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Montag, 26. Oktober 2020

Walter Moers / Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr

Klappentext  

Prinzessin Dylia, die sich selbst »Prinzessin Insomnia« nennt, ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von dem alptraumfarbenen Nachtmahr Havarius Opal: Der ebenso beängstigende wie sympathische Gnom kündigt an, sie in den Wahnsinn treiben zu wollen. Vorher nimmt er die Prinzessin aber noch mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Welt des Denkens und Träumens, die für beide immer neue und überraschende Wendungen bereithält, bis sie schließlich zum dunklen Herz der Nacht gelangen ...

Autor*inporträt

Walter Moers wurde am 24. Mai 1957 in Mönchengladbach geboren. 

Er hat sich mit seinen phantastischen Romanen, weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus, in die Herzen der Leser und Kritiker geschrieben. Alle seine Romane wie »Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär«, »Die Stadt der Träumenden Bücher«, »Der Schrecksenmeister« und zuletzt »Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr« waren Bestseller.

Neben dem Kontinent Zamonien mit seinen zahlreichen Daseinsformen und Geschichten hat Walter Moers auch so erfolgreiche Charaktere wie den Käpt'n Blaubär, das Kleine Arschloch und die Comicfigur Adolf, die Nazisau geschaffen.

Meine ersten Leseeindrücke

Nach einhundert gelesenen Seiten kann ich leider nicht behaupten, dass mich dieser Fantasieroman, zu dem ich mich hingezogen gefühlt habe, fesselt. Es scheint kein Buch für Erwachsene zu sein, sondern mehr für Kinder ab zehn Jahren. Mich langweilt diese Lektüre, hoffe auf eine Wende und dass ich es zu Ende lesen kann. Es gibt Kinderbücher, die ich auch als Erwachsene noch gerne lese, aber ich mag keine Kinderbücher mit großen Belehrungen.

Mal schauen, was mir das Buch zum Ende hin noch bringen wird.

Buchdaten

·         Gebundene Ausgabe : 344 Seiten

·         ISBN-10 : 3813507858

·         24,99 €

·         Herausgeber : Albrecht Knaus Verlag (28. August 2017)

Hier geht es zur Verlagsseite von Knaus / Penguin.

Abbruch, 28.10.2020

Ich kann das Buch nicht weiter lesen. Es raubt mir nur meine kostbare Zeit. 

Gestern Abend nahm ich am Bloggertreffen von Diogenes via Zoom teil, in dem das Frühjahrprogramm vorgestellt wurde. Wieder mal so viele interessante Bücher in der nahen Zukunft. Interessante Bücher, die sich schon bei mir zu Hause gegenwärtig auf meinem SuB stapeln. 

Ich habe so viele andere kurzfristige Pläne. Blogbeitrag zu Proust schreiben. Am Samstag mit Anne ein Halloween Buch lesen. Blogbeitrag zu virtuellen fbm und Bloggertreffen schreiben. Ich habe definitiv keine Zeit für Moers.

Falsche Zeit für Fantasie?

Nein, ich hatte wirklich das Bedürfnis, mein Lesegenre etwas abzuwechseln. Aber dies ist nun das zweiter Buch, das ich von dem Autor abbrechen musste. Ich schließe mit Walter Moers nun endgültig ab. Schade, dass diese nicht an die Bücher Die Stadt der träumenden Bücher und Das Labyrinth der träumenden Bücher heranreichen

Obiges Buch reicht noch nicht einmal für einen Verriss.  

Dieses Buch hatte ich vor zwei Jahren auf der fbm käuflich erworben.


Dienstag, 26. Mai 2020

David Michie / Die Katze des Dalai Lama (1)

Klappentext         
»Der Dalai Lama ist ein Meister im Umgang mit dem Dosenöffner«, weiß die Katze Seiner Heiligkeit. Dass er zudem einer der wichtigsten spirituellen Führer der Welt ist, findet sie durchaus angemessen ... Auf leisen Pfoten und auf höchst vergnügliche Weise vermittelt die Hauskatze in Dharamsala die ganze Fülle buddhistischer Lebensweisheit. Eine bezaubernde Lektüre für Menschen, die Glück und Sinn suchen, für Katzenliebhaber und alle, die wissen wollen, warum der Dalai Lama kein Fan von toten Mäusen ist.

Autorenporträt
DER AUTOR David Michie, geboren in Zimbabwe, lebt heute in Australien. Ursprünglich Thriller­Autor, gelingt es dem praktizierenden Buddhisten und Meditationslehrer mit Bravour, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiten Publikum nahezubringen.
 David Michies Bücher wurden in 25 Sprachen übersetzt.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 272 Seiten
·         Verlag: Heyne Verlag (11. November 2019)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3453703812

Hier geht es zu der Verlagsseite von HEYNE.

Kurze Buchbesprechung / Kritik / Buch abgebrochen

Leider haben mich schon die ersten Seiten nicht überzeugen können und so wurde ich recht schnell enttäuscht, dass diese Himalaja Katze mit den bernsteinblauen Augen sehr vermenschlicht wurde. Das Einzige, was an der Katze kätzisch war, war der Katzenkörper. Sie hat gefühlt wie ein Mensch, sie hat gedacht wie ein Mensch und sie hatte wie ein Mensch Gewissensbisse, wenn sie sich angeblich danebenbenommen hatte. Das hat mir gar nicht behagt. Als sie eine Maus jagt und die Katze sie im Tempel abliefert, wird sie getadelt, da Mäuse schließlich auch Lebewesen seien. Ein Assistent der Heiligkeit hat die Maus wieder ins Freie ausgesetzt. Gut, hatte ich mir gedacht, in dem Tempel wird scheinbar kein Fleisch gegessen. Von wegen. Sie alle im Tempel essen Fleisch, selbst die Katze bekommt Fleisch und Leber zu essen. Das fand ich widersprüchlich und irrational. Da werden in Massen Tiere für den Verzehr u. a. getötet und die Katze wird wegen der Maus gerügt, obwohl sie nur ihren Instinkten nachgegangen ist.

Aber dann waren die buddhistischen Weisheiten, die mir erst gefallen hatten, doch je weiter ich mich in die Geschichte hineingelesen hatte, desto mehr fing sie an, mich zu langweilen. Die vielen Klischees war der zweite Grund, der mich immer mehr frustriert hatte und die schnellen Lösungen auf Probleme stimmten mich kritisch. Außerdem erwarte ich von einem Buddhisten, dass er Menschen nicht in Schubladen packt, sie stattdessen, unabhängig aus welchem Land jemand kommt, differenziert wahrnimmt. Eine Italienerin wurde zum Beispiel als heißblütig dargestellt, die in ihrem vulkanischen Wutausbruch nicht zu bremsen war, als man ihre Vorräte in der Küche stibitzt hatte. Des Weiteren wurde die Italienerin wieder mal aufs`Kochen und auf die italienische Küche reduziert, die für den Dalai Lama und seine Mönche und Bedienstete als Köchin eingestellt war. Hier wurde die Italienerin für das Buch des Autors instrumentalisiert, denn an ihr wollte er zeigen, wie man einen Wutrausch mit buddhistischer Weisheit verwinden kann.  

Was schließlich zum Abbruch des Buches geführt hat, war die Szene eines größeren Kindes, ein Mädchen, das zusammen mit den Eltern sich vegetarisch ernährt hatte, und brachte so das Fass zum Überlaufen. Denn heimlich hatte es Steine verzehrt. Irgendwann fand die Mutter größere Steine unter dessen Bett und hat die Tochter zur Rede gestellt, die gestand, dass sie Steine essen würde. Die Mutter ist mit dem Kind zum Doktor, der herausgefunden hat, dass sie unter einem Eisenmangel litt. Eigentlich hätte das Kind sofort in die Chirurgie gemusst, um die Steine wieder aus dem Körper herauszuholen, wenn man wirklich glauben wollte, dass jemand Steine isst. Aber stattdessen diagnostiziert der Doktor einen Eisenmangel. Das war genauso unrealistisch, Steine zu essen, weil man einen Eisenmangel hat. Und auch hier das Klischee, dass Menschen, die kein Fleisch konsumieren, Mängel im Blut haben, wobei es mehr Fleischesser gibt, die von zu viel Fleisch richtig lebensbedrohlich krank werden. ich denke dabei an die Gicht, an die Fettleber, etc. In so viel Gemüse und Obst sind Eisen und andere Mineralstoffe zu finden. Sachlich betrachtet rechtfertigen fleischlose Mahlzeiten keinen Mangel jeglicher Art, es sei denn, der Mensch ernährt sich einseitig, das tun viele Fleischkonsumenten aber auch …

Nach 180 Seiten habe ich schließlich aufgegeben. Zu unsachlich, zu populistisch, zu flach, was mein Leseanspruch betrifft. Wer reine Unterhaltung sucht, und der Klischees liebt und dem es nicht auf Sachlichkeit ankommt, der kann ruhig dieses Buch lesen ... 
Buddhistische Weisheiten? Die kann ich nur ernst nehmen, wenn auch der Rahmen dafür stimmt.
Ich war in dem Buch Buddhismus für Mensch und Tier so verliebt, dass ich gehofft hatte, dass der Autor seine Kenntnisse in diesen Roman hineingepackt hatte. Aber nichts dergleichen. Diese beiden Bücher unterscheiden sich wie Tag und Nacht.

Ich selbst präferiere Sachbücher, wenn es um Tierthemen geht. Ich mag eigentlich keine Romane, weil hier häufig die Tiere vermenschlicht werden. Ausnahmen sind Comics. Aber mit diesem belletristischen Buch Die Katze des Dalai Lama hatte ich wirklich gedacht, ich bekomme es mit einer anderen Art von Buch zu tun, und muss erkennen, dass ich mich getäuscht habe.

Und dieser Dalai Lama? Der hat nichts mit dem Dalai Lama zu tun, den wir gegenwärtig politisch kennen. Dalai Lama kann sich dort jeder Buddhist nennen, der eine gewisse Erleuchtungsstufe erlangt hat. 

Ich werde David Michie nicht aufgeben. Ich habe noch sein neustes Werk Die drei magischen Worte – Buddhistische Weisheitsgeschichten vor mir liegen, da ich hoffe, dass seine späteren Werke besser und ausgereifter sind, als seine älteren. Das obige Buch Die Katze des Dalai Lama ist wahrscheinlich ein älteres Buch, das 2019 in der vierten Auflage gedruckt wurde. Aber zu welchem Zeitpunkt das Buch das erste Mal herausgebracht wurde, habe ich keine Ahnung. Demnach bekommt der Autor von mir noch eine Chance, ich selbst gebe mir noch eine Chance, da ich Weisheiten liebe, um mich in dem nächsten Werk wieder inspirieren zu lassen, wie ich es bei dem Buch Buddhismus für Mensch und Tier erlebt hatte. Hier geht es noch einmal zur Buchbesprechung. 

Also, auf eine zweite Chance.

Vielen herzlichen Dank an den HEYNE-Verlag für das Leseexemplar. 

___________________
Jeder kann die Welt mit seinem
Leben ein kleinwenig besser machen.
(Charles Dickens)

Gelesene Bücher 2020: 13
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)


Montag, 20. April 2020

John Kaag / Das Bücherhaus

Klappentext 
Als der junge Philosophieprofessor John Kaag im Hinterland von New Hampshire die vergessene Bibliothek von William Ernest Hocking, einem der letzten großen amerikanischen Denker entdeckt, traut er seinen Augen kaum. Unter den halb verfallenen und vermoderten Bänden findet er zahlreiche Schätze: handgeschriebene Notizen von Walt Whitman, annotierte Bücher aus dem Besitz von Robert Frost, zahllose Briefe von Pearl S. Buck – und sogar dutzende Erstausgaben der Werke europäischer Geistesgrößen. Er beschließt, die Bücher zu restaurieren und begibt sich damit auf eine intellektuelle Reise durch die Geistesgeschichte Amerikas und seiner europäischen Grundlagen. Bald schon merkt er, dass die großen, lebensbejahenden Ideen in diesen Büchern auch ganz praktisch zu Werkzeugen für das Umkrempeln seines eigenen Lebens verwendet werden können. Ganz besonders, als sich ihm eine brillante Kollegin anschließt und ihm bei der Arbeit am Bücherhaus hilft...

Autorenporträt
John Kaag, Jahrgang 1981, ist Professor für Philosophie an der University of Massachusetts, Lowell. Er gilt als einer der spannendsten jungen Philosophen der USA und schreibt regelmäßig Artikel für Fachzeitschriften, aber auch für die »New York Times«, »Harper’s Magazine« und viele weitere Magazine und Zeitungen. »American Philosophy. A Love Story« wurde 2016 u.a. vom National Public Radio zum Besten Buch des Jahres gekürt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Boston.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 352 Seiten
·         Verlag: btb Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (14. Oktober 2019)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3442718899

Kurze Buchbesprechung
Leider bin ich mit diesem Buch überhaupt nicht zurande gekommen. Ich hatte es mehrmals versucht. Ich kann nicht sagen, woran es gelegen hat. In meinem Leben habe ich schon mehrere philosophische Bücher gelesen, die ich nicht abbrechen musste.
Vielleicht ist es gerade nicht die richtige Zeit oder auch nicht das richtige Buch. Vielleicht brauche ich mehr Ruhe, die ich gerade nicht habe.

Das Cover finde ich wunderschön.

Hier geht es zu der Verlagsseite von btb / Randomhaus.

Ein herzliches Dankeschön an den btb - Verlag für das Leseexemplar.


Freitag, 19. April 2019

Lucy Fricke / Töchter (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  

Leider musste ich das Buch wieder abbrechen. Das Erzählmuster dieses Buches ist mir zu farblos, ein Schreibkonstrukt, das mich inhaltlich so gar nicht halten und überzeugen konnte.  
Viel zu abwertend, viel zu rassistisch, viel zu stereotypisch vor allem gegenüber den Italiener*innen. Aber auch andere Themen im Buch waren mir viel zu einseitig, zu ernst, auch wenn sich Fricke um einen humorvollen Ton bemüht hat.

Ich werde ein paar Takte zum Inhalt schreiben, werde daran belegen, was mich gestört hat. Klischees, Stereotypen, Diskriminierung. Auch die Opferhaltung der Hauptfiguren hat mich angewidert.

Gelesen habe ich das Buch mit Monerl, die sich parallel zu dem Hardcover auch die audible Fassung vorgenommen hat. Am Ende meiner Buchbesprechung verlinke ich mich einmal mit Monerls Rezension, ein anderes Mal mit einer Rezension auf Amazon.

Anschließend möchte ich eine Seite eines Autors namens Robert Spasov auf meinem Blog verlinken, der auch grafisch dargestellt hat, was Stereotypen sind und wie sie entstehen. Nur nochmals zum Bewusstmachen, weil viele dieser Bilder davon eher innerlich und unbewusst existieren.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autor*inporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Betty, die Icherzählerin, von Beruf Schriftstellerin, ist Anfang 40 und befindet sich mit ihrer langjährigen Freundin Martha in einer Midlifecrisis. Betty ist eine Emanze und ohne Bindung, lebt daher als Frau ein autonomes Leben, wie sich dies viele Frauen wünschen. Aber sie ist auch stark depressiv, und dadurch auf Psychopharmaka angewiesen. Betty klingt sehr frustriert, sodass ich mich häufig gefragt habe, ob ihr ein Mann nicht doch gutgetan hätte??? Die gleichaltrige Martha ist dagegen mit Henning verheiratet. Auch sie ist frustriert, da ihr Kinderwunsch sich nicht erfüllen konnte. Beide Frauen vermissen einen Vater, den sie in der Kindheit verloren hatten und begeben sich rein zufällig auf Spurensuche, die weit bis in den Süden Europas führt …

Marthas Mutter hatte ihren Vater namens Kurt verlassen. Kurt verlor dadurch auch den Kontakt zur Tochter. Erst als der berentete Kurt an Krebs erkrankt, meldet er sich bei Martha, mit der Bitte, ihm einen letzten Wunsch zu erfüllen. Er möchte von ihr mit seinem Auto in die Schweiz gefahren werden, und möchte dort über die aktive Sterbehilfe von seinem Krebs erlöst werden.

Martha nutzt nun die Gelegenheit, mit ihm einige Fronten zu klären, weshalb er sich nicht um sie gekümmert habe, als sie noch ein Kind war und einen Vater gebraucht hätte.

Kurt erzählt Martha von einem Leben, das vor dem Leben mit ihrer Mutter begann. Er beschreibt sich:
Ich sah aus wie ein Sizilianer, (…) ich hatte noch dunkle Locken, die Leute haben mich für einen Mafioso gehalten, als ich jung war. Das war kein Vorteil. Ganz und gar nicht. Außer eben bei Francesca. (2019, 50)

Soso, nun weiß ich Bescheid, wie die Mafiosi in Sizilien alle aussehen. Francesca ist eine Italienerin, die den ach so armen, armen Kurt hat sitzen lassen, als sie in einem Lokal einen Machoitaliener kennenlernt. Sitzengelassen …

für einen richtigen waschechten Italiener. Sah aus wie aus dem Bilderbuch, Polohemd, Goldkette und ein Boot. Der Kerl hat sich einfach an unseren Tisch gesetzt und mir die Frau weggenommen. (51)

Dieser ach so böse Macho, nimmt ihm einfach die Frau weg. Nicht nur Betty und Martha, auch Kurt ist in seiner Opferhaltung gefangen.
Und ich wusste bis dato noch gar nicht, dass zum Beispeil Goldketten und Polohemden nur von Mafiosi getragen werden … Und überhaupt, was hat das mit Martha zu tun?

Die Reise mit dem Vater entpuppte sich in eine andere Richtung, die zu Francesca nach Italien führte, in die Toskana, sodass die beiden frustrierten Frauen Kurt mit dieser Frau alleine ließen, und sie ohne ihn weiterfuhren, um Bettys Vater aufzusuchen, der irgendwo in Rom begraben liegt …

In Rom angelangt, flanierten sie vorbei an Dealern, Nutten und Kleinverbrechern.

Meine Frage, woran erkennt man Kleinverbrecher?

Betty sagt dazu;
Mir kam das alles vor wie ein Klischee. (…) Das notwendige Gegenstück zum hübschen Italien, jede Toskana braucht eine Hafengasse in Genua. Auch Martha schien nicht richtig beeindruckt.
 >>Ah, so<<, sagte sie, und wir fanden es ein bisschen schade, dass sie nicht versuchten, uns die Handtasche zu klauen. (93)

Damit möchte sie wohl sagen, dass die Klischees eher Wirklichkeit sind. 

Sie fahren weiter südlich, haben ihr Ziel erst mal in Rom erreicht, wo Bettys Vater begraben liegt. Betty sucht das Grab in Bellegra auf, eine Metropolitanstadt in Rom. Sie hatte den Vater im Alter von sechs Jahren aus den Augen verloren, da sich die Eltern getrennt hatten.

Die Szene am Grab ihres Vaters fand ich grotesk. Nachzulesen auf Seite 121. Hier schwankte ich wieder, wollte das Buch zu machen, schließlich sorgte folgendes Zitat für den endgültigen Abbruch:

Martha spricht zu Betty, die im Hotelzimmer im Bett liegt:
>>Der neue Bürgermeister schmeißt eine Runde!<<>>Du riechst komisch<<, sagte ich.
Martha zuckte bloß mit den Schultern. >>Wir stinken eben, meinte sie. >>Wir tragen seit Tagen dieselben Kleider. Was erwartest du? Außerdem ist das hier nicht Venedig oder Florenz, hier stinken sie alle. Glaub mir!<<

Dass alle Menschen in Rom stinken, das gab mir nun endgültig den Rest und so schlug ich hier das Buch endgültig zu.

Was hat mich noch gestört?
Neben dieser Dieskriminierung, die ich als rassistisch empfunden habe und den dickaufgetragenen Klischees stört es mich, wenn (alle) deutschen Autor*innen ihre italienischen Figuren in die Garderobe des strengen Katholizismus` packen, mit dem Etikett 
traditionell und rückständig versehen. Sie werden auch hier im Buch als naiv, abergläubisch und dumm angepriesen. Dabei vergessen diese Autor*innen, dass auch andere europäische Länder katholisch sind, wie z.B. Österreich, Frankreich, Ungarn, Rumänien, Polen etc. Auch in Deutschland leben viele katholische Gläubige. Es gibt auf der Welt mehr Katholiken als Menschen anderer Konfessionen. Im Vatikan leben Priester aus aller Welt. Ratzinger war Deutscher. Nur schreibt darüber keiner. Immer sind es italienische Figuren, die streng katholisch und naiv hingestellt werden. 

Die Genderfrage
Die Autorin stellt hier die deutschen Männer als fortschrittlich dar; sie wechseln Babywindeln, füttern Milchflaschen, während italienische Männer immer noch Machos sind. Auch wenn das hier nur wenige hören wollen. Auch italienische Männer haben sich weiterentwickelt, ohne behaupten zu wollen, dass es den Macho nicht mehr gibt, aber hier in Deutschland möchte ich auch nicht behaupten, dass die traditionelle Rollenverteilung schon Geschichte ist, die abgehakt werden kann. In einer Umfrage von 2016 ergaben 78% der deutschen Väter, die sich noch immer in der Rolle des Ernährers sehen. Das beobachte ich auch in meinem eigenen Umfeld … Und der Haushalt wird auch hier größtenteils von Frauen geschmissen. 

Meine abschließende Frage
Wie hat dieses seicht geschriebene und wenig differenzierte Buch es inhaltlich nur zum Buchpreis geschafft? Ich konnte leider dazu noch keine Antwort finden. Es gibt so viele andere Bücher, die den Buchpreis verdient hätten. Schade. Nicht nur Monerl und ich sind über die Buchpreisvergabe überrascht. Viele andere Leser*innen auf Amazon und Buecher.de waren es auch und stellten fest, dass bepreiste Bücher keinesfalls die besseren Bücher sind.

Zudem wundert mich, wieso es so wenige Rezensent*innen gibt, die diese Klischees anmerken? Fallen sie ihnen nicht auf, weil sie selbst dieses antiquierte Italienbild in sich tragen? Oder woran könnte es noch liegen? Wie würde man reagieren, wenn es in einem Buch hieße, alle Menschen in Deutschland würden stinken?

Zum Schluss habe ich mich nochmals gefragt, wie viele Bilderbücher Fricke selbst über Italiener*innen sich betrachtet hat, bis sie ihre Geschichte gefunden hat? Für eines sind italienische Figuren doch gut; sie lassen sich immer wieder schön negativ darstellen und damit auf dem Buchmarkt gut Geld verdienen. Die Figuren können sich schließlich nicht wehren.

Gefragt habe ich mich zudem, ob die Italiener*innen schuld sind, dass Betty und Martha vaterlos aufgewachsen sind? (Kurts erste Freundin Francesca, die ihn verlassen hat und Bettys Vater Ernesto, der sich von der Mutter getrennt hat).

Hierzu ein Link zum Thema Vorurteil und Stereotypen. Wir sind ja alle nicht frei davon. Aber man kann sie auch nicht einfach so stehen lassen. Man muss sich damit auseinandersetzen, sonst wird man sich davon nie lösen können. Die Frage ist nur, will man das, sich von ihnen lösen, wenn man damit sogar noch Buchpreise gewinnen kann?

Da Monerl das Buch bis zum Ende gehört hat, weiß ich, dass sich bis zum Schluss wenig am Niveau der Geschichte geändert hat. Allerdings soll es eine kleine Abweichung zwischen dem Hörbuch und dem Printbuch geben. Nachzulesen hier.

Hier eine Rezension aus Amazon. Ich zitiere einen Ausschnitt von dem Rezensenten Borux:
Die allesamt maroden Figuren dieses satirischen Romans sind ziemlich konturlos, ihre Vita bleibt weitgehend im Dunkeln, man wüsste aber gerne mehr, das würde auch das Verständnis des Plots erleichtern. Bei der von Lebensbilanzen und Sterbensfragen dominierten Thematik des Romans stehen den beiden Heldinnen in ihrer nicht nur altersbedingt kritischen Lebensphase zwei lebensmüde Vaterfiguren gegenüber. In der Dramatik dieser illusionslosen Geschichte vor zumeist malerischer Kulisse ist allerdings ein gewisses Pathos nicht zu übersehen. Lakonisch wird immer wieder seelisch Verschüttetes zutage fördert, bedauerlich aber ist, dass diesem narrativen Element nicht weiter nachgegangen wird, es fehlt an gedanklicher Tiefe. Neben einigen Ungereimtheiten werden leider auch derart viele Klischees bedient, dass die Geschichte allzu vorhersehbar wird, sie gleitet teilweise sogar in die Kolportage ab, das Ende ist dann nur noch purer Kitsch!
         Hier geht es zur kompletten Rezension.


Mein Fazit
Ein Buch über zwei frustrierte Frauen, die keinen Humor kennen und nur destruktiv auf andere, die sie nicht wirklich kennen, herabschauen können.

Dieses Buch lebt aus meiner Sicht ausschließlich von Projektionen, ohne diese hätte Fricke sicher das Thema verfehlt.

Desweiteren zitiere ich:
Ich glaube, eins der Kernprobleme einer rassistischen Gesellschaft ist die Ignoranz derjenigen, die mit Privilegien gesegnet sind gegenüber denjenigen, die keine haben.

(In Fatma Aydemir, Eure Heimat ist unser Albtraum )

Meine Bewertung
1 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
0 Punkte: Differenzierte Charaktere
0 Punkte: Authentizität der Geschichte
0 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
0 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
Drei von zwölf Punkten.

________________
Es ist leichter ein Atom zu vernichten,
als ein Vorurteil.
(Albert Einstein)

Gelesene Bücher 2019: 16
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Freitag, 1. März 2019

Ferdinand von Schirach / Verbrechen

Lesen mit Tina

Klappentext
Die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit.
Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er – lakonisch wie ein Raymond Carver und gerade deswegen mit unfassbarer Wucht.

Autorenporträt
Der SPIEGEL nannte ihn einen »großartigen Erzähler«, die NEW YORK TIMES einen »außergewöhnlichen Stilisten«, der INDEPENDENT verglich ihn mit Kafka und Kleist, der DAILY TELEGRAPH schrieb, er sei »eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Ferdinand von Schirachs Erzählungsbände »Verbrechen« und »Schuld« und seine Romane »Der Fall Collini« und »Tabu« wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern, die bisher in mehr als 40 Ländern erschienen sind. Sein erstes Theaterstück »Terror« wurde parallel am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt uraufgeführt. Schirach wurde mit mehreren – auch internationalen – Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kleist-Preis. Seinen Erfolg erklärt die französische LIBÉRATION so: »Schirachs Meisterleistung ist, uns zu zeigen, dass – egal wie monströs dessen Taten zunächst scheinen mögen – ein Mensch doch immer ein Mensch ist.« Ferdinand von Schirach lebt in Berlin.

Meine ersten Leseeindrücke

Leider musste ich das Buch wieder abbrechen, da es mir zu gewaltträchtig ist und noch dazu viel zu blutrünstig. Ich finde es sehr schade, da mir der Schreibstil sehr gut gefällt. Aber ich habe keine Lust, meine Seele mit diesen grausamen Geschichten zu füllen. Es gibt genug Gewalt auf der Welt, ich muss sie nicht noch literarisch haben.

Sicher schreibt Schirach Geschichten als Jurist aus seiner Berufspraxis. Ich muss aber nicht überall Bescheid wissen, wie es auf der Welt an Grausamkeiten zugeht. Ich habe wirklich hohen Respekt vor Menschen, die sich dieser Materie annehmen. 

Eine Geschichte habe ich geschafft, eine zweite nicht mehr.

Tina findet den Schreibstil ein wenig reserviert, und auch ihr hatte die Gewalt ein wenig zugesetzt, aber sie hat ausgehalten. Tina ist verglichen zu mir eine echte Krimileserin, während ich Krimis nur sehr selten lese. Die Geschichten hinter der Gewalt findet Tina gut.

Hier geht es zu Tinas Buchbesprechung.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 246 Seiten
·         Verlag: Piper Taschenbuch (1. September 2011)
·         Sprache: Deutsch, 10,00 €
·         ISBN-10: 3492272436