Montag, 26. Januar 2015

Randy Susan Meyers / Heute und in Ewigkeit

Klappentext
Lulu ist zehn, als ihr Vater vor ihren Augen die Mutter ersticht. Jetzt gibt es nur noch sie und ihre Schwester Merry — und niemanden, der sie tröstet. Scheinbar unzertrennlich meistern die beiden in den Folgejahren alle Schwierigkeiten. Doch ihre Geschwisterliebe wird auf eine harte Probe gestellt. Denn während die eine ihren Vater verleugnet, sucht die andere nach Wegen der Versöhnung …


Autorenporträt
RANDY SUSAN MEYERS wurde in Brooklyn, New York geboren. Schon früh engagierte sie sich für soziale Belange und arbeitete u.a. mit Opfern häuslicher Gewalt und gefährdeten Jugendlichen. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Boston, wo sie Creative Writing am Grub Street Writers' Center unterrichtet. Nach Heute und in Ewigkeit ist Das Band der Wünsche ihr zweiter Roman.
Das Buch habe ich aus dem Restsellerladen Jokers. Die Autorin war mir bisher unbekannt. Habe die ersten hundert Seiten schon gelesen und bin gespannt, wie es weitergehen wird.






Sonntag, 25. Januar 2015

Anita Shreve / Das erste Jahr ihrer Ehe (1)


Eine Buchbesprechung zur o.g. Lektüre

Das Buch habe ich gestern Abend ausgelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Das ist nun das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Beide waren nach meinem Geschmack gut geschrieben, sodass ich Anita Shreve nun auch zu meinen LieblingsautorInnen einreihen werde.

Auch dieser Titel klingt nach einer gewöhnlichen Liebesgeschichte, das ist sie aber nicht. Anita Shreve schreibt keine gewöhnlichen Lovestorys, weshalb ich sie gerne lese.

Die Autorin nimmt zudem ihre LeserInnen mit auf Reisen. Die beiden ProtagonistInnen dieses Romans sind die jungen Eheleute Patrick und Margaret, beide kommen aus Amerika, aus Boston. Patrick ist Arzt, kommt nach Afrika, nach Kenia für ein wissenschaftliches Projekt, indem er in einem Krankenhaus Forschungen über tropische Krankheiten betreibt. Seine Frau Margaret schließt sich dieser Reise an.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein Jahr in Kenia: Nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit beschließen Margaret und Patrick, sich auf ein großes Abenteuer einzulassen. Sie wollen gemeinsam nach Afrika gehen, um dort als Journalistin und Arzt zu arbeiten. Doch sehr bald erkennt Margaret, wie wenig sie von diesem fremden Kontinent weiß – und wie wenig von ihrem Mann Patrick.
Margaret ist keine Journalistin, sondern Fotografin einer politischen Zeitung. Die Texte zu den Fotos schreibt ein Journalist. Sie begibt sich in Kenia erst auf Arbeitsuche, nachdem sie erkannt hat, wie wenig wertvoll Frauen in Afrika sind. Patrick verdient eigentlich so viel, dass es für beide reicht. Margaret möchte aber nicht weiter von ihrem Mann abhängig sein, und sucht sich daraufhin erst eine Stelle als Fotografin. Margaret hat tatsächlich wenig Ahnung von Afrika und geht ein wenig naiv in diese fremde Kultur rein.

Patrick hat keine Probleme mit der Kultur Kenias, er akzeptiert sie, wie sie ist. Er hat genug inneren Abstand, kann sich davon distanzieren, was ihm die Akzeptanz erleichtert. Vielleicht gelingt ihm das besser, auch, weil er ein Mann ist und Afrika von Männern regiert wird, während Frauen so gut wie keine Rechte haben.

Man muss eine fremde Kultur verstehen lernen, um sie akzeptieren zu können, aber nicht gemessen an den Maßstäben der eigenen Kultur. Jede Kultur hat Schwächen und Stärken. Diese herauszufiltern ist eine wahre Kunst. Das können nur wenige. Während viele dort lebende weiße Menschen von oben herab auf die schwarzen Menschen schauen, gibt es doch andere, vereinzelt zwar, aber die gibt es, die versuchen, das Fremdartige wertschätzend zu verstehen. Ein Beispiel aus einem Dialog zwischen Patrick und seinem Kollegen Arthur:
"Aber sie wissen, wer sie sind", hielt Patrick Arthur entgegen. "Sie leben in einer uralten Nomadengesellschaft, die seit Jahrhunderten größtenteils intakt geblieben ist. Sie nehmen die Aufgabe sehr ernst, das Ihre zu beschützen, aber sie sind zufriedene Menschen. Sie sind weder teilnahmslos noch faul oder gelangweilt. Sie haben einen tiefen Glauben an ihre Gottheiten, Rituale und Zeremonien.""Sie haben keine Bildung", rief Arthur."Nicht unsere, das ist wahr. Aber innerhalb ihrer alten Kultur und Lebensweise sind sie gebildet." 
"Aber wir leben im zwanzigsten Jahrhundert und nicht im sechzehnten., verdammt noch mal. Der Mensch muss sich anpassen, auf die Gegebenheiten einstellen, wenn er sich weiterentwickeln will. Im Übrigen hätte ich gerade von Ihnen als Arzt eine andere Haltung erwartet, Patrick." 
Auch Margaret schafft es nicht, fair zu bleiben, steckt alle schwarzen Männer in eine Schublade, indem sie herablassend über sie spricht. Sie hasst alle afrikanischen Männer, während Patrick ihr hilft, eine differenzierte Sichtweise zu entwickeln, um nicht alle schwarzen Männer über einen Kamm zu scheren. Und tatsächlich, nicht alle schwarzen Männer missbrauchen Frauen. Es gibt auch Schwarze, die versuchen, Frauen zu schützen. Schließlich erkennt dies auch Margaret.

Margaret ist aber eine sensible Persönlichkeit, die recht schnell die Probleme der Kenianer begreift, oftmals sogar verursacht durch die weißen Menschen, die die Schwarzen zu ihren Gunsten und für ihre Bequemlichkeiten missbrauchen. Margaret setzt sich für diese schwachen Menschen ein. Sie macht Bekanntschaft mit einer jungen schwarzen Frau, die von schwarzen Männern mehrfach vergewaltigt wurde. Margaret sucht diese Frau in ihrer Hütte auf, in der sich die Frau eingeschlossen hält:
Da die Tür jetzt geschlossen war, zog Margaret die Fensterklappe hoch, um Licht hereinzulassen. Sie wollte die Scherben vom Boden einsammeln. Einen Mülleimer oder so etwas schien es jedoch nicht zu geben, deshalb legte sie sie in einem Häufchen auf das Bord. Woher bekam die Frau ihr Wasser? Wo wusch sie sich? Wo verrichtete sie ihre Notdurft? Margarets Zorn, der bisher den afrikanischen Männern gegolten hatte, richtete sich jetzt gegen die Ausländer, die ihre Bediensteten mit Hungerlöhnen abspeisten. Die wahrscheinlich nie gesehen hatten, wie diese Menschen lebten. 
Da Margaret es in diesem Land als Frau schwerer als Patrick hat, so macht sie eigene Erfahrungen, wie z.B. Frauen dürfen keine Besitztümer anhäufen, weil sie als besitzlos betrachtet werden. Und so bekam Margaret von schwarzen Männern ihren Fotoapparat abgenommen, den sie solange konfisziert hielten, bis ihr Mann Patrick das Objekt wieder abholen kam.

Margaret und Patrick schlossen sich einer Bergklettertruppe an. Leute, die den Mount Kenia bezwingen wollten. Margaret, die sich der Klettertour nur aus Liebe zu ihrem Mann anschloss, wollte eigentlich gar nicht den Berg bezwingen, sondern ihn nur besteigen so weit es geht. Hier kommt das Leistungsdenken von Menschen aus der westlichen Welt sehr gut zur Geltung. Immer auf dem Tripp sein, sich und anderen immer etwas beweisen müssen. Und wer nicht mitkommt, der wird recht schnell als Schwächling abgetan. Das Besteigen dieses Berges brachte Patrick und Margaret zu hohen Herausforderungen, die sogar ihre junge Ehe gefährdeten. Ich möchte nicht allzu viel verraten ...

Was ich schön finde, ist, dass die Autorin von den Problemen Afrikas zu schreiben weiß, wie z.B. hohe Kriminalität, Menschenrechtsverletzungen Frauen und politischen Aktivisten gegenüber, ohne die Menschen dort abzuwerten. Sie schreibt völlig wertneutral und das finde ich sehr gut, denn das zeichnet für mich hohe Literatur aus ... Magaret lernt einen Araber kennen, der über einen großen Verwandtenkreis verfügt. In dieser Familie leben Frauen mit Kopftüchern und andere laufen in Miniröcke ... 

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten. Eigentlich zwölf von zehn Punkten. ;-) Das Welt- und Menschenbild der Autorin hat mir sehr zugesagt, auch weil sie absolut nicht zu Stereotypen und Vorurteilen neigt. Eine Autorin, die eine bunte Welt in sich trägt. Das findet man besonders auch bei SchriftstellerInnen recht selten. Anita Shreve ist Afrikaerfahren, da sie über mehrere Jahre in Kenia journalistisch tätig war. 
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Man sollte sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind.
(Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2015: 05
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Dienstag, 20. Januar 2015

Anita Shreve / Das erste Jahr ihrer Ehe


Klappentext

Ein Jahr in Kenia: Nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit beschließen Margaret und Patrick, sich auf ein großes Abenteuer einzulassen. Sie wollen gemeinsam nach Afrika gehen, um dort als Journalistin und Arzt zu arbeiten. Doch sehr bald erkennt Margaret, wie wenig sie von diesem fremden Kontinent weiß – und wie wenig von ihrem Mann Patrick.


Autorenporträt

Anita Shreve, *1946, verbrachte einige Jahre als Journalistin in Afrika und bereiste weite Teile Kenias, bevor sie in  die USA zurückkehrte und Schriftstellerin wurde. Ihre Romane »Die Frau des Piloten« und das für den  Orange Prize nominierte »Gewicht des Wassers« waren große internationale Erfolge. 

Mit diesem Buch wechsle ich den Kontinent. Ich habe Südamerika, das Land Chile, verlassen und wandle nun auf Wegen Schwarzafrikas. Habe gestern Abend mich ein wenig auf das Buch eingestimmt und es gefällt mir recht gut.
Von der Autorin habe ich Weil sie sich liebten gelesen. Fand ich eine sehr interessante Lektüre. Anita Shreve schreibt keine gewöhnlichen Liebesgeschichten, weshalb ich sie auch lesen kann. Denn eigentlich mag ich ja keine Love-Storys.


Montag, 19. Januar 2015

Isabel Allende / Von Liebe und Schatten (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich nun durch und es hat mir recht gut gefallen. Wie aus dem Klappentext zu entnehmen ist, bezieht sich der Inhalt neben der Liebesgeschichte auf die politische Lage Chiles.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Isabel Allendes engagierter Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch die Auseinadersetzung mit Chiles jüngster Vergangenheit: "Ich muss einen Kontinent erzählen", sagt die Autorin, "für diejenigen sprechen, die keine Stimme haben." 
Ich habe es gelesen, aber ich werde nicht viel dazu schreiben, außer, dass ich es für wichtig halte, den Inhalt nicht aus seinen Zusammenhängen zu reißen. Das Lesen des Buches hat mir eigentlich schon gereicht. Von der ersten bis zu letzten Seite war das Buch spannend, und das Ende blieb offen. Bin gesättigt.

Der Inhalt geht tief unter die Haut, man wird Zeugin, wie Menschen, unschuldige Menschen von einem diktatorischen System dezimiert und massakriert werden. Aber von welcher Zeit spricht Isabel? Selbst im Klappentext blieben diese politischen Ereignisse ein wenig schwammig; was ist denn die jüngste Vergangenheit? Iabel geht hauptsächlich auf die Gewaltakten ein, die unschuldigen Menschen, Opfern eines politischen  Systems, zugefügt wird.

Ein wenig habe ich schon wichtige Daten vermisst.

Ansonsten war das Buch recht gut, und Isabel ist echt schreibbegabt, und ihre Fabulierfreude erleichtert ihr noch zusätzlich, Bücher wie diese zu schreiben.

Ein paar idealistische Gedanken sind auch in diesem Buch zu finden, wie z.B. dass der Nationalismus eines Landes die Vernunft beleidigen würde. Es müsse ein Staat kreiert werden, in dem Menschen aller Hautfarben, Ethnien und sonst andersartige Menschen gleichberechtigt zusammenleben können, und niemand mehr wegen seiner Herkunft oder Hautfarbe benachteiligt werden muss. 

Das Buch erhält von mir neun von zehn Punkten.
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Man sollte sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind.
(Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2015: 04
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Mittwoch, 14. Januar 2015

Isabel Allende / Von Liebe und Schatten

Klappentext
Isabel Allendes engagierter Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch die Auseinadersetzung mit Chiles jüngster Vergangenheit: "Ich muß einen Kontinent erzählen", sagt die Autorin, "für diejenigen sprechen, die keine Stimme haben."


Autorenporträt
Isabel Allende, 1942 in Chile geboren, ging nach Pinochets Militärputsch 1973 ins Exil. Die Erinnerungen ihrer Familie, die untrennbar mit der Geschichte ihres Landes verwoben sind, verarbeitete sie in dem Weltbestseller Das Geisterhaus. Allende zählt zu den meistgelesenen Autorinnen weltweit, ihr gesamtes Werk erscheint auf Deutsch im Suhrkamp Verlag.


Folgende Werke habe ich von der Autorin gelesen:

1. Amandas Suche 
2. Das Geisterhaus
3. Das Portrait aus Sepia
4. Das Siegel der Tage
5. Die Insel unter dem Meer
6. Die Stadt der wilden Götter
7. Eva Luna
8. Inés meines Herzens
9. Mayas Tagebuch
10. Mein erfundenes Land
11. Paula

Nun bin ich auf den obigen Band gespannt.


Dienstag, 13. Januar 2015

Daniel Zahno / Die Geliebte des Gelatiere (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch, ein Debütroman, enthält eine Liebesgeschichte und eigentlich mag ich keine Liebesgeschichten aber manchmal muss man mit Liebesgeschichten auch eine Ausnahme machen. Dieses Buch ist eine Ausnahme. Es ist keine Schnulze gewesen und auch keine Geschichte, die auf menschliche Problemen nach schnellen Lösungen schreit …

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein: 
Daniel Zahno erzählt die Geschichte eines jungen Venezianers, der auf der Suche ist. Auf der Suche nach der richtigen Arbeit, der richtigen Frau, dem richtigen Leben. Seit frühester Kindheit fasziniert Alvise das Eis. Mit seiner ersten Liebe, Noemi, leckt er Vanille-Eis, als Schüler hilft er in einer Gelateria aus. Später wird er, nach einigem Hin und Her, selbst Gelatiere. Er hat Talent und gewinnt die Coppa d’Oro, eine Art Oscar für den besten seiner Zunft. Und doch ist Alvise nicht glücklich. Nach einer schweren Krise entschließt er sich, nach seiner einstigen großen Liebe zu suchen: der schon seit langer Zeit verschwundenen Noemi. Und er findet sie - in Amerika. Aber lässt sich nach über zwanzig Jahren die alte Vertrautheit wiederherstellen? Lässt sich das Rad der Zeit zurückdrehen?„Die Geliebte des Gelatiere“ ist ein Roman über die Vergänglichkeit, aber auch über die ersten Versuche in der Kunst der Liebe, über die Sehnsucht und das Träumen. Und darüber, dass jedes Leben einen besonderen Zauber hat.

Eigentlich ist ja schon alles im Klappentext, der sehr ausführlich ist, beschrieben, sodass ich nicht vorhabe, noch mehr zu schreiben …
Ich gehe ein wenig auf ein paar Kritikpunkte ein, die mir die Bonuspunkte erleichtern, zu verteilen.

Es geht um einen italienischen Jungen/Mann, der Autor war schon sehr bemüht, Klischees wegzulassen, was ihm aber leider nicht ganz gelungen ist, der Alvise heißt. Alvise ist ein Einzelkind, und in seine Klasse kommt ein amerikanisches Mädchen, das auch Einzelkind ist, und beide werden ein wenig deswegen von ihren italienischen Mitschülern verspottet, und zwar von Kindern, die Alvise, der Protagonist, als Mehrfachkinder bezeichnet. Seine Mutter hatte allerdings zwölf Geschwister. Natürlich kommt man dann leicht in Versuchung, Italien sich wieder als ein kinderreiches Land vorzustellen, und man neigt dazu, den geschwisterlosen Alvise als Ausnahme zu betrachten. Ich möchte nur informieren, dass innerhalb der EU-Länder Italien seit den 1970er Jahren die Geburtenrate stark zurückgegangen ist, sodass Italien seitdem als das geburtsschwächste Land zählt, gefolgt von Spanien, und an dritter Stelle erst folgt Deutschland.

Da nun Polen seit 2004 auch in der EU ist, ist Polen das geburtenschwächste Land, Italien steht an zweiter Stelle, gefolgt von Spanien …

Diese Infos, denke ich, konnte der Autor  in seiner Geschichte nicht einfließen lassen. Ich frage mich immer wieder, weshalb der Mensch/Autor so sehr an Klischees festhalten muss? Einmal abgespeicherte Informationen scheinen bei den meisten Menschen ein Leben lang erhalten zu bleiben. Da hat es ein Computer schon leichter, der vom alten Müll regelmäßig entrümpelt wird. 

Ansonsten fand ich die Geschichte recht gut, manchmal ein wenig zu banal, dass man die Beziehungsprobleme Alvises damit begründet, weil er ein Einzelkind ist. Es gibt viele Menschen mit Beziehungsproblemen, davon sind nicht nur Einzelkinder betroffen …

Aber da ich hierin eine kritische Leserin bin und beruflich außerdem mit vielen Menschen fachlich zu tun habe, beeindrucken mich solche literarischen Statements nicht sonderlich, da sie zu einseitig sind, und deshalb merke ich sie an. Und warum müssen amerikanische und englische ... Figuren immer blond sein? Auch sehr einfarbig. Aus meiner Sicht ist die Welt des Autors teilweise recht unbunt.

Ansonsten hat mir die Geschichte recht gut gefallen. Nur schade, dass der Italiener beruflich wieder mal mit Pizza, Eis und Co dargestellt wurde. Na, wenigstes verfügte Alvise über eine gute Schulausbildung. Auch das ist selten im Film und in der deutschsprachigen Literatur ...

Wer mehr wissen möchte, so verweise ich auf das Buch, das von mir wegen der soeben beschriebenen Kritikpunkte sieben von zehn Punkten erhält.
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Man sollte sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind.
(Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2015: 03
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 11. Januar 2015

Daniel Zahno / Die Geliebte des Gelatiere

 Klappentext
Daniel Zahno erzählt die Geschichte eines jungen Venezianers, der auf der Suche ist. Auf der Suche nach der richtigen Arbeit, der richtigen Frau, dem richtigen Leben.Seit frühester Kindheit fasziniert Alvise das Eis. Mit seiner ersten Liebe, Noemi, leckt er Vanille-Eis, als Schüler hilft er in einer Gelateria aus. Später wird er, nach einigem Hin und Her, selbst Gelatiere. Er hat Talent und gewinnt die Coppa d’Oro, eine Art Oscar für den besten seiner Zunft.Und doch ist Alvise nicht glücklich. Nach einer schweren Krise entschließt er sich, nach seiner einstigen großen Liebe zu suchen: der schon seit langer Zeit verschwundenen Noemi. Und er findet sie - in Amerika. Aber lässt sich nach über zwanzig Jahren die alte Vertrautheit wiederherstellen? Läßt sich das Rad der Zeit zurückdrehen?„Die Geliebte des Gelatiere“ ist ein Roman über die Vergänglichkeit, aber auch über die ersten Versuche in der Kunst der Liebe, über die Sehnsucht und das Träumen. Und darüber, dass jedes Leben einen besonderen Zauber hat.

Autorenporträt
Daniel Zahno wurde 1963 in Basel geboren. Für seinen Erstling „Doktor Turban“ (1996) erhielt er u.a. den Tübinger Poetik-Preis und den Clemens-Brentano-Preis. 2006 publizierte er den poetischen Reigen „Im Hundumdrehen“. Nach Aufenthalten am Ledig House in New York und am Istituto Svizzero in Venedig schrieb er seinen ersten Roman, „Die Geliebte des Gelatiere“. 2010 erschien „Rot wie die Nacht“. Im selben Jahr war Zahno Writer-in-Residence an der New York University. "Alle lieben Alexia" erschien 2011. Anfang August 2013 ist Zahnos neuer Roman, sein viertes Buch bei weissbooks.w, "Manhattan Rose" erschienen. Daniel Zahno lebt in Basel und New York.
Das Buch habe ich aus dem Antiquariat erworben. Gut erhalten, gebunden und preisgünstig.


Freitag, 9. Januar 2015

Gila Lustiger / So sind wir (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Das Buch hatte mir anfangs recht gut gefallen, dann später ließ die Konzentration nach. Ich habe schon so viel über den Nationalsozialismus gelesen, dass ich wahrscheinlich so langsam gesättigt bin von dem Thema …. Ich habe das Buch nicht ganz ausgelesen, aber es ist kein schlechtes Buch. Es hat viel Tiefgang und die darin befindlichen Gedanken finde ich sehr gut. Habe viele Zitate gesammelt.

Mal schauen, was sich daraus ergibt. Zur Erinnerung gebe ich nochmals den Klappentext rein:
Der Familienroman über die Geschichte der europäischen Juden.Wie ist ein Leben nach Auschwitz möglich? Die Autorin erzählt in ihrem Familienroman über die Atempausen im Leben. Das Heranwachsen zwischen Deutschland und Israel. Die ideologischen Selbstbetrügereien als alltägliche Zwischenstationen, die aus Opfern Menschen machen. Über das Private und Intime nähert sie sich mit unverkennbar ironischem Blick der europäischen Geschichte. Gila Lustiger bringt virtuos jenen Erzählstrom in Fluss, der die jüdische Prosa auszeichnet.
Gila ist die Hauptdarstellerin dieses Buches, wenn auch der Vater am Anfang in den Vordergrund gestellt wird. Aber es ist Gila, die über ihn erzählt. Sie stellt in ihrem Buch ihre Herkunftsfamilie dar, so wie sie ist, denn kann man ihre Familie wirklich als typisch jüdisch bezeichnen?
Vergangenheitsbewältigung? Ja, das tut der Vater, indem er sich in die Zeitungen flüchtet und jeden Artikel, der ihm wichtig erscheint, ausschneidet und archiviert.
Mein Vater las Zeitung, um sich der Welt zu stellen, doch zeitungslesend entfloh er unserer Kinderwelt. 
Gila könnte nun die Zeitung verachten, die alle Aufmerksamkeit des Vaters erhascht hatte, während die Kinder zu kurz kamen. Nein, Gila hasste die Zeitungen aber nicht, denn mit ihnen verband sie ihren Vater.

Gila hat eigentlich keine Lust, sich mit der Vergangenheit aus der Nazizeit auseinanderzusetzen. Ihr Vater kam mit fünfzehn Jahren ins KZ, aber er hatte es überlebt. Gila ist 1963 geboren, der Nationalsozialismus war längst vorbei, und doch ist es nicht möglich, die religiöse Herkunft ihrer Eltern zu verleugnen. Schon alleine ihr Name Gila verrät, dass sie jüdischer Abstammung ist. Sie sehnte sich als Kind nach einem ganz gewöhnlichen deutschen Vornamen, um ein ganz gewöhnliches deutsches Leben führen zu können. Zu Recht, denn sie war ja Deutsche und ist es noch immer. Aber Gila ahnte nicht, dass auch die deutschen Mädchen mit einem gewöhnlichen deutschen Namen sich auch nach einem gewöhnlichen deutschen Leben sehnten.

Die Vergangenheit ihrer Eltern holt sie ein. Nicht, dass der Vater über den erlittenen Nationalsozialismus spricht, nein, der Vater verarbeitet diese schrecklichen Erlebnisse allein, nach außen spricht er nicht darüber und behandelt diese wie ein Tabu.
In der Konfrontation mit der Herkunft gewinnt Gila folgende Erkenntnis, die auch ich gemacht habe, als ich mich meiner Herkunft stellte, weil auch ich immer wieder in die Schublade einer Südländerin gesteckt wurde, obwohl ich zigmal meine deutsche Identität verteidigt hatte. Heute genieße ich mehr Gelassenheit, lasse andere faseln über den ganzen Quatsch ihrer unreflektierten Blut- und Wurzeltheorie, während ich mich im Stillen weiterhin als Deutsche bezeichne, wobei ich mich in erster Linie als Mensch sehe, und bin in der Lage, mich mit jedem Menschen zu identifizieren, denn die Grundbedürfnisse sind bei allen Menschen gleich. Ich bin mehr als mein italienischer Name, sowie Gila mehr ist als ihr jüdischer Name. Eine Auseinandersetzung wie diese kann nur bereichernd sein. Man entwickelt eine andere Sichtweise von Mensch und Welt, für die ich persönlich mehr als dankbar bin:
In Wahrheit sind Herkunft, Religion, Nationalität nichts. Ein Deckmantel allenfalls, den man sich überstreift oder mit leichtem Druck hat aufzwingen lassen, sowie eine besorgte Mutter einem an der Tür noch schnell einen Schal andreht. In Wahrheit sind die meisten ihrer unmittelbaren Umgebung und Erziehung derart ausgeliefert, dass sie nichts als Herkunft, Religion und Nationalität sind, senden Täuschung und Betrug, in denen sie hausen wie in einem dunklen stinkenden Verließ. Leidenschaftslos muss man sich daher auf das Menschliche reduzieren, ein Skelett auf zweihundertzehn Knochen mit zweihundertzwanzig Liter Muskulatur, drei Komma acht Liter Fettgewebe und vier Komma fünf Liter Blut, das durch ein dreihundert Gramm schweres Herz pumpt.
Ich freue mich immer wieder, wenn ich eigene Gedanken in den Büchern wiederfinden kann ...
Nach dem Krieg kaufte sich Gilas Vater jede Menge Bücher. Die Bücher stellten für ihn Stellvertreter, Substitute dar, wie z.B. Vaterersatz, Lehererersatz, etc.
Was mein Vater nach dem Krieg an Büchern zusammengekauft hat, während er sich eine materielle Existenz aufbaute, war ihm Schule, Vater, Rat, Erziehung und Trost zugleich.
Die Bücher waren so zahlreich, dass er eine eigene Bibliothek hatte gründen können. Er unterwarf sich einem Suchtkauf, der seinen seelischen Schmerz ein wenig betäuben sollte. Interessant fand ich, wie der Vater die Bücher in den Regalen sortiert hatte, wirklich sehr originell, ist aber auch Geschmackssache:
Die Bibliothek meines Vaters, ja, man muss von Bibliothek reden, denn die Bücher nahmen in meiner frühen Kindheit eine Wand ein und später, als sie umzogen, wurde ihnen, zum Entsetzen unserer jugoslawischen Putzfrau, ein ganzes Zimmer überlassen, war nicht adrett und distinguiert, sondern ein unverschämter, in seiner Stillosigkeit geradezu stilvoller Haufen Wunderlichkeiten. Mein Vater hat einen ganz persönlichen Sinn für das Passende. Vielleicht hat er sich auch nie darum geschert, was passte und was nicht, sondern immer nur gierig gelesen, was ihm unter die Finger kam und was er gerade benötigt. So stand neben dem >>Lexikon des Kaufmanns<< Kafkas >>Schloss<< und neben >>Wir schneidern und nähen<< von Emmi Schupp und Christel Tusch Dostojewski >>Spieler<<. 
Ich bin immer sehr neugierig, wie andere Buchsüchtige ihre Bücher sortieren. Interessant, wenn man dabei noch die Namen der Autoren erfährt.

Gila versucht die passiven Reaktionen der Juden im Nationalsozialismus zu verstehen, und stellt sich die Frage, weshalb sich die Juden, die ermordet wurden, nicht gewehrt hatten:
Tagtäglich beweisen sich Israelis, dass sie keine Opfer sind. Israelis sind in dieser Hinsicht mit den Deutschen verwandt. Was sie verbindet, ist Vergessen und Scham und der Wunsch, eine Vergangenheit abzuschütteln, die auf der Haut kleben bleibt. 
Das finde ich eine sehr schöne Metapher, die Vergangenheit, die auf der Haut kleben bleibt.
Den Menschen im Sterben die Menschlichkeit zu nehmen, das ist der schrecklichste und höchste Triumph der Macht. Oh nein, ich will damit gar nicht sagen, dass Juden in die Opferrolle hineingeboren werden und Grausamkeit eine spezifisch deutsche Eigenschaft ist. So ging es in Deutschland zu und wird es überall da zugehen, wo Gewalt zum Ritual der eigenen Herrlichkeit wird. So ging es in Deutschland zu und kann es auch heute noch überall zugehen, wenn man sich seine Größe bescheinigen muss und zur Bescheinigung der eigenen Größe erniedrigende, zerstörerische Macht über andere braucht. Denn Macht ist ein unersättliches Tier. Es fordert fortwährend neue Beute. 
Fair finde ich, dass Gila nicht alle Deutschen als Nazis verurteilt. Das kann nicht jeder. Nur wenige sind dazu in der Lage. Wie schnell neigen viele  Durchschnittsdeutsche hier bestimmte Menschen in Schubladen zu pressen. 

Gila stellt sich die Frage, woher sie ihre Erkenntnisse hat:
Aus Büchern. Alles weiß ich aus Büchern. Und das Leben ist an den Haaren herbeigezerrt. Nicht ganz so, aber fast so. Die Bücher lagern sich ab. Schicht für Schicht Erzählungen, Berichte, Märchen. Kleine und große Wunder. Alles bleibt im Kopf. Und das Leben drängelt sich durch. Die Bücher habe ich gekaut und geschluckt, und ihre Bilder und ihr Geschmack und ihre Musik durchtränkt meinen Alltag. 
Dieses Zitat musste ich unbedingt einbringen, denn es zeigt ja doch, dass Bücher sehr wohl in der Lage sind, mit vielen Fragen, die einem das Leben so stellt, fertigzuwerden. Gewisse Bücher dienen nicht nur zur Unterhaltung.

Gila geht zusammen mit ihrem Freund ins Reisebüro und findet ein Angebot:  >>Abstecher nach Auschwitz. Hin und zurück in einem Tag.<< Gila und ihr Freund wundern sich, wie kann denn Auschwitz an einem einzigen Tag zu bewältigen sein? Die Antwort:
Is nischt geweysen schwer zu sein in Auschwitz? 
Gila vergleicht ihr Leben mit dem Leben der Juden im Nationalsozialismus und ihr kommen ihre Sorgen, Alltagssorgen, recht banal vor. 
Was sind, bitte schön, Alltagssorgen und ein paar Wünsche im Angesicht von Auschwitz? Alltagssorgen und -wünsche sind im Angesicht von Auschwitz eine unverschämte Geschmacklosigkeit. Lächerlich, nicht der rede Wert, unbedeutend wie das eigene Leben. Denkt man an den Tod in Auschwitz, ist Glück der Gipfel des Wahnsinns, die Liebe obszön, die Lebenslust eine Niedertracht. Man gibt sich mit dem Allernotwendigsten ab: Essen und Arbeiten, Arbeiten und Essen und außerdem-Schlafen, Zeugen, Geborenwerden und Sterben. Das ist wie eine Kollektiverstarrung. Ewiger Frost. Eiszeit. Mit Interglazialperioden dazwischen, wenn Körper und Geist an den oberen Schichten auftauen, um zu funktionieren. 
Wer mehr wissen möchte, den verweise ich auf das Buch, sodass ich hoffe, ein bisschen Lust darauf gemacht zu haben.
Mir haben die vielen schönen, wenn auch sehr ernste Gedanken, sehr gut gefallen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Man sollte sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind.
(Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2015  02
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Montag, 5. Januar 2015

Gila Lustiger / So sind wir

Klappentext
Der Familienroman über die Geschichte der europäischen Juden.Wie ist ein Leben nach Auschwitz möglich? Die Autorin erzählt in ihrem Familienroman über die Atempausen im Leben. Das Heranwachsen zwischen Deutschland und Israel. Die ideologischen Selbstbetrügereien als alltägliche Zwischenstationen, die aus Opfern Menschen machen. Über das Private und Intime nähert sie sich mit unverkennbar ironischem Blick der europäischen Geschichte. Gila Lustiger bringt virtuos jenen Erzählstrom in Fluss, der die jüdische Prosa auszeichnet.

Autorenporträt
Gila Lustiger wurde 1963 in Frankfurt am Main geboren. Sie studierte Germanistik und Komparatistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1987 lebt sie als freie Autorin in Paris. Ihr erster Roman, »Die Bestandsaufnahme«, erschien 1995, dann 1997 »Aus einer schönen Welt«. Mit »So sind wir «(2005), einem Familienroman über die Geschichte der europäischen Juden, stand sie 2005 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschien ihr Roman »Woran denkst Du jetzt« (2011).
Das Buch habe ich beim Bücher-Oxfam gebunden, gut erhalten und pesigünstig erworben. Die Autorin selber ist mir noch unbekannt. Es ist 2005 erschienen und ist derzeit als Taschenbuch zu bekommen.

Sonntag, 4. Januar 2015

Isabel Allende / Mein erfundenes Land (1)

Lesen mit Anne


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Irgendwie muss ich über Isabel schon staunen. Das Bild, das sie von ihrem Land Chile hegt, ist mir zu einseitig.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext ein:
»Isabel Allende zu lesen heißt den Duft Lateinamerikas zu riechen, eine Großfamilie kennen zu lernen und mit skurrilen Geschichten überhäuft zu werden … Wer etwas über Geschichte und Politik Chiles, über die Menschen des Landes erfahren möchte und nicht zuletzt über Allendes außergewöhnliche Familie.
Isabel, ich schreibe Isabel, denn mit Allende assoziere ich ihren Großvater Salvador Allende, hat in ihrem Land Chile sehr viel Rassismus erfahren und sie ist der Meinung, dass in keinem Land die Menschen so stark in Kasten eingeteilt seien wie in Chile. Nicht mal in Indien sei das Kastensystem so stark verbreitet.
Auch der Rassismus sei noch stärker als in Nordamerika. Rassismus gegen die Indios, Ausländer und gegen die Juden. Auch der Kindermissbrauch sei noch stärker als in Afrika. Für mich sind das alles subjektive Wahrnehmungen. Die Inder behaupten wahrscheinlich von ihrem Land dasselbe. 

Was den Rassismus am eigenen Leib betrifft, war ich erstaunt zu lesen, als Isabel am Schalter eines Flughafens stand, um nach Kalifornien zu kommen, wurde sie als farbig beschrieben, obwohl sie gar nicht farbig ist. Aber die Lateinamerikaner würden von der übrigen Welt nicht unterschieden und sie werden reihum als farbig bezeichnet. Um zu beweisen, dass ihre Hautfarbe hell und nicht dunkel ist, öffnete sie ihren Kragen ... Das ist ja so absurd. Was soll das mit dem Kragen? Sieht man das nicht schon im Gesicht, ob jemand farbig ist?  An den Händen? Können Menschen so verbohrt sein? Ich kenne das auch aus dem eigenen Kreis, indem alle Südeuropäer in Stereotypen gepackt werden, und reihum als schwarzhaarig und dunkelhäutig beschrieben werden. Speziell in der deutschsprachigen und in der nordischen Literatur findet man diese Beschreibungen gehäuft vor. Isabel überträgt diese Erfahrung aber auch auf Europa. Auch in ihrer Vorstellung sind die Europäer ausschließlich hell und groß.
Oftmals äußert sich Isabel auch sehr klischeehaft bestimmten europäischen Ländern gegenüber, da merkt man sofort, dass sie sich etwas angelesen und nicht reflektiert hat. Eine Beobachtung, die ich nicht nur in diesem Buch gemacht habe. 
Aber wir sind ja alle nur Menschen und die meisten benötigen eben diese Raster, in denen sie andere einsortieren können, damit sie sich besser in der Welt orientieren können, auch für den Preis, dass sie eine bunte Welt gegen eine schwarz-weiß Welt eintauschen.

Natürlich ist mir auch bewusst, dass jede Gesellschaft eines Landes von Normen, Sitten und Gebräuchen gelenkt und reglementiert wird. Es sind die Sitten und Gebräuche, die das Gerüst einer Gesellschaft erzeugen, damit jene Gesellschaft aufrechterhalten werden kann. Mit dem Aussehen hat das allerdings rein gar nichts zu tun und die Anpassung an die Gesellschaftsform ist für jeden Menschen ein Prozess, der individuell ausgetragen wird. Jeder Mensch ist anders, auch wenn wir alle in ein und dem selben Haus leben würden, mit ein und den selben Eltern. 
Die typische Chilenin, die  man auf der Straße begegnet, sieht anders aus, ist Mestizin, dunkelhäutig und eher klein, auch wenn die jüngere Generationen etwas größer gewachsen sind. Die Jugendlichen von heute kommen mir riesig vor. (60)
Isabel ist gerademal ein Meter einundfünfzig. Aber das beweist noch lange nicht, dass alle Chilenen so mini sind. Im Gegenteil, mit ihrem Zitat belegt sie eher das Gegenteil.

Zurück zum Buch:

Je heller die Menschen in Chile von der Hautfarbe und der Haarfarbe seien, desto höher stünden sie in dieser Kastenhierarchie. Am niedrigsten würden die Indios stehen, wenn man bedenkt, dass die Indios die Ureinwohner dieses Landes sind, während andere aus aller Welt mehr und mehr mit der Zeit in das Land eingewandert sind.

Genetisch sind wir doch schon längst alle vermischt.  

Isabel bekam von der Mutter die Haare gebleicht, als sie im Alter eines Säuglings war. Das muss man sich mal vorstellen ...

Sie verließ ihre Heimat 1973 durch den Militärputsch Pinochets. Sie lebte als Exilantin in Nordamerika, das völlig anders sei als ihr Land Chile:
Das Zeitempfinden der Nordamerikaner ist überhaupt sehr eigen: Geduld ist für sie ein Fremdwort; alles muss schnell gehen, sogar die Mahlzeiten und der Sex, die im Rest der Welt mit Muße zelebriert werden. Nicht von ungefähr haben die Gringos die beiden unübersetzbaren Ausdrücke Snack und Quickie erfunden für das Essen im Stehen und die Liebe im Eiltempo… Die meistverkauften Bücher sind Ratgeber: Millionär werden in zehn einfachen Lektionen, fünfzehn Pfund abnehmen in einer Woche, Scheidung ohne Trauer usw. Die Leute sind ständig auf der Suche nach Abkürzung und auf der Flucht vor allem, was als unerfreulich gilt: Hässlichkeit, Alter, Übergewicht, Krankheit, Geldmangel und jedwede Form des Scheiterns. 194
Diese Beobachtung trifft wohl so ziemlich in vielen westlichen Ländern zu. Perfektion, Leistung, Status.

Weitere Beobachtungen, die mich nachdenklich gestimmt haben:
Verglichen mit anderen Orten der Erde, wo ein Kind auf dem Weg zur Schule auf eine Mine treten und beide Beine verlieren kann, lebt es sich in den USA so sicher wie in einem Kloster, aber die Kultur ist süchtig nach Gewalt. Das zeigt sich im Sport, bei Spielen, in der Kunst, nicht zu reden vom Kino, das grauenvoll ist. In ihrem Leben wollen die US-Amerikaner keine Gewalt haben, aber sie brauchen sie aus der Konserve. Sie sind begeistert vom Krieg, solange er nicht bei ihnen zu Hause stattfindet. (194) 
Interessanter Vergleich, der auf viele wohlhabende Länder der westlichen Welt zutreffen könnte.

Und nun zu meiner Frage, weshalb Isabel so oft esoterische Themen in allen ihren Büchern einbringt, konnte ich nun in diesem Werk beantwortet bekommen. Was hat der magische Realismus mit ihr selber zu tun? Eigentlich wenig, wäre da nicht ihre Großmutter, die Gläserrücken und Geisteranbetungen praktizierte und Tarotkarten legte. Das hat Isabel sehr geprägt. Wobei der magische Realismus in der Literatur auch eine Modeerscheinung Lateinamerikas war oder noch ist. Dazu ein schönes Zitat:
Ich habe die übersinnlichen Fähigkeiten meiner Großmutter nicht geerbt, aber sie hat mir die Augen für die Wunder der Welt geöffnet. Ich halte alles für möglich. Großmutter war davon überzeugt, die Wirklichkeit besitze viele Dimensionen, und wenn wir das Leben verstehen wollten, sei es unklug, sich nur auf den Verstand und unsere begrenzten Sinne zu verlassen; es gibt ja noch andere Werkzeuge der Wahrnehmung, den Instinkt etwa, die Fantasie, Träume, Gefühle, Intuition. Durch Großmutter lernte ich den magischen Realismus kennen, lange bevor er mit dem sogenannten Boom der lateinamerikanischen Literatur in Mode kam.Das hilft mir bei der Arbeit, denn bei jedem neuen Buch folgte ich dem Grundsatz, mit dem sie ihre Sitzungen leitete:Ich locke die Geister sanft herbei, damit sie mir ihr Leben erzählen. Literarische Figuren sind so fragile und scheue Wesen wie die Gesichte meiner Großmutter; man muss sie mit Fingerspitzengefühl behandeln, damit sie sich auf den Buchseiten heimisch fühlen. (78) 
Vor allem die Textstelle, wie Isabel ihre literarischen Figuren herbeiruft, finde ich mehr als originell.

Isabel konnte schon sehr früh die Begeisterung für Bücher aufbringen. Einmal durch den Großvater Salvador und einmal durch ihren Onkel Pablo. Der Großvater allerdings hatte Isabel verboten, nach einundzwanzig Uhr noch zu lesen. Onkel Pablo machte das wieder wett und schenkte Isabel eine Taschenlampe. Und so verbrachte sie viele Nächte lesend unter ihrer Decke.

Auf Seite 83 ist zu entnehmen, mit welchen Büchern Isabel ihre Jungend verbrachte.

Hier mache ich nun Schluss. Weiteres ist dem Buch zu entnehmen, das ich jedem Isabel Allende-Liebhaber empfehlen kann.
_________
Man sollte sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind.
(Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2015  01
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Aktuell gelesene Bücher

2015


Ich werde die Bücher nicht alphabetisch sortieren, sondern in der Reihenfolge darstellen, wie ich sie gelesen habe.


1. Isabel Allende: Mein erfundenes Land
2. Gila Lustiger: So sind wir
3. Daniel Zahno: Die Geliebte des Gelatiere
4. Isabel Allende: Von Liebe und Schatten
5. Anita Shreve: Das erste Jahr ihrer Ehe
6. Randy Susan Meyers: Heute und in Ewigkeit
7. Haruki Murakami: Kafka am Strand
8. Maarten ´t Hart: Das Paradies liegt hinter mir
9. Renate Feyl: Das sanfte Joch der Vortrefflichkeit
10. Jim Knipfel: Blindfisch
11. Erik Fosnes Hansen: Das Löwenmädchen
12. Kader Abdolah: Mohammad, der Prophet
13. Lilly Lindner: Bevor ich falle
14. Asa Larsson: Bis dein Zorn sich legt
15. Margaret Forster: Schattenkinder
16. Haruki Murakami: Die unheimliche Bibliothek
17. J. R. Moehringer: Tender Bar
18. David Nicholls: Zwei an einem Tag
19. Urs Richle: Das taube Herz
20. Lilly Lindner: Da vorne wartet die Zeit
21. Robin Sloan: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
22. Francine Prose: Lügen auf Albanisch
23. Sara Gruen: Wasser für die Elefanten
24. David Safier: Jesus liebt mich ***
25. Mark Twain: Reise durch Deutschland
26. Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache
27. Haruki Murakami: Schlaf
28. Andreas Izquierdo: König von Albanien
29. Sandro Veronesi: Stilles Chaos
30. Malala Yousafzai: Ich bin Malala
31. Anne Michaels: Fluchtstücke ***
32. Ann Patchett: Familienangelegenheiten
33. Jurek Becker: Bronsteins Kinder
34. Haruki Murakami: Naokos Lächeln
35. Carlo Collodi: Pinocchio
36. Tracy Chevalier: Zwei bemerkenswerte Frauen
37. Marie Hermanson: Himmelstal
38. Haruki Murakami: Sputnik Sweatheart
39. Jakob Arjouni: Magic Hoffmann
40. Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
41  Ann Kirschner / Salas Geheimnis
42. Agatha Christi: Die Tote in der Bibliothek
43. Ulrike Kolb: Yoram
44. Uwe A. Oster: Friedrich der II / Sein Leben war das traurigste der Welt
45. Anne C. Vorhoeve: Einundzwanzigster Juli 
46. Hermann Hesse: Unterm Rad
47. Agatha Christi: Vorhang
48. David Gilmour: Mein allerbestes Jahr
49. Dörthe Binkert: Weit übers Meer
50. Petra Reski: Palermo Connection ***
51. Juan Carlos Onetti: Das kurze Leben ***
52. Lutz Seiler: Kruso ***
53. Maarten `t Hart: Die Sonnenuhr
54. Henning Mankell: Der Chronist der Winde
55. J. R. Moehringer: Knapp am Herz vorbei
56. Christa Hein: Der Blick durch den Spiegel
57. Francesca Marciano: Stimmen aus Glas
58. Patrick Süskind: Die Geschichte von Herrn Sommer
59. Don Miguel Ruiz: Die vier Versprechen
60. Annie Kagan: Das zweite Leben des Billy Fingers
61. Magali Robathan: Die Frau von Shearwater Island
62. Daniel Pennac: Wie ein Roman
63. Tessa de Loo: Die Zwillinge
64. Alex Capus: Fast ein bißchen Frieden
65. Dick und Felix Francis: Schikanen
66. Jules Verne: Reise um die Erde in 80 Tagen
67. Carla Guelfenbein: Der Rest ist Schweigen
68. Philip Roth: Amerikanisches Idyll
69. Anita Shreve: Eine Hochzeit im Dezember
70. Emile Zola: Das Paradies der Damen
71. Marion Brasch: Wunderlich fährt nach Norden
72. Kader Abdolah: Das Haus an der Moschee



*** abegebrochene Bücher

Freitag, 2. Januar 2015

Isabel Allende / Mein erfundenes Land

Lesen mit Anne ...

Nun ist es wieder soweit. Anne und ich lesen gemeinsam ein Buch, wie immer zum Ersten eines Monats. Gestern haben wir damit begonnen. Das Buch habe ich aus unserem gemeinsamen SuB ausgesucht:

Klicke hier Anne und Mirellas SuB

Im nächsten Monat ist Anne wieder mit dem Aussuchen dran. Wir wechseln uns ab.

Ja, wieder ein Allende-Buch. Damit mein Stapel kleiner wird, und wenn ich alle Allende-Bücher durch habe, beginne ich mit dem Hurakami Leseprojekt.

Und nun zur Buchvorstellung:


Klappentext
»Isabel Allende zu lesen heißt den Duft Lateinamerikas zu riechen, eine Großfamilie kennen zu lernen und mit skurrilen Geschichten überhäuft zu werden … Wer etwas über Geschichte und Politik Chiles, über die Menschen des Landes erfahren möchte und nicht zuletzt über Allendes außergewöhnliche Familie.

Charmant und schwungvoll erzählt Isabel Allende von ihrer Heimat, jenem langgestreckten Land am Rand der Welt, das sie nach dem Militärputsch 1973 verlassen mußte. Ausgehend von ihrer eigenen Geschichte und der ihrer Familie schreibt sie vom Stolz, von der Großzügigkeit und der Borniertheit ihrer Landsleute, von Machos und mutigen Frauen, von all dem, was ihr Chile liebenswert und unausstehlich macht – vor allem aber davon, was es bedeutet, ein Land zu verlieren und ein Zuhause zu finden.


Autorenporträt
Isabel Allende, 1942 in Chile geboren, ging nach Pinochets Militärputsch 1973 ins Exil. Die Erinnerungen ihrer Familie, die untrennbar mit der Geschichte ihres Landes verwoben sind, verarbeitete sie in dem Weltbestseller Das Geisterhaus. Allende zählt zu den meistgelesenen Autorinnen weltweit, ihr gesamtes Werk erscheint auf Deutsch im Suhrkamp Verlag.
Gelesen habe ich von der Autorin:
1. Amandas Suche
2. Das Geisterhaus
3. Das Portrait aus Sepia
4. Das Siegel der Tage
5. Die Insel unter dem Meer
6. Die Stadt der wilden Götter
7. Eva Luna
8. Fortunas Tochter
9. Inés meines Herzens
10. Mayas Tagebuch
11. Paula
Zu dem vorliegenden Buch habe ich erst fünfzig Seiten gelesen. Heute werde ich mir mehr Zeit nehmen.


Donnerstag, 1. Januar 2015

Meine Bücher-Lose-Kiste

Mein großer Sub, Stapel ungelesener Bücher, besteht aus einer Summe von insgesamt 450 Büchern. Wann ich sie alle lesen soll, das weiß ich nicht. Und wie oft fällt es mir schwer, mich für das richtige Buch zu entscheiden, das ich aktuell lesen möchte. Es ist echt die Qual der Wahl. Nun kam ich auf folgende Idee:
Ich bastelte mir Lose und beschriftete sie mit dem Namen des Autors und dessen Buchtitel. Die Lose steckte ich in eine Box, die ich als meine Bücher-Schatzkiste bezeichne. Nach einem gelesen Buch ziehe ich dann aus der Box das Buch, das ich als nächstes lesen werde. Wie oft hatte ich zur richtigen Zeit das richtige Buch gezogen. Unser Unbewusstes weiß besser als der Verstand, welches Buch zum hiesigen Zeitpunkt geeignet ist, gelesen zu werden.

Und jedes Buch, das ich gezogen habe, trägt immer eine gewisse Botschaft, eine Weisheit an mich heran, die zu meiner derzeitigen Lebenssituation passt.

Seit ich diese Methode führe, habe ich nicht mehr so viele Bücher abbrechen müssen.

Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen Menschen mit dieser Idee anstecken.

Ein schönes neues Jahr 2015 wünsche ich allen meinen BesucherInnen.