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Dienstag, 25. September 2018

Howard Jacobson / Shylock (1)

Ein kleiner Erlebnisbericht zur o. g. Lektüre 

Anstelle einer Buchbesprechung folgt hier ein Erlebnisbericht mit dem Buch, da ich es leider wegen mangelnden Verständnisses abbrechen musste. Aber leicht ist mir dieser Schritt nicht gefallen, habe lange mit mir und mit meinem Gewissen gerungen und gehadert. 

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Ich hatte von Anfang an Probleme mit dem Buch. Ich kam mit dem gesamten Erzählstil, bestehend aus einem Mix von Theater und Prosa, nicht richtig rein. Der ganze Stoff war mir zu trocken und zu abgehoben. Viel zu viele Dialoge und Monologe ... Nach 163 Seiten habe ich mir dann die vielen Beiträge im Bücherforum Whatchareadin angeschaut, in die ich viel zu spät dazu gestoßen bin, aber ich konnte deutlich spüren, wie sehr auch meine Lesekolleg*innen sich durch den Text gekämpft und durchgearbeitet haben. Am Ende meines kleinen Berichts verlinke ich meine Seite mit der der Leserunde.

Mit den ersten Szenen hatte ich keine Probleme mehr, die hatte ich ja oft genug wiederholt gelesen, und so konnte ich in den Beiträgen Übereinstimmungen finden, später allerdings, je mehr ich gelesen habe, desto verwirrender wurde mir die gesamte Handlung, obwohl mir schon klar wurde, welche Problematik in dem Buch behandelt wurde.

Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus im historischen Bereich bis zur Gegenwart. Der Kampf zwischen Juden und Christen, die Auseinandersetzung mit der Identität als Jude. Die rebellischen Töchter der beiden jüdischen Protagonisten ... Diese Vorurteile, die auf beiden Seiten zwischen Christen und Juden ausgetragen werden, kommen in den Dialogen und Monologen immer wieder zur Geltung. Dies ist auch bei mir angekommen, aber ich schaffe es nicht, in die Handlung bis in die Tiefe einzudringen. Bei einer anderen Leserin, die die Originalversion von Shakespeare gelesen hatte, habe ich entnehmen können, dass Shakespeare die Judenthematik in seiner Version nur peripher behandelt hat, und so hat Jacobson seine Interpretation in eine Neufassung verwandelt.

Für das, dass das Bücherlesen für mich ein Hobby ist, kam ich mir vor, als säße ich im Deutsch-Leistungskurs und ich mich mit einem Werk quälen muss.

Obwohl mich die Thematik ein wenig an meine eigene Thematik erinnert hat, denn die beiden jüdischen Protagonisten litten darunter, dass sie weltweit mit Vorurteilen und Klischees fertig werden mussten. Da habe ich Parallelen gesehen zu meiner Herkunft, vielmehr gesagt zu der Herkunft meiner Eltern, und die vielen Klischees und Vorurteile den Italiener*innen gegenüber. Auch ich empfinde ähnlich wie die beiden Figuren Simon Strulovitch und Shylock eine gewisse Traurigkeit im Umgang mit den Italiener*innen, wenn ich die deutschen Medien und die deutsche Gesellschaft beobachte, welche stereotypische Bilder sie jahrzehntelang verinnerlicht haben, und sie diese großzügig weiterverbreiten, weil sie es nicht schaffen, sich von diesen alten Bildern zu distanzieren, dann komme ich selbst häufig auch in ein Stimmungstief ähnlich dem wie aus dem Buch, das zusätzlich noch Ohnmachtsgefühle auslöst ...

Allerdings hat mich der Autor Howard Jacobson für die Originalfassung Der Kaufmann von Venedig inspiriert, die ich unbedingt lesen möchte. Ich habe mir die Reclam Version angeschafft, und schon die ersten Seiten regen mich an, unbedingt weiter zu lesen. Anders als bei Jacobson. 

Auf den ersten Seite des Reclams wird man in eine melancholische Stimmung versetzt, und die Dialoge sind für mich hier besser zu verstehen, als die in der modernen Fassung bei Jacobson.

Aber eine Textstelle von Jacobson möchte ich gerne zitieren, weil sie mir sehr gut gefallen hat.

Shylock und seine Frau Leah, die mittlerweile verstorben ist, sind sehr literaturinteressiert und literaturkundig. Leah bat Shylock, ihm aus einem Buch vorzulesen:
>>Lese mir die Komödie über den Mann vor, der glauben gemacht wird, er sei Ungeziefer<<, sagte sie. 
>>Meinst du Die Verwandlung?<< 
>>Nein, Liebster, ich meine Mein Kampf.<< (2016, 40)

Mein Fazit?
Kein Buch für mich, und für mich war es wichtig, mich zu outen, aber ich sehr dankbar bin, dass der Verlag mir/uns das Buch als Leseexemplar zur Verfügung gestellt hat. Die schöne Karte im Buch und den Katalog fand ich großartig und sehr freundlich und ich weiß diese Zuwendung dankend sehr zu schätzend. Auch wenn ich das Buch nicht ganz geschafft habe, bleiben trotzdem an ihm meine eigenen Leseerlebnisse haften. 

Deshalb ein großes und herzliches Dankeschön an den Verlag von Knaus uns Penquin im Bloggerportal. Beim nächsten Buch wird es sicher besser.

Hier geht es zur Leserunde von Whatchareadin.
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Sonntag, 31. Juli 2016

Joanna Rakoff / Lieber Mr. Salinger (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen, und es könnte sein, dass ich nun angespornt bin, noch weitere Werke von J. D. Salinger zu lesen, siehe Zitat unten, da ich nur, wie ich in der Buchvorstellung schon geschrieben habe, den Klassiker Der Fänger im Roggen gelesen habe.

Der Buchtitel von Rakoff hat mich daher sehr neugierig gestimmt … Außerdem möchte ich zu gerne wissen, wie eine Literaturagentur arbeitet, was sich hinter den Kulissen verbirgt. Alles, was mit Büchern und AutorInnen zu tun hat, interessiert mich eben brennend.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein. 
Von ihnen gibt es Hunderte: blitzgescheite junge Frauen, frisch von der Uni und mit dem festen Vorsatz, in der Welt der Bücher Fuß zu fassen. Joanna Rakoff war eine von ihnen. 1996 kommt sie nach New York, um die literarische Szene zu erobern. Doch zunächst landet sie in einer Agentur für Autoren und wird mit einem Büroalltag konfrontiert, der sie in eine längst vergangen geglaubte Zeit katapultiert. Joanna lernt erst das Staunen kennen, dann einen kauzigen Kultautor – und schließlich sich selber.
Den Schluss fand ich richtig gut, da er nicht eindeutig ist, wirft er ein kleines Rätsel auf …

Sich noch einmal in die 1990er Jahre zurückversetzt zu wissen, fand ich toll, da ich diese Übergänge selbst auch erlebt habe. Die Zeit, in der man von der Schreibmaschine auf den Computer umgesattelt ist, und in der man über Email anfing zu kommunizieren, diesen Prozess ging jeder unterschiedlich schnell an. Doch nicht für Joanna Rakoff. Sie arbeitet in einer Agentur, die sich für technische Neuerungen sperrt, weshalb sie ihren Büroalltag auf der Schreibmaschine tätigen muss. Später bekam die Agentur einen Computer, den sich allerdings alle MitarbeiterInnen teilen mussten. 1996 wusste die Chefin noch nicht, was ein elektronisches Buch ist ... Eine altmodische Agentur, die an die 1950er-Jahre-Büros erinnern lässt.

Joannas Chefin, weit über sechzig, pflegt einen recht kühlen Umgang zu ihren MitarbeiterInnen und geht einer außergewöhnlichen Liebesbeziehung nach …

Für Joanna ist das erstmal eine sehr öde Tätigkeit, da die Arbeit darin besteht, jede Menge Standardbriefe zu bewältigen, die man viel leichter auf einem PC-ausüben könnte …

Was Jerome David Salinger betrifft, bekommt Joanna von ihrer Chefin strikte Anweisungen, wie sie sich diesem Kultautor gegenüber zu verhalten habe. Hier war absolute Distanz angesagt, denn viele junge Mädchen hatten sich zuvor um einen Job in der Agentur beworben, nur um mit Salinger in Kontakt zu treten.

Strikt verboten war auch, die Fanpost an Salinger weiterzureichen, um seine Privatsphäre zu schützen. Auf Wunsch des Autors sind die Leserbriefe an die Agentur adressiert.

Es war nun Joannas Aufgabe, diese sehr persönlichen Briefe zu bearbeiten. Darunter befanden sich auch Briefe von vielen jungen LeserInnen, da Salinger in seinen Büchern Themen behandelt, mit denen sich junge Leute identifizieren konnten. Doch er bekam auch Post von älteren Menschen, die derselben Generation angehören, aus der Salinger stammt. Menschen, die so wie er, 1919 geboren, einen Weltkrieg erlebt haben ...

Joanna fühlt sich verantwortlich, und möchte die Leserbriefe nicht so einfach mit Floskeln abservieren. Sie liest jeden Brief und einer ging ihr besonders nahe. Ein junger Mensch, der sich über die Romanfigur Holden Gedanken gemacht hat, woraus dieser Leser schlussfolgert, dass sich die Menschen nicht wirklich für andere Menschen interessieren würden:
Ich denke viel über Holden nach. Plötzlich taucht er vor meinem geistigen Auge auf, und dann denke ich an ihn, wie er mit der guten Phoebe tanzt oder in der Pencey im Waschraum vor dem Spiegel rumalbert. Wenn ich an ihn denke, kriege ich so ein dummes Grinsen ins Gesicht. Weil ich erst dran denke, was ein witziger Typ er ist und so. Aber dann werde ich meistens irrsinnig deprimiert. Wahrscheinlich werde ich deprimiert, weil ich immer nur dann an Holden denke, wenn ich sehr emotional drauf bin. Ich kann schon emotional sein. Die meisten Leute kümmern sich, glaube ich, einen Scheißdreck darum, was jemand denkt und fühlt. Und wenn Sie eine Schwäche sehen - warum zum Teufel ist es eigentlich schwach, Gefühle zu zeigen; Mann, dann machen sie dich fertig! (Mann ist hier mit Doppel-n-geschrieben, Anmerkung der Rezensentin), (2014, 119).
Joanna, der die Menschen keineswegs gleichgültig sind, Joanna, die selbst auch nah am Wasser gebaut ist, identifiziert sich mit diesem (und anderen Leserbriefen) und beschließt, im Namen der Agentur empathisch darauf zu antworten.                      

Ob das gut geht? Überschreitet Joanna hier nicht eine Grenze, selbst wenn es gut gemeint ist? Dringt sie nicht in die Privatsphären der Fans ein? Kann man ahnen, wie der und die anderen LeserInnen auf ihre Antwortschreiben reagieren werden, wo sie doch eine Antwort vom Schriftsteller selbst erwartet hatten, die aber ausbleibt? Diese Fragen hatte ich mir zwischenzeitlich selbst gestellt.

Diese Szenen mit der Fanpost haben mir recht gut gefallen.

Nicht nur Joanna, auch ich stellte mir die weitere Frage, welchen Anlass Salinger besaß, seine Fanpost abzulehnen; Warum bekam er so viele Nachrichten, die er nicht mal zu würdigen wusste?                    
Mit einem Mal verstand ich, warum ihm die Fans schrieben; ihm nicht nur schrieben, sondern sich ihm anvertrauten, mit einer solchen Dringlichkeit und Empathie, solchem Mitgefühl und solcher Geständnisbereitschaft. Wenn man Salinger liest, ist es nicht so, als läse man eine Erzählung; es ist, als flüsterte einem Salinger höchstpersönlich seine Geschichten ins Ohr. Die Welt, die er in seinen Texten erschafft, ist greifbar, real und zugleich so wunderbar überhöht, wandelte er mit frei liegenden Nervenenden auf Erden. Salinger zu lesen ist ein so intimer Akt, dass man sich dabei hin und wieder unbehaglich fühlt. Seine Figuren sitzen nicht herum und denken über Selbstmord nach. Sie nehmen Pistolen und schießen sich in den Kopf. (…) Er zeigt uns seine Figuren völlig unverhüllt, legt ihre geheimsten Gedanken und ihre verräterischen Fragen offen. Wegen ihrer verräterischen Taten offen. Es ist fast zu viel. (240)
Nach diesem Zitat bin ich gewillt, mir das eine oder andere Werk von Salinger anzuschaffen ...

Nun habe ich meinen Fokus hauptsächlich auf die Fanpost und die Reaktionen dazu gesetzt. Das Buch bietet aber noch vieles mehr. Die Beziehung zwischen Joanna und ihren KollegInnen, zwischen ihren Eltern, die merkwürdige Geburtstagsgeschenke zu machen pflegten, und ihre partnerschaftliche Bindung mit Don. Man bekommt nebenbei das gesellschaftliche Leben Amerikas mit.

Mein Fazit?

Da ich ein Nachwort vermisste, denn ich wollte zu gerne wissen, welche reale Beziehung Nakoff zu Salinger hatte, musste ich nochmals die Anmerkung auf der ersten Seite lesen, in der die Autorin darauf ein wenig Bezug genommen hat.

Schade finde ich die Haltung Salingers seinen Fans gegenüber. Ich an seiner Stelle würde mich über die Fanpost sehr freuen. Das sind doch jede Menge Outputs, die einiges über die Bücher des Autors aussagen. Ist das nicht interessant zu wissen, was die Bücher in anderen Menschen so auslösen? Und ich wäre neugierig, welche LeserInnen zu einem finden würden. In die Haut eines Schriftstellers versetzt, würde ich wissen wollen, was das für Menschen sind, die meine Bücher lesen. Wo kommen sie her? Was haben sie für Bedürfnisse literarischer Art? Was sagen die LeserInnen über mich aus? Und wie setzen sie das Gelesene um? Setzen sie das Gelesene um oder betrachten sie die Bücher eher als reine Unterhaltungslektüren? Sicher sind die LeserInnen nicht alle gleich, aber das würde es ja so spannend machen.

Zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich beim Bloggerportal-Knaus-Bücherverlag in München für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars bedanken.

  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Verlag: Albrecht Knaus Verlag (23. Februar 2015)
  • Sprache: Deutsch, 19,99 €
  • ISBN-10: 3813505154

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Dienstag, 19. April 2016

Paul Kalanithi / Bevor ich jetzt gehe (1)

Was am Ende wirklich zählt 
Das Vermächtnis eine jungen Arztes

Selbsterfahrung eines Neurochirurgen

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch ist sehr interessant. Aber es ist kein Buch, bei dem man zwischendurch schnell mal ein paar Seiten lesen kann. Ich konnte es nicht einmal auf dem Weg zur Arbeit im Bus lesen, wie ich das sonst jeden Morgen tue.
Nein, dieses Buch braucht seinen eigenen Raum und ich habe den Sonntag damit zugebracht … Es ist ein kurzes Büchlein von gerade mal 180 Seiten, ich werde mich daher sehr kurz halten.

Auf den ersten Seiten erzählt Kalanithi etwas über seine familiäre Herkunft, über seine schulische und berufliche Laufbahn, über seine Beziehungen und über seinen Krankheitsausbruch, bevor er die Krebsdiagnose erhält.

Paul Kalanithi zählt zu den Menschen, die mit mehreren Begabungen auf die Welt gekommen sind. Er wurde 1977 geboren und war ein Vielleser.

Schon in seiner Jugend beschäftigte er sich mit hoher Literatur, wie z.B. George Orwells 1984. Wenn auch seine Mutter diese Begabung mitgefördert hat ...
Pauls Vater ist Arzt, in ihm fand Paul ein großes Vorbild. Eigentlich wollte er Schriftsteller werden, denn er konnte auch gut schreiben, hatte sich aber dann doch für die Medizin entschieden. Kalanithi wollte bei den Menschen etwas bewirken, was er auch tat. In seiner Berufspraxis als Assistenzarzt und später als Neurochirurg nahm er sich immer Zeit für seine PatientInnen.
In solchen Momenten bei den Patienten zu sein hat so sicher seinen emotionalen Preis, aber es gab auch den entsprechenden Lohn. Ich glaube nicht, dass ich je eine Minute darüber nachgedacht habe, warum ich diese Arbeit machte oder ob es das überhaupt Wert war. Denn meine Berufung, das Leben zu schützen - nicht nur das nackte Leben, sondern auch die Persönlichkeit und Würde eines Menschen; war unantastbar. 
Er hielt bis zum Ende seiner Arbeit am Menschen an seinen Idealen fest.

Dass er selbst ein krebskranker Patient werden würde, damit rechnet ein junger Mensch wie Kalanithi es war, nicht. Kalanithi hat schon viele PatientInnen sterben und andere wieder heilen gesehen. Nun zählte er selbst zu den Betroffenen und als Experte der Medizin ist es nicht einfach für ihn gewesen, in diese Patientenrolle zu schlüpfen:
Seit meiner Diagnose hatte ich angefangen, die Welt aus zwei Perspektiven zu betrachten. Ich sah den Tod als Arzt und als Patient. Als Arzt wusste ich es besser, als zu sagen: Krebs ist ein Kampf, den ich gewinnen werde. Oder mich mit der Frage zu quälen: Warum ich? Denn die Antwort darauf ist: Warum nicht ich? 
Den Gedanken Warum nicht ich? fand ich höchst interessant. Soll es denn sonst einen anderen treffen?

Wie viel Zeit bleibt mir noch? Eine Frage, die sich alle krebskranken PatienInnen stellen, so auch Kalanithi. Auch wenn er sich beruflich für die Medizin entschieden hat, so hatte er trotzdem noch Pläne; er hegte schon die Absicht, wenn er nur lange genug leben würde, auch Bücher schreiben zu wollen ...

Kalanithi hat sich in seinem Leben belletristisch viel mit Sterben und Tod befasst, er fand z. B. in Franz Kafka, Virginia Woolf, Der Tod des Iwan Iljitsch, Montaigne; Memoiren von Krebspatienten, große Lehrmeister… Später las er durch seinen Beruf dazu viel Fachliteratur.

Mutig ging Paul Kalanithi den Kampf gegen den Krebs an …


Mein Fazit?

Zu dem Buch fällt mir ein Zitat ein. Wenn morgen die Welt untergehen würde, würde ich trotzdem noch einen Apfelbaum pflanzen.

Kalanithi hat zwar keinen Apfelbaum gepflanzt, aber etwas Ähnliches hat er doch getan, was symbolisch auf dasselbe hinausläuft. Mitten in seiner Erkrankung zeugte er ein Kind, und er und seine Frau bekamen ein Mädchen kurz vor seinem Tod. Das fand ich sehr mutig und diese Szenen, als das Baby in den Armen des sterbenden Vaters gelegt wurde, haben mich tief berührt. Ich selbst hätte nicht sterben können, mit dem Wissen, ich würde ein süßes kleines Mädchen zurücklassen. Aber Kalanithi und seine Frau haben sich bewusst für das Kind entschieden, nach der Prämisse, Leben zu schenken, während das eigene zu Ende geht.

Es ist schön zu lesen, dass er und seine Frau nicht nur ein Kind in die Welt brachten, nein, auch dieses Buch entstand durch den Autor, betrachte ich ebenso als eine Geburt, wenn auch auf geistiger Art. Und seine Frau war an dem Buch mitbeteiligt, ihr haben wir die letzten Kapitel und die Herausgabe zu verdanken.

Das hat mir sehr gut gefallen. Paul Kalanithi hat mit seinem kurzen Leben viele Schätze hinterlassen.

Dieses Buch, das von mir zehn von zehn Punkten erhält, wird vielen Menschen eine Hilfe sein …


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für dieses Rezensionsexemplar beim Bloggerportal, Knaus-Bücherverlag, bedanken.

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Albrecht Knaus Verlag (11. April 2016)
19,99 €
ISBN-10: 3813507254
ISBN-13: 978-3813507256

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 Ich hätte zwei Leben gebraucht,
doch ich habe nur eines gehabt.
(Spruch auf einem Grabstein)
(Bernardo Atxaga)

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