Montag, 30. November 2015

Jules Verne / Eine Reise um die Erde in 80 Tagen (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich durch. Ein Abenteuerbuch, das war es. Ich habe es gerne gelesen, allerdings fällt mir nichts dazu ein, was ich schreiben könnte. Jules Verne gehört für mich zu den AutorInnen, deren Bücher ich zwar gerne lese, aber ohne das Verlangen, großartig darüber schreiben zu müssen.
Vernes Werke lesen sich anders als die übrigen Klassiker. Ein wenig abstrus, auch weil die Bücher zu dem Genre Fiction zählen. Ich musste mich an den Erzählstil etwas gewöhnen. Ehrlich gesagt, ist es mir zu absurd, die Welt in nur 80 Tagen, so ganz ohne Flieger, zu bereisen.

Mal schauen, was mir so einfallen wird.

Doch zuerst gebe ich zur Erinnerung erneut den Klappentext rein:
Der reiche englische Gentleman Phileas Fogg wettet mit anderen Mitgliedern des Reform Club in London um 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen werde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Aufgrund der überstürzten Abreise mit seinem französischen Diener Jean Passepartout gerät er in den Verdacht, der Bankräuber zu sein, der gerade 55.000 Pfund Sterling erbeutet hatte. Der übereifrige Detektiv Mister Fix heftet sich an seine Fersen und auf der Reise um die Erde gilt es für Fogg und seinen Diener, zahlreiche Abenteuer und Gefahren zu meistern. 
Dass der Protagonist Philea Fogg kein Bandit ist, war mir so ziemlich schnell klar. Vor allem machte ich das an der oberflächlichen Betrachtung des Detektivs Fix fest. Ohne stichhaltige Beweise reiste er Fogg nach und forderte schon im Ausland einen Haftbefehl.

Fogg ist ein akkurat lebender Mensch, der in allem, was er tut, mathematisch tätigt, sogar in den banalsten Aktivitäten wie z. B. das Gehen, indem seine Schritte genaustens abgezählt sind. Fogg wird von seinem Diener namens Passepartout als eine menschliche Maschine bezeichnet. Passepartout freute sich sehr, als er den Job bekam, diese Maschine bedienen zu dürfen

Und dementsprechend genau stellte Fogg seine Berechnungen für die Weltreise auf. Sie begaben sich, Fogg und sein Diener, von jetzt auf gleich, nachdem der Reiseplan erfolgt ist, auf den Weg. Nicht einmal die Koffer wurden gepackt. Kleider sollten vor Ort gekauft werden. Ein Reisesack mit zwei Hemden aus Wolle, da es Dezember war, mehr befand sich nicht im Handgepäck.

Der noch dazu introvertierte Fogg verhält sich zwar von seinen Gefühlen her sehr reserviert und kühl, doch hat er das Herz am rechten Fleck. Er begegnete zwei Bettlerinnen, eine Mutter mit Kind. Fogg gab ihnen mit folgenden Worten Geld:
Hier nehmen Sie, brave Frau, es ist mir lieb, dass ich Sie getroffen habe.
Eine gute Tat vollbringt Fogg über seine gesamte Reise hindurch …, weshalb er mir äußerst sympathisch ist.

In London rätselten die Herren, woran man einen Dieb erkennen könne, da Fogg keinesfalls wie ein Dieb ausschauen würde. Ich musste so schmunzeln, als die Bemerkung fiel, dass die großen Diebe den ehrlichen Menschen recht ähnlich sehen würden …

Foggs Exkursionen fallen recht teuer aus, sodass er sich am Ende der Reise fast wie ein armer Mann fühlte, wäre da nicht die große Liebe, der er im Ausland durch die Rettung der Maharani, begegnet ist und begreift diese als seinen neuen Reichtum, nachdem sich die beiden in London vermählten.

Was mir gar nicht gefallen hat, ist, dass der Autor die Indianer, die in dieser Geschichte die Weißen überfallen haben, als die Bösen dargestellt hat. In Wirklichkeit sind es die Weißen gewesen, die die Indianer überfallen haben, und ihnen die Lebensräume raubten. Eine bewusste oder unbewusste rassistische Verwechslung, wie die Weißen es schaffen, die Rollen von Gut und Böse zu vertauschen.

Das Buch erhält von mir neun von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 66
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Montag, 23. November 2015

Jules Verne / Reise um die Erde in 80 Tagen


Klappentext
Der reiche englische Gentleman Phileas Fogg wettet mit anderen Mitgliedern des Reform Club in London um 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen werde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen.Aufgrund der überstürzten Abreise mit seinem französischen Diener Jean Passepartout gerät er in den Verdacht, der Bankräuber zu sein, der gerade 55.000 Pfund Sterling erbeutet hatte. Der übereifrige Detektiv Mister Fix heftet sich an seine Fersen und auf der Reise um die Erde gilt es für Fogg und seinem Diener zahlreiche Abenteuer und Gefahren zu meistern.

Autorenporträt
Jules Verne (1828 bis 1905) war ein begeisterter Beobachter der Dinge, die sich um ihn herum ereigneten. Er lebte in einer Zeit, in der sich die Welt rasant veränderte. Auf allen Wissensgebieten, Physik, Chemie, Mechanik wurden neue Entdeckungen und Erfindungen gemacht. Jules Verne ließ sich von der Stimmung des Umbruchs und des Fortschritts mitreißen. Nichts schien den Menschen damals unmöglich! Genau das regte den Schriftsteller zu seinen weltberühmten Abenteuerromanen an. Er gilt heute noch als einer der "Erfinder" der Science-Fiction.

Von dem Autor habe ich Reise zum Mittelpunkt der Erde gelesen.  Das Buch hatte mir recht gut gefallen. Ich glaube, dass das vorliegende Buch mir auch zusagen wird. Ich lese mit Interesse und Spannung weiter.



Sonntag, 22. November 2015

Dick & Felix Francis / Schikanen (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dies ist einer der besten Krimis, den ich bisher gelesen habe. Wobei ich ja keine klassische Krimileserin bin. Ich habe also nicht so viel Ahnung davon. Denn ich glaube, für einen richtigen Krimileser ist dieser hier nicht wirklich glaubwürdig, denn auch mich stimmte er ein wenig kritisch. Da wird jemand des Mordes beschuldigt, ohne dass tatsächlich ausreichende Beweise dafür vorliegen, während die wahren Täter frei herumlaufen und weiter ihr Unwesen treiben. Dies erklärt vielleicht auch, weshalb die Juristerei in England hier im Buch äußerst kritisch betrachtet wird. Sie halten einen unschuldigen Menschen namens Steve Mitchell fest, weil der Mord zu einem anderen Menschen mit den Instrumenten begangen wurde, die Mitchell gehörten … Wie dumm kann ein Mörder sein, der seine Spuren am Tatort nicht verwischt? Dies stimmte mich gleich zu Beginn des Buches kritisch, denn Mitchell wirkte auf mich alles andere als dumm und so wusste ich sofort, dass er unmöglich der Mörder sein konnte. Doch das Gericht sah das anders, da Mitchell und der Ermordete zu Lebzeiten noch dazu Erzfeinde waren. Aber auch das beweist noch lange keinen Mord ...

Aber trotzdem hat mir der Krimi gefallen und er bekommt von mir gleich vorneweg zehn von zehn Punkten. Er war bis zum Schluss spannend und der Erzählstil wirkte auf mich recht authentisch.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Geoffrey Mason ist erleichtert, als sein Mandant – ein brutaler Schläger – hinter Gitter kommt. Doch Freiheit und Strafe liegen nur einen Richterspruch voneinander entfernt: Als das Gericht das Urteil revidiert, wird das Verhältnis zwischen Anwalt und Klient zum Albtraum ... »Schuldig«, befinden die Geschworenen. Und das Gericht folgt dem Urteil der Jury. Selbst der Verteidiger, Geoffrey Mason, hat dem nichts hinzuzufügen. Insgeheim findet er sogar, dass die acht Jahre Gefängnisstrafe zu wenig sind, denn der jugendliche Schläger hat eine ganze Familie auf dem Gewissen. Es ärgert ihn, dass er die Verteidigung dieses Jungen überhaupt übernommen hat. Und noch etwas ärgert ihn: Wegen dieses Prozesses am Old Bailey verpasst er das Amateurrennen in Cheltenham. Bei dem er gute Chancen gehabt hätte, zu siegen. Auf dem Turf vergisst Anwalt Mason jeweils alles, was mit Strafrecht zu tun hat. Umso mehr erschrickt er, als gerade dort, wo er Zerstreuung sucht, ein Verbrechen geschieht – und er noch dazu selbst bedroht wird.
Da man aus Krimis nicht so viel verraten darf, halte ich mich kurz. Wie aus dem Klappentext hervorgeht, wird der junge Anwalt Geoffrey Mason von dem wahren Mörder namens Julian Trent bedroht, der wiederum Komplizen haben musste …
Auf mich wirkten die vielen Verbrechen wie eine organisierte Kriminalität …
Julian Trent und seine Freunde und Verwandten zerstörten Menschenleben auf Schritt und Tritt, indem sie anständigen Leuten Gewalt antaten und sie dazu brachten, Dinge zu tun, die sie normalerweise nie tun würden; sie beugen das Recht, wie es ihnen passte, und alle anderen konnten sehen, wo sie blieben-auch ich.  
Mason bekam immer wieder Anrufe von Anonymus mit folgendem Wortlaut:
BRAVER KLEINER ANWALT,
ICH BEOBACHTE SIE AM MITTWOCH IN OXFORD. HOLEN SIE MITCHELL NICHT GEGEN KAUTION RAUS. SCHÖN DEN FALL VERLIEREN, SONST WIRD JEMAND VERLETZT.
Mason spürte am eigenen Leib recht schnell, dass Julian Trent und Co seine Drohungen sehr wohl wahr zu machen wussten ...

Mehr verrate ich nicht.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 65
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Mittwoch, 18. November 2015

Dick & Felix Francis / Schikanen

Klappentext
Geoffrey Mason ist erleichtert, als sein Mandant – ein brutaler Schläger – hinter Gitter kommt. Doch Freiheit und Strafe liegen nur einen Richterspruch voneinander entfernt: Als das Gericht das Urteil revidiert, wird das Verhältnis zwischen Anwalt und Klient zum Alptraum...»Schuldig«, befinden die Geschworenen. Und das Gericht folgt dem Urteil der Jury. Selbst der Verteidiger, Geoffrey Mason, hat dem nichts hinzuzufügen. Insgeheim findet er sogar, dass die acht Jahre Gefängnisstrafe zu wenig sind, denn der jugendliche Schläger hat eine ganze Familie auf dem Gewissen. Es ärgert ihn, dass er die Verteidigung dieses Jungen überhaupt übernommen hat. Und noch etwas ärgert ihn: Wegen dieses Prozesses am Old Bailey verpasst er das Amateurrennen in Cheltenham. Bei dem er gute Chancen gehabt hätte, zu siegen. Auf dem Turf vergisst Anwalt Mason jeweils alles, was mit Strafrecht zu tun hat. Umso mehr erschrickt er, als gerade dort, wo er Zerstreuung sucht, ein Verbrechen geschieht – und er noch dazu selbst bedroht wird.

Autorenporträt

Hier hat man es mit zwei Autoren zu tun. Vater und Sohn haben gemeinsam an diesem Buch geschrieben.
Dick Francis, geboren 1920, war viele Jahre Englands erfolgreichster Jockey, bis ein mysteriöser Sturz 1956 seine Karriere beendete. Fast 50 Jahre lang schrieb er Thriller, die das Pferderenn- und Wettmilieu als Hintergrund haben. Seine 42 Romane wurden alle Bestseller. Dick Francis starb 2010. 
Felix Francis, geboren 1953 als jüngerer Sohn des Bestsellerautors und Ex-Jockeys Dick Francis. Er firmierte bei vier Büchern als Co-Autor seines Vaters und leistete die Recherchearbeit für viele weitere. ...
Von Felix Francis habe ich Glücksspiel gelesen. Und das hiesige Buch erinnert mich stark daran. Einige Ähnlichkeiten findet man darin.

Das vorliegende Buch gefällt mir allerdings deutlich besser. Ist es dem Vater zu verdanken, der die Regie führte? Mal schauen, wie sich der Lesestoff noch weiter entfalten wird.





Montag, 16. November 2015

Alex Capus / Fast ein bißchen Frühling (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 
Gleich vorneweg gesagt; das Buch hat mir nicht besonders gut gefallen. Ich konnte mich schwer auf den Inhalt konzentrieren, nicht, weil der Inhalt so furchtbar kompliziert war, nein, das eher nicht. Es muss an etwas Anderem gelegen haben. Die Art, wie der Autor das Thema aufgearbeitet hat, schien mir nicht zugesagt zu haben.

Ein wenig verwirrend fand ich den Icherzähler, der nach jedem Kapitel in eine andere Haut geschlüpft ist, um vielleicht die verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Figuren besser aufzugreifen. Trotzdem fand ich das recht gewöhnungsbedürftig, da es nicht immer klar war, aus welcher Perspektive erzählt wurde.

Zuerst gebe ich zur Erinnerung erneut den Klappentext rein:
Zwei arbeitslose junge Burschen wollen 1933 aus Nazideutschland fliehen. Um sich das Reisegeld zu beschaffen, überfallen sie eine Bank, wobei sie versehentlich den Filialleiter erschießen. Auf der Flucht in den Süden kommen sie nicht weit: In Basel verliebt sich der eine in eine Schallplattenverkäuferin. Tag für Tag kauft er eine Tango-Platte, bis das Geld aufgebraucht ist und der nächste Banküberfall nötig wird. Abend für Abend gehen die drei am Rhein spazieren. Mit von der Partie ist eine junge Sportartikelverkäuferin, die dreißig Jahre später die Großmutter des Erzählers sein wird und die sich entscheiden muss zwischen einem Bankräuber und ihrem Verlobten. Alex Capus hat diese authentische Geschichte um Freundschaft und Treue, Liebe und Verrat akribisch recherchiert, in Polizei- und Zeitungsarchiven, in Gesprächen mit Überlebenden, auf langen Wanderungen an den Orten des Geschehens. Entstanden ist ein Roman wie ein Tango: leicht und schwermütig, frisch und elegant und voller Trauer um verpasste Möglichkeiten und zerronnenes Glück.

Tja, diese beiden deutschen Bankräuber, Velte und Sandweg, die die Absicht hegten, sich gegen das Schlechte in der Welt zu stellen, vor allem dem Nationalsozialismus versuchten sie zu entfliehen. Dabei haben die Bankräuber recht viele unschuldige Menschen ermordet. Eine sehr blutrünstige Geschichte, die noch dazu nach einer wahren Begebenheit beruht.

Sich gegen das sog. Böse in der Welt zu stellen und dabei selbst das Böse produzieren, das ging mir einfach nicht in den Kopf …

Was die Zeitungen über diese beiden deutschen Täter schreiben, nachdem sie, tot oder lebendig, ich will´s nicht verraten, gefasst wurden. Ein Bespiel aus dem Baseler Blatt: 
Das Intelligenzblatt der Stadt Basel wunderte sich über die Tatsache, dass Sandweg und Velte sich gegen die bestehende Gesellschaftsordnung auflehnten, obwohl sie dazu gar keinen Grund gehabt hätten, denn ihre Väter waren vermögende und äußerst beliebte Unternehmer.
Darum ging es ja eigentlich nicht ...
Im Übrigen weist das Drama darauf hin, dass ausländische Elemente mit einem höheren Prozentsatz an Verbrechen beteiligt sind. Wenn dem wirklich so ist, erscheint die Flüchtlingsfrage in einem anderen Licht. Es darf nicht sein, dass das Asylrecht die Sicherheit des Landes gefährdet. Ansonsten besteht die Gefahr, dass im Volk eine psychosehafte Ausländerhetze entsteht. 
Das ist die typische journalistische Denkweise, wenn ein Verbrechen in einem Land von Ausländern verübt wird. Die Ausländer waren hier Velte und Sandweg.

Und nun von einer anderen Seite betrachtet:
Gewiss haben Velte und Sandweg den Kampf gegen die Gesellschaft auf eine ganz falsche, ganz unvernünftige Weise geführt, aber kann eine Welt ohne alle Vernunft Vernunft von den Menschen verlangen? Jugendgenossinnen und Jugendgenossen! Wir wollen Waldemar Velte und Kurt Sandweg in warmem und verstehendem Andenken behalten. Kämpfen wir mit neuemErnst gegen diese Gesellschaft, die wertvolle Menschen auf einen irrsinnigen Weg treibt!
Der letzte Satz hat mir besonders gut gefallen. Wie reagieren manche Menschen auf politisches Grauen? In diesem Fall sind sie selbst Opfer, Opfer einer nationalsozialistischen Gesellschaft.

Dazu ein letztes Zitat, das meinen Gedanken dazu bestätigt:
Für mich sind die beiden auch Opfer der Gesellschaft, und zwar der spezifisch deutschen gesellschaftlichen Verhältnisse. Opfer jener furchtbaren militärischen Erziehung, die den Krieg zum Kult macht, die jedem die Aufgabe stellt, von seinen Mitmenschen so viele wie möglich zu erledigen. Hätten Sandweg und Velte in Deutschland Sozialdemokraten erschossen oder erledigt, anstatt Bankangestellte in Stuttgart oder Basel zu erschießen, sie wären umstrahlt von der Gloriole des Dritten Reiches, sie hätten die Anerkennung der Hitler, Göring und Co.
Auch diese Ansicht ist mir fremd. Weshalb hätten Velte und Sandweg sonst Sozialdemokraten ermordet?
Weil sie das nicht taten, sind sie auch nicht durch ihren Tod > Menschen von Format<; voll innerster Güte und Vornehmheit, die die sozialistische Jugend >in warmem und verstehendem Andenken bewahren< kann. 
Diese letzten Zitate, die ich der Länge wegen abgekürzt habe, von denen es im Buch aber noch weitere zu lesen gibt, machen mir das Ganze ein wenig verständlicher. Aber nur ein wenig, denn mir tun die vielen unschuldigen Opfer trotzdem noch leid. Velte und Sandweg hätten im eigenen Land ein paar Nazis erschießen sollen, anstelle der unbeteiligten Leute wie die Bankangestellten in der Schweiz ...

... auch wenn mir bewusst ist, dass es schwer ist, ein gesundes Leben in einer schwer 
gestörten Welt zu führen.

Das Buch erhält von mir sieben von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 64
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
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Donnerstag, 12. November 2015

Alex Capus / Fast ein bißchen Frühling

Klappentext
Zwei arbeitslose junge Burschen wollen 1933 aus Nazideutschland fliehen. Um sich das Reisegeld zu beschaffen, überfallen sie eine Bank, wobei sie versehentlich den Filialleiter erschießen. Auf der Flucht in den Süden kommen sie nicht weit: In Basel verliebt sich der eine in eine Schallplattenverkäuferin. Tag für Tag kauft er eine Tango-Platte, bis das Geld aufgebraucht ist und der nächste Banküberfall nötig wird. Abend für Abend gehen die drei am Rhein spazieren. Mit von der Partie ist eine junge Sportartikelverkäuferin, die dreißig Jahre später die Großmutter des Erzählers sein wird und die sich entscheiden muß zwischen einem Bankräuber und ihrem Verlobten. Alex Capus hat diese authentische Geschichte um Freundschaft und Treue, Liebe und Verrat akribisch recherchiert ? in Polizei- und Zeitungsarchiven, in Gesprächen mit Überlebenden, auf langen Wanderungen an den Orten des Geschehens. Entstanden ist ein Roman wie ein Tango: leicht und schwermütig, frisch und elegant und voller Trauer um verpaßte Möglichkeiten und zerronnenes Glück.


Autorenporträt
Alex Capus, geboren 1961 in Frankreich, studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie in Basel und arbeitete während und nach seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Tageszeitungen und bei der Schweizer Depeschenagentur. 1994 veröffentlichte Alex Capus seinen ersten Erzählband, dem seitdem neun weitere Bücher mit Kurzgeschichten, historischen Reportagen und Romanen folgten. Capus verbindet sorgfältig recherchierte Fakten mit fiktiven Erzählebenen, in denen er die persönlichen Schicksale seiner Protagonisten einfühlsam beschreibt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt; für seine schriftstellerische Arbeit erhielt er zahlreiche Preise. Daneben hat Capus auch als kongenialer Übersetzer von Romanen des US-amerikanischen Autors John Fante gewirkt. Alex Capus lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Olten/Schweiz.
Das erste Buch, das ich von dem Autor lese.




Mittwoch, 11. November 2015

Tessa de Loo / Die Zwillinge (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

In dem Buch liegen wieder jede Menge Zettelchen, obwohl ich mir vorgenommen habe, meine Buchbesprechungen wegen des großen Zeitaufwandes nicht mehr mit so vielen Zitaten zu bestücken. Wenn es passt, wollte ich mich nur noch auf ein paar wenige Szenen aus den jeweiligen Büchern beschränken, und über diese schreiben. Mit dem vorliegenden Buch geht das allerdings nicht, weil die Thematik viel zu komplex ist. Habe mir trotzdem eine Szene gemerkt, die ich hier vielleicht festhalten werde.

Die ersten hundert Seiten waren mir sehr befremdlich, bis ich mich an den Stil gewöhnen konnte, doch bevor ich anfange darüber zu schreiben, möchte ich zur Erinnerung erneut den Klappentext reingeben:
Nach über vierzig Jahren treffen sich die Zwillingsschwestern Anna und Lotte im belgischen Kurort Spa. Nach dem Tod der Eltern und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren sie auseinandergerissen worden. Und während die eine zu Verwandten nach Deutschland kommt, wächst die andere in den Niederlanden auf. Jetzt erst gelingt ihnen eine Annäherung.
Die beiden zweieiigen Zwillingsschwestern Lotte und Anna begegnen sich durch Zufall nach so vielen Jahrzehnten wieder in der Kur. Lotte wirkte unnatürlich kühl Anna gegenüber. Anna dagegen war gleich Feuer und Flamme, als sie Lotte wieder sah. Lotte konnte mit so viel Temperament und Nähe ihrer Schwester allerdings schlecht umgehen ... Lotte war mir unsympathisch und zum Ende hin war mir auch Anna unsympathisch.

Kurz gesagt, mich hat das ganze Buch nicht wirklich überzeugt. Lotte stellt Anna als die Stellvertreterin der deutschen Nation des Nationalsozialismus hin. Und Anna bezeichnet in der Vergangenheitsbewältigung die Russen als grausam und gibt sich blauäugig den Nazis gegenüber und Lotte ist ganz aus dem Schneider, indem sie sich als Niederländerin sieht, die nichts mit den Nazis zu tun haben wollte. Sie weist alles Deutsche von sich. Von der Annäherung der beiden Zwillingsschwestern, wie sie im Klappentext beschrieben steht, konnte ich bis zum Schluss nichts spüren. Der Schluss erwies sich mir auch merkwürdig künstlich.

Mich hat genervt, dass Lotte in der Konversation mit Anne immer als ihr habt … vorgeworfen hat. Als hätte Anna so viel Macht gehabt, den Nationalsozialismus zu verhindern ...  Lotte schmeißt alle Deutschen zusammen mit Hitler in einen Topf. Als würde Anna zusammen mit den Nazis die ganzen Juden umgebracht haben.  Anna hatte diese Macht nicht und sie war wie jeder andere auch Opfer dieser Zeit. In einem Krieg, so meine Sicht, gibt es keine Gewinner … Anna stand unter einem permanenten Rechtfertigungsdruck, obwohl Lotte keine Rechtfertigungen hören wollte. Anna war so mit dem Überleben beschäftigt, dass sie nicht einmal gemerkt hat, dass die Juden aus ihrem Land verschwunden sind. Diese nicht wissenden, ahnungslosen Deutschen gab es wirklich, aber es gab auch andere aus der Bevölkerung, die jeden Juden, der noch nicht gefasst wurde, der SS denunziert hatte. Davon spricht Anna aber nicht.

Es ist schwierig, in einem totalitären Staat, ohne sich Schuld aufzuladen, zu leben.

Anna hatte kein einfaches Schicksal. Nach dem Tod der Eltern kam sie zu deutschen Verwandten, die sie als deren Arbeitskraft in der Landwirtschaft missbrauchten. Den Kinderschuhen entwachsen, hatte Anna es allerdings geschafft, sich von den Angehörigen zu lösen und strebte auf ein eigenes Leben zu, das sich allerdings auch nicht als einfach erwies, da sie über viele Jahre in einem fremden Haus als Dienstmädchen fungierte. Nach dem "Heldentod" ihres Mannes ging sie ins Lazarett, um verwundeten Soldaten zu helfen. So viel Leid auf ein paar Quadratmetern hatte sie zuvor nicht gesehen und sie betrachtete die deutschen Soldaten, darunter auch SS-Männer, als die großen Opfer.

Dass Anna die Russen allerdings als grausam bezeichnet hat, konnte ich nicht verstehen. Die Russen waren grausam, das ist wohl wahr, allerdings waren sie grausam, weil Hitler grausam zu ihnen war und viele Russen von den SS-Männern kaltblütig niedergemacht wurden. Ganze Familien, Frauen und Kinder. Die Russen haben sich später gerächt, leider an den Falschen.

Auch für die Amerikaner zeigte Anna keinerlei Sympathie …

Lotte hatte es einfacher. Mit den Verwandten in den Niederlanden fand sie neue Eltern, von denen sie geliebt wurde und sie sich im Laufe ihres Lebens eine neue Identität hat aufbauen können ...

Und nun zu meiner Szene, die mich beschäftigt hat:

Anna ist zu Fuß unterwegs und hat einen  kleinen Koffer bei sich, der mit Getreide gefüllt ist. Eine wohl seltene Ware. Wie Anna an das Getreide gekommen ist, das habe ich wieder vergessen. Anna malte sich schon im Kopf das leckere Brot aus, das sie zu backen beabsichtigte. Ein Fahrradfahrer mit Anhänger fuhr ihr entgegen und bot Anna seine Hilfe an, den Koffer, der sich wohl recht schwer angefühlt haben muss, in seinen Anhänger zu legen, damit sie nicht so schwer zu tragen habe. Anna nahm die Hilfe an. Sie lief neben dem Radfahrer, der sich Annas Fußmarsch angepasst hatte. Doch ein paar Minuten später beschleunigte er sein Tempo allmählich immer mehr, bis er mit dem Koffer davonradelte.

Eine Vermischung von Gut und Böse. Eine Vermischung von Opfer und Täter.

Ansonsten  hat mich dieses Buch nicht wirklich gefesselt und mich auch nicht überzeugt und ich vergebe sechs von zehn Punkten.


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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 63
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Mittwoch, 4. November 2015

Tessa de Loo / Die Zwillinge


Klappentext
Nach über vierzig Jahren treffen sich die Zwillingsschwestern Anna und Lotte im belgischen Kurort Spa. Nach dem Tod der Eltern und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren sie auseinandergerissen worden. Und während die eine zu Verwandten nach Deutschland kommt, wächst die andere in den Niederlanden auf. Jetzt erst gelingt Ihnen eine Annäherung.



Autorenporträt
Tessa de Loo, eigentlich Johanna Tineke Duyvené de Wit, (* 15. Oktober 1946 in Bussum, Niederlande), ist eine niederländische Schriftstellerin.
Nach einer mehrjährigen Tätigkeit als Lehrerin veröffentlichte Tessa de Loo 1983 ihren ersten Band mit Erzählungen, Die Mädchen von der Süßwarenfabrik. Ihr Roman Die Zwillinge wurde 1994 mit dem Von-der-Gablentz-Preis und dem Publieksprijs ausgezeichnet und 2002 verfilmt unter der Regie von Ben Sombogaart mit Thekla Reuten, Ellen Vogel, Nadja Uhl und Gudrun Okras in den Hauptrollen.
Tessa de Loo lebt in Portugal.(Quellennachweis Wikipedia)
Das Buch ist schon sehr, sehr alt. Über zwanzig Jahre und man kann es nur noch antiquarisch erwerben. Es ist 1993 beim Bertelsmann Verlag in der 3. Auflage erschienen. Den obigen Band habe ich kürzlich beim Bücher-Oxfam erworben.

Ein paar Seiten habe ich schon gelesen und es klingt recht interessant.




Dienstag, 3. November 2015

Daniel Pennac / Wie ein Roman (1)

Lesen mit Anne


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wie schon gesagt, das Buch hat mich nicht besonders angesprochen  und werde auch nicht viel dazu schreiben. Und Anne hat es auch nicht gefallen. Sie hat das Buch nach siebzig Seiten abgebrochen.

Das Buch war mir ein wenig zu belehrend, zu wegweisend, vielleicht, weil ich selber aus der Pädagogik komme, und mir die Theorien nicht unbekannt sind. Mir war das Buch definitiv zu trocken. Habe nicht viel Neues erfahren …

Ich wusste nicht, zu welchem Genre das Buch einzustufen ist. Durch die hohen pädagogischen Anforderungen war es für mich erst als ein Erziehungsratgeber auf dem Gebiet der Literatur zu verstehen, und am Ende war es für mich auch ein Plädoyer vor allem für alle Deutschlehrer, Eltern, für Literaturwissenschaftler, aber auch für die Leser selbst.

Denn, das Recht Nummer drei, ein Buch nicht zu Ende zu lesen, hat mich als Leserin arg angesprochen, da ich mir bei einem Fehlgriff immer mit dem Abbrechen sehr schwertue und quäle mich oftmals bis zur letzten Seite. Anne hat von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Hätte ich auch, wäre das Buch sehr viel umfangreicher an Seiten ausgefallen.

Wie ist es für (junge) Menschen, die gar keine Bücher lesen? Wie verhält man sich dabei als Deutschlehrer? Als Eltern? …
Schon das Bildmotiv auf dem Cover hilft, diese Frage zu beantworten. Man sollte z.B.  einem (jungen) Menschen, der es nicht gewohnt ist, Bücher zu lesen, die Literatur nicht mit moralischen Maßstäben herantragen. Kein Buch aufstülpen, nichts aufzwingen. Am besten auch den gehobenen Zeigefinger schön unten lassen, :-) . Besser sei es, in ihm die Neugier zu wecken, sodass der ungeübte (junge) Leser selbst Lust auf´s Lesen bekommt … Daniel Pennac weiß, wovon er schreibt, er selbst ist Französischlehrer und er schlägt mehrere Methoden vor, sodass ich dazu auf das Buch verweisen möchte.

Mir hat außerdem folgendes Zitat gut gefallen:

Man bemüht sich gerade (an Grundschulen) eifrig um bessere Lesemethoden. Man erfindet Lesekästen und Karten. Man macht aus der Kinderstube eine Druckerei. (…) Es ist ein Jammer! Das sicherste Mittel, das man aber immer wieder vergisst, ist natürlich der Wunsch, lesen zu lernen. Erweckt diesen Wunsch im Kinde; lasst eure Kästen und Würfel sein, und jede Methode ist ihm Recht. Das unmittelbare Interesse ist die einzige Triebfeder, die sicher und weit führt. (…).
Noch ein grundsätzliches Wort möchte ich anfügen: gewöhnlich erreicht man sicher und rasch, was man nicht übereilt.

Pennac zitiert aus dem Buch Emil oder über die Erziehung, von Jacques Rousseau.

Jacques Rousseau habe ich selbst auch in meinem Studium gelesen. Wie schön, daran wieder erinnert zu werden.

Wie kommt es, dass manche Bücher uns mehr liegen als andere? Dazu gibt es ein schönes Zitat:

Der große Roman, der sich uns widersetzt, ist nicht unbedingt schwieriger als irgend ein anderer. Zwischen ihm, so groß er auch sein mag, und uns, durchaus fähig, ihn zu >>verstehen<<, wie wir meinen, findet eine bestimmte chemische Reaktion nicht statt.

Wie im richtigen Leben mit unseren Mitmenschen. Stimmt die Chemie, umso leichter lässt sich der Umgang miteinander gestalten. Aber manchmal, so meine Sicht, versteht man ein Buch tatsächlich nicht ...

Zu Annes Buchbesprechung


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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

Gelesene Bücher 2015: 63
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86







Montag, 2. November 2015

Daniel Pennac / Wie ein Roman

Lesen mit Anne ...


Und wieder ist ein Monat verstrichen, Anne und ich lesen seit gestern gemeinsam ein Buch. Diesmal war Anne mit dem Aussuchen des Buches aus unserer gemeinsamen SuB-Liste, dran, s. o.

Wir sind beide nicht so wirklich erfreut über den Inhalt.

Doch dazu später mehr in einem gesonderten Posting.


Klappentext

Eine Liebeserklärung an das Lesen – der Longseller jetzt exklusiv als KiWi

Voller Witz, Charme und Intelligenz schreibt Daniel Pennac gegen Leseverdrossenheit und Bildungsdruck, gelingt es ihm überzeugend, Forderungen der Pisa-Studie einzulösen. Er plädiert für die unantastbaren Rechte des Lesers: Die 10 Rechte des Lesers:

1. Das Recht, nicht zu lesen 
2.Das Recht, Seiten zu überspringen
3. Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen
4. Das Recht, noch einmal zu lesen
5. Das Recht, irgendwas zu lesen 
6. Das Recht auf Bovarysmus, d. h. den Roman als Leben zu sehen
7. Das Recht, überall zu lesen
8. Das Recht, herumzuschmökern
9. Das Recht, laut zu lesen 
10. Das Recht, zu schweigen

Autorenporträt
Daniel Pennac wurde als Daniel Pennacchioni am 1. Dezember 1944 in Casablanca, Marokko, geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Afrika und Asien. Eigenen Angaben zufolge war Pennac ein schlechter Schüler, aber ein eifriger Leser. Er vertiefte sich in Dickens, Stevenson, Dumas und begann schon in der Schulzeit zu schreiben. Nach dem literaturwissenschaftlichen Studium in Nizza wurde er schließlich Lehrer und arbeitete über zwei Jahrzehnte an der Schule, bevor er sich 1995 endgültig dem Schreiben widmete. Er lebt in Paris, im Stadtteil Belleville. 
Spätestens wenn man das Büchelchen durch hat, kennt man die Bedeutung des Bildes auf dem Cover. Ich werde aber später erst darauf eingehen.
Das Buch habe ich heute Morgen ausgelesen und so richtig umgehauen hat mich diese Lektüre wirklich nicht. Anne ging es ähnlich.

Dazu im späteren Posting mehr.


Zu Annes und Miras SuB


Samstag, 31. Oktober 2015

Magali Robathan / Die Frau von Shearwater Island (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich mit großem Interesse gelesen. Den Background, auf dem sich die Story abspielt, fand ich sehr schön. Ich konnte mich leicht in die Umgebung hineinversetzen. Das Meer, die Wellen, die Klippen, etc. Das hat mir geistig sehr gutgetan.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Alice lebt auf Shearwater Island, einer kleinen Insel vor der Küste Englands. Sie liebt die raue, wilde Schönheit der Landschaft, und sie schätzt die Abgeschiedenheit, in der sie sich in Sicherheit glaubt. Seit sie Zeugin eines brutalen Verbrechens war, vertraut sie niemandem mehr. Doch der Inselrat entscheidet, dass ein gefeierter Schriftsteller bei ihr einzieht: Patrick, der seinen nächsten Roman auf der Insel schreiben möchte. Der attraktive Londoner bringt Alice dazu, ihm die Geschichten der Insel zu erzählen. Von Rivalität und Neid, von Liebe und Eifersucht, von der Untreue ihrer Mutter – und von sich selbst. Alice

verliebt sich rückhaltlos in ihn. Doch das enge Zusammensein auf kleinem Raum und Alices Unsicherheit ihren eigenen Gefühlen gegenüber bringen ihre Welt zum Einstürzen.
Mich interessierten die Lebensweisen der InselbebewohnerInnen, ihre Komplexität an menschlicher Psyche in deren Denk- und Lebensweise, doch die Protagonistin Alice Fisher schien mir mit ihren sechsunddreißig Jahren merkwürdig naiv zu sein, auch wenn sie zum Schluss hin aus ihren Fehlern und aus den Fehlern ihrer Nachbarn lernt, und sie dabei ihr Leben kritisch hinterfragt und Pläne schmiedet, ihr Leben in eine andere Richtung zu lenken. Trotzdem nervte sie mich doch irgendwie. Der Schluss hatte mich mit ihr nicht aussöhnen lassen. Ihre Naivität ist mit der einer fünfzehnjährigen Pubertierenden zu vergleichen. Nicht nur für den Schriftsteller Patrick Fox war sie recht schnell zu durchschauen, nein, auch für mich als Leserin. Wie das Dornröschen wartete sie auf den Mann ihres Lebens, der sie von der langweiligen und öden Insel holen und wegbringen sollte. Es entstand nämlich in mir der Eindruck, Alice liege in einem langwierigen Schlummerschlaf und nur ein Mann könne es schaffen, sie davon zu erlösen. Gibt es heutzutage tatsächlich noch Frauen, die so naiv sein können? Nicht nur, dass sie Patrick innerhalb kürzester Zeit ihr ganzes Leben und das Leben ihrer Nachbarn offenlegt, nein, sie schläft auch mit ihm, so ganz ohne Prävention, und wird auch recht schnell schwanger. Und das alles innerhalb weniger Monate. Eine recht absurde Persönlichkeit. Mit sechsunddreißig Jahren sollte man sich auch mit Verhütungsmitteln auskennen ...  Eigentlich so rund um Alice als Hauptfigur eine recht primitive Geschichte, die wenig Tiefgang hat. Nun ja, die partnerschaftliche Liebe verhält sich oftmals in ihren emotionalen Facetten noch recht primitiv. Dieses Auf und Ab an Gefühlen ... Deshalb mag ich auch keine klassischen Liebesromane lesen.  Der emotional wenig entwickelte Mensch scheint sich noch immer auf der Stufe der Primaten zu befinden.

Richtige Tiefe hat, wie schon gesagt, diese Frau nicht. Am Schluss ist es indirekt doch wieder der Mann, der sie aus ihrer Not rettet, auch wenn es nicht Patrick selber ist. Friede, Freude Eierkuchen. So habe ich den Schluss erlebt. Ein wenig kitschig und rührselig. Deshalb fand ich den Schluss wenig realistisch und arg sentimental.

Interessant fand ich dagegen die beiden Figuren Cathy und Laurence.

Cathy und Laurence sind vom Verwandtschaftsgrad her Cousine und Cousin. Cathys Mutter Isabella litt an einer starken Depression und nahm sich das Leben, als Cathy acht Jahre alt war. Sie wurde von ihrer Tante, Laurences Mutter namens Elsie, aufgezogen. Einen Vater gab es nicht. Elsie war die Schwester von Isabella. Dadurch, dass Cathy, verglichen mit Laurence, kaum Ansprüche an Elsie stellte, nahm sie, was sie bekam, da sie schon recht früh die Härte des Lebens erfahren durfte. Dadurch wurde sie von der Tante bevorzugt und Laurence vernachlässigt. Elsie wollte eigentlich kein Kind. Sie konnte keinerlei Muttergefühle in sich spüren und neidete Alices kinderloses Singleleben. Laurence, zwei Jahre jünger als Cathy, suchte permanent die Zuwendung seiner Mutter. Elsie fühlte sich durch ihn eingeengt. Dadurch, dass sie Cathy mehr Nähe zukommen ließ als ihrem Sohn, entwickelte sich zwischen den beiden Kindern eine tiefe Feindschaft, eine Rivalität, die noch Jahrzehnte später zu spüren war. Je mehr Laurence sich um die Liebe und die Aufmerksamkeit seiner Mutter bemühte, desto mehr wurde er benachteiligt und zurückgewiesen. Und Cathy nutzte das später, mit zunehmendem Alter, schamlos aus ... Cathy wird erwachsen und wandert nach Amerika aus. In Amerika erlangt sie allerdings nicht den Erfolg, den sie sich erwünscht hatte, und kommt Jahre später wieder nach England auf die Insel zurück. Ganz zum Leidtragen ihres Cousins.

Und im Folgenden dazu noch ein Ereignis, das mich mehr als betroffen gestimmt hat:
Cathy und Elsie zogen ihren Sonntagsstaat an und machten sich auf den Weg zur Kirche. Cathy sah aus, als wäre sie am liebsten unsichtbar; sie hatte die Schultern hochgezogen und hielt die Arme eng an den Körper gepresst. Als sie in der Frühlingssonne nebeneinander hergingen, legte Elsie den Arm um Cathy. Für einen Moment erstarrte die Kleine, dann lehnte sie sich an Elsie und Tränen rollten über ihre Wangen. Als sich Elsie noch einmal zum Haus hindrehte, sah sie Laurence oben am Fenster stehen, mit einem finsteren Ausdruck im Gesicht. Sie kamen erst in der Abenddämmerung nach Hause zurück. Laurence war verschwunden. Cathy ging nach oben in das Zimmer, das sie mit ihrem Cousin teilte. Elsie hörte einen schrecklichen Aufschrei und eilte zu ihr. Cathys sämtliche Kleidungsstücke waren auf ihrem Bett verstreut, alle zerrissen, und auf dem Boden lag ein zerbrochener Bilderrahmen. Cathy kniete zwischen den Scherben, in der Hand das Schwarzweißfoto, auf dem Isabella sie als Baby im Arm hielt.Elsie presste die Lippen zusammen und verließ wortlos das Haus. Drei Stunden lang suchte sie die gesamte Insel ab, bis sie Laurence in einer Scheune fand. Er fing an zu weinen, sobald er sie sah. >>Es tut mir leid<<, schluchzte er, die braunen Augen flehentlich aufgerissen. >>Mama, es tut mir so leid.<<
Elsie packte ihn am Arm und zerrte ihn nach Hause. Sie sagte kein Wort, außer >>sei still und hör auf zu flennen<<. Laurence wurde in dieser Nacht nicht bestraft (…).Als er (allerdings) am nächsten Tag herunterkam, war der Küchentisch leer, nur ein hölzernes Schmuckkästchen stand darauf. Laurence hatte es mithilfe seines Großvaters für seine Mutter zum Geburtstag gebastelt. Einen Monat lang hatte er jeden Abend hingebungsvoll daran gearbeitet. Die ersten beiden Versuche waren ihm nicht gut genug erschienen, und so hatte er Stunde um Stunde weiter gefeilt und geschliffen, poliert und lackiert. Er hatte die Scharniere sorgfältig geölt, damit sich der Deckel leicht öffnen und zuklappen ließ, und hatte seinen Großvater gebeten, Elsies Namen einzugravieren. Es war das Schönste, was er in seinem jungen Leben zustande gebracht hatte. >>Gestern hast du etwas Kostbares zerstört, was Cathy gehört hat<<, sagte sie zu ihm. >>Heute wirst du erleben, wie es sich anfühlt, wenn etwas zerstört wird, das dir viel bedeutet.<<Sie griff nach einem Hammer. Laurence wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er das Gesicht seiner Mutter sah. Dann saß er schluchzend daneben, während sie auf das Kästchen einschlug, bis nur noch winzige Holzsplitter übrig waren.>>Jetzt entschuldige dich bei deiner Cousine und geh mir aus den Augen<<, befahl Elsie.

Das Buch erhält von mir acht von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

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Montag, 26. Oktober 2015

Magali Robathan / Die Frau von Shearwater Island

Klappentext
Alice lebt auf Shearwater Island, einer kleinen Insel vor der Küste Englands. Sie liebt die raue, wilde Schönheit der Landschaft, und sie schätzt die Abgeschiedenheit, in der sie sich in Sicherheit glaubt. Seit sie Zeugin eines brutalen Verbrechens war, vertraut sie niemandem mehr. Doch der Inselrat entscheidet, dass ein gefeierter Schriftsteller bei ihr einzieht: Patrick, der seinen nächsten Roman auf der Insel schreiben möchte. Der attraktive Londoner bringt Alice dazu, ihm die Geschichten der Insel zu erzählen. Von Rivalität und Neid, von Liebe und Eifersucht, von der Untreue ihrer Mutter – und von sich selbst. Alice verliebt sich rückhaltlos in ihn. Doch das enge Zusammensein auf kleinem Raum und Alices Unsicherheit ihren eigenen Gefühlen gegenüber bringen ihre Welt zum Einstürzen.


Autorenporträt
Magali Robathan, geboren in London, hat Psychologie und Journalismus studiert. Seit über zehn Jahren arbeitet sie als Journalistin, zuletzt als leitende Redakteurin für Leisure Management. Sie lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Bristol.

Nun habe ich mich schon ein paar Seiten reingelesen und es gefällt mir recht gut. Mal schauen, wie sich der Inhalt noch weiter entwickeln wird.

Die Autorin ist mir unbekannt.





Sonntag, 25. Oktober 2015

Don Miguel Ruiz / Die vier Versprechen


Buchvorstellung und Buchbesprechung finden aus bestimmten Gründen hier auf dieser Seite statt.

Klappentext
Don Miguel Ruiz enthüllt in seinem Bestseller einen praktischen und leicht nachvollziehbaren Weg, um uns aus dem kollektiven Alptraum von Angst, Missbrauch und Gewalt zu befreien. Den Traum von Freiheit, Freude und Liebe kann jeder verwirklichen. Vier einfache, aber kraftvolle Versprechen sind der Schlüssel zur innerenTransformation.


Autorenporträt
Don Miguel Ruiz wurde in eine Familie mexikanischer Curanderos (Heiler) und Naguals (Schamanen) geboren. Er folgte dem ihm vorgezeichneten Weg jedoch zunächst nicht, sondern studierte Medizin und wurde Chirurg. Eine Nahtod Erfahrung nach einem Autounfall änderte sein Leben. Er widmete sich fortan dem Studium der Lehre seiner Vorfahren. Sein Lehrer wurde sein verstorbener Großvater, der ihn in Träumen unterwies. Ruiz´Bücher sind in Mexiko und den USA bereits zu Bestsellern geworden. 

Ich weiß selber noch nicht, was ich von diesem Buch halten soll, aber es wurde mir von einem Greenpeace-Mitarbeiter empfohlen, den ich  im Ökoladen Alnatura kennengelernt habe. Unser Thema war die Ausbeutung unseres Planeten, besonders auf Tiere und die Natur bezogen, was schlussendlich sich auch an den Menschen rächt, der diese Ausbeutung verursacht und zu verantworten hat.

Ein paar Seiten habe ich schon gelesen, und es stimmt mich recht nachdenklich, wobei mir die Theorien darin nicht sooo neu sind aber immer mal wieder gut, daran erinnert zu werden.


Buchbesprechung (1)

Das Buch ist in einer einfachen psychologischen Sprache geschrieben. Für Menschen, die bisher noch nicht viel mit Psychologie zu tun hatten, mag es hilfreich sein.

Auch ist es esoterisch angehaucht, was typisch ist, wenn gewisse spirituelle Theorien das menschliche Denken mit vorgegebenen Lösungen vereinfachen und sie verallgemeinern.

Der Autor wiederholt sich recht oft ...

Trotzdem kann ich das Buch weiterempfehlen an Menschen, die nach schnellen Lösungen suchen und gerne auch an sich selbst arbeiten. Diesbezüglich gibt das Buch jede Menge Denkanstöße und Anregungen weiter, um einen persönlichen inneren Frieden zu erlangen, der sich nach außen hin weiter ausstrecken kann bis weit ins Universum. Man würde also damit auch dem Planeten etwas Gutes tun, kollektiv mit allen Lebewesen eins sein. Was Gut und was Böse ist wird hier relativiert.

Ich habe überlegt, die vier Versprechen hier einzugeben, habe mich aber entschlossen, es doch sein zu lassen, da man auch die Hintergründe dazu kennen müsste, um sie zu verstehen.

Das Buch erhält von mir sieben von zehn Punkten ...

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

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Freitag, 23. Oktober 2015

Patrick Süskind / Die Geschichte von Herrn Sommer (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre. 

Es ist ein dünnes Büchelchen gewesen von gerade mal 130 Seiten und davon jede Menge schöne, bunte Illustrationen von dem 1932 geborenen, bekannten französischen Zeichner und Karikaturist Sempé, der mit Süskind eine tiefe Freundschaft pflegt.

Es geht hier um eine recht skurrile männliche Figur namens Sommer. Herr Sommer leidet unter Klaustrophobie und das aus dem Grund, weil er im Ruhezustand permanent Zuckungen zu ertragen hat. Ein Mensch, von dem man den Eindruck gewinnt, er renne vor sich selber davon, indem er den ganzen Tag bei Wind und Wetter durch die Gegend hastet.

Da die Erzählung recht kurz ist, fokussiere ich den Inhalt auf eine für mich sehr schöne, komische Szene, die natürlich ein wenig spaßig ist, aber auch ein wenig ernst, wenn man sich in die Situation eines kleinen Jungens und dessen Probleme mit der Welt hineinversetzt.

Die Geschichte wird aus der Ichperspektive dieses Jungen erzählt, dessen Name den LeserInnen unbekannt bleibt. Da der Junge sehr naturverbunden ist, verbringt er viel Zeit im Wald. Er liebt Bäume, klettert viel und hat sich schon verschiedene Baumhäuser gebaut. Dadurch macht er auf eine höchst distanzierte Art und Weise die Bekanntschaft mit Herrn Sommer, ohne dass dieser sie bemerkt. Weil er mit seinem großen Stock und seinen mit Butterbroten und Regenjacke gefüllten Rucksack durch die Gegend flitzt, hauptsächlich auch durch die Wälder, erfährt der kleine Junge eine ganze Menge über den sonderbaren Herrn Sommer …

Der Junge verbringt viel Zeit mit sich allein. Er wirkt sehr zurückhaltend und schüchtern. In der Schule zählt er allerdings zu den Klassenbesten. Er hat sich in seine Klassenkameradin Carolina Kückelmann verguckt, als er eines Tages seine gesamte Schüchternheit über Bord wirft und er sie fragt, ob sie nicht Lust habe, ihn am Montag nach der Schule nach Hause zu begleiten. Er beabsichtigte, ihr sein Baumhaus zu zeigen und ihr seine Kletterkünste vorzuführen. Zu seiner Überraschung sagte Carolina zu. Doch am darauffolgenden Tag sagte sie der Einladung wieder ab …

Der Junge wird für den Klavierunterricht bei einer recht alten Lehrerin angemeldet. Um dort hinzukommen benötigt er ein Fahrrad. Der Junge lernt dadurch recht spät Fahrrad fahren. Als er es schließlich beherrscht, aber kein eigenes Fahrrad bekommt, wird ihm das Fahrrad seiner Mutter gestellt, das eigentlich für ihn viel zu groß ist. Er kann sich nicht auf das Fahrrad setzen, nein, er kann es nur stehend bedienen. Dadurch fühlt er sich unsicher und kann das Rad nicht so steuern, wie er es gerne möchte. Er muss oft vom Rad absteigen, vor allem, wenn Passanten vor ihm herlaufen, da er dadurch die Sicherheit verliert. Er kommt zu spät zum Musikunterricht und die Lehrerin wirft ihm alle möglichen Laster vor. Für den wahren Grund seines Zuspätkommens zeigte sie keinerlei Interesse ... Er wurde von einem Hund aufgehalten, der permanent nach ihm bellte …

Während des Klavierunterrichts kommt es zwischen dem Jungen und der Musikpädagogin zu einem heftigen Eklat. Die Lehrerin, die, nach der Erzählung des Jungen, steinalt zu sein scheint, und die wenig Geduld mit Kindern hat, obwohl sie über jede Menge Erfahrungen verfügt, wird mit dem Jungen einfach nicht fertig. Eigentlich ist diese Musikpädagogin eine richtige Furie, die wenig Verständnis für die Fehler ihres jungen Schülers aufzubringen weiß. Sie schreit und schimpft und tobt, verliert völlig die Kontrolle mit dem Kind. Der Junge macht immer wieder dieselben Fehler und die Lehrerin verliert nun völlig die Nerven, fühlt sich von dem  Schüler auf den Arm genommen. Plötzlich fängt sie an heftig zu niesen und lässt ihren Nasenschleim auf die Klaviatur fliegen, auf die Fis-Taste, sodass der Junge psychisch in eine richtige Krise gerät, und er nach der Musikstunde Suizidgedanken hegt, und macht viele Menschen dafür verantwortlich:
Ich zitterte am ganzen Körper. Meine Knie schlotterten so sehr, dass ich kaum gehen, geschweige denn Fahrrad fahren konnte. Mit bebenden Händen klemmte ich die Noten auf dem Gepäckträger fest und schob das Rad neben mir her. Und während ich schob, kochten die finsteren Gedanken in meiner Seele. Was mich in Aufruhr versetzte, was mich in diese bis zum Schüttelfrost gehende Erregung getrieben hatte, war nicht das Donnerwetter von Fräulein Funkel gewesen; nicht die Androhung von Prügel und Hausarrest; nicht Angst vor irgendetwas. Es war vielmehr die empörende Erkenntnis, dass die ganze Welt nichts anderes war als eine einzige, ungerechte, bösartige, niederträchtige Gemeinheit. Und schuld an dieser hohen Gemeinheit waren die anderen. Und zwar alle. Insgesamt und ohne Ausnahme alle anderen. Angefangen von meiner Mutter, die mir kein anständiges Fahrrad kaufte; meinem Vater, der ihr immer beipflichtete; meinem Bruder und meiner Schwester, die hämisch darüber lachten, dass ich im Stehen Rad fahren musste. Und dem widerlichen Köter von Frau Dr. Hartlaub, der mich immer belästigte; den Spaziergängern, die die Seestraße verstopften, sodass ich notwendigerweise zu spät in die Musikstunde kommen musste; dem Komponisten Häßler, der mich mit seinen Fugen anödete und quälte; dem Fräulein Funkel mit ihren verlogenen Beschuldigungen und ihrem ekelhaften Nasenpopel auf dem Fis… bis zum lieben Gott, ja auch dem sogenannten lieben Gott, der, wenn man ihn einmal braucht und flehentlich um Beistand bat, nichts Besseres zu tun hatte, als sich in ein feiges Schweigen zu hüllen und dem ungerechten Schicksal seinen Lauf zu lassen. Wozu brauche ich diese ganze Bagage, die sich gegen mich verschworen hatte? Was ging mich diese Welt noch an? In einer solchen Welt der Niedertracht, da hatte ich nichts verloren. Sollten doch die anderen an ihrer eigenen Gemeinheit ersticken! Sollten sie ihre Rotze doch hinschmieren, wo sie wollten! Ohne mich! Ich spiele da nicht länger mit. Ich würde dieser Welt Ade sagen. Ich würde mich umbringen. Und zwar sofort.  (…)
Der Junge sucht sich einen Baum aus, klettert hinauf und…
 … langsam ließ ich mich in die Knie, setzte mich auf den Ast, lehnte mich an den Stamm und verschnaufte. Bis zu diesem Moment war ich gar nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken, was ich eigentlich zu tun im Begriffe war, so sehr hatte mich die Ausführung der Tat selbst in Anspruch genommen. Nun aber, vor dem entscheidenden Augenblick, kamen die Gedanken wieder, sie drängten sich heran, und ich lenkte sie, nachdem ich nochmals die ganze böse Welt und alle ihre Bewohner in Bausch und Bogen verdammt und verflucht hatte, auf die sehr viel anheimelndere Vorstellung meiner eigenen Beerdigung. Oh, es würde eine prächtige Beerdigung werden! Die Kirchenglocken würden klingen, die Orgel würde brausen, der Friedhof (…) könne die Menge der Trauernden kaum fassen. Ich läge auf Blumen gebettet im gläsernen Sarg, ein schwarzes Rößlein würde mich ziehen, und um mich wäre nichts als ein großes Schluchzen zu hören. Es schluchzten meine Eltern und meine Geschwister, es schluchzten die Kinder aus meiner Klasse, es schluchzten Frau Dr. Hartlaub und Fräulein Funkel, von weit her waren Verwandte und Freunde zum Schluchzen gekommen, und alle schlugen sich, während sie schluchzten, vor die Brust und brachen in Wehklagen aus und riefen: >>Ach! Wir sind schuld, dass dieser liebe, einzigartige Mensch nicht mehr bei uns ist! Ach! Hätten wir ihn doch besser behandelt, wären wir doch nicht so böse und ungerecht zu ihm gewesen, dann würde er jetzt noch leben, dieser gute, dieser liebe, dieser einzigartige und freundliche Mensch!<< Und am Rande meines Kraters stand (meine große Liebe) Carolina Kückelmann und warf mir einen Strauß Blumen und den allerletzten Blick nach und rief unter Tränen mit schmerzgequälter heiserer Stimme: >>Ach, du Lieber! Du Einzigartiger! Wäre ich doch damals am Montag mit dir gegangen!<< 
Herrlich, diese Fantasien! Ich schwelgte in ihnen, ich spielte die Beerdigungen in immer neuen Varianten durch, von der Aufbahrung bis zum Leichenschmaus, bei dem rühmende Nachreden auf mich gehalten wurden, und schließlich war ich selbst so gerührt davon, dass ich, wenn ich nicht schluchzte, so doch feuchte Augen bekam. Es war die schönste Beerdigung, die man je in unserer Gemeinde gesehen hatte, und noch Jahrzehnte später würde man in wehmütiger Erinnerung davon erzählen … Jammerschade nur, dass ich selbst nicht wirklich würde daran teilnehmen können, denn ich wäre ja dann tot. Daran war bedauerlicherweise nicht zu zweifeln. Ich musste tot sein bei meiner eigenen Beerdigung. Beides war nicht auf einmal zu haben: die Rache an der Welt und das Weiterleben in der Welt. Also die Rache!
Nun ist Herr Sommer während dieser Szenen keineswegs aus meinen Augen geraten. Er wird hier, ohne dass er es selber weiß, noch eine recht bedeutungsvolle Rolle spielen, die ich aber nicht verraten möchte.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

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Donnerstag, 22. Oktober 2015

Patrick Süskind / Die Geschichte von Herrn Sommer

Klappentext
Zu der Zeit, als ich noch auf Bäume kletterte, lebte in unserem Dorf, keine zwei Kilometer von unserem Haus entfernt, ein Mann mit Namen ›Herr Sommer‹. Kein Mensch wusste, wie Herr Sommer mit Vornamen hieß, und kein Mensch wusste auch, ob Herr Sommer einem Beruf nachging. Man wusste nur, dass Frau Sommer einen Beruf ausübte, und zwar den Beruf der Puppenmacherin. Obwohl man über die Sommers und insbesondere über Herrn Sommer so gut wie nichts wusste, kann man doch mit Fug und Recht behaupten, dass es im Umkreis von mindestens sechzig Kilometern um den See herum keinen Menschen gab, Mann, Frau oder Kind – ja nicht einmal einen Hund –, der Herrn Sommer nicht gekannt hätte, denn Herr Sommer war ständig unterwegs. Es mochte schneien oder hageln, es mochte stürmen oder wie aus Kübeln gießen, die Sonne mochte brennen, ein Orkan im Anzug sein, Herr Sommer war auf Wanderschaft.


Autorenporträt
Patrick Süskind, geboren 1949 in Ambach am Starnberger See, studierte in München und in Aix-en-Provence mittlere und neuere Geschichte und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit dem Schreiben von Drehbüchern. 1984 erschien sein Ein-Personen-Stück ›Der Kontrabaß‹, 1985 sein Roman ›Das Parfum‹, der 2005 von Tom Tykwer verfilmt wurde. 1987 folgte die Erzählung ›Die Taube‹ und 1991 ›Die Geschichte von Herrn Sommer‹, mit Illustrationen von Jean-Jacques Sempé. Patrick Süskinds Werk ist in über fünfzig Sprachen übersetzt.

Von Patrick Süskind habe ich gelesen:

Die Taube und Das Parfüm. Aber da liegen bestimmt mehr als zwei Jahrzehnte dazwischen, als ich diese beiden Bände gelesen hatte. Vor allem Die Taube war wundervoll. Die Geschichte werde ich nie vergessen. Kann ich sehr empfehlen. Das Parfüm habe ich auch als Verfilmung im Kino genossen. Die Verfilmung wurde sehr buchnah gedreht. Schade, dass man so wenig von Süskind hört.

Und die vorliegende Erzählung? Sehr originell kann ich nur sagen. Passt zum Autor. Süskind bleibt seinem interessanten Schreibstil treu.




Mittwoch, 21. Oktober 2015

Francesca Marciano / Stimmen aus Glas (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich fühle mich so richtig hin- und hergerissen von dem Buch. Man hat es hier mit mehreren Nationalitäten zu tun, die teilweise recht klischeehaft beschrieben werden …
Das führt bei mir gleich zu einem Abzug von zwei vollen Punkten …

Andererseits ist der Schreibstil recht interessant und fantasievoll. Es sind nur die Gedanken der italienischen Autorin, die mir oftmals zu einfach sind und mir nicht behagen. Ist mir zu wenig reflektiert, was die Herkunft von Menschen betrifft, die sie in Rassen einteilt. Man weiß doch heute, dass der Mensch mehr als nur das Produkt seiner Erbmasse ist und dass der Begriff Rasse heutzutage, zumindest hier in Deutschland, in der Zuteilung von Menschengruppen kaum noch Verwendung findet, wegen der diskriminierenden und stereotypen Art, mit denen man Menschen dummerweise festlegt. Ich würde eher von verschiedenen Ethnien sprechen ... Kulturverständnis wie z.B. die Aneignung einer Muttersprache, u.a.m. ist keinesfalls genetisch bestimmt und angeboren. Das Erlernen dieser kann über leibliche Eltern geschehen, oder aber auch über Adoptiveltern einer anderen Muttersprache.


Das wird nicht per se über die Genetik gesteuert, nur weil jemand eine dunkle Hautfarbe hat, oder helle Haare, oder einen fremdländischen Namen trägt ... Auch die Identität ist keine genetische Angelegenheit.

Oftmals sind mir die Dialoge zu sentimental, gerade zum Ende hin, das mir auch nicht gefallen hat. Stichwort: Schuldgefühle.
Auch die Reise nach Afghanistan fand ich trotz der absolvierten Kurse in London wenig professionell und wenig vorbereitet. Stichwort: Plastikgeld/Bargeld.

Gefallen hat mir, wie die Autorin über Afghanistan schreibt. Sehr authentisch  geschrieben. Es ist ihr gelungen, die Problematik der afghanischen Frauen aufzugreifen, über deren Unfreiheiten zu sprechen.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die zurückhaltende, in einer Lebenskrise befangene Maria Galante aus Mailand und die extrovertierte Imogen Glass aus London. Ein gefährlicher Auftrag führt die beiden zusammen nach Afghanistan: Sie sollen zwangsverheiratete Frauen in den abgelegenen Dörfern porträtieren. Der Weg dorthin führt durch ein zerrissenes Land, das den Militärs, Söldnern und Waffenhändlern wehrlos ausgeliefert scheint.
Vieles, was sie über Afghanistan schreibt, vor allem über die Lebensweise der jungen und alten Frauen, ist mir nicht neu. Alle Länder der westlichen Welt setzen sich damit auseinander. Aber auch die Stellung, die afghanische Männer über westliche Frauen beziehen, fand ich äußerst interessant. Beide Seiten haben allerdings der anderen Kultur gegenüber eine etwas arrogante Haltung gezeigt.

Maria habe ich als eine recht empathische Fotojournalistin erlebt, die sich wunderbar mit ihrer Kollegin Imo ergänzt hat.
Maria verhielt sich den Frauen gegenüber eher vorsichtig und zurückhaltend, Imo war eher fordernd. Beide Energien empfand ich ergänzend sehr wichtig …

Und hier ein sehr schönes Zitat. Zeigt ein wenig die Kaltblütigkeit der JournalistInnen: Maria berichtet über ihre Erfahrungen mit Menschen anderer Kulturkreise, die alle recht problembehaftet sind.
Ich mache Reportagen über albanische Immigranten, Aidsopfer in Afrika, Transsexuelle in Indien, streikende Fabrikarbeiter, aber es waren alles traurige Geschichten, bei denen ich mir wie ein Dieb vorkam, der den Kummer der Leute ausnutzt und wie ein Geier die richtige Sekunde abwartet, um auf den Auslöser zu drücken. 
Diese Hemmnis, den Fotoapparat wie ein Schießgewehr zu nutzen, macht sich über das ganze Buch breit.

Maria und Imo begeben sich in die Gesellschaft mehrerer afghanischer Frauen, die sich sehr ängstlich gegenüber den beiden westlichen Damen zeigen. Imo führt das Interview und Maria sollte Fotos machen, ohne die Frauen darauf vorzubereiten. Das ist aus meiner Sicht typischer Journalismus. Als Maria die Kamera aus ihrer Handtasche zückt, lehnen sich die Frauen dagegen auf. Sie haben Angst, in die Zeitung zu kommen und von ihren Ehemännern anschließend verprügelt zu werden.

Es geht um ein junges Mädchen, das mit einem Mann, der dreimal so alt war wie es selbst, zwangsverheiratet werden sollte. Das Mädchen zeigte Widerstand, wollte sich mit dem Feuer suizidieren und liegt nun mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus. Die Mutter des Mädchens gibt an, dass ein Mädchen sich erst den Wünschen des Vaters und später den Wünschen des Ehemannes zu fügen habe. Ansonsten drohe Mord.

Imo und Maria besuchen das Mädchen im Krankenhaus. Die Frauen dort waren aufgebracht, als Maria versuchte, das Mädchen zu fotografieren. Man habe nicht das Recht, sich in ein Krankenhaus zu schleichen, um ein Foto zu machen, ohne um Erlaubnis zu fragen.

Beide Frauen, Maria und Imo, stehen unter Druck. Es müssen Fotos her, egal wie. Das allein verlangt schon die Presse, für die sie arbeiten.
Ich war wütend auf Imo, noch mehr als auf mich. Gewiss, aus rein professioneller Sicht hatte ich gleich bei meinem ersten Einsatz versagt-und das tat weh; andererseits aber verdross es mich, dass sie so tat, als wüsste sie nicht, welch ein räuberischer Akt es gewesen wäre, ein Foto von der Mutter des Mädchens zu machen.In früheren Zeiten war ich mit anderen Journalisten schon in ähnliche Schwierigkeiten geraten. Ich hatte mich mit meiner Kamera in schmerzliche Situationen drängen müssen-in Krankenhäusern, Elendsquartieren, in Slums-und hatte draufgehalten, ungeachtet der Wut derer, die ich ablichtete. Hatte ich mich damals schon so gefühlt, als richtete ich eine Waffe auf sie, so konnte ich es diesmal nicht ertragen, wieder der rücksichtslose Scharfschütze zu sein. 
Teilweise respektlos verliefen diese journalistischen Sitzungen ab, die Ärger verursachten. Maria schlägt vor:
Es ist besser, wir stellen uns erst vor. Wir können nicht einfach so reinmarschiert kommen und Fotos machen. Das ist ja wie ein Überfall, (…). Außerdem hat das arme Mädchen wirklich gelitten, glaube ich.
Sie versuchen den Frauen klar zu machen, wie wichtig es sei, weltweit auf ihre Problematik aufmerksam zu machen, damit sie eines Tages mehr Freiheit erlangen können.

Diesen Gedanken finde ich ein wenig naiv, denn die Westlerinnen kommen, um den Frauen zu sagen, wie man ein richtiges Leben führt.

Ich halte nun noch zwei Gedanken fest, und zwar, wie die Männer, in diesem Fall ist es Malik, der stellvertretend für alle Männer seines Landes spricht, westliche Frauen in ihrer Lebensweise einschätzen:
Malik sagt, dass die Westler glauben, ihre Kultur sei der unseren überlegen, weil die Frauen keinen Schleier zu tragen brauchen. Er sagt, was ihr Westler nicht versteht, ist, dass muslimische Frauen sich freiwillig verschleiern, weil bei uns das Äußere einer Frau nichts mit ihrem Platz in der Gesellschaft zu tun haben sollte. (…) In unserer Kultur hat eine Frau, je mehr sie altert, desto mehr Weisheit, Autorität und Macht in der Familie. Im Westen dagegen ist eine Frau, die ihre Schönheit verloren hat, wertlos und hat keinen Platz in der Gesellschaft. (…) Bei euch liegt der Wert einer Frau nur in ihrer Erscheinung, bei uns dagegen liegt er eher in ihrer Seele und in ihrem Herzen. Dem Koran zufolge gehört die Schönheit einer Frau allein ihrem Ehemann, und sie ist ein Geschenk, das nur für seine Augen bestimmt ist, während sie im Westen wie eine Ware ist, etwas, mit dem man handelt und das man ausstellt wie auf dem Markt.  
Imos Reaktion:
Also, erstens, wir haben die Wahl und es ist nicht wahr, dass im Westen der Wert einer Frau nur in ihrer Schönheit liegt, (…). Unsere Frauen haben einen Platz in der Regierung, lehren an Hochschulen, sind Richterinnen, Staatsanwältinnen. (…) Und sie sind Reporterinnen, wie Maria und ich. Mit anderen Worten, Frauen tragen dazu bei, die Geschicke des Landes zu lenken. 
Das Argument, die Schönheit verheirateter Frauen gehöre nur ihren Männern, klingt in meinen Ohren recht hohl. Was ist mit hübschen Männern? Na, nun her mit den Schleiern auch für die Männer ...


Mein Fazit?

Die Frauen in diesen streng patriarchalisch geführten Ländern müssen psychosozial, politisch, familiär und gesellschaftlich … eine Menge bewältigen. Nicht jede Frau hat die Kraft, sich dem zu widersetzen, mit dem sie ihr Leben existentiell gefährden würde. Frauen aus der westlichen Welt können nur froh sein, dass es ihnen in ihrer relativ autonomen Lebensweise verhältnismäßig gut geht. Es gab genug Vorreiterinnen, die nicht nur für sich selbst, sondern hauptsächlich auch für die Frauen der Nachwelt den Kampf um mehr Frauenrechte geführt haben. Ich fordere mehr Respekt auf beiden Seiten. Ich fordere für die muslimischen Frauen, die nicht die Kraft haben, sich für ein besseres System einzusetzen, mehr Toleranz und Empathie und man sollte aufhören, sie mit der Arroganz der westlichen Welt noch weiter seelisch zu kränken und sie symbolisch zu verstoßen. Wir sollten aufhören, sie als rückständig zu betrachten. Sie haben es in ihrer von Männern dominierten Welt schon schwer genug. Ich fordere eine Solidarität mit allen Frauen, mit oder ohne Kopftuch, denn die westliche Frau  kann gar nicht wissen, wie sie sich selbst, wäre sie in ein solches System hineingeboren, verhalten würde.

Solidarität mit allen muslimischen Männern, die ebenso unter diesem Regime leiden, und die versuchen, es ihren Frauen wenigstens innerhalb ihrer gegründeten Familie leicht zu machen. Und deshalb bin ich gegen Verallgemeinerungen. 

Was wissen wir schon von den inneren Erfahrungen muslimischer Frauen und deren Männern? Was wissen wir überhaupt von den inneren Erfahrungen eines Menschen, der uns gegenüber steht?

Das Buch erhält von mir sieben von zehn Punkten.

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Auch nach der schwärzesten Nacht geht immer wieder die Sonne auf.
(Agatha Christie)

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