Montag, 10. September 2012

Willa Cather / Die Frau, die sich verlor

Verlag: Knaus 2009
Seitenzahl: 160, gebunden
ISBN 978-3-8135-0335-7

Klappentext
Ein Roman über eine Frau, die einen wesentlich älteren Eisenbahnpionier geheiratet hat. Über das Erwachsenwerden eines Jungen aus dem kleinen Ort namens Sweet Water. Über den Niedergang der Pionierzeit Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordamerika.
Dieser Roman umfasst zwar "nur" 150 Seiten, aber eine ganze Ära, fast ein ganzes Leben.

Autorenportrait im Klappentext
Als Achtjährige übersiedelte Willa Cather (1873–1947) mit ihren Eltern von Virginia nach Nebraska, wo sie mit der unermesslichen Prärie, aber auch mit den dortigen Einwanderern aus der Alten Welt Bekanntschaft schloss. Diese Erfahrungen eines Neben- und Miteinander verschiedener Ethnien, Religionen und Kulturen prägten sie tief. Obwohl sie als Lehrerin, Redakteurin und später als erfolgreiche Schriftstellerin vor allem in New York lebte, spielen ihre Werke meist in der heroischen Weite der Prärie des amerikanischen Westens und Südwestens, der sie so ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Willa Cather erhielt den Pulitzer-Preis und gilt als eine der großen amerikanischen Erzählerinnen.


Das Buch ist eine Restauflage, das von 16,95 € auf 4,99 € reduziert wurde und bei Jokers zu erwerben war.  Mittlerweile wurde das Buch als Taschenbuch vom btb-Verlag neu aufgelegt.
Von der Autorin hatte ich bisher noch nichts gelesen und bin neugierig auf meine Leseerfahrung.




Manisha Jolie Amin / Der Klang der Sehnsucht (1)




Eine Buchbesprechung der o. g. Lektüre

Das Buch habe ich gestern Abend zu Ende gelesen und mir hat es ganz gut gefallen. Was mir allerdings als besonders aufgefallen ist, war, dass das Buch kaum Spannung besaß. Das Meiste verlief recht glatt, mit Ausnahme des Schlusses zu einigen Figuren. Da ich auch kein Fan von Action bin, hat mich das Buch trotzdem sehr angesprochen. Bewegt hat mich die darin beschriebene Kultur Indiens. 

Man erfährt sehr viel über Freundschaften und Treue und natürlich über die Nöte verschiedener Menschen.

Der Protagonist des Buches nennt sich Kalu, ein Straßenkind, dessen Zuhause nicht mal die Straße selbst ist. Kinder, die auf der Straße leben, werden größtenteils von der Geselleschaft verstoßen und von einem Platz zum nächsten gejagt. Kallu machte die selbe Erfahrung, aber er hatte auch Glück, dank seiner musikalischen Begabung. Kalu formte mit einem einzigen Baumblatt eine Flöte und provozierte daraus verschiedene musikalische Töne... .

Kalus FreundInnen waren Malti und Bal. 
Malti war ein junges Mädchen und weil ihre Familie recht arm ist, wurde sie zum Arbeiten als Dienstbotin in ein reiches Haus geschickt, fern von ihrer Herkunftsfamilie. Ihr Bruder Raja sollte studieren und Malti wurde aufgefordert, mit dem Dazuverdienst das Studium ihres Bruders zu ermöglichen. Malti ist ein recht bescheidenes Mädchen, das sich in ihrer Rolle als Frau demutsvoll zufrieden gibt und hegt keinerlei Groll gegenüber ihrem Bruder, der studieren darf, während sie selbst nicht einmal eine Schule besuchen konnte, um wenigstens Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen zu erwerben. 
Malti erfährt später ein schweres Schicksal, auch lebensbedrohlicher Art, das sie aber sehr wohl zu meistern versteht. 

Als Westlerin werde ich mich hüten, mich abfällig über die Kultur anderer Länder zu äußern, denn in jedem Leben steckt Potential, das zu wichtigen Lebenserfahrungen führt. Jeder Mensch macht andere Erfahrungen.

Bal ist ein gekaufter Sklave, der von seinem Herrn den Auftrag hat, die Büffelherde auf die Weide zu lotsen und sie wie ein Hirte zu betreuen hatte. Bal erfährt am Ende ein schweres Schicksal, das Kabul total aus dem Gleichgewicht bringt.
Auch Bal ist ein Junge, der in der Gesellschaft nicht viel zählt und er macht die Erfahrung, dass seine Büffelherde mehr Wert sei als er selbst:
Selbst die Büffel hatten mehr Platz und Komfort, aber sie waren ja auch, wie sein Herr einmal gesagt hatte, viel mehr Wert als er.
Dasselbe gilt auch für Straßenkinder und für Mädchen. Straßenkinder haben keinerlei Status in der Gesellschaft und in Familien, in denen so viele Mädchen geboren werden, kommt es oft vor, dass einige nach deren Geburt ertränkt werden.
Ich finde es recht erstaunlich, was die Armut mit Menschen so alles macht... .

Kalu, der eine schwere Fußverletzung erlitten hat, wird von einem Arzt naturheilkundlich versorgt. Der Bruder des Arztes, Guruji, ist ein Musiker, der die Musik auf sämtliche Flöten beherrscht. Der Arzt erkennt in Kalu das musische Talent, und versorgt ihn unter der Bedingung, bei seinem Bruder in die Lehre zu gehen. Etwas Besseres hätte Kalu gar nicht passieren können und sein Leben erfährt dadurch eine völlige Wende. Er bekommt dort neben des Unterrichts noch Kost und Logis frei. Auch die Musikinstrumente bekommt er gestellt mit der Auflage, später alles zurückzuerstatten, wenn Kalu ein berühmter Flöstist geworden ist und über ausreichend Einkünfte verfügt. Aber Kalu wird von seinem Musiklehrer,  dem Guru, unter eine schwere Prüfung gestellt... . 

Der Musiklehrer Guruji ist auch ein recht belesener Mensch, und so stellt er Kalu die Bedingung, bevor der eigentliche Musikunterricht losgeht, muss er auch erst Lesen und Schreiben lernen, damit er den Wert der Bücher zu schätzen lernt.

Bücher können dich vieles lehren, drängen sich an Orte, an die du sonst unmöglich gelangen könntest. Und sie machen alle Menschen gleich, (…), denn lesen kann jeder.

In dem Lehrers Haus lebt auch der Hausdiener  Ashwin, der sich recht fürsorglich über das seelische und körperliche Wohl des Jungen kümmert. Desweiteren singen sie gemeinsam recht viele Schlager aus dem Radio, die dadurch ein wenig das Heimweh des Jungen nehmen:


Das Lied:

Meine Schuhe sind japanisch
Meine Hose ist britaanisch
Mein roter Hut ist russiaanisch
Doch mein Herz ist Hindustaanisch
Diesen Vers fand ich recht amüsant.

Heimweh galt für Kalu, weit weg von seinen Freunden zu sein und kontaktieren sich regelmäßig über Briefe und Telefonate.


Kalu erfährt bei seinem Lehrer neben dem Schreib- und Leselehrgang auch eine geistige Erziehung und bekommt beigebracht, dass in der Tiefe, im Verborgenen sich das Wesentliche eines Menschen  verbirgt. Auch lernt Kalu die Bezeichnung Guru als die Zerstreuung der Dunkelheit.


Fasziniert fand ich, dass der Rassismus überall und in jedem Land lauert. Die farbigen Inder wurden von den weißen Inder diskriminiert.

Die weißen Inder mieden die Sonne, um bloß nicht von der Sonne gebräunt zu werden. Viele dunkle Inder gebrauchen sogar Mittelchen, in der Hoffnung,  damit die dunkle Haut ein wenig heller zu bekommen. Niht zu glauben, mit welchen Problemen sich doch ein Mensch herumschlagen muss, nur um in der Gesellschaft respektiert und geachtet zu werden. Oder andersherum, was für Probleme eine Gesellschaft Menschen verschaffen kann, die äußerlich anders aussehen, wobei doch alle  Menschen sich voneinander unterscheiden... .

Somit beende ich meine hiesige Buchbesprechung. Wer sich für die Kultur anderer Länder interessiert, in diesem Fall ist es Indien, so finde ich, dass es der Autorin recht gut gelungen ist, das Indienbild, das auch recht facettenreich ist, authentisch darzustellen.


Mir selbst ist aber bewusst, dass es zu dem Land Indien nur kleine Ausschnitte sind, die im Buch aufgezeichnet wurden.

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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

Gelesene Bücher 2012: 64
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Samstag, 8. September 2012

Manisha Jolie Amin / Der Klang der Sehnsucht


Erschienen: 12.03.2012
insel taschenbuch 4121, 309 Seiten
ISBN: 978-3-458-35821-3
14,99 €

Klappentext

Die Straßen von Hastinapur sind Kalus Zuhause. Der Junge arbeitet hart für ein paar Rupien und einen einfachen Schlafplatz auf dem Boden eines Tabakladens. Dennoch ist er glücklich: Wenn er Zeit mit seinen Freunden verbringt oder er sich in die schattigen Äste des großen Banyanbaumes am Fluß zurückzieht, um den Sonnenuntergang zu beobachten – und um Flöte zu spielen. Seine Melodien verzaubern die Welt und lassen ihn alles vergessen …
Als sich Kalu eines Tages die Chance seines Lebens bietet, muß er Hastinapur verlassen – und damit auch seine geliebte Freundin Malti. Er verspricht, zu ihr zurückzukommen. Doch kann es eine gemeinsame Zukunft geben?

Der Klang der Sehnsucht ist ein ergreifender Roman über die Macht der Musik und die alles überdauernde Kraft der Freundschaft.

Autorenportrait im Klappentext

Manisha Jolie Amin, als Tochter indischer Eltern in Kenia geboren, emigrierte 1974 mit ihrer Familie nach Australien. Sie promovierte an der University of Technology in Sydney (UTS), ihren M. A. erlangte sie im Fach Kreatives Schreiben.

Das Buch habe ich in einer Buchhandlung Darmstadts entdeckt, und der Klappentext hat mich sofort angesprochen, aber nicht nur der Klappentext, nein auch das Cover fand ich seeehr ansprechend.



Freitag, 7. September 2012

Friedrich Schiller / Kabale und Liebe (1)




 Eine Buchbesprechung der o. g. Lektüre


Ich habe das Drama nun zu Ende gelesen und ich kam nur recht langsam voran, obwohl Schiller über einen wunderschönen Schreibstil verfügt und das Thema auch nicht ganz so neu ist.
Alles dreht sich mal wieder um die verbotene Liebe zweier jungen Leute, ähnlich wie bei Shakespeare in Romeo und Julia. Die Väter beider Seiten versuchen, Liebe dieser jungen Menschen zu verhindern.

Die Musikertochter Luise Miller, sechzehn Jahre alt, gibt sich gemeinsam mit dem Sohn eines Barons, namens Ferdinand von Walter, als ein junges Liebespaar.

Wie diese junge Liebe verhindert wird, deutet ja schon der Titel Kabale des Dramas schon an. Und zwar mit Hilfe von Intrigen, denn. Kabale ist eine alte Bezeichnung zu Intrige.

Am Ende der Tragödie fragte ich mich, ob Schiller nicht von Shakespeare abgeguckt hat, denn Luise  wurde von Ferdinand vergiftet...
Ferdinand bekundet seinem Vater, dass er auf sein Erbe verzichtet, als er versuchte, ihn damit zu erpressen. Diese Beziehung mit einer Bürgerstochter stellt der Vater gleich mit einem Verbrechen.  

"Feierlich entsage ich hier meinem Erbe, das mich nur an meinen abscheulichen Vater erinnert."
"Hör nur, junger Mensch, bring mich nicht auf. - Wenn es nach deinem Kopfe ginge, kröchest dein Leben lang im Staube."
"O, immer noch besser, Vater, als kröche ich um dem Thron herum."
 Ferdinand steht demnach seinem Erbe und seinem gesellschaftlichen Status gleichgültig gegenüber und zeigt, dass er aus Liebe zu seiner Luise bereit ist, auf all das zu verzichten. Ferdinand zeigt sich als einen Menschen, der nach Idealen strebt und nicht nach gesellschaftlichem Komfort.


Mein Ideal von Glück zieht sich genügsamer in mich selbst zurück. In meinem Herzen liegen alle meine Wünsche begraben.-

 Ich finde, dass er sich recht mutig zeigt, sich gegen das Oberhaupt zu lehnen.

"Ich bitte Sie, Vater! Lassen Sie mich nicht länger in einer Vermutung, wo es mir unerträglich wird, mich ihren Sohn zu nennen. "

 Der Vater macht sich nichts aus den Drohungen seines Sohnes, und beschließt, Ferdinand mit einer feinen Damen der höheren Gesellschaft zu vermählen. Ferdinand bezeichnet seinen Vater als einen bösen Kuppler.

Es ist Lady Millford, die mir auch recht interessant erscheint, setzt sich mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau auseinander:


Wir Frauenzimmer können nur zwischen Herrschen und Dienen wählen - aber die höchste Wonne der Gewalt ist doch nur ein elender Behelf, wenn uns die größere Wonne versagt wird, Sklavinnen eines Mannes zu sein, den wir lieben.

 Auch sie träumt eigentlich von der wahren Liebe, die wertvoller sei als jeder äußerer Glanz:

Gibt mir den Mann, den ich jetzt denke - den ich anbete - sterben, Sophie, oder besitzen muss. (...) Lass mich aus seinem Mund vernehmen, dass Tränen der Liebe schöner glänzen in unseren Augen, als die Brillanten in unserm Haar und ich werfe dem Fürsten sein Herz und sein Fürstentum vor die Füße,  fliehe mit diesem Mann, fliehe in die entlegenste Wüste der Welt.

Später stellt sie Ferdinand auf die Probe, anschließend sogar auch Luise.

Luises Vater zeigt sich äußerst betrübt, als er von der Liebschaft seiner Tochter, sein einziges Kind, erfährt und erpresst sie mit seiner Trauer, Luise an Ferdinand zu verlieren und auch hier wird die Liebe des jungen Paares stark auf die Probe gestellt. Doch im Gegensatz zum Ferdinand zeigt sie sich keinesfalls kämpferisch, sondern begibt sich schuldbeladen auf die Seite ihres Vaters:

Nun - was erschreckt mich denn?-Der alte Mann dort hat mir oft gesagt - ich habe es ihm nie glauben wollen. (Pause, dann wirft sie sich ihrem Vater laut weinend in den Armen.) Vater, hier ist deine Tochter wieder -Verzeihung, Vater- ein Kind kann ja nichts dafür, dass dieser Traum so schön war, und -- so fürchterlich jetzt das Erwachen--.

 Luise, die nicht den Mut hat, sich gegen ihren Vater zu entscheiden, wirft Ferdinand vor, dass er  der Liebe gar nicht fähig sei, weil er an seinem Stand gebunden sei:
 
Nein mein Geliebter! Wenn nur ein Frevel dich mir erhalten kann, so habe ich noch Stärke, dich zu verlieren. (…) Doch! Man verliert ja nur, was man besessen hat, und dein Herz gehört deinem Stande-.

 Später wird Luise gezwungen, einen Brief an Ferdinand zu schreiben, in dem die Beziehung gelöst wird. Luise gerät erneut in die Situation, sich zwischen mehreren Stühlen zu befinden. Auch ihr Vater erbettelt stark ihren Mitleid, und spricht ihr tief ins Gewissen:
Wenn du Gott liebst, wirst du nie bis zum Frevel lieben -- Du hast mich gebeugt, meine Einzige! Tief, tief, vielleicht zur Grube gebeugt. -Dort! Ich will dir dein Herz nicht noch schwerer machen-Tochter! (…) Ich glaubte allein zu sein. Du hast mich belauscht, und warum sollt ich´s noch länger geheim halten? Du warst mein Abgott. Höre, Luise, wenn Du noch Platz für das Gefühl eines Vaters hast -du warst mein Alles. Jetzt vertust du nicht mehr von deinem Eigentum. Auch ich hab alles zu verlieren. Du siehst, mein Haar fängt an grau zu werden. Die Zeit meldet sich allgemach bei mir, wo uns Vätern die Kapitale zustatten kommen, die wir im Herzen unserer Kinder anlegten - wirst du mich darum betrügen, Luise? Wirst Du dich mit dem Hab und Gut deines Vaters auf und davon machen?

 Mit solchen Worten hätte ich auch ein Problem, mich von dem Vater zu lösen. Luise hat es demnach nicht leicht, zwischen Vater und Geliebten stehend, sich zu entscheiden, während Ferdinand bis zum Schluss um sie kämpft. Auch er gilt als das einzige Kind, der einzige Sohn und der einzige Thronfolger seines Vaters... .

Wie das Drama ausgehen wird, und welche Intrigen innerhalb verschiedener Figuren gesponnen werden um diese Beziehung zu torpedieren, so verweise ich darauf, das Drama selbst zu lesen und beende hiermit meine Aufzeichnung.



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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

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Montag, 3. September 2012

Friedrich Schiller / Kabale und Liebe


Verlag: Reclam, Ditzingen
2005, 2,60 €
Seitenzahl: 128
Reclam Universal-Bibliothek Nr.33
 ISBN-13: 9783150000335
Klappentext

Das 1784 erschienene und uraufgeführte Drama 'Kabale und Liebe' (ursprünglich unter dem Titel 'Luise Millerin' geplant) von Friedrich Schiller beschließt, in Anlehnung an Gotthold Ephraim Lessings 'Emilia Galotti', die Entwicklung des bürgerlichen Trauerspiels im 18. Jahrhundert - eine literarische Form, die mit der klassizistischen Auffassung und Tragödie bricht und Probleme des häuslich-privaten Bereichs und den Konflikt der Stände zum Gegenstand der tragischen Handlung macht. In sehr direkter Weise wird in Schillers 'Kabale und Liebe' mit seinem auf Spannung angelegten klaren Aufbau Kritik an den politischen Zuständen in der Fürstentümern geübt: Willkür, Mätressenwirtschaft, Verkauf von Landeskindern. Das bürgerliche Trauerspiel kontrastiert die verrottete Moral des Hofes mit der Tugend des Bürgertums. Im Mittelpunkt des Sturm-und-Drang-Stücks steht die tragische Liebesbeziehung zwischen Angehörigen verschiedener Stände: zwischen dem Adligen Ferdinand und der Musikertochter Luise Miller. 'Kabale und Liebe' eroberte rasch die Bühne und gehört zu den großen Klassikern des deutschen Dramas.


Autorenportrait im Klappentext

Friedrich von Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die 'Militär-Pflanzschule' eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes 'Die Räuber' jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.


In der Schule war Schiller bei mir nicht sonderlich beliebt, später, in den höheren Klassen dann doch und war von einem Stück so sehr angetan, ich mich allerdings nicht mehr erinnern kann, wie das Stück hieß. Es beschrieb Schillers Leben in einem Internat... und habe ihn im späteren erwachsenen Alter für mich nochmals neu entdeckt, über die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller.

Habe auch Weimar bereist, wo beide Dichter auch beheimatet waren, aber bevor ich jetzt korrigiert werde, mir ist durchaus bekannt, dass Goethes Geburtsstadt Frankfurt Main und nicht Weimar ist :mrgreen: .

Man kann im Laufe des Lebens mehrere Heimatländer / Heimatstädte sich bilden, was Goethe auch gelungen ist.

Wie beschränkt die deutsche Sprache manchmal doch ist, da Heimat nur im Singular gebildet werden kann. Ha, aber ich verfüge über eine große Portion von sprachlicher Kreativität und lasse mich doch in meinem Wortschatz nicht so einfach einschränken.

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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

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Siegfried Lenz / Schweigeminute (1)




 Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich weiß nicht, was ich zu dieser Novelle noch mehr sagen kann, als schon im Klappentext steht. Es verliebt sich eine junge Englischlehrerin in ihren achtzehnjährigen gymnasialen Schüler Christian und die mit ihm privat auch eine freundschaftliche Beziehung knüpft, die so weit geht, dass man es schon als einen Liebeskontakt bezeichnen kann, ohne dass es allerdings tatsächlich zu einer wirklichen Liebesbeziehung ausreicht, denn dazu sind die Hürden zwischen Schüler und Lehrkörper zu groß.
.
Hier wird ein Tabu gebrochen und ich war eigentlich neugierig darauf zu erfahren, wie die Lehrerin aus dieser verfahrenen Situation wieder herausfindet. Auch wenn der Schüler Christian schon volljährig ist, ist die Lehrerin die Hauptverantwortliche, denke ich. Christian war schon zu sehr drin in dieser Liebesromanze, und es nicht schaffte, auf ihre Grenzen zu pochen. Dazu war sie selbst viel zu stark darin verwickelt. Merkwürdig fand ich, dass die Lehrerin, bis natürlich auf die Liebesgestiken, recht offen sich mit dem Schüler privat im Umgang zeigte. Norddeutschland, Fischerdorf, nahe an der dänischen Grenze. In dieser kleinen Gegend kriegt doch eigentlich jeder mit, was der Nachbar tut und nicht tut. Merkwürdig fand ich, dass niemand diesen intensiven privaten Kontakt zwischen Schüler und Lehrerin Anstoß nimmt, bis auf eine Ausnahme; Christians Mutter wurde langsam misstrauisch, doch Christains Vater winkte leichtfertig ab, dass es in diesem Alter nichts Ungewöhnliches sei, dass junge Menschen ihre Lehrer verehren. 

Von Christian erwartet die Lehrerin die Einhaltung von professioneller Distanz, dabei ist sie es, die gewisse Grenzen nicht wahrt . Sie erlaubt ihm nicht, sich privat mit ihr über die Schule zu sprechen, da sie beide auf dem privaten Raum ein anderes Territorium betreten würden, aber sie erlaubt ihm, sie auf diesem Territorium zu lieben. Sie trennt zwischen Schule und Privat; in der Schule ist sie Lehrerin und er Schüler, privat sind sie Verliebte.

Bis dahin fand ich ja alles recht spannend, auch den Anfang fand ich gut, indem man als LeserIn Zeuge der Schweigeminute in der Schulaula wird, in der ein Altar errichtet wurde, auf dem ein Foto von der Englischlehrerin platziert steht, und sowohl ihre KollegInnen als auch alle SchülerInnen des Gymnasiums ihr mit letzten Worten gedenken. Man erfährt, dass sie verstorben ist, durch den Erzähler, der gleichzeitig auch der Schüler Christian ist und spricht aus der Ich-Perspektive. Dabei wurde ich auch neugierig, welches Schicksal der Lehrerin widerfahren ist, und ich neigte erst zu zu der Annahme, sie habe sich suizidiert, weil sie keinen Ausweg aus dieser Liebesaffaire finden konnte.

Zugegeben, ein wenig einfach gedacht, aber den Lösungsweg, den der Autor gewählt hat, fand ich auch nicht gerade brickelnd. Er hat es sich einfach gemacht, indem die Beziehung durch ein Naturereignis, ein Unfall im Meer, das Ganze somit beendete, indem sie in der Klinik aus der Bewusstlosigkeit nicht mehr erwachte, da sie eine recht schwere Kopfverletzung mit sich trug. Rührend die Schüler, die ihr im Krankenzimmer ein englisches Lied vorspielen :D, das sie von ihr gelernt haben. Würde doch kein Schüler freiwillig machen... .

Aus der Rede des Schuldirektor geht zwar kurz hervor, dass man für jedes Problem eine Lösung hätte finden können, so dass ich dachte, als ich noch nicht so fortgeschritten im Text war, dass alle über diese Liebesaffaire Bescheid wüssten und ich dadurch auf den Gedanken eines Suizids gekommen bin. Dies aber erwies sich nur als ein kurzer Einschub, mehr wurde darüber nicht geäußert, so dass ich diesen Einschub nicht wirklich für passend zu dem eigentlichen Geschehen halten konnte.

Christian trauert um seine Lehrerin, lässt Revue passieren, sucht im Geiste nochmals alle Orte auf, die sie gemeinsam betreten und belebt hatten. Er fand Trost in diesen Bildern, die in der Vergangenheit gebettet lagen, und die ihm keiner mehr nehmen konnte. Die Lehrerin wurde auf See bestattet, doch die Bilder der Erinnerung blieben in der Seele des Jungen zurück.

 Dies zu meinen Gedanken!

So richtig überzeugt hat mich die Novelle nicht wirklich!

Ich habe eigentlich schon öfter die Beobachtung bei Lenz gemacht, dass seine Themen nicht immer realitätsbezogen sind.  In dieser Novelle hätte es vor diesem Unfall schon längst ein Skandal geben müssen, so sehr wie sich Beziehungen zu Menschen wie Lauffeuer verbreiten und viele Menschen immer gerne zum Tratsch aufgelegt sind.

Demnach fand ich den Ausgang eigentlich eher banal, die Thematik aber an sich nicht uninteressant..

Ich gebe dem Buch sechs von zehn Punkten. Sechs und nicht mehr, weil aus den oben besagten Punkten. Sechs und nicht weniger, weil mich der Schreibstil sehr angesprochen ha und die Thematik an sich interessant begonnen hat.


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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

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Siegfried Lenz / Schweigeminute




Hoffmann und Campe Verlag
12. Auflage 2008
128 Seiten, 15,95 €
ISBN:  978-3-455-04284-9


Klappentext

Ein warmer Sommer an der Ostsee vor vielen Jahren. Benny Goodmann und Ray Charles sind noch en vogue, in den Gassen spielt der Drehorgelmann, man bezahlt in »Mark«, und wenn die Englischlehrerin vor die Oberprima tritt, stehen alle auf: »Good morning, Mrs. Petersen.«
Wie es zu der Liebe zwischen Stella und Christian kam, wie die Leidenschaft sich an der Realität messen muss und wie dann mit einem Mal alles zu Ende ist – und doch auch nicht. Wie die Liebe gerade durch den Tod unsterblich wird: das erzählt Siegfried Lenz mit meisterhafter Einfühlungskraft, mit Distanz und Humor. Im Thema des Vergänglichen, der Zeitverfallenheit irdischer Liebe, der Unmöglichkeit vollendeten Glücks, schwingt die Melancholie eines Theodor Storm. In der Lakonie des Erzählens spürt man die existenzielle Härte eines Ernest Hemingway. Und doch spricht hier die Sympathie und Integrität des Erzählers Siegfried Lenz, der im knappen Raum der Novelle eine Menschheitsfrage entfaltet, die immerzu gültig ist.


 Autorenportrait im Klappentext

Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutenden und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009. Seit 1951 veröffentlicht er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Zuletzt erschienen Schweigeminute (2008), Landesbühne (2009) und Die Maske (2011).

Von Siegfried Lenz habe ich ein paar Werke gelesen, Heimatmuseum und Die Deutschstunde. Von Die Deutschstunde war ich besonders angetan.

Das o. g. Werk habe ich schon gestern Nacht begonnen und zur Hälfte gelesen. Ich habe nur noch dreißig Seiten vor mir und werde es heute noch abschließen können.




Sonntag, 2. September 2012

Isabel Allende / Das Portrait in Sepia (1)


Eine Buchbesprechung der o. g. Lektüre

Ich habe das Buch nun beendet und es hat mir genauso gut gefallen wie alle anderen Allende - Bücher auch. Jede Menge weltliche Themen sind in dem Buch gepackt, was mich sehr anspricht, vor allem, wenn  sie von einer Autorin geschrieben sind, die sich nicht nur um viele Liebesthemen dreht. Nein, sie schreibt zwar auch über Liebesgeschichten, aber sie greift auch viele politische Themen auf;  zu den Kriegen Lateinamerikas um 1880 herum und später. Über den Kampf um Menschen- und Frauenrechte, über die unterschiedlichen Weltreligionen und deren Handhabung, über den Rassismus Amerikas und den von China innerhalb von Amerika (Chinatown). Sie schreibt über die Kinderprostitution und Menschenhandel mit Frauen und Kindern, und auch über das Leben innerhalb der Aristokratie in Chile...  . Sie schreibt über den Kampf zu Gerechtigkeit innerhalb der verschiedenen Klassen.
Die Widerstandskämpfer setzten sich für eine gerechtere Welt ein, denn sie waren der Meinung, dass

 Die Gesetze von den Starken erfunden (wurden), um die Schwachen zu beherrschen.

Dieses Zitat hat mich recht nachdenklich gestimmt und ich mir die Frage gestellt habe, wie kann das möglich sein, dass es einer Minderheit gelingt, eine Mehrheit zu lenken? Und das nicht nur bei Allende im Buch, nein, auch gegenwärtig und überall ist das tatsächlich so. Wieviel Macht von den Herrschenden ausgeht, ist ein wenig absurd, finde ich, aber wahr.

Was der Rassismus in Amerika betrifft, so war dieser dermaßen ausgeprägt, dass sich viele  AmerikanerInnen nicht vorstellen konnten, dass Menschen anderer Hautfarbe auch zur Menschenrasse zählten.

Die vielen Kriege Chiles, Salpeterkrieg 1880 und verschiedene Bürgerkriege, Partisanenkriege im übrigen Teil von Südamerika, zeigen das selbe Kriegsgesicht, wie die Kriege von europäischen AutorInnen, wie z.B: Fallada, Remarque, Borchert u.a.m. . Es ist egal, in welcher Sprache der Krieg dargestellt wird, das Gesicht ist immer dasselbe, wenn der Krieg nicht heroisiert wird, wie dies in rechter Literatur der Fall ist. Doch auch hier gibt es Figuren, die als Helden in den Krieg ziehen, um für ihr Vaterland zu kämpfen, und kommen verkrüppelt völlig entideoligisiert zurück.Ähnlich wie Borchert, der hochmütig in den Krieg zog und aber als Pazifist zurückkehrte.
Es gibt aber auch andere, die aus purer Überzeugung immer wieder in den Krieg ziehen, ohne dass der Krieg sie verändert hat... . 

Die Protagonistin des Romans nennt sich Aurora del Valle, der ein recht widriges Schicksal widerfahren ist, da ihre Mutter, Lynn Sommer, eine bildhübsche aber recht naive neunzehnjährige Frau, stirbt bei ihrer Geburt. Der Vater von Aurora verleugnet die Vaterschaft. Er hatte an Lynn ein einziges Interesse, und das war, Lynns Körper vor seinen männlichen Freunden nackt vorzuführen, als er eine Wette abschließt, dass Lynn sich darauf einlassen wird.. .

Aurora wird in den ersten fünf Lebensjahren von Lynns Eltern in Kalifornien großegezogen. Eliza, Lynns Mutter und die Großmutter von Aurora ist mit einem Chinesen verheiratet, aber die Vermählung zwischen einer Amerikanerin und einem Chinesen wurde nicht anerkannt. Trotzdem leben sei wie ein Paar. aber in der amerikanischen Gesellschaft so unauffällig wie möglich. Ihr Mann Mao, ein chinesische Mann, ist ein hochangesehener Arzt und beherrscht die Kunst der Akupunktur. Als Lynn unter seinen Händen während der Geburt stirbt, macht er sich als Arzt große Vorwürfe.
Großvater Mao widmet sich ganz der Erziehung seiner Nichte und so wächst Aurora in den ersten fünf Jahren zwischen mehreren Welten auf. In Amerika, Kalifornien, im Stadtteil Chinatown, indem nur nach Amerika eingewanderte Chinesen leben, das geprägt ist von Mafia, Korruption, (Kinder)Prostitution und Kriminalität.

Im Alter von fünf Jahren wird Aurora Zeugin, als ihr Großvater in Chinatown von organisierten Banden  überfallen und körperlich dermaßen verletzt wird, dass er ein paar Tage später seinen Verletzungen erlag. Eliza hat nicht mehr die Kraft, Aurora alleine aufzuziehen, und gibt sie an den Großeltern väterlicherseits, ohne dass das Kind darauf vorbereitet wird. Die Großmutter Pauline Rodriguez, die sich schon immer ein kleines Mädchen gewünscht hat aber nur drei Jungen geboren hat, mittlerweile alle im erwachsenen Alter, nimmt die Kleine bei sich auf. Pauline und ihr Mann gehören zum Adelsgeschlecht aber  als recht ungebildet wird die Großmutter beschrieben. Sie besitzt eine mehrstöckige Bibliothek, ohne dass sie jemals ein Buch daraus entnommen und gelesen hat. Das hat mich auch an Marcel Proust erinnert, der dasselbe berichtet hat von der französischen Aristokratie, wo wenig gelesen wird, aber über prunkvolle Bibliotheken verfügen. Die Großmutter Paula verschweigt Aurora die Herkunft und klärt sie nicht darüber auf, dass ihr Sohn Matias der Erzeuger von ihr ist.

Als Auora erwachsen wird, ist sie ständig auf der Suche nach ihren Wurzeln, nach ihrer Identität. Schon als Kind stellt sie immer wieder die Frage, wer denn nun der Vater sei. Als gesetzlicher Vater hat sich der Neffe von Pauline, Severo, einschreiben lassen, der sich zu Lynn stark hingezogen fühlte und sich mit ihr noch kurz vor ihrem Tod verheiratet hat. Und so findet für Auora die lebenslange Suche nach ihrer Herkunft statt. Am Schluss findet sie alle Teile, die sich wie ein Puzzle zusammenfügen lassen.

Interessant fand ich auch in Chile die verschiedenen Lebensformen, geteilt zwischen Tradition und Moderne. Die Rollen waren vorgeschrieben, und besonders Mädchen wurden schon recht früh auf Haushalt, Heirat und Kindergebären vorbereitet. War ja in Europa zu dieser Zeit nicht anders. Fragen, weshalb Frauen wenig intelligent waren als ihre Männer, darf man sich mit diesem Hintergrund so nicht mehr stellen, denn sie wurden zu Hausfrauen, Mütter ... schon sehr früh erzogen. In China wurden viele Mädchen, wo die Tradition den Vorrang hat, wie sinnlose Gegenstände weggeworfen, ertränkt, ermordet und niemand wurde dafür strafrechtlich verfolgt. 
Die Mädchen waren sexuell nicht aufgeklärt, und es galt als verpönt, schwangeren Frauen auf den Bauch zu schauen. Es gehörte sich nicht und so blickten die Leute auf der Straße weg, wenn sie einer Schwangeren begegneten. 
 Viele junge Frauen wurden schwanger, noch bevor sie wussten, wo die Kinder herkommen. Aurora stellt diese Frage recht früh und sieht bei ihrer schwangeren Tante Nivea den dicken Bauch und erkundigt sich diesbezüglich bei ihrer Großmutter, die ihr zur Antwort gibt, Nivea habe eine Melone verschluckt.

Über die SüdamerikanerInnen herrschten die selben Vorurteile, wie man sie noch heute recht einseitig gegenüber den SüdeuropäerInnen zu hören bekommt, mit den Attributen, sie seien faul, schmutzig, die Männer seien Weiberhelden, gebärfreudig u.v.a.m.

Paula Rodriguez ist politisch eher konservativ orientiert und verachtet alle Sozialisten. Sie selbst gilt allerdings in der Familie als Matriarchin, die auch ohne das Frauenwahlrecht eine Menge zu sagen hat. Demnach ist sie gegen das Wahlrecht für Frauen, da Frauen dumme Geschöpfe seien, die, würden sie wählen dürfen, mit der Wahl nur Unheil anrichten täten. Die Frauen würden nur das wählen, was ihnen ihre Ehemänner und die Priester vorschreiben würden:

Ich brauche kein Wahlrecht, um zu tun, was mir passt, denn ein paar von uns regieren hinter dem Thron.

Und so erweist sich auch ihr Leben bis zu ihrem Tod.. Paula Rodriguez erreicht alles, was sie möchte. Ohne die Einwilligung der Regierung, ohne die ihres Mannes. Sie hat in der Tat alle Fäden in der Hand, sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Familie.


Durch den Überfall an ihren Großvater Mao ist Aurora ist seit frühster Kindheit von Albträumen geplagt. Im Alter von dreizehn Jahren bekommt sie von ihrem Adoptivvater Severo eine Kamera geschenkt, damit sie ihre Albträume fotografieren könne :-). Severo wollte das Mädchen damit ein wenig aufziehen, sie trösten und legt ihr quasi ein Hobby, Fotografin zu werden,  in den Schoß.

Hier beende ich nun meine Buchbesprechung. Das Buch ist sehr facettenreich und dadurch, so finde ich, zeichnet sich eine gute Schriftstellerin und ein guter Schriftsteller aus. Es gibt vieles, was ich noch nicht erwähnt habe, aber alles, was mir persönlich wichtig war.

Ich gebe dem Buch zehn von zehn Punkten. Zehn und nicht weniger, weil der Autorin es  gelungen ist, die Menschen in ihrem Buch differenziert darzustellen und sie viele weltliche Themen bearbeitet, ohne dass diese oberflächlich wirkten. In jedem von ihr aufgezeichnetem Land gab es gute und weniger gute Menschen. Und genau das ist mein Lesestil, mein Faible zu guter Literatur.


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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

Gelesene Bücher 2012: 61
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Donnerstag, 30. August 2012

Isabel Allende / Portrait in Sepia

 
Verlag: Suhrkamp, 2012
Seitenzahl: 587
 ISBN-10: 3518463845
Gebunden Kleinformat:  10,00 €


Klappentext
Aurora del Valle, aufgewachsen im pompösen Haus ihrer Großmutter, hat eine bewegte Kindheit und Jugend zwischen dem Europa der Belle Époque, Kalifornien und Chile hinter sich. Je mehr sie aber von der Welt kennenlernt, umso deutlicher wächst in ihr das Bedürfnis, aus eigener Kraft zu leben. Eine Kamera, die sie als Kind geschenkt bekommt, wird ihr zum Mittel der Suche nach ihrer persönlichen Wahrheit. Als sie auf einem Foto, das sie selbst gemacht hat, mit dem Verrat des Mannes konfrontiert wird, den sie liebt, entschließt sie sich, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu erforschen. 


Autorenportrait im Klappentext
Isabel Allende, 1942 in Lima/Peru geboren, arbeitete lange Zeit als Journalistin und verließ Chile nach dem Militärputsch 1973. Seit 1988 lebt sie mit ihrer Familie in Kalifornien. An den überwältigenden Erfolg ihres ersten Romans "Das Geisterhaus" konnte sie mit weiteren Bestsellern wie "Eva Luna", "Fortunas Tochter" und "Paula" anknüpfen. Heute gilt Isabel Allende als die erfolgreichste Autorin der Welt.

Von Isabel Allende habe ich schon recht viele Bücher gelesen. Sie schreibt ziemlich gute historische Romane über die politische Unterdrückung Südamerikas (Chile, Peru, u.a.) und über den Kampf von Menschenrechten, aber auch über die Sklaverei in den Vereinigten Staaten. Das Beste, das mir von ihr gefallen hat, war Die Stadt unter dem Meer. Und das Buch Das Geisterhaus habe ich vor mehr als zwanzig Jahre gelesen und etwa vor einem Jahr ein zweites Mal. Ich besitze es auch zwei Mal... .

Nun bin ich auf dieses Buch gespannt, die ersten einhundert Seiten habe ich schon verspickt... . Wollte eigentlich erst morgen damit beginnen, aber meine Ungeduld war doch ein wenig zu groß.

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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

Gelesene Bücher 2012: 60
Gelesene Bücher 2011: 86

Freitag, 24. August 2012

Markus Zusak / Die Bücherdiebin (4)

VIERTE UND LETZTE BUCHBESPRECHUNG ZUR O. G. LEKTÜRE
 (VON S. 399 - 584)
Ich habe ein passendes Bild gefunden zum Inhalt des Buches. Oder besser gesagt, was die Wetterthematik zwischen Max und Liesel betrifft, (s. dritte Buchbspr.). 
Es gibt wirklich viele Helden in dem Buch. Liesel, Hans Hubermann und seine Frau Rosa, Rudi Steiner, Max, dessen Familienname ich mir einfach nicht merken konnte, und die Bürgermeistersfrau Ilsa Hermann. Sie sind für mich alle Helden... . Werde mich aber dazu nicht ausführlich äußern... .

Interessant ist auch der Erzähler, den ich bisher auch noch  unerwähnt gelassen hatte. Der Erzähler ist eine Personifizierung zu etwas, das allgegenwärtig ist und überall lauert... . Er stirbt erst aus, wenn es keine Lebewesen mehr gibt. Er bewundert die Menschen, die genug Verstand hätten, um zu sterben. Mehr verrate ich nicht.

Beginnen möchte ich jetzt nochmals mit Ilsa Hermann, die in ihrer Bibliothek für Liesel einen Brief hinterlassen hat, aus dem hervorgeht, dass nach dem ersten Einbruch ihre Fußspuren sie  verraten hatten. Es folgt ein kleiner Ausschnitt aus dem Brief:
Ich war froh, dass du dir genommen hast, was  ohnehin dir gehört. Dann begann ich einen Fehler. Ich dachte, es wäre zu Ende.Als du zurückkamst, hätte ich wütend sein sollen, aber ich war es nicht. Das letzte Mal konnte ich dich hören, aber ich beschloss, Dich in Ruhe zu lassen. Du nahmst Dir jedes Mal nur ein Buch, und es wird tausend Besuche dauern, bis sie alle weg sind. Ich hoffe nur, dass du eines Tages an die Haustür klopfen wirst und das Haus auf anständige Weise betreten wirst.  
Selbst Rudi ist nun dahinter gekommen, dass es wohl Absicht war, dass Ilsa Hermann das Fenster zur Bibliothek extra für ihre heimliche Freundin offen hat stehen lassen:
"Du bist gar kein Diebin. (…) Die Frau lässt dich herein. Sie stellt dir sogar Plätzchen hin, Himmel nochmal. Das kann man doch wohl kaum Stehlen nennen. Stehlen, das ist, was die Wehrmacht tut.. Nimm zum Beispiel dein Vater, und meinen." (…) Er trat gegen einen Stein, der metallisch klingt und gegen ein Tor prallte. Rudi ging schneller. "All diese reichen Nazis da oben, in der großen Straße, in der Gelbstraße, in der Heidestraße."
  
Mit der Gelbstraße waren wohl die Juden gemeint, die von den Nazis eingenommen wurden, und die Heidestraße, na, das kann man sich wohl denken.


 Es ist Fliegeralarm, und alle aus der Himmelsstraße, das sind auch die Hubermanns  rennen in den Luftschutzkeller bei den Fiedlers, außer natürlich Max, der im Keller der Hubermanns zurückbleiben musste, was sehr das Gewissen der Hubermanns belastete. (Immer sind es die falschen, die unter Schuldgefühlen leiden).

 Max nutzt die Gelegenheit, um aus dem Keller rauszukommen, und sich nach langer, langer Zeit mal wieder die Gestirne am Firmament zu betrachten, über die er schließlich schrieb:
Von einem Fenster in der Himmelsstraße auf, (...) setzten die Sterne meine Augen in Brand.
Die Menschen in den Luftschutzkellern waren voller Ängste, hielten sich an den Händen, viele waren untröstlich, bis schließlich Liesel ihr Buch auspackte und anfing, vorzulesen. 
Sie wagte nicht auf aufschauen, aber sie fühlte die verängstigten Augen, die an ihr hingen, während sie die Worte ein- und ausatmete. Eine Stimme spielte in ihrem Innern die Noten. Dies, so sagte die Stimme, ist dein Akkordeon.Das reißen der Seite, die umgeblättert wurde, schnitten sie in Stücke.Liesel las weiter.Etwa zwanzig Minuten lang verschenkte sie die Geschichte. Die kleinen Kinder wurden ruhig beim Klang ihrer Stimme, und alle anderen sahen Bilder vom Pfeifer vor sich, der vom Tatort floh. Liesel nicht. Die Bücherdiebin sah nur den Mechanismus der Worte- ihre Körper, die auf dem Papier Lagen, niedergeschlagen, damit sie darüber geben konnte. (…)  

Beim nächsten Fliegerangriff hielten sich die Leute stundenlang im Luftschutzkeller auf. Liesel las ihnen über fünfzig Seiten aus ihrem Buch vor. Für viele war dies die seelische  Rettung, nicht ständig an die existentielle Bedrohung zu denken.

Dann gibt es noch eine Nachbarin von Hubermanns, deren beide Söhne sich im Krieg befanden. Der eine wurde tödlich verwundet, ihm wurden beide Beine wegbombadiert und die Mutter gerät in eine seelische Starre. Viele Nachbarn, vor allem die Hubermanns, versuchten sie zu stärken, als schließlich auch der heimgekehrte zweite Sohn in eine Krise verfällt, weil die trauernde Mutter ihn als zurückgekehrten Sohn nicht ausreichend gebührte und weil er bei dem Hinfall seines Bruders durch die Bomardements  anwesend war.  Er stellte sich wiederholt die Frage, weshalb er überlebt hat und nicht sein Bruder?

Auch Liesel stellt Fragen:
Wie tröstet man einen Menschen, der so etwas gesehen hatte? Sollte man ihnen sagen, dass der Führer stolz auf ihn war, dass der Führer ihn liebte für das, was er in Stalingrad getan hatte? Wie hätte man das je wagen können? Man konnte nur ihm das Reden überlassen.
Der überlebende Sohn kommt von seinen Schuldgefühlen nicht los, zeigt sich bekümmert darüber, dass die Mutter sich aus dem Schock nicht erholt, ihn als Trost zu begreifen, dass wenigstens er am Leben geblieben ist. Seine Schuldgefühle sind so gewaltig, dass er sich schließlich das Leben nahm, und "weil er hatte leben wollen."
Ziemlich makaber dieses Zitat und in dem Buch wimmelt es nur von solchen Sätzen..., wie z.B. die Schneeflocken verbrannten ihr die Arme... .

Und merkwürdig, dass immer die Falschen Schuldgefühle entwickeln, andere müssten daran ersticken, ohne selbst an sich Hand anlegen zu müssen.

Liesel trauert um ein paar ihrer Freunde, um Rudis Vater, der eingezogen war und vor allem um Max, ich aber nicht verraten möchte, was aus Max  geworden ist. Sie betet an eine höhere Macht:
Macht mich nicht glücklich. Bitte erfüllt mich nicht. Lasst mich nicht glauben, dass aus all dem etwas Gutes entstehen kann. Schaut euch meine Wunden an. Seht ihr diesen Schnitt? Seht ihr den Schnitt in meinem Innern? Seht ihr, wie er vor euren Augen wächst und mich auswäscht? Ich werde auf nichts mehr hoffen. Ich will nicht beten, dass Max am Leben und in Sicherheit ist. Oder Alex Steiner.Denn die Welt verdient sie nicht.

Liesel befindet sich wieder in der Bibliothek von Frau Hermann. Und diesmal hat sie gar nicht vor, schnell wieder zu verschwinden, sondern macht es sich auf dem Boden gemütlich, als sie sich wieder ein Buch aus dem Regal genommen hat:
Sie riss eine Seite aus dem Buch und zerpflückt sie.dann ein Kapitel.Schon bald lagen zwischen ihren Beinen und um sie herum Wortfetzen. Warte. Warum musste es sie geben? ohne sie wäre nichts hiervon wirklich. Ohne Worte wäre der Führer ein Niemand. Es würde keine humpelnden Gefangenen geben, keinen Grund für Trost oder weltliche Raffinessen, auf dass es uns wieder besser gehe.Wozu waren die Worte gut?Dann sagte sie es laut, in dem orange glühenden Raum." Wozu sind Worte gut?"

Liesel schreibt Frau Hermann einen Brief, der so bewegend ist, dass ich auch hier einen kleinen Auszug davon festhalten möchte:

Liebe Frau Hermann,
Wie Sie sehen, war ich wieder in ihrer Bibliothek und habe eines ihrer Bücher kaputtgemacht. Ich war einfach so wütend und so verängstigt, und ich wollte die Worte zum Schweigen bringen. Ich habe von Ihnen gestohlen, und jetzt habe ich ihr Eigentum zerstört. Es tut mir leid. Als Strafe für mich selbst habe ich beschlossen, nicht wieder herzukommen. Aber ist das überhaupt eine Strafe? Ich liebe diesen Ort, und ich hasse ihn auch, weil er voller Worte ist. 


Auf die Reaktion von Frau Hermann war ich recht neugierig, aber ich hatte es im Blut, dass sie außergewöhnlich darauf reagieren würde, dass ich ein wenig neidisch wurde, solch einen Menschen niemals kennen gelernt zu haben. Aber das stimmt ja so nicht, denn ich habe Frau Hermann doch kennenlernen dürfen, auch wenn sie nur eine Literaturfigur ist, ich aber sicher bin, dass der Autor eine bestimmte Person in seinem Kopf hielt, die es einmal gegeben haben muss, was sich auch aus dem Anhang vermuten lässt. Auch ihre Worte haben mich tief berührt, als sie mit einer kleinen Überraschung vor Liesels Haustüre steht:
" (…) ich dachte, dass du, wenn du meine Bücher nicht mehr lesen möchtest, vielleicht selbst eines schreiben willst. Dein Brief war…".  Sie überreichte Liesel das schwarze Buch mit beiden Händen." Du kannst schreiben. Du kannst gut schreiben." Das Buch war schwer, der Einband matt (...) . Und bitte (...)" bestrafe dich nicht selbst wie du in deinem Brief geschrieben hast. Werde nicht so wie ich, Liesel."
Frau Hermann war für mich eine bemerkenswerte Person. Eingenlicht war sie Anhängerin des Nationalsozialismus, auf ihren Klamotten trug sie überall Hakenkreuze aber sie hatte auch eine andere Seite, eine gute Seite, die verschüttet war und die sie durch Liesel wohl wieder wach bekommen hat. Vor ihrer Haustüre stehend war sie schön gekleidet und die Kleider besaßen keine Hakenkreuze mehr. 

Der Autor zeigt uns keine Menschen, die nur gut oder nur böse sind. Nein, alle hatten eine dunkle Seite, dunkle Flecken in der Seele, die man sich nicht erklären kann, aber die überwunden werden wollten, von Menschen, bei denen das Gute überwiegte. 

Ich habe zu Liesels Pflegemutter noch gar nichts geschrieben. Rosa Hubermann, auch eine bemerkenswerte Person, deren Wortlaute aus vielen Schipfwörtern bestand, aber trotzdem voller (mütterliche) Liebe war. Eine kurze Charakterisierung durch den Erzähler zu Rosa Hubermann:
Wenn sie mich gesehen hätte, hätte sie mich vermutlich "Saukerl" genannt, und ich hätte es ihr nicht übel genommen. Später, nachdem ich Die Bücherdiebin gelesen hatte, wusste ich, dass sie jeden so nannte. "Saukerl". "Saumensch". Besonders diejenigen, die sie liebte. (...) Ihr elastisches Haar war gelöst. Es rieb gegen das Kissen, und ihr Schrankförmiger Körper hatte sich mit dem Schlag ihres Herzens sich erhoben. Und seid versichert, diese Frau hatte tatsächlich ein Herz, und zwar ein größeres, als die meisten Leute vermutet hätten. Da war eine Menge drin, aufgestapelt, meterhoch auf verborgenen Regalen. (...) Sie war die Frau, die einen Juden durchgefüttert hatte, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen, nicht in der ersten Nacht und auch nicht danach. Und sie war eine Frau, die mit ausgestrecktem Arm tief in eine Matratze hineingegriffen hatte, um einem jungen Mädchen ein Skizzenbuch zu geben.

Weiß jemand, warum die Konzentrationslager Konzentrationslager hießen? Nun, die Juden gingen nach Dachau, um sich zu konzentrieren.. . (Schwarzer Humor des Autors).

Ich beende hiermit meine Buchbesprechung und muss sagen, dass mir alle Personen, die Helden dieses Buches, mir sehr ans Herz gewachsen sind. Sie sind mir große Vorbilder... .

Dem Buch gebe ich zehn von zehn Punkten, weil es reich an Fantasie ist, der Ausdruck zwar einfach aber trotzdem niveauvoll, und weil die Geschichte, der Nationalsozialismus, authentisch widergespiegelt wurde.

Anmerkung d. Autorin: Der Fettdruck in den Zitaten ist durch mich hervorgehoben worden.
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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

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