Freitag, 21. Februar 2014

Fred Hatfield / Nördlich der Sonne (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Trapperbuch hat mir sehr gut gefallen. Unangenehm waren mir lediglich die vielen Tiertötungen.

Anfangs hatte es mich ein wenig an Defoes Buch Robinson Crusoe erinnert. Nur anfangs, dann kam die Wende. Fred Hatfield lebte keineswegs viel alleine in seinen Wäldern. Auch wurde er über ein Flugzeug seines Freundes mit Lebensmitteln u. a. beliefert. Also, doch kein Defoe - Buch. Hatfield ergriff aus eigenem Antrieb sein Abenteuer in den Wäldern Alaskas.

Im Folgenden noch einmal der Klappentext:
Hatfield, ein Jäger und Fallensteller, war auch ein Poet - der letzte echte Trapper Alaskas. Keine Geländewagen oder Motorschlitten standen für ihn bereit, dafür Skier und Packschlitten, Schneeschuhe und Mokassins. Er lebte allein, litt manchmal unter der Einsamkeit, verdiente mühsam sein Lebensunterhalt - eine elende und oft auch grausame Plackerei.
Hatfield tötete nicht nur, um zu überleben, nein, er tötete auch nur des Felles wegen, mit denen er Geschäfte machte.  

Ansonsten war mir Hatfield recht sympathisch. Wie sonst überall auf der Welt, wo Eingeborene leben, werden sie auch in Alaska diskriminiert. Hier sind es die Eskimos, die aus der nordamerikanischen Gesellschaft ausgeschlossen werden. Hatfield setzte sich für diese Menschen ein.

Vor allem Frauen und Mädchen sind besonders schutzbedürftig.
Jeder Familienvater achtete darauf, dass seine Frau und die Töchter das Haus hüteten. Es war alles andere als angenehm. Hier ging es darum, die Seinen zu beschützen, und binnen Kurzem begriff ich, worauf es ankam. Meine Freunde waren größtenteils Eingeborene, und ich hatte größte Hochachtung vor ihnen und wollte ihnen unter allen Umständen beistehen. (66 f)
Interessant fand ich auch die vielen Erfahrungen mit den Wildtieren, vor allem aber den Bären und den Vielfraßen.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Tiere als böse zu bezeichnen. Kannte sonst auch keinen Menschen, der dies glaubte. Hatfield macht hier die Ausnahme:
Vielfraße und Grizzly behelligen einander grundsätzlich nicht. Beide sind ekelhaft, bösartig und gemein. Beide töten aus Lust und Laune, und beide haben offenbar größten Respekt voreinander.In diesem Land war der Grizzly wieder König. Kein guter König, sondern ein unberechenbares, grausames Tier und zudem eines der mächtigsten auf Erden. Die Männchen fühlen sich nach der Paarung für nichts mehr verantwortlich. Ich habe gesehen, wie ein männlicher kürzlich ein Junges umgebracht und angefressen hat, sein eigenes. Für ihn war das bloß ein Opfer, das er töten könnte. Denn die Bären töten aus Lust. Nicht nur der Nahrung wegen, sondern zum Vergnügen. Ich habe gelesen, dass es drei Grundregeln gibt, die man in einer Grizzlygegend immer einhalten sollte. Störe niemals einen Bären beim Fressen. Schrecke einen Bären nicht auf. Gerate niemals zwischen ein Weibchen und seine Jungen. Meiner Meinung nach müsste es eine vierte Regel geben. Denn die erste und die allerwichtigste sollte man nie vergessen: Rechne stets damit, dass ein Grizzly angreift. Sie brauchen nicht den geringsten Anlass. Es hängt einfach nur von ihrer Laune ab. (173)
Sowohl Grizzly als auch der Vielfraß sind bösartig und grausam, aber ich nehme an, dass sie dazu bestimmt sind. Zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben empfand ich ein Hauch Mitgefühl mit ihnen. (178)
Hm, weiß nicht so recht, ob ich das glauben soll. Ich lasse es einfach mal so stehen.

Hatfield findet seine große Liebe im Krankenhaus, indem er vom Blinddarm befreit wird. Er verliebt sich in ein junges 19- jähriges Mädchen namens Ann, das sich in der Krankenpflegeausbildung befindet. Auf beiden Seiten ist es Liebe auf den ersten Blick und beide heiraten ziemlich schnell. Das Mädchen zieht mit Fred durch die Wälder.

Ich freute mich über die Szene mit dem schwarzen Fuchs. Fred hatte noch nie zuvor einen Fuchs mit schwarzem Fell gesehen und will das Tier erlegen. Er bittet seine Frau, ihm das Gewehr zu reichen, doch Ann zieht nicht mit:
„Das mach ich nicht." Sie flüsterte nicht einmal, sagte es laut und deutlich. Der Fuchs huschte davon und verschwand im Strauchwerk. Ich drehte mich zu ihr um." Ann, ist dir klar, dass da gerade hundertfünfzig Dollar ins Gebüsch gehüpft sind?"„Ist mir egal. So was Schönes lass´ ich dich nicht einfach umbringen." Sie hatte sich immer noch nicht damit abgefunden, dass ich Pelztiere töten musste, wenn ich ihr Fell erbeuten wollte. Das konnte sie nie. Sie wirkte ernst und entschieden. Sie hatte ein wunderbar weiches Herz, und unwillkürlich musste ich lächeln. (176)
Das waren jetzt ein paar wenige Auszüge. Ich fühlte mich durch den Erzählstil des Autors gut in Alaska hineinversetzt. In dem Buch wird man allerdings ständig Zeuge eines getöteten Tieres. Es dreht sich hauptsächlich darum.

Für Tierfreunde keine wirklich leichte Lektüre.

Das mit dem bösen Bären werde ich noch eruieren, ob Hatfields Theorie auch von Fachleuten geteilt wird. 
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Es gibt in unserer Seele Ding, an denen wir mehr hängen, als wir selbst wissen.
(Marcel Proust)

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