbekommen habe, was in der Story vor sich ging. Ich habe sie einfach nicht verstanden. Viel zu PC-lastig, besonders was Google, Twitter, Kindle und Co betrifft.

Ich gebe erneut das Autorenporträt rein, um nochmals zu erinnern, aus welcher Branche der Autor kommt, denn diese hat sicherlich Einfluss auf das hiesige Buch:
Robin Sloan wurde 1979 in der Nähe von Detroit geboren und hat an der Michigan State University Wirtschaftswissenschaften studiert. Er hat für Twitter und verschiedene andere Onlineplattformen gearbeitet ...
Auch mit den Figuren konnte ich nicht warm werden ...

Das habe ich selten erlebt, dass meine Neugier und das Interesse zu dem möglichen Ausgang der Geschichte im Keime so erstickt wird, dass ich keine Lust mehr hatte zu erfahren, wie das Buch ausgehen wird. In den letzten zehn Seiten habe ich kapituliert.

Es geht um eine, wie schon der Titel sagt, sonderbare Buchhandlung, die auf mysteriöse Art und Weise geführt wird. Es sind verschiedene verschlüsselte Codes, die über den Computer via Google, Twitter ... dechiffriert werden müssen, damit der Buchladen weiter als Buchladen existieren kann ...

Heute Abend telefoniere ich mit Anne. Mal schauen, welche Leseerfahrung sie mit dem Buch gemacht hat.

Ich habe nun einige Bücher über Bücher gelesen, und die meisten sind, einfach mal salopp gesagt, nur grottenschlecht. Bin wirklich enttäuscht. Ein schlechter Mix zwischen Vision und Wirklichkeit ... Sehr künstlich, wenig authentisch ...

Das Buch erhält von mir fünf von zehn Punkten ...

Telefonat mit Anne: 
Sehr abweichend war Annes Leseerfahrung von meiner nicht sonderlich. Sie war nur geduldiger als ich, indem sie den Ablauf bis zum Ende mitverfolgen konnte.

Und hier geht es mit Mausklick zu Annes Buchbesprechung
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Alleinsein hat nichts damit zu tun, wie viele Menschen um dich herum sind.
(J.R. Moehringer)

Gelesene Bücher 2015: 21
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 3. Mai 2015

Lilly Lindner / Da vorne wartet die Zeit (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Das Buch habe ich am Mittwochabend ausgelesen.

Ich bin nun von Lindners Büchern mehr als gesättigt. Habe zwei gelesen und habe beschlossen, mir keine Bücher von der Autorin mehr zu kaufen, obwohl ich sie sehr empfehlen kann.

Das Buch Bevor ich falle hatte mir sehr gut gefallen. Das vorliegende Buch ist auch recht sprachgewandt und fantasievoll, nur die Themen ähneln sich sehr. Oftmals geht es um Personen, die psychisch recht labil sind und davon erlebe ich schon in meinem beruflichen Alltag mehr als genug.

Das vorliegende Buch ist wirklich Geschmackssache, wenn in fast jedem Kapitel irgendeine Figur stirbt. Natürlich, der Tod gehört zum Leben. Aber muss ich denn wissen, wie das Leben eines jeden Menschen endet? 

Aber das Buch besitzt sehr viel Weisheit, Wärme, sehr viel Intelligenz, manchmal auch Witz und Ironie, gepaart mit einer großen Portion Gespür, was die Beschreibung fremder Lebensverhältnisse anderer Menschen betrifft. Man merkt allerdings auch, dass die Autorin sich sehr gut in ihrer Materie auskennt, als habe sie das alles selbst erlebt … Die Geschichten sind alle psychologisch fundiert …

Ich habe mir nun ein Kapitel ausgesucht, das mir besonders gut gefallen hat, und ich nun über dieses schreiben werde.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Die Menschen in der Stadt am Waldrand. Sie leben miteinander, sie leben nebeneinander her, sie sind allein, sie sterben - und doch hängen sie und ihre Schicksale alle zusammen: Der Kriminalpolizist, der einer grausamen Entführungsserie auf der Spur ist, das Mädchen aus gutem Hause mit dem unsagbaren Geheimnis, der weise Forscher der Zeit und die Mutter, die ihre kleine Tochter verliert. Sie alle leben in der Stadt am Waldrand, und sie alle sind mit dem Tod konfrontiert. Und mit der Zeit, die sich in der Unendlichkeit verliert.
Besonders hat mir eine Geschichte gefallen, in der es um eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Menschen geht. Größer kann der Altersunterschied zwischen diesen beiden Menschen allerdings nicht sein.

Ana Davis ist fünfzehn Jahre alt. Als sie den fünfzigjährigen Wissenschaftler kennengelernt hat, ist sie gerade mal sechs Jahre alt gewesen. Sie sind beide Nachbarn, lernten sich über den Gartenzaun kennen und als sie sich beschnuppert hatten, wurden sie recht schnell Freunde. Der Altersunterschied ist, wie schon gesagt, recht groß, und doch haben sich die beiden nicht die Mühe gemacht, die Jahre, die zwischen ihnen liegen, auszurechnen.
Sie haben immer nur das gesehen, was sie verband.Die Frau des Wissenschaftlers hingegen fand die Freundschaft der beiden von Anfang an seltsam. Sie hatte keine Kinder, und sie wusste auch nicht, wie man mit einem Kind umgeht. Sie wollte lieber, dass Ana auf ihrer Seite vom Gartenzaun spielt. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Ana und ihr Mann manchmal stundenlang zusammen auf der Wiese im Garten saßen und einen Vogel dabei betrachteten, wie er auf einem Ast herumspazierte. Aber der Wissenschaftler und Ana hatten einander ins Herz geschlossen, und so konnte die Frau des Wissenschaftlers gar nicht anders, als zu akzeptieren, dass Ana von nun an regelmäßig mit ihrem Mann die Zeit betrachten würde. 
Tatsächlich geht es hier um eine recht besondere freundschaftliche Beziehung, die in unserer Gesellschaft wenig toleriert wird, weil man gleich auf schmutzige Gedanken kommt. Doch auch diese Beziehung hat ihre Zeit, die irgendwann vorübergehen wird … Das stimmte Ana allerdings recht traurig … 
… weil sie  nicht verstehen konnte, warum sie in einer Welt voller Misstrauen und Unsicherheiten aufwachsen musste. Sie hätte gerne das Glück der unvoreingenommenen Freiheit in den Augen ihrer Mitmenschen glitzern gesehen. Sie hätte gerne gewusst, dass alle wissen, dass man nichts und niemanden besitzen kann. Dass man Liebe schenkt und nicht einfordert. Dass man sie lieber auf Händen trägt und nicht hinter sich her schleift. Dass man Liebe achtet: und nicht liebt, um Beachtung zu erhalten.Und dass es unendlich viele Formen der Liebe gibt; genauso wie die endlosen Formen der Lieblosigkeit. Aber von der aufrichtigen Liebe wusste Ana, dass sie unschuldig ist und rechtschaffen - sie äußert sich nicht körperlich, nicht lustvoll, nicht begierig, nicht einschränkend. Sie berührt ein Herz, ohne es zu besitzen. Sie berührt einen Menschen, ohne Besitz von ihm zu ergreifen.Sie aber bereichert die Zeit. 
Die meisten Menschen kennen nur die eine Form von Liebe, die sexuelle und die familiäre Liebe, so auch die Frau des Wissenschaftlers, die, weil sie keine andere Form der Liebe kennt, auf ein Kind eifersüchtig werden muss:
Die Frau des Wissenschaftlers hingegen kannte damals wie heute nur eine einzige Form der Liebe. Und diese Liebe hat keinen besonderen Namen, denn es ist die, die man mit einem Ehevertrag in Anwesenheit von Zeugen besiegelt. Es ist die Art von Liebe, die man garantiert bekommen muss, um an sie zu glauben.Und weil das alles ist, was die Frau des Wissenschaftlers kennt und kennen möchte, weil das alles ist, womit sie umgehen kann, ohne aus sich herauszugehen, kann sie nicht verstehen, dass die Zuneigung, die ihr Mann für das junge Mädchen empfindet, keine Bedrohung für sie ist. 
In ihrem jugendlichen Alter von fünfzehn Jahren spürt Ana so langsam, wie die Freundschaft zwischen ihr und dem Wissenschaftler von der Frau immer mehr in die Enge getrieben wird.
Die Erzählerin dieser Geschichte verurteilt die Frau aber nicht, sie versucht stattdessen, sie zu verstehen:
Denn eigentlich kann die Frau des Wissenschaftlers gar nichts dafür. Sie ist einfach nur so, wie sie ist. Und sie ist in einer kalten und lieblosen Familie aufgewachsen, ohne jemals Zuneigung erfahren zu haben. Außerdem ist sie in eine Zeit hineingeboren, in der Frauen um alles wetteifern - die kleinen Mädchen streiten sich darum, wer die schönste Mutter hat, die großen Mädchen streiten sich über die Farbenpracht ihrer Haarspangen und um die Länge ihrer Kleider, die jungen Frauen streiten sich um die erfolgreichsten Männer und um die erfolgversprechendsten Schönheitsoperationen, und die alten Frauen streiten sich mit sich selbst und übertragen die überschüssigen Differenzen auf die jüngeren Frauen um sich herum. 
Ein bisschen arg überspitzt, aber den Kern trifft es allemal. Die wenigsten Menschen wissen tatsächlich, was Freundschaft ist. Und da, wo sie besteht, wird sie kritisch hinterfragt.
Es gibt keinen Raum, der Freundschaft begrenzt. Es gibt keine Zeit, die Freundschaft berechnet. Und es gibt kein Gesetz, das besagt, dass man nur einen einzigen Menschen lieben darf.  
Die Geschichte endet sehr traurig, ohne alles verraten zu haben:
Ana Davis und der Wissenschaftler der Zeit.
Sie hatten beide ein langes, langes Leben.
Aber nicht nur der Tod trennt unsere Wege.
Manchmal sind es auch einfach die Menschen.
Die zwischen uns stehen.  
Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Alleinsein hat nichts damit zu tun, wie viele Menschen um dich herum sind.
(J.R. Moehringer)

Gelesene Bücher 2015: 20
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Freitag, 1. Mai 2015

Robin Sloan / Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra

Lesen mit Anne ...

Und wieder ist ein Monat vergangen. Und wieder lesen Anne und ich zum Monatsbeginn gemeinsam ein Buch. Diesmal ist Anne dran, das Buch aus unserer gemeinsen SuB-Liste auszusuchen. Annes Favoriten sind Bücher über Bücher, weshalb die Wahl auf das vorliegende Buch gefallen ist ...
Die gemeinsame SuB-Liste ist am Ende dieses Postings durch Mausklick zu entnehmen.

Klappentext
Als Clay Jannon seinen Job als Webdesigner verliert, meldet er sich auf eine Stellenanzeige hin bei Mr. Penumbra, der in San Francisco eine alte, verstaubte Buchhandlung betreibt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay übernimmt die Nachtschicht, und bald ist ihm klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt: Die Kunden kaufen nichts, sondern leihen die Bücher nur aus, drei Stockwerke hohe Regale beherbergen riesige Folianten, die keine Texte beinhalten, sondern nur ellenlange Reihen aus Buchstaben. Nach und nach findet Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine Kunden einem uralten Geheimnis auf der Spur sind. Mit der Unterstützung seiner Freundin Kat und seines ältesten Kumpels Neel, sowie der Weisheit von Mr. Penumbra, macht sich Clay daran, dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das bis in die Anfangszeiten des Buchdrucks zurückreicht-
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra ist ein spannendes literarisches Rätsel und ein inspirierendes und philosophisches Buch voller einzigartiger Charaktere und visionärer Ideen.

Autorenporträt
Robin Sloan wurde 1979 in der Nähe von Detroit geboren und hat an der Michigan State University Wirtschaftswissenschaften studiert. Er hat für Twitter und verschiedene andere Onlineplattformen gearbeitet und schreibt gerade an einem neuen Roman. Er lebt in San Francisco.
Der Autor ist mir unbekannt ...

Annes und Mirellas gemeinsame SuB-Liste