Dienstag, 31. Mai 2016

Liebster Blog Award


Vielen Dank an Querleserin, die  mich beim Liebsten Blog Award nominiert hat.

Regelwerk:
1. Danke dem Blogger, der Dich nominiert hat.
2. Verlinke den Blogger, der Dich nominiert hat.
3. Füge eines der Liebster-Blog-Award Buttons in Deinen Post ein.
4. Beantworte die Dir gestellten Fragen.
5. Erstelle 11 neue Fragen für die Blogger, die Du nominierst.
6. Nominiere neue Blogs.
7. Informiere die Blogger über einen Kommentar, dass Du sie nominiert hast.



Und hier sind die Fragen von Querleserin und meine Antworten dazu:

1. Woher resultiert deine Liebe zu Büchern?
Sie muss mir angeboren sein. Habe mich schon im Kindergarten damit befasst. Ich bin in meiner Familie die einzige Leseratte mit diesem Lesedrang. Habe selbst auch Geschichten erfunden.

2. Welches Kinder- oder Jugendbuch hat dich nachhaltig beeinflusst?
Das waren mehrere. 
Hauptsächlich die Bücher von Astrid Lindgren, Bücher von Michael Ende. Und die Dickens Bücher. Das Buch von James Mattew Peter Pan lag in meinem Osterkorb, über das ich mich riesig gefreut hatte. Ich habe das Cover von damals noch immer in Erinnerung, der Osterkorb, in dem das Buch lag und die Umgebung, in der der Osterkorb versteckt wurde. Das sind Bücher, die mich nachhaltig so ziemlich geprägt haben.
Ich habe aber auch viele Comix gelesen, die mich auch geprägt haben, vor allem dieser Geizhals von Dagobert Duck.

3. Welches Buch würdest du niemals hergeben?
Das sind alle Dickens-Bücher.

Nun, niemals hergeben, gut, da fällt mir spontan die erst kürzlich gelesene Biografie zu Astrid Lindgren ein, geschrieben von Jens Andersen. Es waren einige in meinem Bekanntenkreis, die die Biografie von mir ausgeliehen haben wollten. Ich konnte sie nicht aus meinen Händen geben, nicht mal ausleihen konnte ich; ich bin stattdessen in den Bücherladen, habe das Buch gekauft und es ihnen gegeben, mit der Bitte, es untereinander kursieren zu lassen.

4. Welches Buch sollte deiner Meinung nach unbedingt in der Schule gelesen werden?
Ich finde es wichtig, dass die SchülerInnen nicht nur intellektuell gebildet werden, sondern auch empathisch. Herz und Verstand gehören nun mal zusammen, das hat uns schon Goethe vorgelebt. Deshalb würde ich die Bücher von Marshall B. Rosenberg empfehlen: Gewaltfreie Kommunikation. Neben der Theorie kann man mit seinen Methoden einen respektablen Umgang zu seinen Mitmenschen erlernen. Je früher der Mensch damit anfängt, um so besser. Das wäre auch ein Beitrag zum Weltfrieden, der immer erst bei sich selber anfängt.

Von Markus Zusak würde ich Die Bücherdiebin noch empfehlen. Charles Dickens, um ein Gefühl für soziale Ungerechtigkeit zu vermitteln.

5. Welches Buch hat dich persönlich im letzten halben Jahr zutiefst berührt?
Das waren auch mehrere. Auf jeden Fall die Biografie von Jens Andersen zu Astrid Lindgren. Diese hat mich sogar noch nachts in meinen Träumen wohlwollend beschäftigt. Wenn ich das Cover sehe, bekomme ich Sehnsucht, die Biografie nochmals zu lesen.

6. Es gibt einen wunderbaren Jugendroman, "Die Buchspringerin", in dem die Protagonistin in Bücher springen kann, in welches würdest du hineinspringen?
In Walter Moers Buchlandschaften.

7. Mit welcher Romanfigur würdest du gerne einen Tag in ihrer Welt verbringen?
Mit Mick Kelly, aus dem Roman, Das Herz ist ein einsamer Jäger von Carson McCullers. Sie hat mich tief berührt.

8. Gibt es einen Roman, den du immer wieder verschenkst?
Nein, dadurch, dass mein Lesegeschmack sich mit den Lesegeschmäckern derer aus meinem Umfeld so mächtig unterscheiden, kann ich kein Buch nennen. Bin sehr zurückhaltend geworden.

9. Welchen Roman möchtest du anderen ganz besonders ans Herz legen?
Keinen. Auch hier sind die Geschmäcker recht unterschiedlich.

10. Gibt es eine Literaturverfilmung, die du für besonders gelungen hältst? 
Ja, die Thomas Mann Verfilmung, Die Buddenbrooks aus den 1970er Jahren.

11. Wo tauschst du dich mit anderen über Bücher aus?
Hauptsächlich in Foren mit ein paar UserInnen, und mit meiner Bücherfreundin Anne-Marit Strandborg sogar recht intensiv. Uns gehen die Bücherthemen nie aus. In meinem näheren Umfeld gibt es zwar viele Leserinnen, aber sie schrecken vor meiner Bücherwahl eher zurück … Ich würde zu anspruchsvolle Bücher lesen. Das finde ich selbst gar nicht.
In meiner Arbeit mit psychisch kranken Menschen leite ich unter Gruppenangeboten eine Literaturgruppe. Daneben gibt es eine Leserin, mit der ich auch einmal im Monat ein Buch lese. Diese Partnerin ist recht zuverlässig, sie ist diejenige, die dafür sorgt, dass wir uns für den nächsten Monat mit einem neuen Buch eindecken. Mal sucht sie was aus, mal bin ich es. 

So, und nun nominiere ich den Blog von Janine, deren Blog mich von der Art und der Gestaltung und von der Bücherwahl her sehr angesprochen hat:



Meine Fragen an Janine

1. In welchem Alter hast du agefangen, dich für Bücher zu interessieren? 
2. Welche ganz besonderen Bücher hast du in deiner Kindheit gelesen?
3. Was sind deine Buchfavoriten heute?
4- Was sind deine gegenwärtigen LieblingsautorInnen?
5. Mit welcher Autorin oder mit welchem Autor würdest du dich gerne in einem Café treffen?
6. Welche Arten von Büchern interessieren dich absolut nicht?
7. Welches Genre bevorzugst du hauptsächlich?
8. Welche Philosophin oder welcher Philosoph hat dein Leben nachhaltig geprägt?
9. Weißt du noch deinen ersten Blog-Eintrag?
10. Wie gehst du mit Büchern um, die dir im Nachhinein nicht gefallen. Brichst du ab oder hälst du durch?
11. Gibt es ein Buch, ein einziges Buch, von dem du dich absolut nicht trennen kannst?


Sonntag, 29. Mai 2016

Stefan Bollmann / Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist

Wie ein Klappentext
"Ergründe, ergrabe, ergreife das Glück" - Goethe für fast alle Lebenslagen
Seit Loriot wissen wir, dass ein Leben ohne Mops sinnlos ist. Aber ohne Goethe? Das kommt ganz auf unser Bild von Goethe an, so der Tenor dieser so charmanten wie leichtfüßigen Besichtigung von Goethes Leben. Stefan Bollmann zeigt uns Deutschlands größten Dichter, wie wir ihn noch nicht kannten: mehr Zeitgenosse als Klassiker, nicht Meister, sondern Befreier. Sein Buch ist eine spielerische und äußerst lebenspraktische Initiation in die Gedankenwelt Goethes und viele seiner Werke – und eine Ermutigung dazu, dem Pfad der eigenen Kreativität zu folgen.
         (Quelle:  http://www.randomhouse.de/Buch/Warum-ein-Leben-ohne-Goethe-sinnlos-ist/Stefan-
                        Bollmann/e475499.rhd)


 Autorenporträt
Stefan Bollmann, geboren 1958, promovierte nach einem Studium der Literatur, Geschichte und Philosophie über Thomas Mann. Parallel zu seiner Tätigkeit als Hochschulassistent gründete er einen eigenen Verlag, in dem u.a. eine literarische Zeitschrift und die Buchreihe „Frei und Frau“ erschienen. 1998 vertauschte er den Beruf des Hochschullehrers mit dem des Lektors in Publikumsverlagen. Stefan Bollmann hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter „Kursbuch Internet“ (1996) und „Warum Lesen glücklich macht“ (2007). In seinen Bestsellern „Frauen, die lesen, sind gefährlich“ (2005) sowie „Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug“ (2010), beide erschienen im Elisabeth Sandmann Verlag, ist er der Darstellung lesender Frauen in Malerei und Fotografie nachgegangen und hat den Boom des Themas mit angestoßen, das er in "Frauen und Bücher. Eine Leidenschaft mit Folgen" (2013) noch umfänglicher betrachtet hat. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt und verkauften sich annähernd eine halbe Million Mal.
         (Quelle: http://www.randomhouse.de/Buch/Warum-ein-Leben-ohne-Goethe-sinnlos-ist/Stefan-
          Bollmann/e475499.rhd)

Es  wird mal Zeit, wieder mit Goethe den Tag zu beginnen. Allerdings stimmt mich der Titel schon jetzt recht nachdenklich. 

Dieses Buch ist frisch auf den Markt gekommen. Ich bin ganz hipperlig, weil ich so neugerig bin. 


Weitere Informationen zu dem Buch


  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
  • Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt (9. Mai 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3421046808
  • ISBN-13: 978-3421046802



Samstag, 28. Mai 2016

Rabih Alameddine / Eine überflüssige Frau (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe wieder mal so viele Klebezettelchen zwischen den Seiten haften, die ich aber nicht alle bearbeiten kann, um nicht zu viel zu verraten. Aber symbolisch zeigt es, wie viel der Autor zu dem Thema zu sagen hat ...

 Es ist intellektuell sehr tiefgründig, wenn mir auch viele Gedanken der Protagonistin Aaliya ein wenig belastend erschienen sind, auch wenn sie berechtigte Gründe für diese Gedanken hat. Aber schon der Titel Eine überflüssige Frau hat für mich etwas Schweres.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein.
Aaliya ist 72 Jahre alt und lebt allein in einer Wohnung in Beirut. Allein, seit sie mit Anfang zwanzig kinderlos von ihrem Mann geschieden wurde. Seitdem umgibt sie sich mit Büchern. Sie arbeitet als Buchhändlerin und übersetzt jedes Jahr eines ihrer Lieblingswerke ins Arabische. Wieder neigt sich das Jahr dem Ende zu und zum ersten Mal ist Aaliya unsicher, welches Buch sie als nächstes übersetzen soll. Sie beginnt, ihr Alter zu spüren. Erinnerungen durchziehen ihre Gedanken. An ihre Familie. An das Leben in Beirut während des Bürgerkriegs. An Hannah, ihre einzige Freundin. 
Ein Mensch, der aus einer dominant patriarchalischen Gesellschaft stammt, in der es viele von Männern geführte Bürgerkriege gibt und die Frau, die nicht den Normen ihrer Gesellschaftsordnung entspricht, da kann ich mir schon sehr gut vorstellen, wie eine Frau wie Aaliya sich fühlen muss: ungeliebt und überflüssig ...

Eine Frau, die ganz in der Welt der Bücher lebt und dort abtaucht, dass man denkt, sie benötigt keine andere Welt. Sie findet dort ihre PartnerInnen und ihre FreundInnen. Eine Frau, die die Romanfiguren besser kennt, als die Figuren aus ihrem realen Leben … Aaliya bezeichnet sich auch nicht wirklich als ein Menschenfreund … Auf Menschen bezogen, identifiziert sie sich eher mit einem Blinddarm, da der Blinddarm ein überflüssiges Anhängsel sei. Dieser und andere sind schon recht trübe Vergleiche. Mich stimmte es ein wenig traurig, dass eine Gesellschaft einen Menschen so etwas fühlen lässt. Eine Frau, die lieber mit einem Gewehr das Bett teilt, als mit einem Mann, der sich nicht mit den Bedürfnissen einer Frau auseinandersetzen möchte. Und die Frau für die Impotenz ihres Mannes verantwortlich gemacht wird. Aaliya gebraucht hier das Bild eines Moskitos mit einem schlaffen Rüssel. :-)

Recht betroffen haben mich auch die Szenen zwischen Aaliya und ihrer Mutter gemacht. Der vernichtende Umgang von Frauen mit Frauen innerhalb der Familie wird hier in den Vordergrund gerückt. Frauen, die davon überzeugt sind, dass es richtig ist, sich den Vorstellungen und Erwartungen der Männer unterzuordnen, weil sie selbst es nicht geschafft haben, sich dagegen zu stellen … Eine Mutter, die scheinbar nur ihre Söhne liebt, weil sie nicht anders zu lieben gelernt hat ... Eine Mutter, die den Kontakt zu ihrer Tochter abgebrochen hat, als die Ehe in die Brüche ging, und erst wieder auf sie zuging, als sie im hohem Alter ein Pflegefall wird, und die Söhne, die sie so sehr liebt, sie nicht mehr haben wollten …

Auch von ihrem Umfeld her wird Aaliya gemieden. Gleichgesinnte findet die Protagonistin in den Figuren ihrer Bücher. Figuren und AutorInnen, die ebenso einsam sind wie sie selbst. AutorInnen, die das Leben nicht ausgehalten haben. Sie alle begannen  einen Suizid. Sie nennt eine Reihe von bekannter AutorInnen aus der westlichen Welt.

Aaliya befasst sich mit Gedanken, inwieweit die Kunst eine Welt verändern kann? Ist die Kunst in der Lage, die Gedanken eines Menschen so zu wandeln und das Leben danach zu richten, um die Welt damit besser zu machen?
Riesen aus Literatur, Philosophie und Kunst haben mein Leben beeinflusst, aber was habe ich aus diesem Leben gemacht? Ich bleibe ein kleiner Fleck in einem tosenden Universum, das sich kaum um mich schert. Ich bin nichts weiter als Staub, ein Staubpartikel - Staub zu Staub. Ich bin ein Grashalm, auf den der Stiefel des SA-Mannes tritt. 
In Beirut wurden die Ehen arrangiert, und noch immer Bürgerkriege geführt. Wie schwer ist das Leben einer belesenen libanesischen Frau in solch einer Gesellschaft? Welche Entwicklungschancen hat sie? Immerhin genießt sie eine eigene Wohnung mit einem Lesezimmer, davon hätte Virginia Woolf aus ihrer Zeit nur träumen können, wenn ich an ihr Essay Ein eigenes Zimmer denke, aber das reicht nicht aus. Tief in ihrem Inneren sehnt sich Aaliya nach Liebe und Zugehörigkeit, aber nicht nach den vorgegebenen Maßstäben ... So wichtig, wie die Bücher ihr sind, hat sie trotzdem Angst nach ihrem Ableben mit ihnen eingeäschert zu werden ...

Viele Episoden stimmten mich dermaßen nachdenklich bis traurig, da nicht mal Aaliyas Großnichten und Großneffen jemals etwas über ihre Existenz erfahren haben … Wie kann man einen Menschen dermaßen ignorieren?

Mehr möchte ich nicht verraten.

Mein Fazit?

Ich denke, dass selbst in unserer modernen Gesellschaft es Frauen gibt, die, nicht einer Institution wie die der Ehe angebunden sind, und sogar auch partnerlos leben, recht häufig Mitleid ernten. Es gibt Frauen, die sich bewusst für so ein Leben entschieden haben und oftmals werden sie mit Fragen konfrontiert, eher mit angedeuteten Fragen, weshalb sie alleine leben, und ob sie nicht Angst hätten, alleine zu bleiben und alleine alt zu werden … Männer hegen diesen Frauen gegenüber oftmals eine schmutzige Fantasie. Eine andere partnerlose Frau bekam z. B. von ihrem Nachbarn über den Gartenzaun eine riesengroße Karotte aus dem Garten geschenkt, mit der Bemerkung, das solle ein Phallus sein. Diesen Frauen wird von diesen Männern immer ein Mangel angedichtet …

Dem Autor ist es als Mann sehr gut gelungen, sich in die Nöte einer Frau hineinzuversetzen und über sie zu schreiben. Der Roman ist in eine wunderbare, fantasievolle Sprache gepackt, ohne dass sie schnulzig wirkt, mit so vielen interessanten, kritischen und reflektierenden Ideen und Gedanken, die das Leben einer Frau wie Aaliya auf den Kopf stellt.

Ich stellte mir oft die Frage, wie viel Gesellschaft braucht ein Mensch, um in sich ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln zu können? Wie viel davon benötigt eine Frau? Aaliyas Selbstbewusstsein hat aus meiner Sicht durch die Isolation und den Rückzug mit ihren Büchern aber auch einen Riss in ihrer Persönlichkeit, in ihrer Identität …

Aber man nimmt nicht nur an dem Leben von Aaliya teil, nein, auch an dem Leben mit ihren Büchern, über die sie viele Gedanken austauscht, dazu noch viele Gedanken zu den Biografien ihrer bevorzugten AutorInnen. Jede Menge SchriftstellerInnen, die aus einer modernen Gesellschaft kommen, die dennoch in der Einsamkeit versackt sind und das Leben als unerträglich empfanden.

Es ist also nicht nur ein libanesischer, Beiruter Gesellschaftsroman, sondern auch ein Buch über Bücher.

Wegen der zahlreichen Schreibfehler erhält das Buch von mir neun von zehn Punkten.

© Mirella Pagnozzi


Weitere Informationen zu dem Buch 

Gebundene Ausgabe: 470 Seiten, 24,90 €
Verlag: Louisoder; Auflage: 1. (24. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3944153308
ISBN-13: 978-3944153308
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Der Geist als der einzige Ort, an dem man sich verstecken kann.
(Rabih Allemadine)

Gelesene Bücher 2016: 31
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Donnerstag, 26. Mai 2016

Patrick Modiano und Jean-Jacques Sempé

Catherine, die kleine Tänzerin

Klappentext 
Catherine, die kleine Tänzerin ist die Geschichte eines kleinen Mädchens und ihres Papas, die in Paris leben, während die Mama, eine Primaballerina, weit weg ist. Das Leben in Paris ist nicht immer leicht: Catherine muss sich den harten Regeln der Schule und der Ballettlehrerin beugen und ihr Vater den rauhen Gesetzen der Geschäftswelt. Darum tauschen beide öfter ihre Brillen aus und entdecken die Welt ganz neu ...
Die kleine Catherine lebt mit ihrem Papa in Paris. Dieser handelt mit geheimnisvollen Paketen nachts in einer großen Lagerhalle, unter den missbilligenden Blicken seines Compagnons Casterade. Catherine spürt, dass es besser ist, Papa keine Fragen über seinen Beruf zu stellen. Beide verbindet die Sehnsucht nach Mama, die als Tänzerin in Amerika arbeitet. Catherine trägt wie ihr Papa eine Brille, was vieles kompliziert, nur nicht im Ballettunterricht, wo sie sie abnimmt und tanzt wie im Traum ...

Autorenporträt

Patrick Modiano
Autor
Patrick Modiano, 1945 in Boulogne-Billancourt geboren, ist einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den großen Romanpreis der Académie française, den Prix Goncourt und, 2012, den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Am 9. Oktober 2014 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.

Jean-Jacques Sempé
Illustrator
Jean-Jacques Sempé, geboren 1932 in Bordeaux, lebt in Paris. Die Karikaturen in ›Paris Match‹, ›Punch‹, ›Marie-Claire‹ und in ›L'Express‹ waren nur erste Schritte zum Höhepunkt beim ›New Yorker‹, für den er ab 1978 arbeitete. Unumgänglich ist es, zusammen mit Sempé Namen wie René Goscinny, Modiano und Patrick Süskind zu erwähnen. Ohne sie wären Figuren wie ›Der kleine Nick‹, ›Catherine, die kleine Tänzerin‹ und ›Herr Sommer‹ undenkbar.

Ein Buch nicht nur für Erwachsene, nein, auch für Schulkinder. 

Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Catherine erzählt. Die Mutter, Amerikanerin, die in Paris Heimweh bekommt, zieht wieder zurück nach Amerika, stellt dort die ersten Weichen, damit Vater und Tochter nachziehen können. Der Famliennachzug zieht sich allerdings noch arg in die Länge. In der Zwischenzeit passiert noch Manches in Paris zwischen Catherines und der Welt ihres Vaters ... 

Eine kurze Geschichte, zu der ich mich auch kurz halte, da der Klappentext schon recht ausführlich ist. 

Schön war nicht nur die Geschichte, nein auch die Beteiligung des Künstlers Sempé, der die Szenen mit seinen wunderschönen Illustrationen untermauert hat. 

Seit zehn Jahren leite ich eine Literaturgruppe mit psychisch kranken Menschen, in der ich drei Bücher vorstelle, probelese und meine TeilnehmerInnen wählen aus. Ich lese vor und moderiere die Gruppe. 

Einstimmig vergab die Gruppe dem Buch zehn von zehn Punkten. 


Weitere Informationen zu dem Buch:


  • Gebundene Ausgabe: 74 Seiten
  • Verlag: Diogenes; Auflage: 2., New edition (23. April 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3257011628
  • ISBN-13: 978-3257011623
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 12 Jahre
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Gelesene Bücher 2016: 30
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Dienstag, 24. Mai 2016

Rabih Alameddine / Eine überflüssige Frau

Klappentext
Aaliya ist 72 Jahre alt und lebt allein in einer Wohnung in Beirut. Allein, seit sie mit Anfang zwanzig kinderlos von ihrem Mann geschieden wurde. Seitdem umgibt sie sich mit Büchern. Sie arbeitet als Buchhändlerin und übersetzt jedes Jahr eines ihrer Lieblingswerke ins Arabische. Wieder neigt sich das Jahr dem Ende zu und zum ersten Mal ist Aaliya unsicher, welches Buch sie als nächstes übersetzen soll. Sie beginnt, ihr Alter zu spüren. Erinnerungen durchziehen ihre Gedanken. An ihre Familie. An das Leben in Beirut während des Bürgerkriegs. An Hannah, ihre einzige Freundin. 


Autorenporträt
Rabih Alameddine, geboren 1959 in Jordanien, ist eine der berühmtesten Stimmen des Nahen Ostens. Er ist der Sohn libanesischer Drusen und wuchs in Kuwait, im Libanon und in England auf. Nach seinem Studium war er zunächst als Ingenieur tätig, bevor er Maler und Schriftsteller wurde. Nach Koolaids. The Art of War (1998), I, the Divine. A Novel in First Chapters (2001) und dem internationalen Bestseller The Hakawati (2008) ist Eine überflüssige Frau sein vierter Roman und der erste, der auf Deutsch erschienen ist.
Ich habe die ersten hundert Seiten schon gelesen. Es ist sehr interssant geschrieben, über eine Frau, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen ihres Landes Beirut entspricht.

Ein männlicher Autor, der sich gut in die Psyche einer Frau hineinzuversetzen weiß.

Allerdings hat das Buch jede Menge Schreibfehler ...

Das Buch kam durch eine Bücherfreundin zu mir, die es schon gelesen hat. Ich wurde durch ihre Rezension darauf aufmerksam und habe mein Interesse bekundet. Und siehe da, einmal weggeguckt und schon kam das Buch bei mir an.

Ein herzliches Dankeschön an Querleserin.


Weitere Informationen zu dem Buch 


  • Gebundene Ausgabe: 470 Seiten, 24,90 €
  • Verlag: Louisoder; Auflage: 1. (24. Februar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3944153308
  • ISBN-13: 978-3944153308







Montag, 23. Mai 2016

Lilly Lindner / Die Autobiographie der Zeit

Klappentext

Ein Roman
Lilly Lindner ist ein literarisches Ausnahmetalent unter den jungen deutschsprachigen Autorinnen. Seit sie ihr wortgewaltiges Debüt "Splitterfasernackt" vorlegte – die Verarbeitung ihrer eigenen Geschichte –, hat sie eine große Fangemeinde um sich geschart. Auf ihren zahlreichen Lesungen bewegt und erschüttert Lilly Lindner ihre Zuhörer, viele reisen ihr nach, um ihren Worten lauschen zu können. Es ist die Sprache dieser Autorin, die den Menschen unter die Haut geht. In ihrem neuen Buch erzählt Lilly Lindner die Autobiographie der Zeit – eine faszinierende Geschichte voller Weisheit, Poesie und Kraft.

Autorenporträt
Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Bereits mit fünfzehn begann sie autobiographische Texte und Romane zu schreiben. Ihr Debüt "Splitterfasernackt" stand monatelang auf der Bestsellerliste. Zuletzt erschienen von ihr das Jugendbuch "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" und "Winterwassertief".

Ich habe gestern Morgen mit dem Buch begonnen zu lesen und habe es noch am selben Tag ausgelesen, weshalb ich die Buchvorstellung und die Buchbesprechung auf eine Seite setze.



Eine Buchbesprechung

Das Buch klingt wie traurige Musik in meinen Ohren ... 

Die Autorin geht so verspielt mit Worten um, dass sie mich richtig erstaunen lässt ... 

Es gibt vier ProtagonistInnen in dem Roman; Kevin war der Raum, David war die Beständigkeit, Shay war der Abgund und die Icherzählerin war die Zeit.  

Alle vier waren einst ErdbewohnerInnen, bis sie vom personifizierten Tod abgeholt werden, und sie in das Universum landen. Alle vier gehören zusammen und ergänzen sich gegenseitig ... 

Die Zeit, die das Leben vermisst, das sie nicht wahrgenommen hatte, als es noch ihr gehörte ...

Nebenbei wird man noch mit kurzen Menschenschicksalen gefüttert, die psychisch recht labil sind ... 

Die Sonne, die immer rauf und unter geht, und der Mond, der der Sonne hinterherrennt. Eine gewisse Monotonie was Naturereignisse betreffen, die aber sehr wohl auf Menschen bezogen werden kann.
       Vielleicht ist Stille ein Geräusch. Und keiner kann es wahrnehmen.

Das Buch ist in Prosa geschrieben. Viele kleine Verse, manchmal nur ein Einzeiler, manchmal ein Zweizeiler auf einer Seite. Manchmal auch nur ein paar schöne Bildchen.

Was die Autorin schreibt klingt so leicht, aber die Themen sind nicht leicht, die Themen beinhalten harte und traurige Hintergründe. Manchmal geht es ein wenig ins Apokalyptische. 

Es tauchen viele Probleme auf, die unsere Gesellschaft derzeit beschäftigt. Umweltprobleme, Probleme mit Flüchtlingen, Probleme über die kritische Massentierhaltung, und Themen, die die sozialen Netzwerke betreffen, etc. 

Richtig gut hat mir als Anbeterin des Mondes folgender Vers gefallen:
Ich rettete den Mond. Er war mir nicht dankbar. Er sagte mir, ich hätte ihn doch einfach hängen lassen können. Er sei es leid, von Löchern bedeckt zu sein. 
Und so weiter ...


Mein Fazit?

Von Lilly Lindner habe ich noch zwei andere Bücher gelesen, Bevor ich falle
und Da vorne wartet die Zeit. Bevor ich falle fand ich grandios und Davor wartet die Zeit hat mir wegen der vielen Todesfälle nicht gefallen. 

Und die Themen scheinen sich auch in diesem Band zu wiederholen. Traurige Menschenschicksale, gepackt in eine wunderbare literarische Sprache, die mich sehr berührt hat, weshalb ich dem Buch zehn von zehn Punkten gebe. Auch, weil es sehr nachdenklich stimmt.


© Mirella Pagnozzi

Weitere Informationen zu dem Buch 


  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Droemer TB (2. Mai 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426305402
  • ISBN-13: 978-3426305409
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Gelesene Bücher 2016: 29
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Sonntag, 22. Mai 2016

Michael Degen / Mein heiliges Land (1)

Auf der Suche nach meinem verlorenen Bruder 


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dieses Buch hat mir ebenso gut gefallen, wie die letzten drei Degen-Bücher auch, die ich bisher gelesen habe. Allerdings wurde es mir ab der Mitte hin etappenweise ein wenig langweilig. Innerhalb kurzer Zeit konnte der Bruder gefunden werden, Erlebnisse mit zuvor unbekannten Verwandten, deren Geschichten mir gefallen haben, bekam man zu lesen, doch dann kam die Phase, in der die Schauspielerei in den Fokus getreten ist. Das fand ich nicht wirklich spannend, schließlich bin ich nicht vom Fach. Es hätte gereicht, diese Art von Lebensspanne im Buch deutlich abzukürzen.

Doch zurück zur Hauptthematik; mich hat es schon immer mal interessiert, wie deutsche Juden, gezwungen durch den Nationalsozialismus, nach Israel ausgewandert sind, und wie sie ihr Leben dort eingerichtet haben. Wie leicht ist es ihnen gefallen, sich dort eine neue Heimat aufzubauen? Was ist mit der deutschen Identität; konnte sie abgelegt werden wie einen alten Hut? Es gab sehr viele Juden, die nur auf dem Papier Juden waren, ohne dass sie in Deutschland ihren Glauben zelebriert hatten.

Viele Antworten habe ich in dem Buch gefunden. Das ist das einzige Buch, das ich bisher dazu gelesen habe. Bekannt waren mir eher Zufluchtländer, wie z. B. Afrika, Amerika, Türkei … Aber nach Israel flüchten? Dazu hatte ich bisher noch gar nichts gelesen.

Das Buch ist einerseits sehr traurig, Michael trauert zusammen mit seinem Bruder um den durch die Nazis umgekommenen Vater, andererseits hat es auch viel Humor, und auch viel Weisheit, ohne diese hätten die deutschen Juden, die den Nationalsozialismus überlebt haben, nicht durchgestanden.

Mein Verdacht, der Titel Mein heiliges Land könnte ironisch gemeint sein, konnte nicht erhärtet werden. Die ersten Seiten haben mich dazu verleiten lassen, als der junge Michael, 17 Jahre alt, 1949 mit dem Schiff nach Israel einreist, um seinen Bruder Adolf zu suchen. Dort angekommen, wurde er von den Grenzbeamten festgehalten; sie wollten ihn gleich als Rekrut fürs Militär ausrüsten, für den Krieg gegen die Araber einsetzen. Er kam dann doch davon los, und die Erfahrungen im Landesinneren waren eher wohlwollend …

Michaels Vorstellung, dass Israel ein Land sei, in dem Milch und Honig fließen, wird von einem seiner Mitpassagiere auf dem Schiff ironisch aufgefasst, denn er möge gar keinen Honig; das fand ich recht humoristisch.

Interessant fand ich auch die komplizierte Beziehung, die Michael zu seiner Mutter hatte und man erfuhr erst viel später, weshalb die Mutter ihren minderjährigen Sohn so ganz allein nach Israel schickte ...

Recht nachdenklich hat mich auch gestimmt, mit wie viel deutschen Juden Michael in Israel zu tun bekam. So viele mit deutschem Namen, und sie sprachen alle die Landessprache mit deutschem Akzent. Oftmals konnte der deutsche Akzent nochmals eingegrenzt werden, z. B. jüdisch mit sächsischem, oder mit berlinerischem Akzent, etc. … Man spürte deutlich den Riss dieser Menschen in ihrer Identität.

Michael wundert sich, wie viele Juden er trifft, die blaue Augen haben, blonde Haare, und fragt, wie Hitler nur zu seiner Rassentheorie kam? Schließlich war er selber schwarzhaarig. Aber dies wurde von den Deutschen nicht hinterfragt. Noch heute bestehen stereotype Vorstellungen darüber, wie Menschen anderer Länder, SüdländerInnen, von AutorInnen beschrieben werden.

Michael bleibt länger in Israel, als ich geahnt habe. Er bewarb sich dort sogar am israelischen Theater. Er bestand sogar auch dort die Schauspielprüfung und bekam eine Stelle im Kammertheater.

Sein Bruder reiste nach Deutschland, um endlich seine Mutter wiederzusehen …

Ich möchte nicht noch mehr verraten und verweise auf das Buch.

Lesen werde ich demnächst das Buch Nicht alle waren Mörder.


Mein Fazit?

Auch wenn mich die Theaterszenen weniger interessiert haben, spürte man aber deutlich, dass diese dem Autor wichtig waren, darüber zu schreiben. Sie gehören immerhin zu seinem Leben, und ich fand es überhaupt toll, dass er die Schauspielprüfung sogar in einem fremden Land hat bestehen können. Das versuchte ich mir vorzustellen, wie schnell er die Sprache dort gelernt hat, und wie bemüht er war, seinen deutschen Akzent abzulegen. Weil dies alles zu Michael Degen gehört, bekommt das Buch von mir zehn von zehn Punkten.

© Mirella 

Weitere Informationen zu dem Buch 

Ich möchte mich recht herzlich beim Rowohlt-Bücherverlag für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken. 

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: 3 (2. Mai 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499621843

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Gelesene Bücher 2016: 28
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Dienstag, 17. Mai 2016

Michael Degen / Mein heiliges Land

Auf der Suche nach meinem verlorenen Bruder 

Klappentext
Aus den Berliner Nachkriegswirren ins junge Israel – Michael Degen schreibt seine dramatische Lebensgeschichte fort.
 Ganz auf sich allein gestellt, bricht der 17-jährige Michael Degen 1949 nach Israel auf, um seinen Bruder zu suchen. Er hatte zehn Jahre zuvor aus Deutschland fliehen können, während Michael die Nazizeit mit seiner Mutter im Berliner Untergrund überlebte. Ein verwirrendes Land empfängt ihn, und er muss seinen ganzen Mut aufbringen, um sich durchzuschlagen. Schließlich stößt er auf eine Spur... Packend und sehr persönlich erzählt Degen von seinen Erlebnissen in dieser fremden Heimat, den Menschen, denen er begegnet ist, seiner ersten Liebe und davon, wie es ihm gelang, den Rest seiner Familie aufzuspüren.



Autorenporträt
Michael Degen, 1932 in Chemnitz geboren, Schauspieler und Schriftsteller, überlebte den Nationalsozialismus mit seiner Mutter im Berliner Untergrund. Nach dem Krieg absolvierte er eine Ausbildung am Deutschen Theater in Berlin. Er trat an allen großen deutschsprachigen Bühnen auf und arbeitete mit Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Zadek und George Tabori zusammen. Seine Autobiographie «Nicht alle waren Mörder» (1999) wurde zum Bestseller, es folgten deren zweiter Teil, «Mein heiliges Land» (2007), und der Roman «Familienbande» (2011) über Michael Mann, den jüngsten Sohn der Familie Mann.
Von Michael Degen habe ich Familienbande und Der traurige Prinz gelesen. Beide Bücher haben mir recht gut gefallen.

Mein heiliges Land ist auch sehr gut geschrieben. Man kommt schnell in Degens Geschichte rein und dies ist mal eine ganz andere Art von Literatur, was den Nationalsozialismus betrifft. Hier findet ein Perspektivenwechsel statt. Man guckt nicht auf das Nazideutschland, sondern auf Israel und seine Methoden, mit Menschen umzugehen, die anders denken. Den Titel, Mein heiliges Land, habe ich ein wenig ironisch aufgefasst, wie ich dies auf den ersten Seiten bestätigt bekommen habe. In Israel angekommen, wird der junge Michael Degen von den Beamten dermaßen hart angepackt, dass ich mich fragen musste, welcher Unterschied zwischen den Nazis und den israelischen Beamten bestehen würde?

Ich bin gespannt; vielleicht erfahre ich noch eine Wende. Ich befinde mich ja noch ganz am Anfang. Und ob man Israel tatsächlich als ein sog. heiliges Land bezeichnen kann, das werde ich ja dann sehen. Áber das glaube ich eher nicht, wenn man bedenkt, wie lange die Israelis schon Kriege gegen die Araber führen.

Aber das ist ja von Degen sicher so gewollt, diesen ironischen Titel, der die Leserschaft zum Nachdenken anregen möchte. 


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich beim Rowohlt-Bücherverlag für dieses schöne Rezensionsexemplar bedanken. 

  • Taschenbuch: 320 Seiten
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: 3 (2. Mai 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3499621843
    ISBN-13: 978-3499621840


Montag, 16. Mai 2016

Maria Marc / Mein Leben mit Franz Marc (1)

Das Herz droht mir manchmal 
zu zerspringen


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Manche Bücher stimmen mich ein wenig schwermütig und dieses Buch zählt dazu.

Die Biografie machte mich sehr nachdenklich. Der Lesefluss wurde durch bemerkenswerte Episoden zwischen Maria und Franz Marc recht häufig unterbrochen. Ein dünnes Büchelchen, wofür ich aber trotzdem im Verhältnis viel Zeit benötigt habe.

In dem Buch habe ich jede Menge Zettelchen zwischen den Buchseiten kleben, eine so reiche Biografie, dank der Herausgeberin Brigitte Roßbeck, die das Material, Maria Marcs handschriftliche Erinnerungen, zusammengetragen und als Buch herausgebracht hat. Viele Fotos und Bleistiftzeichnungen sind den Texten zusätzlich unterlegt ... Aber das Buch hegt keinen wissenschaftlichen Anspruch, trotzdem fand ich es sehr spannend, auch wirkte es sehr authentisch auf mich und sehr menschlich dargestellt. Aber so verhielt sich das Leben der beiden Menschen Maria und Franz.

Ich beziehe mich hier hauptsächlich auf die Beziehungskonstellation, die Franz Marc mit seinen Mitmenschen und den Frauen hatte.

Franz Marc, ein so herzensguter Mensch, der von dem Ersten Weltkrieg hinweggerafft wurde, als er noch nicht mal vierzig Jahre zählte. Sein Tod hatte für mich etwas Absurdes. Mir ist Franz Marc nicht unbekannt, ich hatte schon in meiner Schulzeit mit ihm zu tun gehabt, siehe letztes Posting im Label Buchvorstellung. Trotzdem stimmt mich sein Tod aufs Neue betroffen. Nie wieder Krieg, kann ich nur sagen. Nieder mit den Waffen. Weg mit den Fabriken, die diese herstellen. Der Krieg zerstört nicht nur den Körper des Menschen, sondern auch dessen Ideale, mit denen er geistig und seelisch die Welt bereichert hat. Wie viel hätte Franz Marc noch mit seiner Kunst nicht nur als Expressionist der Welt geben können, wäre er nicht so früh gestorben? Vielleicht wäre er ohne den Krieg ein Greis geworden.

Franz Marc war es nicht nur wichtig, ein guter Künstler zu werden, nein, er war auch bestrebt, ein guter Mensch zu sein:
Dies war wohl die Aufgabe seines Lebens, die ihm das Schicksal stellte. Siedler 2016, Seite 18.

Ein Künstlerpaar waren sie, Maria und Franz, wobei sie beide noch sehr jung waren, und Maria sich noch in ihrer Ausbildung befand, als sie Franz in München kennenlernte. Sie haben sich beide recht schnell zueinander hingezogen gefühlt. Maria Franck besuchte nach der höheren Mädchenschule in Berlin eine Kunstschule ...

… Doch die Liebesheirat musste noch lange auf sich warten. Außerdem war Franz Marc noch mit anderen Frauen verbandelt. Er durchlebte eine Affäre mit der verheirateten Annette Simon, die sehr schwer erkrankte, und sie deshalb die Bindung zu Franz beendete. Äußerlich. Innerlich hatte Franz viel Zeit benötigt, von Simon loszukommen. Zu Maria fühlte er sich eher seelisch verbunden. Die Liebe zu ihr musste erst noch aufgehen und wachsen ...

Auch von Maria Franck forderte das Schicksal seinen Tribut. Erst musste sie sich geduldig zeigen, als Franz emotional nicht so leicht von Annette loskam. Doch als die Affäre dann schließlich geendet hatte, lernte er die viel ältere Malerin Marie Schnür kennen, die einen unehelichen Sohn besaß, den sie vor der Gesellschaft versteckt hielt. Franz Marc hatte Mitleid mit ihr, vielmehr mit dem kleinen Kind, und heiratete sie, damit Schnür ihren Sohn zu sich nehmen konnte. Ich versuchte mich in Maria Franck hineinzuversetzen, die entsetzlich litt, ihr aber nichts anderes übrigblieb, diesen Ehebund geduldig zu ertragen. Dies waren Szenen, die mich lange beschäftigt haben. Was war Franz Marc doch für ein Mensch? War er altruistisch eingestellt? Marie Schnür, die ein recht unausgeglichenes Innenleben führte, nahm schließlich das Kind nach der Heirat doch nicht zu sich, aus Angst, es nun öffentlich bekennen zu müssen.
Welchen Sinn hatte diese Ehe, nachdem Schnür ihr Kind weiterhin ablehnte? Diese Frage stellte sich Maria Franck.
Eine weitere Geduldsprobe, der Maria ausgeliefert war.

Es zogen viele Jahre ins Land, bis Franz Marc rechtlich gesehen von Schnür loskam, damit Maria und Franz neu heiraten konnten. Franz hielt es nicht lange mit Schnür aus und wollte sich nach einem Jahr wieder scheiden lassen. Schnür legte ihm Steine in den Weg. Franz Marc wurde des Ehebruchs bezichtigt, und musste, als er Maria heiraten wollte, vor dem Gericht immer wieder ein Dispens einfordern  ...

Doch bis zu dieser Zeit gab Franz Marc Maria immer wieder zu verstehen, dass er auch zu ihr gehören würde. Anders hätte Maria diese Treue und diese Geduld nicht aufbringen können …

In den ersten hundert Seiten beschreibt die Biografin sehr intensiv Marias Beziehung mit Franz. Auf den weiteren Seiten erfährt man recht viel über die Kunst Franz Marcs, und auch die Bekanntschaft mit anderen Künstlern, die er sich so sehr gewünscht hat. Er lebte zuvor ein sehr einsames Leben und sehnte sich nach einem Kreis Gleichgesinnter, mit denen er sich geistig und seelisch weiter entwickeln konnte. Die Brüder August und Helmuth Macke, Paul Cézanne, Paul Klee, u. a. traten schließlich in sein und Marias Leben, von deren Bekanntschaft sie sich beide sehr bereichert gefühlt haben. Mit Wassily Kadinski gründete er die Redaktionsgemeinschaft Der blaue Reiter.

Mir persönlich haben Franz Marcs Tierbilder sehr gefallen. Er konnte sich ziemlich gut in die Tiere hineinfühlen, nachdem er die Anatomie dazu ausreichend studiert und erfasst hat. Er malte alle Arten von Tieren.

Beide Menschen, Maria und Franz Marc, haben mir mit ihrer Geduld zum Leben, die Art, mit ihrem Schicksal fertigzuwerden, sehr imponiert.


Mein Fazit?

Ich habe nur wenige Zettelchen bearbeitet, um nicht zu viel zu verraten. Für mich waren die Beziehungen Franz Marcs, die er geknüpft hat, sehr interessant ...

Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen, wie es im Untertitel heißt, konnte ich sehr gut nachvollziehen, was Maria Franck an der Seite von Franz Marc durchmachen musste, auch dann noch, als die Ehe 1911 zwischen ihnen beiden lang ersehnt endlich geschlossen werden konnte, als der Krieg ihr den Mann ein paar Jahre später wieder wegnahm, und sie ihr Dasein als Witwe fristen musste, wenn sie nicht neu heiraten wollte. Nur kurze Jahre, die sie glücklich an Franz Marcs Seite als Ehefrau verbringen konnte. Eine echte Herausforderung, diese Form von Trauer und Verlust zu überwinden … 

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für dieses tolle Rezensionsexemplar beim Bloggerportal-Siedler Verlag, bedanken.

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Siedler Verlag; Auflage: 2 (18. Januar 2016)
Sprache: Deutsch, € 19,99
ISBN-10: 3827500354
ISBN-13: 978-3827500359

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Gelesene Bücher 2016: 27
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