Dienstag, 13. Januar 2015

Daniel Zahno / Die Geliebte des Gelatiere (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch, ein Debütroman, enthält eine Liebesgeschichte und eigentlich mag ich keine Liebesgeschichten aber manchmal muss man mit Liebesgeschichten auch eine Ausnahme machen. Dieses Buch ist eine Ausnahme. Es ist keine Schnulze gewesen und auch keine Geschichte, die auf menschliche Problemen nach schnellen Lösungen schreit …

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
Daniel Zahno erzählt die Geschichte eines jungen Venezianers, der auf der Suche ist. Auf der Suche nach der richtigen Arbeit, der richtigen Frau, dem richtigen Leben. Seit frühester Kindheit fasziniert Alvise das Eis. Mit seiner ersten Liebe, Noemi, leckt er Vanille-Eis, als Schüler hilft er in einer Gelateria aus. Später wird er, nach einigem Hin und Her, selbst Gelatiere. Er hat Talent und gewinnt die Coppa d’Oro, eine Art Oscar für den besten seiner Zunft. Und doch ist Alvise nicht glücklich. Nach einer schweren Krise entschließt er sich, nach seiner einstigen großen Liebe zu suchen: der schon seit langer Zeit verschwundenen Noemi. Und er findet sie - in Amerika. Aber lässt sich nach über zwanzig Jahren die alte Vertrautheit wiederherstellen? Lässt sich das Rad der Zeit zurückdrehen?„Die Geliebte des Gelatiere“ ist ein Roman über die Vergänglichkeit, aber auch über die ersten Versuche in der Kunst der Liebe, über die Sehnsucht und das Träumen. Und darüber, dass jedes Leben einen besonderen Zauber hat.

Eigentlich ist ja schon alles im Klappentext, der sehr ausführlich ist, beschrieben, sodass ich nicht vorhabe, noch mehr zu schreiben …
Ich gehe ein wenig auf ein paar Kritikpunkte ein, die mir die Bonuspunkte erleichtern, zu verteilen.

Es geht um einen italienischen Jungen/Mann, der Autor war schon sehr bemüht, Klischees wegzulassen, was ihm aber leider nicht ganz gelungen ist, der Alvise heißt. Alvise ist ein Einzelkind, und in seine Klasse kommt ein amerikanisches Mädchen, das auch Einzelkind ist, und beide werden ein wenig deswegen von ihren italienischen Mitschülern verspottet, und zwar von Kindern, die Alvise, der Protagonist, als Mehrfachkinder bezeichnet. Seine Mutter hatte allerdings zwölf Geschwister. Natürlich kommt man dann leicht in Versuchung, Italien sich wieder als ein kinderreiches Land vorzustellen, und man neigt dazu, den geschwisterlosen Alvise als Ausnahme zu betrachten. Ich möchte nur informieren, dass innerhalb der EU-Länder Italien seit den 1970er Jahren die Geburtenrate stark zurückgegangen ist, sodass Italien seitdem als das geburtsschwächste Land zählt, gefolgt von Spanien, und an dritter Stelle erst folgt Deutschland.

Da nun Polen seit 2004 auch in der EU ist, ist Polen das geburtenschwächste Land, Italien steht an zweiter Stelle, gefolgt von Spanien …

Diese Infos, denke ich, konnte der Autor  in seiner Geschichte nicht einfließen lassen. Ich frage mich immer wieder, weshalb der Mensch/Autor so sehr an Klischees festhalten muss? Einmal abgespeicherte Informationen scheinen bei den meisten Menschen ein Leben lang erhalten zu bleiben. Da hat es ein Computer schon leichter, der vom alten Müll regelmäßig entrümpelt wird. 

Ansonsten fand ich die Geschichte recht gut, manchmal ein wenig zu banal, dass man die Beziehungsprobleme Alvises damit begründet, weil er ein Einzelkind ist. Es gibt viele Menschen mit Beziehungsproblemen, davon sind nicht nur Einzelkinder betroffen …

Aber da ich hierin eine kritische Leserin bin und beruflich außerdem mit vielen Menschen fachlich zu tun habe, beeindrucken mich solche literarischen Statements nicht sonderlich, da sie zu einseitig sind, und deshalb merke ich sie an. Und warum müssen amerikanische und englische ... Figuren immer blond sein? Auch sehr einfarbig. Aus meiner Sicht ist die Welt des Autors teilweise recht unbunt.

Ansonsten hat mir die Geschichte recht gut gefallen. Nur schade, dass der Italiener beruflich wieder mal mit Pizza, Eis und Co dargestellt wurde. Na, wenigstes verfügte Alvise über eine gute Schulausbildung. Auch das ist selten im Film und in der deutschsprachigen Literatur ...

Wer mehr wissen möchte, so verweise ich auf das Buch, das von mir wegen der soeben beschriebenen Kritikpunkte sieben von zehn Punkten erhält.
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Man sollte sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind.
(Isabel Allende)

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